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#ZIEL
1881Familie (1409) ist der Kreis der durch Ehe, Verwandtschaft und Schwägerschaft verbundenen Menschen, insbesondere die Ehegatten und ihre Kinder. Im Altertum wird die F. als von der Natur des Menschen gegeben eingestuft. Vermutlich sind sich bereits die Indogermanen der F. bewusst. Vielleicht mit der Sesshaftwerdung bildet sich in Rom die auf dem Einzelhof lebende, aus Familienvater, Ehefrau und Kindern (sowie Gesinde) bestehende F. Dem dürfte auch die F. der Germanen entsprochen haben. Sie ist Wirtschaftsgemeinschaft. Die durchschnittliche Zahl der Geburten einer Frau dürfte wegen der hohen Sterblichkeit und der längeren Stillzeiten fünf nicht überschritten haben. Die F. steht meist unter der Personalgewalt (munt) des Hausvaters, die mit Emanzipation, Abschichtung oder Verheiratung endet. Mit der Christianisierung verbessert sich die Stellung der Frau in der F. Seit der Neuzeit entdeckt der Staat sein Interesse an der Kindererziehung. Mit der Industrialisierung wird die F. zur bloßen Verbrauchsgemeinschaft. Mit dem 19. Jh. lockern sich auch die familienrechtlichen Bindungen, so dass das deutsche Bürgerliche Gesetzbuch (1900) die F. eher als Summe rechtlicher Einzelbeziehungen versteht. Im 20. Jh. ändert sich vielleicht als Folge des allmählichen Zurücktretens der körperlichen Arbeit die F. grundlegend. Dementsprechend stellt Art. 199 I der Weimarer Reichsverfassung fest, dass Grundlage der F. die auf der Gleichberechtigung der Geschlechter beruhende Ehe ist. Die Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik hebt alle den Gleichberechtigungsgrundsatz verletzenden Bestimmungen auf. In der Bundesrepublik entsteht infolge Nichterfüllung eines Auftrags des Grundgesetzes zum 1. 4. 1953 ein gesetzloser Zustand, den das Bundesverfas-sungsgericht am 18. 12. 1953 durch Anerkennung der Gleichberechtigung hilfsweise schließt. Am 18. 6. 1957 verabschiedet der Bundestag ein am 1. 7. 1958 in Kraft tretendes Gleichberechtigungsgesetz, das durch das Bundesverfas-sungsgericht am 29. 7. 1959 teilweise aufgehoben wird. Danach tritt in an die Stelle der väterlichen Gewalt die gemeinschaftliche Leitung der F. durch Mann und Frau. 1979 wird die gemeinsame →elterliche Gewalt durch die elterliche Sorge ersetzt. Tatsächlich treten neben die durch die Ehe gekennzeichnete F. nichteheliche Lebensgemeinschaft und gleichgeschlechtliche Partnerschaft. Lit.: Kaser § 12; Söllner §§ 4, 5, 8, 12, 18; Hübner 615; Köbler, DRG 129, 209, 238, 252, 267; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2 1975, 253; Bartsch, R., Die Rechtsstellung der Frau, 1903; Weber, M., Ehefrau und Mutter in der Rechtsentwicklung, 1907; Schulz, W., Die germanische Familie der Vorzeit, 1925; Kroeschell, K., Die Sippe im germanischen Recht, ZRG GA 77 (1960), 1; Möller, H., Die kleinbürgerliche Familie im 18. Jahrhundert, 1969; Vismara, G., Famiglia e successioni nella storia del diritto, 1970; Scheffler, E., Die Stellung der Frau in Familie und Gesellschaft im Wandel der Rechtsordnung seit 1918, 1970; Weber-Kellermann, I., Die deutsche Familie, 1974; Montanos, E., La familia en la Alta Edad Media española, 1980; Maschke, E., Die Familie in der deutschen Stadt des späten Mittelalters, 1980; Familie zwischen Tradition und Moderne, hg. v. Bulst, N., 1981; Gaunt, D., Familjelivi i Norden, 1983; Haus und Familie in der spätmittelalterlichen Stadt, hg. v. Haverkamp, A., 1984; Klippel, D., Familie versus Eigentum, ZRG GA 101 (1984), 