1421 | Constitutio (F.) Criminalis Carolina (lat., Des Kaisers Karl V. und des Heiligen Römischen Reiches Gerichtsordnung, Strafgesetz[buch] Karls V.) ist die (deutsch verfasste) reichseinheitliche Peinliche Gerichtsordnung Karls V. von 1532 (27. 7. 1532). Sie geht auf in einem Gutachten des 1495 errichteten Reichskammergerichts festgehaltene Missstände und Beschwerden über die sich häufenden ungerechten Strafverfahren, die ihrerseits die Antwort auf die in dem Mittelalter vor allem infolge des Bevölkerungswachstums, der Urbanisierung und Emanzipierung von der herkömmlichen Ordnung sowie wohl auch der Verstärkung der Staatlichkeit anschwellende Kriminalität sind, vor dem Reichstag (von Lindau 1496/1497) zurück. In Freiburg im Breisgau wird 1497/1498 vorgeschlagen, eine gemeine Reformation und Ord... | http://www.koeblergerhard.de/Fontes/PeinlicheGerichtsordnungKarlsV.pdf; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 136, 156; Güterbock, Die Entstehungsgeschichte der Carolina, 1878; Dargun, L., Die Rezeption der peinlichen Halsgerichtsordnung Kaiser Karls V. in Polen, ZRG GA 10 (1889), 168; Die Carolina und ihre Vorgängerinnen, hg. v. Kohler, J. u. a., Bd. 1ff. 1900ff., Neudruck 1968; Schoetensack, A., Der Strafprozess der Carolina, Diss. jur. Heidelberg, 1904; Kantorowicz, H., Goblers Karolinen-Kommentar, 1904; Saueracker, K., Wortschatz der Peinlichen Gerichtsordnung Karls V., 1929; Schmidt, E., Die Carolina, ZRG GA 53 (1933), 1; Weber, H. v., Die peinliche Halsgerichtsordnung Kaiser Karls V., ZRG GA 77 (1960), 288; Kusch, G., Der Indizienbeweis des Vorsatzes im gemeinen Strafverfahrensrecht, Diss. ... |
1422 | Constitutio (F.) Criminalis Theresiana (lat.) ist das unter Maria Theresia an dem 31. 12. 1768 (zu dem 1. 7. 1770) zwecks Vereinheitlichung für die österreichischen Erbländer (außer Ungarn) erlassene, 1082 Paragraphen umfassende (deutsch gefasste) Strafgesetzbuch (und Strafverfahrensgesetzbuch) (Allgemeine peinliche Gerichtsordnung) mit etwas verbesserter Stellung des Beschuldigten, Inquisitionsverbot, freier richterlicher Be-weiswürdigung, festen Tatbestandsbeschreibungen (u. a. Zauberei, Hexerei), Möglichkeit der Analogie von Straftatbeständen und Folter (bis 1796), das aber bereits an dem 13. 1. 1787 durch ein Allgemeines Gesetzbuch über Verbrechen und derselben Bestrafung ersetzt wird (für das Militärstrafrecht 1855). Die auch als (lat.-griech.) nemesis Theresiana (Rache Maria Theresia... | http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Constitutio%20Criminalis%20Theresiana1768_komplett.pdf; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 142, 157; Baltl/Kocher; Maasburg, M. v., Zur Entstehungsgeschichte der theresianischen Halsgerichtsordnung, 1880; Kwiatkowski, E. v., Constitutio Criminalis Theresiana, 1903; Moos, R., Der Verbrechensbegriff in Österreich, 1968; Hartl, F., Das Wiener Kriminalgericht, 1973; Grundlegende Strafrechtsquellen, hg. v. Reiter, I., 1996; Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 5. A. 2007, 6. A. 2011 |
1423 | Constitutio (F.) de expeditione Romana (lat.), Gesetz über den Romzug, ist eine um 1158 als Gesetz (König) Karls (des Großen) von 790 ausgegebene, auf der Reichenau entstandene Fälschung (Privatarbeit). Sie beschreibt Rechte und Pflichten von Reichsfürsten auf dem Romzug des Königs. Sie begünstigt die Reichsfürsten gegenüber dem König. | Constitutiones, Bd. 1, hg. v. Weiland, L., 1893, 661, Nr. 447 (MGH); Klapeer, G., Zur Überlieferung der Constitutio de expeditione Romana, MIÖG 35 (1914), 725ff. |
1424 | Constitutio (F.) Joachimica (lat.), Joachimisches Gesetz, ist die verhältnismäßig kurze, auf Erbrecht beschränkte, römisches Recht zu Lasten sächsischen Rechtes übernehmende „Constitution, Wilkoer und Ordnung der Erbfelle und anderer Sachen“ des Markgrafen Joachim I. von Brandenburg (1499-1535) von dem 9. 10. 1527 (Reformation des Landrechts, Erstdruck Frankfurt an der Oder 1528). | http://www.koeblergerhard.de/Fontes/ConstitutioJoachimica1527.htm; Heydemann, L., Die Elemente der Joachimischen Konstitution von 1527, 1841, Neudruck 1972; Scholz, J., Der brandenburgische Landrechtsentwurf von 1594, 1973 |
1425 | Constitution (N., zu lat. [F.] constitutio, Festsetzung, Gesetz) wird in England seit dem 17. Jahrhundert zu der Bezeichnung des Zustands eines Staates (bodie politique), in dem 18. Jahrhundert zu der Bezeichnung der Bestimmungen, die diesen Zustand herstellen oder festlegen (Verfassung). | |
1426 | Constitution, Wilkoer und Ordnung der Erbfelle und anderer Sachen (1527) s. Constitutio Joachimica | |
