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#ZIEL
1901Fehde ist im mittelalterlichen deutschen Recht der Zustand der rechtmäßigen, Verletzungen fremder Menschen und Sachen erlaubenden Feindschaft zwischen dem Verletzten (und seiner Verwandtschaft) und dem Rechtsbrecher (und seiner Verwandtschaft) zwecks Durchsetzung eines bestehenden oder behaupteten Rechtes. Die F. lässt die Selbsthilfe zu und zwar auch in der Form der Blutrache. Neben ihr steht wohl schon früh die Möglichkeit des Erfolgsausgleichs durch Verhandlung bzw. Meinungsbildung oder Entscheidung Dritter. Im Frühmittelalter beginnen König und Kirche die F. wegen ihrer unbefriedigenden, in der Nähe des Unrechts stehenden Folgen zurückzudrängen. Deswegen enthalten die Volksrechte umfangreiche Bußkataloge (→Kompositionensystem). Im Hochmittelalter wird in den Landfriedensbestimmungen das Mittel der peinlichen →Strafe gegen die F. eingesetzt. Die F. wird auf den Adel beschränkt. Dem römischen Recht und dem kanonischen Recht ist die F. unbekannt, so dass die Rezeption eher zur Ablehnung der F. führt. Landfrieden von 1467, 1486 und schließlich der ewige Landfriede von 1495 verbieten die F. umfassend. Gleichzeitig wird das Reichs-kammergericht als Streitentscheidungsorgan verfügbar. Danach geht die wohl noch gewohnheitsrechtlich legitimierte oder zumindest gewohnheitsmäßig geübte F., wie sie beispielsweise auch der Berliner Kaufmann Hans Kohlhase von 1534 bis 1538/1540 führt, tatsächlich allmählich zurück. →Duell und →Selbsthilfe bleiben Überreste auch in der Neuzeit. Lit.: Köbler, LAW; Halban-Blumenstok, A., Königsschutz und Fehde, ZRG GA 17 (1896), 63; Heusler, A., Das Strafrecht der Isländersagas, 1911; Beyerle, F., Das Entwicklungsproblem im germanischen Rechtsgang, 1915; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, 263, Neudruck 1964; Blockmans, F., Een patricische veete te Gent, Bulletijn der koninkl. commissie van geschiedenis 99 (1935), 573; Goebel, J., Felony and misdemeanor, 1937; Brunner, O., Land und Herrschaft, 1939, 2. A. 1942, 3. A. 1943, 4. A. 1959, 5. A. 1965; Genzmer, F., Rache, Wergeld und Klage, 1941; Asmus, H., Rechtsprobleme des mittelalterlichen Fehdewesens, 1951; Kaufmann, E., Die Fehde des Sichar, JuS 1 (1961), 85; Fenger, O., Fejde og mandebod, 1971; Obenaus, H., Recht und Verfassung der Gesellschaft mit St. Jörgenschild, 1961; Orth, E., Die Fehden der Reichsstadt Frankfurt am Main im Spätmittelalter, 1973; Sendler, H., Über Michael Kohlhaas, 1985; Kaufmann, M., Fehde und Rechtshilfe, 1993; Terharn, C., Die Herforder Fehden, 1994; Ritzmann, P., Plackerey in deutschen Landen, 1995; Müller-Tragin, C., Die Fehde des Hans Kohlhase, 1997; Zmora, H., State and Nobility in Early Modern Germany, 1996; Althoff, G. Spielregeln der Politik im Mittelalter, 1997; Vogel, T., Fehderecht und Fehdepraxis im Spätmittelalter, 1998; Dießelhorst, M./Duncker, A., Hans Kohlhase, 1999; Graf, K., Gewalt und Adel in Südwestdeutschland, 2000; Hoheitliches Strafen in der Spätantike und im frühen Mittelalter, hg. v. Weitzel, J., 2002; Reinle, C., Bauernfehden, 2003; Hyams, P., Rancor and Reconciliation in Medieval England, 2003; Bechstein, E., Die Tierberger Fehde, 2004; Kortüm, H., Wissenschaft im Doppelpass? Carl Schmitt, Otto Brunner und die Konstruktion der Fehde, HZ 282 (2006), 561ff.; Feud in Medieval and Early Modern Europe, hg. v. Netterström, J. u. a., 2007; Fischer, M., Reichsreform und ewiger Landfrieden, 2007; Bernoth, C., Die Fehde des Sichar, 2008; Karauscheck, E., Fehde und Blutrache, 2011
