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#ZIEL
2401Geschäftsführung ohne Auftrag (Geschäftsführung 1691, Geschäftsführung ohne Auftrag 1811, Geschäftsführer 1807, Geschäftsherr 1351) ist das gesetzliche, unvollkommen zweiseitige Schuldverhältnis, das dadurch entsteht, dass ein Geschäftsführer (ohne Auftrag) für einen anderen (Geschäftsherrn) ein Geschäft besorgt, obwohl zwischen ihnen noch kein Rechtsverhältnis (Auftrag) besteht. Die G. o. A. (lat. negotia [N.Pl.] gesta, geführte Geschäfte) ist im römischen Recht entsprechend ihrer Stellung im Edikt des Prätors vermutlich von der Vertretung (eines abwesenden Freundes) im Rechtsstreit ausgegangen. Die Verpflichtungen aus der Tätigkeit (Herausgabe des vom Geschäftsführer Erlangten, Ersatz der Aufwendungen des Geschäftsführers) werden wie beim Auftrag auf die Treue (lat. [F.] fides) begründet. Justinian ordnet die G. o. A. als Quasikontrakt ein. Mit der Aufnahme des römischen Rechtes wird die G. o. A. als gesetzliches Schuldverhältnis in Deutschland übernommen. Lit.: Kaser § 44 II; Söllner § 9; Köbler, DRG 47; Wollschläger, C., Die Geschäftsführung ohne Auftrag, 1976; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, § 98; Sippel, H., Geschäftsführung ohne Auftrag, 2005; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
2402Geschäftsgrundlage ist die Gesamtheit der wesentlichen, nicht (besonders vereinbarten) Vertragsbestandteil gewordenen Voraussetzungen eines Vertrags-schlusses. Oertmann gibt der Lehre vom Wegfall der G. eine sich im 20. Jh. durchsetzende Gestalt. 2002 erfolgt eine allgemeine Aufnahme in das Bürgerliche Gesetzbuch Deutschlands. →clausula rebus sic stantibus Lit.: Zirker, M., Vertrag und Geschäftsgrundlage, 1996; Reiter, C., Vertrag und Geschäftsgrundlage im deutschen und italienischen Recht, 2002; Huang, Z., Zur Lehre von der Geschäftsgrundlage nach altem und neuem Recht, 2009
2403Geschäftsordnung ist die einer Geschäftsführung einer Gruppe von Menschen zugrundegelegte Ordnung. Sie entsteht anfangs nur inhaltlich, wird aber im politischen Bereich in England seit dem 16. Jh. in Fallsammlungen abgebildet. In Frankreich gibt sich 1814 die Abgeordnetenkammer eine formelle G. die zum Vorbild für viele weitere Geschäftsordnungen wird. Lit.: Hatsell, J., Precedents of proceedings in the House of Commons, 1781; Die Geschäftsordnungen deutscher Parlamente seit 1848, hg. v. Deutschen Bundestag, 1986; Hayungs, C., Die Geschäftsordnung des hannover-schen Landtages, 1999; Mertens, B., Gesetzgebungskunst im Zeitalter der Kodifikationen, 2004
2404Geschäftsunfähigkeit →Geschäftsfähigkeit
2405Geschäftszeuge ist der zu einem Geschäft als →Zeuge zugezogene Mensch. Er findet sich bereits im frühen römischen und wohl auch im germanischen Recht. Mit Vordringen der Schriftlichkeit verliert er gegenüber der dauerhafteren Urkunde seit dem Hochmittelalter grundsätzlich an Bedeutung. Lit.: Ruth, R., Zeugen und Eideshelfer, 1922; Lepsius, S., Von Zweifeln zur Überzeugung, 2003
2406Geschichte ist das in der Dimension Zeit Geschehene und die (im Rahemen der Rhetorik) damit befasste Wissenschaft (Anfänge bei [Eunapios, ]Herodot und Thukydides in der griechischen Antike). Besondere Gebiete der G. sind beispielsweise das Recht, die Gesellschaft oder die Wirtschaft. Methode der G. ist das Verstehen des Vergangenen durch den gegenwärtigen Betrachter. Grundfiguren der Geschichtsschreibung sind nach Alexander Demandt Dekadenzgedanke, Fortschrittsbewusstsein samt Fortschrittskritik, Kreislauftheorien, Epochenbewusstsein, Aufklärung, histori-scher