117; Fuhrmann, M., Volksvermehrung als Staatsaufgabe?, 2002; Burguière, A. u. a., Histoire de la famille, 1986; Weibel, T., Erbrecht und Familie, 1988; Goody, J., Die Entwicklung von Ehe und Familie in Europa, 1990; Rosenbaum, H., Formen der Familie, 5. A. 1990; Haushalt und Familie, hg. v. Ehlert, T., 1991; Dixon, S., The Roman Family, 1992; Rachel, C., Die Diskussion um den französischen Familienrat in Deutschland im 19. Jahrhundert, 1994; Geschichte der Familie, hg. v. Burguière, A. u. a., Bd. 1ff. 1996ff.; Historische Familienforschung, hg. v. Ehmer, J. u. a., 1997; Rothenbacher, F., Historische Haushalts- und Familienstatistik, 1997; The Roman Family, hg. v. Rawson, B. u. a., 1997; Schumann, E., Die nichteheliche Familie, 1998; Gestrich, A., Geschichte der Familie, 1999, 2. A. 2010, 3. A: 2013; Ehe und Familie, hg. v. Hecker, H., 1999; Die jüdische Familie, hg. v. Keil, M. u. a., 1999; Peters, U., Dynastiegeschichte und Verwandtschaftsbilder, 1999; Gestrich, A. u. a., Geschichte der Familie, 2003; Heinemann, R., Familie zwischen Tradition und Emanzipation, 2004; Kuller, C., Familienpolitik im föderativen Sozialstaat, 2004; Schneiders, U., Hausväteridylle oder sozialistische Utopie?, 2004; Le médiéviste et la monographie familiale, hg. v. Aurell, M., 2004; Klippel, D., Familienpolizei, FS Dieter Schwab, 2005; Köbler, G., Familienrecht im geschichtlichen Wandel (in) Recht als Erbe und Aufgabe, 2005, 355ff; Bauszus, S., Der Topos von der Großfamilie, 2006; Familiensozialisation seit 1933, hg. v. Gebhardt, M. u. a., 2007; Gendering the Fertility Decline in the Western World, hg. v. Janssens, A., 2007; Haus- und Familienbücher, hg. v. Studt, B., 2007; Meller, H. u. a., Tatort Eulau, 2010 (älteste je nachgewiesene Kernfamilie); Generationen, hg. v. Häberlein, M. u. a., 2010; Gestrich, A., Geschichte der Familie im 19. und 20. Jahrhundert, 2. A. 2010; Koschorke, A./Ghanbari, N. u. a., Vor der Familie, 2010; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Die Familie in der Gesellschaft des Mittelalters, hg. v. Spieß, K., 2009
1882Familienfideikommiss ist die auf rechtsgeschäftlicher Stiftung beruhende Bindung des Vermögens (z. B. auch Grundstück, Haus, Bibliothek) einer Familie im Mannesstamm ohne Bildung einer eigenen Rechtspersönlichkeit. Solche Stiftungen des niederen Adels, die dieselben Wirkungen wie die auf Rechtsetzungsgewalt beruhenden Hausgesetze der späteren Landesherren anstreben, sind in England seit dem 8. Jh., in Deutschland seit dem 11. Jh. bezeugt. Sie nehmen in der Neuzeit seit dem dreißigjährigen Krieg (1618-1648) zu. Philipp Knipschild formuliert 1654 (De fideicommissis familiarum nobilium, Über die Fideikommisse der adligen Familien) die dafür aus dem römischrechtlichen (lat. [N.]) fideicommissum der justinianischen Novelle 159 und dem lehnrechtlichen Gedanken einer (lat.) successio (F.) ex pacto et providentia maiorum (Nachfolge aus Vertrag und Voraussicht der Vorfahren) entwickelte Theorie vorbildlich. Danach ist Eigentümer des durch schriftliche Willenserklärung errichteten Familienfideikommisses (evtl. Eintragung und staatliche Genehmigung notwendig) der jeweilige Inhaber oder gesamthänderisch die Gesamtheit der jeweiligen Inhaber. Veräußerungen und Belastungen sind nichtig. Meist folgt der älteste Sohn nach. Schon Montesquieu (1748) bekämpft den F. aus wirtschaftlichem Grund. 