Wege zur Kultur. Barrieren und Barrierefreiheit in Kultur- und Bildungseinrichtungen, hg. v. Tervooren, Anja/Weber, Jürgen (= Schriften des deutschen Hygiene-Museums Dresden 9). Böhlau, Köln 2011. 295 S., Abb. Besprochen von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Wege zur Kultur. Barrieren und Barrierefreiheit in Kultur- und Bildungseinrichtungen, hg. v. Tervooren, Anja/Weber, Jürgen (= Schriften des deutschen Hygiene-Museums Dresden 9). Böhlau, Köln 2011. 295 S., Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.
Kultur ist in Gegensatz zur Natur im weitesten Sinn alles, was der Mensch durch Gestaltung schafft. Durch Kultur unterscheidet sich der Mensch vom Tier. Andererseits trennt auch das jeweilige Maß der Teilhabe des Einzelnen an diesen Gestaltungen die sich von der Natur immer weiter entfernenden Menschen untereinander in Bezug auf die Wertigkeit ihres sozialen Menschseins.
Da in der Gegenwart Kultur vielfach in Gebäuden untergebracht und gepflegt wird, stellt sich die besondere Frage der Zugangsmöglichkeiten zu ihr für einzelne Menschen. Sie hat großes Gewicht für die Menschen, für die durch unterschiedlichste Umstände der Zugang zu Gebäuden beispielsweise durch Stufen oder andere Barrieren erschwert ist. Während in früheren Zeiten dieses Ergebnis zu Lasten der Betroffenen als selbverständlich und unausweichlich hingenommen wurde, nimmt sich die inzwischen erreichte Höhe der menschlichen Kultur seit etwa einem halben Jahrhundert durch Sachkenner dieser Frage als eines sozialen Problems an.
In diesem Sinne wurde auf einer im Oktober 2009 von der Konferenz nationaler Kultureinrichtungen mit der Klassik Stiftung Weimar und dem Deutschen Hygiene-Museum in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimer eine Tagung über Die Wege zur Kultur (Kulturwissenschaftliche Aspekte des Umgangs mit Behinderungen) abgehalten. Dortige Vorträge und weitere Beiträge legt der dieser Problematik gewidmete, mit der Abbildung zweier Plastiken auf dem aufrufenden Umschlag geschmückte Band der Öffentlichkeit nunmehr vor. Unter der Zielsetzung „Barrieren wahrnehmen, verstehen und abbauen“ behandeln acht Beiträge Konzepte und Geschichte von Barrieren und Barrierefreiheit und elf weitere Untersuchungen die Barrierefreih |
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Wegera, Klaus-Peter/Schultz-Balluf, Simone/Bartsch, Nina, Mittelhochdeutsch als fremde Sprache. Eine Einführung für das Studium der garmanistischen Mediävistik. Erich Schmidt, Berlin 2011. 236 S., 90 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Wegera, Klaus-Peter/Schultz-Balluf, Simone/Bartsch, Nina, Mittelhochdeutsch als fremde Sprache. Eine Einführung für das Studium der germanistischen Mediävistik. Erich Schmidt, Berlin 2011. 236 S., 90 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.
Des Mittelhochdeutschen als einer besonderen geschichtlichen Entwicklungsstufe des Deutschen ist im Grunde erst die Germanistik des 19. Jahrhunderts sich wirklich bewusst geworden. Wie für das Althochdeutsche, so hat sie auch für das Mittelhochdeutsche klassische Wörterbücher und Sprachlehren geschaffen, selbst wenn diese ihrer Nachwelt inzwischen mangelhaft geworden sind. Kaum wirklich zuverlässig gewonnen, ist das Althochdeutsche aber in der didaktischen Praxis seinen Meistern eigentlich schon seit etwa 1970 zwischen den Fingern zerronnen und vierzig Jahre danach scheint es im Ringen um die Zeit und Aufmerksamkeit in der schulischen Bildung auch um das Mittelhochdeutsche so schlecht bestellt, dass es selbst in Deutschland als fremde Sprache angesehen werden kann oder muss.
Nach Ansicht der verdienstvollen Verfasser ist Mittelhochdeutsch (zwar) keine Fremdsprache, wird aber im schulischen Unterricht kaum noch ernsthaft thematisiert und von daher von vielen germanistischen Erstsemestern als fremde Sprache erfahren. Diese Lage macht sich das vorliegende Werk zu Nutze und führt in das Mittelhochdeutsche unter Verwendung fremdsprachendidaktischer Methoden und Erkenntnisse ein. In 15 Unterrichtseinheiten vermittelt es Textkenntnis, Grammatik und deutsche Kultur des Mittelalters an Hand vieler Beispiele und Bilder.
Nach Einleitung und Benutzungshinweisen wird mit dem Nibelungenlied Willkommen geboten, werden Walther von der Vogelweide, Hugo von Trimberg, Schwabenspiegel, Albrecht von Kemenaten, Gottfried von Straßburg, Pleier, Satzungsbuch Nürnbergs, Pfaffe Konrad, Hartmann von Aue, Millstätter Predigtsammlung, Bruder Berthold, Heinrich von Veldeke und vieles andere mit Wald, Wildnis, Hof, Macht |
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Wehrmann, Hildegard, Hermann Pünder (1885-1976). Patriot und Europäer. Klartext Verlag, Essen 2012. 523 S. Besprochen von Gerhard Köbler. |
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Der in Trier am 1. April 1888 geborene Hermann Josef Pünder wurde nach dem Studium der Rechtswissenschaft in Freiburg im Breisgau, in Berlin und London 1911 promoviert. Nach dem Abschluss seiner weiteren Ausbildung wurde er Regierungsrat im Finanzministerium des Deutschen Reiches und stieg von dort aus 1926 zum Staatssekretär der Reichskanzlei unter den Reichskanzlern Luther und Marx vom Zentrum, Müller von der SPD und Brüning nochmals vom Zentrum auf. 1932 wurde er Regierungspräsident des Regierungsbezirks Münster, verlor diese Stellung aber 1933.
Nach dem Attentat auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944 wurde er verhaftet und wegen der Beteiligung an der Verschwörung in das Konzentrationslager deportiert. Am Ende des zweiten Weltkriegs kam er in Südtirol frei. Er zählte danach zu den Mitbegründern der Christlich Demokratischen Union in Nordrhein-Westfalen und wurde Oberbürgermeiste4r Kölns sowie für 19 Monate Oberpräsident der Bizone.
Seinen, nach 1945 von Konrad Adenauer eingeschränkten Lebensweg zeichnet die lange Jahre bei der Europäischen Union als Chefdolmetscherin tätige Verfasserin nach einem Studium der Geschichte in Düsseldorf in ihrer von einem namentlich nicht erwähnten Professor (Horst A. Wessel) an einer ebenfalls nicht erwähnten Universität betreuten Dissertation unter besonderer Auswertung des Tagebuchs und der Memoiren Pünders nach. Die Arbeit ist von Schwächen im Einzelnen nicht frei. Dennoch macht sie die Leistungen des in Fulda am 3. Oktober 1976 verstorbenen Hermann Pünder deutlicher als die bisherige Literatur.
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Weidenfeld, Werner, Die Europäische Union (= UTB 3347). Fink, München 2010. 222 S. Besprochen von Gerhard Köbler. |
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Der in Cochem 1947 geborene Verfasser promovierte nach dem Studium der Politikwissenschaft, Geschichte und Philosophie in Bonn 1971 mit einer Dissertation über die Englandpolitik Gustav Stresemanns. !975 wurde er mit einer Schrift über die deutsche Europapolitik in der Ära Konrade Adenauer habilitiert. Nach anschließender langjähriger Tätigkeit als Professor für Politikwissenschaft in Mainz sowie zeitweiligem Aufenthalt als Professeur associé an der Sorbonne in Paris wechselte er 1995 als Inhaber des Lehrstuhls für politische Systeme und europäische Einigung an das Geschwister-Scholl-Institut für Politikwissenschaft der Universität München.
Mit der europäischen Einigung hat er sich bereits sehr früh befasst. Einer Bilanz und Perspektive von 1973 und Zukunftsfragen der europäischen Einigung von 1980 folgten zahlreiche weitere Werke. Sein Taschenbuch über die europäische Union fand so viel Interesse, dass es 2011 in zweiter Aufglage vorgelegt werden konnte.
Gegliedert ist es in drei Teile. Sie betreffen die konzeptionellen und historischen Grundlagen (darin auf den Seiten 61ff. die Geschichte der europäischen Integration mit den wichtigtsten Jahreszahlen), die institutionelle Architektur (mit Europäischem Parlament, Europäischem Rat, Rat, Kommission , Gerichtshof der Union, Europäischer Zentralbank und Rechnungshof) und die Handlungsfelder und Entwicklungsperspektiven (Binnenmarkt, Wirtschaftsunion, Währungsunion, Agrarpolitik, Regionalpolitik, Außenwirtschaftspolitik, Entwicklungspolitik, Sicherheitspolitik). Am Ende des klaren und sachkundigen. durch ein Register von Adenauer bis Zyperfrage aufgeschlossenen Überblicks bietet der Verfasser eine Übersicht über sechs zentrale Herausforderungen, die er aber nicht nur an die Politik, sondern auch an die Wissenschaft gerichtet sieht.
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Weigl, Andreas, Bevölkerungsgeschichte Europas - von den Anfängen bis in die Gegenwart (= UTB 3756). Böhlau, Köln 2012. 210 S. Besprochen von Gerhard Köbler. |
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Die Menschen haben sich von ihren ersten Anfängen bis zur Gegenwart in ihrer Zahl beständig vermehrt. An die Stelle der vielleicht anfangs bestehenden Gefahr ihres Untergangs durch natürliche Gegebenheiten ist möglicherweise die Gefahr des Untergangs durch eigene Entscheidungen getreten. Von daher ist ein objektiver Blick über die Bevölkerungsgeschichte sehr willkommen, auch wenn er zumindest vordergründig auf Europa konzentriert ist.
Der in Wien 1961 geborene Verfasser studierte in Wien von 1979 an Wirtschaftsinformatik und von 1980 an Geschichte und erwarb 1984 den Mag. rersocoec. und 1985 den Mag. phil. sowie nach dem Doktoratsstudium des Faches Wirtschaftsgeschichte 1991 den Dr. rersocoec. Seit 1984 am Statistischen Amt der Stadt Wien im Bereich Bevölkerungsstatistik tätig, wurde er 1989 Fachreferent in der Magistratsdirektion der Stadt Wien und 1998 stellvertretender Leiter des statistischen Amtes Wiens. Seit 2001 ist er Universitätsdozent am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien, seit 2010 Leiter des Ludwig Boltzmann Instituts für Stadtgeschichtsforschung.
Sein griffiges Taschenbuch gliedert sich insgesamt in 13 sachliche Abschnitte. Nach der Erklärung des Gegenstands beschreibt es die Quellen, geht besonders auf Malthus und seine theoretischen Gedankengänge ein und verfolgt dann nacheinander die Phasen der europäischen Bevölkerungsgeschichte vom Zeitalter der Pest über die hochmittelalterliche Expansionsphase (ca. 1000-1300), das European Marriage Pattern, den „Demografischen Übergang“, den epidemiologischen Übergang, das social und gender gap, die stille Revolution, den Wandel Europas vom Auswanderungskontinent zum Einwanderungskontinent bis zu Europa und der Welt an der (bisher letzten) Jahrtausendwende. Zehn Tabellen, vier Grafik |
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Weiss, Sheila Faith, The Nazi Symbiosis. Human Genetics and Politics in the Third Reich. University of Chicago Press, Chicago 2010. 383 S. Besprochen von Gerhard Köbler. |
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Die Verfasserin beschäftigt sich seit vielen Jahren mit einer sie besonders interessierenden Problematik. Bereits 1983 erschien in Ann Arbor ihre Untersuchung über Race hygiene and the rational management of national efficiency. Diese Hochschulschrift wurde 1987 von der University of California in Buchform veröffentlicht.
1986 folgte das Werk über Wilhelm Schallmeyer and the logic of German eugenics. 2005 schloss die Verfasserin einen Ausblick über die internationalen Auswirkungen an. Nunmehr bietet sie eine allgemeinere, auch für eine breitere Leserschaft gedachte Abrundung.
Gegliedert ist diese Darstellung in insgesamt sechs Abschnitte. Sie betreffen vor allem das Berliner Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie (Eugen Fischer, Otmar von Verschuer) und die Münchener Forschungsanstalt für Psychiatrie (Ernst Rüdin), wobei die Verfasserin eindringlich zeigt, wie Wissenschaft in der Person einzelner Forscher zur Erreichung individueller Ziele sich allgemeinen politischen Zielsetzungen unterstellte. Auf dieser Grundlage gelangt das Werk zu der fragend vorgetragenen Folgerung, ob während des Dritten Reiches something unique about human heredity geschah, indem wissenschaftlicher Eifer dem Menschen ethisch vorgegebene Grenzen missachtete?
Innsbruck Gerhard Köbler
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Weißer, Ansgar, Die „innere“ Landesgründung von Nordrhein-Westfalen. Konflikte zwischen Staat und Selbstverwaltung um den Aufbau des Bundeslandes (1945-1953) (= Forschungen zur Regionalgeschichte 68). Schöningh, Paderborn 2012. XII, 819 S. Besprochen von Werner Schubert. |
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Anders als in anderen Bundesländern setzte sich in Nordrhein-Westfalen eine weitgehende Dezentralisierung, Kommunalisierung und Regionalisierung von Aufgaben und Entscheidungskompetenzen durch. Dies erst bewirkte die „innere Landesgründung“ von Nordrhein-Westfalen, das als im August 1946 von der britischen Besatzungsmacht begründetes Bundesland zunächst über keine eigenständigen Traditionen verfügte (S. 4f.). In der Einleitung (S. 1-28) geht Weißer auf die äußere und innere Landesgründung von Nordrhein-Westfalen im Überblick, den Forschungsstand, den Aufbau des Werkes und auf die Fragestellung ein. Hiernach stehen weniger die Ergebnisse der inneren Landesgründung als vielmehr die Umstände der Genese dieser Gründung im Vordergrund: „Beantwortet werden sollen vor allem die Fragen, wie es in Nordrhein-Westfalen zu einer Renaissance der Selbstverwaltung kam und warum sich in der Auseinandersetzung die Vertreter kommunaler und regionaler Interessen gegenüber den Anhängern eines stärker zentralisierten Staatsaufbaues so weitgehend durchsetzen konnten und wie sie dabei agierten“ (S. 15). Zunächst geht es um die Einflüsse der Besatzungsmacht auf die Landesgründung entsprechend ihrem Konzept einer Demokratisierung und Zentralisierung, das zu einer starken kommunalen Selbstverwaltung führte (S. 29-79). Die Revidierte Deutsche Gemeindeordnung vom April 1946 übertrug entsprechend dem britischen Demokratiemodell die politische Führung und die Verwaltung ausschließlich dem gewählten Rat; lediglich die bürokratische Leitung der Verwaltung oblag dem Gemeinde-, Stadt- oder Oberkreisdirektor.
Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit den Akteuren der inneren Landesgründung im Hinblick |
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Wejwoda, Marek, Die Leipziger Juristenfakultät im 15. Jahrhundert. Vergleichende Studien zu Institution und Personal, fachlichem Profil und gesellschaftlicher Wirksamkeit (= Quellen und Forschungen zur sächsischen Geschichte 34). Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig in Kommission bei Steiner, Stuttgart 2012. 174 S. Besprochen von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Wejwoda, Marek, Die Leipziger Juristenfakultät im 15. Jahrhundert. Vergleichende Studien zu Institution und Personal, fachlichem Profil und gesellschaftlicher Wirksamkeit (= Quellen und Forschungen zur sächsischen Geschichte 34). Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig in Kommission bei Steiner, Stuttgart 2012. 174 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Das mit einer um 900 n. Chr. im Bereich des heutigen Matthäikirchhofs angelegten slawischen Siedlung beginnende, 1015 als urbs Libzi (Burg der Linden) erstmals erwähnte Leipzig wurde als Folge eines Auszugs von Professoren aus der 1348 eingerichteten Universität Prag Sitz einer eigenen Universität. Es zählt damit zu den ältesten deutschen Universitätsorten. Die allgemeine Kenntnis der Geschichte der Leipziger Juristenfakultät im 15. Jahrhundert beruhte bis jetzt im Wesentlichen auf dem Stand von 1882, wie ihn Theodor Muther 1876 in seinen Beiträgen zur Geschichte der Rechtswissenschaft und der Universitäten in Deutschland und Emil Friedberg 1882 in seinem Werk über das Collegium Juridicum darlegten.
Die darüber erfreulicherweise deutlich hinausgreifende Studie des Verfassers verdankt nach dem Vorwort ihre Entstehung in erster Linie Dietrich von Bocksdorf, weil bei der Arbeit über ihn dem Bearbeiter bewusst wurde, wie schmal und teils auch unzuverlässig die Grundlagen des gegenwärtigen Wissens sind. Diese Einsicht führte ihn zu dem Plan, aus den zahlreichen und aussagekräftigen, ihm begegnenden vereinzelten Quellenbelegen eine neue, zeitgemäßere, in Einleitung, Entwicklung bis 1463, Umfang und Qualität des Lehrkörpers, römisches Recht in Leipzig, Frequenz, soziale Qualität, äußere Wirksamkeit, sächsisches Recht sowie Zusammenfassung gegliederte Fakultätsgeschichte zu entwickeln. Dies ist ihm überzeugend gelungen.
Danach ist spätestens mit dem Wintersemester 1411/1412 von einem gut besuchten Rechtsstudium auszugehen, wenn sich auch eine institutionell-korporative Verfest |
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Wejwoda, Marek, Sächsische Rechtspraxis und gelehrte Jurisprudenz. Studien zu den rechtspraktischen Teilen und zum Werk des Leipziger Juristen Dietrich von Bocksdorf (ca. 1410-1466) (= Monumenta Germaniae Historica. Studien und Texte 54). Hahn, Hannover 2012. XXIX, 318 S. Besprochen von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Wejwoda, Marek, Sächsische Rechtspraxis und gelehrte Jurisprudenz. Studien zu den rechtspraktischen Teilen und zum Werk des Leipziger Juristen Dietrich von Bocksdorf (ca. 1410-1466) (= Monumenta Germaniae Historica. Studien und Texte 54). Hahn, Hannover 2012. XXIX, 318 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Der Verfasser reichte im Wintersemester 2010/2011 unter dem Titel Dietrich von Bocksdorf (ca. 1410-1466). Ein gelehrter Jurist des Spätmittelalters zwischen Lehrstuhl und Rechtspraxis, Fürstendienst und kirchlicher Karriere seine von Enno Bünz angeregte und fast ein Jahrzehnt ausdauernd geförderte Dissertation bei der Fakultät für Geschichte, Kunst und Orientwissenschaften der Universität Leipzig ein. Aufgrund des großen Umfangs des1002 Seiten in drei Teilbänden umfassenden Typoskripts entschied er sich nach Annahme der gewichtigen Untersuchung durch die Fakultät für eine Veröffentlichung in vier Monographien. Nach den Werken Wejwoda, Marek, Die Leipziger Juristenfakultät im 15. Jahrhundert. Vergleichende Studien zu Institution und Personal, fachlichem Profil und gesellschaftlicher Wirksamkeit (= Quellen und Forschungen zur sächsischen Geschichte 34). Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig in Kommission bei Steiner, Stuttgart 2012. 174 S. (Besprochen von Gerhard Köbler) und Wejwoda, Marek, Spätmittelalterliche Jurisprudenz zwischen Rechtspraxis, Universität und kirchlicher Karriere. Der Leipziger Jurist und Naumburger Bischof Dietrich von Bocksdorf (ca. 1410-1466) (= Education and Society in the Middle Ages and Renaissance 42). Brill, Leiden 2012. 468 S. (Besprochen von Gerhard Köbler) liegt nun auch der dritte Teilband des an hervorgehobenen Orten wirksam gestreut veröffentlichten, aber dadurch zugleich in seiner Einheit aufgelösten großen Werkes vor.
In seiner Einleitung bietet der Verfasser dementsprechend als erstes kurz Konturen der Biographie, die an anderem Ort ausführlicher dargestellt sind. Danach untersucht er Die |
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Wejwoda, Marek, Spätmittelalterliche Jurisprudenz zwischen Rechtspraxis, Universität und kirchlicher Karriere. Der Leipziger Jurist und Naumburger Bischof Dietrich von Bocksdorf (ca. 1410-1466) (= Education and Society in the Middle Ages and Renaissance 42). Brill, Leiden 2012. 468 S. Besprochen von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Wejwoda, Marek, Spätmittelalterliche Jurisprudenz zwischen Rechtspraxis, Universität und kirchlicher Karriere. Der Leipziger Jurist und Naumburger Bischof Dietrich von Bocksdorf (ca. 1410-1466) (= Education and Society in the Middle Ages and Renaissance 42). Brill, Leiden 2012. 468 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Die Arbeit ist die von Enno Bünz angeregte und fast ein Jahrzehnt betreute Dissertation des in Dresden 1977 geborenen, nach dem Abitur am Dresdener Pestalozzi-Gymnasium, dem Zivildienst und dem Studium der mittleren und neueren Geschichte und der Soziologie an der Technischen Universität Dresden und der Universität Leipzig sowie einer Tätigkeit als studentische Hilfskraft bei Franz-Reiner Erkens und in den Sondersammlungen der Universitätsbibliothek Leipzig mit einer Magisterarbeit über Kirche und Landesherrschaft. Das Hochstift Meißen und die Wettiner im 13. Jahrhundert graduierten Verfassers. Von Juni 2006 bis September 2010 war er Promotionsstipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes und von Oktober 2006 bis September 2008 sowie seit Januar 2011 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für sächsische Landesgeschichte.
Im Rahmen seines am 27. April 2011 erfolgreich abgeschlossenen Promotionsvorhabens legte er in drei Teilbänden mit etwas mehr als 1000 Seiten eine Dissertation mit dem Titel Dietrich von Bocksdorf vor. Unter praktischer und vielleicht auch taktischer Ausgliederung der gesondert publizierten umfangreichen quellenerschließenden und überlieferungsgeschichtlichen Studien zu Bocksdorf rechtspraktischen Texten und zu seinem Werk einerseits und des Kapitels über Bocksdorfs Buchbesitz und des monographisch abgeschlossenen Exkurses über die Geschichte der Leipziger Juristenfakultät im 15. Jahrhundert andererseits veröffentlicht er mit dem vorliegenden Buch den Hauptteil der Dissertation an hervorragender Stelle. Er gliedert dabei seine überzeugende Studie in drei Kapitel.
In seiner Einleitung s |
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Werner, Michael, Stiftungsstadt und Bürgertum. Hamburgs Stiftungskultur vom Kaiserreich bis in den Nationalsozialismus (= Stadt und Bürgertum 14). Oldenbourg, München 2011. 500 S. Besprochen von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Werner, Michael, Stiftungsstadt und Bürgertum. Hamburgs Stiftungskultur vom Kaiserreich bis in den Nationalsozialismus (= Stadt und Bürgertum 14). Oldenbourg, München 2011. 500 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Seit der Mensch mehr Vermögen hat, als er für sich und sein soziales Nahfeld benötigt, hat sich für ihn die Möglichkeit ergeben, anderen den Überschuss ganz oder teilweise aus welchen Beweggründen auch immer zu überlassen. Dementsprechend ist die Stiftung bereits dem römischen Recht bekannt, so dass es kaum überraschen kann, dass sie von der christlichen Kirche gefördert wird und am Übergang vom Frühmittelalter zum Hochmittelalter bereits der Ausdruck Stiftung erscheint. Von der Aufklärung und der Säkularisation eher abgelehnt, wird die zunächst nur als unselbständiger Anhang einer Körperschaft angesehene Einrichtung im 19. Jahrhundert als eigene juristische Person anerkannt (Heise, G. A:, Grundriss eines Systems des gemeinen Civilrechts, 2. A: 1816, 23) und in das Bürgerliche Gesetzbuch des Deutschen Reiches von 1896/2000 aufgenommen.
In der Gegenwart ist angesichts beträchtlicher Vermögensmassen die Stiftung auch vielfach Gegenstand wissenschaftlicher Forschung geworden. In diesen Bereich gehört das von Andreas Schulz geleitete Forschungsprojekt Stifter und Stiftungen in Hamburg. In seinem Rahmen wurde der 1972 geborene, als freier Historiker in Dresden lebende, produktive Verfasser im Wintersemester 2008/2009 vom Fachbereich Philosophie und Geschichtswissenschaften der Universität Frankfurt am Main mit der vorliegenden stattlichen Dissertation promoviert.
Gegliedert ist die Untersuchung nach einer Einleitung über Forschungsobjekte, Leitfragen, Begriffe, Definitionen, Forschungen, Hamburg, Konzeption, Aufbau und (vielfach archivalische) Quellen in drei chronologische geordnete Abschnitte. Der Verfasser beginnt mit der bürgerlichen Stiftungskultur im Kaiserreich, innerhalb deren er bereits jüdischen Stiftern und Mäz |
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Wernicke, Simone, Jugendstrafvollzug in der DDR. Die Rechtsentwicklung vor dem Hintergrund der politischen und gesellschaftlichen Veränderungen(= Rechtsgeschichtliche Studien 49). Kovač, Hamburg 2011. 603 S. Besprochen von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Wernicke, Simone, Jugendstrafvollzug in der DDR. Die Rechtsentwicklung vor dem Hintergrund der politischen und gesellschaftlichen Veränderungen(= Rechtsgeschichtliche Studien 49). Kovač, Hamburg 2011. 603 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Der Sozialismus ist in seinem Kern eine idealistische Ideologie, die im Menschen das Gute sehen und das Schlechte verändern möchte. Die realistische Erfahrung seiner bisherigen Umsetzung zeigt jedoch, dass diese Ziele nicht leicht zu erreichen sind und wohl bisher auch noch nirgends verwirklicht worden sind. Von daher ist die wissenschaftliche Betrachtung des Jugendstrafvollzugs in der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik von allgemeinem Interesse.
Die vorliegende, umfangreiche Arbeit ist die überarbeitete Fassung der von Ralph Weber betreuten, im Wintersemester 2009/2010 bei der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Rostock eingereichten Dissertation der Verfasserin. Sie gliedert sich nach einer Einleitung in Thema, Gegenstand, Ziel, Aufbau, Forschungsstand, Verlauf und Methodik der Untersuchung in drei in erster Linie chronologisch geordnete Abschnitte. Sie betreffen die Entwicklung bis 1945, die Entwicklung von 1945 bis 1990 und in die Entwicklung des Jugendstrafvollzugs in der Bundesrepublik unter Berücksichtigung der neuen Rechtslage ab 1. Januar 2008.
Im Ergebnis erscheint der auch Zeitzeugen einbindenden Verfasserin die Entwicklung der Jugendstrafvollzugs der Bundesrepublik Deutschland im Vergleich mit der ehemaligen Deutschen Republik als unbefriedigend. Allerdings weist sie selbst darauf hin, dass der Gesetzgeber der Deutschen Demokratischen Republik zwar viel aktiver vorging, dass dieses Vorgehen aber politisch motiviert und undemokratisch ausgestaltet war und dass sich sichere Schlüsse über den Erfolg des Strafvollzugssystems in der Deutschen Demokratischen Republik mangels ausreichender empirischer Erkenntnisse nicht ziehen lassen. Angesichts des bisher |
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Westerhoff, Christian, Zwangsarbeit im Ersten Weltkrieg. Deutsche Arbeitskräftepolitik im besetzten Polen und Litauen 1914-1918 (= Studien zur historischen Migrationsforschung 25). Schöningh, Paderborn 2011. 377 S. Besprochen von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Westerhoff, Christian, Zwangsarbeit im Ersten Weltkrieg. Deutsche Arbeitskräftepolitik im besetzten Polen und Litauen 1914-1918 (= Studien zur historischen Migrationsforschung 25). Schöningh, Paderborn 2011. 377 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Die Arbeit ist die von Jochen Oltmer und Wolfgang Reinhard betreute, im Oktober 2005 im Max-Weber-Kolleg der Universität Erfurt begonnene, 2009 in Brüssel am Centre d’Etudes et de Documentation Guerre et Societiés (!) contemporaines fortgeführte und 2010 in Erfurt verteidigte Dissertation des als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt 1914-1918-online der Deutschen Forschungsgemeinschaft tätigen Verfassers. Sie gilt einem der düstersten Kapitel des Zeitalters der Weltkriege in der Periode „des zweiten dreißigjährigen Krieges“. Sie will klären, inwieweit und warum Zwangsarbeit als Mittel der deutschen Arbeitskräftepolitik während des Untersuchungszeitraums angewandt wurde.
Sie gliedert sich in sieben Abschnitte. Nach einer kurzen Einleitung beginnt der Verfasser mit einem Überblick über den Wechsel vom Rückkehrzwang zum Rückkehrverbot für Arbeitskräfte aus Russland in Deutschland zwischen 1906 und 1918, nach dem der Verfasser Arbeitsmarkt, Verwaltungsaufbau und Wirtschaftspolitik in seinen beiden Untersuchungsgebieten Generalgouvernement Warschau und Verwaltungsgebiet des Oberbefehlshabers Ost behandelt, wobei auf den beigefügten Karten insgesamt an deb gleichen Stellen teils Seen teils Haffs zu erkennen sind. Danach unterscheidet der Verfasser mit guten Gründen drei zeitliche Abschnitte.