Idealismus, universaler Individualismus, Historismus, historischer Mate-rialismus, paradigmatisches Geschichtskonzept, Morphologie der Weltge-schichte, Geschichtsbiologismus und posthistorische Apokalyptik. Im 19. Jh. wird die G. zu einer eigenständigen Wissenschaft (Leopold von Ranke, Johann Gustav Droysen) Lit.: Wattenbach, W., Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter, 1858; Below, G. v., Die deutsche Geschichtsschreibung, 1916; Rothenbücher, K., Über das Wesen des Geschichtlichen, 1926; Wattenbach, W., Deutschlands Geschichtsquellen, Bd. 1ff. 1938ff.; Brandenburg, E., Der Begriff der Entwicklung, 1941 (SB Leipzig); Weis, E., Geschichtsschreibung und Staatsauffassung in der französischen Enzyklopädie, 1956; Dahlmann/Waitz, Quellenkunde der deutschen Geschichte, 10. A. Bd. 1f. 1969ff.; Fuchs, K./Raab, H., Wörterbuch Geschichte, 11. A. 1998; Baumgart, W., Bücherverzeichnis zur deutschen Geschichte, 15. A. 2003, 17. A. 2010; Brandt, A., Werkzeug des Historikers, 1958, 17. A. 2007; Postel, R., Johann Martin Lappenberg, 1972;Henze, D., Enzyklopädie der Entdecker und Erforscher der Erde, Bd. 1ff. 1978ff. (Sonderausgabe 2011); Meister, K., Die griechische Geschichtsschreibung, 1990; Simon, C., Historiographie, 1996; Demandt, A., Geschichte der Geschichte, 1997; Burkardt, J., Die historischen Hilfswissenschaften in Marburg, 1997; Iggers, G., Deutsche Geschichtswissenschaft, 4. A. 1997; Hauptwerke der Geschichtschreibung, hg. v. Reinhardt, V., 1997; Flach, D., Römische Geschichtsschreibung, 3. A. 1998; Das europäische Geschichtsbuch, 1998; Kirste, S., Die Zeitlichkeit des positiven Rechts, 1998; Goetz, H., Geschichtsschreibung und Geschichtsbewusstsein, 1999; Das Jahrtausend im Spiegel der Jahrhunderte, hg. v. Gall, L., 1999; Chun, J., Das Bild der Moderne in der Nachkriegszeit, 2000; Geschichtskultur, hg. v. Mütter, B. u. a., 2000; Mehl, A., Römische Geschichtsschreibung, 2001; Kompass der Geschichtswissenschaft, hg. v. Lottes, G. u. a., 2001; Internet-Handbuch Geschichte, hg. v. Jenks, S. u. a., 2001; Wolfrum, E., Geschichte als Waffe, 2001; Die Nation schreiben, hg. v. Conrad, C. u. a., 2002; Geschichtswissenschaft um 1950, hg. v. Duchhardt, H., 2002; Lexikon Geschichtswissenschaft, hg. v. Jordan, S., 2002; Geschichte(n) der Wirklichkeit, hg. v. Landwehr, A., 2002; Kompass der Geschichtswissenschaft, hg. v. Eibach, J. u. a., 2002; Fellner, F., Geschichtsschreibung und nationale Identität, 2002; Formen römischer Geschichtsschreibung von den Anfängen bis Livius, hg. v. Eigler, U., 2003; Howell, M./Prevenier, W., Werkstatt des Historikers, 2004; Freytag, N./Piereth, W., Kursbuch Geschichte, 2004; Griff nach der Deutungsmacht, hg. v. Winkler, A., 2004; Geschichtspolitik, hg. v. Fröhlich, C. u. a., 2004; Wozu Geschichte(n)?, hg. v. Sommer, A. u. a., 2004; Fried, J., Der Schleier der Erinnerung, 2004; Herbst, L., Komplexität und Chaos, 2004; Schramm, G., Fünf Wegscheiden der Weltgeschichte, 2004; Fasolt, C., The Limits of History, 2004; Henning, E., Auxilia historica, 2. A. 2004; Clemens, G., Sanctus amor patriae, 2004; Zwenger, T., Einführung in die Geschichtsphilosophie, 2005; Tschopp, S., Das Unsichtbare begreifen, HZ 280 (2005), 39; Geschichtsdarstellung, hg. v. Borsò, V. u. a., 2005; Baberowski, J., Der Sinn der Geschichte, 2005; Nolte, H., Weltgeschichte, 2005; Geschichte für Leser, hg. v. Hardtwig, W. u. a., 2005; Völkel, M., Geschichtsschreibung, 2005; Historische Hilfswissenschaften, hg. v. Diederich, T. u. a., 2005; Nagel, A., Im Schatten des Dritten Reichs, 2005 (Mayer, Aubin, Baethgen, Heimpel, Grundmann, Tellenbach, Schlesinger, Bosl, Beumann); Fellner, F. u. a., Österreichische Geschichtswissenschaft im 20. Jahrhundert, 2006; Christ, K., Klios Wandlungen. Die deutsche Althistorie, 2006; Hasberg, W., Didaktik der Geschichte, 2006; Pape, J., Der Spiegel der Vergangenheit, 2006; Völkel, M., Geschichtsschreibung, 2006; Große, J., Kritik der Geschichte, 2006; Timpe, D., Antike Geschichtsschreibung, 2007; Langewiesche, D., Zeitwende. Geschichtsdenken heute, hg. v. Plaert, U. u. a., 2008; Österreichische Historiker 1900-1945, hg. v. Hruza, K., Bd. 1f. 2008ff.; Geschichte, hg. v. Budde, G. u. a., 2008; Die Rückkehr der deutschen Gesxhichtswissenschaft, hg. v. Pfeil, U., 2008; Goetz, H., Geschichtsschreibung und Geschichtsbewusstsein im hohen Mittelalter, 2. A. 2009; Henning, E., 175 Fragen & Antworten rund um die historischen Hilfswissenschaften, 2009; WBG Weltgeschichte, hg. v. Demel, W. u. a., Bd. 1ff. 2009ff.; Nolte, H., Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts, 2009; Daniels, M., Geschichtswissenschaft im 20. Jahrhundert, 2009; Geschichte schreiben, hg. v. Rau, S. u. a., 2009; 150 Jahre Geschichtsforschung, 2009; Historiographie an europäischen Höfen, hg. v. Völkerl, M. u. a., 2009; Nolte, H., Weltgeschichte des 20. Jahrhundewrts, 2009; Näf, B., Antike Geschichtsschreibung, 2010; Fritz, H. u. a., Fachwissenschaft Geschichte, 2010; Mégier, E., Christliche Weltgeschichte im 12. Jahrhundert, 2010; Paravicini, W., Die Wahrheit der Historiker, 2010; Geschichtswissenschaft in der Demokratie, hg. v. Cornelißen, C., 2010; Vademekum der Geschichtswissenschaften, 9. A. 2010, 10. A. 2012; Dunkhase, J., Werner Conze, 2010; Kamp, A., Vom Palöolithikum zur Postmoderne - Die Genese unseres Epochen-Systems, Bd. 1 2010; Greiert, A., Viele sind berufen, aber wenige auserwählt, HZ 292 (2011), 398; Demandt, A., Philosophie der Geschichte, 2011; Haber, P., Digital Past, 2011; The Oxford History of Historical Writing, hg. v. Woolf, D., Bd. 1ff. 2011ff.; Geschichtsvorstellungen, hg. v. Patzold, S. u. a., 2012; Gierl, M., Geschichte als präzisierte Wissenschaft - Johann Christoph Gatterer, 2012; Geschichtsschreibung als herrschaftskritische Aufgabe, hg. v. Kuretsidis-Haider, C. u. a., 2013; Iggers, G. u. a., Geschichtskulturen, 2014; Rösener, W., Das Max-Planck-Institut für Geschichte (1956-2006) - Fünfzig Jahre Geschichtsforschung, 2014
2407Geschlecht ist der (agnatische) Familienverband und die natürliche Verschiedenheit von Lebewesen hinsichtlich der Fortpflanzungsfunktion (Geschlechterforschung). Lit.: Stoob, H., Die dithmarsischen Geschlechterverbände, 1951; Frauen in der Geschichte des Rechts, hg. v. Gerhard, U., 1997; Duncker, A., Gleichheit und Ungleichheit in der Ehe, 2003; Gottschalk, K., Eigentum, Geschlecht, Gerechtigkeit, 2003; Fried, J., Konradiner und kein Ende, ZRG GA 123 (2006), 1; Geschlechterbeziehungen in Ostmitteleuropa nach dem zweiten Weltkrieg, hg. v. Kraft, C., 2008; Gender Difference in European Legal Cultures, hg. v. Gottschalk, K., 2013
2408Geschlechtsvormundschaft →Vormundschaft, Frau Lit.: Signori, G., Geschlechtsvormundschaft und Gesellschaft, ZRG GA 116 (1999), 119
2409Geschmacksmuster ist das ästhetisch wirkende gewerbliche Muster oder Modell, das durch Gesetz zugunsten des Urhebers besonders geschützt ist. Seine Anfänge gehen auf Zunftordnungen in Florenz (1418), Genf (1432), Flandern und Burgund zurück. Staatliche Regelungen werden im 18. Jh. in Frankreich (1711, 1744) und England (1787) erlassen. Eine Unterscheidung zwischen Kunstwerk und G. findet Frankreich (1787, 1806). In Deutschland wird am 11. 1. 1876 das Geschmacksmustergesetz geschaffen. Lit.: Schmid, P., Die Entwicklung des Geschmacksmusterschutzes, 1896; Werner, H., Die Geschichte des deutschen Geschmacksmusterrechtes, Diss. jur. Erlangen 1954
