Suchoptionen
Suchart:
Ganzes Wort
Wortanfang
Wortteil
Andere Optionen:
nur zeichengetreue Treffer suchen
nur am Zeilenanfang suchen
Anzahl der Ergebnisse pro Seite:
10
20
50


Anzahl der Suchtreffer: 7773
PDF
#ZIEL
2581Grunddienstbarkeit (1721) ist die →Dienstbarkeit (lat. [F.] servitus), bei der ein Grundstück zugunsten des jeweiligen Eigentümers eines anderen Grundstücks in der Weise belastet wird, dass dieser das Grundstück in einzelnen Beziehungen benutzen darf, dass auf dem Grundstück gewisse Handlungen nicht vorgenommen werden dürfen oder dass die Ausübung eines Rechtes ausgeschlossen ist. Dem älteren deutschen Recht ist die G. fremd. Mit der Zunahme der Siedlungsdichte entwickeln sich Nutzungsrechte an fremden Grundstücken. Mit der Aufnahme des römischen Rechtes im ausgehenden Mittelalter dringt die Unterscheidung von bloß bestimmten Personen zustehenden (persönlichen) Dienstbarkeiten und den dem jeweiligen Eigentümer eines Grundstücks zustehenden Dienstbarkeiten (Grunddienst-barkeiten) ein. Lit.: Köbler, DRG 41; Naendrup, H., Zur Geschichte deutscher Grunddienstbarkeiten, 1900; Vleuten, M. van, Die Grunddienstbarkeiten nach altwestnordischem Rechte, 1902; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
2582Grundeigentum ist das →Eigentum an einem →Grundstück. Im Mittelalter ist das Grundstück vielfach lehnsrechtlich oder grundherrschaftlich gebunden. Im 19. Jh. werden diese Bindungen aufgehoben. Lit.: Judeich, A., Die Grundentlastung in Deutschland, 1863; Brünneck, W. v., Zur Geschichte des Grundeigentums in Ost- und Westpreußen, 1891, 1895, 1896; Hausmann, S., Die Grundentlastung in Bayern, 1892; Loening, O., Grunderwerb und Treuhand in Lübeck, 1907; Dyckerhoff, E., Die Entstehung des Grundeigentums und die Entwicklung der gerichtlichen Eigentumsübertragung an Grundstücken in der Reichsstadt Dortmund, 1909; Ernst, V., Die Entstehung des deutschen Grundeigentums, 1926; Haff, K., Zur Geschichte des germanischen Grundeigentums, ZRG GA 49 (1929), 433; Schabinger Freiherr von Schowingen, K., Das sankt gallische Freilehen, 1938; Habermann, N., Die preußische Gesetzgebung zur Herstellung eines frei verfügbaren Grundeigentums, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 3 1976, 3; Goeke, U., Das Grundeigentum im Luftraum und im Erdreich, 1999; Bertram, K., Die Gesetzgebung zur Neuregelung des Grundbuchs in der ersten Phase der freanzösischen Revolution, 2000
2583Grundentlastung ist die Aufhebung der Grundherrschaft (und Patrimonialgerichtsbarkeit) (z. B. in Österreich durch Grundentlastungspatent vom 30. 8. 1848 Richstag/7. 9. 1848 Kaiser auf Antrag Hans Kudlichs vom 26. 7. 1848, geldliche Abwicklung durch Entschädigungszahlung der Bauern innerhalb zehner Jahre weitgehend gelungen). →Bauernbefreiung.
