Flick, Ulrich, Identitätsbildung durch Geschichtsschulbücher. Die Mandschurei während der faktischen Oberherrschaft Japans (1905-1945) (= Japan in Ostasien 2). Nomos, Baden-Baden 2014. 372 S. Besprochen von Gerhard Köbler. |
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Bei seiner Geburt erhält der Mensch zwar eine intuitiv-reflexive Grundausstattung von Fähigkeiten durch die Natur, aber wohl kein eigentliches Wissen. Dieses muss er sich deshalb während seines Lebens selbst erwerben, wobei ihm die unterschiedlichsten Mitmenschen behilflich sein können und regelmäßig auch sind. Als besonders bedeutsam haben sich dabei mit zunehmender kultureller Entwicklung auch die Bücher erwiesen, weshalb die Identitätsbildung von Menschen durch das Lesen von Geschichtsschulbüchern eine grundsätzlich sehr interessante Thematik bildet.
Mit einem für den deutschen Sprachraum exotischen, gleichwohl grundsätzlich ebenfalls bedeutsamen Teilaspekt dieses Vorgangs beschäftigt sich die von Wolfgang Seifert am Institut für Japanologie der Universität Heidelberg betreute, von zahlreichen Seiten unterstützte, im Jahre 2013 in Heidelberg angenommene Dissertation des Verfassers. Sie gliedert sich nach einer Einleitung über den Forschungsstand in zwei Sachkapitel, an deren Ende Ergebnisse und Schlussfolgerungen vorgestellt werden. Im Mittelpunkt stehen dabei nach einer ausführlichen Schilderung des demographischen und historischen Hintergrunds der im Jahre 1940 von etwa 26,9 Millionen Han-Chinesen, 2,6 Millionen Mandschuren, 1 Million Mongolen, 200000 Hui-Chinesen, 1,5 Millionen Koreanern und 800000 Japanern bewohnten Mandschurei die japanischen Schulbücher für Geschichte in der Mandschurei.
Dabei vergleicht der Verfasser sorgfältig die Geschichtsschulbücher der Grundschulerziehung für japanische und chinesische Schüler. Im Ergebnis stellt er fest, dass wegen des Fehlens ausreichender Vorarbeiten nur ein sehr unscharfes Bild gezeichnet werden kann. Gleichwohl verdient seine Untersuchung wegen ihrer grunds |
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Fiebrandt, Maria, Auslese für die Siedlergesesellschaft. Die Einbeziehung Volksdeutscher in die NS-Erbgesundheitspolitik im Kontext der Umsiedlungen 1939-1945 (= Schriften des Hannah-Arendt-Instituts55). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2014. 640 S., Abb. Besprochen von Gerhard Köbler. |
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Adolf Hitler war bekennender totaler Nationalist, dem der Einzelne nichts, sein Volk aber alles sein sollte. Deswegen ließ er Fremdvölkische in großer Zahl vernichten und förderte nach Kräften die Deutschen. In diesem Rahmen forderte er am 6. Oktober 1939 in einer Rede im Reichstag des Deutschen Reiches eine neue Ordnung der ethnographischen Verhältnisse innerhalb der gegenüber der Sowjetunion durch einen Nichtangriffsvertrag mit Josef Stalin abgegrenzten deutschen Interessensphäre.
Mit einem Ausschnitt der dadurch begründeten Thematik beschäftigt sich die von Klaus-Dietmar Henke im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziell geförderten Projekts betreute, im Jahre 2012 von der philosophischen Fakultät der Technischen Universität Dresden angenommene, für den Druck teilweise überarbeitete und leicht gekürzte umfangreiche Dissertation der als Mitarbeiterin bei dem Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdiensts der früheren Deutschen Demokratischen Republik in der Außenstelle Dresden tätigen Verfasserin. Die verdienstvolle Arbeit gliedert sich nach einer Einleitung über Ziele und Aufbau, bisher unbefriedigenden Forschungsstand und äußerst zersplitterte Quellenlage sowie eine zusammenfassende Schlussbetrachtung in vier Kapitel. Sie betreffen die Erbgesundheits- und Volkstumspolitik im Vorfeld der Umsiedlungen, die anschließenden Umsiedlungsvereinbarungen und die Etablierung des Umsiedlungsapparates, die Selektionsetappen während der Umsiedlungen und den nur zum Vergleich herangezogenen Sonderfall Südtirol.
Im Überblick über die unterschiedlichen Umsiedlungsaktionen ließen sich 13000 Umsiedler aus Estland, 51000 aus Lettland, 8000 aus dem |
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Hammerschmidt, Peter, Deckname Adler. Klaus Barbie und die westlichen Geheimdienste. S. Fischer, Frankfurt am Main 2014. 555 S. Besprochen von Ulrich-Dieter Oppitz. |
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Bei der Studie handelt es sich um die bearbeitete Fassung einer Dissertation, die 2014 an der Universität Mainz abgeschlossen wurde. Betreut wurde der Autor durch den Historiker Michael Müller. Die VolkswagenStiftung zeichnete die Arbeit im November 2014 mit dem hochdotierten Förderpreis Opus Primum als beste wissenschaftliche Nachwuchspublikation 2014 aus. Im September 2010 öffneten sich für den Autor als erstem historischen Forscher die Bestände des BND-Archivs in Pullach. Vorangegangen war ein zukunftsweisender Beschluss des Bundesverwaltungsgerichts (B. vom 19. 4. 2010, 20 F 13.09, NVwZ 2011, 880), der einer Journalistin ermöglichte, Akten zu Adolf Eichmann aus dem Bestand des BND einzusehen.
Für die Arbeit hat der Autor mit großem Sucheifer sich die Quellen bei den unterschiedlichsten Aktenbeständen erschlossen. Wäre die Strafverfolgung der späten 50er Jahre nur ein wenig so einfallsreich bei der Quellensuche gewesen wie der Autor, so müsste heute nicht so sehr über den mangelnden Verfolgungseifer dieser Zeit geklagt werden. Natürlich stehen heute allein wegen der besseren Erschließung viele Quellen zur Verfügung, die um 1960 verschlossen waren, dennoch zeigt die Arbeit zu welchen Ergebnissen ein engagiertes Quellen Suchen und Quellen Auswerten, eigentlich die Grundaufgabe aller Historiker, führt. Durch die gesamte Arbeit zieht sich als Leitmotiv die vornehmste Pflicht des Historikers, die Objektivität, wenn auch der Autor seine eigene ethische Position an keiner Stelle verleugnet.
In der klar strukturierten Arbeit schildert der Autor am Anfang das Leben Barbies in den Jahren bis 1945. Früh trat Barbie in den Sicherheitsdienst der SS ein und durchlief dort die vorgesehene Ausbildung der Nachwuchsführungskräfte. Seine 'Tätigkeit' ab 1940 in den Niederlanden bra |
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Boetticher, Eike Alexander von, Die Justizorganisation im Königreich Hannover nach 1848 und ihre Ausstrahlungskraft auf die Staaten des Deutschen Bundes und das Reich bis 1879 (= Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsen Band 136). Wehrhahn Verlag, Hannover 2014. 482 S. Besprochen von Werner Schubert. |
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Bereits in der Einleitung stellt von Boetticher fest, dass die Justizgesetze Hannovers von 1850/52 „zu den modernsten und fortschrittlichsten in Deutschland“ gehörten und „vielen anderen deutschen Staaten bei ihrer gesetzgeberischen Tätigkeit zum Vorbild dienten“ (S. 11). Bislang fehlte eine Darstellung, „die die Reformen in ihrem Gesamtzusammenhang beschreibt und die Aufschluss darüber gibt, welche Faktoren und historische Gegebenheiten es ermöglichten, das gerade in Hannover solche bahnbrechenden Reformen im Justizbereich durchgesetzt werden konnten“ und welchen Einfluss die hannoversche Gesetzgebung auf die Gesetzgebung anderer Staaten und die Vereinheitlichungsgesetze hatte (S. 11). Es ist deshalb zu begrüßen, dass sich von Boetticher in seiner philosophischen Dissertation (Universität Hannover) dieser Thematik angenommen hat. Unter der „Justizorganisation“ versteht er die Gerichtsverfassung, den Zivilprozess, das Strafverfahren sowie die Rechtsanwaltschaft und das Notariat. Quellen der Darstellung sind neben dem reichhaltigen Schrifttum die Überlieferungen im Hauptstaatsarchiv Hannover und in den zentralen Archiven für Sachsen, Bremen, Württemberg, Baden, Österreich und Preußen. Nicht erhalten geblieben sind die Akten des hannoverschen Staatsministeriums bis auf die Beratungsunterlagen zur Strafprozessordnung (S. 168).
Zunächst stellt von Boetticher „Probleme des Justizwesens bis zum 19. Jahrhundert in Deutschland“ dar (S. 23-48). Behandelt werden der Straf- und Zivilprozess, die Gerichtsverfassung, die Rechtsanwaltschaft und des Notariats (zum letzteren jetzt ausführlich in: Matthias Schmoeckel/Werner Schubert [Hrsg.], Handbuch zur Geschichte des deutsc |
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Hammerschmidt, Peter, Deckname Adler. Klaus Barbie und die westlichen Geheimdienste. S. Fischer, Frankfurt am Main 2014. 555 S. Besprochen von Werner Augustinovic. |
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Der als Sohn eines katholischen Lehrerehepaars in Bad Godesberg geborene und in der Eifel aufgewachsene Klaus (eigentlich: Nikolaus) Barbie (1913-1991) legte 1934 die Reifeprüfung ab und trat im September 1935 als hauptamtlicher Mitarbeiter in den Sicherheitsdienst (SD) der nationalsozialistischen Schutzstaffel (SS) ein. Nach verschiedenen Verwendungen avancierte er mit der Besetzung Vichy-Frankreichs im November 1942 zum Stellvertreter des Kommandeurs der Sicherheitspolizei und des SD (KdS) in Lyon, SS-Obersturmbannführer Dr. Werner Knab, und leitete dort die Abteilung IV (Geheime Staatspolizei), der in erster Linie die Bekämpfung der vor Ort besonders aktiven französischen Widerstandsbewegung oblag. In dieser Funktion erwies sich Barbie, der Zeugenaussagen zufolge an sadistischen Folterexzessen übelster Art stets persönlich teilgenommen haben soll (vgl. S. 47f.), als ebenso rücksichtslos wie erfolgreich: „Wenige Wochen vor der Invasion der alliierten Truppen war in Lyon – im Gegensatz zur erstarkten Résistance der umliegenden Departements – keinerlei Widerstand mehr zu verzeichnen. Seine ‚Erfolge‘ verdankte Barbie nicht nur den […] Foltermethoden und einem umfangreichen Kollaborationsnetz, sondern insbesondere ‚seinem geradezu leidenschaftlichen Willen zur Vernichtung der Widersacher‘“ (S. 50). Sein prominentestes Opfer war Jean Moulin, der „als „Symbolfigur des geeinten Widerstandes […] von Barbie unter ungeklärten Umständen verhaftet und ermordet wurde“ (S. 44). 1951 setzte sich der Gestapo-Chef nach Südamerika ab, wo er bis zu seiner Ausweisung nach Frankreich im Februar 1983 unter dem Namen Klaus Altmann in Bolivien lebte. Zwischen 1947 und 1954 bereits mehrfach von französischen Militärtribunalen in absentia zum Tode verurteilt, wurde er 1987 wegen (nicht verjährender) Verbrechen g |
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Elsner von der Malsburg, Maximilian, „Arisierung“ von Privatbanken am Beispiel des Bankhauses E. J. Meyer in Berlin (= Rechtshistorische Reihe 453). Lang, Frankfurt am Main 2015. 462 S., Abb. Besprochen von Gerhard Köbler. |
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Im Rahmen seiner politischen Vorstellungen vertrat Adolf Hitler die menschenrechtswidrige Ansicht von der Höherrangigkeit der Arier im Vergleich zu allen anderen Menschen. Dementsprechend verfolgte er das politische Ziel der Verdrängung vor allem der Juden aus der Gesellschaft und Wirtschaft des von ihm beherrschten Deutschen Reiches. Die diesbezüglichen Maßnahmen und Vorgänge sind bisher noch nicht in allen Einzelheiten erforscht.
Das vorliegende umfangreiche Werk schließt für einen bedeutenden Einzelfall diese Lücke. Es geht auf eine Anregung Henning Kahmanns aus der Rechtsanwaltskanzlei von Trott zu Solz & Lammek zurück, auf Grund deren der Verfasser eine von Hans-Jürgen Becker betreute Dissertation an der juristischen Fakultät der Universität Regensburg erstellt hat. Gegliedert ist sie außer in eine Einleitung und eine Zusammenfassung in fünf umsichtig ausgeführte Kapitel, an die in einem Annex Kurzportraits der 24 Hauptbeteiligten und ein Namensregister von A. E. Wassermann bis Zwicker, Arthur angeschlossen sind.
Der Verfasser beginnt mit der Gründung (1816) und Entwicklung des von ihm betrachteten Privatbankhauses E. J. Meyer im Rahmen des gesamten Privatbankiersektors bis 1929, an die er die Behandlung in der anschließenden Zeit der Bankenkrise zwischen 1929 und 1932 anfügt. Dem folgen als Kerne die Entwicklung im Nationalsozialismus zwischen 1933 und 1938 und die Arisierung einschließlich der „Wiedergutmachung“ nach 1945. Seine zentrale Frage, ob es bei der Veräußerung des Bankhauses im Jahre 1938 zur Übervorteilung des veräußernden jüdischen Bankiers im Sinne eines sittenwidrigen auffälligen Missverhältnisses zwischen den Leistungen der Vertragsparteien gemäß § 138 BGB gekommen ist, beantwortet er |
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Gießmann, Sebastian, Die Verbundenheit der Dinge. Eine Geschichte der Netze und Netzwerke. Kadmos, Berlin 2014. 500 S., Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler. |
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Für den Menschen zu allen Zeiten und an vielen Orten unmittelbar sichtbar kennt bereits die Natur das Netz der Spinne, die zu seiner Bildung aus unbekannten Gründen befähigt ist. Ihre Kunst hat der Mensch zu einer unbestimmten Zeit nachgeahmt und aus Fasern Netze für die Jagd und die geordnete Aufbewahrung loser Gegenstände geknüpft. In der Gegenwart erweist sich das Netz als auch für den Menschen nicht sichtbare oder kaum sichtbar zu machende Verbindung als eine Gegebenheit von größter Wichtigkeit.
Mit ihm beschäftigt sich der seit 1999 in Kulturwissenschaft, Medienwissenschaft und Theaterwissenschaft an der Humboldt-Universität in Berlin ausgebildete Verfasser. Er legte bereits im Jahre 2006 eine schlanke Studie über Netze und Netzwerke als Archäologie einer Kulturtechnik für die Zeit zwischen 1740 und 1840 vor. Danach wirkte er als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Hartmut Böhme am Lehrstuhl für Kulturtheorie des kulturwissenschaftlichen Seminars bzw. bei Christian Kassung, trat ab Juni 2010 als Referent für Netzpolitik der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen hervor, ist seit Mai 2013 wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Erhard Schüttpelz an der Universität Siegen und dort seit Oktober 2014 wissenschaftlicher Koordinator des Graduiertenkollegs Locating Media der Deutswchen Forschungsgemeinschaft.