2410Geschworener (lat. [M.] iuratus) ist der Mensch, der einen Schwur (→Eid) abgelegt hat (, eine Handlung rechtmäßig auszuführen). Geschworene treten im römischen Recht und auch im Frühmittelalter im deutschen Recht auf. Insbesondere Inhaber eines Amtes müssen einen Eid leisten, ihr Amt rechtmäßig auszuüben (z. B. Richter, Schöffe, Bürgermeister, Ratmann). Im 19. Jh. wird das →Schwurgericht mit besonderen Geschworenen besetzt. Lit.: Söllner §§ 8, 9, 11; Köbler, DRG 263; Biener, F., Beitrag zur Geschichte des Inquisitionsprozesses und der Geschworenengerichte, 1827, Neudruck 1965; Gneist, R. v., Die Bildung der Geschworenengerichte in Deutschland, 1849, Neudruck 1967; Mayer, E., Geschworenengericht und Inquisitionsprozess, 1916; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; Behrends, O., Die römische Geschworenenverfassung, 1970; Kleinz, A., Individuum und Gemeinschaft in der juristischen Germanistik, 2001
2411Geschworenengericht ist in Österreich bis 1993 das Gericht, in dem seit 18. 5. 1848 Laien (Geschworene, zunächst nur in Pressedelikten, in sonstigen Delikten 17. 1. 1850, 1852 abgeschafft, wiedereingeführt für Pressedelikte mit Gesetz vom 9. 3. 1869, allgemein ab 23. 5. 1873) allein über die Schuldfrage zu entscheiden haben (aufgehoben vom 19. 6. 1934-22. 11. 1950). Lit.: Olechowski, T., Die Entwicklung des Preßrechts in Österreich bis 1918, 2004
2412Geselle ist ursprünglich der Mensch, der (mit einem anderen Menschen) im selben Raum lebt. Im 18. Jh. wird G. (in Ablösung von Knecht) zur Bezeichnung des Handwerkers, der nach einer Lehrzeit eine Prüfung bestanden hat und noch nicht Meister ist. Lit.: Köbler, WAS; Schanz, G., Zur Geschichte der deutschen Gesellenverbände, 1877; Wissel, R./Hahm, K., Des alten Handwerks Recht und Gewohnheit, Bd. 1ff. 2. A. 1981; Reininghaus, W., Die Entstehung der Gesellengilden im Spätmittelalter, 1981; Historische und rechtshistorische Beiträge und Untersuchungen zur Frühgeschichte der Gilde, hg. v. Jankuhn, H. u. a., 1981; Schulz, K., Handwerksgesellen und Lohnarbeiter, 1985; Wesoly, K., Lehrlinge und Handwerksgesellen am Mittelrhein, 1985; Reith, R., Arbeits- und Lebensweise im städtischen Handwerk, 1988; Bräuer, H., Gesellen im sächsischen Zunfthandwerk 1989; Wadauer, S., Die Tour der Gesellen, 2005
2413Gesellschaft (Wort 830 Tatian, Gesellschaftsvermögen 1742) ist die Gesamtheit von Menschen, insbesondere im Privatrecht die Vereinigung mehrerer Menschen (ausnahmsweise nach neuerer Entwicklung auch die Tätigkeit eines einzigen Menschen) durch Rechtsgeschäft zur Erreichung eines (gemeinsamen) Zweckes. Im altrömischen Recht schließt sich die G. an die Hauserbengemeinschaft (lat. [N.] →consortium, ohne persönliche Haftung der Gesellschafter) an. Daneben entwickelt sich in den letzten vorchristlichen Jahrhunderten ein formfreier Zusammenschluss zu gemeinschaftlichen Handelsunternehmungen. Aus beiden entsteht die G. (lat. [F.] →societas). Wohl auch im Anschluss an die Miterbengemeinschaft bilden sich im Hochmittelalter vertragliche Zusammenschlüsse zu Handelszwecken unterschiedlicher Ausge-staltung (stille G., offene G., beschränkte Haftung, unbeschränkte Haftung, Mitarbeit, Kapitaleinsatz, wahrscheinlich persönliche Haftung des Gesellschafters, erstmals jedenfalls angeordnet in Stadtrechtsreformationen). Hieraus werden allmählich die offene Handelsgesellschaft, die Komman-ditgesellschaft und die stille G. Nach Entdeckung der neuen Welt bewirken hoher Kapitalbedarf und großes Risiko (der Seefahrt) die Ausbildung der →Aktiengesellschaft (Anfang 17. Jh.). In den Kodifikationen zwischen 1794 und 1811 wird das Gesellschaftsvermögen zum eigenen Haftungsvermögen. Im 19. Jh. wird das Recht der G. genauer geregelt (Code de commerce, ADHGB 1861). 