2584Gründerleihe ist die Bodenleihe an Siedlungsgründer (z. B. Gent 941, Holländer an der Unterelbe 1106, Freiburg im Breisgau 1120?) als freie Erbleihe. Lit.: Arnold, W., Zur Geschichte des Eigentums, 1861; Kroeschell, K., Weichbild, 1960
2585Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland ist (im losen sprachlichen Anschluss an ältere [lat.] leges fundamentales, grundlegende Gesetze) die Verfassung(surkunde) der Bundesrepublik Deutschland vom 23. 5. 1949 (am 8. 5. 1949 für eine Übergangszeit beschlossen, mit 24. 5. 1949 in Kraft). Das G. entsteht auf Veranlassung der westlichen Besatzungsmächte des Deutschen Reiches. Ein von den 11 Ministerpräsidenten berufener Verfassungskonvent arbeitet vom 10. bis 23. 8. 1948 auf Herrenchiemsee einen Entwurf eines vorläufigen Organisationsstatuts aus. Dieser wird von einem →Parlamentarischen Rat in Bonn überarbeitet, von den drei westlichen Militärgouverneuren genehmigt und von den Vertretungen von 10 der 11 damaligen Länder angenommen. Er versteht die Bundesrepublik Deutschland als Bundesstaat, Rechtsstaat, Sozialstaat, Republik und streitbare Demokratie und gliedert sich in einen Grundrechtsteil (mit unmittelbarer Geltung) und einen Organisationsteil (Bundesstaat, Bundestag, Bundesrat, Bundespräsident, Bundeskanzler, Bundesverfassungsgericht und [5 weitere] Bundesgerichte). Es ist inzwischen vielfach geändert, trägt aber noch den ursprünglichen Namen, der informell auch mit Bonn in Beziehung gebracht werden kann (Bonner Grundgesetz). Die allgemeinen Regeln des Völkerrechts haben unmittelbare Geltung. Im Zuge von Europäisierung und Globalisierung sind geschichtliche Einzelheiten vermutlich zu überdenken. Lit.: Köbler, DRG 256; Maunz, T./Zippelius, R./Würtenberger, T., Deutsches Staatsrecht, 32. A. 2008; Vorgeschichte der Bundesrepublik Deutschland, hg. v. Becker, J., 1979; Buchner, P., Der Verfassungskonvent auf Herrenchiemsee, 1981; Diestelkamp, B., Die Verfassungsentwicklung in den Westzonen, NJW 1989, 1312; Das Grundgesetz und die Bundesrepublik Deutschland, hg. v. Benz, W. u. a., 1989; Robbers, G., Die Änderungen des Grundgesetzes, NJW 1989, 1125; Das Grundgesetz. Dokumentation seiner Entstehung, hg. v. Schneider, H., Bd. 1ff. 1990ff.; Wehner, G., Die Westalliierten und das Grundgesetz, 1994; Kahl, W., Die Entstehung des Grundgesetzes, JuS 1997, 1083; Bauer, A./Jestedt, M., Das Grundgesetz im Wortlaut, 1997; Niclauß, K., Der Weg zum Grundgesetz, 1998; Wilms, H., Ausländische Einwirkungen auf die Entstehung des Grundgesetzes, 1999; Wilms, H., Die Entstehung des Grundgesetzes, 1999; Schneider, H., 50 Jahre Grundgesetz, NJW 1999, 1497; Die Entstehung des Grundgesetzes, hg., v. Feldkamp, M., 1999; Auf dem Weg zum Grundgesetz, hg. v. Brakelmann, G., 1999; Dokumente zur neuesten deutschen Verfassungsgeschichte, hg. v. Wilms, H., 2001; Spevack, E., Allied Control and German Freedom, 2002; Ausländische Einwirkungen auf die Entstehung des Grundgesetzes – Dokumente -, hg. v. Wilms, H., 2003; Frankenberg, G., Grundgesetz, 2004; Das Grundgesetz zwischen Stabilität und Veränderung, hg. v. Huber, P., 2007; Grundgesetz - Textausgabe mit sämtlichen Ände-rungen, hg. v. Dreier, H. u. a., 2006, 2. A. 2007, 4. A. 2009, 5. A. 2010, 6. A. 2011, 7. A: 2012, 8. A. 2013;: 60 Jahre Grundgesetz, hg. v. Stern, K., 2010; Bauer, J., Der Beitrag der FDP-Fraktion im Parlamentarischen Rat zur Ausarbeitung des Grundgesetzes, 2013
