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#ZIEL
2661Hand wahre Hand ist im spätmittelalterlichen deutschen Recht (seit dem 14. Jh. bzw. später) die eingängige Wendung, die zum Ausdruck bringen soll, dass der Eigentümer, der einem anderen eine bewegliche Sache anvertraut, diese nur von ihm, nicht dagegen von einem Dritten, an den die Sache gelangt ist, zurückverlangen kann (Lübeck 1586 3, 2, 1 und 2). Alter und Herkunft der Wendung sind streitig. Der Sache nach enthält zwar bereits der Sachsenspiegel (Landrecht II 60 § 1) einen entsprechenden Satz, doch sind die mittelalterlichen Lösungen dieses Rechtsproblems durchaus unterschiedlich (z. B. Goslar, München nach h. M. abgelehnt vom Ingelheimer Oberhof). Mit der Aufnahme des römischen Herausgabeanspruches (Vindikation) des Eigen-tümers seit dem Spätmittelalter erweist sich ein erneutes Durchdenken der Frage als erforderlich, als dessen Folgen der (aus den römischrechtlichen Sätzen über die Ersitzung hergeleitete) →gute Glaube des Erwerbers bedeutsam und die Fahrnisverfolgung gegenüber Dritten unter Verpflichtung der Aufwand-erstattung (Lösungsrecht) erweitert wird. Der →Codex Theresianus (1766 II, 8 § 4) erkennt den gutgläubigen Eigentumserwerb des Erwerbers an. Streitig ist in der Folge, inwieweit der gutgläubige Erwerb vom Nichtberechtigten auf dem Satz H. w. H. beruht. Lit.: Hübner 433; Köbler, DRG 125, 163; Planitz, H., Fahrnisverfolgung im deutschen Recht, ZRG GA 34 (1913), 424; Meister, E., Fahrnisverfolgung und Unterschlagung, FS Adolf Wach 1913; Anners, E., Hand wahre Hand, 1952; Korte, A., Anwendung und Verbreitung des Rechtssatzes Hand wahre Hand im mittelalterlichen Privatrecht, 1981; Völkl, A., Das Lösungsrecht von Lübeck und München, 1991; Hurst-Wechsler, M., Herkunft und Bedeutung des Eigentumserwerbs kraft guten Glaubens nach Art. 933 ZGB, 2000; Engstfeld, J., Der Erwerb vom Nichtberechtigten, 2002
2662Handel (Wort 1267) ist der Ankauf und Verkauf von Waren auf dem Weg vom Hersteller zum Verbraucher. An seinem Anfang steht der →Tausch. Mit der Verwendung von →Geld beginnt der →Kauf den Tausch abzulösen. Bedeutsam ist der H. im Stadtstaat des Altertums und seit dem Hochmittelalter in der Stadt. Mit dem 19. Jh. tritt die Selbstversorgung allgemein hinter der Versorgung durch Markt und Handel zurück. Lit.: Köbler, DRG 13, 16, 29, 67, 78, 97, 167, 176, 217, 225, 242, 271; Stein, W., Handels- und Verkehrsge-schichte der deutschen Kaiserzeit, 1922, Neudruck 1967; Rundstedt, H. v., Die Regelung des Getreidehandels in den Städten, 1930; Weider, M., Das Recht der deutschen Kaufmannsgilden im Mittelalter, 1931; Beutin, L., Der deutsche Seehandel, 1933; Koppe, W., Lübeck-Stockholmer Handelsgeschichte, 1933; Müller, K., Welthandelsbräuche 1480-1540, 1934, Neudruck 1962; Laurent, H., Un grand commerce d’exportation, 1935; Köhler, E., Einzelhandel im Mittelalter, 1938; Aubin, G./Kunze, A., Leinenerzeugung und Leinenabsatz im östlichen Mitteldeutschland, 1940; Peyer, H., Zur Getreidepolitik oberitalienischer Städte im 13. Jahrhundert, 1950; Kehn, W., Der Handel im Oderraum im 13. und 14. Jahrhundert, 1968; Untersuchungen zu Handel und Verkehr der vor- und frühgeschichtlichen Zeit in Mittel- und Nordeuropa, Bd. 1ff. hg. v. Düwel, K., 1985ff. (Bd. 3 Der Handel im frühen Mittelalter); Siems, H., Handel und Wucher im Spiegel frühmittelalterlicher Rechtsquellen, 1992; North, M., Kommunikation, Handel, Geld und Banken, 2000; Gassert, M., Kulturtransfer durch Fernhandelskaufleute, 2001; Hornbogen, J., Travail national – nationale Arbeit – die handelspolitische Gesetzgebung in Frankreich und Deutschland, 2002; Reyerson, K., The Art of the Deal, 2002; Nagel, J., Abenteuer Fernhandel. Die Ostindienkompagnien, 2007; Hahn, B., Welthandel, 2009; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Praktiken des Handels, hg. v. Häberlein, M. u. a., 2010; Netzwerke im europäischen Handel des Mittelalters, hg. v. Fouquet, G. u. a., 2010
