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#ZIEL
7141vassus (lat. M. 6. Jh.) Vasall, Mann Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, LAW
7142Vater (Wort bereits für das Indogermanische zu erschließen, Vater-schaft um 1150 belegt) ist der Erzeuger eines Kindes. In der patriarchalischen Gesellschaft steht der V. als Hausvater oder Familienvater im Mittelpunkt der Familie. Im Zweifel wird als V. vermutet (Vaterschaftsvermutung), wer der Mutter innerhalb der Empfängniszeit (300-180 Tage vor der Geburt) beiwohnt, doch kann die Vaterschaft mit der Vaterschaftsklage angegriffen werden. Beim unehelichen Kind gilt der Erzeuger zeitweise als nicht mit dem Kind verwandt (z. B. Bürgerliches Gesetzbuch § 1589 II, im Jahre 1969 aufgehoben). Umgekehrt kann die Stellung als V. durch Adoption erlangt werden. Der V. hat die väterliche Gewalt über das Kind. Sie wird im ausgehenden 20. Jh. durch die elterliche Sorge bzw. Obsorge (Österreich 1989) ersetzt. →Familie Lit.: Kaser § 60; Hübner 697ff.; Köbler, DRG 21; Salis, L., Beitrag zur Geschichte der väterlichen Gewalt nach altfranzösischem Recht, ZRG GA 7 (1886), 137; Engel, P., Die personenrechtliche Stellung des Vaters, 1939; Trier, J., Vater, Versuch einer Etymologie, ZRG GA 65 (1947), 232; Haibach, U., Familienrecht in der Rechtssprache, 1991; Ehlert, T., Haushalt und Familie, 1991; Lipp, M., Väterliche Gewalt, ZNR 1993, 129; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
7143väterliche Gewalt →Vater
7144Vatikan ist die nach dem Wohnsitz des →Papstes geprägte Kurzbezeichnung für die oberste Behörde der katholischen Kirche in Rom bzw. den Kirchenstaat (1929). Im V. ist das weltweit größte und bedeutendste Archiv (vatikanisches Archiv), dessen ältere Bestände allerdings in der Zeit nach 1240 zugrundegegangen bzw. nach 1368 verteilt worden sein dürften. Lit.: Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,135, 3,1,245, 3,2,2355, 3,3,3229; Krautheimer, R., St. Peter’s and Medieval Rome, 1985; Reese, T., Im Inneren des Vatikan, 1998; Rossi, F., Der Vatikan, 2004; Denzler, G./Jöckle, C., Der Vatikan, 2006; Augias, C., Die Geheimnisse des Vatikan, 2011; Johrendt, J., Die Diener des Apostelfürsten. Das Kapitel von St. Peter im Vatikan (11.-13. Jahrhundert), 2011
7145vatikanisch (Adj.) den Vatikan betreffend (z. B. Konzilien [im Vatikan, 21. allgemeines Konzil 1869/1870, päpstlicher Primat, 22. allgemeines Konzil 1962-1965, Vorbereitung des Codex iuris canonici von 1983)
7146Vattel, Emer de (Couvet bei Neuenburg 25. 4. 1714-Neuenburg 28.12.1767), Pfarrerssohn, wird nach dem Studium von Theologie, Philosophie und Naturrecht in Basel und Genf 1747 Vertreter Sachsens in Bern. 1758 veröffentlicht er (franz.) Le droit des gens (Völkerrecht), in dem er das Vernunftrecht auf das Völkerrecht anwendet (Nation, Beziehung zu anderen Nationen, Krieg, Wiederherstellung des Friedens). Lit.: Gugenheim, P., Emer de Vattel, 1956; Manz, J., Emer de Vattel, 1971; Grewe, W., Epochen der Völkerrechtsgeschichte, 1984; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007; Good, C., Emer de Vattel (1714-1767), 2011
7147Vaud →Waadt
