Weigl, Andreas, Bevölkerungsgeschichte Europas - von den Anfängen bis in die Gegenwart (= UTB 3756). Böhlau, Köln 2012. 210 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Weigl, Andreas, Bevölkerungsgeschichte Europas - von den Anfängen bis in die Gegenwart (= UTB 3756). Böhlau, Köln 2012. 210 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Die Menschen haben sich von ihren ersten Anfängen bis zur Gegenwart in ihrer Zahl beständig vermehrt. An die Stelle der vielleicht anfangs bestehenden Gefahr ihres Untergangs durch natürliche Gegebenheiten ist möglicherweise die Gefahr des Untergangs durch eigene Entscheidungen getreten. Von daher ist ein objektiver Blick über die Bevölkerungsgeschichte sehr willkommen, auch wenn er zumindest vordergründig auf Europa konzentriert ist.
Der in Wien 1961 geborene Verfasser studierte in Wien von 1979 an Wirtschaftsinformatik und von 1980 an Geschichte und erwarb 1984 den Mag. rersocoec. und 1985 den Mag. phil. sowie nach dem Doktoratsstudium des Faches Wirtschaftsgeschichte 1991 den Dr. rersocoec. Seit 1984 am Statistischen Amt der Stadt Wien im Bereich Bevölkerungsstatistik tätig, wurde er 1989 Fachreferent in der Magistratsdirektion der Stadt Wien und 1998 stellvertretender Leiter des statistischen Amtes Wiens. Seit 2001 ist er Universitätsdozent am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien, seit 2010 Leiter des Ludwig Boltzmann Instituts für Stadtgeschichtsforschung.
Sein griffiges Taschenbuch gliedert sich insgesamt in 13 sachliche Abschnitte. Nach der Erklärung des Gegenstands beschreibt es die Quellen, geht besonders auf Malthus und seine theoretischen Gedankengänge ein und verfolgt dann nacheinander die Phasen der europäischen Bevölkerungsgeschichte vom Zeitalter der Pest über die hochmittelalterliche Expansionsphase (ca. 1000-1300), das European Marriage Pattern, den „Demografischen Übergang“, den epidemiologischen Übergang, das social und gender gap, die stille Revolution, den Wandel Europas vom Auswanderungskontinent zum Einwanderungskontinent bis zu Europa und der Welt an der (bisher letzten) Jahrtausendwende. Zehn Tabellen, vier Grafiken und die Abbildung eines Wiener Totenbeschauprotokolls veranschaulichen die eigenständigen, vielschichtigen Ausführungen, ein 20seitiges Literaturverzeichnis ermöglicht die Vertiefung, ein von Abort bis Zweiverdiener-Familie reichendes Register schließt das mit 50 Anmerkungen ausgestattete, mit der Prognose, dass außereuropäische Kulturen über den Weg transkontinentaler Wanderungen ihren Einfluss auf das künftige demografische Gesicht Europas nicht verfehlen werden, endende Werk sachkundig auf.
Innsbruck Gerhard Köbler