2663Handelsbrauch ist der im Handel beachtete und im Zweifel zu beachtende Brauch. Lit.: Müller, K., Welthandelsbräuche 1480-1540, 1934
2664Handelsbuch ist das seit dem Spätmittelalter vom Händler über seine Geschäfte geführte →Buch, das in der Neuzeit auch rechtlich den Beweis erleichtert (ALR [1794]). Lit.: Köbler, DRG 167; Schmidt-Busemann, W., Entstehung und Bedeutung der Vorschriften über Handelsbücher, Diss. rer. pol. Göttingen 1977; Stockalpner, K. v., Handels- und Rechnungsbücher, hg. v. d. schweizerischen Stiftung für das Stockalperschloss u. a., Bd. 1ff. 1987ff.; Dunkmann, C., Die Beweiskraft der Handelsbücher, 2007
2665Handelsgericht ist das für Handelssachen zuständige Gericht. Lit.: Schön, D., Die Handelsgerichtsbarkeit im 19. Jahrhundert, Diss. jur. Bonn 1999
2666Handelsgesellschaft ist die →Handel treibende, auf Gewinnerzielung gerichtete →Gesellschaft. Sie erscheint zum einen ohne klare Verbindungen zum römischen Recht des Altertums im Mittelmeerraum (Venedig, Genua, Pisa), wobei die (lat. [F.]) commenda (Seedarlehen, einseitige Kapitalbeteiligung) gegenüber der H. (lat. societas [F.] maris) (Seegesellschaft, beidseitige Kapitalbeteiligung) zumindest zeitweise den Vorrang hat. Aus der Erbengemeinschaft entwickelt sich die →offene H. Sie wird in Florenz 1408 durch die Beschränkung der Haftung abgeändert, woraus sich im 16. Jh. als neue Form die →Kommanditgesellschaft ergibt. Im nordischen Bereich finden sich ebenfalls genossenschaftliche Unternehmungen. Bedeutsam sind hierbei die Kommission (→sendeve) und das vielleicht den Rahmen hierfür abgebende Darlehen (wederlegginge, einseitige Kapitalführung). In Oberdeutschland bilden Familien offene Handelsgesellschaften (z. B. Fugger). Mit der Entdeckung der neuen Welt seit 1492 werden hohes Kapital und breite Gefahrenstreuung not-wendig. Hieraus entwickelt sich die →Aktiengesellschaft (1602 Niederländische ostindische Handelskompagnie). Allgemein befasst sich der deutsche Gesetzgeber mit der H. im Allgemeinen Landrecht (Preußens) von 1794 (II, 8, §§ 614ff. ohne Unterscheidung einzelner Formen). Frankreich, das bereits 1673 und 1681 ordonnances zum Handel erlassen hatte, setzt 1808 einen eigenen (franz.) Code de commerce (Handelsgesetzbuch) in Kraft, der die Aktiengesellschaft (franz.) société (F.) anonyme gesetzlich regelt. Im Deutschen Bund behandelt 1861 das als allgemeines deutsche Gesetz der souveränen Bundesstaaten entstandene →Allgemeine Deutsche Handelsgesetzbuch die offene Handelsgesellschaft, die Kommanditgesellschaft, die Aktiengesellschaft und (außerdem) die stille Gesellschaft. Das Handelsgesetzbuch von 1897 nimmt zusätzlich die Kommanditgesellschaft auf Aktien auf. Mit dem 20. 4. 1892 wird die →Gesellschaft mit beschränkter Haftung geschaffen, mit dem 30. 1. 