2586Grundgesetz über die Reichsvertetung →Februarverfassung (1861)
2587Grundherr →Grundherrschaft
2588Grundherrschaft (M. 19. Jh.s) ist die von einem (weltlichen oder geistlichen) Grundherrn (z. B. König, Herzog, Bischof, Abt) beherrschte Gesamtheit von Gütern samt den darauf befindlichen Leuten, die dieser von einem Haupthof (→Fronhof, Salhof) aus mit Hilfe abhängiger Bauern (Grundholden, Hintersassen) bewirtschaftet (so genannte Villikationsver-fassung). Bereits im Altertum finden sich Verbindungen von umfangreichem Eigentum an Grundstücken und Herrschaftsrechten über Menschen. Wie weit die Germanen Vorformen der G. kennen, ist trotz der Hinweise Tacitus’ nicht sicher. Jedenfalls ist bereits im Frühmittelalter die G. (als Herrschaft über Land und Leute mit bis zu 5000 Höfen) im Reich der Franken weit verbreitet. In sie treten Bauern häufig durch Vergebung ihres Hofes an einen Herren ein. Die meist unfreien Hintersassen haben für die Nutzung des ihnen überlassenen Grundstücks →Abgaben und →Dienste zu leisten. Der Grundherr gewährt (außer Landnutzung) Schutz und Schirm. Die G. ist ein wichtiger Ausgangs-punkt für die Bildung von Landesherrschaft. Der Grundherr erlangt danach vielfach Patrimonialgerichtsbarkeit und Polizeigewalt. Mit dem Eindringen der Geldwirtschaft im Hochmittelalter wird die G. zur →Rentengrundherrschaft, in der Herrschaftsrechte allmählich auf den Staat übergehen. Im Nordosten des Reiches entwickelt sich die G. seit dem Spätmittelalter zur →Gutsherrschaft. Wo die Grundherren die Eigenwirtschaft aufgeben und das betreffende Land an Bauern ausgeben, entfällt die Verpflichtung zu Frondienst. Bereits im 15. Jh. können unterschiedliche Arten von Herrschaft über Land aus der G. entwickelt sein. Seit dem ausgehenden 18. Jh. wird die G. bis zur Mitte des 19. Jhs. allgemein beseitigt (→Bauernbefreiung, Ablösungsgesetzgebung, Österreich Grundentlastungspatent vom 30. 8. 1848 Reichstag/7. 9. 1848 Kaiser). Grund-sätzlich ist die (bäuerliche) G. vom (adligen) →Lehen streng zu trennen. Lit.: Köbler, DRG 16, 28, 32, 51, 77, 96, 111, 133, 174; Wittich, W., Die Grundherrschaft in Nordwest-deutschland, 1896; Knapp, T., Die Grundherrschaft im südwestlichen Deutschland, ZRG GA 22 (1901), 48; Kötzschke, R., Studien zur Verwaltungsgeschichte der Großgrundherrschaft Werden, 1901; Stengel, E., Grundherrschaft und Immunität, ZRG GA 25 (1904), 286; Fehr, H., Die Grundherrschaft im Sachsenspiegel, ZRG GA 30 (1909), 264; Grosch, G., Markgenossenschaft und Großgrundherrschaft im früheren Mittelalter, 1911; Hofbauer, S., Die Ausbildung der großen Grundherrschaften im Reiche der Merowinger, 1927; Klein, H., Die bäuerlichen Eigenleute des Erzstifts Salzburg im Mittelalter, Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 73 (1933), 74 (1934); Perrin, C., Recherches sur la seigneurie rurale, 1935; Lütge, F., Die mitteldeutsche Grundherrschaft, 1934, 2. A. 1957; Dopsch, A., Herrschaft und Bauer in der deutschen Kaiserzeit, 1939; Klebel, E., Die Grundherrschaften um die