| 6741 | quasi (Wort in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und – als Ansatz - nicht in älteren deutschen Rechtsquellen belegt sowie teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adv.) gleichsam | |
| 6742 | Quasidelikt (Wort in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das dem Delikt nahestehende, aber kein Delikt seiende Schuldverhältnis des spätantiken römischen Rechtes (Institutionen 4.5, beispielsweise Schädigung durch Übernahme einer überfordernden Aufgabe, Rechtsbeugung, Auswerfen und Ausgießen aus einem Haus). | Kaser §§ 36 IV, 46 III 3, 51 VI; Köbler, DRG 62; Delachaux, J., Die Anknüpfung der Obligationen aus Delikt und Quasidelikt im internationalen Privatrecht, 1979; Hochstein, R., Obligationes quasi ex delicto – Untersuchung zur dogmengeschichtlichen Entwicklung verschuldensunabhängiger Deliktshaftung unter besonderer Berücksichttigung des 16. bis 18. Jahrhunderts, 1971; Feenstra, R., Die Quasi-Delikte bei Hugo Grotius, (in) Iurisprudentia universalis, 2002, 175 |
| 6743 | Quasikontrakt (Wort nicht – als Ansatz, sondern nur in einem Archivzettel von 1801 - in älteren deutschen Rechtsquellen belegt und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das kein Vertrag seiende, aber dem Vertrag nahestehende Schuldverhältnis des spätantiken römischen Rechtes (Institutionen 3.27, beispielsweise Gemeinschaft, Geschäftsführung ohne Auftrag, Vormund-schaft, Auseinandersetzung von Miteigentum, Auseinandersetzung von Erbschaft, Ver-mächtnis, irrtümliche Leistung auf eine nicht bestehende Schuld). | Kaser §§ 38 I 2, 43 II 2, 44 II 1; Köbler, DRG 62; Ramm, A., Der Quasikontrakt nach den Quellen und sein Werth für Wissenschaft und Gesetzgebung, 1882; Degner, E., Kollisionsrechtliche Probleme zum Quasikontrakt, 1984; Meissel, F., Geschäftsführung ohne Auftrag –zwischen Quasikontrakt und aufgedrängter Bereicherung, 1993; Schneiderhan, P., Der Quasi-Contract im schottischen und englischen Recht, 1996 |
| 6744 | Quatember (Wort ab 1312 in älteren deutschen Rechtsquellen belegt und aus dem Lateinischen des Altertums – [ieiunia N. Pl., Fasten] quattuor temporum „vierer Zeiten“ aufgenommen sowie über das Lateinische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Bezeichnung für Mittwoch, Freitag und Samstag vierer Fastenwochen und Gebetswochen des christlichen bzw. katholischen Kirchenjahrs vor dem ersten Fastensonntag, nach Pfingsten, Kreuzerhöhung und Sancta Lucia, wahrscheinlich von dem 222 gestorbenen Papst Calixtus I. in Rom eingeführt und von Papst Gregor VII. (1073-1085) auf die Woche mit dem Aschermittwoch, nach Pfingsten, und die Wochen mit dem 14. September und dem 13. Dezember jeden Jahres festgelegt | Fischer, L., Die kirchlichen Quatember – ihre Entstehung, Entwicklung und Bedeutung, 1914 |
| 6745 | Quatembergericht (Wort in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht belegt, Erstbeleg 1762 Sagittarius, elf Archivzettel, N.) in dem Quatember gehaltenes Gericht | Sagittarius, C., Antiquitates ducatus Thuringici, 1688, 266 |
| 6746 | Quattuor doctores (lat. [M.Pl.) sind (die) vier (besonders bekannten) Lehrer des römischen Rechtes in dem 12. Jahrhundert (Bulgarus, Hugo, →Jacobus, →Martinus). | Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 106; Pace, G., Garnerius Theutonicus, (in) Rivista internazionale di diritto comune 2 (1991), 123; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997 |
| 6747 | Quedlinburg (Burg 922 erstmals erwähnt, Pfalz, Stift, Stadt) | Quedlinburgische Geschichte, Bd. 1f. 1922; Militzer, K./Przybilla, P., Stadtentstehung, 1980; Wozniak, T., Quedlinburg im 14. und 16. Jahrhundert, 2013; Kasper, P., Das Reichsstift Quedlinburg (936-1810), 2014; Freund, S. u. a., Das dritte Stift - Forschungen zum Quedlinburger Frauenstift, 2017 |