7148Vazquez de Menchaca, Fernando (1512-1569) wird nach dem Studium der Rechte in Valladolid und Salamanca 1551 Professor in Salamanca, 1552 Richter, 1553 Finanzbeamter und 1567 Domkapitular in Sevilla. Er ist Spätscholastiker mit humanistischen Zügen, der das moderne →Naturrecht vorbereitet. Er setzt sich für die Freiheit der Meere und für →subjektive Rechte ein. Lit.: Köbler, DRG 146; Carpintero, B., Del derecho natural medieval al derecho natural moderno, 1977; Seelmann, K., Die Lehre des Fernando Vazquez de Menchaca vom dominium, 1979
7149vectigal (lat. M. ) Steuer, Abgabe Lit.: Kaser § 30 I
7150Vélez Sársfield, Dalmacio (1800-1875) wird nach dem Rechtsstudium in Córdoba Anwalt in Buenos Aires, Abgeordneter und Professor. 1857 wirkt er am argentinischen Código de Commercio maßgeblich mit. 1864ff. entwirft er ein Zivilgesetzbuch nach dem Vorbild Teixeira de Freitas’. Lit.: Chanetón, A., Historia de Vélez Sársfield, 1937; Levene, R., Manuel de Historia del Derecho Argentino, 5. A. 1985, 20
7151Veme →Feme Lit.: Köbler, DRG 11, 117
7152Venedig entsteht innerhalb vorgelagerter Lagunen am Nordende der Adria wohl auf Grund schon römischer Anfänge seit dem Einbruch der Langobarden nach Oberitalien (568). Für den byzantinischen Exarchen von Ravenna übt ein 639 genannter (lat.) magister (M.) militum (Heermeister) die Herrschaft aus. Nach 751 verselbständigt sich V. trotz byzantinischer Oberhoheit unter einem gewählten Dogen (lat. M. dux, um 713-716) bis etwa 880. Seit dem 10. Jh. ist ein besonderer (lat.) usus (M.) Venetorum (Brauch der Veneter) bezeugt. Zwischen 1130 und 1148 erscheint neben dem Dogen ein (lat.) consilium (N.) sapientium (Rat der Weisen), über das (bzw. den) der Doge bald von der tatsächlichen Entscheidungsgewalt ausge-schlossen wird. Im 13. Jh. wird V. Seehandelsgroßmacht. Ein großer Rat wählt auf Lebenszeit den Dogen und den die über die Signoria die wirkliche Herrschaft ausübenden kleinen Rat. Unter Ausschluss des Lehnswesens und unter Wahrung des Amtscharakters aller politischen Gewalt handelt eine adlige Ober-schicht in den wesentlichen Fragen als Einheit. 1338 beträgt der Zahl der Einwohner Venedigs etwa 110000. Im Spätmittelalter erwirbt V. ein Herrschaftsgebiet auch auf dem Festland (sog. terra ferma). Die Eroberung Byzanzs durch die Türken, die Entdeckung Westindiens (Amerikas) und die Öffnung des Seewegs nach Indien verringern die Bedeutung Venedigs. 1551 stellt Gasparo Contarini den politischen Zustand Venedigs ausführlich dar. Seit dem 18. Jh. wird V. Protektorat →Österreichs, an das es von 1797 bis 1805 und von 1815 bis 1866 gelangt (Lombardo-Venezianisches Königreich). Danach fällt es an →Italien. Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Gli statuti marittimi Veneziani fino al 1255, hg. v. Predelli, R. u. a., 1903; Battistella, A., La Republica di Venezia, 1921; Uhlirz, M., Die staatsrechtliche Stellung Venedigs zur Zeit Kaiser Ottos III., ZRG GA 76 (1959), 82; Eickhoff, E., Venedig, Wien und die Osmanen, 1970, 2. A. 1992, 3. A. 2008; Nehlsen-von Stryk, K., Die venezianische Seeversicherung, 1986; Fees, I., Reichtum und Macht im mittelalterlichen Venedig, 1988; Rösch, G., Venedig und das Reich, 1982; Hellmann, M., Geschichte Venedigs, 3. A. 1989; Rösch, G., Der venezianische Adel, 1989; Rösch, G., Venedig im Spätmittelalter, 1991; Herz, D./Neumann, D., Das Hohelied der venezianischen Verfassung, JuS 1997, 1146; Venedig und die