1902Fehler (1470) ist im Kaufrecht die Abweichung von einer vereinbarten oder vorausgesetzten Beschaffenheit. Nach rezipiertem römischem Recht begründet der F. einen Anspruch auf Wandelung oder Minderung. Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
1903Fehmarn Lit.: Thon, H., Untersuchungen zur Rechtsgeschichte der Insel Fehmarn, Zs. der Gesellschaft für schleswig-holsteinische Geschichte 70/71 (1943), 117; Kramer, K., Fehmarner Volksleben, 1982,
1904Fehr, Hans (Sankt Gallen 9. 11. 1874-Muri bei Bern 21. 11. 1961) wird nach dem Rechtsstudium in Würzburg, Berlin (Heinrich Brunner, Otto von Gierke, Josef Kohler), Bern (Eugen Huber) und Leipzig (Rudolf Sohm, Gerhard Seeliger) Professor für deutsche Rechtsgeschichte in Jena (1907), Halle (1912), Heidelberg (1917, Nachfolge Richard Schröders) und Bern (1924-1944). Seine Hauptwerke betreffen das Recht im Bilde (1923), das Recht in der Dichtung (1933) und die Dichtung im Recht (1937). Lit.: Kunst und Recht, hg. v. Beyerle, F./Bader, K., 1948; Bader, K., Hans Fehr, ZRG GA 80 (1963), XV; Jelowik, L., Tradition und Fortschritt, 1998, 125f.
1905Feiertag ist der kraft Rechtes arbeitsfreie Arbeitstag. Die Arbeitsfreiheit des siebenten Wochentags und der Feste Weihnachten, Ostern und Pfingsten geht auf die jüdisch-christliche Tradition zurück. 1642 schränkt Papst Urban VIII. die zu groß gewordene Zahl der katholischen Feiertage auf 34 jährlich ein. Seit dem 19. Jh. wird die staatliche Gesetzgebung entscheidend, auf die auch die an bezahlter Arbeitsfreiheit interessierten Gewerkschaften (Tag der Arbeit) und die ihr ablehnend gegenüberstehenden Arbeitgeber Einfluss nehmen. Im ausgehenden 20. Jh. verringern wirtschaftliche Überlegungen (z. B. Maschinenauslastung, Konsumsteigerung, Freizeitmerkantilisierung) die Bedeutung des Feiertags. Lit.: Plöchl, W., Geschichte des Kirchenrechts, Bd. 1ff. 1953ff.; Krämer, J., Industrialisierung und Feiertage, 1999; Grube, A., Der Sonntag, 2003; Bürkle, M., Die Entwicklung des Sonn- und Feiertagsschutzes in Baden, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 2003
1906Feigheit ist die Neigung des Menschen, sein Handeln von Furcht vor Gefahren bestimmen zu lassen. Im Militärstrafgesetzbuch Preußens von 1845 wird F. Straftatbestand. Auch nach § 6 Wehrstrafgesetz von 1957 entschuldigt Furcht vor persönlicher Gefahr nicht. Lit.: Brinkkötter, H., Feigheit, Diss, jur. Marburg 1983
1907Feine, Hans Erich (Göttingen 21. 3. 1890, Tübingen 6. 3. 1965), Theologensohn, wird 1913 in Halle bei Paul Rehme promoviert und nach Kriegsteilnahme und Assistentenzeit bei seinem Schwiegervater Ulrich Stutz 1920 bei Paul Rehme in Breslau habilitiert. 1922 wird er Professor in Rostock, 1931 in Tübingen, wo er wegen seiner Verbundenheit mit dem Gedankengut des Nationalsozialismus 1946 amtsenthoben und 1952 emeritiert wird, 1955 aber seinen früheren Lehrstuhl wieder erhält. Seine Verfassungsgeschichte der Neuzeit ist im Nationalsozialismus erfolgreich, seine kirchliche Rechtsgeschichte unvollendet. Lit.: Tausend Jahre deutsche Reichssehnsucht und Reichswirklichkeit, 1935; Bader, K., Hans Erich Feine, ZRG KA 51 (1965), XIff.,;Münchener rechtshistorische Studien zum Nationalsozialismus, hg. v. Nehlsen, H., 1996
1908Feld ist das dem Ackerbau unterworfene Grundstück (im Gegensatz zu Wiese und Wald).
