Westphal, Siegrid/Schmidt-Voges, Inken/Baumann, Anette, Venus und Vulcanus. Ehen und ihre Konflikte in der frühen Neuzeit, (=bibliothek altes Reich 6). Oldenbourg, München 2011 273 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Westphal, Siegrid/Schmidt-Voges, Inken/Baumann, Anette, Venus und Vulcanus. Ehen und ihre Konflikte in der frühen Neuzeit, (=bibliothek altes Reich 6). Oldenbourg, München 2011 273 S.
Ihren göttlichen Abbildern gleich haben menschliche Frauen und Männer seit ihren Anfängen in vielfältiger Weise zueinander gefunden und dadurch die Menschheit vor dem Aussterben bewahrt. Demgegenüber dürfte die Ehe erst deutlich später erfunden und verrechtlicht worden sein. Trotz aller in ihr möglichen Konflikte hat sie aber bis in die jüngere Vergangenheit einen mehr oder weniger festen Stand.
Nach einleitenden Bemerkungen Siegfried Westphals haben die drei Verfasserinnen die von ihnen behandelten Fragen in drei Teile aufgeteilt. Dementsprechend befasst sich Anette Baumann mit Eheanbahnung und Partnerwahl, Inken Schmidt-Voges mit Bestands- und Krisenphasen in ehelichen Beziehungen und Siegrid Westphal mit der Auflösung ehelicher Beziehungen in der frühen Neuzeit. Einheitlich gehen sie von der bisherigen Forschungslage aus und erörtern danach einzelne Problembereiche vertieft, wobei sie vielfach auf Gerichtsakten und Prozessbeispiele Bezug nehmen.
Im Ergebnis sehen sie gemeinsam die Konflikthaftigkeit der ehelichen Beziehungen in der frühen Neuzeit beinahe strukturell angelegt. Dessenungeachtet können sie die Erkenntnis, dass (anders als in der Gegenwart) in der frühen Neuzeit die Ehe Dreh- und Angelpunkt der Gesellschaft ist, bestätigen und zugleich vielfach differenzieren. Demgegenüber erweist sich die Ehescheidung als eine Ausnahmeerscheinung, mit der das betreffende Paar, die rechtsprechenden Institutionen und das soziale Umfeld kaum umzugehen wussten, so dass insgesamt der Blick in die Vergangenheit zeigt, dass sich die Ehe in Abkehr von Venus und Vulcanus bis zur Gegenwart in ihren Erscheinungsformen schon vielfach gewandelt hat und dies auch (voraussichtlich) weiter tun wird.
Innsbruck Gerhard Köbler