1892 wird im Deutswchen Reich durch Gesetz eine besondere →G. mit beschränkter Haftung geschaffen. Die Grundform der nichtrechtsfähigen G. wird im deutschen Bürgerlichen Gesetzbuch (1900) als →Gesamthand ausgestaltet. In der zweiten Hälfte des 20. Jh.s wird zunächst bei der G. mit beschränkter Haftung die →Einmanngesellschaft zugelassen und 2001 die Teilrechtsfähigkeit und damit auch die Parteifähigkeit einer bürgerlichrechtlichen Außengesellschaft anerkannt. Lit.: Kaser § 43; Hübner § 41; Köbler, DRG 14, 17, 29, 45, 46, 51, 64, 67, 98, 121, 135, 146, 167, 176, 207, 225, 252; Köbler, WAS; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2 1975, 801; Goldschmidt, L., Handbuch des Handelsrechts, 1864, 2. A. 1875, darin Universalgeschichte des Handelsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, Neudruck 1957; Lehmann, K., Die geschichtliche Entwicklung des Aktienrechts, 1895, Neudruck 1968; Weber, M., Zur Geschichte der Handelsgesellschaften, 1898; Silberschmidt, W., Beteiligung und Teilhaberschaft, 1915; Lévy-Bruhl, H., Histoire juridique des Sociétés de Commerce en France, 1938; Lutz, E., Die rechtliche Struktur süddeutscher Handelsgesellschaften, 1976; Servos, R., Die Personenhandelsgesellschaften und die stille Gesellschaft, Diss. jur. Köln 1984; Weißen-Micus, M., Tatbestandsmerkmale des Gesellschaftsvertrags im 19. Jahrhundert, 1985; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, § 107; Blickle, P., Unruhen in der ständischen Gesellschaft, 1988, 2. A: 2010, 3. A: 2012; Misera, K., Klagen manente societate, FS R. Nirk, 1992, 697; Reiter, H., Die Handelsgesellschaft Villeroy & Boch, 1992; Cordes, A., Stuben und Stubengesellschaften, 1993; Gall, L., Von der ständischen zur bürgerlichen Gesellschaft, 1993, 2. A. 2012; Friedeburg, R. v., Ländliche Gesellschaft und Obrigkeit, 1997; Cordes, A., Spätmittelalterlicher Gesellschaftshandel im Hanseraum, 1998; Hartung, W., Geschichte und Rechtsstellung der Compagnie in Europa, Diss. jur. Bonn 2000; Hofmeister, J., Die Entwicklung des Gesellschafterwechsels, 2002; Thomas, F., Die persönliche Haftung von Personenge-sellschaftern, 2003; Meissel, F., Societas, 2004; Weiss, M., Rechtsfähigkeit, Parteifähigkeit und Haftungsordnung der BGB-Gesellschaft, 2005; Politische Vereine, Gesellschaften und Parteien in Zentraleuropa 1815-1848/49, hg. v. Reinalter, H., 2005; Jahntz, K., Privilegierte Handelscompagnien in Brandenburg und Preußen, 2006; Hasselmann, N., Die Lehre Ulmers zur Gesellschaft bürgerlichen Rechts, 2007; Oechsler, J., Die Geschichte der Lehre von der fehlerhaften Gesellschaft, NJW 2008, 2471; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Stamm, V., Soziale Zwischengruppen in der mittelalterlichen Agrargesellschaft, HZ 291 (2010), 1; Riedel, M., Bürgerliche Gesellschaft, 2011; Cassels, N., Social Legislation of the East India Company, 2013
