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Kohl, Helmut, Berichte zur Lage 1982-1989. Der Kanzler und Parteivorsitzende der CDU Deutschlands, bearb. v. Buchstab, Günter/Kleinmann, Hans-Otto. Droste, Düsseldorf 2014. 814 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

Kohl, Helmut, Berichte zur Lage 1982-1989. Der Kanzler und Parteivorsitzende der CDU Deutschlands, bearb. v. Buchstab, Günter/Kleinmann, Hans-Otto. Droste, Düsseldorf 2014. 814 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Auf der Welt bestehen zahllose Gegebenheiten, die in einer jeweiligen Gesamtheit eine Lage bilden können, die ihrerseits von größtmöglicher Vielfalt ist. Jede dieser zahllosen Lagen wird mit größtmöglicher Wahrscheinlichkeit von unzähligen Betrachten mehr oder weniger verschieden gesehen. Dieses dabei entstehende Bild eines Einzelnen kann von ihm dann nochmals für andere anders dargestellt werden, als er selbst gesehen hat, weil eine Darstellung stets subjektiv geprägt ist.

 

Der in Ludwigshafen am 3. April 1930 als drittes Kind eines Finanzbeamten geborene, 1946 der Christlich Demokratischen Union beigetretene Helmut Kohl studierte nach dem kriegsbedingt verspätet abgelegten Abitur ab 1950 in Frankfurt am Main Rechtswissenschaft und Geschichte und schloss 1958 seine Studien in Heidelberg mit einer von Walther Peter Fuchs betreuten Dissertation über die politische Entwicklung in der Pfalz und das Wiedererstehen der Parteien nach 1945 ab. Danach wurde er Direktionsassistent einer Ludwigshafener Eisengießerei und 1959 Referent bei dem Verband der chemischen Industrie sowie im gleichen Jahr Vorsitzender des Kreisverbands Ludwigshafen und Landtagsabgeordneter in Rheinland-Pfalz. Als Nachfolger Peter Altmeiers wurde er Ministerpräsident des Landes, 1973 Bundesvorsitzender seiner Partei und nach Zerbrechen der sozial-liberalen Koalition Helmut Schmidts am 1. Oktober 1982 durch das erste erfolgreiche konstruktive Misstrauensvotum in der Bundesrepublik Deutschland deren sechster, bis 1998 wirkender Bundeskanzler.

 

Die vorliegende Edition stellt die von Helmut Kohl zu Beginn von Sitzungen des Bundesvorstands der CDU im durchschnittlichen Zeitabstand von vier bis sechs Wochen an Hand von Stichpunkten vorgetragenen Ausführungen über die politische Lage im Land und in der Welt zusammen. In ihnen zeigt sich die schwere Enttäuschung über die überwiegende Ablehnung durch die Medien ebenso wie über die fast gleichzeitige Kritik des entscheidungsschwachen Aussitzens einerseits und des diktatorischen Nichtbeachtens der Interessen der Menschen andererseits. Im September 1988 konnte Helmut Kohl zwar bereits darauf hinweisen, dass in der Gestalt Polens und der Bundesrepublik Deutschland die DDR von beiden Seiten umgeben ist von Ländern, von denen notwendigerweise der Funke von mehr Freiheit, von mehr Pluralismus in die DDR überspringt, doch wurde er nach Ausweis der Selbstzeugnisse anscheinend wirklich aktiv erst, als dies bereits ohne sein erkennbares Zutun geschehen war.

 

Innsbruck                                                                              Gerhard Köbler