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Wernicke, Simone, Jugendstrafvollzug in der DDR. Die Rechtsentwicklung vor dem Hintergrund der politischen und gesellschaftlichen Veränderungen(= Rechtsgeschichtliche Studien 49). Kovač, Hamburg 2011. 603 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

Wernicke, Simone, Jugendstrafvollzug in der DDR. Die Rechtsentwicklung vor dem Hintergrund der politischen und gesellschaftlichen Veränderungen(= Rechtsgeschichtliche Studien 49). Kovač, Hamburg 2011. 603 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der Sozialismus ist in seinem Kern eine idealistische Ideologie, die im Menschen das Gute sehen und das Schlechte verändern möchte. Die realistische Erfahrung seiner bisherigen Umsetzung zeigt jedoch, dass diese Ziele nicht leicht zu erreichen sind und wohl bisher auch noch nirgends verwirklicht worden sind. Von daher ist die wissenschaftliche Betrachtung des Jugendstrafvollzugs in der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik von allgemeinem Interesse.

 

Die vorliegende, umfangreiche Arbeit ist die überarbeitete Fassung der von Ralph Weber betreuten, im Wintersemester 2009/2010 bei der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Rostock eingereichten Dissertation der Verfasserin. Sie gliedert sich nach einer Einleitung in Thema, Gegenstand, Ziel, Aufbau, Forschungsstand, Verlauf und Methodik der Untersuchung in drei in erster Linie chronologisch geordnete Abschnitte. Sie betreffen die Entwicklung bis 1945, die Entwicklung von 1945 bis 1990 und in die Entwicklung des Jugendstrafvollzugs in der Bundesrepublik unter Berücksichtigung der neuen Rechtslage ab 1. Januar 2008.

 

Im Ergebnis erscheint der auch Zeitzeugen einbindenden Verfasserin die Entwicklung der Jugendstrafvollzugs der Bundesrepublik Deutschland im Vergleich mit der ehemaligen Deutschen Republik als unbefriedigend. Allerdings weist sie selbst darauf hin, dass der Gesetzgeber der Deutschen Demokratischen Republik zwar viel aktiver vorging, dass dieses Vorgehen aber politisch motiviert und undemokratisch ausgestaltet war und dass sich sichere Schlüsse über den Erfolg des Strafvollzugssystems in der Deutschen Demokratischen Republik mangels ausreichender empirischer Erkenntnisse nicht ziehen lassen. Angesichts des bisherigen geschichtlichen Ergebnisses plädiert die Verfasserin daher am Ende ihrer mit einem umfangreichen Anhang versehenen Untersuchung ansprechend für eine weitergehende Einbeziehung der Bevölkerung in die Bekämpfung vor allem der Rückfallkriminalität.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler