| 4301 | Manzipation →mancipatio |
| 4302 | Marburg an der Lahn gründet sich auf eine Burg wohl schon des 10. Jh.s und erhält 1527 die erste protestantische, am Beginn des 17. Jh.s calvinistische Universität. Lit.: Quellen zur Rechtsgeschichte der Stadt Marburg, hg. v. Küch, F., Bd. 1f. 1918ff.; Merk, W., Die Spruchtätigkeit der Marburger Juristenfakultät, (in) Festzeitung der Universität Marburg 1527-1927, 1927; Pätzold, G., Die Marburger Juristenfakultät als Spruchkollegium, 1966; Braasch-Schwersmann, U., Das Deutschordenshaus Marburg, 1989; Die Philipps-Universität Marburg im Nationalsozialismus, hg. v. Nagel, A., 2000 |
| 4303 | Marburger Programm ist das von Franz von →Liszt (1851-1919) 1882 formulierte Programm (Der Zweckgedanke im Strafrecht). Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 204 |
| 4304 | Marbury v. Madison ist die Leitentscheidung des Supreme Court der Vereinigten Staaten von Amerika vom 24. Februar 1803, nach der das Gericht für die Überprüfung von Bundesgesetzen (z. B. Section 13 des Judiciary Act von 1789) auf ihre Übereinstimmung mit der Verfassung zuständig ist. |
| 4305 | marca (lat.-ahd. F.) Grenze, Grenzgebiet, Mark Lit.: Kroeschell, DRG 1 |
| 4306 | Marcellus (2. Jh. n. Chr.) ist der dem Rat der Kaiser Antonius Pius (138-161) und Marc Aurel (161-180) angehörige römische Rechtskundige, von dem 31 zwischen 161 und 167 entstandene (lat.) libri (M.Pl.) digestorum (Bücher der Digesten) zu unterschiedlichsten Rechtsfragen sowie (lat.) notae (F.Pl. Anmerkungen) zu den Digesten →Julians bekannt sind, deren Benützung durch →Scaevola und →Ulpian feststeht. Lit.: Krüger, P., Geschichte der Quellen und Literatur des römischen Rechtes, 2. A. 1912, 213; Rastätter, J., Marcelli Notae ad Iuliani Digesta, Diss. jur. Freiburg im Breisgau, 1981; Zülch, C., Der liber singularis responsorum des Ulpius Marcellus, 2001 |
| 4307 | Märchen ist die nicht sicher bezeugte und nicht sicher bezeugbare Erzählung oder Kunde. Das M. kann Rechtsfragen behandeln. Die M., die für den deutschen Sprachraum am erfolgreichsten von den Brüdern Grimm gesammelt sind (1812), lassen sich zeitlich nicht zuverlässig einordnen. Lit.: Grimm, J./Grimm, W., Kinder- und Hausmärchen, 1812; Ludwig, O., Richter und Gericht im deutschen Märchen, 1935; Anger, S., Das Recht in den Sagen, Legenden und Märchen Schleswig-Holsteins, Diss. jur. Kiel 1947; Röhrich, L., Die Grausamkeit im deutschen Märchen, Rheinisches Jahrbuch für Volkskunde 6 (1955), 176; Röhrich, Lutz, Märchen und Wirklichkeit, 1956; Scherf, W., Das Märchenlexikon, Bd. 1f. 1995; Laeverenz, J., Märchen und Recht, 2001; Enzyklopädie des Märchesns, begr. v. Ranke, K., Bd. 12 2007 |
| 4308 | Marchfutter ist eine mittelalterliche Abgabe. |
| 4309 | Marculf ist der Verfasser einer frühmittelalterlichen, durch 5 Handschriften des 9. Jh.s überlieferten Sammlung von 40 Königsurkunden-formularen und 52 Privaturkundenformularen, die vermutlich am Ende des 7. Jh.s im westlichen Frankenreich im Auftrag eines nicht sicher feststellbaren Bischofs Landerich verfertigt ist. Die Sammlung ist nachweislich spätestens 743/747 in einer Königsurkunde und 731/732 in einer Privaturkunde benutzt. Verschiedene jüngere Urkundensammlungen berücksichtigen sie. Lit.: Formulae, hg. v. Zeumer, K., 1886; Marculfi Formularum libri duo, rec. Uddholm, A., 1962; Nonn, U., Merowingische Testamente, Archiv f. Diplomatik 18 (1972), 110 |
| 4310 | Marescalcus (lat.-ahd. M. Marschall) ist ein Hofamt der fränkisch-deutschen Könige. Lit.: Köbler, DRG 83 |
| 4311 | marginal (am Rande befindlich) wie z. B. die Marginalglosse, d. h. Randglosse |
| 4312 | Maria Theresia (Wien 13. 5. 1717-29. 11. 1780) ist die Erbtochter des Habsburgers Karl VI., der am Ende des spanischen Erbfolgekriegs die Erbfolge in den habsburgischen Erblanden 1713 durch die →Pragmatische Sanktion zu sichern versucht. 1736 heiratet sie Franz Stephan von Lothringen. 1740 tritt sie das Erbe an (Pfalzerzherzogin von →Österreich), von dem sie im österreichischen Erbfolgekrieg Schlesien (an Preußen) und Parma-Piacenza (an Karls III. von Spanien Bruder Philipp) verliert. Sie herrscht über ein Bündel von Staaten in Form einer monarchischen Union. Nach der Wahl ihres Mannes zum deutschen Kaiser (1745) nimmt sie den Titel Kaiserin (Titularkaiserin) in Anspruch. Gegen den ständischen Widerstand setzt sie von 1749 bis 1761 den absolutistischen Staat mit landesfürstlicher Bürokratie und Zentralverwaltung durch (Dezennalrezesse, Directorium in publicis et cameralibus, oberste Justizstelle, Heeresreform, Schulreform). Auf Betreiben ihrer Ratgeber (Kaunitz, Joseph II.) erwirbt sie 1772 Galizien und Lodomerien, 1775 die Bukowina und 1779 das Innviertel. Gesetzgeberisch stellt die von ihr veranlasste (lat.) →Constitutio (F.) Criminalis Theresiana (1768, Theresianisches Kriminalgesetz) keinen Fortschritt dar, während ein (lat.) Codex (M.) Theresianus (1766, There-sianisches Gesetzbuch) überhaupt bloßer Entwurf bleibt, aber dennoch das All-gemeine Bürgerliche Gesetzbuch Österreichs (1811/1812) vorbereitet. Lit.: Köbler, DRG 131f., 142; Arneth, A. v., Geschichte Maria Theresias, Bd. 1ff. 1863ff.; Walter, F., Die theresianische Staatsform von 1749, 1958; Jessen, F., Friedrich der Große und Maria Theresia, 1965; Ogris, W., Maria Theresia iudex, Anz. d. österreich. Akad. d. Wiss., phil.-hist. Kl. 110 1973, 232; Mraz, G./Mraz, G., Maria Theresia, 1979; Ogris, W., Recht und Macht bei Maria Theresia, 1980; Dillmann, E., Maria Theresia, 2000; Telesko, W., Maria Theresia, 2012 |
| 4313 | Marinus de Caramancio ist ein in der Provinz Pescara Jahrzehnte vor 1269 geborener, als assessor und Richter tätiger neapolitanischer Jurist (glossa ordinaria zu den constitutiones Siculae). Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 498 |
| 4314 | Maritagium (lat. N.) ist eine mittelalterliche Heiratsabgabe von Hörigen. |
| 4315 | Mark ist ursprünglich das zur Kennzeichnung eines Gegenstands verwendete Zeichen. Deswegen wird M. zur Grenze, zum Grenzland und zur Münze. Dementsprechend finden sich unter Karl dem Großen (795), den Ottonen (ab etwa 980 Zunahme der Dichte der marca-Nennungen in den Urkunden und in der Literatur) und Heinrich III. (1039) Grenzmarken etwa in Spanien, an der Donau (Awarenmark, Ostmark), an der Oder (965), in Karantanien (970, spätere Steiermark), an der Eider, in Böhmen oder in Brandenburg, die meist Markgrafen unterstellt sind, ohne dass sich aus der Raumbezeichnung (Grenze, Gebiet) sichere Aussagen über die Herrschafts-politik der Zentralgewalt ableiten lassen. Seit dem Hochmittelalter erscheint das um die Siedlung gelegene (Grenz-)Land als Dorfmark, das von einer →Markgenossenschaft gemeinschaftlich genutzt wird. Der mit einer Marke versehene Metallbarren tritt seit dem 9. Jh. als Münzgrundgewicht M. auf und verdrängt allmählich das ältere →Pfund. 1524 wird die Kölnische M. (amtliche) Grundlage des Münzwesens im Heiligen römischen Reich. Die von 1871/3 bis 1924 als Währungseinheit des Deutschen Reiches bestehende M. wird 1924 durch die Reichsmark ersetzt, der am 20. 6. 1948 die Deutsche M. folgt (Währungsreform), die 2002 von der europäischen Gemeinschaftswährung Euro (mit Cent) abgelöst wird. Lit.: Hübner; Maurer, G. v., Geschichte der Markenverfassung in Deutschland, 1856; Gierke, O. v., Das deutsche Genossenschaftsrecht, Bd. 1ff. 1868ff.; Lipp, M., Das fränkische Grenzsystem, 1892; Haff, K., Geschichte einer ostalamannischen Gemeinlandsverfassung, 1902; Dopsch, A. v., Die freien Marken in Deutschland, 1933; Ganahl, K., Die Mark in den älteren St. Galler Urkunden, ZRG GA 60 (1940), 97, 41 (161), 21; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff.; Mitterauer, M., Karolingische Markgrafen im Südosten, 1963; Enzyklopädisches Lexikon des Geld-, Bank- und Börsenwesens, 3. A. 1967; Schmidt, E., Die Mark Brandenburg unter den Askaniern, 1973; Rittmann, H., Deutsche Geldgeschichte 1484-1914, 1975; Rittmann, H., Deutsche Geldgeschichte seit 1914, 1986; Fünfzig Jahre Deutsche Mark, hg. v. d. Deutschen Bundesbank, 1998; Meyer, W., Abschied von der Deutschen Mark, 1998; Stieldorf, A., Marken und Markgrafen, 2012 |
| 4316 | Mark ist die seit 1202 für eine Linie der Grafen von Berg namengebende Burg in Westfalen. 1614 kommt die Grafschaft an Brandenburg, 1946 das Gebiet zu Nordrhein-Westfalen. Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Frisch, M., Die Grafschaft Mark, 1937; Goebel, J., Die Gerichtsverfassung des märkischen Süderlandes, Diss. jur. Bonn 1962; Die ältesten Lehnbücher der Grafen von der Mark (1392 und 1393), hg. v. Westerburg-Frisch, M., 1967 |
| 4317 | Markdorf Lit.: Prahl, H., Die Verfassung und Verwaltung der Stadt Markdorf im Linzgau, 1965 |
| 4318 | Marke ist das Zeichen und der damit gekennzeichnete Gegenstand. In Rom schützt das Namensrecht gegen Nachahmungen. Die M. findet sich bereits im Frühmittelalter an Vieh, Holz oder Haus. Mit der Zunahme der Schriftlichkeit kann sie zum Handzeichen werden. In der hochmittelalterlichen Stadt entwickelt sich die Handelsmarke des Kaufmanns zur Kennzeichnung seiner Ware. Die Zunft setzt sich für die M. ein und verbürgt die ordnungsgemäße Herstellung der markierten Ware. Diese M. wird vielfach registriert, ihr Missbrauch wird bestraft. Im 19. Jh. endet mit der Zunft die durch sie gewährleistete Sicherheit. Seit dem 18. Jh. (Frankreich 1787) wird die M. privatrechtlich geschützt (Bayern 9. 3. 1840/21. 12. 1862, Deutsches Reich Gesetz über Markenschutz vom 30. 11. 1874, 12. 5. 1894, 5. 5. 1936). Am Ende des 20. Jh.s wird dieser Schutz innerhalb der Europäischen Union vereinheitlicht (Bundesrepublik Deutschland Markenrechtsreformgesetz BGBl. 1994, 3085). Danach erfolgt die gebührenpflichtige Eintragung einer schutzfähigen Marke durch das Patentamt auf jeweils 10 Jahre. Lit.: Hübner 13, 442; Meyer, C., Die historische Entwickelung der Handelsmarke in der Schweiz, 1905; Rehme, P., Geschichte des Handelrechts, 1913, 38ff., 161, 216; Gmür, M., Schweizerische Bauernmarken und Holzurkunden, 1917; Meldau, R., Vor 1500 eingetragene Warenzeichen, GRUR 43 (1938), 302; Ruppel, K., Die Hausmarke, 1939; Ilgenfritz, H., Das Warenzeichenrecht der Stadt Nürnberg, Diss. jur. Erlangen-Nürnberg 1954; Leitherer, E., Die Entwicklung des Markenwesens, Diss. Erlangen-Nürnberg 1954; Wadle, E., Fabrikzeichenschutz und Markenrecht, Bd. 1f. 1977ff.; Schmieder, H., Neues deutsches Markenrecht, NJW 1994, 1241; Zentek, S., Produkt Prozesse, 1999; Zapfe, K., Die Ausgestaltung des Markenrechts in Deutschland seit 1847, 2002; Hentsch, C., Die Bergischen Stahlgesetze, 2011; Kickler, H., Die Geschichte des Schutzes geographischer Herkunftsangaben in Deutschland, 2012 |
| 4319 | Markebrief ist seit dem Hochmittelalter eine Ermächtigung zu einem Arrest. Lit.: Böhringer, K., Das Recht der Prise, Diss. jur. Frankfurt am Main 1960 |
| 4320 | Markenrecht →Marke, Recht Lit.: Köbler, DRG 272; Wadle, F., Fabrikzeichenschutz und Markenrecht, 1983; Schmieder, H., Neues deutsches Markenrecht, NJW 1994, 1241; Zapfe, K., Die Ausgestaltung des Markenrechts in Deutschland seit 1874, 2002; Hacker, F., Die ältere Geschichte des Markenrechts, (in) NJW-Sonderheft 100 Jahre Markenverband, 2003 |