Spierenburg, Pieter, Violence and Punishment. Civilizing the Body through Time. Blackwell Publishers, Cambridge 2012. 223 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Spierenburg, Pieter, Violence and Punishment. Civilizing the Body through Time. Blackwell Publishers, Cambridge 2012. 223 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Die Geschichte der menschlichen Gewalt ist wohl so alt wie die Geschichte des Menschen überhaupt, weil zum Wesen des Menschen auch seine natürliche Aggressivität gehört. Da die Gewalt des einen vielfach dem anderen schaden kann, ist von Anfang an auch die Suche nach einer hilfreichen Begrenzung erforderlich oder zumindest hilfreich. Sie ist wohl noch nicht zu einem befriedigenden Ende gelangt.
Mit einem Teilaspekt dieser Fragestelleung beschäftigt sich die vorliegende schlanke Studie. Ihr 1948 geborener Verfasser ist bereits 1978 durch eine philosophische Dissertation über Judicial Violence in the Dutch Republic – Corporal Punishment, Executions and Torture in Amsterdam 1650-1750 hervorgetreten. Von 1977 bis 2013 wirkte er an der Erasmusuniversität in Rotterdam, zuletzt als außerordentlicher Professor für historische Kriminologie und seit 2013 leitet er das Programm Four Centuries of Labor Camps.
Das vorliegende Werk gliedert sich nach einer Einleitung über Gewalt und Bestrafung im Verlauf der Zivilisierung des Menschen in drei Teile. Sie betreffen die Gewalt in Amsterdam vom 15. bis zum 20. Jahrhundert, das Verhältnis von Tötung und Recht in den Niederlanden und die Beziehung zwischen Gewalt und Kultur in zwei oder drei Welten, das Verhältnis von Bestrafung und sozialer Kontrolle auf der Grundlage der Forschungen Foucaults und Elias‘ sowie die Zivilisierung des Körpers in der menschlichen Geschichte mit einem Ausblick auf Tod und Paradies. Im Ergebnis stellt der Verfasser fest, dass mit der Ausbildung moderner menschlicher Verhaltensformen ein Rückgang der Gewalt einhergeht, so dass eigentlich optimistisch in die Zukunft geblickt werden kann, so pessimistisch die tägliche weltweite Gewalt der Gegenwart auch einstimmen mag.
Innsbruck Gerhard Köbler