Im vorliegenden Werk, mit dem der Verfasser im Jahre 2012 an der Humboldt-Universität promoviert wurde, sucht er die vorangehende, inzwischen verflüchtigte Gegenständlichkeit des ursprünglich leicht sichtbaren Netzwerks mit vor allem kulturgeschichtlichen Methoden. Auf dieser Grundlage greift er auf vielfältige weitere Entwicklungen aus und erfasst dabei etwa Telefonzentralen oder Netzwerkdiagramme ebenso wie Untergrundbahnnetze oder Unternehmensplanungen. Kurz vor der |
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Staatsrechtslehrer des 20. Jahrhunderts. Deutschland – Österreich – Schweiz, hg. v. Häberle, Peter/Kilian, Michael/Wolff, Heinrich Amadeus. De Gruyter, Berlin 2015. XXII, 1058 S. Besprochen von Gerhard Köbler. |
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Obwohl es eine res publica in Rom bereits früh gibt und schon Ulpian ein ius publicum und ein ius privatum einander gegenüberstellt, scheint sich die Vorstellung vom Staat im deutschen Sprachraum erst in der frühen Neuzeit enwickelt zu haben. Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts steht Staat für lateinisch res publica und in der Mitte des 18. Jahrhunderts erscheint der moderne Staatsbegriff. Staatsrecht als ein den Staat im Allgemeinen betreffendes Recht verwendet anscheinend Kaspar Stieler erstmals 1691 als Lehnübersetzung der lateinischen Wendung ius rei publicae und verwissenschaftlicht wird dieses Rechtsgebiet nicht vor dem 19. Jahrhundert, wobei (der nicht mehr in das 20. Jahrhundert einbezogene) Gerber und (der doch noch berücksichtigte) Paul Laband als wegweisend genannt werden.
Nach dem Vorwort der Herausgeber macht es sich das (beiliegende oder) vorliegende Sammelwerk, „in der Wahlverwandtschaft zu dem von Grundmann, Stefan/Riesenhuber, Karl herausgegebenen Band Deutschsprachige Zivilrechtler des 20. Jahrhunderts in Berichten ihrer Schüler und dem von Eric Hilgendorf verantworteten Band Die deutschsprachigen Strafrechtswissenschaftler in Selbstdarstellungen“ zum Gegenstand, 67 namhafte Staatsrechtslehrer der Schweiz, Österreichs und Deutschlands zusammenzustellen. Dem gingen bereits Anregungen Peter Häberles seit 1983 voraus. Erfasst wurden in der Folge solche Staatsrechtslehrer, deren Wirken schwerpunktmäßig in das (anscheinend ebenfalls sehr lange) 20. Jahrhundert fällt, die mittlerweile verstorben sind und deren Wirken vornehmlich auf wissenschaftlichem Gebiet liegt. Da der Band sich auf maximal 70 Staatsrechtler (oder Öffentlichrechtler) der drei Länder beschränken sollte, war eine Auswahlentsche |
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Die Zeit Karls IV. 1372-1378, bearb. v. Rotter, Ekkehart (= Quellen und Forschungen zur höchsten Gerichtsbarkeit im Alten Reich, Sonderreihe Urkundenregesten zur Tätigkeit des deutschen Königs- und Hofgerichts bis 1451 Band 10) . Böhlau, Köln 2014. XLVII, 600 S. Besprochen von Gerhard Köbler. |
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Die Tätigkeit des deutschen Königs- und Hofgerichts ist für die mittelalterliche Geschichte des deutschen Rechtes von besonderer Bedeutung. Während nach den nur bruchstückhaften Berichten des Frühmittelalters vielleicht Vornehme und Getreue zusammen mit dem König entscheiden, ist der König im Hochmittelalter jedenfalls allgemeiner Richter mit den Reichsfürsten als Urteilern und alles Gericht wird ihm ledig, wohin er auch kommt. Allerdings beschränkt sich tatsächlich bereits im 13. Jahrhundert die königliche Gerichtsbarkeit nur noch auf wenige Gerichte, zu denen in erster Linie das mit ihm ziehende Königsgericht zählt und entsteht vielleicht in dem 14. Jahrhundert, in dem mehr als 7400 Nachweise für Verfahren am Königshof bekannt sind, ein königliches Kammergericht, während 1451 das neuen Anforderungen nicht mehr entsprechende Hofgericht endet.
Bernhard Diestelkamp hat sich der Erfassung der Überlieferung des Königs- und Hofgerichts seit mehreren Jahrzehnten in der Form von Urkundenregesten mit großem Einsatz und Erfolg gewidmet. Für ihn hat Ekkehart Rotter 2003 den neunten Band der Reihe auf der Grundlage von Vorarbeiten Ronald Neumanns vorgelegt und 2008 den zwölften, König Wenzel betreffenden Band. Gleichzeitig mit dem Überschreiten der Altergrenze für seine berufliche Regestierungstätigkeit in Diensten der Mainzer Akademie der Wissenschaften und Literatur kann er nunmehr noch eine Lücke schließen, die durch den Tod des zur Bearbeitung vorgesehenen Ronald Neumann entstanden war.
Nach seiner klaren und umsichtigen Einleitung sind 382 der insgesamt 524 einschlägigen Stücke des betreffenden Zeitabschnitts im Original überliefert, nur abschr |
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Parzinger, Hermann, Die Kinder des Prometheus. Eine Geschichte der Menschheit vor der Erfindung der Schrift. Beck, München 2014. 848 S., Abb. Besprochen von Werner Augustinovic. |
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Erst beim Versuch, die Geschichte der Menschheit graphisch in einer maßstabgerechten chronologischen Linie von einem Meter darzustellen, wird dem Betrachter anschaulich bewusst, wie winzig klein - nämlich etwa im Bereich eines Millimeters - sich der letzte, von der Entwicklung sogenannter Hoch- und dann Schriftkulturen geprägte Abschnitt gegenüber jenen in ihrer Dimension kaum vorstellbaren, weiter zurückliegenden Perioden ausmacht, während derer bereits Spezies der Gattung Homo unseren Planeten bevölkert haben. Die aus dem Tier-Mensch-Übergangsfeld heraustretenden Australopithecinen (= „Südaffen“, WA) begannen, dem gegenwärtigen Stand der Forschung zufolge, schon vor 7 Millionen Jahren Afrika zu bevölkern, das ihnen zuzurechnende, weltberühmte äthiopische „Lucy“-Skelett ist etwa 3,5 Millionen Jahre, das älteste bislang bekannte Steingerät 2,7 Millionen Jahre alt. So nimmt allein schon das bis 300.000 angesetzte Altpaläolithikum mehr als 90 Prozent der Menschheitsgeschichte ein, während sich die ältesten bislang bekannten komplexen urbanen, aber noch schriftlosen Gesellschaften vor bescheidenen 8000 Jahren in Mesopotamien entwickelt haben dürften.
Für Hermann Parzinger, einen der renommiertesten Prähistoriker weltweit, Präsident des Deutschen Archäologischen Instituts von 2003 bis 2008, seit 2008 Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und seit 2012 auch Träger des Ordens Pour le mérite für Wissenschaften und Künste, wäre es „verfehlt, dem Leben und der Zeit unserer frühesten Vorfahren den Status der Geschichtlichkeit abzusprechen und sie als Vor-Geschichte abzutun“ (Kursivsetzung im Original). Vor allem dank verfeinerter naturwissenschaftlicher Methoden werde es zunehmend möglich, den Hinterlassenschaften der materiellen Kultur dieser Menschen immer mehr |
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Lilla, Joachim, Föderalismus in historisch-vergleichender Perspektive. Band 1 Der Bundesrat 1867-1919 – ein biographisches Nachschlagewerk (= Schriftenreihe des Instituts für europäische Regionalforschungen 20). Nomos, Baden-Baden 2014. 708 S. Besprochen von Werner Schubert. |
Ganzen Eintrag anzeigen Lilla, Joachim, Föderalismus in historisch-vergleichender Perspektive. Band 1 Der Bundesrat 1867-1919 – ein biographisches Nachschlagewerk (= Schriftenreihe des Instituts für europäische Regionalforschungen 20). Nomos, Baden-Baden 2014. 708 S. Besprochen von Werner Schubert.
Mit dem biographischen Nachschlagewerk zum Bundesrat von 1867 bis 1919 wird erstmals die Biografie der 725 Bevollmächtigten und stellvertretenden Bevollmächtigten zum Bundesrat vollständig erschlossen. Nach Hinweisen zum Aufbau des Handbuchs (S. 7f.) bringen Ambrosius/Henrich-Franke/Neutsch eine knappe Einführung über die Stellung, die Organisation, den Geschäftsgang, die Zuständigkeit und die Rechtsetzung des Bundesrats (S. 9-17). Die Bundesstaaten wurden im Bundesrat durch den Reichskanzler, die Ministerpräsidenten und Minister der Bundesstaaten, die Gesandten der Bundesstaaten am preußischen Hof in Berlin und vor allem durch die „stellvertretenden Bevollmächtigten“ zum Bundesrat (seit 1871, seit 1880 uneingeschränkt) vertreten. Die „eigentliche Arbeit des Bundesrates“ (S. 11) erledigten die zwölf Ausschüsse, von denen z. B. der Ausschuss für Justizwesen insbesondere für die Beratung der Reichsjustizgesetze von 1877/1878 und das Bürgerliche Gesetzbuch zuständig war. Über die geheimen Beratungen in Ausschüssen liegen als offizielle Materialien oft nur die Anträge der Ausschüsse und nur selten Beratungsprotokolle vor, so dass über die Details der Beratungen Aufschluss nur über die Berichte der Bundesratsbevollmächtigten erlangt werden können, die verstreut in den archivalischen Überlieferungen der Bundesstaaten zu finden sind (mit Ausnahme für Preußen, das durch seine Bevollmächtigten unmittelbar über die Beratungen unterrichtet war). Das Gleiche gilt für die geheimen Beratungen des Plenums des Bundesrates, über die meist nur knappe Ergebnisprotokolle vorliegen.
Nach der Einleitung folgt die Dokumentation der Bevollmächtigten der Bundesstaaten in zeitlicher Abfolge i |
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Wejwoda, Marek, Dietrich von Bocksdorf und seine Bücher. Rekonstruktion, Entwicklung und inhaltliche Schwerpunkte einer spätmittelalterlichen Gelehrtenbibliothek (= Schriften aus der Universitätsbibliothek 31). Leipzig, Universitätsverlag 2014. V, 270 S. Besprochen von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Wejwoda, Marek, Dietrich von Bocksdorf und seine Bücher. Rekonstruktion, Entwicklung und inhaltliche Schwerpunkte einer spätmittelalterlichen Gelehrtenbibliothek (= Schriften aus der Universitätsbibliothek 31). Leipzig, Universitätsverlag 2014. V, 270 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Der in Zinnitz bei Calau um 1405 oder um 1410 geborene Dietrich von Bocksdorf ist einer der wenigen etwas allgemeiner bekannten deutschen Juristen des ausgehenden Mittelalters. Vielleicht von einem in Prag ausgebildeten und in Magdeburg als Domherr wirkenden Onkel beeinflusst, studiert er zunächst in Leipzig, wo er 1426 den Grad eines baccalaureus erwirbt, und später in Perugia, wo er den Doktorgrad beider Rechte erlangt. 1443 wird er Professor des kirchlichen Rechtes in Leipzig und 1463 Bischof von Naumburg und verstirbt in Zeitz am 9. 3. 1466.
Mit ihm hat sich in beeindruckender Weise die von Enno Bünz betreute Dissertation des Verfassers beschäftigt. Sie war in ihrem Umfang so reich und ihren Erkenntnissen so vielfältig, dass eine verständliche Entscheidung für eine Veröffentlichung in insgesamt vier Werken an unterschiedlichen Stellen getroffen wurde, die allerdings auch die Einheit der bedeutsamen Leistung verdunkeln könnte. Nachdem die ersten drei Teile der Öffentlichkeit bereits früher zur Verfügung gestellt wurden, liegt nunmehr auch der vierte Teil vor, auf dessen Erscheinen mich freundlicherweise Ulrich-Dieter Oppitz aufmerksam gemacht hat, der ihn demnächst ausführlicher sachkundig besprechen wird.
Gegliedert ist dieser gleichfalls sehr interessante, neue Wege mit bestem Erfolg beschreitende Teil in fünf Abschnitte, in deren Rahmen der Einleitung sorgfältige Untersuchungen zur Überlieferung und Rekonstruktion der etwa hundert Bände umfassenden, zeitweise geteilten, aber danach in der Universitätsbibliothek Leipzig weitgehend wieder vereinigten Bibliothek, zur Genese, Entwicklung und materiellen Tektonik sowie zu inhaltlichen Schwerpunkten |
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Francia. Forschungen zur westeuropäischen Geschichte, hg. vom Deutschen Historischen Institut Paris, Band 41 (2014). Thorbecke, Ostfildern 2014. VII, 551 S. Besprochen von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Francia. Forschungen zur westeuropäischen Geschichte, hg. vom Deutschen Historischen Institut Paris, Band 41 (2014). Thorbecke, Ostfildern 2014. VII, 551 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Der vom Deutschen Historischen Institut in Paris herausgegebene Jahresband der Forschungen zur westeuropäischen Geschichte für das Jahr 2014 liegt zum Beginn des Jahres 2015 unter dem Oktogon des Aachener Domes in beeindruckender Form vor. Er enthält zehn weiterführende Aufsätze, die von der Gerechtigkeit in christlicher Verantwortung auf Grund von neuen Blicken in die frühmittelalterlichen Fürstenspiegel bis zur Zeit zwischen den zwei Weltkriegen reichen. Bayern in Verdun 843 werden dabei ebenso erfasst wie französische Adelsmemoiren des 17. Jahrhunderts oder Frankreichs den Midi und Algerien einschließender Süden von 1830 bis 1962.
Besonders die Forschungsgeschichte und die Methodendiskussion betreffen vier Studien zur Forschungsgeschichte und Methodendiskussion, in deren Rahmen beispielsweise Jean-François Eck und Peter Friedemann Unternehmen und Raum im kontinentalen Nordwesteuropa von der Mitte des 18. bis zum Ende des 20. Jahrhunderts behandeln. Fünf Miszellen widmen sich dem König als Fischer in der Karolingerzeit, Mischformen päpstlicher Litterae in der Kanzlei Alexanders III., hochmittelalterlichen Äbten Mormonds, der Grablege der Könige in Saint-Denis oder der neuesten Literatur zur französischen Résistance. Im Atelier wird die Stadt in Bewegung in pluridisziplinärer Perspektive gezeigt, wobei etwa Subkulturen in Berlin seit 1800 oder Kooperationsstrategien marokkanischer Migranten auf dem Weg nach Europa erscheinen.