1804 wird der F. im Gebiet des französischen Rechtes aufgehoben. Dem passt sich die (gescheiterte) deutsche Reichsverfassung von 1848/1849 an. In Preußen wird die 1850 verfügte Aufhebung später wieder beseitigt. Art. 155 II der Weimarer Reichsverfassung setzt die Auflösung fest, ein Reichsgesetz vom 6. 7. 1938 beschleunigt sie (erloschen zum 1. 1. 1939, vgl. das Bundesgesetz vom 28. 12. 1950/3. 8. 1967). Vielfach ist der F. in eine Stiftung überführt. Lit.: Kaser § 77; Söllner § 17; Hübner 337; Köbler, DRG 123, 162, 210, 231; Lewis, W., Das Recht der Familienfideikommisse, 1868, Neudruck 1969; Bruckner, F., Zur Geschichte des Fideicommisses, 1893; Hager, P., Familienfideikommiss, 1897; Kunsemüller, E., Zur Entstehung der westfälischen Fideikommisse, 1909; Sautier, A., Die Familienfideikommisse der Stadt und Republik Luzern, 1909; Meyer, H., Die Anfänge des Familienfideikommisses in Deutschland, FG R. Sohm 1914, 225; Seelmann, W. u. a., Das Recht der Familienfideikommisse, 1920; Horsten, F., Die Familien-Fideikommiss-Politik in Preußen, 1924; Hausgeschichte und Diplomatarium der Reichs-Semperfreien und Grafen Schaffgotsch, hg. v. Kaufmann, J., 2, 2, 1925; Klässel, O./Köhler, K., Die Zwangsauflösung der Familienfideikommisse, Bd. 1 1932; Koehler, K./Heinemann, E., Das Erlöschen der Familienfideikommisse, 1940; Söllner, A., Zur Rechtsgeschichte des Familienfideikommisses, FS M. Kaser, 1976, 657; Bar, C. v./Striewe, P., Die Auflösung der Familienfideikommisse, ZNR 3 (1981), 184; Eckert, J., Der Kampf um die Familienfideikommisse, 1992; Eckert, J., Use, Trust, strict Settlement, FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Bayer, B., Sukzession und Freiheit, 1999; Trott zu Solz, T. v., Erbrechtslose Sondervermögen, 1999; Brandner, B., Die Auflösung der Familienfideikommisse in Thüringen, 2000
1883Familiengericht ist die in Deutschland am 1. 7. 1977 geschaffene Gerichtsbarkeit in Familiensachen am →Amtsgericht. Das F. entwickelt sich am Beginn des 20. Jh.s aus dem Jugendgericht in den Vereinigten Staaten. Nach 1920 wird es in Japan aufgenommen. Lit.: Röhl, Das Familiengericht in Japan, NJW 1957, 12; Erdsiek, G., Der Family Court in USA, NJW 1961, 1066; Peschel-Gutzeit, L., 25 Jahre Familiengerichte in Deutschland, NJW 2002, 2737
1884Familiengesetzbuch ist das am 20. 12. 1965 zur Neuordnung des Familienrechts in der →Deutschen Demokratischen Republik geschaffene, 1990 endende Gesetzbuch (Egalisierung im Namensrecht, erleichterte Scheidung ohne Unterhaltsansprüche, Errungenschaftsgemeinschaft, Erziehung der Kinder zu Erbauern des Sozialismus). Lit.: Kroeschell, 20. Jh.; Douma, E., Die Entwicklung des Familiengesetzbuches der DDR, ZRG GA 111 (1994), 592; Schneiders, U., Hausväteridylle oder sozialistische Utopie?, 2004; Fischer-Langosch, P., Die Entstehungsgeschichte des Familiengesetzbuches der DDR von 1965, 2006
1885Familienname (1748) ist der gemein-schaftliche Name der Angehörigen einer Familie. Herkömmlich wird er durch den Namen des Mannes bestimmt. Mit der Gleichberechtigung der Geschlechter im ausgehenden 20. Jh. löst sich der einheiltiche F. mehr und mehr auf. Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Familiennamen Österreichs (FAMOS) Online (Projekt); www.genealogienetz.de/vereine/VFWKWB