Stadt Villach, Archiv für vaterländische Geschichte 27 (1942); Adel und Bauern im deutschen Staat des Mittelalters, hg. v. Mayer, T., 1943; Kötzschke, R., Salhof und Siedelhof im älteren deutschen Agrarwresen, 1953; Schreiber, A., Rudolfingen, 1954; Kirchner, G., Probleme der spätmittelalterlichen Klostergrundherrschaft in Bayern, Z. f. bay. LG. 19 (1956), 1; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff.; Sprandel, R., Das Kloster St. Gallen, 1958; Bergengruen, A., Adel und Grundherrschaft im Merovingerreich, 1958; Lennard, R., Rural England, 1959; Feigl, H., Die niederösterreichische Grundherrschaft, 1964; Kuchenbuch, L., Bäuerliche Gesellschaft und Klosterherrschaft im 9. Jahrhundert, 1978; Henning, F., Landwirtschaft und ländliche Gesellschaft in Deutschland, Bd. 1f. 1978f.; Lindkvist, T., Landborna i Norden, 1979; Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, hg. v. Patze, H., 1983; Vassberg, D., Land and Society in Golden Age Castile, 1984; Strukturen der Grundherrschaft im frühen Mittelalter, hg. v. Rösener, W., 1989; Braasch-Schwersmann, U., Das Deutschordenshaus Marburg, 1989; Grundherrschaft und Stadtentstehung am Niederrhein, hg. v. Fink, K. u. a., 1989; Rösener, W., Grundherrschaft im Wandel, 1991; Kuchenbuch, L., Grundherrschaft, 1991; Rösener, W., Agrarwirtschaft, Agrarverfassung und ländliche Gesellschaft im Mittelalter, 1992; Troßbach, W., Bauern 1648-1806, 1993; Scherner, K., Ut propriam familiam nutriat - Zur Frage der sozialen Sicherung in der karolingischen Grundherrschaft, ZRG GA 111 (1994), 330; Čechura, J., Die Struktur der Grundherrschaften im mittelalterlichen Böhmen, 1994; Simon, T., Grundherrschaft und Vogtei, 1995; Grundherrschaft und bäuerliche Gesellschaft im Hochmittelalter, hg. v. Rösener, W., 1995; Strutture e trasformazioni della signoria rurale, hg. v. Dilcher, G. u. a., 1996; Grundherrschaft – Kirche – Stadt zwischen Maas und Rhein während des hohen Mittelalters, hg. v. Haverkamp, A. u. a., 1997; Otto, G., Die Arbeitsverfassung der bayerischen Grundherrschaft, 1998; Kuchenbuch, L., Abschied von der „Grundherrschaft“, ZRG GA 121 (2004), 1; Grüninger, S., Grundherrschaft im frühmittelalterlichen Churrätien, 2006 Winkelbauer, T., Gundaker von Liechtenstein als Grundherr, 2008; Heuvel, G. van den, Adlige Herrschaft, bäuerlicher Widerstand und territorialstaatliche Souveränität, 2011; Rösener, W., Die Grundherrschaft als Forschungskonzept, ZRG GA 120 (2012), 41; Stamm, V., Grundbesitz in einer spätmittelalterlichen Marktgemeinde, 2013 (Gries bei Bozen); Freudenberg, S., Trado atque dono, 2013; Kuchenbuch, L., Die Neuwerker Bauern und ihre Nachbarn im 14. Jahrhundert, 2013
2589Grundholde →Grundherrschaft
2590Grundlagenvertrag ist der am 21. 12. 1972/6. 6. 1973 zwischen Bundesrepublik Deutschland und Deutscher Demokratischer Republik abgeschlossene Vertrag. Lit.: Nakath, D., Die Verhandlungen zum deutsch-deutschen Grundlagenvertrag 1972, 1993