1909Feldfrevel ist die ältere Sammelbezeichnung für die Beschädigung eines fremden Feldes (z. B. Reiten über fremdes Feld, Überpflügen, Übermähen). Der F. ist vor allem in Weistümern und Polizeiordnungen behandelt (vgl. auch Art. 167f. CCC). Rechtsfolgen sind vielfach Bußen und Schadenseratz. Lit.: His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 2 1935, 224ff.
1910Feldservitut (F.) s. Servitut, Dienstbarkeit
1911Felonie (11. Jh.) ist der Treuebruch (im mittelalterlichen Lehnswesen) durch Nichterfüllung der Lehnspflichten (z. B. heimlicher Verkauf des Lehens, Verweigerung der Einlassung in einen Lehnsprozess, Tötung des Lehnsherrn). Die F. des Lehnsmanns berechtigt den Lehnsherrn zur Einziehung des Lehens, doch wird diese Folge in der Neuzeit abgemildert. Bei F. des Lehnsherrn kann der Lehnsmann eine →Fehde beginnen oder eine Klage erheben. Lit.: Mitteis, H., Lehnrecht und Staatsgewalt, 1933, Neudruck 1957, 1972, 542, 679; Goebel, J., Felony and misdemeanor, 1937; Illmer, F., Treubruch, Verrat und Felonie, Diss. jur. Breslau 1937; Theuerkauf, G., Land und Lehnswesen, 1961; Diestelkamp, B., Das Lehnrecht der Grafen von Katzenelnbogen, 1969; Bellamy, J., The Law of Treason, 1970; Ganshof, F., Was ist das Lehnswesen?, 1961, 6. A. 1983, 104; Krieger, K., Die Lehnshoheit der deutschen Könige im Spätmittelalter, 1979, 400
1912Feme (Bund?, Strafe?), mhd. veme, ist im spätmittelalterlichen deutschen Recht die auf die Verbesserung der Rechtspflege durch Femegerichte abzielende Bewegung innerhalb der Gerichtsbarkeit (vemenoten 1227, 1306, 1311 belegt). Zu diesem Zweck entstehen seit dem (13. oder) 14. Jh. aus den westfälischen Freigerichten besondere Femegerichte, die mit einem Freigrafen und 7 Freischöffen besetzt sind. Die Angehörigen des Femegerichts sind in feierlicher Form in die Geheimnisse der F. eingeweiht. Jeder Freischöffe ist verpflichtet, todeswürdiges Unrecht zu rügen (Diebstahl, Raub, Gewalt gegen Kirchen, Mord, Meineid). Bei Bedarf können die Freischöffen überall ein Notgericht durchführen und nach Überführung den Täter sofort mit dem Strang richten. Missachtet ein Beschuldigter eine Ladung, so wird das Verfahren in Abwesenheit des Betroffenen durchgeführt. Ohne dass er das Urteil kennt, muss er jederzeit mit der Vollstreckung rechnen, wenngleich anscheinend nur eine ziemlich geringe Zahl von Todesurteilen tatsächlich vollstreckt wird. Die allmählich mit teilweiser königlicher Unterstützung über das Reich (rund 15000-30000 Freischöffen) verbreitete F. wird wegen der auftretenden Missbräuche seit der Mitte des 15. Jh.s zurückgedrängt. Sie endet im 18. Jh. Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Wigand, P., Das Femgericht Westfalens, 1825, 2. A. 1893, Neudruck 1968; Tross, L., Sammlung merkwürdiger Urkunden für die Geschichte der Femgerichte, 1826; Usener, P., Die Frei- und heimlichen Gerichte Westphalens, 18323; Duncker, H., Kritische Besprechung der wichtigsten Quellen, ZRG GA 5 (1884), 116; Lindner, T., Die Veme, 1888, 2. A. 1896, Neudruck 1989; Schnettler, O., Die Veme, 1921, 2. A. 1933; Siedler, A., Geschichte des Niedergangs der westfälischen Femegerichte, 1935; Scherer, C., Die westfälischen Femegerichte und die Eidgenossenschaft, 1941; Veit, L., Nürnberg und die Feme, 1955; Harnisch, W., Anmerkungen zu neueren Ansichten über die Feme, ZRG GA 102 (1985), 247; Gimbel, R., Die Reichsstadt Frankfurt am Main, 1990; Fricke, E., Die westfälische Veme, 2002; Schwob, U., Spuren der Femgerichtsbarkeit im spätmittelalterlichen Tirol, 2009; Fricke, E., Die westfälische Veme Supplementband, 2011