2414Gesellschaft mit beschränkter Haftung ist die im Vergleich zur älteren Aktiengesellschaft einfacher gestaltete, rechtsfähige Kapi-talgesellschaft, die unter Aufnahme einzelner Züge der englischen limited company (act von 1882) (am 20. 4.) 1892 im Deutschen Reich (Österreich 6. 3. 1906, Schweiz 1937) durch besonderes Gesetz geschaffen wird und die im 20. Jh. beachtliche Verbreitung erfährt. Zulässig wird die Einpersonengesellschaft. Im Wettbewerb mit der Limited des englischen Rechtes werden am Beginn des 21. Jh.s die formalen Voraussetzungen herabgesetzt. Lit.: Kroeschell, 20. Jh.; Köbler, DRG 218, 272; Schubert, W., Die Gesellschaft mit beschränkter Haftung, Quaderni Fiorentini 11/12 (1982/3), 589; Entwurf des Reichsjustizministeriums zu einem Gesetz über Gesellschaften mit beschränkter Haftung von 1939, hg. v. Schubert, W., 1985; Akademie für deutsches Recht 1933-1945. Ausschuss für GmbH-Recht, 1986; Stroth, R., Das Recht der GmbH, Diss. jur. Tübingen 1991; Koberg, P., Die Entstehung der GmbH in Deutschland und Frankreich, 1992; Stupp, M., GmbH-Recht im Nationalsozialismus, 2002; Kalss, S./Eckert, G., Zentrale Fragen des GmbH-Rechts, 2005; Rechtstransfer in der Geschichte, hg. v. Duss, V. u. a., 2006, 446ff.; Bezler, E., Die Bedeutung des Stammkapitals für die GmbH, 2009; Spiegel, S., Einführung der Gesellschaft mit beschränkter Haftung, 2009; Kautzsch, M., Die GmbH, 2010; Georg, D., Gesellschafterdarlehen in der Insolvenz, 2011; Quellen zur GmbH-Reform von 1958 bis zum GmbH-Änderungsgesetz von 1980, hg. v. Schubert, W., 2011; Geißler, M., Geschichte und juristische Gegenwart gesellschaftsinterner Nutzungsüberlassung, 2010; Communicating Sustainability, hg. v. Mantl, J. u. a., 2012
2415Gesellschafter (Wort Nürnberg 1484) ist das Mitglied einer (wirtschaftlichen) →Gesellschaft.
2416Lit. Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
2417Gesellschaftsrecht (1615) ist die Gesamtheit der (handelsrechtliche) →Gesellschaften betreffenden Rechtssätze. Das G. verselbständigt sich als besonderes Rechtsgebiet seit dem 19. Jh. Lit.: Adler, K., Zur Entwicklungslehre und Dogmatik des Gesellschaftsrechts, 1895; Löber, B., Das spanische Gesellschaftsrecht im 16. Jahrhundert, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1967; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,3,2969; Neuere Tendenzen im Gesellschaftsrecht, hg. v. Crone, H. v. d., 2003; VOC 1602-2002 400 Years of Company Law, hg. v. Gepken-Jager, E. u. a., 2005; Wörner, B., Adelbert Düringers Einfluss als Richter am Reichsgericht, 2007; Hein, J. v., Die Rezeption US-amerikanischen Gesellschaftsrechts in Deutschland, 2008; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Meincke, J., Das Gesellschaftsrecht in den Institutionen Iustinians FS Georg Maier-Reimer, 2010, 443
2418Gesellschaftsvertrag (1793 Fichte) ist nach älteren Vorläufern (u. a. Plato, Cicero, Althusius, Hobbes] politisch der von den Mitgliedern der menschlichen Gesellschaft zur Beseitigung des Kampfes aller gegen alle (idealtypisch) geschlossene Vertrag (Jean Jacques →Rousseau [1712-1778], [frz.] contrat [M.] social 1762), durch den sich jeder Einzelne verpflichtet, sich dem allgemeinen, auf das allgemeine Wohl ausgerichteten Willen zu unterwerfen (kritisch dazu Kant, Hegel, Bentham, Marx und Engels), privatrechtlich der zwischen den Gesellschaftern einer (Handel treibenden) →Gesellschaft abge-schlossene Vertrag. Lit.: Söllner § 9; Köbler, DRG 191; Crezelius, G., Neuzeitliche Gesellschaftsverträge, 1987; The Social Contract from Hobbes to Rawls, hg. v. Boucher, D. u. a., 1994; The Social Contract Theorists, hg. v. Morris, C., 1999; Pezzillo, L., Rousseau et le Contrat social, 2000; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat-rechtswortschatzes, 2010