2591Grundpfandrecht ist (als abstrakte wissenschaftliche Gattungsbezeichnung) das in der Verpfändung eines Grundstücks bestehende beschränkte dingliche Recht (besitzloses Pfandrecht des Grundpfandgläubigers an einem Grundstück). →Hypothek, →Grundschuld Lit.: Köbler, DRG 212; Meibom, V. v., Das deutsche Pfandrecht, 1867; Mutzner, P., Geschichte des Grundpfandrechts in Graubünden, 1909; Weyermann, M., Zur Geschichte des Immobiliarkreditwesens in Preußen, 1910; Planitz, H., Das Grundpfandrecht in den Kölner Schreinskarten, ZRG GA 54 (1934), 1; Hedemann, H., Die Fortschritte des Zivilrechts im 19. Jh., II 2 1935, Neudruck 1968, 192; Planitz, H., Das deutsche Grundpfandrecht, 1936, Neudruck 1983; Herold, P., Geschichte des Zürcher Grundpfandrechts, 1939; Natzel, N., Die Entwicklung des vertraglichen Grundpfandrechts, Diss. jur. Bochum 1970; Schulin, H., Zur Entwicklung des Grundpfandrechts in der Schweiz, (in) Wissenschaft und Kodifikation des Privatrechts, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 3 1976; Buchholz, S., Absstraktionsbegriff und Immobiliarrecht, 1978; Schapp, J., Zum Wesen des Grundpfandrechts (in) Geschichtliche Rechtswissenschaft, hg. v. Köbler, G. u. a., 1990, 477
2592Grundrecht ist das dem Einzelnen zustehende, verfassungsmäßig verbürgte elementare Recht gegen den Staat als einheitlichen Herrschaftsträger (subjektives öffentliches Recht). Eine lose Vorform des Grundrechts wird in den Rechten sichtbar, die der englische König Johann Ohneland am 15. 6. 1215 den Baronen in der (lat.) →Magna Charta (F.) libertatum (große Urkunde der Freiheiten) als Privileg verbriefen muss (z. B. Steuerbewilligung, Pairsgericht). Zur gleichen Zeit sehen einzelne naturrechtliche Theoretiker (Thomas von Aquin 1225-1274) Leben, Freiheit und Eigentum als dem Zugriff des Staates entzogene allgemeine Rechte des Menschen an. In der Neuzeit betonen die Erklärung vom Dordrecht (15./16. 7. 1572) in den Niederlanden sowie Petition of Rights (1628), Habeas-Corpus-Act (1679) und Declaration of Rights (1689) in England besondere Rechte des Einzelnen. In den Einzelstaaten Nordamerikas finden zu Beginn des Unabhängigkeitskriegs gegen England auch fundamentale Rechte ([engl.] inherent rights, unalienable rights, [franz.] 1770 droits fundamentaux) des Einzelnen in die formellen Verfassungen (12. 6. 1776 Virginia Bill of Rights) Eingang (26. 8. 1789 Déclaration des droits de l’homme et du citoyen 26. 8. 1789 Frankreich). Nach Emanuel Joseph Sieyès (1748-1836, Januar 1789) ist man nicht durch Privilegien frei, sondern durch Rechte, die - entsprechend der französischen Revolutionsforderung der Gleichheit - allen gehören. 1791 wird die Verfayssung der Vereinigten Staaten von Amerika mit den ersten zehn amendments um die (Federal) Bill of Rights ergänzt. Dem folgen deutsche Verfassungen im 19. und 20. Jh. (schwach ausgeprägt in Bayern und Baden 1818 und Württemberg 1819, Österreich 25. 4. 1848 nur Staatszielbestimmungen, Kremsierer Entwurf, 4. 3. 1849 Grundrechtspatent für Cisleithanien, im Silvesterpatent 1851 aufgehoben, sehr modern „Grundrechte“ des geplanten aber gescheiterten Deutschen Reiches 27. 12. 1848 [17. 1. 1849 in Kraft und zwar auch für Österreich, 23. 8. 1851 durch Beschluss des Deutschen Bundes aufgehoben], eher rückständig Preußen 1850, nicht die Verfassung von 1871, Österreich 21. 12. 