Dabei schildert er zunächst die Rekrutierung und Beschäftigung vom Herbst 1914 bis Sommer 1916, dann den totalen Krieg in der Arbeitskräftepolitik mit Zwangsrekrutierung und Zwangsarbeit im Herbst/Winter 1916 und schließlich Zuckerbrot und Peitsche bei der Anwerbung und Beschäftigung vom Frühjahr 1917 bis zum Herbst 1918. Insgesamt kam es demnach auf der Grundlage wirtschaftlicher Überlegungen zu |
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Westphal, Siegrid/Schmidt-Voges, Inken/Baumann, Anette, Venus und Vulcanus. Ehen und ihre Konflikte in der frühen Neuzeit, (=bibliothek altes Reich 6). Oldenbourg, München 2011 273 S. Besprochen von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Westphal, Siegrid/Schmidt-Voges, Inken/Baumann, Anette, Venus und Vulcanus. Ehen und ihre Konflikte in der frühen Neuzeit, (=bibliothek altes Reich 6). Oldenbourg, München 2011 273 S.
Ihren göttlichen Abbildern gleich haben menschliche Frauen und Männer seit ihren Anfängen in vielfältiger Weise zueinander gefunden und dadurch die Menschheit vor dem Aussterben bewahrt. Demgegenüber dürfte die Ehe erst deutlich später erfunden und verrechtlicht worden sein. Trotz aller in ihr möglichen Konflikte hat sie aber bis in die jüngere Vergangenheit einen mehr oder weniger festen Stand.
Nach einleitenden Bemerkungen Siegfried Westphals haben die drei Verfasserinnen die von ihnen behandelten Fragen in drei Teile aufgeteilt. Dementsprechend befasst sich Anette Baumann mit Eheanbahnung und Partnerwahl, Inken Schmidt-Voges mit Bestands- und Krisenphasen in ehelichen Beziehungen und Siegrid Westphal mit der Auflösung ehelicher Beziehungen in der frühen Neuzeit. Einheitlich gehen sie von der bisherigen Forschungslage aus und erörtern danach einzelne Problembereiche vertieft, wobei sie vielfach auf Gerichtsakten und Prozessbeispiele Bezug nehmen.
Im Ergebnis sehen sie gemeinsam die Konflikthaftigkeit der ehelichen Beziehungen in der frühen Neuzeit beinahe strukturell angelegt. Dessenungeachtet können sie die Erkenntnis, dass (anders als in der Gegenwart) in der frühen Neuzeit die Ehe Dreh- und Angelpunkt der Gesellschaft ist, bestätigen und zugleich vielfach differenzieren. Demgegenüber erweist sich die Ehescheidung als eine Ausnahmeerscheinung, mit der das betreffende Paar, die rechtsprechenden Institutionen und das soziale Umfeld kaum umzugehen wussten, so dass insgesamt der Blick in die Vergangenheit zeigt, dass sich die Ehe in Abkehr von Venus und Vulcanus bis zur Gegenwart in ihren Erscheinungsformen schon vielfach gewandelt hat und dies auch (voraussichtlich) weiter tun wird.
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Weyershaus, Hans-Adolf, Wirtschaftsprüfung in Deutschland und erster europäischer Zusammenschluss (1931-1961). Steiner, Stuttgart 2012. 398 S. Besprochen von Werner Schubert. |
Ganzen Eintrag anzeigen Weyershaus, Hans-Adolf, Wirtschaftsprüfung in Deutschland und erster europäischer Zusammenschluss (1931-1961). Steiner, Stuttgart 2012. 398 S. Besprochen von Werner Schubert.
Thema der Untersuchungen von Weyershaus sind die Geschichte der Wirtschaftsprüfung in der Zeit zwischen 1931 und 1961 und die Zusammenarbeit der deutschen Wirtschaftsprüfer mit kontinentaleuropäischen Berufsorganisationen. Nach einem Überblick über handelsrechtliche und betriebswirtschaftliche Grundsätze (S. 33ff.) geht Weyershaus näher auf die Entstehung der Wirtschaftsprüfung in England (1848, 1854) und in den USA (1882 Zusammenschluss der accountants) ein (S. 49ff.). Während bereits seit 1889 die Genossenschaften einer Pflichtprüfung unterlagen (S. 76), wurde für die Aktiengesellschaften erst durch die Verordnung des Reichspräsidenten vom 19. 9. 1931 über Aktienrecht, Bankenaufsicht und über eine Steueramnestie die Pflichtprüfung eingeführt, die primär auf den Gläubigerschutz ausgerichtet war (S. 85ff., 351f.). Mit einer weiteren Verordnung vom 15. 12. 1931 wurde die Bezeichnung „Wirtschaftsprüfer“ für die mit der Pflichtrevision des Jahresabschlusses betrauten Bilanzprüfer festgelegt. Die Wirtschaftsprüfer schlossen sich 1932 im „Institut für Wirtschaftsprüfer e. V. (IdW)“ zusammen, das sich 1933 dem BNSDJ (ab 1936 NSRB) anschloss und gleichgeschaltet wurde (S. 97ff.). Die Leitung des Instituts für Wirtschaftsprüfer e. V. übernahm der Reichsgruppenwalter der Reichsgruppe Otto Mönckmeier (S. 108ff.; Mönckmeier verstarb 1976 [vgl. W. Schubert, Akademie für Deutsches Recht 1933-1945. Ausschuss für G.m.b.H.-Recht, Berlin 1986, S. XXII f.]). Die Aktienrechtsnovelle von 1931 wurde im Übrigen in das Aktiengesetz von 1937 eingearbeitet (S. 140ff.), zu dem 1937 Buchhaltungsrichtlinien und 1938 Leitsätze für die Preisermittlung ergingen (S. 147ff.). Von den bis 1938 aus dem Berufsstand ausgeschiedenen 212 Wirtschaftsprüfern waren 70 Juden, deren Schicksal wohl bisher nicht |
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Wilke, Manfred, Der Weg zur Mauer. Stationen der Teilungsgeschichte (= Beiträge zur Geschichte von Mauer und Flucht), 2. Aufl.. Ch. Links Verlag. Berlin 2011. 472 S. Besprochen von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Wilke, Manfred, Der Weg zur Mauer. Stationen der Teilungsgeschichte (= Beiträge zur Geschichte von Mauer und Flucht), 2. Aufl.. Ch. Links Verlag. Berlin 2011. 472 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Der 1941 geborene, bei Kassel aufgewachsene, nach seiner Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann und dem zweiten Bildungsweg in Hamburg zum Diplom-Sozialwirt ausgebildete, 1976 in Bremen mit Reinhard Crusius über gewerkschaftliche Berufs- und Jugendpolitik promovierte und 1981 bei Theo Pirkner mit einer Schrift über Gewerkschaften und Beruf habilitierte Verfasser wirkte von 1985 bis 2006 als Professor für Soziologie an der Fachhochschule für Wirtschaft in Berlin. Zusammen mit Rudi Dutschke und anderen hat er bereits seit 1975 zahlreiche Schriften über die Sowjetunion, die Entstalinisierung, Betriebsräte, Atomfilz, Menschenrechte, Deutsche kommunistische Partei, Gewerkschaften und Anderes herausgegeben. Darin spiegeln sich als Forschungsschwerpunkte vor allem die Geschichte jüngerer politischer Strömungen und ihrer Auswirkungen auf die deutsche und europäische politische Realität wider.
Der vorliegende Band gliedert sich in insgesamt drei Teile. Zunächst schildert der Verfasser ausführlich in fünf Unterabschnitten die bipolare Nachkriegsordnung Europas von der Atlantik-Charta von 1941bis zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft 1957. Danach behandelt er in elf Unterabschnitten detailliertden Kampf um Berlin von der Berlin-Krise 1948/1949 bis zum 13. August 1961.
Der abschließende dritte Teil erörtert das Ende der zweiten Berlin-Krise mit Verhandlungen und einer Mauer in Berlin, aber ohne Krieg und Friedensvertrag. Die Frage, wer die Mauer in Berlin verantwortete, beantwortet der Verfasser überzeugend damit, dass Ulbricht sie ohne Zweifel brauchte und wollte, um den Bestand der Deutschen Demokratischen Republik zu sichern, und dass Chruschtschow die Mauer erlaubte und das Ende der zweiten Berlin-Krise bestimmte. Auf der Gr |
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Winckler, Stefan, Gerhard Löwenthal. Ein Beitrag zur politischen Publizistik der Bundesrepublik Deutschland (= Biographische Studien zum 20. Jahrhundert 1). Bebra Wissenschaft Verlag, Berlin 2011. 406 S. Besprochen von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Winckler, Stefan, Gerhard Löwenthal. Ein Beitrag zur politischen Publizistik der Bundesrepublik Deutschland (= Biographische Studien zum 20. Jahrhundert 1). Bebra Wissenschaft Verlag, Berlin 2011. 406 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Gerhard Löwenthal wurde in Berlin am 8. Dezember 1922 als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren und ist in Wiesbaden wenige Tage vor seinem 80. Geburtstag verstorben. Nach glücklichem Überleben des Konzentrationslagers nahm er 1946 ein Studium der Medizin auf, brach es aber bald zugunsten journalistischer Tätigkeit ab. Von 1969 bis 1987 leitete er das ZDF-Magazin.
Die über ihn als biographische Studie Nr. 1 zum 20. Jahrhundert veröffentlichte Biographie entstand als von Frank-Lothar Kroll betreute, im Mai 2010 abgeschlossene Dissertation an der Technischen Universität Chemnitz. Sie beruht auf umfangreichen ungedruckten Quellen und zahlreichen Gesprächen mit der Witwe. Gegliedert ist sie nach einer aufbereitenden Einleitung in drei Teile.
Ausführlich betrachtet der Verfasser die Berliner Prägungen, die Berufsjahre im Ausland, die Tätigkeiten im ZDF-Magazin einschließ0lich des politischen Engagements und die Pensionierung mit freiberuflicher Tätigkeit. Als Reaktionen auf Löwenthal stellt er Publikumsakzeptanz, Geheimdienstmaßnahmen, Gewalt und Interaktion mit Kollegen einander gegenüber. Überzeugend geht er auf die geistigen Grundlagen und politischen Positonen ein und erfasst sorgfältig den Weg zum Konservativismus, der Löwenthal für die Deutsche Demokratische Republik zum Staatsfeind und für manchen westlichen Kollegen zum polemenischen Gegner der Entspannungspolitik werden ließ.
Innsbruck Gerhard Köbler
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Winkler, Heinrich August, Geschichte des Westens. Die Zeit der Weltkriege 1914-1945. Beck, München 2011. 1350 S. Besprochen von Gerhard Köbler. |
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Heinrich August Winkler, in Königsberg 1938 geboren, 1944 mit der Mutter nach Süddeutschland gelangt, studierte nach dem in Ulm abgelegten Abitur Geschichte, Philosophie, öffentliches Recht und politische Wissenschaft in Münster, Heidelberg und Tübingen. Nach der bei Hans Rothfels in Tübingen 1963 zur Geschichte der deutschen Fortschrittspartei preußischer Liberalismus und deutscher Nationalstaat) verfassten Dissertation und der an der Freien Universität in Berlin bis 1970 erarbeiteten Habilitationsschrift über die politische Entwicklung von Handwerk und Kleinhandel in der Weimarer Republik wurde er 1972 nach Freiburg im Breisgau und 1991 an die Humboldt-Universität in Berlin berufen. Nach eindringlichen, dreibändigen Untersuchungen über Arbeiter und Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik (1984ff.) erörterte er in seinem zweibändigen Werk Der lange Weg nach Westen (2000) erörterte die Entwicklung von Nationalstaat und Demokratie in Deutschland.
Die dabei angesprochene Frage eines deutschen Sonderwegs führte ihn gewissermaßen folgerichtig zu einer umfassenden Geschichte des Westens. Ihr erster, von den Anfängen in der Antike bis zum 20. Jahrhundert führender Band erschien im Jahre 2009 und konnte wenig später zum zweiten Mall aufgelegt werden. Fast zeitgleich gelang dem Verfasser die Fertigstellung eines zweiten voluminösen Bandes, der sich mit der an den Dreißigjährigen Krieg erinnernden Zeit vom Anfang des ersten Weltkriegs bis zum Ende des zweiten Weltkriegs befasst.
Gegliedert ist er nach einer kurzen Einleitung in vier Abschnitte. Sie betreffen den ersten Weltkrieg mit seinen Schlachten, Verbrechen, Zielen, Zusammenbrüchen und Erbteilen, die Jahre zwischen 1918 und 1933 von Versailles bis in den fernen Osten, die Gegensätze zwischen Demokratien und Diktaturen und schließlich |
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Wirsching, Andreas, Der Preis der Freiheit. Geschichte Europas in unserer Zeit. Beck, München 2012. 487 S., 26 Abb., 13 Graf., 10 Tab. Besprochen von Gerhard Köbler. |
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Der in Heidelberg 1959 geborene, von 1977 bis 1984 in Berlin und Erlangen in Geschichte und evangelische Theologie ausgebildete, 1988 in Erlangen über Parlament und Volkes Stimme in England im frühen 19. Jahrhundert promovierte, nach Tätigkeiten als wissenschaftlicher Assistent und Mitarbeiter an der Universität Erlangen, am Deutschen Historischen Institut in Paris und am Institut für Zeitgeschichte in München in Regensburg 1995 über den politischen Extremismus in Deutschland und Frankreich 1918-1933/1939 habilitierte, 1996 nach Tübingen, 1998 nach Augsburg sowie 2011 nach München berufene Verfasser ist seit 1. April 2011 als Nachfolger Horst Möllers Leiter des Münchener Instituts für Zeitgeschichte. Seine Forschungsschwerpunkte sind vor allem die vergleichende deutsche und französische Geschichte im 20. Jahrhundert und die Geschichte von Weimarer Republik, Kommunismus, Faschismus und Nationalsozialismus. Auf der Grundlage der deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert und der Geschichte der Bundesrepublik der Bundesrepublik Deutschland von 1982 bis 1990 hat er sich zuletzt der Geschichte Europas in unserer Zeit zugewendet.
Gegliedert ist die gewichtige Veröffentlichung außer in Vorwort, Einführung und Schluss in vier Teile mit 13 Abschnitten. Sie betreffen Europa und seine demokratische Revolution 1989/1990, das davon unterschiedene östliche Europa in den 1990er Jahren, das gemeinsame Europa als politisches Projekt, die Herausforderungen der Globalisierung und kulturelle Selbstbesinnungen und europäischen Identität einschließlich der Türkei, des Islam, des Postheroismus, des Holocaust und des Postkommunismus. Am Ende schildert der Verfasser Europa in der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008-2011 und fragt, ob Europa zusammenwächst.
Auf diesem weiten Feld spricht der |
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Wolf, Gerhard, Ideologie und Herrschaftsrationalität. Nationalsozialistische Germanisierungspolitik in Westpolen (= Studien zur Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts). Hamburger Edition, Hamburg 2012. 528 S. Besprochen von Werner Schubert. |
Ganzen Eintrag anzeigen Wolf, Gerhard, Ideologie und Herrschaftsrationalität. Nationalsozialistische Germanisierungspolitik in Westpolen (= Studien zur Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts). Hamburger Edition, Hamburg 2012. 528 S. Besprochen von Werner Schubert.