1886Familienrecht (1775) ist die Gesamtheit der die →Familie betreffenden Rechtssätze. Sachlich erfasst sind davon in erster Linie das Verhältnis von Mann und →Frau in der Ehe, die Beziehungen zwischen Eltern und Kindern sowie die →Vormundschaft, →Pflegschaft und →Betreuung. Die Erfassung der gesellschaftlichen Gegebenheiten durch das Recht ist erst allmählich erfolgt. Einen bedeutsamen Anteil hieran hat die christliche Kirche mit ihrer sakramentalen Ehevorstellung. Als besonderes Rechtsgebiet erscheint das F. erst im späten 18. Jh. Seitdem wird es zunehmend geprägt von der Emanzipation der Frau. Tatsächlich bedeutsam wird seit etwa 1970 die medizinische Entdeckung der medikamentösen Empfängnisverhütung. Seit 1. 1. 2008 ist das F. in Deutschland nochmals erheblich verändert, das Familienverfahrensrecht seit 1. 9. 2009 (Abschaffung des Vormundschafts-gerichts, Erweiterung der Zuständigkeit des Familiengerichts). Lit.: Kaser §§ 12, 58; Schulze, H., Erb- und Familienrecht der deutschen Dynastien des Mittelalters, 1871; Dargun, L., Studien zum ältesten Familienrecht, 1892; Boehmer, G., Die Teilreform des Familienrechts, 1962; Eisenmann, H., Konstanzer Institutionen des Familien- und Erbrechts, 1964; Schulte-Beckhausen, O., Das Ehe- und Familienrecht im Sachsenspiegel, 1970; Hafström, G., Den svenska familjerättens historia, 1970; Bextermöller, C., Das Familienrecht in den Systemen der Pandektistik, 1970; Dörner, H., Industrialisierung und Familienrecht, 1974; Buchholz, S., Savignys Stellungnahme zum Ehe- und Familienrecht, Ius commune 8 (1979), 148; Die Vorlagen der Redaktoren für die erste Kommission zur Ausarbeitung des Entwurfs eines Bürgerlichen Gesetzbuches, hg. v. Schubert, W., Familienrecht 3 Teile, 1983; Köbler, G., Das Familienrecht in der spätmittelalterlichen Stadt, (in) Haus und Familie in der spätmittelalterlichen Stadt, hg. v. Haverkamp, A., 1984; Ramm, T., Das nationalsozialistische Familien- und Jugendrecht, 1984; Zur Geschichte des Ehe- und Familienrechts, hg. v. Mohnhaupt, H., 1987; Das Familien- und Erbrecht unter dem Nationalsozialismus, hg. v. Schubert, W., 1993; Ramm, T., Familienrecht – Verfassung, Geschichte, Reform, 1996; Vaupel, H., Die Familienrechtsreform, 1999; Frank, R., 100 Jahre BGB, Familienrecht zwischen Rechtspolitik, Verfassung und Dogmatik, AcP 200 (2000), 400; Franzius, C., Bonner Grundgesetz und Familienrecht, 2005; Wellenhofer, M., Das neue Familienrecht, JuS 2009, 673; Gierke, O., Deutsches Privatrecht Bd. 4 Familienrecht, hg. v. Kroeschell, K./Nehlsen-von Stryk, K., 2010; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechts-wortschatzes, 2010; Family Law in Early Women’s Rights Debates, hg. v. Meder, S. u. a., 2013; Reformforderungen zum Familienrecht international, hg. v. Meder, S. u. a., Bd. 1f. 2013ff., Meder, S., Familienrecht, 2013
1887Familienstammgut ist das seit dem 13. Jh. kraft Hausgesetzes des Hochadels (meist mit Zustimmung des Kaisers des Heiligen römischen Reiches) einer besonderen Erbfolge (ungeteilte Ältestenerbfolge) unterworfene Gut. Ziel ist die Wahrung der Herrschaftsstellung. Wem dabei das Eigentum zusteht, ist noch im 19. Jh. streitig. Nach einem Gesetz des deutschen Reiches vom 6. 7. 1938 erlöschen alle bestehenden, nicht in Stiftungen umgewandelten Familienstammgüter mit dem 1. 1. 1939. Lit.: Zimmerle, L, Das deutsche Stammgutsystem, 1857; Schulze, H., Erb- und Familienrecht der deutschen Dynastien des Mittelalters, 1871; Nöthiger, R., Familienfideikommisse, Stammgüter und standesherrliche Hausgüter, 1932; Eckert, J., Der Kampf um die Familienfideikommisse in Deutschland, 1992
1888Fara ist das langobardisch(-burgundisch)e Wort des 6./7. Jh.s für die Fahrtgenossenschaft der Völkerwanderungszeit bzw. die Familie oder das Geschlecht. Lit.: Köbler, WAS; Fasoli, G., I Langobardi in Italia, 1965, 50; Cavanna, A., Fara, 1967; Jarnut, J., Geschichte der Langobarden, 1982, 47; Olberg, G. v., Die Bezeichnungen für soziale Stände, Schichten und Gruppen in den Leges Barbarorum, 1991