2419Gesetz ist die abstrakte und allgemeine, in einem festgelegten Verfahren durch Festsetzung geschaffene rechtliche Regelung. Sein Kern ist die bewusste Festsetzung eines Inhalts durch besondere Handlung der dazu Berechtigten oder sich dazu berechtigt Fühlenden. Als G. erscheint - (nach dem Codex Urnammu des Königs Urnammu von Lagusch [Ur, um 2100 v. Chr.] und dem Codex des babylonischen Königs →Hammurapi [1728-1686 v. Chr. ],) nach den Festsetzungen →Lykurgs, →Solons und →Drakons in griechischen Stadtstaaten sowie nach sagenhaften römischen Königsgesetzen - in Rom 451/450 v. Chr. in das →Zwölftafelgesetz (lat. lex [F.] duodecim tabularum). In der Folge gibt es zahlreiche römische, jeweils nach ihrem Urheber benannte Einzelgesetze (→lex). Seit Augustus (63 v. Chr.-14 n. Chr.) greift der Herrscher (Prinzeps, Kaiser) vielfach zur Festsetzung (lat. [F.] constitutio), um das Recht zu gestalten. Dabei werden am Ende des Altertums umfassende, älteres Recht aber nur kompilierende Gesetzbücher (lat. [M.Pl.] codices) in Kraft gesetzt (→Codex Theodosianus, →Codex). Demgegenüber ist bei den Germanen wegen ihrer einfachen gesellschaftlichen Verhältnisse die Setzung von Recht wohl selten. Die fränkischen Herrscher schließen deshalb in einzelnen Konstitutionen und zusammenfassenden Kapitularien eher an römische Vorbilder an. Im 11. und 12. Jh. tritt der Setzungsgedanke wieder hervor (→Landfriede, str., a. M. Thomas Simon im Anschluss an Fritz Kern). Er bleibt im Heiligen römischen Reich aber wegen der Schwäche des Königs bzw. Kaisers und der damit verbundenen Schwerfälligkeit des Gesetzgebungsverfahrens eher Ausnahme. Dagegen wird der absolutistische Landesherr vielfach gesetzgeberisch tätig. Die gewichtigsten Zeugnisse dieses Wirkens sind die →Polizeiordnungen, →Reformationen und vor allem die naturrechtlichen Gesetzbücher (→Kodifikationen) der Wende vom 18. zum 19. Jh. ([Bayern 1751-1756], preußisches Allgemeines Landrecht 1794, französischer Code civil 1804, öster-reichisches Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch 1811/1812), doch ist bis dahin eine durchgehende Trennung von Gesetz und untergesetzlicher Normsetzung unbekannt, zumal Gesetzgebung und Gesetzesausführung noch nicht getrennt sind. Mit dem 19. Jh. beginnt eine noch immer steigende, vom Rechtsstaatsge-danken und der beachtlichen Vergütung der gesetzgeberischen Tätigkeit der Abgeordneten und ihrer Gehilfen nicht unwesentlich beeinflusste Gesetzesflut. Paul Laband trennt das formelle G. vom materiellen Gesetz (Rechtsverordnung). Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein; Köbler, DRG 4, 6, 31, 50, 52, 78, 101, 138, 181, 189, 199, 254; Köbler, WAS; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2 1975, 863; Schubert, A., Augustins Lex-aeterna-Lehre, 1924; Wengler, L., Die Quellen des römischen Rechtes, 1953; Ebel, W., Geschichte der Gesetzgebung in Deutschland, 1956, 2. A. 1958, Neudruck 1988; Böckenförde, E., Gesetz und gesetzgebende Gewalt, 1958; Kopp, H., Inhalt und Form der Gesetze, 1958; Gagnér, S., Studien zur Ideengeschichte der Gesetzgebung, 1960; Kirschenmann, D., „Gesetz“ im Staatsrecht und in der Staatsrechtslehre des Nationalsozialismus, 1970; Köbler, G., Das Recht im frühen Mittelalter, 1971; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff.; Schott, C., Rechtsgrundsätze und Gesetzeskorrektur, 1975; Genicot, L., La Loi, 1977; Willoweit, D., Gesetzespublikationen und verwaltungsinterne Gesetzgebung, (in) Gedächtnisschrift H. Conrad, 1979, 601; Berman, H., Law and Revolution, 1983; Lübbe-Wolff, G., Das wohlerworbene Recht als Grenze der Gesetzgebung im neunzehnten Jahrhundert, ZRG