1867), wobei sich viele Grundrechte bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vom politischen Programmsatz zum einlösbaren Rechtsanspruch wandeln. Inhaltlich bilden die verschiedenen Formen der →Freiheit und der →Gleichheit (→Gleichheitsgrundsatz) den Kern der in erster Linie gegen den Staat gerichteten Grundrechte, die darüber hinaus selbst Grundlage von Herrschaft und sozialer Sicherung sein sollen. Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland stärkt die Bedeutung der politisch-liberalen Freiheitsrechte und Gleichheitsrechte in vielfacher Hinsicht, so dass sie nicht zuletzt durch die Rechtsprechung des Bundesverfassungsge-richts eine kaum zu überschätzende Bedeutung für die Gesamtrechtsordnung gewinnen. →Menschenrecht, Charta der Grundrechte der Europäischen Union vom 12. 12. 2007, seit 1. 12. 2009 den Gemeinschaftsverträgen gleichgestellt Lit.: Köbler, DRG 191, 194, 195, 231, 232, 257; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2 1975, 1047; Mommsen, T., Die Grundrechte des deutschen Volkes, 1849, Neudruck 1969; Fürstenau, H., Das Grundrecht der Religionsfreiheit, 1891; Eckhardt, E., Die Grundrechte vom Wiener Kongress bis zur Gegenwart, 1913; Jellinek, G., Die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte, 4. A. 1927 (e-book 2013); Grundrechte und Grundpflichten der Reichsverfassung, hg. v. Nipperdey, H., Bd. 1ff. 1929ff.; Voigt, A., Geschichte der Grundrechte, 1948; Bohatec, J., England und die Geschichte der Menschen- und Bürgerrechte, 1956; Genzmer, H., Die Grundrechte in der Hamburger Konstituamte, Diss. jur. Hamburg 1957; Schnur, R., Zur Geschichte der Erklärung der Menschenrechte, 1964; Oestreich, G., Geschichte der Menschenrechte und Grundfreiheiten im Umriss, 1968, 2. A. 1978; Hartung, F., Die Entwicklung der Menschen und Bürgerrechte, 4. A. 1972; Die Grundrechtsdiskussion in der Paulskirche, hg. v. Scholler, H., 1973; Rimscha, W. v., Die Grundrechte im süddeutschen Konstitutionalismus, 1973; Huber, E., Grundrechte im Bismarkschen Reichssystem, FS U. Scheuner, 1973, 163; Oestreich, G., Geschichte der Menschenrechte und Grundfreiheiten, 2. A. 1978; Grund- und Freiheitsrechte im Wandel von Gesellschaft und Geschichte, hg. v. Birtsch, G., 1981; Grundrechte im 19. Jahrhundert, hg. v. Dilcher, G. u. a., 1982; Starck, C., Entwicklung der Grundrechte, 1982; Sutter, B., Die Entwicklung der Grundrechte, 1982; Loew, W., Die Grundrechte, 2. A. 1982; Stern, K., Grundideen europäisch-amerikanischer Verfassungsstaatlichkeit, 1984; Köck, H., Der Beitrag der Schule von Salamanca zur Entwicklung der Lehre von den Grundrechten, 1987; Eisenhardt, U., Die gerichtliche Überprüfung, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, 1987, 75; Grund- und Freiheitsrechte von der ständischen zur spätbürgerlichen Gesellschaft, hg. v. Birtsch, G., 1987; Brauneder, W., Geschichte der Grundrechte in Österreich, 1992; Dreier, H., Dimensionen der Grundrechte, 1993; Böhme, H., Politische Rechte des Einzelnen in der Naturrechtslehre, 1993; Oechsle, K., Die steuerlichen Grundrechte, 1993; Schmale, W., Archäologie der Grund- und Menschenrechte, 1997; Kröger, K., Grundrechtsentwicklung, 1998; Mohnhaupt, H., Von den leges fundamentales, Ius commune 25 (1998), 121; Hufen, E., Entstehung und Entwicklung der Grundrechte, NJW 1999, 1504; Lamprecht, R., Vom Untertan zum Bürger, 