1461 | corpus (lat. [N.]) possidendi Herrschaftsgewalt über eine Sache durch Übergabe einer beweglichen Sache oder Betreten einer unbeweglichen Sache oder bei originärem Erwerb durch deutliche Kundgabe | |
1462 | Corrigere (lat., [V.] zurecht richten, in Ordnung bringen, bestrafen) ist ein Ausdruck, der unter Kaiser Trajan (98-117) in das römische Strafverfahren eindringt. Danach geht es dort darum, Unrecht wieder recht zu machen. Diese Vorstellung steckt auch hinter dem germanistischen „richten“. | Köbler, DRG 34, 46; Köbler, G., Richten, Richter und Gericht, ZRG GA 87 (1970), 59 |
1463 | Cortes (span. [Pl.], Höfe) ist die den König beratende Versammlung der Geistlichen, Adeligen und Städtevertreter in Kastilien, León, Portugal, Aragón und Navarra seit der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts. | Gonzáles Antón, L., Las Cortes de Aragón, 1978; Procter, E., Curia and cortes, 1980 |
1464 | Corvey | Krüger, H., Höxter und Corvey, 1931; Prinz, J., Die Corveyer Annalen, 1982; Hoffmann, H., Bücher und Urkunden aus Helmarshausen und Corvey, 1992 |
1465 | court (engl. [N.]) Hof, Gericht | |
1466 | Court of Chancery (engl., [N.] Gericht der Kanzlei) ist das Gericht des Kanzlers (chancellor) des →englischen Rechtes. Es geht darauf zurück, dass der zunächst geistliche Kanzler schon in dem 13. Jahrhundert Bitten hilfesuchender Engländer an den König hinsichtlich der Möglichkeit der Bildung neuer Klageformeln begutachtet und in dem 15. Jahrhundert in Einzelfällen Rechtsschutz gewährt, wenn das →common law zu unan-gemessenen Ergebnissen führt. Die seit 1529 tätigen weltlichen Kanzler führen das fort und begründen bald ein System anerkannter Sätze des positiven Rechtes, das an der Billigkeit (→equity) ausgerichtet ist. | Jones, W., The Elizabethan Court of Chancery, 1967; Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; Harbecke, D., Modernisation through Process – The Rise of the Court of Chancery in the European Perspective, 2018 |
1467 | Court of Common Pleas (engl., [N.] Gericht der allgemeinen Bitten) ist das seit 1234 sicher belegte, für Zivilsachen zuständige königliche Gericht des →englischen Rechtes in Westminster mit einem Oberrichter und 3 nachgeordneten Richtern. | Hastings, M., The Court of Common Pleas, 1947 |
1468 | Court of Exchequer (engl., [N.] Gericht des Schatzkanzlers) ist das für Verwaltungsangelegenheiten und Finanzsachen zuständige königliche Gericht des →englischen Rechtes in Westminster. | |
1469 | Court of King‘s Bench (engl., [N.] Gericht der Königsbank) ist das für Strafsachen und Appellationen zuständige königliche Gericht des →englischen Rechtes in Westminster. | |
1470 | Coutume (franz. [F.] Gewohnheit) ist die rechtlich bedeutsame Gewohnheit (lat. [F.] consuetudo, Gewohnheit), die auch in einer Abgabe oder Leistung bestehen kann. Die coutume als eine Mehrheit von rechtlich bedeutsamen Gewohnheiten erlangt in Frankreich seit dem 10./11. Jahrhundert Gewicht und wird in dem Norden seit Beginn des 13. Jahrhunderts mit örtlichen Bezügen auf Grund der Aussagen von Sachkennern in Rechtsbüchern (nichtamtliche coutume, amtliche coutumiers) schriftlich aufgezeichnet, wobei sich eine grundsätzliche, nicht immer in jeder Hinsicht durchgehaltene Trennung in das nördliche Gebiet des droit (M.) coutumier (Nordfrankreich, Belgien, Niederlande, Genf, Waadt, Neuenburg, Fürstbistum Basel) und das südliche Gebiet des (römischen) droit (M.) écrit (geschriebenen Rechtes, Südfr... | Kroeschell, DRG 1; Nouveau coutumier général, hg. v. Bourdot de Richebourg, C., Bd. 1ff. 1724ff.; Brunner, H., Die coutumiers der Hamiltonsammlung, ZRG GA 4 (1883), 232; Favey, J., Le coutumier de Moudon de 1577, 1924; Declareuil, J., Histoire générale du droit français, 1925, 851; Filhol, R., Le premier président Christoffe de Thou et la réformation des coutumes, 1937; Olivier-Martin, F., Le roi de France et les mauvaises coutumes au moyen âge, ZRG GA 58 (1938), 108; La rédaction des coutumes, 1962; Poudret, J., Enquêtes sur la coutume du pays de Vaud, 1967; La coutume de Vaudémont, hg. v. Centre Lorrain, 1970; Le style de Vaudémont, hg. v. Centre Lorrain, 1972; Gräfe, R., Das Eherecht in den coutumiers des 13. Jahrhunderts, 1972; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäische... |
