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#ZWERGLiterature
981Blutrache (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch um 1530 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen an zwei Stellen mit Hinweisen auf Bauernkrieg und Luther belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in dem älteren Recht in dem Rahmen rechtmäßiger Feindschaft erlaubte eigenmächtige Vergeltung einer Verletzung (Tötung) durch eine neue Verletzung (Tötung). Recht und Pflicht zu der Blutrache bzw. Fehde oder Selbsthilfe verschwinden bis zu der Neuzeit mit der Durchsetzung des Gewaltmonopols des Staates mittels des (ewigen) Landfriedens. Das Wort Bluträcher begegnet erstmals bei Martin Luther in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts.Söllner § 8; Kroeschell, DRG 2; Heusler, A., Das Strafrecht der Isländersagas, 1911; Vlavianos, B., Zur Lehre der Blutrache, Diss. jur. München 1924; Zacharias, R., Die Blutrache im deutschen Mittelalter, Z. f. d. A. 91 (1962), 167 (Diss. phil. Kiel 1961); Miller, W., Bloodtaking and peacemaking, 1990; Diesselhorst, M., Die Fehde von Sichar und Chramnesind FS F. Wieacker, 1991, 187ff.; Het recht in eigen hand, Tijdschrift voor Geschiedenis 123 (2010), Nummer 2; Karauscheck, E., Fehde und Blutrache, 2011
982Blutschande (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch vor 1510 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen als erst neuhochdeutsch seit Luther mit zehn Stellen ab 1577 belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der Geschlechtsverkehr zwischen nahen (leiblichen) Verwandten (Inzest), der sachlich sowohl in dem Alten Testament wie auch bei den Römern verboten ist. Von dem christlichen Einfluss wird das Frühmittelalter erfasst, das als Folge die Tötung, die Verknechtung, das Exil oder das Gefängnis kennt. Häufiger erscheint die Blutschand an dem Ende des Mittelalters wohl unter dem Einfluss des römischen Rechtes (1507 [Constitutio Criminalis Bambergensis] Enthauptung). Eine Einschränkung auf die Verwandten und Verschwäge...His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 2 1935, 165f.; Siebert, M., Das Inzestverbot, Diss. jur. Berlin 1997
983blutsverwandt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1531 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1560 an fünf Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) leiblich verwandt
984Blutsverwandter, Blutsverwandte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1498 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1498 an dreizehn Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) leiblicher Verwandter
985Blutsverwandtschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1531 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1599 [Niederösterreich] an vier Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Blutsverwandter 1498, M., blutsverwandt 1531, Adj.) leibliche Verwandtschaft in Gegensatz zu bloßer rechtlicher Verwandtschaft
986Bocksdorf, Dietrich (Theoderich) von (Zinnitz bei Calau um 1405 (bzw. um 1410)-Zeitz 9. 3. 1466, auch Bocksdorff) wird nach dem Rechtsstudium in Leipzig (1425, 1426 baccalaureus) und Perugia (1436/1437, Dr. iur. utr.) Professor des kirchlichen Rechtes in Leipzig (1443-1463) und 1463 Bischof von Naumburg. Er verfasst wissenschaftliche Arbeiten zu dem →Sachsenspiegel (Informaciones 1433, 1451, Sippschaftsregeln, Erbschaftsregeln, Remissorium, Weise des Lehnrechts), nicht dagegen die sog. Bocksdorfsche (Erweiterung der) Glosse zu dem Sachsenspiegel.Köbler, DRG 103; Distel, T., Eine Rechtsunterweisung Dittrich von Bocksdorfs, ZRG GA 4 (1833), 234; Kisch, G., Zur sächsischen Rechtsliteratur der Rezeptionszeit, Bd. 1 Dietrich von Bocksdorfs „Informaciones“, 1923; Verfasserlexikon, 2. A. Bd. 2 1980, 110 (Ulmschneider, H.); Wejwoda, M., Spätmittelalterliche Jurisprudenz zwischen Rechtspraxis, Universität und kirchlicher Karriere, 2012; Wejwoda, M., Sächsische Rechtspraxis und gelehrte Jurisprudenz, 2012; Wejwoda, M., Dietrich von Bocksdorf und seine Bücher, 2014
987Bocksdorfsche Glosse ist die wohl von Tammo von →Bocksdorf nur in einzelnen Besserungen veränderte Erweiterung der buchschen Glosse des Sachsenspiegels.Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 74
988Bocksdorf, Tammo von (um 1385-nach 1460, wohl Onkel Dietrich von Bocksdorfs), verfasst nach dem Rechtsstudium in Prag als Domherr in Magdeburg 1426 ein (lat.) [N.] →Remissorium zu dem Sachsenspiegel und vielleicht die Bocksdorfschen (lat. [F.Pl.]) additiones (Zusätze) zu der Sachsenspiegelglosse.Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 74; Wejwoda, M., Spätmittelalterliche Jurisprudenz zwischen Rechtspraxis, Universität und kirchlicher Karriere, 2012