Am Ende wird im Nekrolog an Rita Thalmann (1926-2013) erinnert. Resümees bieten eine Kurzfassung der Aufsätze. Beeindruckend ist die umfangreiche Liste der 2013 eingegangenen Rezensionsexemplare, deren Rezensionen Francia aus Gründen des Raumes wie der Kosten nur online veröffentlichen kann, die aber in jedem Fall die Bed |
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Willms, Johannes, Tugend und Terror. Geschichte der französischen Revolution. Beck, München 2014. 831 S., 50 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Willms, Johannes, Tugend und Terror. Geschichte der französischen Revolution. Beck, München 2014. 831 S., 50 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.
Zu den markantesten Ereignissen der Menschheitsgeschichte wird die französische Revolution des Jahres 1789 gezählt, weil in ihrem Gefolge ein altes régime durch ein neues régime mit weltweiten Auswirkungen ersetzt wurde. Dementsprechend ist dieses Geschehen schon von Beginn an auf die Aufmerksamkeit vieler geschichtlich Interessierter gestoßen. Folglich kann es kaum überraschen, wenn die bekannteste Suchmaschine der Gegenwart mehr als eine halbe Million Hinweise dazu bietet.
Der in Würzburg 1948 als Sohn eines späteren Bundesverfassungsrichters geborene Verfasser wurde nach dem Abitur in Karlsruhe bereits am Ende seines Studiums der klassischen Philologie, Geschichte, Kunstgeschichte und Politikwissenschaft in Wien, Sevilla und Heidelberg mit der Vorgeschichte dieses Sachgegenstands insofern konfrontiert, als er bei Reinhart Koselleck über die Politik der officiers royaux auf den Etats Généraux 1576-1614 promovierte. In der Folge wurde er Journalist für den hessischen Rundfunk und das zweite deutsche Fernsehen und gewann schon 1988 das Interesse des Verlags. Nach einer Tätigkeit als Feuilletonleiter der Süddeutschen Zeitung wechselte er 2000 als Frankreichkorrespondent nach Paris.
Seine umfangreiche, für eine breitere Öffentlichkeit gedachte Geschichte des wichtigsten Ereignisses Frankreichs überhaupt gliedert sich nach einem Prolog in fünf chronologische gereihte Kapitel. Der mit „Ich will geliebt werden“ beginnenden Krise folgen die Revolution, der Machtkampf, die Schreckenszeit, die Götzendämmerung bis zum Brumaire , ein Epilog, Anmerkungen, etwa 70 dramatis personae von Amar bis Vergniaud und ein Personenregister von Albitte bis Zhou Enlai. Insgesamt vermittelt der Verfasser einen lebendigen Einblick in ein Tugend und Terror vereinendes Drama mit vielen Personen, die „zum Wohle der |
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Naturrecht in Antike und früher Neuzeit. Symposion aus Anlass des 75. Geburtstages von Klaus Luig, hg. v. Armgardt, Matthias/Repgen, Tilman. Mohr (Siebeck), Tübingen 2014.VII, 189 S. Besprochen von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Naturrecht in Antike und früher Neuzeit. Symposion aus Anlass des 75. Geburtstages von Klaus Luig, hg. v. Armgardt, Matthias/Repgen, Tilman. Mohr (Siebeck), Tübingen 2014.VII, 189 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Der Mensch ist ein Teil der bisher im Kern unbegreiflichen Natur und hat sich doch im Laufe der Zeit zu ihrem Herrn aufgeschwungen. Dementsprechend gestaltet er auch seine Verhältnisse weitgehend nach seinen eigenen Vorstellungen und Zielsetzungen, wozu er viele Bestimmungen geschaffen hat. Weil er in diesem Bemühen doch verschiedentlich an seine Grenzen stößt und sie gelegentlich auch überschreitet, hat sich seit langer Zeit die Idee eines im ihm irgendwie auch durch die Natur vorgegebenen Maßstabs entwickelt.
Mit ihr hat sich der in Krefeld 1935 geborene, in Göttingen und Wien ausgebildete, 1963 bei Franz Wieacker mit einer Dissertation zur Geschichte der Zessionslehre promovierte, als Referent am Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte in Frankfurt am Main 1978 bei Helmut Coing habilitierte, 1979 nach Passau und 1984 nach Köln berufene Klaus Luig befasst. Aus diesem Grunde wählten die Herausgeber des vorliegenden schlanken Sammelbands das Naturrecht als Thema eines aus Anlass seines 75. Geburtstags im Mai 2011 an der Universität Konstanz abgehaltenen Symposions. Die meisten der dortigen Vorträge stellt das nicht von Anfang an für den Druck geplante Werk nunmehr der Allgemeinheit zur Verfügung.
Die insgesamt acht Beiträge beginnen mit einer Studie Matthias Armgardts über Naturrecht im Alten Testament, Neuen Testament und im Talmud. Danach werden Systembildung in Europas Kodifikationen, Naturrecht und historische Rechtsschule, Vergleichung in Zeiten des Naturrechts der Aufklärung, Vernunft als Argument in der Langenbeck’schen Glosse, Naturgesetz und Naturrecht sowie Naturrecht vor und nach dem Sündenfall untersucht. Am Ende widmet sich Wolfgang Waldstein der grundsätzlichen Frage der Fähigkeit des menschl |
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Otto von Bismarck, Schriften 1888-1890 (= Otto von Bismarck, Gesammelte Werke, Neue Friedrichsruher Ausgabe, Abteilung 3 1871-1898, Schriften, Band 8), bearb. v. Hopp, Andrea. Schöningh, Paderborn 2014. XCIV, 679 S. Besprochen von Werner Augustinovic. |
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Die Jahre 1888 bis 1890 waren für das Deutsche Kaiserreich der Hohenzollern Jahre eines mehrfachen personellen Wandels an der Spitze. Im Dreikaiserjahr 1888 verstarb zunächst am 9. März der regierende Kaiser Wilhelm I. wenige Tage vor Vollendung seines 91. Lebensjahres, am 15. Juni sein bereits todkranker Sohn nach nur 99 Tagen Regierung als Kaiser Friedrich III. Somit folgte in Gestalt des erst 29jährigen Kaisers Wilhelm II. die dritte Generation der Dynastie auf dem vakant gewordenen Thron. Dessen Vorstellung eines aktiven persönlichen Regiments unterschied sich grundlegend von der Politik seines Großvaters, der das operative Geschäft praktisch in die Hände des Reichsgründers und Kanzlers Otto von Bismarck delegiert hatte. Die Gegensätze zwischen dem jungen Kaiser, der nicht gewillt war, sich von Bismarck weiterhin bevormunden zu lassen, und dem erfahrenen Staatsmann wurden zunehmend unüberbrückbarer und führten nach nicht einmal zwei Jahren zum endgültigen Bruch: Am 20. März 1890 wird Otto von Bismarck offiziell seiner Regierungsämter entbunden. Ein entsprechender Entwurf und sein vom 18. März datierendes, an den Kaiser gerichtetes Entlassungsgesuch sind folglich auch die beiden letzten hier abgedruckten Schriftstücke seiner Kanzlerschaft (Dok. Nr. 552 und 553).
In Anbetracht dieses Rahmens bedarf es keiner besonderen Betonung, dass dieser achte Band der dritten Abteilung („Schriften“) der von der Otto-von-Bismarck-Stiftung publizierten „Neuen Friedrichsruher Ausgabe“, der historisch-kritischen Edition der umfangreichen schriftlichen Hinterlassenschaft des „Eisernen Kanzlers“, mit interessantem Material aufwarten kann. Er folgt dem 2011 von Ulrich Lappenküper zusammengestellten sechsten |
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Besch, Werner, Luther und die deutsche Sprache. 500 Jahre deutsche Sprachgeschichte im Lichte der neueren Forschung. Erich Schmidt, Berlin 2014. 181 S., Abb. Besprochen von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Besch, Werner, Luther und die deutsche Sprache. 500 Jahre deutsche Sprachgeschichte im Lichte der neueren Forschung. Erich Schmidt, Berlin 2014. 181 S., Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.
Der in Eisleben am 10. November 1483 als Sohn eines Bergmanns geborene Martin Luther wird nach kurzem Studium des Rechtes und anschließendem Studium der Theologie Professor der Theologie an der Universität Wittenberg. Als er unter Begründung der Erlösung des Menschen von seinen Sünden auf die Gnade Gottes statt auf Kauf von Ablass die christliche Kirche erfolglos reformieren will, spaltet er sie in Protestanten und Katholiken mit Folgen bis in die Gegenwart. Sprachgeschichtlich ist seine Übersetzung der Bibel aus dem Hebräischen und Griechischen sowie Lateinischen in das Deutsche, die im September 1522 für das Neue Testament und 1534 für die gesamte Heilige Schrift fertiggestellt wird, von hervorragender Bedeutung.
Mit ihr beschäftigt sich das vorliegende Werk des in Erdmannsweiler im Schwarzwald am 4. Mai 1928 geborenen, in Freiburg im Breisgau und Tübingen in Germanistik, Englisch und Geographie ausgebildeten, 1956 in Freiburg im Breisgau bei Friedrich Maurer mit einer Dissertation über den Lautstand der Mundart von Erdmannsweiler in seinen geographischen und zeitlichen Bezügen promovierten, 1965 mit einer Schrift über Sprachlandschaften und Sprachausgleich im 15. Jahrhundert habilitierten Germanisten, der nach seiner Habilitation nach Bochum berufen wurde und von 1970 bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1993 in Köln wirkte. Es ist in insgesamt 12 Abschnitte gegliedert. Sie betreffen nach einer Hinführung die Schreibsprachen vor Luther, die Schreibsprache und Druckersprache in Wittenberg, die Bibelübersetzung, die Sprachmächtigkeit und die lebenslange Spracharbeit Luthers, die Verbreitung der Lutherbibel, Äußerungen über das beste Teutsch im 16. und 17. Jahrhundert, Entstehungstheorien über unsere Schriftsprache, den Übergang vom Mittelhochdeutschen |
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Liebrecht, Johannes, Brunners Wissenschaft. Heinrich Brunner (1840-1915) im Spiegel seiner Rechtsgeschichte (= Studien zur europäischen Rechtsgeschichte Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte Frankfurt am Main 288). Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main 2014. IX, 363 S. Besprochen von Gerhard Köbler. |
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Im Weinberg der Rechtsgeschichte wirken vielleicht schon seit den Römern, jedenfalls seit der vor 500 Jahren veröffentlichten Rechtsgeschichte Aymar du Rivails viele fleißige Weingärtner auf den unterschiedlichsten Rebstücken. Heinrich Brunner ist einer der bekanntesten unter ihnen. Gleichwohl ist es hundert Jahre her, dass er eigener Gegenstand gelehrter Betrachtung wurde, wie dies in dem von Ulrich Stutz für die germanistische Abteilung der Zeitschrift für Rechtsgeschichte verfassten Nachruf der Fall war.
Die vorliegende Untersuchung, die auf dem Umschlag Brunner allein wohl inmitten Brandenburg-Berliner Föhren zeigt, ist das im Jahre 2013 der juristischen Fakultät der Universität Regensburg als Dissertation vorgelegte Ergebnis der Anregung Reinhard Zimmermanns, das Interesse an Heinrich Brunner zu einem Buch werden zu lassen. Die ohne den Betreuer nie begonnene Untersuchung des seit 1993 in Rechtswissenschaft und Philosophie ausgebildeten, seit 2007 bzw. 2013 (als wissenschaftlicher Referent) am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht in Hamburg tätigen Autors führt nach der Danksagung ihren Ursprung sogar noch deutlich weiter zurück, indem sie die Freiburger Lehrer Ernst-Wolfgang Böckenförde und Karl Kroeschell als Urgrund des rechtsgeschichtlichen und wissenschaftsgeschichtlichen Interesses des Verfassers nennen. Dementsprechend findet sich auch eine Studie über das gute alte Recht in der rechtshistorischen Kritik bereits in dem von Karl Kroeschell 1996 herausgegebenen Band über Funktion und Form in Bezug auf Quellen- und Methodenprobleme der mittelalterlichen Rechtsg |
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Huneke, Maike, Iurisprudentia romano-saxonica. Die Glosse zum Sachsenspiegel-Lehnrecht und die Anfänge deutscher Rechtswissenschaft (= Monumenta Germaniae Historica Schriften Band 68). Harrassowitz, Wiesbaden 2014. LXIII, 817 S., 5 Diagramme. Besprochen von Gerhard Köbler. |
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Dass die römische iurisprudentia im Laufe der Geschichte von Italien über die Alpen auch nach Sachsen gelangt ist, war ein wichtiger Schritt auf dem Wege zur weltweit bedeutenden Rechtswissenschaft. Wie dies im Einzelnen geschehen ist, entzieht sich allerdings bisher der allgemeinen Kenntnis, weil die damaligen Zeitgenossen dies nicht für so bedeutsam gehalten haben, dass sie darüber ausführlich berichtet hätten. In aufwendiger und beeindruckender Weise versucht die Verfasserin in ihrer umfangreichen, zwischen Februar 2009 und März 2012 am Institut für Rechtsgeschichte der Universität Freiburg im Breisgau entstandenen, nach dem Wechsel des Betreuers Bernd Kannowski nach Bayreuth dort im Sommersemester 2013 an der rechts- und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät als Dissertation angenommenen Untersuchung an einer bedeutsamen Stelle Licht in das bisherige Dunkel zu bringen.
Gegliedert ist die wichtige Arbeit nach einer Einleitung über den Untersuchungsgegenstand, die Zielsetzung und den Untersuchungsgang in vier Kapitel. Dabei beginnt die Verfasserin mit den Grundlagen, welche die Lehnrechtsglosse als Zeugnis früher deutscher Rechtswissenschaft behandeln. Nach einem einführenden Überblick über ihre Quelle stellt sie den Forschungsstand dar und bietet eine kleine Geschichte der von ihr so genannten iurisprudentia romano-saxonica. Dabei sieht sie in Übereinstimmung mit Franz Wieackers Feststellung, dass seit dem 14. Jahrhundert auch im Heiligen römischen Reich Kenntnis und wissenschaftliche Bearbeitung des kanonischen und römischen Rechtes sich annäherten und bereits auf profane Juristen überzugehen begannen, die Lehnrechtsglosse als Vertreterin einer größeren Gruppe säc |
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Linde, Roland/Volmer, Lutz, unglaublich bodenständig. Das ländliche Bielefeld und seine Geschichte, hg. v. Landwirtschaftlichen Kreisverband Bielefeld. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2014. 143 S. Besprochen von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Linde, Roland/Volmer, Lutz, unglaublich bodenständig. Das ländliche Bielefeld und seine Geschichte, hg. v. Landwirtschaftlichen Kreisverband Bielefeld. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2014. 143 S.
Auch wenn der ungewöhnliche Titel des vorliegenden Werkes nach seinem kurzen Vorwort nur mit einem Augenzwinkern zu lesen ist, bezieht er sich doch auf einen wahren Kern. Die Geschichte Bielefelds war lange Zeit hindurch vorwiegend ländlich geprägt. Deswegen nehmen die Bearbeiter das 800. Jubiläum der Stadt Bielefeld im Jahre 2014 zum Anlass eines Rückblicks auf die Geschichte des ländlichen Bielefelds.