1937 die Aktiengesellschaft in einem eigenen Gesetz verselbständigt. Innerhalb der Europäischen Gemeinschaft bzw. Europäischen Union werden die Europäische wirtschaftliche Interessenvereinigung (1985/1988), die Europäische Gesellschaft (Europäische Aktiengesellschaft, Societas Europaea, 2004) und die Societas Cooperativa Europaea neu geschaffen. Lit.: Köbler, DRG 127; Goldschmidt, L., Handbuch des Handelsrechts, 1864, 2. A. 1875, darin Uni-versalgeschichte des Handelsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, Neudruck 1957; Weber, M., Zur Geschichte der Handelsgesellschaften, 1889; Weber, M., Zur Geschichte der Handelsgesellschaften, hg. v. Dilcher, G. u. a., 2007; Rehme, P., Geschichte des Handelsrechts, 1913; Schulte, A., Geschichte der großen Ravensburger Handelsgesellschaft, Bd. 1 1923; Pollack-Parnau, F. v., Eine österreichisch-ostindische Handelskompagnie 1775-1785, 1927; Ammann, H., Die Diesbach-Watt-Gesellschaft, 1928; Fitzler, M., Die Handelsgesellschaft Felix v. Oldenburg & Co. 1753-160, 1931; Condanari-Michler, S., Zur frühvenezianischen collegantia, 1937; Silberschmidt, W., Von collegantia und rogadia zu widerlegung und sendeve, Studi di storia e diritto in onore di Enrico Besta, 1938; Bruhl-Lévy, H., Histoire juridique des Sociétés de Commerce en France, 1938; Lopez, R., The Commercial Revolution of the Middle Ages, 1971; Lutz, E., Die rechtliche Struktur süddeutscher Handelsgesellschaften, 1976; Hagemann, H., Basler Handelsgesellschaften im Spätmittelalter, FS F. Vischer, 1983, 557; Cordes, A., Spätmittelalterlicher Gesellschaftshandel im Hanseraum, 1998; Hartung, W., Geschichte und Rechtsstellung der Compagnie in Europa, 2000; Societates, hg. v. Cordes, A. u. a., 2003; Söhnchen, M., Die historische Entwicklung der rechtlichen Gründungsvoraussetzungen, 2005; Mehr, R., Societas und universitas - Römischrechtliche Institute im Unternehmensgesellschaftsrecht vor 1800, 2008; Amend-Traut, A., Brentano, Fugger und Konsorten, 2009; Klosa, S., Die Brandenburgische-Africanische Compagnie in Emden, 2011
2667Handelsgesetzbuch ist das den Handel regelnde besondere Gesetzbuch. Es erscheint 1808 als (franz.) Code (M.) de commerce in Frankreich, wo schon →ordonnances von 1673 und 1681 vorangegangen waren (→Spanien 1829 [Código de comercio], →Portugal 1833, →Niederlande 1838). Im →Deutschen Bund wird nach einem vergeblichen Versuch von 1848 auf bayerischen Antrag und unter Verwendung preußischer und österreichischer Vorlagen 1861 durch Vereinbarung unter den Bundesstaaten ein eher dem objektiven System Levin Goldschmidts als dem subjektiven System Johann Heinrich Thöls folgende →Allgemeines Deutsches Handelsgesetzbuch geschaffen, das die einzelnen Mitgliedstaaten (weitgehend identisch) als eigenes Gesetz in ihrem Staatsgebiet einführen. Es wird im Deutschen Reich 1897 in das Handelsgesetzbuch mit auf den Kaufmann abstellendem subjektivem System umgeformt. Das in Österreich 1938 zum 1. 3. 1939 eingeführte H. des deutschen Reiches wird 2007 durch ein Unternehmensgesetzbuch abgelöst. Lit.: Köbler, DRG 182, 184, 217; Protokolle der Kommission zur Beratung eines allgemeinen deutschen Handelsgesetzbuches, hg. v. Lutz, J., Bd. 1ff. 1858, Neudruck 1984; http://www.koeblergerhard.de/-Fontes/AllgemeinesDeutschesHandelsgesetzbuch1861.htm; Wild, P., Der Einfluss des Allgemeinen deutschen Handelsgesetzbuches auf die Privatrechtsdogmatik, Diss. jur. Saarbrücken 1966; Schubert, W., Die Einführung der Allgemeinen Deutschen Wechselordnung und des Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuchs als Bundesgesetze 1869, ZHR 144 (1980), 484; Entwurf eines allgemeinen Handelsgesetzbuches für Deutschland (1848/49), hg. v. Baums, T., 1982; Schulz, R., Die Entstehung des Seerechts des Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuches, 1987; Quellen zum Handelsgesetzbuch von 1897, hg. v. Schubert, W., 1986ff.; 100 Jahre Handelsgesetzbuch, hg. v. Paschke, M. u. a., 1998; Kiehnle, A., Hofackers Entwurf eines Handelsgesetzbuchs für Württemberg und die Rechtsvergleichung, ZRG GA 130 (2013), 406
2668Handelskammer ist die im 19. Jh. geschaffene Körperschaft des öffentlichen Rechtes zur Wahrung und Förderung der Interessen der Mitglieder im Bereich des Handels (Frankreich, linksrheinische deutsche Gebiete ab 1801, Preußen 1848, Österreich 1850, Hamburg 1868, Preußen 1870). In Frankreich entsteht die H. als Unterbau des in Paris 1700 durch Ludwig XIV. eingerichteten Handelsrats zwecks Leitung des Handels und der Gewerbe nach den Grundsätzen des Merkantilismus. Warum in Preußen auch rechtsrheinisch nach 1830 Handelskammern nach französischem Vorbild neben Gilden gegründet werden, ist noch nicht wirklich geklärt. Lit.: Fischer, W., Unternehmerschaft, Selbstverwaltung und Staat, 1964; Die Bozner Handelskammer, 1981; Bibliographie zur Geschichte und Organisation der Industrie- und Handelskammern, hg. v. Ernst, S., 1986; Schmaltz, J., Die Entwicklung der Industrie- und Handelskammern, 2010; Faulwetter, S., Von der Zunft zur Handelskammer, 2011
2669Handelsrecht (1734) ist das Recht des →Handels bzw. subjektiv das Sonderprivatrecht der →Kaufleute. Es entwickelt sich trotz einiger besonderer Einrichtungen für den Handel im Altertum und verschiedener Zeugnisse für Handel und Markt im Frühmittelalter erst seit dem Mittelalter in Oberitalien (Genua 1056, Pisa 1161 Constitutum usus, Mailand 1170) und Spanien (Barcelona, Valencia). Führend sind dabei die genossenschaftlichen Zusammenschlüsse der Kaufleute. Bemerkenswert sind Einflüsse der Araber. Für das Seerecht gewinnen Rhodos (8. Jh.), Trani (11. Jh.), Oléron (12. Jh.), Pisa (1161), Genua (1350) und Barcelona (1348 →Consolat del Mar) besondere Bedeutung, im nordeuropäischen Raum die →Hanse. In der frühen Neuzeit findet sich H. hauptsächlich in den städtischen Statuten (Hamburg 1603, 1642 u. ö., Nürnberg 1647, 1654, Leipzig 1682 u. a.), daneben auch in Reichspolizeiordnungen (1523, 1530, 1548, 1577 u. ö.). Etwa zu dieser Zeit setzen auch wissenschaftliche Bemühungen um das H. ein (Pedro de Santarém, Benvenuto Stracca 1553, Juan de Hevia Bolaños 1603, Sigismondo Scaccia 1618, Johann Marquard 1662 Tractatus politico-iuridicus de iure mercatorum et commerciorum singulari, Savary, Jacques, Le Parfait Négociant, 1675 Neudruck 2011). In Frankreich erlässt Ludwig XIV. 1673 die (frz.) →ordonnance du commerce und 1681 die (frz.) →ordonnance de la marine. Im Heiligen römischen Reich befasst sich Kreittmayr in seinen Anmerkungen mit dem H. Die erste zusammenfassende Regelung ist im preußischen →Allgemeinen Landrecht (1794) als Standesrecht der Kaufleute enthalten. Demgegenüber veröffentlicht Karl Gottlob Rössig (1752-1806) 1796 eine eigene systematische Darstellung des Leipziger Handelsrechts, Georg Friedrich von Martens (1756-1821) 1797 einen besonderen Grundriss des Handelsrechts und fasst der vom Code civil (1804) bewusst getrennte französische →Code de commerce (1808) das H. als sachliches Sonderrecht des Handels auf. Eine eigenständige deutschrechtliche Sonderentwicklung im deutschen Bereich lässt sich nicht erkennen, obgleich sich die Lehrbücher des gemeinen deutschen Privatrechts besonders auch des Handelsrechts annehmen. In der Folge erlangt das Handelsrecht wegen des Wandels der