GA 103 (1986), 104; Zum römischen und neuzeitlichen Gesetzesbegriff, hg. v. Behrends, O. u. a., 1987; Karpen, U., Entwicklung des Gesetzesbegriffes in Deutschland, Gedächtnisschrift W. Martens, 1987; Hattenhauer, H., Richter und Gesetz (1919-79), ZRG GA 106 (1989), 46; Das Gesetz in Spätantike und Frühmittelalter, hg. v. Sellert, W., 1992; Flach, D., Die Gesetze der frühen römischen Republik, 1994; Nomos und Gesetz, hg. v. Behrends, O. u. a., 1995; Klemmer, M., Gesetzesbindung und Richterfreiheit, 1996; Schilling, L., Gesetzgebung im Frankreichs Ludwigs XIII., Ius commune 24 (1997), 91; Simon, T., Krise oder Wachstum?, FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Gesetz und Gesetzgebung im Europa der frühen Neuzeit, hg. v. Dölemeyer, B. u. a., 1998; Weber, R., Das Gesetz bei Philon von Alexandria und Flavius Josephus, 2001; Igwecks, T., Die drei Lesungen von Gesetzen im deutschen Bundestag, 2002; Elster, M., Die Gesetze der mittleren römischen Republik, 2003; Holzborn, T., Die Geschichte der Gesetzespublikation, 2003; Caroni, P., Gesetz und Gesetzbuch, 2003; Stolleis, M., Das Auge des Gesetzes, 2004, 3. A: 2014; Schröder, J., Gesetz und Naturgesetz in der frühen Neuzeit, 2004; Gesetz und Vertrag, hg. v. Behrends, O. u. a., 2004ff.; Schilling, L., Normsetzung in der Krise, 2005; Alexandrino Fernandes, J., Die Theorie der Interpretation des Gesetzes, 2005 Albrecht, M., Die Methode der preußischen Richter, 2005; Vec, M., Recht und Normierung in der industriellen Revolution, 2006; Der biblische Gesetzesbegriff, hg. v. Behrends, O., 2006; Schennach, M., Zuschreiben von Bedeutung, ZRG GA 125 (2008), 133; Transformation des Gesetzesbegriffs im Übergang zur Moderne? hg. v. Walther, M. u. a., 2008; Kullmann, W., Naturgesetz in der Vorstellung der Antike, 2010; Landau, P., Kritische Anmerkungen zu Thomas Simons Bestreitung der gesetzespositivistischen Umwälzung des hohen Mittelalters (in FS Jan Schröder, 2013, 81; Schmidt-Gabain, F., Die Seelen der Gesetze, 2014
2420Gesetzblatt ist das amtliche Druckwerk, in dem Gesetze (und Rechtsverordnungen) zu veröffentlichen sind (nach älteren lokalen vermischten und oft nur teilweise abdruckenden Intelligenzblättern z. B. Frankreich 4. 12. 1793 Bulletin des lois de la république, 1795 bzw. 1803 feste Zeitpunkte für das Inkrafttreten, Bayern 1799 bzw. 1800/1802 Kurbayrisches Regierungs- und Intelligenzblatt, Baden 1803 Kurfürstliches Regierungsblatt, Württemberg 1807 Königlich württembergisches Staats- und Regierungsblatt, Westphalen 1807, Großherzogtum Hessen 1808 Großherzoglich Hessische Zeitung, Preußen 1810 Gesetzessammlung, Mecklenburg-Schwerin 1812, Oldenburg 1814, Hannover 1818, Sachsen 1818, Österreich 1. 10. 1849 Allgemeines Reichs-Gesetz- und Regierungsblatt für das Kaisertum Ö., Schleswig-Holstein 1849, Verfassung des Deutschen Reiches von 1871, Frist von 14 Tagen). Um etwa 1860 ist die formelle Gesetzespublikation durchgesetzt, die inhaltliche Kenntnisnahme der Öffentlichkeit zweitrangig. Lit.: Lukas, J., Über die Gesetzespublikation in Österreich und dem Deutschen Reiche, 1903; Silvestri, G., Die deutschsprachigen Gesetzblätter Österreichs, 1967; Willoweit, D., Gesetzespublikationen und verwaltungsinterne Gesetzgebung in Preußen vor der Kodifikation, Gedächtnisschrift H. Conrad 1979, 601; Ruppert, S., Die Entstehung der Gesetzblätter (in) Juristische Zeitschriften, hg. v. Stolleis, M., 1999, 67ff.; Holzborn, T., Die Geschichte der Gesetzespublikation, 2003; Mertens, B., Gesetzgebungskunst, 2004
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