Einem kurzen Geleitwort folgen 30 Einzelbeiträge von durchschnittlich vier Seiten Länge. Sie beginnen mit einer allgemeinen Beschreibung des ländlichen Bielefeld als zwischen karger Senne und fruchtbarem Hügelland gelegen. Ausgegraben werden danach Siedlungsspuren aus der Römerzeit (unter anschaulicher Darstellung eines Wohnstallhauses aus der Zeit um Christi Geburt durch Steinsetzung) und dem Frühmittelalter.
Fast 140 Siedlungsnamen in Urkunden vor 1600 bezeugen die anschließende dichte Besiedlung (darunter Bylanvelde im 9. Jahrhundert als Feld im Schnitt des Teutoburger Waldes). Danach folgen etwa adlige Kirchengründer, Grundherrschaften, ländliche Ordnungen, die Grafen von Ravensberg, das Ravensberger Urbar von 1556 und als Ravensberger Wirtschaftswunder wird etwa die Entstehung des Leinengewerbes beschrieben. Veranschaulicht wird das vielfältige Geschehen bis zur späteren Großstadt in grün durch zahlreiche Abbildungen, während eine inhaltliche Aufschließung der durchweg informativen und lesenswerten Beiträge durch ein Sachregister fehlt.
Innsbruck Gerhard Köbler
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Mayer, Gregor, Verschwörung in Sarajevo. Triumph und Tod des Attentäters Gavrilo Princip. Residenz Verlag, Sankt Pölten 2014. 159 S. Besprochen von Werner Augustinovic. |
Ganzen Eintrag anzeigen Mayer, Gregor, Verschwörung in Sarajevo. Triumph und Tod des Attentäters Gavrilo Princip. Residenz, St. Pölten 2014. 159 S., Ill. Besprochen von Werner Augustinovic.
Wohl kaum ein politisch motiviertes Attentat hat in der Weltgeschichte ähnlich gravierende Folgen nach sich gezogen wie die Ermordung des österreichischen Thronfolgerpaares am 28. Juni 1914 durch den bosnisch-serbischen Gymnasiasten Gavrilo Princip (1894-1918) in Sarajevo: Im blutigen Ersten Weltkrieg zerbrach das Kaiserreich der Habsburger, aber auch das seiner Erbmasse entstammende Vielvölkerreich der Südslawen, das Princip anstrebte, dessen Realisierung er aber nicht mehr erleben durfte, ist faktisch bereits seit mehr als zwei Jahrzehnten Geschichte. Die Würdigung seiner Tat ist kein rechtliches, aber ein grundlegend ethisches Problem im weiten Dunstkreis der Diskussion um ein Widerstandsrecht, die Legitimität des Einsatzes von Gewalt zu politischen Zwecken und die Rechtfertigung des Tyrannenmordes und wird somit, abhängig vom jeweiligen Standpunkt des Betrachters, zu kontroversen Ergebnissen führen.
Gregor Mayer, der in Belgrad und Budapest lebt, gilt als Kenner des südosteuropäischen Raumes wie des Nahen Ostens und berichtet als Korrespondent für gehobene Medien wie „Profil“, den „Standard“ und auch für die Deutsche Presse-Agentur. Persönliche Erfahrungen in der Gegenwart - zunächst im Rahmen der jugoslawischen Nachfolgekriege, dann des amerikanisch besetzten Irak - mit Terrorismus, fremder Besatzung, gescheiterten Staaten und intransparenten internationalen Verhältnissen haben ihn Parallelen zur Lage in Europa vor 1914 erkennen lassen und sein Interesse am Hintergrund des antihabsburgischen Verschwörerkreises um Princip befruchtet. Ihn interessiert vor allem „ihre geistige Entwicklung […] und wie sie sich unter den Bedingungen der Okkupation radikalisierten“, des Weiteren, „wie ein harter Kern von Schulabbrechern aus Sarajevo […] in den großserbischen Milieus von Belgr |
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Rome I Regulation. Pocket Commentary, hg. v. Ferrari, Franco. Sellier European law publishers, München 2015. IX, 533 S. Besprochen von Gerhard Köbler. |
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Die der früheren Rome Convention folgende Rome I Regulation des Europäischen Parlaments und des Rates vom 17. Juni 2008 bezieht sich auf vertragliche Verpflichtungen des Zivilrechts und des Handelsrechts. Sie trat nach ihrem Artikel 29 grundsätzlich mit dem 17. Dezember 2009 in Kraft. Bereits zu diesem Zeitpunkt legte der Herausgeber zusammen mit Stefan Leible eine ausführliche Stellungnahme vor.
Dem folgt nunmehr ein sehr praktischer Handkommentar. An ihm haben sich insgesamt 12 Autoren beteiligt. Ihre Wirkungsorte sind Frankfurt am Main, Freiburg im Breisgau, Hamburg, Lüneburg, Essen, München, Heidelberg, Bayreuth und Bielefeld sowie Verona und New York, so dass die deutschen Bezüge besonders stark berücksichtigt sind.
Im Einzelnen ist nach einem sehr kurzen Vorwort dabei die Kommentierung in zehn Partien aufgeteilt. Jan D. Lüttringhaus behandelt die Artikel 1 und 12, Francesca Ragno die Artikel 2, 3 und 6, Franco Ferrari zusammen mit Jan A. Bischoff die Artikel 4 und 10, Tim W. Dornis die Artikel 5 und 11, Ansgar Staudinger die Artikel 7 und 8, Martin Schmidt-Kessel den Artikel 9, Christoph Althammer mit Ulrich Kühle die Artikel 13-15 und mit Spyros Makris die Artikel 16-18, Markus Altenkirch die Artikel 19 und 20 sowie Sebastian Omlor die Artikel 21-29. Ein Index von Acceptance bis Written document schließt den reichen Inhalt, der über die zugrundeliegenden Vorstellungen ebenso sachkundig unterrichtet wie über bereits bekannte oder auch erst noch mögliche Einzelfragen, benutzerfreundlich auf.
Innsbruck Gerhard Köbler
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Oßwald, Karl, Grundzüge einer Frequenzanalyse des althochdeutschen Wortschatzes mit diachroner Perspektive. Bachelorarbeit zur Erlangung des akademischen Grades Bachelor of Arts am Lehrstuhl für Indogermanistik der philosophischen Fakultät der Universität Jena. Jena 2015. 37 S. Angezeigt von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Oßwald, Karl, Grundzüge einer Frequenzanalyse des althochdeutschen Wortschatzes mit diachroner Perspektive. Bachelorarbeit zur Erlangung des akademischen Grades Bachelor of Arts am Lehrstuhl für Indogermanistik der philosophischen Fakultät der Universität Jena. Jena 2015. 37 S. KarlOsswald@gmx.de Angezeigt von Gerhard Köbler.
Sprachen haben vergleichbar ihren Sprechern eine individuelle Geschichte, die sich wieder an Hand ihrer Elemente wie ihrer Nutzer in zahllose Einzelgeschichten aufgliedern ließe, wenn dafür Zeit, Raum und Mittel vorhanden wären. Deswegen durchlaufen sie grundsätzlich einen Sprachwandel in der Zeit. Wie der Verfasser in seiner von Rosemarie Lühr betreuten Untersuchung gleich zu Beginn ausführt, spielt bei diesem Sprachwandel auch die Wortfrequenz eine Rolle, weil beispielsweise der Hörer ein häufig vorkommendes Wort leichter erkennt als ein seltenes und der Sprecher es für die gleiche Wirkung weniger deutlich aussprechen muss.
Nach Blevins‘ evolutionärer Phonologie muss dabei der verschiedene Realisierungen desselben Wortes vernehmende Hörer selbst entscheiden, welche Realisierung er als Standard ansieht und welche als Abweichung. Dieser choice genannte Vorgang gilt als ein zentraler Mechanismus des Lautwandels. Wird dabei eine archaische, wenig reduzierte Variante nur selten oder nur in bestimmten Kontexten verwendet, so wird sie als Abweichung vom Standard angesehen und bedeutet Sprachwandel.
Nach dem Verfasser können Häufigkeitsanalysen das Verständnis unregelmäßiger Entwicklungen einer Sprache erleichtern. Für die weiter zurückliegende Sprachgeschichte ist dabei die schriftliche Überlieferung die einzige verfügbare Grundlage. Deshalb wird sie vom Verfasser verwendet, um zu zeigen, auf welche Weise es gelingen kann, unregelmäßige d. h. nicht konsequent durchgeführte Lautentwicklungen zu verorten und vielleicht zu erklären.
Ausgangspunkt für die Untersuchung sind 26405 Ansätze (von 40814 Ansätzen |
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Verortete Herrschaft. Königspfalzen, Adelsburgen und Herrschaftsbildung in Niederlothringen während des frühen und hohen Mittelalters, hg. v. Lieven, Jens/Thissen, Bert/Wientjes, Ronald (= Schriften der Heresbach-Stiftung Kalkar Band 16). Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2014. 390 S., zahlreiche Abb. Besprochen von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Verortete Herrschaft. Königspfalzen, Adelsburgen und Herrschaftsbildung in Niederlothringen während des frühen und hohen Mittelalters, hg. v. Lieven, Jens/Thissen, Bert/Wientjes, Ronald (= Schriften der Heresbach-Stiftung Kalkar Band 16). Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2014. 390 S., zahreiche Abb.
In seinen Anfängen folgte der Mensch zwecks Sicherung seines Lebens wohl am ehesten seinen Lebensmitteln, ehe er erkannte, dass nach deren Domestizierung das Leben von einem bestimmten Ort aus leichter und einfacher ist. Dem lässt sich die Herrschaft über andere vergleichsweise zur Seite stellen. Deswegen entwickeln sich wahrscheinlich bald nach der Sesshaftwerdung Herrschaftsorte.
Mit einem örtlich-zeitlichen Teilaspekt dieses Vorgangs befasste sich, weil die Mechanismen adliger Herrschaftsbildung im hohen Mittelalter und die damit verbundene Positionierung des Adels neben dem im Rheinland in ottonisch-salischer Zeit überaus präsenten Königtum für den Kulturraum zwischen Rhein und Maas bisher allenfalls ansatzweise zusammenhängend erforscht sind, eine Tagung von Archäologen, Historikern und Kunsthistorikern auf der Wasserburg in Rindern am 23. und 24. Februar 2012. Dabei standen Königspfalzen, Adel und Adelsburgen im Mittelpunkt. Die insgesamt 14 Beiträge dieses interssanten Zusammentreffens stellt der vorliegende Sammelband nach einem Vorwort der Herausgeber der Öffentlichkeit zusammengefasst unter dem Titelbild der Valkhofburg auf einer frühneuzeitlichen Stadtansicht von Nijmegen zur weiteren Nutzung zur Verfügung.
Dabei berichtet Thomas Zotz eingangs grundsätzlich über die Pfalzenforschung in Deutschland, während Caspar Ehrers nach der Funktion Niederlothringens für das deutsche Königtum bis 1250 fragt und vier speziellere Beiträge sich mit Nimwegen, Duisburg, Utrecht und Zutphen befassen. Danach wird allgemein der hochmittelalterliche Adel im Rheinland und in den Niederlanden betrachtet und detailliert auf die Verwandten |
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Hentges, Gudrun, Staat und politische Bildung. Von der „Zentrale für Heimatdienst“ zur „Bundeszentrale für politische Bildung“, mit einem Vorwort v. Butterwegge, Christoph. Springer VS, Wiesbaden 2013. 493 S. Angezeigt von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Hentges, Gudrun, Staat und politische Bildung. Von der „Zentrale für Heimatdienst“ zur „Bundeszentrale für politische Bildung“, mit einem Vorwort v. Butterwegge, Christoph. Springer VS, Wiesbaden 2013. 493 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Nachdem die Menschen sich aus Zweckmäßigkeitserwägungen für den Staat entschieden haben, hat dieser begonnen, seine Angehörigen nach seinen Vorstellungen zu beeinflussen. Dies geschieht teils mit Geboten und Verboten, teils aber auch durch Angebote. Insbesondere nach weitreichenden Veränderungen der politischen Vostellungen zählen hierzu auch Bildungsangebote.
Mit der zu diesem Zweck in Bonn 1952 für die Bundesrepublik Deutschland errichteten Bundeszentrale für Heimatdienst befasst sich die vorliegende Untersuchung der in Wittlich in der Eifel 1964 geborenen, ab 1983 in Marburg und Paris VIII in Politikwissenschaft, Soziologie, Philosophie und Französisch ausgebildeten, ab 1991 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Politikwissenschaft in Marburg tätigen und 1998 mit einer Dissertation über Schattenseiten der Aufklärung (Die Darstellung von Juden und „Wilden“ in philosophischen Schriften des 18. und 19. Jahrhunderts) promovierten Autorin. Nach der Promotion war sie wissenschaftliche Assistentin an der erziehungswissenschaftlichen Fakultät in Köln, wo sie mit Christoph Butterwegge zusammenwirkte. Seit 2004 ist sie Professorin für Politikwissenschaft der Hochschule Fulda und wurde in Köln 2013 mit dem vorliegenden Werk habilitiert.
In ihm bietet sie in erster Linie eine Geschichte des Aufbaus der Zentrale für Heimatdienst zwischen 1950 und 1963 vor der ohne große inhaltliche Veränderung erfolgenden Umbenennung in Bundeszentrale für politische Bildung. Sowohl den ersten Namen wie auch die inhaltliche Ausrichtung betrachtet sie hauptsächlich aus politikwissenschaftlicher Sicht. Dabei ermittelt sie etwa, dass der ehemalige hauptamtliche Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes in Lemberg und |
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Feuerbachs Bayerisches Strafgesetzbuch. Die Geburt liberalen, modernen und rationalen Strafrechts, hg. v. Koch, Arnd/Kubiciel, Michael/Löhnig, Martin u. a. Mohr (Siebeck), Tübingen 2014. IX, 547 S. Besprochen von Thomas Vormbaum. |
Ganzen Eintrag anzeigen Feuerbachs Bayerisches Strafgesetzbuch. Die Geburt liberalen, modernen und rationalen Strafrechts, hg. v. Koch, Arnd/Kubiciel, Michael/Löhnig, Martin u. a. Mohr (Siebeck), Tübingen 2014. IX, 547 S. Besprochen von Thomas Vormbaum.