Weltwirtschaft, hg. v. Stromer, W. v., 1999; Heller, K., Venedig, 1999; Rösch, G., Venedig, 2000; Venice Reconsidered, hg. v. Martin, J. u. a., 2000; Dumler, H., Venedig und die Dogen, 2001; Fees, I., Eine Stadt lernt schreiben, 2002; Huse, N., Venedig, 2005; Hollberg, C., Deutsche in Venedig im späten Mittelalter, 2005; Chauvard, J., La circulation des biens á Venise, 2005; Venezia, hg. v. Winter, S., 2006; Eickhoff, E., Venedig - spätes Feuerwerk, 2006, 2. A. 2007; Mathieu, C., Inselstadt Venedig, 2007; Landwehr, A., Die Erschaffung Venedigs, 2007; Judde de Larivière, C., Naviguer, commercer, gouverner, 2008; Bellavitis, A., Famille, genre, transmission à Vebise, 2008; Brandes, J., Mare Venetianum, 2008; Fröhlich, M., Mysterium Venedig, 2010; Crowley, R., Venedig erobert die Welt, 2011; Bergdolt, K., Deutsche in Venedig, 2011
7153Venetien ist das an der oberen Adria gelegene, von den Venetern besiedelte Gebiet. Seit dem 3. Jh. sind die Veneter mit den Römern verbunden. Im 14./15. Jh. gelangt V. an Venedig, 1815 mit der Lombardei zum österreichischen Königreich Lombardo-Venetien. 1866 fällt es an →Italien. Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,169, 3,2,2354, 3,3,3214; Gottsmann, A., Venetien 1859-1866, 2005 (mit Karte)
7154Venezia →Venedig
7155venia (F.) aetatis (lat.) Gunst des Alters (auf Wiederherstellung des früheren Zustands, lat. restitutio in integrum)
7156Venire contra factum proprium (nemini licet lat.. Sich in Widerspruch zu seinem eigenen Verhalten (zu) begeben, (ist keinem erlaubt). Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Pseudoulpian, 3./4. Jh. n. Chr., Digesten 1,7,25, pr., Azo, um 1150-um 1230, Brocardica sive generalia juris 10, 28)
7157Verarbeitung (1731, lat. [F.] specificatio, zu novam speciem facere) ist die Herstellung einer neuen beweglichen Sache durch Bearbeitung oder Umbildung eines oder mehrerer Stoffe (z. B. Backen von Brot aus Mehl, Salz, Wasser u. s. w.). Im klassischen römischen Recht sprechen die Sabinianer das Ergebnis an der neuen Sache dem Eigentümer der alten Sache zu, die Prokulianer dem Verarbeiter, eine etwas jüngere vermittelnde Meinung dem Verarbeiter nur dann, wenn die Sache sich nicht mehr in den alten Zustand zurückführen lässt. Für den Rechtsverlust kann ein Wertausgleich verlangt werden. Die V. als Eigentumserwerbsgrund mit Ausgleichspflicht wird in der Neuzeit aufgenommen. Lit.: Kaser § 26 III; Hübner; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Schermaier, M., Materia, 1992; Behrends, O., Die Spezifikationslehre, ZRG RA 112 (1995), 195; Reitz, M., Der Tatbestand der Verarbeitung, 1996; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
7158Veräußerung (1418) ist die Weggabe eines Gegenstands an einen anderen, bei der meist eine →Übereignung stattfindet. Sie erfolgt schon früh (z. B. Tausch). Zu beachten sind Veräußerungsverbote. Lit.: Kaser §§ 5 I, 23 II 2, 59 II, III; Kroeschell, DRG 1; Walliser, P., Die Zustimmungserklärung geistlicher Gemeinschaften zu Veräußerungsgeschäften, FS 500 Jahre Solothurn, 1981; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
7159Verbalinjurie (F.) Beleidigung durch Wörter (z. B. Esel, Idiot, Blödmann, Arschloch)
7160Verbalkontrakt (M.) →Verbalvertrag
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