1 | Aach (Herrschaft). A. an der Quelle der Radolfzeller Aach entstand vielleicht im 6. Jahrhundert und wird erstmals 1158 erwähnt. Es wurde Mittelpunkt einer Herrschaft der Herren von A., von denen diese um 1200 an das Hochstift Konstanz gelangte, dessen habsburgischer Bischof sie wohl kurz nach 1273 an die Grafen von Habsburg gab. Als Teil der österreichischen Vorlande (Vorderösterreich) wurde sie oft verpfändet. 1543 wurde sie der Landgrafschaft Nellenburg Österreichs zugeteilt. Am 26. 12. 1805 bzw. 1806 gelangte sie an Württemberg, 1810 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. | Wolff 43; Mayer, A., Aus der Geschichte der Stadt Aach, 1911; Keller, E., Marktrecht und Markttreiben in der Stadt Aach, 1985. |
2 | Aachen (Reichsstadt). Die warmen Quellen von A. wurden schon in vorrömischer Zeit genutzt. Unter den Römern entwickelte sich dort seit dem Ende des ersten nachchristlichen Jahrhunderts ein Militärbad, später ein militärischer Stützpunkt mit ziviler Ansiedlung, dessen antiker Name vielleicht Aquae Granni lautete und sich von dem keltischen Heilgott Grannus ableitete. Ohne bestimmt nachweisbare Siedlungskontinuität findet sich in merowingischer Zeit ein Königshof (765 Pfalz, 766 villa regia bezeugt), den Karl der Große bis 789 ausbaute und mit reichem Königsgut versah. Im Vertrag von Meersen (Meerssen) wird 870 ein besonderer districtus Aquensis genannt. Seit 936 war A. (972 Aquisgrani vulgari vocabulo Ahha) Krönungsstätte der deutschen Könige (bis 1531). Allerdings schmolz das um A. gelegen... | Wolff 370; Zeumer 554 III a 2; Wallner 704 WestfälRK 47; Großer Historischer Weltatlas II 78 (1450) F3, III 22 (1648) C4, III 38 (1789) B2; Loersch, H., Aachener Rechtsdenkmäler, 1871; Regesten der Reichsstadt Aachen, Bd. 1 1937, Bd. 2 (1301-50) hg. v. Mummenhoff, W., 1961, Bd. 3 bearb. v. Kraus, T., 1999; Huyskens, A., Das alte Aachen 1953; Geschichte Aachens in Daten hg. v. Poll, B., 2. A. 1965; Aachener Urkunden 1101-1250, bearb. v. Meuthen, E., 1972; Flach, D., Untersuchungen zur Verfassung und Verwaltung des Aachener Reichsguts von der Karolingerzeit bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, 1976; Meuthen, E., Aachen, LexMA 1 1980, 1; Schmitz, W., Die Aachener Wirren im Spiegel der kaiserlichen Politik (1550-1616), 1983; Nonn, U., Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983, 189; Kulmbach... |
3 | Aachengau (Gau westlich Aachens) s. a. Aquensis pagus | Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 17, 32, IV, 13 (pagus Aquensis); Flach, D., Untersuchungen zur Verfassung und Verwaltung des Aachener Reichsguts von der Karolingerzeit bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, 1976; Nonn, U., Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983, 189 (Epen, Gemmenich, Herve, Montzen, Valkenburg, Wylre [Wijlre]); Flach, D., Das Reichsgut im Aachener Raum, Rhein. Vjbll. 51 (1987); Bauer, T., Die mittelalterlichen Gaue, 2000 (Gemmenich, Montzen). |
4 | Aagau, (Aga, Gau um die Aa links der Werre, Westfalen) | Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 1; Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960, 32; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 24, IV, 16 (Aga, ‚Aagau’ Westfalen); Polenz, P. v., Germanisch-deutsche Landschafts- und Bezirksnamen vom 7. bis 11. Jahrhundert, Teil I B. Alphabetisches Namenbuch, 1. Lieferung Achilgouwe-Borhtergo, 3 (Aga). |