1999; Müller, J., Grundrechte in der Schweiz, 1999; Eisenhardt, U., Zur Entwicklung des Grundrechts-verständnisses, FS A. Söllner, 2000; Die Grundrechte im Spiegel des Plakats, hg. v. Artinger, K., 2000; Austermühle, G., Zur Entstehung und Entwicklung eines persönlichen Geheimsphärenschutzes, 2002; Das Menschenbild der Grundrechte, hg. v. Schünemann, B. u. a., 2002; Schäfer, H., Die ungeschriebenen Freiheits-rechte in der schweizerischen Bundesverfassung, 2002; Quellen zur Entstehung der Grundrechte in Deutschland, hg. v. Fikentscher, W. u. a., 2002; Köster, F., Entstehungsgeschichte der Grundrechtsbestimmungen des zweiten Hauptteils der Weimarer Reichsverfassung, 2003; Handbuch der Grundrechte, hg. v. Merten, D. u. a., Bd. 1ff. 2004ff.; Goller, P./Oberkofler, G., Grundrechtskatalog für Österreich?, 2004; Pauly, W., Grundrechtslaboratorium Weimar, 2004; Suppé, R., Die Grund- und Menschenrechte in der Staatslehre des 19. Jahrhunderts, 2004; Das Lüth-Urteil, hg. v. Henne, T. u. a., 2005; Hilker, J., Grundrechte im deutschen Frühkonstitutionalismus, 2005; Staatsrecht der Bundesrepublik Deutschland, hg. v. Stern, K., Bd. 4 2006f.; Mahlmann, M., Elemente einer ethischen Grundrechtstheorie, 2008; Pannenborg, E., Inhalt und Bedeutung der Grundrechte der Paulskirchenverfassung von 1848/49, 2013
2593Grundrente ist der Ertrag, den der Grund (Grundstück) ohne Arbeitsaufwand und Kapitalaufwand des Eigentümers abwirft. Die G. ist eine vermögensrechtliche →Reallast ohne persönliche oder dingliche Abhängigkeit. Sie hat sich vermutlich aus der →Erbleihe entwickelt. Später wird die G. vor allem durch →Rentenkauf geschaffen. Seit dem 14. Jh. überwiegt die Geldrente die Rente in Naturalleistungen. In der Neuzeit wird die G. durch das verzinsliche hypothekarisch gesicherte →Darlehen ersetzt. Mit der Beseitigung des kanonischen Zinsverbots wird sie entbehrlich und in ihren Resten bei der Gundentlastung des 19. Jh.s aufgehoben. In einem anderen Sinn ist Grundrente auch eine Mindestrente im Rahmen der Sozialabsicherung. Lit.: Hübner 397; Delbanco, G., Entwicklungsgeschichte der Grundrentelehre, 1921; Patzig, R., Kritische Dogmengeschichte der Grundrente, 1923 (masch. schr.); Winter, H., Der Rentenkauf in der freien Reichsstadt Schweinfurt, 1970
2594Grundruhr ist die Berührung des Grundes durch ein Schiff (beim Schiffbruch). Die anfängliche Folge der G. ist, dass das Gut (anfangs einschließlich der Besatzung) dem zufällt, der es (auf seinem Grund und Boden) in Besitz nimmt. Seit dem 12. Jh. wird dies von Kirche (1110, 1179) und Kaiser (1177) bekämpft und durch das Strandregal zu ersetzen versucht. Das Völkerrecht der Gegenwart gesteht ein Strandrecht bzw. Bergerecht dem Küstenstaat zu. Lit.: Kämpffer, J., Jus appulsus, Diss. jur. Jena 1680; Nittemaa, V., Das Strandrecht in Nordeuropa im Mittelalter, 1955
2595Grundschuld (1807) ist eine Belastung eines Grundstücks in der Weise, dass an den, zu dessen Gunsten die Belastung erfolgt, eine bestimmte Geldsumme aus dem Grundstück zu zahlen ist. Die in Mecklenburg ausgebildete G. wird 1900 in das deutsche Bürgerliche Gesetzbuch aufgenommen. Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 213; Buchholz, S., Abstraktionsprinzip und Immobiliarrecht, 1978; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