Wer selbst gelegentlich Buchtitel zu formulieren hat und daher weiß, wie schwierig es ist, eine prägnante Formulierung ohne allzu großen Reibungsverlust an sachlichem Gehalt zu formulieren, der wird den Verfassern bzw. Herausgebern von Büchern in dieser Hinsicht alcune licenze zubilligen. Das gilt auch für die umstandslose Bezeichnung des Bayerischen Strafgesetzbuches von 1813 als „Feuerbachs Gesetzbuch“. Die Differenzen zwischen diesem Gesetzbuch und der Feuerbachschen Strafrechtslehre, wie sie insbesondere in seinem epochemachenden Werk Revision der Grundsätze und Grundbegriffe des positiven peinlichen Rechts zum Ausdruck kommt, sind immerhin ein wichtiges Forschungsdesiderat. Mehr als nur eine technisch bedingte Verkürzung ist hingegen der Untertitel. Dass das Strafgesetzbuch von 1813 ein liberales sei, wird immerhin in letzter Zeit verschiedentlich in Frage gestellt – auch von Autoren, welche durch nähere Untersuchung des Gesetzbuches von ihrer ursprünglich positiven Bewertung abgerückt sind[1]. Drückt der Untertitel also in diesem Punkt eine als selbstverständlich angenommene Feststellung aus, oder ist er ein Bekenntnis in einem Meinungsstreit? Dass das Gesetzbuch die „Geburt“ modernen und rationalen Strafrechts bedeute, wird man wohl nur dann annehmen können, wenn man z. B. die toskanische Leopoldina von 1786[2] und das Strafgesetzbuch Josephs II von 1787 als bloße Zeugungsakte[3] auffasst – von der Strafrechtslehre des Aufklärungszeitalters einmal abgesehen, wenn man unterstellt, dass die Herausgeber unter „Strafrecht“ nur das kodifizierte Strafrecht verstehen. Gespannt ist der Leser, der das Buch aufschlägt, auch darauf, zu erfahren, ob die Aufreihung der Attribute „liberal“, „modern“ und „rational“ als homogene |
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Geschichte des Bergischen Landes, Band 1 Bis zum Ende des alten Herzogtums 1806, hg. v. Gorißen, Stefan/Sassin, Hans/Wesoly, Kurt (= Bergische Forschungen Band 31). Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2014. 767 S. Besprochen von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Geschichte des Bergischen Landes, Band 1 Bis zum Ende des alten Herzogtums 1806, hg. v. Gorißen, Stefan/Sassin, Hans/Wesoly, Kurt (= Bergische Forschungen Band 31). Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2014. 767 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Seit dem Hochmittelalter wird rechts des Rheines etwa zwischen Ruhr (südlich Duisburgs und Essens) und Sieg (bis einschließlich Löwenburgs) von den Grafen von Berg an der Dhünn ein Land gebildet, das in einer Urkunde des Jahres 1363 erstmals als terra Montensis bezeichnet wird, nachdem bereits 1247 die tota comitia et terra de Monte genannt worden waren. Dieses mehr und mehr vergrößerte politische Gebilde der Grafen von Berg fiel im 17. Jahrhundert an Pfalz-Neuburg und mit der Pfalz 1777 an Bayern sowie nach einem napoleonischen Zwischenspiel (1805-1813 Großherzogtum Berg) 1815 an Preußen. Der fast 4000 Mitglieder zählende Bergische Geschichtsverein setzte es sich für das 150. Jubiläum seiner Gründung (2013) zum Ziel, die Geschichte dieses Landes im Bewusstsein der Öffentlichkeit fester zu verankern, als dies bisher der Fall war.
Hieraus ist erfreulicherweise nach mehreren Jahren des Nachdenkens und der Vorbereitung eine gewichtige Publikation entstanden, die mit Hilfe des Landschaftsverbandes Rheinland und erheblicher Eigenmittel des Geschichtsvereins 2014 der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden konnte. Sie besteht insgesamt aus 15 Teilen verschiedener Bearbeiter. Ihre Ordnung ist teils chronologisch, teils sachlich bestimmt. Dementsprechend wird der Band, dem bereits 2015 ein zweiter Band über die jüngere Vergangenheit folgen soll, mit einer Darstellung des Bergischen Landes im Mittelalter durch Wilhelm Janssen eröffnet und mit einer Betrachtung über Bergische Sprachräume (Benrather Linie zwischen dem Niederfränkisch-Niederdeutschen in Düsseldorf, Wuppertal und Gummersbach im Norden und dem Mitteldeutschen in Aachen, Köln und Siegen im Süden, westfälische Dialektmerkmale, Velaris |
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Paravicini, Werner, Colleoni und Karl der Kühne – mit Karl Bittmanns Vortrag „Karl der Kühne und Colleoni“ aus dem Jahre 1957 (= Studi - Schriftenreihe des deutschen Studienzentrums in Venedig Neue Folge Band 12). De Gruyter/Akademie Verlag, Berlin 2014. X, 312 S., 25 Abb. Besprochen von Ulrich-Dieter Oppitz. |
Ganzen Eintrag anzeigen Paravicini, Werner, Colleoni und Karl der Kühne – mit Karl Bittmanns Vortrag „Karl der Kühne und Colleoni“ aus dem Jahre 1957 (= Studi - Schriftenreihe des deutschen Studienzentrums in Venedig Neue Folge Band 12). De Gruyter/Akademie Verlag, Berlin 2014. X, 312 S., 25 Abb. Besprochen von Ulrich-Dieter Oppitz. ZIER 5 (2015) 32. IT 15424 100 Euro 2014-11-12 von Ulrich-Dieter Oppitz vorgeschlagen, bestellt, zusenden, wenn eintrifft, wegen 100 Euro zu teuer, 2014-12-01 erhalten, versandt kobeissi@degruyter.com 2015-01-12 Besprechung erhalten
Werner Paravicini, langjähriger Direktor des Deutschen Historischen Instituts in Paris, legt eine Studie über die Verbindung zwischen Bartolomeo Colleoni, dem venezianischen Söldnerführer, und Karl dem Kühnen, dem ehrgeizigen Herzog von Valois-Burgund, in den Jahren 1472 und 1475 vor. Der betagte Colleoni (ca. 1400- November 1475), seit 1467 durfte er sich Colleoni von Anjou nennen lassen, war zu dieser Zeit Generalkapitän Venedigs. Karl der Kühne bemühte sich um Colleoni, dem er in diesem Zusammenhang im Januar 1473 zu seinem bisherigen Titel den Beinamen de Burgundia übertrug. In seiner überaus sorgfältigen Studie, unter Nutzung von Archivalien aus Belgien, Frankreich, Italien sowie zahlreichen weiteren Beständen, legt Paravicini dar, wie der Herzog den Condottiere für einen Zeitraum unter Vertrag nehmen wollte. In gleicher Weise zeigt er, welche Beweggründe Colleoni hatte, dieses Angebot anzunehmen. Die in Brügge am 17. Januar 1473 in italienischer Sprache ausgefertigte Condotta enthält in nur neun kurzen Absätzen die Regelungen für das überaus weit reichende Vertragswerk. Colleoni sollte für drei Jahre mit 1000 schwerbewaffneten Reitern und 1500 Mann zu Fuß in des Herzogs Dienste treten. Hierfür versprach ihm Karl eine Zahlung von 150000 Dukaten im Jahr, bei einer monatlichen Teilzahlung von 12500 Dukaten. Die Zahlungen sollten aufgenommen werden, wenn Colleoni nach Burgund aufgebrochen war. Im Gegenzug ver |
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Sifton, Elisabeth/Stern, Fritz, Keine gewöhnlichen Männer. Dietrich Bonhoeffer und Hans von Dohnanyi im Widerstand gegen Hitler. Beck, München 2013. 176 S. Angezeigt von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Sifton, Elisabeth/Stern, Fritz, Keine gewöhnlichen Männer. Dietrich Bonhoeffer und Hans von Dohnanyi im Widerstand gegen Hitler. Beck, München 2013. 176 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Dietrich Bonhoeffer wurde in Breslau am 4. Februar 1906 als Sohn eines Neurologen geboren, mit 24 Jahren für evangelische Theologie habilitiert, seit April 1933 öffentlicher Gegner der Judenverfolgung im nationalsozialistisch geprägten Deutschen Reich, ab 1938 Mitglied des Widerstands um Wilhelm Franz Canaris, am 5. April 1943 verhaftet und im Konzentrationslager Flossenbürg am 9. April 1945 erhängt. Hans von Dohnanyi wurde als Sohn eines ungarischen Komponisten und einer Pianistin in Wien am 1. Januar 1902 geboren, wuchs nach der Trennung seiner Eltern in Berlin auf, besuchte wie Dietrich Bonhoeffer das Grunewald-Gymnasium, studierte Rechtswissenschaft, heiratete 1925 Christine Bonhoeffer, wurde 1929 nach kurzer Tätigkeit bei dem Senat Hamburgs 1929 Staatsanwalt im Reichsjustizministerium, nahm seit 1934 Verbindung zum Widerstand auf, wurde 1938 als Reichsgerichtsrat an das Reichsgericht versetzt, Ende November 1941 vom Reichsgericht entlassen, nach Beteiligung an einem missglückten Attentat Henning von Tresckows gegen Adolf Hitler im März 1943 am 5. April 1943 unter dem Vorwurf angeblicher Devisenvergehen verhaftet, 1944 in das Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht, nach Auffindung geheimer Aufzeichnungen (5. April 1945) am 6. April 1945 von einem Sondergericht zum Tode verurteilt und am 9. April 1945 erhängt. Beide waren außergewöhnliche Männer, die für ihr ungewöhnliches Verhalten eine unter Adolf Hitler gewöhnlich gewordene Strafe erhielten.
Fritz Stern wurde in Breslau am 2. Februar 1926 als Sohn eines Arztes jüdischer Abstammung geboren, floh im September 1938 in die Vereinigten Staaten von Amerika und wurde 1963 ordentlicher Professor der Columbia University in New York City. Elisabeth Sifton wurde in New York 1939 als Tochter des ausgewander |
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Secret Intelligence in the European States System 1918-1989, hg. v. Haskam, Jonathan/Urbach, Karina. Stanford University Press, Stanford/California 2013. 246 S. Angezeigt von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Secret Intelligence in the European States System 1918-1989, hg. v. Haskam, Jonathan/Urbach, Karina. Stanford University Press, Stanford/California 2013. 246 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Der Geheimdienst ist die von dem Staat im Laufe seiner Geschichte entwickelte Einrichtung zur geheimen Ermittlung der ihm von außen wie innen drohenden Gefahren, an deren Ergebnis jeder Außenstehende allein deswegen ein besonderes Interesse haben kann, weil dieses Wissen in geheimer Weise geschaffen und danach auch möglichst geheim gehalten wird. Mit ihrer schon deswegen interessanten Geschichte hat sich beispielsweise W. Krieger in seiner 2009 veröffentlichten Geschichte der Geheimdienste von den Pharaonen bis zur CIA beschäftigt. Die Herausgeber verkürzen demgegenüber ihren Untersuchungszeitraum und vermehren das Wissen zugleich durch die Gestaltung als Sammelband.
Von ihnen ist der am Corpus Christi College in Cambridge für Politik und Internationales tätige Jonathan Haslam zuerst 1983 durch Studien über die Politik der Sowjetunion hervorgetreten. Die in München 1991 die Zwischenprüfung für moderne Geschichte, Politik und mittelalterliche Geschichte ablegende, seit 2004 am German Historical Institute in London forschende Karina Urbach ist seit ihrer Habilitaion im Jahre 2009 an der Universität London tätig. Gemeinsam mit weiteren Kollegen suchen sie an Hand einiger Einzelstudien nach Licht im Dunkel der Geheimdienste.
Dabei befasst sich Jonathan Haslam etwa mit der Sowjetunion unter Josef Stalin, David Holloway mit sowjetischen Kenntnis von dem Unternehmen Barbarossa und der Entwicklung der Atombombe, Stephen Schuker mit dem Geheimdienst Frankreichs, Richard J. Aldrich mit dem Geheimdienst Großbritanniens oder Holger Afflerbach mit dem Geheimdienst der Bundesrepublik Deutschland. Dabei zeigen sich Stärken wie Schwächen in der Beschaffung von Informationen ebenso wie in ihrer Auswertung. Im Ergebnis entspricht vielleicht die Güte eines Nac |
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Deutscher Humanismus 1480-1520 Verfasserlexikon, hg. v. Worstbrock, Franz Josef, Band 3 Nachträge, Addenda und Corrigenda Register. De Gruyter, Berlin 2015. IX S, 360 Spalten, 361-362 S. Besprochen von Gerhard Köbler. |
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Das Volk der Dichter und Denker hatte im Laufe seiner Entwicklung nach dem Übergang von der Mündlichkeit zur Schriftlichkeit zahlreiche Verfasser geistiger Werke, die das Verfasserlexikon für das Mittelalter erfreulicherweise gesammelt und in ihren wichtigen Daten der Allgemeinheit dankenswerterweise zur Verfügung gestellt hat. Dabei hat sich für das zeitliche Ende eine Zahl von Autoren ergeben, die sich dem deutschen Mittelalter eigentlich nicht recht zurechnen lassen, weil sie vom moderneren Humanismus geprägt sind. Ihre Sammlung hat der Herausgeber übernommen, der sein Ergebnis in den Jahren 2005 und 2013 veröffentlicht hat.
Mit dem vorliegenden dritten Band endet dieses im Herbst 2002 begonnene Werk, das die deutsche Literatur des Mittelalters ergänzt, deutlich später als geplant und erhofft. Nach der kurzen Vorbemerkung des Herausgebers erscheint hier der Artikel über Konrad Peutinger, weil der vorgesehene und verbindlich zugesagte Artikel trotz mehrjähriger Vorlaufszeit kurz vor dem nicht länger aufzuschiebenden Zeitpunkt der Drucklegung abgesagt wurde, was für den Artikel über Georg Zingel in ähnlicher Weise gilt. Dagegen musste der ebenfalls fest vereinbarte Artikel über Georg Spalatin als Torso bedauerlicherweise ganz entfallen, um den Abschluss nicht erneut über die Maßen zu verzögern.
Dementsprechend enthält der dritte Band auf den Spalten 1ff. Peutinger, Konrad, auf den Spalten 32ff. Georg Zingel, auf den Spalten 37ff. Addenda und Corrigenda zu Arnoldi, Bartholomaeus, von Usingen, Aucuparius, Thomas, Danhauser, Peter, Gallinarius, Johannes, Kitzscher, Johannes von, Marschalk von Pappenheim, Matthäus, Sibutus, Georg, Stamler, Johannes, Suchten, Christoph von, Tritonius, Petrus und Wimpfeling Jakob sowie |
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Cüppers, Martin, Walther Rauff – in deutschen Diensten. Vom Naziverbrecher zum BND-Spion. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2013. 464 S. Angezeigt von Gerhard Köbler. |
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Die Geschichte der Menschheit zeigt, dass Übung den Meister macht und dass es zugleich schwierig ist, Meister auf vielen Bereichen zu sein, weil die Meisterschaft langjährige Wiederholungen von Handlungen zum Erwerb umfangreichen Wissens voraussetzt. Deswegen muss der Erwerb von Fertigkeiten notfalls auf vielfältig verwendbaren Tätigkeitsfeldern erfolgen, in denen für die eigenen Fähigkeiten ausreichender Raum vorhanden ist. Sollten sich während dieser Spezialisierung die äußeren Umstände ändern, empfiehlt sich die möglichst geschickte Anpassung unter Aufrechterhaltung des unschädlichen oder weniger schädlichen Bestands.