Nach Wolf (zur Zeit DAAD-Lecturer for Modern German History an der Universität von Sussex in Brighton) lässt sich die nationalsozialistische Germanisierungspolitik in den annektierten westpolnischen Gebieten (Danzig, Westpreußen, Ostpreußen, Reichsgau Wartheland und Teile Oberschlesiens) nicht erfassen, „wenn sie als praktizierte Umsetzung von ideologischen Postulaten“ (orientiert an „Volk“ und „Rasse“) angesehen würde (S. 21). Vielmehr ist Wolf zufolge die Germanisierungspolitik auch im Spannungsfeld von ideologischen Prämissen und herrschaftsrationalen Anforderungen zu untersuchen. Im Einzelnen geht Wolf u. a. der Frage nach, wie die Selektionskriterien zur Trennung von „Deutschen“ und „Polen“ formuliert und gehandhabt wurden, wie wichtig die ideologische Begründung für die geforderten oder durchgesetzten Selektionskriterien waren und in welchem Verhältnis die „zeitlich und räumlich nur kurzfristig zu fixierenden Selektionskriterien zu den machtpolitischen Interessen der Institutionen“ standen (S. 22). In diesem Zusammenhang beschränken sich die Untersuchungen auf die Behandlung der einheimischen nichtjüdischen Bevölkerung. Nach einem kurzen Überblick über die weitgehend gescheiterten antipolnischen Germanisierungs- und Umsiedlungspläne Preußens (S. 35ff.) geht Wolf im Wesentlichen chronologisch der Selektionspolitik seit September 1939 in den westpolnischen Gebieten nach, nach der zu entscheiden war, ob der Einzelne als „Deutscher“ einzuordnen war oder als Angehöriger einer „Zwischenschicht“ mit gestaffelten Aufenthalts- und Lebensrechten anzusehen war, oder ob dem Einzelnen diese Rechte als „Fremdvölkischem“ verweigert werden sollten (S. 107). Wichtigstes Selektionsinstrument war die „Deutsche Volkslis |
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Wolf, Michaela, Die vielsprachige Seele Kakaniens. Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848-1918. Böhlau, Wien 2012. 439 S. Besprochen von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Wolf, Michaela, Die vielsprachige Seele Kakaniens. Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848-1918. Böhlau, Wien 2012. 439 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Im Jahre 1921 begann Robert Musil seinen Roman „Der Mann ohne Eigenschaften“, dessen erster Band 1930 erschien, dessen geplante zwei weitere Bände aber bis zum Tode des Verfassers im Jahre 1942 trotz eines Konvoluts von 12000 Blättern mit rund 100000 Anmerkungen nicht mehr abgeschlossen werden konnten. In diesem bedeutenden Werk bildete der Autor aus den bekannten Abkürzungen k. k. für kaiserlich-königlich bzw. k. u. k. für kaiserlich und königlich eine neue. ironische Bezeichnung für die österreichisch-ungarische Monarchie der Habsburger. Auf diese Benennung nimmt die als außerordentliche Professorin am Institut für Translationswissenschaft der Universität Graz tätige Verfasserin in ihrer überarbeiteten, in den Druck gegebenen Fassung ihrer 2011 abgeschlossenen Habilitationsschrift Bezug.
Den sachlichen Hintergrund hierfür stellt das habsburgische Babylon dar, als das sich der Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn - wie im Übrigen auch das osmanische Reich, Russland, die Sowjetunion, Jugoslawien oder Südafrika - bezeichnen lässt. Von seinen rund 50 Millionen Einwohnern sprach im Jahre 1910 nur ein knappes Viertel deutsch, während die übrigen drei Viertel als Umgangssprache Ungarisch, Tschechisch, Polnisch, Serbisch und Kroatisch, Rumänisch, Slowakisch, Slowenisch, Italienisch oder eine sonstige Sprache angaben. Dieser Befund ist für eine ausgebildete Translationswissenschaftlerin (und Romanistin) ein hervorragender, wenn auch geschichtlicher Ausgangspunkt.
Die Verfasserin gliedert ihre interessante, auf langjährige Einzelforschung gegründete Untersuchung in neun Kapitel. In ihnen behandelt sie die soziologische Verortung von Translation, Übersetzungstypologie, die habsburgische Vielsprecherei auf dem Buchmarkt, die translatorische Praxis, den habsburgischen |
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Wort - Bild -Zeichen. Beiträge zur Semiotik im Recht, hg. v. Speer, Heino (= Akademiekonferenzen 13). Winter, Heidelberg 2012. 265 S. 53 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Wort – Bild – Zeichen. Beiträge zur Semiotik im Recht, hg. v. Speer, Heino (= Akademiekonferenzen 13). Winter, Heidelberg 2012. 265 S. 53 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.
Vom 20. bis zum 22. Juni 2007 fand in der Heidelberger Akademie der Wissenschaften im Zeichen des Wechsels des langjährigen Arbeitsstellenleiters des Deutschen Rechtswörterbuchs zu seinem Nachfolger ein vom Deutschen Rechtswörterbuch initiiertes Symposium zu dem weiten, im Titel genannten Thema statt. In seinem gelungenen Rahmen wurden insgesamt achtzehn Vorträge von unterschiedlichsten Sachkennern gehalten. Von ihnen stellt der Band elf Referate der Öffentlichkeit vor und ergänzt es um eine dort nicht vorgetragene Studie Heino Speers über Verstehenshilfen zum geschriebenen Recht, die Medienwandel als Chance begreift und von der Semiotik als der Wissenschaft der Zeichensysteme aller Art zur Semantik als der Lehre von der Bedeutung der Zeichen überleitet.
Nach einem die Beiträge vorstellenden Vorwort wird der gehaltvolle Band mit dem roten Richter durch Thomas-Michael Seibert eröffnet, während Peter König auf Giambattista Vico zugreift und Anja Lobenstein-Reichmann die Macht der Zeichen schildert. Oskar Reichmann legt die Horizontverschmelzung in historischen Wörterbüchern an den ihm besonders vertrauten Beispielen eindringlich dar, während Andreas Deutsch unterschiedliche synchrone und diachrone Schnitte durch die Rechtssprache zieht. Das Aberwitzige konstruiert Jürgen Macha auf Grund von Hexenprotokollen.
Darüberhinaus werden visuelle Rechtskommunikation, die Realisierung des Abstrakten und die Rechtsgebärden in mittelalterlichen Bilderhandschriften, Oralität und Literalität und automatisierte Verfahren zur semantischen Erschließung von Texten angesprochen. Bei den Verstehenshilfen spannt Heino Speer den Bogen von den Interlinearglossen, Marginalglossen und Kontextglossen mit einem Rechtswörterbuchbeleg von 790 über Glossare, selbständige Nachschlagew |
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Württemberg und die katholischen Reichsstände im Südwesten vom Prager Frieden bis zum Westfälischen Frieden (1635-1651) (= Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B Forschungen 181). Kohlhammer, Stuttgart 2010. LXII, 586 S. Besprochen von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Neuburger, Andreas, Konfessionskonflikt und Kriegsbeendigung im Schwäbischen Reichskreis. Württemberg und die katholischen Reichsstände im Südwesten vom Prager Frieden bis zum Westfälischen Frieden (1635-1651) (= Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B Forschungen, Band 181). Kohlhammer, Stuttgart 2011. LII, 586 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Die Arbeit ist die von Anton Schindling betreute, im Sommersemester 2009 von der Fakultät für Philosophie und Geschichte der Universität Tübingen angenommene Dissertation, des schon während des Studiums und danach als wissenschaftlicher Angestellter am Lehrstuhl für neuere Geschichte der Universität Tübingen tätigen Verfassers. Sie behandelt ein bedeutsames Thema in überzeugender Weise. Gegliedert ist sie chronologisch in elf Abschnitte.
In der Einleitung beschreibt der Verfasser den deutschen Südwesten im Dreißigjährigen Krieg allgemein, stellt den Stand der Forschung und die Quellenlage sachgerecht dar und entwickelt daraus seine besondere, auf Württemberg konzentrierte Fragestellung. Danach vertieft er seine Betrachtung des Südwestens des Reiches bis zum Beginn der 1640er Jahre unter besonderer Berücksichtigung des Restitutionsedikts vom März 1629 und seiner Durchführung im Herzogtum Württemberg, das dadurch fast ein Drittel seines Gebiets und einen großen Teil seiner Einkünfte verlor, und greift auf die württembergische Klosterfrage vor dem Reichshofrat in Wien aus. Anschließend verfolgt er das Geschehen auf dem Regensburger Reichstag 1640/1641 und untersucht die ersten Bemühungen um die Wiederbelebung des schwäbischen Reichskreises.
Die Abschnitte sechs und sieben haben den Reichsdeputationstag in Frankfurt am Main (1643-1645) und die Klosterfrage zwischen 1641 und 1646 zum Gegenstand, der Abschnitt acht die Verhandlungen des Friedenskongresses in Münster und Osnabrück. Nach deren Gelingen geht es um die Erfassung der Folg |
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Yearbook of Private International Law. Vol. 13 (2011), hg. v. Bonomi, Andrea/Romano, Gian Paolo. Sellier, München 2012. XIII, 701 S. Besprochen von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Yearbook of Private International Law. Vol. 13 (2011), hg. v. Bonomi, Andrea/Romano, Gian Paolo. Sellier, München 2012. XIII, 701 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Internationales Privatrecht ist das Sachverhalte mit Fremdrechtsberührung betreffende Privatrecht, für das noch das römische Recht des Altertums nur wenige Ansätze bietet. Es entwickelt sich im Spätmittelalter, in dem der Grundsatz des Ortsrechts des entscheidenden Richters auf das Verfahrensrecht eingeschränkt und das materielle Recht besonderen Kollisionsnormen oder Verweisungsregeln unterworfen wird. In Deutschland (1986), Österreich /1978) und der Schweiz (1989) wird es am Ende des 20. Jahrhunderts modernisierend neu gefasst.
Wenig später fanden sich Petar Sarčević und Paul Volken zur Gründung einer internationalen, jährlich erscheinenden Zeitschrift zusammen, deren erster Band 1999 vorgelegt werden konnte. Dieses in Verbindung mit dem Schweizer Institut für Rechtsvergleichung in Lausanne veröffentlichte Werk stieß auf so großes Interesse, dass es Herausgeberwechsel wie Verlagswechsel unbeschadet überstand. Inzwischen liegt der 13. stattliche Band des von Gelehrten aus Mailand, Hamburg, Paris, Lund, London, Madrid, Wuhan, Den Haag, Lissabon, Tokio und Salem (Oregon) beratenen Unternehmens vor.
Er enthält insgesamt mehr als dreißig Einzelstücke. Sie sind nach einem kurzen Vorwort und einem Abkürzungsverzeichnis gegliedert in Doctrine, europäisches internationales Familienrecht, Anwendung fremden Rechts, Neues aus Brüssel, Neues aus Rom, einzelstaatliche Berichte, Gerichtsentscheidungen, Forum, Texte, Materialien und neue Entwicklungen. Ein Index erschließt den etwa Jan von Heins Bemerkungen über zwei Entscheidungen des Bundesgerichtshofs Deutschlands zum Verhältnis von Arztrecht und internationalem Privatrecht enthaltenden, vielseitigen, gediegen gestalteten Band, der jeden an den neuesten Forschungserkenntnissen interessierten Internationalprivatrec |
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Zabel, Benno, Rechtsgewährleistung. Zu Genese, Wandel und Bedeutung eines Paradigmas. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2012. 244 S. Besprochen von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Zabel, Benno, Rechtsgewährleistung. Zu Genese, Wandel und Bedeutung eines Paradigmas. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2012. 244 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Der in Görlitz geborene Verfasser legte nach Ausweis seiner Kurzvita nach dem Studien der Rechtswissenschaft, Philosophie und Komparatistik 1998 ein Staatsexeamen (!), 2001 das Baccalaureat und 2007 die Promotion ab. Er ist als akademischer Rat an der Universität Leipzig am Lehrstuhl für Strafrecht, Strafprozessrecht und Rechtsphilosophie (Michael Kahlo) tätig. Literarisch ist er durch eine Leipziger Dissertationsschrift des Jahres 2005 hervorgetreten, die Schuldtypisierung als Begriffsanalyse behandelt und dabei Tiefenstrukturen moderner Praxisformen und deren strafrechtliche Transformation erörtert.
Das vorliegende Werk geht davon aus, dass der moderne Staat zum Spekulationsobjekt geworden ist. Dementsprechend gibt es nach Ansicht des Verfassers nicht nur ein einziges Narrativ des Staates, sondern eine Reihe sich häufig diametral gegenüberstehender Fortschritts-, Verlust- und Verfallsgeschichten. Sie sind vor allem durch eine monoperspektivistische Betrachtungsweise geprägt und reproduzieren ein Zerrbild.
Die eigene Untersuchung gliedert der Verfasser übersichtlich in drei Kapitel. Sie betreffen ausführlicher Formen des Rechtes und Narrative des Wissens über Dispositive der Konfliktkontrolle und Formierungstendenzen der neuzeitlich-modernen Ordnung, kürzer das Normalitätsversprechen moderner Rechtsgewährleistung und abschließend die kritische Perspektive des Rechtsgewährleistungsparadigmas. Möge es dem Verfasser gelingen, mit Hilfe seiner vielfältigen, weiterführenden Überlegungen und Gedanken, die am Ende Rechtsgewährleistung immer auch als Freiheitsgewährleistung sehen, das interdisziplinäre Gespräch zwischen Juristen, Historikern, Soziologen, Kulturwissenschaftlern und Philosophen über Staat, Verfassung und Gesellschaft zu befördern.
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Zamoyski, Adam, 1812. Napoleons Feldzug in Russland. Aus dem Englischen von Keen, Ruth/Stölting, Erhard. Beck, München 2012. 720 S., 60 Abb., 24 Kart. Besprochen von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Zamoyski, Adam, 1812. Napoleons Feldzug in Russland. Aus dem Englischen von Keen, Ruth/Stölting, Erhard. Beck, München 2012. 720 S., 60 Abb., 24 Kart. Besprochen von Gerhard Köbler.
Ein Krieg als große menschliche Anstrengung von Gemeinschaften hat meist einen mehr oder weniger offenen Ausgang, für den jeder Beteiligte das ihm günstigste Ergebnis erhofft. Was wirklich dann eintritt, lässt sich nicht verlässlich vorhersehen, weil sich zahllose Einzelheiten von Absicht bis Zufall auswirken können. Sieg oder Niederlage des einen oder anderen können aber den Lauf der Geschichte in unterschiedliche Richtungen ändern.