1427 | constitutum (Wort Cicero 81-43 v. Chr., lat. [N.]) →Beschluss, Festsetzung | |
1428 | constitutum (N.) debiti (lat.) Schuldzusage | |
1429 | constitutum (N.) possessorium (lat.) →Besitzkonstitut | |
1430 | Consuetudo (Wort Cicero 81-43 v. Chr., lat. [F.]) ist die Gewohnheit. In der römischen Spätantike wird sie zu einer Rechtsquelle erklärt. Die gute consuetudo ist auch in dem späten ius commune Italiens eine beliebte und praktisch-relevante Rechtsquelle. →Gewohnheitsrecht | Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 22; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 52; Köbler, LAW; Garré, R., Consuetudo, 2005 |
1431 | Consul (lat. [M.]) ist in dem altrömischen Recht der Republik der Höchstmagistrat. Zwei gleichzeitige Konsuln (consules, Kollegialität) erlangen die Führung des Gemeinwesens durch eine Wahl auf Vorschlag ihrer Vorgänger hin für jeweils ein Jahr (Annuität), wobei seit 367 v. Chr. (lex Licinia) auch Plebejer consul werden können. Einzelne Aufgaben (beispielsweise Gerichtsbarkeit) sind anderen Magistraten (beispielsweise Prätoren) zugeteilt. Mit dem Ende der Republik (27 v. Chr.) gehen die Aufgaben der Konsuln auf den Prinzeps bzw. Kaiser über, doch werden consules bis 534 in dem Westen und bis 541 in dem Osten fortgeführt. Seit dem ausgehenden 11. Jahrhundert (1090) ist consul der städtische Ratsherr. | Dulckeit/Schwarz/Waldstein; Söllner §§ 6, 11, 14, 23; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 111; Köbler, LAW; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988; Keller, H., Mailand im 11. Jahrhundert, (in) Die Frühgeschichte der europäischen Stadt, hg. v. Jarnut, J., 1998, 81; Consuls and Res Publica, hg. v. Beck, H. u. a., 2011; Squaitamatti, L., Der spätantike Konsulat, 2012 |
1432 | Consultatio (F.) cuiusdam veteris iuris consulti (lat., Begutachtung eines gewissen alten Rechtskundigen) ist die an dem Ende des 5. Jahrhunderts oder in dem 6. Jahrhundert vermutlich in Gallien entstandene, durch einen Druck des 16. Jahrhunderts überlieferte Sammlung von Rechtsgutachten mit Zitaten aus den Paulussentenzen, dem →Codex Gregorianus, dem →Codex Hermogenianus und dem →Codex Theodosianus. | Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 39; Schulz, F., Geschichte der römischen Rechtswissenschaft, 1961, 408 |
1433 | Contempt of court (engl. [N.], Missachtung des Gerichts) ist in dem angloamerikanischen Recht die gewohnheitsrechtlich als rechtswidrig (crime bzw. tort) anerkannte Störung der Gerichtstätigkeit. | Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002 |
1434 | Contius →Le Conte | |
1435 | Contractus (Wort Varro 116-27 v. Chr., lat. [M.], Zusammengezogenes) ist in dem klassischen römischen Recht der Vertrag, aus dem eine Obligation (Schuld) entsteht. Er kann Realkontrakt, Verbalkontrakt, Litteralkontrakt oder Konsensualkontrakt sein. Demgegenüber ist das für sich allein unverbindliche (lat. [N.]) pactum kein contractus. Seit dem Hochmittelalter wird in der Kirche auch das bloße (lat. [N.]) pactum klagbar (pacta sunt servanda), so dass sich allmählich ein allgemeiner Begriff des (Kontrakts oder) Vertrags entwickelt. | Kaser §§ 5, 38; Kroeschell, DRG 1; Wunner, S., Contractus, 1964; Wieacker, F., Contractus und obligatio im Naturrecht zwischen Spätscholastik und Aufklärung, (in) Scholastica 1973, 223; Feenstra, R./Ahsmann, M., Contract, 1980; Pacte, convention, contrat, hg. v. Dufour, A., 1998 |
1436 | Contractus mohatrae (lat. [M.] Wagnisvertrag, zu arab. muchâtarah, Gefahr, Wagnis) ist der Vertrag, bei dem eine (meist unvertretbare) Sache zu dem Verkauf übergeben wird und der Empfänger bei Verkauf den erhaltenen Preis als Darlehen haben soll. Der contractus mohatrae dient in dem Mittelalter der Umgehung des kanonischen Zinsverbots. | |
1437 | contrarius consensus (lat. [M.], gegenteilige Übereinstimmung) Aufhebungsvertrag | Knütel, R., Contrarius consensus, 1968 |
1438 | contrat (M.) social (franz.) Gesellschaftsvertrag | |
1439 | Contumacia (Wort Cicero (81-43 v. Chr., lat. [F.]) ist in dem klassischrömischen Kognitionsverfahren die Prozessweigerung (Ladungsungehorsam, Kontumaz), die in einem Versäumnisverfahren dazu führen kann, dass der Geladene gemäß dem Klagebegehren verurteilt wird. | Kaser § 87; Kroeschell, DRG 1, 2 |
1440 | Conubium (Wort Licin., Tertullian um 160-220 n. Chr., lat. [N.]) ist in dem altrömischen Recht die (allen Römern untereinander zustehende,) dem Fremden (Nichtrömer) durch Verleihung zu eröffnende Teilrechtsfähigkeit in dem Eherecht. | Kaser §§ 3, 58, 60 |