5 | Aalen (Reichsstadt). Östlich eines römischen Kastells, das seinerseits 4 km südöstlich des Limes lag, und einer römischen zivilen Ansiedlung wurde neben dem 1136 erwähnten Dorf A. am Schnittpunkt alter Straßen zwischen 1241 und 1246 von den Staufern die Stadt A. planmäßig gegründet. 1258 fiel sie über die Grafen von Dillingen an die Grafen von Oettingen. Um 1359 wurde sie von den Grafen von Oettingen an Württemberg verpfändet, 1360 von Karl IV. erobert, aus der Pfandschaft gelöst und zur Reichsstadt erhoben. 1374 erlangte A. die Selbstverwaltung, 1401 den Blutbann, 1418 das Reichsammannamt. Ein nennenswertes Herrschaftsgebiet gewann es nicht (0,8 Quadratmeilen). Im Reich gehörte es dem schwäbischen Reichskreis und der schwäbischen Städtebank an. 1575 wurde die Reformation eingeführt. 1802/... | Wolff 225; Zeumer 555 III b 35; Schroeder 355; Teurer, H., Aalen in der Vergangenheit, 1952; Rossmann, A., Aalen einst und heute, 1960; Bauer, K., Aalen - Stadt und Landschaft in der Geschichte, Aalener Jahrbuch 1978; Aalener Jahrbuch, hg. v. Geschichts- und Altertumsverein Aalen, 1978; Pfisterer, H., Aalen innerhalb der Stadtgräben, 1989; Kemkes, M./Scholz, M., Das Römerkastell Aalen, 2010. |
6 | Aalst, Alst (Grafschaft). Die nach einer 870 erstmals erwähnten Burg benannte Grafschaft A. gehörte über die Grafschaft Flandern zum burgundischen Reichskreis. Sie war bereits 1056 als Reichslehen an die Grafen von Flandern (Reichsflandern) gekommen, die 1166 die ab 964 bekannte, seit 1117-1145 als comes titulierte Familie der Grafen von A. beerbten. 1384/1385 gelangte Flandern an Burgund und 1477 mit diesem an Habsburg. 1794 fiel es an Frankreich, 1814 an die Niederlande und 1830 an Belgien. | Roosbroeck, R. van, Geschichte Flanderns, 1968; Warlop, E., De Vlaamse adel voor 1300, Bd. 1ff. 1968; Blok, D., Aalst, LexMA 1 1980, 5. |
7 | Aarberg (Grafen). Die Grafen von A. sind ein Zweig der Grafen von Neuenburg in der Schweiz. Von diesen spalteten sich um 1215 die Grafen von Aarberg-Aarberg und von Aarberg-Valangin ab. 1358 wurde die Herrschaft Aarberg-Aarberg an Bern verpfändet. 1517 erlosch die ebenfalls überschuldete Linie Aarberg-Valangin im männlichen Stamm. | Wolff 519; Patze, H., Aarberg, LexMA 1 1980, 6. |
8 | Aargau (Gau, Landschaft, Grafschaft, Kanton). Das schon vorgeschichtlich besiedelte, dann von den Römern beherrschte, seit dem 5. Jahrhundert von den Alemannen eroberte und im 6. Jahrhundert dem fränkischen Reich eingegliederte Gebiet um die Aare wird 763 erstmals als A. bezeichnet. Um 861 wurde zwischen Oberaargau und Unteraargau geschieden. Der Oberaargau stand zu Anfang des 15. Jahrhunderts unter der Herrschaft Berns, der Unteraargau unter der Herrschaft der Grafen von Habsburg, die ihn 1264/1400 von den Grafen von Lenzburg bzw. den diesen 1173/1174 folgenden Grafen von Kiburg (Kyburg) ererbt hatten. 