Agrargesellschaft zur Industriegesellschaft und anschließend zur Dienstleistungsgesellschaft und dem damit verbundenen Übergang von der Hauswirtschaft zur Marktwirtschaft sowie der nicht vorher gesehenen Entfaltung des Verkehrswesen in Richtung globaler Weltwirtschaft zentrale Bedeutung. →Handelsgesetzbuch Lit.: Hübner; Köbler, DRG 205; Goldschmidt, L., Handbuch des Handelsrechts, 1864, 2. A. 1875, darin Universalgeschichte des Handelsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, Neudruck 1957; Rehme, P., Geschichte des Handelsrechts, 1913; Raisch, P., Die Abgrenzung des Handelsrechts vom bürgerlichen Recht als Kodifikations-problem des 19. Jahrhunderts, 1962; Raisch, P., Geschichtliche Voraussetzungen, 1965; Scherner, K., Anfänge einer Handelsrechtswissenschaft im 18. Jahrhundert, ZHR 136 (1972), 465; Handbuch der Quellen und Literatur zur neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,797, 2,2,571, 3,3,2853; Köbler, G., Die Wissenschaft des gemeinen deutschen Handelsrechts, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 1 1974, 277; Gelehrte in Hamburg, hg. v. Loose, H., 1976 (Büsch 1728-1800); Bergfeld, C., Einzelkaufmann und Unternehmer, Person und Organisation im Handelsrecht, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 6 1982, 126; Sonnleithner, G. v., Bearbeitung des Handelsrechts durch Ignaz von Sonnleithner, 1982; Montag, J., Die Lehrdarstellungen des Handelsrechts von Georg Friedrich Martens bis Meno Pöhls, 1986; Quellen zum Handelsgesetzbuch von 1897, hg. v. Schubert, W. u. a., Bd. 1f. 1986ff.; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., 3,3, 1986; Mohnhaupt, H., „Jura mercatorum durch Privilegien“, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 308; The Courts and the development of commercial law, hg. v. Piergiovanni, V., 1987; Lammel, S., Zur Entstehung von Handelsrecht, 1987; Müller-Boysen, C., Kaufmannsschutz und Handelsrecht im frühmittelalterlichen Nordeuropa, 1990; Modernisierung des Handelsrechts im 19. Jahrhundert, hg. v. Scherner, K., 1993; Ittenbach, H., Handelsrechtssysteme, 1994; Eisenhardt, U., Zu den deutschrechtlichen Wurzeln des Handelsrechts, FS P. Raisch, 1998, 51; ; From lex mercatoria to commercial law, hg. v. Piergiovanni, V., 2005, Neudruck 2013; Schmoeckel, M., Rechtsgeschichte der Wirtschaft, 2008; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; EIne Grenze in Bewegung, hg. v. Cordes, A. u. a., 2012; Iglesia Ferreirós, A., Liber usaticorum Barchinone I 1, 2012; Eine Grenze in Bewegung - öffentliche und private Justiz im Handels- und Seerecht, hg. v. Cordes, A. u. a., 2012; From lex mercatoria to commercial law, hg. v. Piergiovanni, V., 2005, Neudruck 2013
2670Handelsregister ist das handelsrechtliche Sachverhalte verzeichnende öffentliche, bei den Amtsgerichten geführte Register. Frühe, von Notaren wahrzunehmende Ansätze werden in Frankfurt am Main 1666 (Protocollum) sichtbar. 1829 wird im Codigo de comercio Spaniens der Verwaltung die Führung eines Handelsregisters übertragen, 1839/1840 nach einem Entwurf Württembergs erstmals Gerichten. Lit.: Rintelen, M., Das Ragionenbuch der Augsburger Kaufmannschaft, Hist. Zeitschrift für Schwaben und Neuburg 39 (1913), 96; Rintelen, M., Das Wiener Merkantilprotokoll, ZRG GA 34 (1913), 258; Rintelen, M., Untersuchungen über die Entwicklung des Handelsregisters, 1914; Heimann, R., Die Entwicklung der handelsrechtlichen Veröffentlichung vom ALR bis zum ADHGB, 2008; Entwicklungsgeschichte des Handelsrechts. Synoptische Darstellung, bestehend aus ADHGBm HGB, 1897, heutigem deutschem Handelsrecht und österreichischem Unternehmensgesetzbuch, hg. v. Flume, J. u. a., 2009