Der sich mit einem Einzelfall dieser allgemeinen Erscheinung befassende, 1966 geborene Autor ist literarisch anscheinend erstmals mit seiner Stuttgarter Dissertation des Jahres 2003 über die Waffen-SS, den Kommandostab Reichsführer-SS und die Judenvernichtung 1939-1945 hervorgetreten. Seine Tätigkeit in der Forschungsstelle Ludwigsburg der Universität Stuttgart in der Abteilung neuere Geschichte des historischen Instituts hat ihn danach auf die Spur Walther Rauffs gebracht. Ihr folgt er an Hand von erst seit kurzer Zeit zugänglichen Akten, Aufzeichnungen und persönlichen Briefen in größtmöglicher, anschaulich beschriebener Nähe.
Hermann Julius Walther Rauff wurde in Köthen in Anhalt am 19. Juni1906 als Sohn eines Bankprokuristen geboren und trat nach nationaler Erziehung 1924 in die Reichsmarine ein, wechselte aber als Kapitänleutnant vor einer drohenden unehrenhaften Entlassung wegen Ehebruchs 1938 in die SS, in der er ab 20. April 1938 Hauptsturmführer und ab 9. November 1940 Sturmbannführer war. Für den mit ihm befreundeten Reinhard Heydrich ließ er zur schnelleren Vernichtung von Menschen Gaswagen entwickeln, in denen insgesamt 5000 |
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Berg, Manfred, Lynchjustiz in den USA. Hamburger Edition, Hamburg 2014. 275 S., Abb. Besprochen von Gerhard Köbler. |
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Gerechtigkeit ist ein großes, aber von Menschen nur mit mindestens ebenso großen Schwierigkeiten erreichbares Ziel. Wo dem einen die Todesstrafe zur Wahrung des menschlichen Wohles unabdingbar erscheint, wird sie von anderen mit gleicher Selbverständlichkeit als unmenschlich abgelehnt. Für die Lynchjustiz in den die menschliche Freiheit fördernden oder fordernden Vereinigten Staaten von Amerika galt lange Zeit das Gleiche.
Der sich eindringlich mit ihrer Geschichte in dem vorliegenden Werk beschäftigende, in Wesel 1959 geborene Verfasser studierte ab 1980 Geschichte, Politikwissenschaft und Philosophie in Heidelberg und wurde dort 1988 mit einer Dissertation über Gustav Stresemann und die Vereinigten Staaten von Amerika (Weltwirtschaftliche Verflechtung und Revisionspolitik 1907-1929) promoviert. Nach Tätigkeiten an der Schurman-Bibliothek für amerikanische Geschichte in Heidelberg und an der Abteilung Geschichte des Instituts für Nordamerikastudien der Freien Universität Berlin wurde er 1998 für neuere Geschichte habilitiert und über Halle-Wittenberg 2005 für amerikanische Geschichte nach Heidelberg berufen. Seine Habilitationsschrift betraf das Wahlrecht der Afro-Amerikaner und mit dem Ende der Lynchjustiz befasste er sich bereits im Jahre 2006.
Seine vorliegende Untersuchung geht davon aus, dass die Lynchjustiz im 19. Jahrhundert einerseits als mobokratischer Geist abgelehnt wurde, dass andererseits aber in Erinnerung an die Anfänge der weißen Besiedlung die Handelnden darin eine gerechtfertigte Form des Schutzes der Gemeinschaft vor Verbrechern sahen, solange der Staat zu diesem Schutz nicht bereit oder in der Lage war. Von geschätzten 4716 Lynchungen zwischen 1882 und 1946 betrafen auffälligerweise fast drei Viertel Afroamerikaner. Zwar schwand die Lynchjustiz in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts unter |
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Kohl, Helmut, Berichte zur Lage 1982-1989. Der Kanzler und Parteivorsitzende der CDU Deutschlands, bearb. v. Buchstab, Günter/Kleinmann, Hans-Otto. Droste, Düsseldorf 2014. 814 S. Angezeigt von Gerhard Köbler. |
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Auf der Welt bestehen zahllose Gegebenheiten, die in einer jeweiligen Gesamtheit eine Lage bilden können, die ihrerseits von größtmöglicher Vielfalt ist. Jede dieser zahllosen Lagen wird mit größtmöglicher Wahrscheinlichkeit von unzähligen Betrachten mehr oder weniger verschieden gesehen. Dieses dabei entstehende Bild eines Einzelnen kann von ihm dann nochmals für andere anders dargestellt werden, als er selbst gesehen hat, weil eine Darstellung stets subjektiv geprägt ist.
Der in Ludwigshafen am 3. April 1930 als drittes Kind eines Finanzbeamten geborene, 1946 der Christlich Demokratischen Union beigetretene Helmut Kohl studierte nach dem kriegsbedingt verspätet abgelegten Abitur ab 1950 in Frankfurt am Main Rechtswissenschaft und Geschichte und schloss 1958 seine Studien in Heidelberg mit einer von Walther Peter Fuchs betreuten Dissertation über die politische Entwicklung in der Pfalz und das Wiedererstehen der Parteien nach 1945 ab. Danach wurde er Direktionsassistent einer Ludwigshafener Eisengießerei und 1959 Referent bei dem Verband der chemischen Industrie sowie im gleichen Jahr Vorsitzender des Kreisverbands Ludwigshafen und Landtagsabgeordneter in Rheinland-Pfalz. Als Nachfolger Peter Altmeiers wurde er Ministerpräsident des Landes, 1973 Bundesvorsitzender seiner Partei und nach Zerbrechen der sozial-liberalen Koalition Helmut Schmidts am 1. Oktober 1982 durch das erste erfolgreiche konstruktive Misstrauensvotum in der Bundesrepublik Deutschland deren sechster, bis 1998 wirkender Bundeskanzler.
Die vorliegende Edition stellt die von Helmut Kohl zu Beginn von Sitzungen des Bundesvorstands der CDU im durchschnittlichen Zeitabstand von vier bis sechs Wochen an Hand von Stichpunkten vorgetragenen Ausführungen über die |
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Hagen, Thomas J., Österreichs Mitteleuropa 1850-1866. Die Wirtschafts-, Währungs- und Verkehrsunion des Karl Ludwig Freiherrn von Bruck (= Historische Studien 507). Matthiesen Verlag, Husum 2015. 459 S. Besprochen von Gerhard Köbler. |
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Das am Rande des Reiches der Franken gelegene, hauptsächlich von Bayern besiedelte Gebiet an der mittleren Donau erscheint in der Zeit der Karolinger als Mark an der Donau, wobei etwas später der Ort Neuhofen an der Ybbs als in Ostarrihhi gelegen bestimmt wird. Aus diesem nicht näher einzugrenzenden Bereich im Osten entwickelt sich eine Markgrafschaft der Babenberger, die zum Ausgleich von Streitigkeiten zwischen Welfen und Bayern 1156 durch Friedrich I. Barbarossa von dem Herzogtum Bayern als eigenes Territorialherzogtum Österreich verselbständigt wird. Unter dem Grundsatz Bella gerant alii, tu felix Austria nube entsteht daraus bis zu dem 19. Jahrhundert eine der fünf Großmächte Europas, die allerdings infolge verfehlter Großmachtpolitik am Ende des ersten Weltkriegs auf einen Kleinstaat zurückgeschnitten wird.
Die vorliegende ansprechende und gedankenreiche Monographie beruht auf der von Werner K. Blessing in Erlangen und Brigitte Mazohl in Innsbruck betreuten, im Mai 2011 an der philosophischen Fakultät der Universität Erlangen vorgelegten, 977 Seiten umfassenden Dissertation mit dem Titel Das Bruck’sche Mitteleuropa 1849-1867 – Die praktischen Erfolge der Wiener Politik zur Schaffung einer mitteleuropäischen Wirtschafts-, Währungs- und Verkehrsunion. Sie gliedert sich nach einer Einleitung über den aktuellen Bezug und die Hintergründe der Wiener Mitteleuropaidee und das gängige Bild vom Mitteleuropaprojekt in fünf Sachkapitel. Sie betreffen die Vorgeschichte und Grundlagen mit der politischen Situation Österreichs 1848/1849 als Ausgangspunkt oder Anlass, das Entstehen eines gemeinsamen Binnenmarkts, die Vernetzung von Verkehr und Nachrichtenwesen und Bedeutung, Ende und Nachleben des Bruck’schen Mittele |
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Das Schuldbuch des Basler Kaufmanns Ludwig Kilchmann (gest. 1518), hg. v. Signori, Gabriela (= Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Beiheft 231). Steiner, Stuttgart 2014. 126 S., 6 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler. |
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Im Laufe seiner Geschichte hat der Mensch für sich Vorteile der arbeitsteiligen Verhaltensweise erkannt, bei welcher der Austausch von Gütern und Leistungen besondere Bedeutung hat. Als natürlicher Egoist hat er dabei festgestellt, dass für die Erreichung eines eigenen Vorteils der klare Überblick über seine einzelnen Verhaltensweisen hilfreich ist. Aus dieser Erkenntnis heraus ist auch das Kaufmannsbuch entstanden, als dessen ältester Vertreter Oberdeutschlands das Schuldbuch der Familie Holzschuher in Nürnberg von 1304 eingestuft wird.
Wie die Herausgeberin der vorliegenden Edition in ihrer Einleitung hervorhebt, ist das mehr als dreihundert Blätter umfassende Schuldbuch des familiär aus Mellingen stammenden, von 1450 bis 1518 in Basel lebenden Ludwig Kilchmann der Forschung seit längerer Zeit bekannt. Seine teilweise Veröffentlichung durch August Bernoulli (1839-1921) im Jahre 1902 beschränkte sich aber auf die familiengeschichtlichen Nachträge der Blätter 316v-323v. Dem hilft die Publikation durch die verdienstvolle Herausgeberin in überzeugender Weise ab.
Dabei folgen der sorgfältigen Einleitung (mit einer Übersicht über die 55 Geldgeschäfte zwischen 1484 und 1518) eine Bibliographie, eine Beschreibung der Handschrift, eine Offenlegung der Editionsrichtlinien und eine Übersicht über Maße und Währungseinheiten. Dem einen vorzüglichen Einblick in die Tätigkeit eines teilweise erheiratetes Geld in den benachbarten Städten anlegenden und Darlehen an den umwohnenden Adel verleihenden Geldkaufmanns ermöglichenden Schuldbuch selbst ist das Register vorangestellt. Ein Sachindex und ein Orts- und Personenindex schließen das wirtschaftsgeschichtlich bedeutende Werk hilfreich auf.
Innsbruck |
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Spierenburg, Pieter, Violence and Punishment. Civilizing the Body through Time. Blackwell Publishers, Cambridge 2012. 223 S. Besprochen von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Spierenburg, Pieter, Violence and Punishment. Civilizing the Body through Time. Blackwell Publishers, Cambridge 2012. 223 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Die Geschichte der menschlichen Gewalt ist wohl so alt wie die Geschichte des Menschen überhaupt, weil zum Wesen des Menschen auch seine natürliche Aggressivität gehört. Da die Gewalt des einen vielfach dem anderen schaden kann, ist von Anfang an auch die Suche nach einer hilfreichen Begrenzung erforderlich oder zumindest hilfreich. Sie ist wohl noch nicht zu einem befriedigenden Ende gelangt.
Mit einem Teilaspekt dieser Fragestelleung beschäftigt sich die vorliegende schlanke Studie. Ihr 1948 geborener Verfasser ist bereits 1978 durch eine philosophische Dissertation über Judicial Violence in the Dutch Republic – Corporal Punishment, Executions and Torture in Amsterdam 1650-1750 hervorgetreten. Von 1977 bis 2013 wirkte er an der Erasmusuniversität in Rotterdam, zuletzt als außerordentlicher Professor für historische Kriminologie und seit 2013 leitet er das Programm Four Centuries of Labor Camps.
Das vorliegende Werk gliedert sich nach einer Einleitung über Gewalt und Bestrafung im Verlauf der Zivilisierung des Menschen in drei Teile. Sie betreffen die Gewalt in Amsterdam vom 15. bis zum 20. Jahrhundert, das Verhältnis von Tötung und Recht in den Niederlanden und die Beziehung zwischen Gewalt und Kultur in zwei oder drei Welten, das Verhältnis von Bestrafung und sozialer Kontrolle auf der Grundlage der Forschungen Foucaults und Elias‘ sowie die Zivilisierung des Körpers in der menschlichen Geschichte mit einem Ausblick auf Tod und Paradies. Im Ergebnis stellt der Verfasser fest, dass mit der Ausbildung moderner menschlicher Verhaltensformen ein Rückgang der Gewalt einhergeht, so dass eigentlich optimistisch in die Zukunft geblickt werden kann, so pessimistisch die tägliche weltweite Gewalt der Gegenwart auch einstimmen mag.
Innsbruck |
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Hausleitner, Mariana, Die Donauschwaben 1868-1948. Ihre Rolle im rumänischen und serbischen Banat (= Schriftenreihe des Instituts für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde 18, Quellen und Forschungen Band 2). Steiner, Stuttgart 2014. 417 S., 3 Karten. Besprochen von Werner Augustinovic. |
Ganzen Eintrag anzeigen Hausleitner, Mariana, Die Donauschwaben 1868-1948. Ihre Rolle im rumänischen und serbischen Banat (= Schriftenreihe des Instituts für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde 18, Quellen und Forschungen Bd. 2). Franz Steiner, Stuttgart 2014. 417 S. 3 Kart. Besprochen von Werner Augustinovic.
Als Donauschwaben bezeichnet man pauschal die Nachkommen jener zumeist aus dem Süden und Südwesten Deutschlands, aber auch aus anderen Gebieten der Habsburgermonarchie stammenden, ursprünglich 100.000 bis 120.000 Kolonisten, die nach dem Abstoppen und Zurückdrängen der ins Herz Europas zielenden Expansion des Osmanischen Reiches (1683 Niederlage vor Wien, 1717 Verlust der Festung Belgrad, 1718 Friede von Passarowitz) in drei später als „Schwabenzüge“ bezeichneten Migrationswellen (1722-1726 unter Karl VI., 1763-1772 unter Maria Theresia, 1782-1786 unter Joseph II.) zum Zweck der Peuplierung, militärischen Sicherung, Melioration, Erhöhung der Nahrungsmittelproduktion und des Steueraufkommens im Banat angesiedelt wurden. Dort, im Raum zwischen Donau, Theiß, Marosch und den Ausläufern der Südkarpaten, glichen die überwiegend bäuerlichen Neusiedler im Laufe von zwei bis drei Generationen einander in Sprechweise und Lebensstil zunehmend an, sodass sich aus den vielen deutschen Mundarten ein als „Schwäbisch“ bezeichneter, regionalspezifischer deutscher Dialekt herausbildete. Den Verwerfungen des 20. Jahrhunderts blieb es vorbehalten, diese über zwei Jahrhunderte gewachsene Minderheit zu Grabe zu tragen: Mit der Expansion Hitlerdeutschlands nach Südosteuropa gerieten auch die Donauschwaben in den Sog nationalsozialistischer Bevölkerungspolitik; ihre partielle Verstrickung in deren Machenschaften führte 1944/1945 zu ihrer kollektiven Bestrafung, wobei die Maßnahmen im serbischen Westbanat genozidale Züge tragen, während sie aufgrund anders gelagerter Umstände im rumänischen Ostbanat vergleichsweise gemäßigter ausfielen. Das Herausarbeiten der strukturellen Vorauss |
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Rechnungsfragmente der Augsburger Welser-Gesellschaft (1496-1551). Oberdeutscher Fernhandel am Beginn der neuzeitlichen Weltwirtschaft, hg. v. Geffcken, Peter/Häberlein, Mark (= Deutsche Handelsakten des Mittelalters und der Neuzeit Band 22). Steiner, Stuttgart 2014. CXXXV, 582 S. Besprochen von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Rechnungsfragmente der Augsburger Welser-Gesellschaft (1496-1551). Oberdeutscher Fernhandel am Beginn der neuzeitlichen Weltwirtschaft, hg. v. Geffcken, Peter/Häberlein, Mark (= Deutsche Handelsakten des Mittelalters und der Neuzeit Band 22). Steiner, Stuttgart 2014. 720 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Angehörige der Familie Welser lassen sich in der Reichsstadt Augsburg seit 1246 nachweisen, wo sich im Jahre 1420 eine Handelsgesellschaft der Welser nachweisen lässt. Zum Zwecke ausgedehnten Handels zunächst in Europa und nach Entdeckung der neuen Welt auch in Amerika errichteten sie Niederlassungen in Nürnberg, Ulm, Antwerpen, Venedig, Rom, Lyon, Madrid, Sevilla, Lissabon und anderswo. Infolge von Bankrotten ihrer bedeutenden Schuldner Spanien, Frankreich und Niederlande musste die Augsburger Handelsgesellschaft allerdings am 1. Juli 1614 ihre Zahlungsunfähigkeit erklären.