1471 | Coutumes de Beauvaisis (franz. [F.Pl.] Gewohnheiten von Beauvaisis) sind das bedeutendste Rechtsbuch des mittelalterlichen Frankreich. Die Coutumes de Beauvaisis. stammen von Philippe de →Beaumanoir. Er bemüht sich um eine Darstellung des Gewohnheitsrechts in Beauvaisis, verwendet dazu aber auch Sätze der Coutumes von Champagne, Vermandois, Artois, Normandie und Paris, die Rechtsprechung des Parlaments de Paris, königliche Verordnungen, römisches Recht und kirchliches Recht. Die systematisierende, vor eigenen Lösungen nicht zurückschreckende Privatarbeit, die der Rechtswirklichkeit nicht vollständig entspricht, bleibt trotz hohen gedanklichen Wertes von geringem Einfluss auf die Rechtspraxis. | Coutumes de Beauvaisis, hg. v. Salmon, A., Bd. 1f. 1899f., Neudruck 1970, Bd. 3; Commentaire historique, hg. v. Hubrecht, G., 1974; Actes du colloque international Philippe de Beaumanoir et les coutumes de Beauvaisis 1283-1293, hg. v. Bonnet-Laborderie, P., 1983 |
1472 | Coutumier (franz. [M.]) ist die private Aufzeichnung der →coutume in dem mittelalterlichen Frankreich. | Kroeschell, DRG 1; Le vieux coustumier de Poictou, hg. v. Filhol, R., 1956; Petitjean, M. u. a., Le coutumier bourguignon glosé, 1982; Poudret, J., Coutumes et coutumiers, 1998 |
1473 | Covarubias y Leyva, Diego de (1512-1577) wird nach dem Rechtsstudium 1533 Professor für kirchliches Recht in Salamanca, 1565 Bischof von Segovia und 1574 Präsident des Staatsrats. Auf ihn geht die strafrechtliche Vorstellung des bedingten Vorsatzes oder indirekten Vorsatzes (lat. dolus [M.] indirectus) zurück. | Merzbacher, F., Azpilcueta und Covarruvias, (in) Merzbacher, F., Recht - Staat - Kirche, hg. v. Köbler, G. u. a., 1989, 275; Peressa, V., Diego de Covarubias, 1957 |
1474 | Cowell, John (1554-1611), nach dem Studium des römischen Rechtes in Cambridge 1594 Professor in Cambridge, versucht 1605 eine erfolglose Darstellung des englischen Rechtes nach dem Aufbau der Institutionen Justinians ([lat.] Institutiones [F.Pl.] iuris Anglicani, Einrichtungen des englischen Rechtes) und muss wegen seiner in seinem erfolgreichen Wörterbuch The Interpreter (1607) vertretenen absolutismusfreundlichen und parlamentsfeindlichen Haltung 1611 seine Professur aufgeben. | Holdsworth, W., A History of English Law, Bd. 1ff. 1903ff., Bd. 5, 20 |
1475 | creditor (Wort Zwölftafelgesetz 451/450 v. Chr., lat. [M.]) →Gläubiger | |
1476 | Crimen (Wort Plautus um 250-184 v. Chr., lat. [N.]) ist in dem römischen Recht das Verbrechen in Gegensatz zu (lat.) delictum (N.), Delikt. Für die crimina (N.Pl.) entwickelt sich das besondere Strafrecht und Strafprozessrecht. Schon früh wird dabei das crimen (publicum, öffentliche [Verbrechen]) mit der von der Allgemeinheit (mit dem Beil) vollstreckten Todesstrafe geahndet. Zu den lange noch durch den Verletzten mittels Strafe zu vergeltenden crimina zählen Mord (lat. [N.] parricidium), Brandstiftung, handhafter Diebstahl, nächtliches Abweiden eines fremden Feldes und falsches Zeugnis. | Kaser §§ 32, 41, 50; Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 12; Köbler, DRG 65; Köbler, LAW |
1477 | Crimen (N.) laesae maiestatis (lat., Verbrechen der Majestätsbeleidigung) ist in dem älteren römischen Recht die Verletzung des Ansehens zunächst der plebejischen Magistrate. Seit Augustus (31 v. Chr.-14 n. Chr.) geht die (lat. [F.]) maiestas von dem römischen Volk und seinen Magistraten auf den Prinzeps und damit später den Kaiser über. Seit den Kaisern Arcadius und Honorius kann zu dem Schutz des Kaisers und seiner Günstlinge jeder politische Vorwurf mit der Todesstrafe und der Vermögensentziehung verfolgt werden. Diese Vorstellung übernimmt das Frühmittelalter allmählich mit gewissen Abwandlungen. In dem weiteren Verlauf findet das crimen laesae maiestatis Eingang in den →Mainzer Reichslandfrieden von 1235, die →Goldene Bulle (1356), die →Constitutio Criminalis Bambergensis (1507) und d... | Dulckeit/Schwarz/Waldstein; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 20; His, R., Deutsches Strafrecht bis zur Karolina, 1928, Neudruck 1967 113; Kellner, O., Das Majestätsverbrechen, Diss. phil. Halle 1911; Tietz, K., Perduellio und maiestas, Diss. jur. Halle 1935; Hageneder, O., Das crimen maiestatis, FS F. Kempf, 1983 |
1478 | Crimen (N.) magiae (lat.) ist in der frühen Neuzeit das Verbrechen der Zauberei. →Hexerei | Byloff, F., Das Verbrechen der Zauberei, 1902 |
1479 | criminal (engl. [Adj.]) kriminell, Straf… | |
1480 | Criminal Code (engl. [N.], 1879) ist der an dem 1860 verfassten indischen Strafgesetzbuch (Indian Penal Code) ausgerichtete Entwurf eines englischen Strafgesetzbuchs, der von dem Parlament nicht angenommen wird. | |