2671Handelsvertrag ist der den →Handel zwischen mindestens zwei →Staaten betreffende Vertrag. Er findet sich nach Vorläufern des Altertums (z. B. Könige von Ebla und Assur Mitte 3. Jt.s v. Chr., Rom und Karthago 509 v. Chr.?) seit dem 12. Jh., und zwar neben dem Privileg des Herrschers. Seit der frühen Neuzeit setzen die (europäischen) Kolonialmächte ihre Interessen außer mit Gewalt auch mit ungleichen Handelsverträgen durch. Seit dem ausgehenden 18. Jh. wird die vor allem von Adam Smith (On the Origin and Causes of the Wealth of Nations 1776) entwickelte Vorstellung des Liberalismus grundlegend bedeutend. 1947 schafft das von 23 Staaten abgeschlossene, am 1. 1. 1948 in Kraft getretene General Agreement on Tariffs and Trade (GATT, völkerrechtlicher Vertrag, Deutschland 1951, Schweiz 1966) einen 1994 erneuerten Rahmen für den weltweiten Handel. 1995 wird von den damals 123 Mitgliedstaaten die Welthandelsorganisation (World Trade Organization WTO, Sitz in Genf) gegründet, die als Dachorganisation für weltweite Handelsvertragsabkommen dient. Lit.: Treue, W., Die deutsche Landwirtschaft zur Zeit Caprivis, Diss. phil. Berlin 1933; Prüser, J., Die Handelsverträge der Hansestädte Lübeck, Bremen und Hamburg, 1962; Krug, G., Amity & Commerce, 1999; Bayer, F., Das System der deutschen Handelsverträge von 1853 und 1914, 2004; Kleinschmidt, H., Das europäische Völkerrecht und die ungleichen Verträge um die Mitte des 19. Jahrhunderts, 2007; Damler, D., Imperium contrahens, 2008; Pahre, H., Politics and Trade Cooperation in the Nineteenth Century, 2008; Kleinschmidt, H., Geschichte des Völkerrechts in Krieg und Frieden. e-book 2013
2672Handelsvertreter (bis 1953 Handlungs-agent) ist der als Vertreter tätige Gehilfe des →Kaufmanns. Lit.: Schmidt, D., Die Reform des Rechts der Handelsvertreter, 1995; Bromm, B., Die Entstehungsgeschichte des Berufs der Handelsvertreter, 2000; Schmidt, K., Vom Handelsvertreterrecht zum modernen Vertriebsrecht, JuS 2008, 665
2673Handfeste ist eine mittelalterliche Bezeichnung für ein mit der Hand (Unterschrift) gefestigtes Schriftstück (Privileg) (vgl. gr. [N.] cheiró-graphon, Handschrift) (z. B. Georgenberger H. 1186, Kulmer H. 1233, Berner H. 1218?). Lit.: Die Freiburger Handfeste von 1249, hg. v. Foerster, H. u. a., 2003; Armgart, M., Die Handfesten des preußischen Oberlandes bis 1410 und ihre Aussteller, 1995; Stephan, J., Die Handfesten des Elbinger Komtureibuches, Jb. f. d. Gesch. Ost- und Mitteldeutschlands 54 (2008), 97
2674Handgemal (Handmahal) (N.) ist im deutschen Mittelalter (Erstbeleg hantmal im Abrogans der Mitte des 8. Jh.s, hantgemal noch verwendet in der Glosse zum sächsischen Weichbildrecht vom Ende des 14. Jh.s) das Handzeichen (?) und das vielleicht damit bezeichnete Stammgut (str.). Lit.: Köbler, WAS; Homeyer, C., Über die Heimat nach altdeutschem Recht, Abh. d. Akad. d. Wiss. Berlin 1852; Keller, S., Handmahal und anthmallus, ZRG GA 30 (1909), 224; Sohm, R., Über das Hantgemal, ZRG GA 30 (1909), 103; Meyer, H., Das Handgemal als Gerichtswahrzeichen des freien Geschlechtes bei den Germanen, 1934; Krogmann, W., Handmahal, ZRG GA 71 (1954), 126; Balon, J., L’Handgemal à l’épreuve du droit, ZRG GA 73 (1956), 141; Krogmann, W., Rechtsgeschichte ohne Philologie?, ZRG GA 74 (1957), 271; Schmidt-Wiegand, hantgemaelde, FS Werner Schröder, 1989, 333ff.