2596Grundsteuer ist die von →Grundstücken und grundstücksgleichen Rechten zu entrichtende →Steuer. Sie wird bereits von dem römischen Kaiser Diokletian (284-313/316) erhoben. Der frühneuzeitliche Staat greift dies wieder auf. Wegen der bisher eher geringen Höhe ist künftig mit verstärkter Abschöpfung zu rechnen. Lit.: Köbler, DRG 55, 152; Mit dem Zehnten fing es an, hg. v. Schultz, U., 3. unv. A. 1992
2597Grundstück (1571, nach 1650?) ist der abgegrenzte Teil der Erdoberfläche (, der im Bestandsverzeichnis eines Grundbuchblatts unter einer besonderen Nummer gebucht ist). Im römischen Recht sind die italischen Grundstücke (lat.) →res (F.Pl.) mancipi (handgreifbare Sachen), die durch (lat.) mancipatio) übertragen werden. Im deutschen Recht wird das G. vielfach anders behandelt als die bewegliche Sache. Dementsprechend wird nach dem deutschen Bürgerlichen Gesetzbuch (1900) das Eigentum an beweglichen Sachen grundsätzlich durch Einigung und Übergabe, das Eigentum an Grundstücken durch Einigung (Auflassung) und Eintragung in das Grundbuch übertragen. Im 20. Jh. ist der Erwerb landwirt-schaftlich genutzter Grundstücke durch das Erfordernis staatlicher Geneh-migung eingeschränkt (Grundstücksverkehrsbekanntmachung vom 15. 3. 1918, Grundstücksverkehrsgesetz vom 28. 7. 1961, österreichische Grundverkehrsord-nung vom 9. 8. 1915, Grundverkehrsgesetz 1919). Lit.: Kaser §§ 18, 28; Hübner 181; Köbler, DRG 90; Böckel, F., Die Grundstücksübereignung in Sachsen-Weimar-Eisenach, 1911; Hallermann, H., Die Erbleihe an Grundstücken in den westfälischen Städten, 1925; Richter, G., Die Grundstücksübertragung im ostfälischen Sachsen, 1934; Merk, W., Die Grundstücksübertragung in Meersburg am Bodensee, ZRG GA 55 (1935), 169, 56 (1936), 1; Richter, G., Die Grundstücksübereignung im ostfälischen Sachsen, 1934; Conrad, H., Liegenschaftsübereignung und Grundbucheintragung in Köln während des Mittelalters, 1935; Mayer-Edenhauser, T., Das Recht der Liegenschaftsübereignung in Freiburg, 1937; Voser, P., Die altdeutsche Liegenschaftsübereignung, 1957; Köbler, G., Die rechtliche Regelung des Eigentumserwerbs an Grundstücken in Preußen, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 3 1967, 201; Müller, W., Fertigung und Gelöbnis mit dem Gerichtsstab, 1976; Hofmeister, H., Zur Entwicklung des Eigentumserwerbs an Grundstücken und des Grundkredits in Österreich unter besonderer Berücksichtigung des Einflusses der preußischen Gesetzgebung von 1872, Wissenschaft und Kodifikation 3, 1976, 346; Hofmeister, H., Die Grundsätze des Liegenschaftserwerbs in der österreichischen Privatrechtsentwicklung seit dem 18. Jahrhundert, 1977; Joswig, D., Die germanische Grundstücksübertragung, 1984; Schwenk, A., Die Formbestimmung des § 313 BGB a. F., 2010; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
2598Gründungsstadt ist die durch bewusste Gründungshandlung geschaffene →Stadt (z. B. Freiburg im Breisgau 1120?). Lit.: Kroeschell, DRG 2
2599Grundvertrag →Grundlagenvertrag
2600Grüne Lit.: Mende, S., „Nicht rechts, nicht links, sondern vorn“. Eine Geschichte der Gründungsgrünen, 2011
Erste | ... | 129 | 130 | 131 | ... | Letzte