1415 eroberte die schweizerische Eidgenossenschaft den Unteraargau. Danach unterstand der westliche Teil mit Lenzburg, Zofingen, Aarau und Aarburg Bern, kleinere Teile Luzern und Zürich, di... | Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) E2; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 1 (zwischen Aare und Reuß, Kirchberg); Aargauer Urkunden, Bd. 1ff. 1930ff.; Aargauische Heimatgeschichte, hg. v. Ammann, H., Bd. 1ff. Aarau 1930ff.; Halder, A., Geschichte des Kantons Aargau, Bd. 1 (1803-1830) 1953; Tschopp, C., Der Aargau. Eine Landeskunde, 2. A. Aarau 1962; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 9, 22, 23, 24, 27, S. 266, Aragouwe, Argowe, Argue, Argoia, Oberargeuue, Araris pagus; Polenz, P. v., Germanisch-deutsche Landschafts- und Bezirksnamen vom 7. bis 11. Jahrhundert, Teil I B. Alphabetisches Namenbuch, 1. Lieferung Achilgouwe-Borhtergo, 21 Aragouwe I (zwischen dem Unterlauf der Aare und der Reuß; Stettler, B., Studien zur Geschichte des obere... |
9 | Aarschot s. Aerschot | |
10 | Abenberg (Grafen). Die Grafen von A., die vermutlich um 1040 erstmals erwähnt werden (Abinberch), waren im 11. und 12. Jahrhundert Grafen im Radenzgau und im Rangau und - sicher seit 1108 - Vögte des Hochstiftes Bamberg sowie Vögte verschiedener Klöster (u. a. Banz) und stellten eine Reihe von Bischöfen und Äbtissinnen. Ihre Güter fielen 1189 zu einem Teil an das Hochstift Bamberg und nach ihrem Aussterben um 1199/1200 durch Heirat an die Burggrafen von Nürnberg aus dem Hause Zollern (Hohenzollern), die den Ort A. 1296 an das Hochstift Eichstätt verkauften. | Wolff 106; Guttenberg, E. Frhr. v., Die Territorienbildung am Obermain, 1927, Neudruck 1966; Schreibmüller, H., Der Ausgang des fränkischen Grafengeschlechts von Abenberg, Schwabacher Heimatbuch 3 (1933); Buchner, F., Die Grafen von Abenberg, (in) Sperber, J., St. Stilla und Abenberg, 1950; Ulsamer, W., 100 Jahre Landkreis Schwabach, 1964; Seitz, F., Grenzsteine des eichstättischen Pflegeamts Abenberg, 1988; Hochmittelalterliche Adelsfamilien in Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v. Kramer, F. u. a., 2005, 213; Dopsch, H./Machilek, F., Erzbischof Konrad I. von Salzburg und seine Familie, Mitt. der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 146 (2006), 9. |
11 | Abenberg (Reichsritter). Die A. zählten zu Beginn des 16. Jahrhunderts zu den Kantonen Altmühl und Steigerwald des Ritterkreises Franken. | Stieber; Riedenauer 122. |
12 | Abensberg (Grafen, reichsunmittelbare Herrschaft). A. bei Kelheim wird erstmals 1031 erwähnt (Abensberch). Seit dem 12. Jahrhundert erscheinen Grafen von A. aus dem Hause der Babonen. Sie sind zwischen Donau und Abens um Altmannstein und an der unteren Altmühl begütert und handeln als Vögte über Regensburger Eigenkirchen. 1247 kam es nach dem Aussterben der älteren Grafen zur Linientrennung in die Herrschaften A. und Altmannstein. 1485/1486 gelangte die reichsunmittelbare Herrschaft A. mit dem Tod des letzten Grafen von A. (1485) als Reichslehen zur Münchener Linie der Herzöge von Bayern (Bayern-München). 1552 wurden die Gerichte A. und Altmannstein mit Sitz in A. durch Personalunion verbunden. | Kral, J., Abensberg und Umgebung, 1952; Diepolder, G., Oberbayerische und niederbayerische Adelsherrschaften, Zs. f. bay. LG. 25 (1962), 47ff.; Gerlich, A., Aben(s)berg, LexMA 1 1980, 27f.; Flachenecker, H., Die Reichsherrschaft Abensberg, Z. f. bay. LG. 64 (2001), 693; Hochmittelalterliche Adelsfamilien in Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v. Kramer, F. u. a., 2005, 539. |
13 | Abensberg und Traun (Grafen, Reichsritter), Abensperg-Traun. S. Traun. | Ruch Anhang 82. |
14 | Abersfeld (Reichsritter). Die A. zählten zu Beginn des 16. Jahrhunderts zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. | Riedenauer 122. |