Erste Bruchstücke früherer Handelsbücher der Welser wurden bereits um 1930 wiederentdeckt. Dem folgten im Sommer 1954 Funde in Bucheinbänden der Kreis- und Studienbibliothek in Dillingen durch die Bibliothekarin Renate Wenck, die das große Interesse Götz Freiherr von Pölnitz als Leiter des Fürstlich und Gräflich Fuggerschen Familien- und Stiftungsarchivs auf sich zogen.
Nach Scheitern früherer Veröffentlichungsvorhaben bereiteten die Herausgeber seit 1998 eine Edition vor, die nach umfangreichen Vorarbeiten auf die aus der Unternehmensüberlieferung stammenden Quellen beschränkt wurde.
In dem gewichtigen vorliegenden Band beschreiben die Herausgeber zunächst die Forschungsgeschichte, die Ziele und Methodik der Edition, die Buchhaltung und Organisationsstruktur der Augsburger Welser-Gesellschaften zwischen 1496 und 1551 und die erhaltenen Rechnungsfragmente der Unternehmenszentrale, der oberdeutschen Faktoreien in Augsburg, Memmingen und Nürnberg sowie der Faktoreien Venedig, Antwerpen, am spanischen Hof und in Sevilla. In dieser Reihenfolg |
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Mayer, Hans Eberhard/Sode, Claudia, Die Siegel der lateinischen Könige von Jerusalem (= MGH - Schriften 66). Harrassowitz, Wiesbaden 2014. XXVI, 231 S., Tafels. Besprochen von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Mayer, Hans Eberhard/Sode, Claudia, Die Siegel der lateinischen Könige von Jerusalem (= MGH - Schriften 66). Harrassowitz, Wiesbaden 2014. XXVI, 231 S., Tafels. Besprochen von Gerhard Köbler.
Die seit dem 18. vorchristlichen Jahrhundert bezeugte Stadt des Schalim (bzw. volksetymologisch Stadt des Friedens) war im Laufe ihrer Geschichte vielseitig begehrt und deswegen immer wieder Kriegen und Verwüstungen ausgesetzt. 637 nach Christus fiel sie von Byzanz durch Eroberung an die Araber, unter denen sie von unterschiedlichen Gruppen häufig belagert und erobert wurde, bis sich im Jahre 1099 Kreuzfahrer unter Gottfried von Bouillon durchsetzten und den Ort unter Tötung tausender Bewohner einnahmen. In der Folge wurde das christliche Königreich Jerusalem errichtet, das 1244 endete, nachdem bereits 1225 ein Wechsel zu landfremden Königen eingetreten war.
Mit den Siegeln der lateinischen Könige befasst sich eindringlich und sorgfältig das Gemeinschaftswerk der beiden Autoren, von denen Hans Eberhard Mayer 1996 eine grundlegende Untersuchung über die Kanzlei der lateinischen Könige von Jerusalem vorgelegt hatte und die in Eisenach 1969 geborene Claudia Sode nach dem Studium der Byzantinistik, neugriechischen Philologie, klassischen Philologie und Germanistik in Jena, Berlin und Thessaloniki, der Promotion in Jena und der Habilitation 2005 als Nachfolgerin Peter Schreiners auf den Lehrstuhl für Byzantinistik in Köln berufen worden war. Ihre Einleitung beginnt mit einem Überblick über den Stand der Forschung, an dessen Ende das überzeugende Ergebnis steht, dass das bisherige Standardwerk fraglos gute Dienste geleistet hat, aber in der Gegenwart der Neubearbeitung bedarf, die wenigstens für die Königssiegel vorgenommen wird. Dementsprechend werden nach einer Statistik Siegel und Besiegelung, Siegelführer, die echten Siegel Balduins, unklare Bullen und Metallkopien untersucht.
Der anschließende Katalog erfasst 109 Siegel und Rücksiegel in 1 |
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Stadt und Demokratie, hg. v. Bräunche, Ernst Otto/Steinbach, Peter (= Stadt in der Geschichte 38). Thorbecke, Ostfildern 2014. 291 S. Besprochen von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Stadt und Demokratie, hg. v. Bräunche, Ernst Otto/Steinbach, Peter (= Stadt in der Geschichte 38). Thorbecke, Ostfildern 2014. 291 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Die Demokratie als bewusstes gesellschaftspolitisches Modell ist, wie der Name einleuchtend zum Ausdruck bringt, in der Stadt der griechischen Antike entstanden, ohne dass damit unbekannte Vorläufer vollständig ausgeschlossen sind. Danach hat die Stadt zugunsten umfassenderer Organisationsformen an Bedeutung verloren und diese auch mit der Wiederentdeckung der Stadt im Hochmittelalter nicht vollständig zurückgewonnen. Gleichwohl hat die Stadt auch in der Demokratiegeschichte der jüngeren Vergangenheit einen durchaus beachtlichen Platz.
Mit ihm befasst sich die vorliegende Publikation als Ergebnis der 46. Tagung des südwestdeutschen Arbeitskreises für Stadtgeschichtsforschung in Karlsruhe vom 23. bis 25 November 2007 in Verbindung mit dem gemeinsam mit der Landeszentrale für politische Bildung veranstalteten Symposiums 60 Jahre Grundgesetz – Stadt und Demokratie in Karlsruhe am 8. Mai 2009. Dabei konnten bedauerlicherweise nicht alleTeilnehmer der beiden Tagungen ihre Beiträge zu einer schriftlichen Abhandlung ausbauen. Insbesondere die Vorträge zur griechischen polis und zur römischen Selbstverwaltung gelangten nicht zum Druck innerhalb des gleichwohl 14 Untersuchungen enthaltenen Bandes.
Er beginnt nach dem Vorwort der beiden Herausgeber mit einer Betrachtung Peter Steinbachs über die Daseinsvorsorge zwischen Leistungsverwaltung und Privatisierung. Danach werden die Nürnberger Ratsverfassung der frühen Neuzeit (Demokratie für wenige?), die Bürgerbeteiligung in den Vereinigten Staaten von Amerika, die Entwicklung von Stadt und Demokratie in Frankreich bis 1914, die Landsgemeinde in Luzern und Zürich zwischen 1830 und 1841, die Gemeindeverfassung in den Niederlanden, das Bürgermeisteramt in Bayern und Baden im 19. Jahrhundert, die unmittelbare Gemeindedemokratie in M |
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Glossner, Christian L., Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Die politische Vermittlung und gesellschaftliche Akzeptanz der sozialen Marktwirtschaft im Nachkriegsdeutschland. Nomos, Baden-Baden 2014. 303 S., Abb. Besprochen von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Glossner, Christian L., Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Die politische Vermittlung und gesellschaftliche Akzeptanz der sozialen Marktwirtschaft im Nachkriegsdeutschland. Nomos, Baden-Baden 2014. 303 S., Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.
Die Wirtschaft ist der Ort, an dem Menschen mit Hilfe anderer Menschen Einkünfte aus dem Vermögen nochmals anderer Menschen erlangen können. Ihre Gestaltung entscheidet dementsprechend, wer sich wo, wann, wie und warum aus den Mitteln anderer bereichern kann. Hierfür haben sich im Laufe der letzten Jahrtausende oder vielleicht auch nur der letzten Jahrhunderte hauptsächlich zwei Modelle entwickelte, die entweder liberalistisch die Freiheit der Beteiligten in den Mittelpunkt gestellt haben oder sozialistisch den Plan, wobei sich die vollständige Ausschließlichkeit in beiden Fällen bisher als sehr problematisch erwiesen hat.
Der Verfasser der vorliegenden Studie, der sich mit einem einzelnen Aspekt dieser Problematik beschäftigt, ist nach einer unveröffentlichten Oxforder Masterarbeit des Jahres 2004 über The Formation of the German Economic Model of Governance between Liberal Socialism und Social Liberalism in the Economic Council 1947-1949 literarisch anscheinend erstmals hervorgetreten durch eine Untersuchung mit dem Titel The making of the German post-war economy – political communication and public reception of the social market economy after Word War II, die im Jahre 2010 bei Tauris Acad. Studies in London im Umfang von XXVI und 289 Seiten erschien. In seiner kurzen Danksagung stellt er fest, dass es überraschend ist, wie viele Menschen in vielfältiger Weise an der Fertigstellung dieser Monographie beteiligt waren, wobei er an erster Stelle Dieter Roth von der Forschungsgruppe Wahlen /Universität Heidelberg nennt. Gedruckt wurde das Werk mit Unterstützung der Konrad-Adenauer-Stiftung, die im Übrigen auch in Zusammenhang mit der vom Verfasser 2010 mitherausgegebenen Studie 60 years of social ma |
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Gaus, Walter, Das Rottweiler Konvikt und seine Zöglinge zwischen 1824 und 1924. Thorbecke, Ostfildern 2014. XLIII, 306 S., CD-ROM. Besprochen von Gerhard Köbler. ZIER 5 (2015) 52. IT. |
Ganzen Eintrag anzeigen Gaus, Walter, Das Rottweiler Konvikt und seine Zöglinge zwischen 1824 und 1924. Thorbecke, Ostfildern 2014. XLIII, 306 S., CD-ROM. Besprochen von Gerhard Köbler.
Rottweil am oberen Neckar, in dessen Gebiet eine Römerstadt liegt, wird 771 als Königshof genannt und entwickelt sich im 14. Jahrhundert zur Reichsstadt mit ansehnlichem Gebiet. Seit dem 13. Jh. ist ein bis 1784 bestehendes kaiserliches Hofgericht in Rottweil bezeugt. Seit 1824 ist dort ein Konvikt zwecks kirchlicher schulischer Bildung eingerichtet.
Die ihm gewidmete, sorgfältig auch umfangreiche Archivalien einbeziehende Untersuchung des Verfassers verdankt nach dem Vorwort des Verfassers ihr Entstehen der Langeweile eines pensionierten Lehrers, der freundlichen Aufnahme desselben in interessante Lehrveranstaltungen Franz Quarthals und dessen Anregung, sich mit dem katholischen Konvikt Rottweil zu beschäftigen. Gegliedert ist die in der Folge entstandene, Immo Eberls Untersuchungen über das niedere evangelische Seminar Blaubeuren als Anleitung verwertende, 2013 an der Universität Stuttgart angenommene Dissertation des Verfassers in zwei Teile, von denen der erste seinen Gegenstand untersucht und der zweite die dabei ermittelten Daten auf einer CD enthält. Dort finden sich etwa die Quellen und Biographien der einzelnen Konviktszöglinge, Gesamtlisten nach Herkunftsort, Oberamt und Jahrgangsstufe, Herkunftsorte und verschiedene Dienstanweisungen.
Der untersuchende Teil gliedert sich in fünf Abschnitte. Sie betreffen Rottweil, die Schuldbildung in Rottweil von ihren Anfängen bis zum Beginn des Konvikts, Die Entwicklung ab 1824, ab 1857 und ab 1924 sowie das Leben in dem Konvikt. Insgesamt kann der Verfasser anschaulich zeigen, wie das 1824 vom König Württembergs zwecks Vorbereitung des Studiums der katholischen Theologie in Tübingen gegründete Konvikt allmählich in die Hände der Diözese überging und wie in ihm viele meist aus sehr einfachen, oft ärmlichen Verhältnissen k |
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The Institutions and Dynamics of the European Community, 1973-83, hg. v. Laursen, Johnny (= Publications of the European Union Liaison Committee of Historians/Veröffentlichungen der Historiker-Verbindungsgruppe bei der Kommission der Europäischen Gemeinschaften 14). Nomos, Baden-Baden 2014. 312 S. Besprochn von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen The Institutions and Dynamics of the European Community, 1973-83, hg. v. Laursen, Johnny (= Publications of the European Union Liaison Committee of Historians/Veröffentlichungen der Historiker-Verbindungsgruppe bei der Kommission der Europäischen Gemeinschaften 14). Nomos, Baden-Baden 2014. 312 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Die Europäische Gemeinschaft hat seit ihrer Entstehung als Folge der Schäden durch die beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts wie jede andere in die Zeit eingebundene Gegebenheit eine Geschichte. Da sie nicht unmittelbar aus der Gewalt, sondern nur aus der Einsicht der Beteiligten in die Gefahren der Gewalt entstanden ist, ist dafür nicht allein der Wille eines Einzelnen entscheidend, sondern kommt es vor allem auf das erfolgreiche Zusammenspiel vieler Beteiligter an. Weil aber auch sie von eigenen Erfahrungen und Interessen geleitet sind, sind die Veränderungen schwierig und verwickelt.
Mit diesen Geschehnissen befasst sich seit 1985 das European Union Liaison Committee of Historians, das sich in seiner ersten Forschungskonferenz mit den Anfängen des Schumanplans und der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl beschäftigte und die Ergebnisse in einer eigenen Publikationsreihe veröffentlichte. Mit der allmählichen Öffnung der Archive nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfristen konnte auf anschließende Gegebenheiten ausgegriffen werden. Der vorliegende Band mit seinen insgesamt elf Beiträgen ist der Ertrag der dreizehnten, in Aarhus in Dänemark abgehaltenen Forschungskonferenz.
Er beginnt mit einer Einführung des dortigen Leiters der Graduiertenausbildung unter der Fragestellung, wodurch die Jahre zwischen 1973 und 1983 besonders gekennzeichnet sind, wobei der Begriff der Wilderness in Vorschlag gebracht wird. Die anschließenden Studien widmen sich neben der Krise neuen Dynamiken, politischen Karrieren, der europäischen Rechtsgemeinschaft, der Gefahr eines neuen Kalten Krieges, dem europäischen Währun |
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Die Universität Tübingen zwischen Orthodoxie, Pietismus und Aufklärung, hg. v. Köpf, Ulrich (= Tübinger Bausteine zur Landesgeschichte 25). Thorbecke, Ostfildern 2014. 439 S., Abb. Besprochen von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Die Universität Tübingen zwischen Orthodoxie, Pietismus und Aufklärung, hg. v. Köpf, Ulrich (= Tübinger Bausteine zur Landesgeschichte 25). Thorbecke, Ostfildern 2014. 439 S., Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.