1889Farbe ist der Eindruck, den der Mensch mit einem unbewegten Auge von einem im Licht befindlichen Gegenstand wahrnimmt. Mit dem Eindruck kann der Mensch Vorstellungen verbinden (z. B. Nationalfarben, Rubrum des Urteilskopfs, rote Robe). Mit ihnen befasst sich vor allem die rechtliche Volkskunde. Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 4. A. 1899; Meyer, H., Die rote Fahne, ZRG GA 50 (1930), 310ff.; Haupt, G., Die Farbe in der sakralen Kunst des abendländischen Mittelalters, 1941; Lauffer, O., Farbe im deutschen Volksbrauch, 1948; Gage, J., Kulturgeschichte der Farbe, 1994; Schwartzkopff, A., Die Schutzfähigkeit von Farben als Marken, 2002; Münch, I. v., Farben und Recht, 2006; Thurn, H., Farbwirkungen, 2007; Meier, C. u. a., Handbuch der Farbenbedeutungen im Mittelalter, 2012
1890Faschismus ist die politische Bewegung mit nationalistischer totalitärer Zielsetzung, die ihren historischen Ausgang von Benito Mussolini (Italien 23. 3. 1919 fasci di combattimento) genommen hat. Ihr verbunden fühlen sich rasch Adolf →Hitler im Deutschen Reich, Francisco Franco in Spanien und andere. Nach dem zweiten Weltkrieg (1939-1945) wird der F. weltweit geächtet. Lit.: Baltl/Kocher; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2 1975, 329; Nolte, E., Der Faschismus, 9. A. 1984; Turner, H., Faschismus und Kapitalismus in Deutschland, 1972; Wippermann, W., Faschismustheorien, 6. A. 1995; Payne, S., The History of Fascism, 1995; Willoweit, D., Deutsche Verfassungsgeschichte, 5. A. 2005, § 40 I; Faschismus und Gesellschaft in Italien, hg. v. Petersen, J. u. a., 1998; Sternhell, Z. u. a., Die Entstehung der faschistischen Ideologie, 1999; Kühnl, R., Der deutsche Faschismus, 7. A. 2000; Nolte, E., Der Faschismus in seiner Epoche, 5. A. 2000; Payne, S., Geschichte des Faschismus, 2001; Reichardt, S., Faschistische Kampfbünde, 2002; Nietzsche, Godfather of Fascism?, hg. v. Golomb, J. u. a., 2002; Classen, C., Faschismus und Antifaschismus, 2004; Breuer, S., Nationalismus und Faschismus, 2005; Bauerkämper, A., Der Faschismus in Europa 1918-1945, 2006; Knox, M., To the Threshold of Power 1922/33, 2007; Somma, S., Nicht einen Nagel habt ihr entfernt, ZRG 125 (2008), 314; Dormagen, J., Logiques du Fascisme, 2008; Schieder, W., Faschistische Diktaturen, 2008 (Sammelband); Wippermann, W., Faschismus, 2009; The Oxford Handbook of Fascism, hg. v. Bosworth, R., 2009; Schieder, W., Der italienische Faschismus 1919-1945, 2010; Stepanek, F., Ich bekämpfte jeden Faschismus, 2010; Damm, M., Die Rezeption des italienischen Faschismus in der Weimarer Republik, 2013; Wenke, N., Führer und Duce, 2013
1891Faustpfand ist das dem Pfandgläubiger zu unmittelbarem Besitz übergebene →Pfand, dessen Name sich von der unrichtigen Verbindung von (lat. [N.]) pignus, Pfand mit (lat. [M.]) pugnus, Faust ableitet. Im römischen Recht ist das Pfand teils Besitzpfand, teils besitzloses Pfand. Im deutschen Pfandrecht ist das Pfand zunächst F., doch entwickelt sich im Hochmittelalter an einigen für den Schuldner schwer entbehrlichen Sachen auch ein besitzloses Pfand (neuere Satzung an Fahrnis). Trotz der Aufnahme des römischen Rechtes bleibt das (dadurch zurückgedrängte) F. bestehen und wird in die Hypothec- und Concursordnung Preußens (1722), das Allgemeine Landrecht Preußens (1794), das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch Österreichs (1811/1812) und in das deutsche Bürgerliche Gesetzbuch (1900) aufgenommen. Die deutsche Rechtswirklichkeit des 20. Jh.s zieht die →Sicherungsübereignung vor. Lit.: Kaser § 31 III; Köbler, DRG 126, 164, 213; Hromadka, W., Die Entwicklung des Faustpfandprinzips, 1971; Mitteis, H./Lieberich, H., Deutsches Privatrecht, 9. A. 1981, Kap. 39