| 6748 | Querela (F.) inofficiosi testamenti (lat.) ist seit dem klassischen römischen Recht die Beschwerde des pflichtwidrigen Testaments, mit der Kinder und Geschwister eines freigeborenen Erblassers ein Testament vor den Zentumviri, später in dem Kognitionsver-fahren, anfechten können, wenn es gegen die sittliche Pflicht verstößt, dem Berechtigten mindestens ein Viertel des ihm nach natürlicher Erbfolge zustehenden Anteils zu hinterlassen. | Kaser §§ 9 I 1, 59 I, 65 II 2, 70 I; Köbler, DRG 38, 60; Hellwig, H., Erbrechtsfeststellung und Rescission des Erbschaftserwerbs – Beiträge zur Lehre von der querela inofficiosi testament des klassischen römischen Rechtes, 1908, Neudruck 1970 |
| 6749 | Quesnay, François (1694-1774) ist der bekannteste Vertreter des →Physiokratismus. | Köbler, DRG 134; Guyot, Y., Quesnay et la physiocratie, 1896 |
| 6750 | Quidquid non agnoscit glossa, non agnoscit curia (lat.). Was die →Glosse (als Ergebnis der Tätigkeit der →Glossatoren) nicht anerkennt, anerkennt das Gericht nicht. | Landsberg, E., Über die Entstehung der Regel Quicquid non agnoscit glossa, nec agnoscit forum, 1880 |
| 6751 | Qui tacet consentire videtur (lat.). Wer schweigt, scheint zuzustimmen. Nach Ansicht der Kanonisten und Legisten des 13. Jahrhunderts ist die Anwendbarkeit dieses Satzes von Fall zu Fall zu prüfen. | Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Bonifaz VIII. um 1235-1303, Liber sextus [1298] 5, 13, 43); Schwartze, S., Qui tacet, consentire videtur – eine Rechtsregel im Kommentar, 2003 |
| 6752 | quinquaginta decisiones (lat. [F. Pl.]) fünfzig Entscheidungen, eine Sammlung Tribonians von 50 Konstitutionen Justinians zu der Klärung rechtlicher Streitfragen | |
| 6753 | Quinquennal (Wort ab 1602 in älteren deutschen Rechtsquellen selten belegt und aus dem Lateinischen des Altertums gebildet sowie über das Lateinische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ein amtlich gewährter Zahlungsaufschub, Aufschubbrief, →Quinquennelle | |
| 6754 | Quinquennelle (Wort 1577 in älteren deutschen Rechtsquellen belegt und aus dem Lateinischen des Altertums gebildet sowie über das Lateinische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ein amtlich gewährter Zahlungsaufschub, Aufschubbrief, →Quinquennal | |
| 6755 | quitt (Wort 1200-1210 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und ab 1252 in älteren deutschen Rechtsdenkmälern belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ausgeglichen, schuldenfrei | |
| 6756 | Quittung (Wort ab 1299 in älteren deutschen Rechtsquellen belegt und aus dem Lateinischen des Altertums gebildet sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das bereits dem klassischen römischen Recht bekannte schriftliche Empfangsbekenntnis des Gläubigers einer Schuld, durch das eine Ausgeglichenheit zwischen früherem Gläubiger und früherem Schuldner bewiesen wird. | Kaser § 53 I 1; Dilloo, W., Die Quittung, Diss. jur. Berlin 1895; Dryander, G., Die rechtliche Bedeutung der Quittung, Diss. jur. Greifswald 1899; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010 |
| 6757 | Quod non est in actis non est in mundo (lat.). Was nicht in den Akten ist, ist nicht auf der Welt (frühe Neuzeit). | Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007; Erdmann, J., Quod non est in actis, 2007 |
| 6758 | Quod omnes tangit debet ab omnibus approbari (lat.). Was alle betrifft, muss von allen gutgeheißen werden. | Post, G., Studies in Medieval Legal Thought, 1964, 163; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Codex Justinianus 5, 59, 5 § 2 an dem Ende, 534) |
| 6759 | Quot homines tot sententiae (lat.). Wie viele Menschen, so viele Meinungen. | Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Terenz, 2. Jahrhundert n. Chr., Phormio 454) |
| 6760 | Quote (Wort ab 1406 in älteren deutschen Rechtsquellen belegt und über das Italienische mittelbar aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Anteil | Honsell, T., Die Quotenteilung im Schadensersatzrecht, 1977; Pfarr, H., Quoten und Grundgesetz, 1988; Trippner, J., Die Frauenquote in Deutschland, 2020 |