989Böddeken
990Lit. Probus, J., Cronica monasterii beati Meynulphi in Bodeken, hg. v. Rüthning, H., 2016
991Boden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch um 825 bezeugt und in EDEL 790 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Erdreich, Grundfläche
992Bodenreform (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1885 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die aus sozialpolitischen Gründen erfolgende Umwandlung von Großgrundeigentum in bäuerliche Betriebe in dem Anschluss an staatliche Umwälzungen teils liberalistischer, teils sozialistischer Zielsetzung (beispielsweise Sowjetunion 1929, 1945 sowjetische Besatzungs-zone 3,2 Millionen Hektar).Kroeschell, 20. Jahrhundert, 121; Damaschke, A., Die Bodenreform, 1902; Hedemann, J., Fortschritte des Zivilrechts im 19. Jahrhundert, Teil 2 1930; Kippes, O., Die Bestrebungen der Bodenreform, 1933; Weißbuch über die „Demokratische Bodenreform“, hg. v. Kruse, J., 1988; Werner, J., Die Bodenreform, 1997; Oppenheimer, F., Großgrundeigentum und soziale Frage, 1998; Fikentscher, R./Schmuhl, B./Breitenborn, K., Die Bodenreform in Sachsen-Anhalt, 1999; Zahnert, D., Das Recht der Bodenreform der sowjetischen Besatzungszone, 2000; Kempen, B./Dorf, Y., Bodenreform 1945-1949, 2004; Die rechtsstaatliche Bewältigung der demokratischen Bodenreform, hg. v. Kempen, B., 2005; Küppers, J., Die wahre Wahrheit über die Bodenreform, 2014
993Bodenregal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch nicht bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das von dem König in dem Frühmittelalter grundsätzlich geltend gemachte →Regal an herrenlosem Grund und Boden, das sich in Frankreich erhalten (domaine public) und in Deutschland zu dem Aneignungsrecht des Staates (Fiskus) entwickelt hat.Köbler, DRG 90; Mitteis, H./Lieberich, H., Deutsches Privatrecht, 9. A. 1981, § 27
994Bodensee (M.) (zu dem Ortsnamen Bodman bzw. Bodungo 496/506)Stoffel, F., Die Fischereiverhältnisse des Bodensees, 1906; Münch, W., Das Fischereirecht des Bodensees im Mittelalter, Diss. jur. Graz 1943; Gönnenwein, O., Die Rechtsgeschichte des Bodensees, Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees 69 (1950); Der Bodensee, hg. v. Maurer, H., 1982
995Bodin, Jean (Angers 1530?-Laon 1596), Kaufmannssohn, wird nach dem Rechtsstudium (1548) und einer Lehrtätigkeit in Toulouse 1561 Advokat an dem Parlament von Paris, 1571 Bediensteter des Herzogs von Alençon, 1576 Staatsanwalt in Laon und schließlich königlicher Prokurator. In seinem empirisch entwickelten, für die politische Festigung Frankreichs gedachten Hauptwerk (Les six livres de la République, 1576, Die sechs Bücher über die Republik) beschreibt er rationalistisch das auf der von Gott gegebenen Souveränität (Unteilbarkeit, Unbeschränktheit, Ständigkeit) aufbauende moderne Staatswesen, in dem der Souverän zu dem Erlass des Gesetzes (lat. [F.] lex) befugt ist, aber den göttlichen und natürlichen Gesetzen (lat. [N.] ius) unterliegt. Die Monarchie kann für Bodin den Religionsfrieden und ...http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Bodin-JeanLesSixLivresDeLaRepublique1576.pdf; Köbler, DRG 148f.; Fickel, G., Der Staat bei Bodin, 1934; Schmitz, A., Staat und Kirche bei Jean Bodin, 1939; Bodin, Jean, hg. v. Denzer, H., 1973; Goyard-Fabre, S., Jean Bodin et le droit de la république, 1989; Spitz, J., Bodin et la souveraineté, 1998; Couzinet, M., Jean Bodin, 2001; Mayer-Tasch, P., Jean Bodin, 2. A. 2011; Lloyd, H., Jean Bodin, 2017 (Standardwerk)
996Bodman → BodenseeBodman. Dorf, Kaiserpfalz, Adel, hg. v. Berner, H., 1977
997Bodmann, Franz Josef (Groß-Aura 3. 5. 1754-Mainz 21. 10. 1820) wird nach dem Studium des Rechtes in Würzburg und Göttingen (Schlözer, gefördert durch Johann Stephan Pütter) 1780 außerordentlicher und 1783 ordentlicher Professor in Mainz und von 1807 bis 1814 Konservator der ehemals kurfürstlichen Bibliothek und Archivar. Er fälscht Quellen durch Änderung von Ort, Zeit und Namen (beispielsweise sog. Rheingauer Landrecht). Wegen dieser seit 1903 aufgedeckten Fälschungen sind alle nur durch ihn überlieferten Quellen verdächtig.Erler, A., Ingelheimer Urteile als Quellen Franz Josef Bodmanns, ZRG GA 69 (1952), 74ff., 77 (1960), 345ff.; Büttner, H., Zum Bodmann-Problem, HJB 74 (1955), 363ff.
998bodmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch (1401 und) in engerer Bedeutung 1698 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1418 an an neun Stellen in unterschiedlichen Bedeutungen belegt sowie über Boden mit dem Germanischen und Indogermanischen verbindbar, V.) ein Schiff beleihen
999Bodmerei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1698 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1549 an zehn Stellen belegt sowie über Boden über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F. Schiffsbeleihung, Verb bodmen 1698 ein Schiff beleihen) ist die hochverzinste Beleihung eines Schiffes in der Form, dass mit seinem Verlust die Zahlungspflicht entfällt und die Rückzahlung von der sicheren Ankunft des Schiffes abhängt (seerechtliches Darlehen mit Gefahrtragung durch den Darlehensgeber, reine Sachhaftung). Der Bodmerei geht das griechisch-römische Seedarlehen voraus (lat. fenus [N.] nauticum), das möglicherweise durch indische oder babylonische Vorläufer beeinflusst ist. In dem Hochmittelalter wird auf Grund unbekannter Entwicklung die Verpfändung des der Se...Goldschmidt, L., Handbuch des Handelsrechts, 1864, 2. A. 1875, darin Universalgeschichte des Handelsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, Neudruck 1957; Mathiass, B., Das foenus nauticum und die geschichtliche Entwicklung der Bodmerei, 1881; Schuster, S., Das Seedarlehen in den Gerichtsreden des Demosthenes, 2005
1000Böhmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch nicht bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, N.) ist das nach den keltischen Boiern (latinisiert Boiohaemum, Boierheim) benannte Land östlich des Bayerischen Waldes, in das seit dem 6. Jahrhundert Slawen eindringen. Seit 800 wird es christianisiert, wobei um 890 Herzog Boriwoi aus dem Geschlecht der →Przemysliden/Přemysliden getauft wird. Von dem ottonischen König Heinrich I. wird Böhmen unterworfen. In dem 10. Jahrhundert wird der bisher nicht sicher gedeutete Name Čechy (Tschechen) und anscheinend auch Češi für die Bewohner erwähnt. 973 wird für das zunächst kirchlich Regensburg unterstellte Gebiet das Bistum Prag, 975 auch das Bistum Olmütz gegründet und Mainz unterstellt. Böhmen entwickelt sich zu einem Her...Köbler, Historisches Lexikon; Köbler, DRG 95, 109, 129; Palacky, F., Geschichte Böhmens, Bd. 1ff. 1836ff.; Rössler, E., Deutsche Rechtsdenkmäler aus Böhmen und Mähren, 1845ff.; Schmidt von Bergenhold, J., Geschichte der Privatrechtsgesetzgebung und Gerichtsverfassung, 1866; Codex juris municipalis regni Bohemiae, 1886; Werunsky, E., Die Maiestas karolina, ZRG GA 9 (1888), 64; Werunsky, E., Der Ordo iudicii terre Boemie, ZRG GA 10 (1889), 98; Grünberg, C., Die Bauernbefreiung in Böhmen, Bd. 1 1895; Lippert, J., Sozialgeschichte Böhmens in vorhussitischer Zeit, 1896ff.; Schreuer, H., Untersuchungen zur Verfassungsgeschichte der böhmischen Sagenzeit, 1901; Codex diplomaticus et epistolaris regni Bohemiae, hg. v. Friedrich, G. u. a., Bd. 1ff. 1904ff.; Bretholz, B., Geschichte Böhmens und Mähre...
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