In dem als Dorf im 7. Jahrhundert erscheinenden und als Burg 1078 genannten Tübingen am Neckar, das 1342 durch Kauf an die Grafen von Württemberg gefallen war, wurde 1476/1477 eine Universität gegründet. Der 1493 Stadtrecht teils aus Nürnberg, teils aus Stuttgart übernehmende Ort trat mit seinen Landesherrn nach Martin Luthers Reformation zur neuen kirchlichen Lehre über. Seitdem ist seine Universität einer ihrer führenden Horte.
Der vorliegende, dem Gedächtnis Sönke Lorenz‘(30. 6. 1944-8. 8. 2012) gewidmete Band enthält die überarbeiteten Vorträge einer vom 16. bis zum 18. März 2012 in Weingarten abgehaltenen wissenschaftlichen Tagung, welche sich mit der Geschichte der Universität Tübingen zwischen dem Ende des Dreißigjährigen Krieges (1648) und der Universitätsreform der Mitte des 18. Jahrhunderts befasste. Seine 13 Studien wollen einige Schneisen in das Dickicht der Quellen schlagen und sichere Ausgangspunkte für weitere Forschungen zur Universitätsgeschichte schaffen. Gemeinsam mit dem in die Tagung einführenden Sönke Lorenz hatte dabei der Herausgeber auch den Plan eines Tübinger Professorenkatalogs vor Augen.
Am Beginn des Bandes steht ein Überblick über Stadt und Universität Tübingen nach dem Dreißigjährigen Krieg (Wilfried Setzler). Danach werden die Lehre an der theologischen Fakultät, Christian Eberhard Weismann, Christoph Matthäus Pfaff, Georg Bernhard Bilfinger, die Stellung zum Pietismus, die juristische Fakultät (Jan Schröder), die letzten Hexenprozesse in der Spruchpraxis der juristischen Fakultät, die Mediziner Rudolph Jakob Camerarius und Johann Georg Gmelin, der Rhetoriker Christoph Kaldenbach, die Berufungs- und Zensurpraxis am Beispiel Israel Gottlieb Canzs, die Mathematik und Naturlehre sowie der Wa |
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Dokumente zur Geschichte des deutschen Reiches und seiner Verfassung 1331-1335, Vierte Lieferung, Einleitung, Addenda et Corrigenda, Register , bearb. v. Hohensee, Ulrike/Lawo, Mathias/Lindner, Michael/Rader, Olaf B.(= MGH - Constitutiones et acta publica imperatorum et regum 6, 2). Harrassowitz, Wiesbaden 2014. XXVIII, 181 S. Besprochen von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Dokumente zur Geschichte des deutschen Reiches und seiner Verfassung 1331-1335, Vierte Lieferung, Einleitung, Addenda et Corrigenda, Register, bearb. v. Hohensee, Ulrike/Lawo, Mathias/Lindner, Michael/Rader, Olaf B.(= MGH - Constitutiones et acta publica imperatorum et regum 6, 2). Harrassowitz, Wiesbaden 2014. XXVIII, 181 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Am Beginn der grundlegenden Constitutiones et acta publica imperatorum et regum steht der 1893 von Ludwig Weiland edierte Band, der von 911 bis 1197 reicht. Dem schlossen sich in der Folge Bände für die Jahre 1198-1272 (1896), 1273-1298 (1904ff.), 1298-1313 (1906), 1313-1324 (1909ff.), 1325-1330 (6,1 1914ff.) und nach längerer Pause für die Jahre 1331-1335 (1989ff.) an. Der zwölfte und bisher letzte Band betrifft die Jahre zwischen 1357 und 1359 (2013).
Dazwischen mussten aus unterschiedlichen Gründen immer wieder Lücken bleiben. Dementsprechend konnte der 1989 von Ruth Bork mit 120 Seiten eröffnete Band Constitutiones 6,2 erst mit der jetzigen vierten Lieferung abgeschlossen werden. Die Faszikel 2 und 3 hatten 1999 und 2003 erscheinen können.
Die vorliegende Lieferung enthält auf den Seiten VII-X eine Einführung, die vor allem von den schwierigen Entstehungsumständen berichtet, und danach Verzeichnisse der Abkürzungen und Sigel sowie der zitierten Literatur. Hinzu kommen außer verschiedenen Korrekturen vieler Einzelheiten neun neue Abdrucke (14, 52, 115, 118, 142, 206, 271, 335, 524). Die neben dem umfangreichen Namenregister von Aachen bis Zwine sehr hilfreichen Wortregister der lateinischen Wörter und der deutschen Wörter verzeichnen Verben, Substantive, Adjektive und Adverbien und verwenden „oft“ für mehr als 20mal und „sehr oft“ für mehr als 100mal, so dass dank des erfreulichen Einsatzes der Bearbeiter insgesamt auch der Band 6,2 ein erfolgreiches Ende gefunden hat und derzeit nur noch in Band 7 eine Lücke zwischen 1340 und 1344 der Vollständigkeit zwischen 911 und 1359 |
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Gewalt und Politik. Studien zu Nationalsozialismus und totaler Herrschaft, Edition Schäfer, Gert, hg. v. Schyga, Peter. Nomos, Baden-Baden 2014. 446 S. Besprochen von Werner Augustinovic. |
Ganzen Eintrag anzeigen Gewalt und Politik. Studien zu Nationalsozialismus und totaler Herrschaft. Edition Gert Schäfer, hg. v. Schyga, Peter. Nomos, Baden-Baden 2014. 446 S. Besprochen von Werner Augustinovic.
Vier Jahrzehnte hat der aus Stuttgart stammende, 1941 geborene Gert Schäfer in Hannover gewirkt, volle drei davon – nach Promotion (1973) und Habilitation (1977) ab 1982 – als Professor am Institut für Politische Wissenschaft der Leibniz-Universität, bevor er 2012 verstarb. In Lehre und Forschung hat sich der ehemalige Redakteur und Mitherausgeber kritischer, gesellschaftspolitisch links stehender Periodika (Zeitung „links“, „Gesellschaft. Beiträge zur Marxschen Theorie“) intensiv mit der Theorie politischer Systeme (Marxismus, Sozialismus, Faschismus) befasst. Sein wissenschaftlicher Nachlass in Form verschiedener Manuskripte und Dateien wird nun im Universitätsarchiv Hannover unter der Aktenzahl 2013/06 verwahrt. Auf dieses Material hat der Herausgeber der vorliegenden Edition, Peter Schyga, zugegriffen und die heute noch lesenswerten Gedanken Schäfers in Auswahl einem breiteren Publikum zugänglich gemacht. Diese Schriften dokumentieren in nuce den zeitgeprägten Wandel im gesellschaftlichen System und im Subsystem des wissenschaftlichen Diskurses in Hinblick auf den Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit.
Peter Schyga spricht vom „‚Erinnerungskampf‘, an dem Gert Schäfer mehrere Dekaden teil hatte, als Arbeit an der jüngeren deutschen Geschichte einst eng mit einer Kritik an den gesellschaftlichen Zuständen von Gegenwart verwoben (war)“, während heute „das Aufgehen des Nationalsozialismus in erinnerungskulturelle Sphären in eine Zeit des relativ kritiklosen Arrangements mit Formen politischer Herrschaft“ (S. 41f.) falle. Es mache daher heuristisch Sinn, sich retrospektiv wieder der einst erreichten Schärfe in der Analyse zentraler Begriffe und historischer Prozesse zu erinnern. Zu diesem Zweck versammelt der Band überwiegend Vorlesungsmanu |
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Miegel, Annekathrin, Kooperation, Vernetzung, Erneuerung. Das benediktinische Verbrüderungs- und Memorialwesen vom 12. bis 15. Jahrhundert (= Schriften zur südwestdeutschen Landeskunde Band 74). Thorbecke, Ostfildern 2014. IX, 270 S. Besprochen von Gerhard Köbler. |
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Die Benediktiner sind die Angehörigen des von Benedikt von Nursia (um 480-547) zunächst in Subiaco und nach 529 in Montecassino (bei Neapel) geleiteten ältesten abendländischen Mönchsordens, der nach der von Benedikt verfassten, sich im fränkischen Reich durchsetzenden Klosterregel lebt. Bedeutende Klöster der Benediktiner sind neben Montecassino vor allem Luxeuil, Cluny, Corbie, Fontenelle, Stablo, Malmédy, Bobbio, Farfa, Echternach, Prüm, Hirsau, Reichenau, Sankt Gallen, Weißenburg im Elsass, Lorsch, Maria Laach, Fulda, Corvey, Benediktbeuern, Wessobrunn, Beuron, Ettal, Tegernsee, Mondsee, Gorze, Melk, Bursfeld, Sankt Blasien, Weingarten, Sankt Emmeram und Göttweig. Dass sie als Glieder eines umfassenden Verbandes sich einander zugehörig fühlten, versteht sich von selbst.
Mit einem Teilaspekt ihrer Geschichte beschäftigt sich die von Stefan Molitor angeregte, von Sönke Lorenz betreute, nach seinem Tode von Sigrid Hirbodian begutachtete und im Wintersemester 2013/2014 von der philosophischen Fakultät der Universität Tübingen angenommene Dissertation der in Leonberg 1984 geborenen, in Geschichte und Germanistik in Tübingen ausgebildeten und danach als Archivreferendarin in Marburg tätigen Verfasserin in eindringlicher Vertiefung. Sie gliedert sich nach einer Einführung in die Problemstellung und den Forschungsstand sowie Quellen und Methoden in sechs Sachkapitel. Sie betreffen Verbrüderung und Memoria im Kontext der hochmittelalterlichen Reformbewegungen (Cluny, Hirsau, Sankt Blasien), Zentralisierung und Institutionalisierung als neue Organisationsformen, Verbrüderung und Memoria im ausgehenden 13. und 14. Jahrhundert, Verbrüderung und Memoria im Zeichen der Erneuerung im 15. |
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Burke, Peter, Die Explosion des Wissens. Von der Encyclopédie bis Wikipedia, aus dem Englischen von Wolf, Matthias unter Mitarbeit von Wohlfeil, Sebastian. Wagenbach, Berlin 2014. 392 S. Angezeigt von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Burke, Peter, Die Explosion des Wissens. Von der Encyclopédie bis Wikipedia, aus dem Englischen von Wolf, Matthias unter Mitarbeit von Wohlfeil, Sebastian. Wagenbach, Berlin 2014. 392 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Ähnlich wie das Weltall, so expandiert das Wissen des Menschen während seiner Geschichte weiter und weiter. Dementsprechend verwendet der Verfasser die Figur der Explosion, die auch zur Folge hat, dass der Durchschnittsmensch der Gegenwart vielleicht quantitativ mehr weiß als der durchschnittliche Gelehrte des Mittelalters und des Altertums, mögen auch qualitative Unterschiede durchaus bestehen. Jedenfalls ist die Zunahme des menschlichen Wissens bis zur Gegenwart berauschend und beunruhigend zugleich.
Mit ihr hat sich der in Stanmore in England 1937 als Sohn eines katholischen Iren und einer polnisch-litauischen Jüdin geborene, in einer Londoner Jesuitenschulde und in Oxford ausgebildete, danach an der School of European Studies der Universität Sussex und seit 1978 Kulturgeschichte in Cambridge lehrende Verfasser seit langem beschäftigt. Bereits 1978 legte er eine inzwischen dreimal aufgelegte Untersuchung über Popular Culture in Early Modern, Europe vor. Vielen anderen Werken folgte im Jahre 2000 A social history of knowledge from Gutenberg to Diderot (Papier und Marktgeschrei. Die Geburt der Wissensgesellschaft 2001), dessen zweiten Band das vorliegende, in Cambridge 2012 als A Social History of Knowledge Volume II erschienene, mit einer umfangreichen Bibliographie ausgestattete Werk bildet.
Es beginnt mit dem zweiten Zeitalter der Entdeckungen zwischen 1750 und 1850, in dem zunächst die Natur und danach der Mensch durch Alexander von Humboldt, Linné, Freud und Foucault sowie viele andere untersucht wurden. Danach betrachtet der Verfasser nahezu alle gängigen kulturellen Erscheinungen in beeindruckender Vielfalt, wobei ihn die Suchmaschine Google beswonders beeindruckt. Wie es auf der Grundlage einer Gesellschaft |
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Praus, Angelika, Das Ende einer Ausnahme. Frankreich und die Zeitenwende 1989/1990. Tectum Verlag, Marburg 2014. 556 S. Angezeigt von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Praus, Angelika, Das Ende einer Ausnahme. Frankreich und die Zeitenwende 1989/1990. Tectum Verlag, Marburg 2014. 556 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Die am Niederrhein 258 n. Chr. erstmals sichtbaren Franken haben seit der Völkerwanderung vor allem unter Chlodwig und Karl dem Großen zwischen Atlantik, Elbe, Nordsee und Italien allmählich ein großes Reich errichtet, das sie im neunten Jahrhundert in einen westlichen, zunehmend französischen Teil und einen östlichen deutschsprachigen Teil gliederten. Insofern ist nicht nur Karl der Große zugleich Charlemagne, sondern entstammen Deutschland und Frankreich der gleichen früheren politischen Einheit. Wie in einer Familie unter Geschwistern entwickeln auch verwandte Völker oder Staaten vielfach unterschiedliche Interessen und Zielsetzungen.
Mit dem bedeutenden und interessanten Teilbereich der Deutschlandpolitik des französischen Staatspräsidenten François Mitterand in den Jahren 1989 und 1990 beschäftigt sich die vorliegende, 2013 von der Universität Bonn als Dissertation angenommene, keine neuen Quellen auswertende, aber neue Sichtweisen bietende umfangreiche Untersuchung der Verfasserin. In ihrem Mittelpunkt steht der in Jarnac/Charente 1916 als fünftes von sieben Kindern eines Eisenbahnbediensteten und späteren Fabrikanten geborene, in Angoulême schulisch und in Paris an der Sorbonne bis 1939 in Recht und Literaturwissenschaft ausgebildete Mitterand, der anfangs nationalistischen Ansichten zuneigte. Nach Verwundung im Mai 1940, Gefangenschaft, Zwangsarbeit, Flucht, Arbeit für das Vichy-Regime, Widerstand, Flucht nach London, Zusammenarbeit mit Charles de Gaulle, erneuter Gefangennahme in Deutschland und Befreiung wurde er 1946 sozialistischer Abgeordneter, danach Minister und 1981 vierter, 1988 wiedergewählter Präsident der fünften Republik Frankreichs.
Wenn er Deutscher wäre, so versicherte er Bundeskanzler Helmut Kohl am 4. Januar 1990, wäre er für die Wiedervereinigung der Bund |