Der einer alten polnischen Adelsfamilie entstammende Verfasser der vorliegenden Untersuchung über einen der bekanntesten Feldzüge der Weltgeschichte wurde in New York 1949 geboren und in Oxford zum Historiker ausgebildet. Nach einer 1980 veröffentlichten Biographie Chopins hat er als freier Schriftsteller mehr als ein Dutzend geschichtlicher, meist Polen oder Russland betreffender Werke vorgelegt. Seine auf der Auswertung zahlreicher Augenzeugenberichte beruhende Darstellung von Napoleos berühmten Feldzug in Russland ist von der Leserschaft so günstig aufgenommen worden, dass allein der deutsche Verleger im Erscheinungsjahr bis September sieben Auflagen herstellen und absetzen konnte.
Gegliedert ist die spannende Schilderung in insgesamt 25 Abschnitte, die mit Caesar, Alexander und der Seele Europas beginnen. Danach begibt sich Napoleon eigentlich wider Willen auf den Weg zum Krieg, überschreitet im Glauben an seine große Armee aber dann doch den Rubikon, hinter dem nach anfänglichen Erfolgen im totalen Krieg die Niederlage nicht aufzuhalten ist, wobei nach den Erkenntnissen des Verfassers weder der anfängliche Rückzug der russischen Armee geplant, noch der langsame Rückzug der Franzosen durch Winterkälte verursacht war. Sowohl aus der Sicht der Anführer wie dem Blickwinkel der Geführten stellt der Verfasser den ers |
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Zech, Heiko, Die soziale Frage im Konkursrecht 1879-1900 (= Rechtshistorische Reihe 430). Lang, Frankfurt am Main 2012. 222 S. Besprochen von Hans-Peter Benöhr. |
Ganzen Eintrag anzeigen Zech, Heiko, Die soziale Frage im Konkursrecht 1879-1900 (= Rechtshistorische Reihe 430). Lang, Frankfurt am Main 2012. 222 S. Besprochen von Hans-Peter Benöhr.
I. „Das Bemühen um die Abwendung der wirtschaftlichen Missstände für den größten Teil der Bevölkerung am Ende des 19. Jahrhunderts ist als die soziale Frage bekannt“ (S. 15). Zech erörtert zuerst „Soziale Frage und Kodifikation“, gemeint ist die Konkursordnung von 1877 (S. 23 bis 108), und sodann „Soziale Frage und Rechtsprechung“, gemeint ist die Judikatur des Reichsgerichts in Konkurssachen von 1879 bis 1899 (S. 109 bis 201).
Für die Beziehung „Soziale Frage und Kodifikation“ wertet Zech vor allem die Begründung des Entwurfs, kaum die Verhandlungen des Reichstags und seiner Kommission aus. Reichstagsverhandlungen aus dem Ende des 19. Jahrhunderts werden nur kurz und ohne Originalquellen erwähnt. Wesentliche Anliegen des Gesetzgebers seien der Schutz des Verkehrs, die Sicherheit des Kredits, die Förderung des Handels und das kollektive Wohlergehen im Interesse der gesamten Volkswirtschaft gewesen. Das Ideal der Verlustgemeinschaft der Gläubiger wird als ein Prinzip des Sozialen bezeichnet. Zu den sozialpolitischen Intentionen habe vor allem der Schutz des Schwächeren gehört, insbesondere das Absonderungsrecht im Interesse des Pächters und Mieters und die Konkursvorrechte zur Absicherung der Arbeiter, des Schuldners und seiner Kinder.
Die Untersuchung über die Beziehung „Soziale Frage und Rechtsprechung“ lässt „verschiedene Leitlinien in der Praxis des Reichsgerichts“ mit unterschiedlicher „Relevanz der sozialen Frage“ erkennen (S. 200).
II. Die Generalregister der Entscheidungen des Reichsgerichts verzeichnen aber noch weitere als die von Zech ausgewerteten 39 Erkenntnisse; über die Auswahl seiner Urteile und Beschlüsse lässt Zech nichts hören; vielleicht hätte auch eine größere Zahl von Analysen keine klarere Antwort auf die sehr allgemein gestellte Fra |
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Zeiller, Franz von, Das ABGB in den „vaterländischen Blättern für den österreichischen Kaiserstaat“ (1811) „Kurzfassung“ als Kommentar, hg. v. Kohl, Gerald/Gmoser, Susanne. Verlag Österreich. Wien 2012. VIII, 111 S. Besprochen von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Zeiller, Franz von, Das ABGB in den „vaterländischen Blättern für den österreichischen Kaiserstaat“ (1811) „Kurzfassung“ als Kommentar, hg. v. Kohl, Gerald/Gmoser, Susanne. Verlag Österreich. Wien 2012. VIII, 111 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
In den Jahren 2011 und 2012 jährte sich das endgültige Werden des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuches Österreichs zum zweihundertsten Mal. Damit folgte das von Maria Theresia angestoßene, aber nicht mehr zu ihren Lebzeiten vollendete Werk zwar ähnlichen Vorhaben in Bayern, Preußen(, Galizien) und Frankreich zeitlich nach. Es hat sie aber abgesehen vom Code civil an Lebenskraft durchaus übertroffen.
Aus diesem Grunde hat Österreich sein Jubiläum mit überzeugender Berechtigung auch in vielfältiger Weise gewürdigt. Wohl zum Ausklang der Feierlichkeiten erscheint als Wiederabdruck noch Franz von Zeillers Aufsatzserie von 1811 in einer öffiziösen Zeitschrift. In ihm wählte der dem Gesetz selbst engstens verbundene Verfasser bemerkenswert erscheinende Bestimmungen zur Veranschaulichung des Neuen aus und bot damit dem interessierten Leser eine kurze mittelbare Kommentierung des neuen Rechtes.
Dem Abdruck vorangestellt sind die Forschungsergebnisse Gerald Kohls über die vaterländischen Blätter, die rechtswissenschaftlichen Inhalte, die ABGB-Serie, die Verfasserschaft, zur nach wie vor im Detail offenen Text- und Druckgeschichte des ABGB und zur positiven Würdigung der Serie. Dem folgt der Abdruck aus den Blättern vom 17. Juli, 24. August, 18. September, 25. September, 16. Oktober, 19. Oktober, 6. November und 28. Dezember 1811. Ein die Paragraphen des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuchs im Hinblick auf die Publikation in den Vaterländischen Blätter in drei Kategorien (wörtlich, frei, fehlend) ordnendes Verzeichnis und seine Auswertung (181 Paragraphen wörtlich angeführt, 12,1 Prozent des Textes) beschließen das schmale, aber dessenungeachtet lehrreiche und hilfreiche Bändchen vorteilhaf |
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Zeit und Ungewissheit im Recht. Liber amicorum zum 70. Geburtstag von Wilfried Berg, hg. v. Hösch, Ulrich. Boorberg, Stuttgart 2012. 601 S. Besprochen von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Zeit und Ungewissheit im Recht. Liber amicorum zum 70. Geburtstag von Wilfried Berg, hg. v. Hösch, Ulrich. Boorberg, Stuttgart 2012. 601 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Der nach dem Frontispiz auf den Schultern von Riesen gezeichnete Wilfried Berg wurde in Günzburg an der Donau 1941 als Sohn eines besonders bekannten Oberlandesgerichtsrats geboren. Er studierte in Köln bei Hans Peters und in Tübingen. Nach der ersten juristischen Staatsprüfung wurde er 1967 bei Klaus Stern in Köln mit einer Untersuchung über Konkurrenzen schrankendivergenter Freiheitsrechte im Grundrechtsabschnitt des Grundgesetzes promoviert und nach der weiteren Ausbildung in Bonn 1975 bei Jürgen Salzwedel mit einer Schrift über die verwaltungsrechtliche Entscheidung bei ungewissem Sachverhalt 1975 habilitiert. Unmittelbar danach wurde er nach Münster und 1980 nach Bayreuth berufen, wo er bis 2007 wirkte.
Zu seinen Ehren hat sein Schüler Ulrich Hösch ein wohlformatiertes Buch der Freunde herausgegeben. Es steht unter bestimmenden Faktoren des menschlichen Lebens, auf die Wilfried Berg in seinem umfangreichen Werk immer wieder besonders hingewiesen hat. Im Buch selbst hat sich vor allem die Gewissheit der Beiträge von mehr als 30 Freunden, Schülern und Kollegen verwirklicht.
Davon schildert Peter Häberle auf Bitten des Geehrten Wilfried Berg in seiner Vielseitigkeit als nach Ausweis der Zeichnung wohl überwiegend positiv gestimmten Menschen und als vielseitigen Hochschullehrer. Die fachlichen Beiträge nehmen zwar vielfach auch auf die Ungewissheit Bezug, gelangen aber zu den vielfältigsten gewissen Erkenntnissen. Verzeichnisse der (bislang 259) wissenschaftlichen Arbeiten Wilfried Bergs, der betreuten Schüler und der Autoren von Robert Dragunski bis Hinnerk Wißmann runden das den Hochglanz auch von Zeit und Ungewissheit ansprechend darlegenden Geschenks angenehm ab.
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Zellmer, Elisabeth, Töchter der Revolte? Frauenbewegung und Feminismus der 1970er Jahre in München (= Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte 85). Oldenbourg, München 2011. VII, 294 S. Besprochen von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Zellmer, Elisabeth, Töchter der Revolte? Frauenbewegung und Feminismus der 1970er Jahre in München (= Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte 85). Oldenbourg, München 2011. VII, 294 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
In den letzten 200, 100 oder vielleicht auch nur 50 Jahren der Menschheitsgeschichte hat vielleicht die gewichtigste Umgestaltung der menschlichen Gesellschaft überhaupt stattgefunden. Dies geschah zwar in ziemlich kurzer Zeit und ohne blutige Revolution, aber in einem tiefgreifenden evolutionären Vorgang. War die Frau um 1900 fast überall noch fest mit Kind und Küche verknüpft, hat sie es 2012 erreicht, dass viele wichtige Stellungen unabhängig von allen sonstigen Anforderungen nach klaren, fast gleichen Quoten auf Männer und Frauen aufgeteilt werden.
Aspekte dieses Vorgangs behandelt die 1977 geborene, am Institut für Zeitgeschichte in München von 2006 bis 2010als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätige Verfasserin in ihrer von Udo Wengst betreuten, im Sommer 2010 an der Universität Regensburg verteidigten Dissertation. Sie hat nicht nur das Institut als einen einzigartigen und unerschöpflichen Wissens-Pool, in dem konstruktive Zusammenarbeit keine leere Phrase ist erlebt, sondern konnte dort auch das bayerische Archiv für Frauenbewegung mit Beständen von unschätzbarem Wert für sie nutzen. Zusätzlich erfuhr sie auch ausreichendes Schulterklopfen im richtigen Augenblick ihres fünfteiligen weiterführenden Werkes.
Nach einer Einleitung über Thema, Fragestellung, methodisches Vorgehen, Forschungsstand, Quellenlage und Aufbau, hat sie sich nacheinander befasst mit der Lage der Frauen in der Bundesrepublik in den langen sechziger Jahren, mit der Politisierung des Privaten in Zusammenhang mit der vielleicht chauvinistischen Veranstaltung von 1968, mit den frauenbewegten Aufbrüchen in den frühen 1970er Jahren und mit den feministischen Gegenwelten in den späten 1970er Jahren. Am Ende fragt sie nach ersten |
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Zigeunerverfolgung im Rheinland und in Westfalen 1933-1945. Geschichte, Aufarbeitung und Erinnerung, hg. v. Frings, Karola/Opfermann, Ulrich Friedrich. Schöningh, Paderborn 2012. 389 S., 40 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Zigeunerverfolgung im Rheinland und in Westfalen 1933-1945. Geschichte, Aufarbeitung und Erinnerung, hg. v. Fings, Karola/Opfermann, Ulrich Friedrich. Schöningh, Paderborn 2012. 389 S., 145 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.
Im Jahre 2002 gab der Arbeitskreis Gedenkstätten Nordrhein-Westfalen zum 60. Jahrestag des Befehls zur Deportation der Sinti und Roma in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau vom 16. Dezember 1942 eine kleine, von Karola Fings und Ännecke Winkel bearbeitete Broschüre heraus. 2010 entstand für den 70. Jahrestag die Idee, die inzwischen veraltete Broschüre zu überarbeiten und in einem größeren Format neu aufzulegen. Aus dieser Idee ist, wie die beiden als stellvertretende Direktorin des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln bzw. als Historiker an der Universität Siegen tätigen Herausgeber in ihrer Einleitung darlegen, das vorliegende stattliche Werk geworden, dessen Umschlagabbildung den Gegenstand freilich nur dunkel veranschaulicht.
Gegliedert ist das Werk teils chronologisch, teils sachlich. Am Beginn stehen drei Überblicksbeträge von den Anfängen (von den ersten Belegen an) bis 1945, denen 18 Ortsbeiträge von Aachen über Bonn, Niederhagen/Wewelsburg, Dortmund, Duisburg, Düsseldorf, Essen, Gelsenkirchen, Greven, Hamm, Herford, Köln, Krefeld, Remscheid, Siegerland und Wittgenstein, Soest und Stolberg bis Wuppertal folgen. Für die Zeit nach 1945 wird auf eine Sauerländer Erfolgsautorin und ihr Hauptwerk „Zigeuner“ auf der Heimatbühne und die staatspolitische Zielsetzung des Schlussstrichs unter dem Genozid durch die Justiz aufmerksam gemacht.
Der Anhang enthält eine detaillierte Chronologie, ein umfangreiches Glossar von Antiziganismus bis Zigeunerforschung, eine Bibliografie und hilfreiche Register der Orte und Personen. Besonderes Anliegen des Arbeitskreises war es, das Thema für die Öffentlichkeit und die Bildungsarbeit aufzubereiten und ein Nachschlagewerk zu schaffen, das auch als Wegweiser z |
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Zingg, Roland, Die Briefsammlungen der Erzbischöfe von Canterbury, 1070-1170. Kommunikation und Argumentation im Zeitalter der Investiturkonflikte (= Zürcher Beiträge zur Geschichtswissenschaft 1). Böhlau, Wien 2012. 343 S. Besprochen von Gerhard Köbler. |
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Die Untersuchung ist die leicht überarbeitete Fassung der (mindestens mittelbar) von Claudia Zey angeregten und betreuten, im Herbstsemester 2010 von der philosophischen Fakultät der Universität Zürich angenommenen Dissertation des mehrere Jahre als Assistent tätigen Verfassers. Sie geht auf eine Beschäftigung mit der Korrespondenz Thomas Beckets zurück. Hieraus entstand die neuartige Idee, einen umfassenden Vergleich mehrerer Briefcorpora zu versuchen.
Sein überzeugendes Ergebnis gliedert der Verfasser in insgesamt acht Sachabschnitte. Der Einleitung über Kontext, Quellenlage, Forschungsstand und Arbeitsstruktur folgt eine historische Grundlegung. In ihr befasst sich der Autor sorgfältig mit dem Erzbistum Canterbury bis 1066, der schriftlichen Kommunikation im Mittelalter und mit den Briefsammlungen als allgemeiner Quellengattung wie in ihren besonderen Erscheinungsformen im früheren Mittelalter (Rather von Verona) und im 11. und 12. Jahrhundert.