1913Femegericht →Feme
1914Fememord (politischer Mord im 20. Jh.) z. B. an Matthias Erzberger (1921) oder Walter Rathenau (1923)
1915Feminismus (M.) Geistesströmung des ausgehenden 20. Jh.s zu Gunsten des Femininen oder Weiblichen Lit.: Feministische Rechtswissenschaft, hg. v. Foljanty, L. u. a., 2006, 2. A. 2012
1916Fenus (N.) nauticum (lat.) ist im klassischen römischen Recht das aus dem griechischen Recht kommende, ohne weiteres in unbeschränkter Höhe verzinsliche →Darlehen im Seerecht. Gehen die auf dem Schiff verladenen Sachen unter, so wird der Darlehensnehmer frei. Lit.: Kaser §§ 34 IV 2, 39 I 3; Mathiass, B., Das foenus nauticum und die geschichtliche Entstehung der Bodmerei, 1881; Schuster, S., Das Seedarlehen in den Gerichtsreden des Demosthenes, 2005
1917Ferdinand I. (Alcalá de Henares 10. 3. 1503-Wien 25. 7. 1564) ist der zweite Sohn Philipps von Burgund und Johannas von Kastilien. Er vertritt seit 1521 seinen älteren Bruder Kaiser Karl V. im Reich, erhält 1521/1522 die österreichischen Herzogtümer, wird über (Heirat mit) Anna Jagiello von Ungarn am 23. 10. 1526/17. 12. 1526 zum König von Böhmen bzw. Ungarn gewählt, wird am 5. 1. 1531 römischer König und am 14. 3. 1558 Kaiser des Heiligen römischen Reiches. Er begründet die österreichische Linie der Habsburger. Bei seinem Tod werden die österreichischen Länder in eine öster-reichische Linie, steirische Linie und Tiroler Linie geteilt. Lit.: Buchholtz, F., Geschichte der Regierung Ferdinand des Ersten, Bd. 1ff. 1831ff.; Ferdinand I., hg. v. Fuchs, M. 2002; González Navarro, R., Fernando I., 2003; Kaiser Ferdinand I. 1503-1564, 2003
1918Ferdinand III. Lit.: Hengerer, M., Kaiser Ferdinand III. (1608-1657, 2012
1919Fernhandel ist der weiträumige Handel in Altertum und Mittelalter. Im Frühmittelalter wird der F. vor allem von syrischen und jüdischen sowie auch friesischen, angelsächsischen und normannischen Händlern betrieben. Mit dem Aufkommen der Geldwirtschaft dehnt sich der auch technisch verbesserte F. über weite Teile Europas aus und geht in der Neuzeit in einen erdumspannenden F., Außenhandel oder Welthandel über. Lit.: Warnke, C., Die Anfänge des Fernhandels in Polen, 1964; Untersuchungen zu Handel und Verkehr der vor- und frühgeschichtlichen Zeit in Mittel- und Nordeuropa, Teil 1ff. 1985ff.; Siems, H., Handel und Wucher im Spiegel frühmittelalterlicher Rechtsquellen, 1995; Fernhandel und Geldwirtschaft, hg. v. Kluge, B., 1993; Mercati e Mercanti nell’alto medioevo, 1993; Stoob, H., Die Hanse 1995; Nagel, J., Abenteuer Fernhandel, 2007
1920Ferrara Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007
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