2675Handhafte Tat ist im Mittelalter die durch Ergreifen des Täters in oder unmittelbar nach der Ausführung gekennzeichnete Tat (vgl. im römischen Recht das [lat.] furtum [N.] manifestum). Vielleicht darf in ger-manischer Zeit der handhafte Täter sofort getötet werden. Die frühmittelalterlichen Volksrechte gestatten die Tötung zwar nicht (mehr) in allen Fällen, aber doch bei nächtlicher Tat, bei Widerstand oder Flucht. Vor Gericht ist dem Handhafttäter der →Reinigungseid verwehrt. Im Hochmittel-alter darf nur noch der handhafte Ehebrecher sofort getötet werden. In der vom Inquisitionsprozess gekennzeichneten Constitutio Criminalis Carolina (1532) scheint ein besonderes Verfahren bei handhafter Tat nicht mehr auf, doch ist noch nach § 127 StPO (1877/1879), wenn jemand auf frischer Tat betroffen oder verfolgt wird und er der Flucht verdächtig ist oder seine Identität nicht sofort festgestellt werden kann, jedermann befugt, ihn auch ohne richterliche Anordnung vorläufig festzunehmen. Lit.: Kaser §§ 32 II, 21 I; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 70, 86; Köbler, WAS; Scherer, M., Die Klage gegen den toten Mann, 1909; Brunner, H., Die Klage mit dem toten Mann und die Klage mit der toten Hand, ZRG GA 31 (1910), 235; Meyer, H., Gerüft, Handhaftverfahren und Anefang, ZRG GA 37 (1916), 382; Gernhuber, J., Die Landfriedensbewegung, 1952; Ebert, I., Pönale Elemente, 2004
2676Handlung (Wort um 900) ist das menschliche Verhalten, das als von Willen beherrschbar gedacht ist und daher objektiv zugerechnet werden kann. In den Einzelheiten problematisch wird die H. erst der neuzeitlichen Rechtswissenschaft. Im Strafrecht setzt sich am Ende des 19. Jh.s eine rein kausale Handlungslehre durch (Franz von List, Beling), die in der Mitte des 20. Jh.s von einer finalen Handlungslehre (Hans Welzel) bekämpft wird. Lit.: Köbler, DRG 204, 208; Bubnoff, E. v., Die Entwicklung des strafrechtlichen Handlungsbegriffes von Feuerbach bis Liszt, 1966; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
2677Handlungsfähigkeit →Geschäftsfähigkeit, Deliktsfähigkeit
2678Handlungsfreiheit ist die grundsätzlich bestehende Freiheit des Menschen, zu tun und zu lassen, was er will. Sie wird seit dem 18. Jh. in Verfassungsurkunden aufgenommen. Ihre bei dichtem Zusammenleben not-wendigen Schranken finden sich vor allem in Gesetzen. Lit.: Kukk, A., Verfassungsgeschichtliche Aspekte zum Grundrecht der allgemeinen Handlungsfreiheit, 2000
2679Handschenkung ist die am Anfang der Entwicklung der →Schenkung stehende, auch in der Gegenwart bei geringwertigen Gütern übliche, sofort vollzogene Schenkung. Lit.: Meinig, I., Die Entwicklung der Lehre von der Handschenkung, Diss. jur. Frankfurt am Main 1972
2680Handschlag ist das Vertrauen versinnbildlichende gegenseitige Handgeben zweier Vertragspartner zum Zeichen des Abschlusses des Geschäfts im deutschen Recht, dem bei den Römern lat. manum dare (Hand geben) entspricht. Lit.: Siegel, H., Handschlag und Eid, 1892
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