Auf dieser verlässlichen Grundlage geht der Verfasser auf seine vier Autoren ein. Detailliert beschreibt er das Leben Lanfrancs, Anselms, Theobalds und Thomas Beckets und danach Entstehung, Überlieferung und Inhalt der vier Briefsammlungen. Vertieft behandelt er die Korrespondenten (geistliche Würdenträger, weltliche Adressaten) und Argumente (Bibelzitate, patristische Argumente, kanonistische Argumente, weitere Argumente und antike Autoritäten), wobei er zu zahlreichen neuen Erkenntnissen gelangt wie etwa der Intensivierung des Kontakts zu Papst und Kurie im Verlauf des 12. Jahrhunderts oder der Bedeutung von Bibel und Kirchenrecht in den Argumenten.
Innsbruck |
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Zwalve, Willem Jans/Sirks, Boudewin, Grundzüge der europäischen Privatrechtsgeschichte. Einführung und Sachenrecht. Böhlau, Köln 2012. 537 S. Besprochen von Gerhard Köbler. |
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Das Privatrecht in Europa hat von seinen ersten Anfängen an eine sehr lange und vielfältige Geschichte, unabhängig davon, dass es erst ziemlich spät als eine gedankliche Einheit erkannt worden ist. Mit der technisch-wirtschaftlichen Verdichtung stellt sich auch die Frage nach einer möglichen rechtlichen Zusammenfassung. Hierfür liefert die vorliegende gewichtige Veröffentlichung einen gedankenreichen, wertvollen Beitrag.
Sein erster und hauptsächlicher Verfasser ist literarisch erstmals 1981 hervorgetreten, als er in Groningen mit einer Untersuchung über die Stellung des Magistrats im römischen Zivilprozessrecht promoviert wurde. Dem ließ er vor allem 1993 ein großes Werk mit dem Titel Hoofdstukken uit de Geschiedenis van het Europese Privatreecht I Inleiding en Zakenrecht folgen. Den dazu vielfach geäußerten Wunsch nach einer deutschen Übersetzung konnte der in Leiden als Professor für Rechtsgeschichte und in Groningen als Professor für angloamerikanisches Vermögensrecht tätige Verfasser nach langen Jahren verwirklichen, als ihm der in Oxford derzeit als Regius Professor für Civil Law wirkende Boudewin Sirks zuverlässig und sachkundig transferierend zur Seite trat.
Feste, durch dreißigjährige Unterrichtserfahrung bestätigte Überzeugung des Verfassers war es dabei von Anfang an, dass das Privatrecht der westeuropäischen Länder (einschließlich Deutschlands) nur auf der Grundlage des europäischen ius commune verstanden werden kann. Zwar lässt sich im herkömmlichen positivrechtlichen Unterricht die Kenntnis des geltenden Rechtes gewinnen, für das tiefere Verständnis ist aber die historisch-komparative Methode unabdingbar. Dafür liefert der Verfasser in seinem Werk ein vorzügliches Beispiel.
Gegliedert ist seine Darstellung in insgesamt vier Absch |
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Zweihundert (200) Jahre ABGB - Ausstrahlungen. Die Bedeutung der Kodifikation für andere Staaten und andere Rechtskulturen, hg. v. Geistlinger, Michael/Harrer, Friedrich/Mosler, Rudolf/Rainer, Johannes M. Manz, Wien 2011. VIII, 290 S. Besprochen von Gerhard Köbler. |
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Wie die Herausgeber in ihrem kurzen Vorwort mitteilen, wurden sie bei einem Besuch an der Universität Moskau von den Gastgebern auf das damals bevorstehende 200-Jahre-Jubiläum des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuchs angesprochen, woraus sie schlossen, dass dieses Gesetzbuch nicht nur in Russland Beachtung und Interesse findet. Es lag daher zu Recht nahe, mit Kolleginnen und Kollegen aus Regionen, für die das ABGB zumindest (früher) Bedeutung hatte, Kontakt aufzunehmen. Das Ergebnis ihrer Nachspürungen der Ausstrahlungen des ABGB wurde am 30. Juni 2011 auf der Edmundsburg in Salzburg vorgetragen und noch 2011 publiziert.
Mit einiger Verspätung kann auf diesen sehr interessanten Band nur mit wenigen Worten auf Grund einer Ausleihe hingewiesen werden. Er enthält insgesamt 23 Beiträge sachkundiger Autoren aus Brünn, Clui-Napoca, Wien, Trnava, Vilnius, Salzburg, Laibach, Sankt Petersburg, Moskau, Tartu, Latvia, Novi Sad, Ruíjeka, Bihać, Breslau und Lemberg. Damit ist Großösterreich in einem allgemeineren Sinn in weitem Rahmen gut abgesteckt.
Am Beginn behandelt Werner Ogris das ABGB innerhalb und außerhalb Österreichs und erörtert dabei neben der Nennung aller in der Gegenwart noch unveränderten 861 Paragraphen etwa den Geltungsbereich Monarchia Austriaca (Erbländer 1812, Erbländer 1814-1820, Ungarn 1853-1861, Krakau, Bosnien-Herzegowina, Ausstrahlungen auf Liechtenstein, Schweiz, Italien, Deutschland, den Balkan und sonstige Bereiche), die Teilnovellen, die Nachfolgestaaten sowie Österreich 1918-2011 mit einem Ausblick in die Zukunft. Michael Rainer stellt den historischen Hintergrund, die Entwicklung vom Codex Theresianus zum Josephinischen Gesetzbuch sowie de |
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Zweihundert (200) Jahre ABGB (1811-2011). Die österreichische Kodifikation im internationalen Kontext, hg. v. Dölemeyer, Barbara/Mohnhaupt, Heinz (= Studien zur europäischen Rechtsgeschichte 264). Klostermann, Frankfurt am Main 2012. IX, 407 S. Besprochen von Gunter Wesener. |
Ganzen Eintrag anzeigen Zweihundert (200) Jahre ABGB (1811-2011). Die österreichische Kodifikation im internationalen Kontext, hg. v. Dölemeyer, Barbara/Mohnhaupt, Heinz (= Studien zur europäischen Rechtsgeschichte 267). Klostermann, Frankfurt am Main 2012. IX, 407 S. Besprochen von Gunter Wesener.
Zum zweihundertsten Geburtstag des österreichischen Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuchs ist eine Reihe von bedeutenden Werken erschienen, so die zweibändige Festschrift 200 Jahre ABGB, hg. v. C. Fischer-Czermak/G. Hopf/G. Kathrein/M. Schauer (Wien 2011), die Sammelbände „200 Jahre ABGB – Ausstrahlungen. Die Bedeutung der Kodifikation für andere Staaten und andere Rechtskulturen“, hg. v. M. Geistlinger/F, Harrer/R. Mosler/J. M. Rainer (Wien 2011) und „200 Jahre ABGB. Evolution einer Kodifikation. Rückblick – Ausblick – Methode“, hg. v. A. Fenyves, F. Kerschner, A. Vonkilch (Wien 2012). Im Jahre 2012 erschien in Wien in der Schriftenreihe des österreichischen Notariats die Sammlung „200 Jahre Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch (ABGB) und Europäisches Vertragsrecht, hg. v. Georg E. Kodek. Von dem auf drei Bände angelegten Werk „Österreichs Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch (ABGB). Eine europäische Privatrechtskodifikation“ ist im Jahre 2010 zunächst der Band III: „Das ABGB außerhalb Österreichs“ (Schriften zur Europäischen Rechts- und Verfassungsgeschichte 57, Berlin) erschienen, hg. v. Elisabeth Berger.
Zur 200-Jahrfeier des ABGB hatte vom 4. bis 6. November 2011 im Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte in Frankfurt am Main in Kooperation mit dem Institut für Rechts- und Verfassungsgeschichte der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien ein Symposium stattgefunden, wobei das ABGB im internationalen Kontext gesehen werden sollte. Alle Referate finden sich in überarbeiteter Form im vorliegenden anzuzeigenden Band (Vorwort S. VIII).
Dem Allgemeinen Landrecht für die Preußischen Staaten von 1794, dem französisch |
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Zweihundert (200) Jahre ABGB. Evolution einer Kodifikation - Rückblick - Ausblick - Methode, hg. v. Fenyves, Attila/Kerschner, Ferdinand/Vonkilch, Andreas. Verlag Österreich, Wien 2012. 191 S. Besprochen von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Zweihundert (200) Jahre ABGB. Evolution einer Kodifikation - Rückblick - Ausblick - Methode, hg. v. Fenyves, Attila/Kerschner, Ferdinand/Vonkilch, Andreas. Verlag Österreich, Wien 2012. 191 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Jubiläen laden im Zeitalter genauer Zeitrechnung zu vielfältigen Feiern zum Ruhme der Geburtstagskinder ein, wobei ein natürlicher Wettstreit verwandter Gegebenheiten naheliegt. Aus diesem Grunde ist es sehr verständlich, dass das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch Österreichs von 1811/1812 hinter den fünf Codes Frankreichs der Jahre 1804 bis 1810 nicht gut zurückbleiben durfte. Aus diesem Grunde sind 2011/2012 verschiedene Festschriften erschienen, von denen für den vorliegenden schmalen Sammelband nach dem Vorwort der Herausgeber zwei Jubiläumsfeiern „aus Anlass des zweihundertjährigen Bestehens des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuchs und Herausgeberschaft des Großkommentars Fenyes/Kerschner/Vonkilch, Klang, ABGB, 3. Auflage der Verbund“ sind, indem fast alle Autoren an dem Großkommentar beteiligt sind oder vielleicht noch werden.
Das schmucke und gedankenreiche, eines Sachregisters leider entbehrende Werk enthält die Vorträge, die am 11. Oktober 2011 bei einer vom Institut für Zivilrecht der Universität Linz von der Gerichtsbarkeit Oberösterreich, der oberösterreichischen Rechtsanwalts- und Notariatskammer und der oberösterreichischen juristischen Gesellschaft gehalten wurden, und Beiträge, die bei einer vom Verlag Österreich in den Festräumen des Bundesministeriums für Justiz in Wien am 16. Oktober 2011 veranstalteten Feier, erstattet wurden. Insgesamt handelt es sich um 12 Referate. Sie betreffen die Kodifikationsidee, den Rückblick, den Ausblick und mehrheitlich die Methode.
Unter der Frage, ob der Kodifikationsstreit entschieden sei, stellt etwa Christiane Wendehorst vor allem Kodifikation und sonstiges geschriebenes Recht gegenüber, während Josef Weixelbaum dem Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch |
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Zweihundert (200) Jahre Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch (ABGB) und europäisches Vertragsrecht. 23. europäische Notarentage 2011, hg. v. Kodek, Georg E. (= Schriftenreihe des österreichischen Notariats 46). Manz, Wien 2012. IX, 157 S. Besprochen von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Zweihundert (200) Jahre Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch (ABGB) und europäisches Vertragsrecht. 23. europäische Notarentage 2011, hg. v. Kodek, Georg E. (= Schriftenreihe des österreichischen Notariats 46). Manz, Wien 2012. IX, 157 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Es ist sehr erfreulich, dass die österreichische Notariatskammer den 200. Geburtstag des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuchs zum Anlass nahm, ihn zum Thema der europäischen Notarentage zu machen. Dadurch wird nämlich einerseits die europäische Bedeutung dieser mitgliedstaatlichen Rechtsquelle sachgemäß betont. Zugleich erhält der Notarentag einen Sachgegenstand von europäischer Dimension, weil das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch eine der drei großen Zivilrechtskodifikationen Europas aus einer Zeit ist, in der Österreich noch eine der fünf Großmächte des damals wichtigsten aller fünf Kontinente war.
Der in Wien 1963 geborene, nach seiner Habilitation über Besitzstörungsverfahren seit 2007 zum Universitätsprofessor für bürgerliches Recht und Handelsrecht an der Wirtschaftsuniversität Wien bestellte Herausgeber weist dementsprechend in seinem kurzen Vorwort besonders darauf hin, dass bei der Planung der Tagung bewusst ein starker Schwerpunkt europäische Rechtsentwicklung eingebaut wurde. Gleichwohl sollte die Veranstaltung nicht in die Vergangenheit, sondern auch in die Zukunft gerichtet sein. Demgemäß ging es auch um die Möglichkeiten der Kautelarjurisprudenz, die Internationalisierung der Vertragskultur und die Möglichkeit eines künftigen europäischen Zivilgesetzbuchs, das entweder Rahmen oder Ersatz für das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch sein könnte.
Ingesamt enthält der schmale Tagungsband neben sechs Eröffnungs- und Grußansprachen sieben Sachreferate. Dabei schildert der Herausgeber eindrucksvoll den Wandel des Gesetzbuchs in der Zeit, ordnet Thomas Olechowski das Gesetzbuch als Grundlage der Rechtseinheit für Zentraleuropa ein und erklärt Tatjana Josi |
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Zwischenzeit. Rechtsgeschichte der Besatzungsjahre, hg. v. Löhnig, Martin (= Edition Rechtskultur Wissenschaft 2). Gietl, Regenstauf 2011. 240 S. Besprochen von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Zwischenzeit. Rechtsgeschichte der Besatzungsjahre, hg. v. Löhnig, Martin (= Edition Rechtskultur Wissenschaft 2). Gietl, Regenstauf 2011. 240 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Der Herausgeber geht von der Ethnologie aus und greift den ihm dort geläufigen Ausdruck der liminalen Phase auf, um ihn danach auf die Zeit zwischen 1949 und 1949 zu übertragen. Man wird ihm zweifelsohne darin beipflichten könne, dass in der Rechtsgeschichte die überstürzende Vielfalt der Ereignisse der ersten Jahre nach dem zweiten Weltkrieg noch keineswegs befriedigend aufgearbeitet ist. Dewegen ist das Ergebnis einer Regensburger Ringvorlesung unmittelbar nach Erscheinen auch auf großes Interesse eines sachkundigen Rezensenten gestoßen, bis zu dessen Urteil der Herausgeber aber doch schon mit einigen Sätzen auf das Sammelwerk hinweisen kann, für dessen Gelingen der Herausgeber seinem Mitarbeiter Andreas Gietl deswegen zu besonderem Dank verpflichtet ist, weil ohne ihn aus der Vorlesungsreihe kein Buch geworden wäre.
Dieses umfasst insgesamt elf interessante Beiträge. Sie beginnen mit der Geschichte der Entnazifizierung, die als gelungener Fehlschlag eingeordnet wird (13 Millionen ausgefüllte Fragebögen bis zum Sommer 1949, 3623112 Befreiungen nach dem Befreiungsgesetz, 950126 Spruchkammerfälle, knapp 100000 mündliche Verhandlungen, etwa 2,5 Prozent Hauptschuldige und Belastete). In einem weiteren Rahmen wird dieser bedeutsame Vorgang allgemeiner eingebettet in die Sozialgeschichte, die Wirtschaftsgeschichte und auch die politische, durch Konrad Adenauer und Kurt Schumacher personifizierte allgemeine Geschichte.