15 | Absberg (Reichsritter). Die Rodungsherrschaft der edelfreien Herren von A. bei Gunzenhausen erhielt früh die Blutgerichtsbarkeit. Karl IV. gewährte den Herren das Befestigungsrecht für den Hauptort, die Markgrafen von Brandenburg 1469 das Vizeerbkämmereramt des Reiches. Vom 15. bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts zählten die A. zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken. Bis etwa 1680 waren sie auch im Kanton Odenwald immatrikuliert. 1647 kam A. an den Deutschen Orden, der nach langwierigem Rechtsstreit die Erben abfand. 1796 wurde die Ordensherrschaft von Preußen mediatisiert und fiel 1806 an Bayern. | Biedermann, Altmühl; Stieber; Wolff 113; Roth von Schreckenstein 2, 593; Pfeiffer 197, 212; Riedenauer 122; Stetten 32; Rahrbach 1. |
16 | Abtsgmünd (reichsritterschaftliche Herrschaft). A. mit Wöllstein zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam an Ellwangen, über das es 1802/1803 an Württemberg und 1951/1952 zu Baden-Württemberg gelangte. | Wolff 157. |
17 | Achalm (Grafen, Reichsdorf?). A. bei Reutlingen wird im 11. Jahrhundert erstmals erwähnt. Danach benannte Grafen starben 1098 aus. Ihre Burg, im 13. Jahrhundert Sitz eines Reichsvogts, gelangte 1330 als Reichspfandschaft an Württemberg. A. war möglicherweise Reichsdorf. | Dacheröden 102; Hugo 474; Brustgi, F., Eningen unter Achalm, 1976. |
18 | Achberg (Herrschaft, reichsritterschaftliche Herrschaft). Burg und Herrschaft A. südlich von Wangen werden erstmals 1194 genannt. Sie gelangten von den Herren von A. im 14. Jahrhundert an die Truchsessen von Waldburg, 1335 an die Herren von Molpertshaus, die A. 1352 Habsburg zu Lehen auftrugen, 1412 an die Herren von Königsegg, 1530 erbweise an die Herren von Sürgenstein (Syrg von Syrgenstein), 1691 als zum Kanton Hegau des Ritterkreises Schwaben steuernd durch Verkauf von den Herren von Sürgenstein (Syrg von Syrgenstein) an den Deutschen Orden (Landkomtur zu Altshausen), 1805/1806 an Bayern, dann durch die Rheinbundakte von 1806 an Hohenzollern-Sigmaringen und mit diesem 1850 an Preußen. Bis 1854 war A. Sitz eine Oberamtes. 1947 kam es zu Württemberg-Hohenzollern, 1951/1952 zu Baden-Württ... | Wolff 195; Eisele, F., Die ehemalige Herrschaft und jetzige Exklave Achberg, 1922. |
19 | Achilgouwe (Gau benannt nach dem Flüsschen Eichel, rechts der Saar, zwischen Bliesgau und oberem Saargau, an der mittleren Eichel um Drulingen und Bettweiler, pagus Aculinsis, pagus Aquilinsis, ‚Eichelgau’, Elsass). S. Eichelgau. | Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 16, 24 (Achilgouwe); Polenz, P. v., Germanisch-deutsche Landschafts- und Bezirksnamen vom 7. bis 11. Jahrhundert, Teil I B. Alphabetisches Namenbuch, 1. Lieferung Achilgouwe-Borhtergo, 1 (Achilgouwe). |
20 | Achstetten (Herrschaft). In dem erstmals 1194 genannten A. bei Biberach saß seit der Mitte des 14. Jahrhunderts ein Zweig der Herren von Freyberg. 1447 veräußerten sie ein Drittel der Herrschaft an die Abtei Gutenzell. 1639 kamen die restlichen Güter beim Aussterben der Linie an die Grafen von Oettingen-Spielberg zu Schwendi, 1766 durch Tausch an die Freiherren von Welden-Großlaupheim, 1795 an die Freiherren (seit 1819 Grafen) Reuttner von Weil (Reutner von Weil). S. Baden-Württemberg. | Hölzle, Beiwort 80. |