1892Faustrecht (1467) ist die Bezeichnung für den Zustand der menschlichen Gesellschaft, in dem sich jeder sein Recht mit eigener Faust (Selbsthilfe) zu erkämpfen versucht. Insofern ist ein rechtsfreier Urzustand ein Zustand des Faustrechts, dem als Gegensatz der moderne, zunehmend besser bewertete Rechtsstaat gegenübersteht, in dem alle Verhältnisse rechtlich geordnet sind und grundsätzlich alle einzelnen Interessen im Streit der Durchsetzung durch den gewaltmonopolistischen Staat bedürfen. Lit.: Wendt, O., Das Faustrecht, 1883; Fischer, M., Reichsreform und ewiger Landfrieden, 2007
1893favor (lat. [M.]) Gunst, Begünstigung (z. B. im Zweifel für Gültigkeit oder für Freiheit)
1894favor (M.) iuris (lat.) Rechtswohltat
1895Favor (M.) libertatis (lat.) ist im spätrömischen Recht die im Zweifel im Rechtsstreit um die Freiheit gewährte Begünstigung der Freiheit. Lit.: Kaser §§ 13, 15; Söllner § 12; Köbler, DRG 57
1896Favor (M.) testamenti (lat.) ist im römischen Recht die bei mehreren Auslegungsmöglichkeiten im Zweifel gewährte Begünstigung des nur unentgeltliche Verfügungen enthaltenden Testaments gegenüber Geschäften unter Lebenden. Lit.: Kaser § 68 I; Köbler, DRG 60
1897Favre (Faber), Antoine (1557-1624) aus Savoyen wird nach dem Rechtsstudium in Paris und Turin 1585 Mitglied und 1610 Präsident des Gerichtshofs von Savoyen, dessen Entscheidungen er in dem nach dem justinianischen Codex systematisierten Codex Fabrianus definitionum forensium (Faberschen Buch der gerichtlichen Erklärungen) 1609 veröffentlicht (Begründer der Interpolationenforschung). Lit.: Chevalier, L., Le président Favre, TRG 20 (1952), 263, 456
1898FDGB (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund [in der Deutschen Demokratischen Republik])
1899Febronius, Justinus ist das Pseudonym Johann Nikolaus von Hontheims (Trier 27. 1. 1701-Montquintin/Luxemburg 2. 9. 1790, Weihbischof von Trier), unter dem 1763 (lat.) De statu ecclesiae (Vom Zustand der Kirche) erscheint, in dem der Gedanke der den Papst beschränkenden Nationalkirchen unterstützt wird (Febronianismus). Lit.: Mejer, O., Febronius, 2. A. 1885; Pitzer, V., Justinus Febronius, 1976
1900Februarpatent ist in →Österreich das dem →Oktoberdiplom folgende Patent vom 26. 2. 1861, das als Verfassung (Februarverfassung) des österreichischen Reiches einen Inbegriff von Grundgesetzen (Pragmatische Sanktion, Oktoberdiplom, die anerkannten Teile der ungarischen Verfassung, Grundgesetz über die Reichsvertretung, neue Landesordnungen für die cisleithanischen Länder) versteht und für den Reichsrat zwei Kammern (Herrenhaus, Abgeordnetenhaus) vorsieht (, wobei die Abgeordneten von den Landtagen zu entsenden sind, 1873 Direktwahl) und damit den →Neoabsolutismus formal beendet. Das F. schafft ein zentrales System und bildet die erste Grundlage für den mit der →Dezemberverfassung 1867 begründeten Konstitutionalismus. In Ungarn wird das Grundgesetz über die Reichsvertretung von liberalen Kräften abgelehnt. Lit.: Köbler, DRG 194; Baltl/Kocher; Rottenbacher, B., Das Februarpatent in der Praxis, 2001; Das Februarpatent 1861, hg. v. Bussjäger, P. u. a., 2011
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