Besonderes Interesse verdienen darüber hinaus die Untersuchungen zu einzelnen Rechtsgebieten. Zwar können sie auch in ihrer Summe nicht eine zusammenfassende Rechtsgeschichte dieser einschneidenden Zwischenzeit ersetzen. Sie bieten aber doch insgesamt vielfältige wertvolle Erkenntnisse ausgewiesener Sachkenner zu Arbeitsrecht, Verfassungsge |
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Köbler, Gerhard-Rechtsgeschichtliche Neuerscheinungen-2013-alphabetisch |
Ganzen Eintrag anzeigen *A Companion to American Legal History, hg. v. Hadden, Sally E./Brophy, Alfred L. Blackwell Publishers, Chichester/West Sussex 2013. XIII, 582 S.
*Achthundert (800) Jahre Anhalt. Geschichte, Kultur, Perspektiven, hg. vom Anhaltischen Heimatbund, Fotografien von Janos Stekovics (= Stekos historische Bibliothek 2). Stekovics, Wettin-Löbejün 2012. 576 S.
*Ackermann, Astrid, Film und Filmrecht zwischen 1919 und 1939. Nomos, Baden-Baden 2013. 100 S.
*Ackermann, Christian, Die Bedeutung der Rechtsprechung des preußischen Oberverwaltungsgerichts zum Kommunalrecht für unsere heutige Dogmatik (= Kommunalrecht - Kommunalverwaltung 58). Nomos, Baden-Baden 2012. 188 S.
*Airy Curtains in the European Ether. Broadcasting and the Cold War, hg. v. Badenoch, Alexander/Fickers, Andreas/Henrich-Franke, Christian (= Schriftenreihe des Instituts für europäische Regionalforschungen 15). Nomos, Baden-Baden 2013. 375 S.
*Allmayer-Beck, Johann Christoph, „Herr Oberleitnant, det lohnt doch nicht!“ Kriegserinnerungen an die Jahre 1938 bis 1945, hg. v. Schmidl, Erwin A., Böhlau, Wien 2013. 559 S.
*Alltag, Herrschaft, Gesellschaft und Gericht im Spiegel der spätmittelalterlichen Ingelheimer Haderbücher. Ein Begleitband zum Editionsprojekt „Ingelheimer Haderbücher“, hg. v. Marzi, Werner/Schäfer, Regina im Auftrag der Stadt Ingelheim am Rhein. Rheinhessische Druckwerkstätte Alzey, Ingelheim am Rhein 2012. 236 S.
*Althoff, Gerd, „Selig sind, die Verfolgung ausüben“. Päpste und Gewalt im Hochmittelalter. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2013. 256 S. Abb.
*Ambrosius, Gerold/Henrich-Franke, Christian, Integration von Infrastrukturen in Europa im historischen Vergleich. Band 1 Synopse (= Schriftenreihe des Instituts für europäische Regionalforschungen 17). Nomos, Baden-Baden 2013. 238 S.
*Amelsberg, Werner, Die „Samende“ im lübischen Recht. Eine Vermögensgemeinschaft zwischen Eltern und Kindern im spätmittelalterlichen Lübeck (= Quellen und Darstellungen zur hansischen Gesch |
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AAAKöbler, Gerhard, Deutschsprachige Rechtslehrer 1933, 2013 |
Ganzen Eintrag anzeigen Deutschsprachige Rechtslehrer 1933 (327)
ALSBERG, Max, RA Prof. Dr.; geb. Bonn 16. 10. 1877; gest. Samaden/Kanton Graubünden 11. 09. 1933 (Selbstmord); WG.: jüdische FamilieVater Kaufmann, Studium Rechtswissenschaft Univ. München, Berlin, Leipzig, Bonn, 1906 Promotion, 1906 Rechtsanwalt Berlin, 1931 Honorarprofessor Univ. Berlin, 1933 Berufsverbot, Emigration Schweiz; F.: Strafrecht; Verö.: Kriegswucherstrafrecht 1916, 7. A. Preistreibereistrafrecht 1922, Der Prozess des Sokrates im Lichte moderner Jurisprudenz und Psychologie 1926, 3. A. 1933, Die strafprozessualen Entscheidungen der Oberlandesgerichte Bd. 1ff. 1927f., Der Beweisantrag im Strafprozess 1930; Son.: Kürschner 1925, 1926, 1928/1929, 1931, NDB, Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953, 371, Riess C. Der Mann in der schwarzen Robe 1965, Würdigung NJW 1966, 1649 (Seibert Claus), Max Alsberg, in: Streitbare Juristen 1988, 141 (Jungfer Gerhard), Deutsche Juristen jüdischer Herkunft hg. v. Heinrichs Helmut u. a. 1993, 655 (Krach Tillmann), Kleinheyer/Schröder, DBE
ANSCHÜTZ, Gerhard, Univ.-Prof. Dr.; geb. Halle an der Saale 10. 01. 1867; gest. Heidelberg 14. 04. 1948; WG.: Vater Professor (Anschütz August), 1886 Studium Literaturgeschichte, Kulturgeschichte, Französisch, Rechtswissenschaft Univ. Genf, Leipzig, Berlin, Halle an der Saale, 1891 Promotion Dr. iur. Univ. Halle, 1894 zweite jur. Staatsprüfung, Regierungsassessor, 1896 Habilitation Univ. Berlin, 1889 o. Prof. Univ. Tübingen, 1900 Univ. Heidelberg (Nachfolger Georg Meyers), 1908 Univ. Berlin, 1916 Univ. Heidelberg, geheimer Hofrat, 1933 Emeritierung (auf eigenen Wunsch); F.: Staatsrecht; Verö.: Kritische Studien zur Lehre vom Rechtssatz und formellen Gesetz 1891 (Dissertation), Der Fall Friesenhausen 1904, (Meyer Georg) Lehrbuch des deutschen Staatsrechtes, 6. A. 1905, 7. A. 1919, Die Verfassungsurkunde für den preußischen Staat Bd. 1 1912, Die Verfassung des Deutschen Reiches 1921, 3./4. A. 1926, 14. A. 1 |
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AAAKöbler, Gerhard, Rechtsgeschichtliche Neuerscheinungen 2013 - alphabetisch, 2013 |
Ganzen Eintrag anzeigen *A Companion to American Legal History, hg. v. Hadden, Sally E./Brophy, Alfred L. Blackwell Publishers, Chichester/West Sussex 2013. XIII, 582 S.
*Achthundert (800) Jahre Anhalt. Geschichte, Kultur, Perspektiven, hg. vom Anhaltischen Heimatbund, Fotografien von Janos Stekovics (= Stekos historische Bibliothek 2). Stekovics, Wettin-Löbejün 2012. 576 S.
*Ackermann, Astrid, Film und Filmrecht zwischen 1919 und 1939. Nomos, Baden-Baden 2013. 100 S.
*Ackermann, Christian, Die Bedeutung der Rechtsprechung des preußischen Oberverwaltungsgerichts zum Kommunalrecht für unsere heutige Dogmatik (= Kommunalrecht - Kommunalverwaltung 58). Nomos, Baden-Baden 2012. 188 S.
*Airy Curtains in the European Ether. Broadcasting and the Cold War, hg. v. Badenoch, Alexander/Fickers, Andreas/Henrich-Franke, Christian (= Schriftenreihe des Instituts für europäische Regionalforschungen 15). Nomos, Baden-Baden 2013. 375 S.
*Allmayer-Beck, Johann Christoph, „Herr Oberleitnant, det lohnt doch nicht!“ Kriegserinnerungen an die Jahre 1938 bis 1945, hg. v. Schmidl, Erwin A., Böhlau, Wien 2013. 559 S.
*Alltag, Herrschaft, Gesellschaft und Gericht im Spiegel der spätmittelalterlichen Ingelheimer Haderbücher. Ein Begleitband zum Editionsprojekt „Ingelheimer Haderbücher“, hg. v. Marzi, Werner/Schäfer, Regina im Auftrag der Stadt Ingelheim am Rhein. Rheinhessische Druckwerkstätte Alzey, Ingelheim am Rhein 2012. 236 S.
*Althoff, Gerd, „Selig sind, die Verfolgung ausüben“. Päpste und Gewalt im Hochmittelalter. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2013. 256 S. Abb.
*Ambrosius, Gerold/Henrich-Franke, Christian, Integration von Infrastrukturen in Europa im historischen Vergleich. Band 1 Synopse (= Schriftenreihe des Instituts für europäische Regionalforschungen 17). Nomos, Baden-Baden 2013. 238 S.
*Amelsberg, Werner, Die „Samende“ im lübischen Recht. Eine Vermögensgemeinschaft zwischen Eltern und Kindern im spätmittelalterlichen Lübeck (= Quellen und Darstellungen zur hansischen Gesch |
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Der Goslarer Ratskodex - Das Stadtrecht um 1350. Edition, Übersetzung und begleitende Beiträge, hg. v. Lehmberg, Maik (= Beiträge zur Geschichte der Stadt Goslar/Goslarer Fundus 52). Verlag für Regionalgeschichte, Gütersloh 2013. 669 S. 270 farb. Faksimileseiten. Besprochen von Ulrich-Dieter Oppitz. |
Ganzen Eintrag anzeigen Der Goslarer Ratskodex - Das Stadtrecht um 1350. Edition, Übersetzung und begleitende Beiträge, hg. v. Lehmberg, Maik (= Beiträge zur Geschichte der Stadt Goslar/Goslarer Fundus 52). Verlag für Regionalgeschichte, Gütersloh 2013. 669 S., 354 Abb. 270 farb. Faksimileseiten. Besprochen von Ulrich-Dieter Oppitz.
Nach einer Vorbereitungszeit von mehr als zehn Jahren legt der Geschichtsverein Goslar e.V. eine Edition des Goslarer Ratskodexes vor, die insgesamt als gelungen zu bezeichnen ist. Das Goslarer Stadtrecht ist in einer älteren und einer jüngeren Redaktion überliefert, die in 20 Textzeugen, vollständige Handschriften und Fragmente, nachweisbar sind. Vor 45 Jahren legte der Göttinger Rechtshistoriker Wilhelm Ebel seiner Edition als Leithandschrift ein Exemplar der älteren Redaktion zugrunde. Der Ratskodex gehört zu der jüngeren Redaktion, so dass schon diese Unterscheidung die Herausgabe rechtfertigt.
Die Geleitworte zu Beginn des Sammelbandes zeigen die Vielzahl der an der Vorbereitung der Ausgabe beteiligten Einrichtungen. Hansgeorg Engelke beschreibt die Entstehung der Ausgabe (S. 13-15). In den Zeilen und zwischen den Zeilen ist eine Entstehung mit vielen Hindernissen zu erleben. Sabine Graf bietet als Ergebnis ihrer gründlichen Forschungen einen profunden Einblick in die Stadtgeschichte Goslars zur Zeit der Kodifizierung des Stadtrechts (S. 17-31).
Dietlinde Munzel-Everling gibt als ausgewiesene Rechtshistorikerin einen Überblick zum Stadtrecht der Stadt Goslar und widmet sich dessen Ausstrahlung auf andere Städte (S. 33-43). Ihre Zustimmung hätte wohl kaum die Übertragung des Einganges der Vorrede in der Übersetzung durch M. Lehmberg (S. 84/85) gefunden. Lehmberg lässt den Rat seine Gesetze in dieses Buch bringen, während doch das Original des Textes eindeutig sagt dat sie ire recht in dit boc notieren. Dem Rat war, anders als Historikern, eindeutig der Unterschied zwischen Recht und Gesetz bewusst, ihn sollte auch |
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Das Emanzipationsedikt von 1812 in Preußen. Der lange Weg der Juden zu „Einländern“ und preußischen Staatsbürgern“, hg. v. Diekmann, Irene A. (= Europäisch-jüdische Studien Beiträge Band 15). De Gruyter, Berlin 2013. VII, 382 S. Besprochen von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Das Emanzipationsedikt von 1812 in Preußen. Der lange Weg der Juden zu „Einländern“ und preußischen Staatsbürgern“, hg. v. Diekmann, Irene A. (= Europäisch-jüdische Studien Beiträge Band 15). De Gruyter, Berlin 2013. VII, 382 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Am 11. März 2012 jährte sich der Erlass, betreffend die bürgerlichen Verhältnisse der Juden in dem preußischen Staate zum 200. Male. Dies war für das Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien der Anlass, dieses Thema zum Gegenstand einer besonderen wissenschaftlichen Tagung zu machen. Die dortigen Referate stellt der gelungene Sammelband nunmehr der Öffentlichkeit zur Verfügung.
Nach dem kurzen Vorwort der nach dem Studium der Geschichte und Germanistik an der Pädagogischen Hochschule Potsdam seit 2006 als stellvertretende Direktorin des Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische Studien tätigen Verfasserin steht im Vordergrund der Überlegungen die Frage der Bedeutung und Tragweite des Gesetzes. Da sie sich nicht ganz einfach beantworten lässt, wurden insgesamt drei Themenbereiche unterschieden. Sie betreffen nach einer Einführung Julius H. Schoeps’ über den Weg von der Untertanenloyalität zum Bürgerpatriotismus in Preußen die Diskussionen im Vorfeld des Edikts in den 1780er Jahren, die möglichen Vorbilder in Frankreich und in anderen deutschen Staaten und die Auswirkungen der Bestimmungen des Edikts auf die Lage der Juden in Preußen.
Dabei behandelt etwa Marion Schulte den Weg des Edikts von den ersten Reformvorschlägen der Jahre 1789/1792 bis zur Endredaktion oder Daniel Gerson die französische Regel, dass den Juden als Nation alles zu verweigern und als Individuen alles zu gewähren sei. J. Friedrich Battenberg vergleicht die preußische Entwicklung mit der Emanzipation der Juden in den hessischen Ländern, Michael Szulc die bürokratische Praxis in Westpreußen bis zur Jahrhundertmitte. Auf die Auswirkungen hinsichtlich der Namensannahme, der Erl |
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Lengemann, Jochen, Thüringische Landesparlamente 1919-1952. Biographisches Handbuch (= Veröffentlichungen der historischen Kommission für Thüringen. Große Reihe Band 1.4). Böhlau, Köln 2013. VII, 836 S. Besprochen von Werner Schubert. |
Ganzen Eintrag anzeigen Lengemann, Jochen, Thüringische Landesparlamente 1919-1952. Biographisches Handbuch (= Veröffentlichungen der historischen Kommission für Thüringen. Große Reihe Band 1.4). Böhlau, Köln 2013. VII, 836 S. Besprochen von Werner Schubert.
Im Rahmen des von Lengemann (1970-1990 Mitglied des hessischen Landtags; 1990 bis 1992 thüringischer Staatsminister) initiierten Forschungsprojekts: „Thüringische Volksvertretungen 1919-1952“ liegt nun nach den Bänden über die Landtage und Gebietsvertretungen von Schwarzburg-Rudolstadt, von Schwarzburg-Sondershausen und in den reußischen Staaten nunmehr auch das Biografische Handbuch für die thüringischen Landesparlamente von 1919-1952 vor. In der Einleitung (S. 9-46) behandelt Lengemann den Volksrat von Thüringen (1919/1920), den Landtag von Thüringen von 1919 bis 1933, die parlamentslose Zeit 1933-1946 und den Thüringer Landtag von 1946 bis 1952. Für die Zeit bis 1933 werden im Wesentlichen nur die parlamentarischen Institutionen „grob skizziert und Hinweise darauf gegeben, wo man sich in den Quellen weiter informieren kann“ (S. 3). Für die Zeit ab 1946 bringt Lengemann detailliertere Informationen, die „mehr als nur eine streng formale, rechtspositivistische Darstellung“ beinhalten. Im Überblick (S. 47-132) werden sodann für den Volksrat, die Landtage und die Landesversammlung zusammengestellt die Rechtsgrundlagen, die Wahlperioden, die Wahlergebnisse, die Anzahl der Sitzungen und die Fundstellen der Protokolle. Der biografische Teil (S. 136-706) umfasst 510 Kurzbiografien nach einer einheitlichen Gliederung (S. 134f.). Die alphabetisch angeordneten Kurzbiografien weisen jeweils noch eine Nummer auf, wodurch die Orientierung erheblich erleichtert wird. Der Band wird abgeschlossen u.a. mit einem umfangreichen Literatur- und Quellenregister sowie mit einem umfassenden Personen- und Ortsregister.
Von den Abgeordneten sei zunächst hervorgehoben Eduard Rosenthal (DDP; gest. 1926, S. 560f.), der n |
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Vondung, Klaus, Deutsche Wege zur Erlösung. Formen des Religiösen im Nationalsozialismus. Fink, München 2013. 155 S. Besprochen von Gerhard Köbler. |
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Dem Menschen ist der Mensch und die ihn umgebende Welt in vielen Hinsichten ein Rätsel, das er zwar in zahlreichen Einzelheiten betrachten kann, das er aber in seiner Gesamtheit im Laufe seiner Geschichte bisher nicht zur vollen Zufriedenheit erklärt hat. Ein Mittel hierfür sind wohl schon in frühen Zeiten Religionen geworden, neben die im Lauf der jüngeren Vergangenheit Ideologien getreten sind. Für das Deutsche Reich ist dabei zwischen 1933 und 1945 der Nationalsozialismus bedeutsam geworden, mit dem sich das vorliegende Werk beschäftigt.
Sein Verfasser wurde in Ulm 1941 geboren und in Tübingen und München in Germanistik, Geschichte und politischen Wissenschaften ausgebildet. Nach der Promotion in München (1969) wurde er wissenschaftlicher Angestellter und Lehrbeauftragter für neuere deutsche Literaturgeschichte in München und nach einem Forschungsaufenthalt in Stanford 1974 Lehrender im Angestelltenverhältnis an der Gesamthochschule Siegen, an der er 1976 zum Professor für Germanistik/neuere Literaturwissenschaft aufstieg, der 1988 nachträglich habilitiert und 2006 emeritiert wurde. Mit Magie und Manipulation als ideologischem Kult und politischer Religion des Nationalsozialismus befasste er sich bereits 1969 in seiner Dissertation.
Im vorliegenden schmalen Werk will er auf der Grundlage der Arbeiten seines Lehrers Eric Voegelin ein Gesamtergebnis seiner lebenslangen Ermittlungen vorlegen. Es gliedert sich in insgesamt sieben Kapitel, über politische Religion, Glaube, Mystik, Mythos und Ritual, Kult, Theologie und Apokalypse. Seine Darlegungen sind gut lesbar, beziehen aber neuere Literatur nicht intensiv ein und erbringen trotz vieler nationalsozialistischer Rituale letztlich keine entscheidenden weiterführenden Erkenntnisse und Einsichten zu Religion und Ideologie im Nation |
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Urkundenbuch der Stadt Zwickau, bearb. v. Kunze, Jens/Stadtführer, Henning. Zweiter Teil Das älteste Stadtbuch 1375-1481, bearb. v. Kunze, Jens (= Codex diplomaticus Saxoniae 2 Die Urkunden der Städte und geistlichen Institutionen in Sachsen 20). Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 2012. XXVI, 503 S., Abb. Besprochen von Ulrich-Dieter Oppitz. |
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Durch das DFG-Projekt „Index Librorum Civitatum“ ist die Erschließung mittelalterlicher Stadtbücher gerade aus Mitteldeutschland in das Bewusstsein der Historiker und auch der Rechtshistoriker gerückt worden. Waren es in der Vergangenheit einzelne Forscher, die diese Quellen bearbeiteten, so ist jetzt der Versuch unternommen, diese Quellen systematisch zu sammeln und dann zu edieren. Stadtbücher erlauben einen der tiefsten Einblicke in die Praxis des Lebens einer mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Stadt.
Es ist zu begrüßen, dass nun auch für die Stadt Zwickau, die seit ihrer Entstehung im 12. Jahrhundert zu den bevölkerungsreichsten und wirtschaftlich starken Städten Sachsens gehört, das älteste Stadtbuch aus dem Ende des 14. Jahrhunderts ediert wurde. Die Edition ist als Teil 2 des Urkundenbuchs der Stadt Zwickau bezeichnet. Als Teil 1 wird wohl noch im Frühsommer 2014 der Urkundenteil erscheinen, den Henning Steinführer verantwortet. So erscheint es gewährleistet, dass der vorliegende Band kein Torso eines Forschungsprojektes bleibt.
Die mehr als einhundertjährige Geschichte der Edition eines Zwickauer Urkundenbuches konnte hinsichtlich eines Teiles zu Ende gebracht werden. Die für derartige Werke kurzgefasste Einleitung umfasst 7 Seiten. Eine hilfreiche Ergänzung enthält Henning Steinführers Beitrag im Neuen Archiv für sächsische Geschichte (2005), der im Literaturverzeichnis nachgewiesen ist. Dem Überblick zu der Stadtbuchüberlieferung in Zwickau folgt die sorgfältige kodikologische Beschreibung des Zwickauer Stadtbuches. Die Abbildungen 1-8 im Anhang zeigen die Wasserzeich |
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Bahro, Berno, Der SS-Sport. Organisation - Funktion - Bedeutung. Schöningh, Würzburg 2013. 327 S., Abb. Graf. Besprochen von Gerhard Köbler. |
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Schon die Herrscher Roms sahen Brot und Spiele als wichtigste Interessen der müßigen Menschen an. Aus dieser verständlichen Grundhaltung hat sich mit der Ersetzung der körperlichen Arbeit durch Maschinen seit der Industrialisierung der Welt der Sport als Ausgleichsbetätigung entwickelt. Er ermöglicht zugleich als unblutige Auseinandersetzung neben dem Krieg einen Wettstreit um die Spitzenstellung innerhalb der Völker und Staaten.
Mit seiner Bedeutung während der nationalsozialistischen Herrschaft befasst sich der in Eisenhüttenstadt 1977 geborene, seit 1998 in Sport und Geschichte an der Universität Potsdam ausgebildete Verfasser. Seit seiner Tätigkeit als studentische Hilfskraft am Arbeitsbereich Zeitgeschichte des Sports und am Lehrstuhl für Militärgeschichte der Universität Potsdam hat ihn dieser Gegenstand besonders bewegt. Als akademischer Mitarbeiter an der Professur für Trainings-und Bewegungswissenschaft konnte er 2012 eine entsprechende Dissertation vorlegen.
Nach den darin gewonnenen Erkenntnissen war die Hälfte der Dienstzeit in der 1925 von Adolf Hitler gegründeten, von Heinrich Himmler geführten Schutzstaffel für den Sport bestimmt, welcher vor allem auch der Auslese diente. Ziel war in erster Linie das Erreichen der Weltspitze im Vergleich aller Völker. Mit welchen Mitteln im Einzelnen dies angestrebt und in welchem Umfang es in den Jahren zwischen 1933 und 1945 tatsächlich verwirklicht werden konnte, kann der Verfasser in seiner eindringlichen Untersuchung ansprechend ermitteln.
Innsbruck Gerhard Köbler
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Die Anfänge des öffentlichen Rechts. Gli inizi del diritto pubblico. Band 3 Auf dem Wege zur Etablierung des öffentlichen Rechts zwischen Mittelalter und Moderne. Verso la costruzione del diritto pubblico tra medioevo e modernità, hg. v. Dilcher, Gerhard/Quaglioni, Diego (= Jahrbuch des italienisch-deutschen historischen Instituts in Trient/Annali dell’Istituto storico italo-germanico in Trento 25). il Mulino/Duncker & Humblot, Bologna/Berlin 2011. 858 S. Besprochen von Gerhard Köbler. |
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Dass es einen Unterschied zwischen allgemeinen und besonderen Angelegenheiten mit rechtlicher Bedeutsamkeit geben kann, brachte bereits eine dem römischen Rechtskundigen zugeschriebene Wendung kurz und klar zum Ausdruck, indem sie als ius publicum bestimmte, was ad statum rei Romanae spectat. Zu einer grundsätzlichen Aufteilung des Rechtes in öffentliches Recht und privates Recht führte dies angesichts des geringen Interesses der Römer an rechtlicher Systematik nicht. Mit der späteren Entwicklung befasste sich seit der zweiten Jahrtausendwende ein von den beiden Herausgebern mit großem Engagement und Erfolg betriebenes Kooperationsprojekt, aus dem insgesamt drei wichtige Bände hergegangen sind.
Dabei konzentrierte sich der erste Band ganz auf das Treffen Friedrichs I. mit hochmittelalterichen Juristen auf den ronkalischen Feldern und die dabei behandelten Rechtsfragen. Der zweite Band widmete sich der Zeit zwischen Friedrich I. und Friedrich II. im späteren 12. und früheren 13. Jahrhundert. Zum Abschluss wird im vorliegenden Sammelband der gesamte Weg vom Mittelalter bis zur Moderne der frühen Neuzeit behandelt.
Dabei bildet die eine breiteres Fundierung des öffentlichen Rechtes prägende Vorstellung den Ausgangspunkt, dass bereits vor einer eigenen universitären Vorlesung über ius publicum der Sache nach die Unterscheidung zwischen Allgemeinheit und Einzelnem im Recht vielen Juristen bewusst war. In diesem Sinne enthält das umfangreiche W |
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Koerfer, Daniel, Diplomatenjagd. Joschka Fischer, seine Unabhängige Historikerkommission und „Das Amt“. Strauss Edition, Potsdam 2013. 544 S. Besprochen von Gerhard Köbler. |
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Die Vorstellungen von Entscheidungsträgern wirken sich vielfach auf viele andere aus. Das gilt nach der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler des Deutschen Reiches ebenso wie für die seinem Ende und dem demokratischen Neuaufbau folgenden Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland seit Konrad Adenauer. Dementsprechend hatte auch Joseph (Joschka) Fischer politische Vorstellungen davon, wie mit der Geschichte der seiner Führung unterstellten Bundesbehörde in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft umzugehen sei, und bestellte im Ergebnis eine unabhängige Historikerkommission zur Aufarbeitung der Geschichte des Auswärtigen Amtes während der nationalsozialistischen Herrschaft.
Deren Ergebnis hatte nach seiner Veröffentlichung unterschiedliche Stellungnahmen zur Folge. Der in Bern 1955 als Sohn des Industriellen Jacques Koerfer geborene, im Odenwald geschulte und 1986 an der Freien Universität in Berlin mit einer umfangreichen Dissertation über den Kampf um das Kanzleramt zwischen Ludwig Erhard und Konrad Adenauer promovierte, 1992 von einer Tätigkeit als Hochschulassistent in die Geschäftsführerschaft der Koerfer’schen Verwaltungsgesellschaft gewechselte Verfasser des vorliegenden Werkes gehörte von Anfang zu den entschiedenen Kritikern. Er hatte sich bereits 1990 zu dem seinem Großvater (Gerhart Feine) im Auswärtigem Amt als Staatssekretär vorgesetzten Ernst von Weizsäcker als deutschem Offizier und Diplomat zwischen Verstrickung und Selbsttäuschung geäußert.
Das Ergebnis der Unabhängigen Historikerkommission, dass das Auswärtige Amt eine verbrecherische Organisation gewesen sei, sieht er vor allem als Ergebnis des politischen Willens des zielbewussten Joseph Fischer, der später zu erkennen gab, dass das Ergebnis für ihn bereits bei Einsetzung |
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Woschnak, Klaus, Treffpunkt Europa Mitte- Die Notariatsreform der Jahre1989 bis 1995 in Mitteleuropa aus österreichischer Sicht. Manz, Wien 2013. XIX, 338 S. Besprochen von Werner Schubert. |
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Der vorliegende Band gibt einen Überblick über die Metamorphose des Staatsnotariats in Mittel- und Osteuropa in das freiberufliche Notariat bzw. die Neubegründung des im 5. Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts abgeschafften Notariats in den Nachfolgestaaten in der Zeit zwischen 1989 und 1995 mit einem Ausblick auf die weitere Entwicklung. Zu dieser Darstellung war Klaus Woschnak in besonderer Weise berufen, da er von 1992 bis 1995 Vizepräsident der Kommission für internationale notarielle Zusammenarbeit (CCNI), von 1996 bis 2010 Mitglied des ständigen Rats der internationalen Union des Notariats (UINL), von 2003 bis 2010 Präsident der Österreichischen Notariatskammer und 2007 Präsident des Rats der Notariate der Europäischen Union (CNUE) war. Wichtige Diskussionsforen waren und sind seit 1989 das Notaring Kollegium Mitteleuropa und der Europatag des Notariats in Salzburg, die beide 2013 zum 25. Mal stattfanden. Hilfe bei der Etablierung des freien Notariats leisteten auch die UINL und der Rat der Notariate der EU (CNUE). Woschnak bringt keine Gesamtdarstellung der Entwicklung, sondern beschreibt in über 30 Essays die Transformation des Notariats in „Mitteleuropa“, das vor allem Tschechien und die Slowakei (vorher Tschechoslowakei), Ungarn und die Nachfolgestaaten Jugoslawiens umfasst. Polen, die baltischen Staaten und das Gebiet der ehemaligen DDR sind in die Darstellung mit einbezogen (vgl. S. 32ff., 64ff. für Ostdeutschland, S. 115ff. für das Baltikum, S. 70ff., 77ff. für Polen). In zwei Abschnitten werden auch die Staaten Südosteuropas berücksichtigt (Rumänien, Albanien, Bulgarien, Makedonien, Bosnien, Montenegro, Kosovo und Serbien; S. 118ff., 148ff.).
Sehr hilfreich sind die Übersichten über die Entwicklung des Notariatsrechts in folgenden Staaten: S. 77 |