4401 | Passau (Hochstift, Residenz). Nach einer keltischen Siedlung Boiodorum am Zusammenfluss von Donau, Inn und Ilz errichteten die Römer um 90 n. Chr. (seit 15 n. Chr. ?) ein um 130 n. Chr. erstmals bezeugtes gleichnamiges Kastell. Um 150 n. Chr. gründeten sie ein zweites Lager mit dem Name Batavis für die hier stationierte 9. Bataverkohorte. 453 erbaute der heilige Severin jenseits des Inns ein Kloster. Im 7. Jahrhundert war in P. ein agilofingischer Herzogshof vorhanden, 737 ein Bischof (Vivilo), den Bonifatius 739 bestätigte. Das Bistum reichte von der Isar bis zur Enns sowie im Norden bis zum Arber und wurde 804 bis zur Raab, 874 bis zur March (907-955 wieder eingeschränkt) und 1043 bis zur Leitha erweitert, doch gingen Ungarn und Böhmen durch die Errichtung von Gran, Kálocsa, Prag und Olm... | Wolff 144; Zeumer 552 II a 18; Wallner 712 BayRK 6; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G4, III 22 (1648) F4, III 38 (1789) E3; Die Territorien des Reichs 6, 58; Buchinger, J., Geschichte des Fürstentums Passau, Bd. 1,2 1816ff.; Heuwieser, M., Die Traditionen des Hochstifts Passau, 1930, Neudruck 1988; Maidhof, A., Passauer Urbare, Bd. 1 1933; Oswald, J., Das alte Passauer Domkapitel, 1933; Heuwieser, M., Geschichte des Bistums Passau, Bd. 1 1939; Oswald, J., Der organisatorische Aufbau des Bistums Passau im Mittelalter und in der Reformationszeit, ZRG KA 61 (1941); Schneider, R., Passau. Werden, Antlitz und Wirksamkeit der Dreiflüssestadt, 1944; Bauerreiss, R., Kirchengeschichte Bayerns, Bd. 1ff. 1949ff.; Schwaiger, G., Die altbayerischen Bistümer Freising, Passau und Regensburg, 1... |
4402 | Passau (Stadt). Vom 13. bis zum 15. Jahrhundert (1298, 1367, 1394) versuchte die Stadt P. vergeblich, die Herrschaft des Bischofs abzuschütteln und Reichsfreiheit zu erlangen. S. Passau (Hochstift). | Erhard, A., Geschichte der Stadt Passau, 1862, Neudruck 1983; Schneider, R., Passau. Werden, Antlitz und Wirksamkeit der Dreiflüssestadt, 1944; Schäffer, G., Passau, 1986; Hartmann, P., Die Beziehungen der Stadt Passau zum Fürstbischof von 1298-1535, Ostbairische Grenzmarken 28 (1986); Passau in der Zeit des Nationalsozialismus, hg. v. Becker, W., 1999; Geschichte der Stadt Passau, hg. v. Boshof, E. u. a., 1999. |
4403 | Paulinzella (Kloster). Vor 1106 gründete Paulina, die Tochter des Reichsministerialen Moricho im nördlichen Thüringerwald das Benediktinerkloster P., dessen erster Vogt Ludwig der Springer war (1108). 1525 wurde das Kloster aufgehoben. 1920 kam der Ort P. zu Thüringen. | Wolff 397, 412; Urkundenbuch des Klosters Paulinzelle, hg. v. Anemüller, E., Bd. 1,2 1889ff. |
4404 | Paumgarten (Reichsritter). Von 1766 bis 1805 waren die P. im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben immatrikuliert. | Schulz 268. |
4405 | Paumgartner, Baumgartner (Freiherren). Nach der Reichsmatrikel von 1776 zählten die P. als Freiherren zum schwäbischen Reichskreis. | Gumpelzhaimer 90. |
4406 | Pavia (Stadtkommune). Die römische Gründung Ticinum (49 v. Chr.) am unteren Tessin wurde vermutlich im 4. Jahrhundert Sitz eines Bischofs und im ausgehenden 5. Jahrhundert (nach 493) eine der Residenzen Theoderichs des Großen. 572 fiel sie an die Langobarden, die P. zur Hauptstadt erhoben, 774 aber an die Franken verloren, unter denen P. bis 1024 Krönungsstadt für die Krönung zum König der Langobarden blieb. Bereits am Ende des 11. Jahrhunderts war es freie Kommune (1112 Konsuln). 1359 fiel es an Mailand. 1361 errichtete Kaiser Karl IV. auf der Grundlage der älteren Rechtsschule die Universität. 1713/1714 gelangte P. mit der Lombardei an Österreich. 1859 kam P. mit der Lombardei (Mailand) an Sardinien und damit 1861 an das neue Königreich Italien. | Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) C2; Hoff, E., Pavia und seine Bischöfe im Mittelalter, 1943; Vaccari, P., Pavia nell’alto medioevo e nell’età comunale, 1956; Schmid, E., Pavia und Umgebung, 1958; Storia di Pavia, Bd. 2 L’alto Medioevo, 1987, Bd. 3 Dal libero comune alla fine del principato indipendente, 1992; Soldi Rondini, G., Pavia, LexMA 6 1993, 1831; Majocchi, P., Pavia città regia, 2008. |
4407 | Payerne (zugewandter Ort). P. war zugewandter Ort Berns. | Wolff 520. |
4408 | Pefferanga (Gau südlich der Vogesen um Belfort, nach Phaffans bei Belfort) | Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen im frühmittelalterlichen Deutschland, 1961 II, 44 Pefferanga, Pefferauga?. |
4409 | Peißenberg (Herrschaft). P. am Fuß des Hohen Peißenbergs war Mittelpunkt einer Herrschaft, die später an Bayern kam. | Fried, P., Adelige Herrschaft und früher Territorialstaat. Zur Geschichte der Herrschaft Peißenberg und Rauhenlechsberg, (in) Gesellschaft und Herrschaft, Festschrift für Bosl, K., 1969. |
4410 | Peitz (Herrschaft). 1301 erscheint die Burg Peitz (Pizne) im Glogau-Baruther Urstromtal im Spreewald erstmals, als der Landgraf von Thüringen das Gebiet an den Erzbischof von Magdeburg verkaufte. Im 14. und 15. Jahrhundert kam die zugehörige Herrschaft als Lehen oder Pfand an verschiedene Herren (Mager von Ronow, Schenk von Landsberg, Waldow, Cottbus). 1462 fiel sie endgültig an Brandenburg. Zusammen mit der Herrschaft Cottbus umfasste sie ein Gebiet von 16 Quadratmeilen. 1807 wurde P. an Sachsen abgetreten, fiel aber bereits 1815 mit der gesamten Niederlausitz an Preußen (Brandenburg) zurück. Von 1949 bis 1990 kam das Gebiet der früher zum obersächsischen Reichskreis gezählten Herrschaft zur Deutschen Demokratischen Republik. | Wolff 392; Groger, F., Urkundliche Geschichte der Stadt und ehemaligen Festung Peitz, Bd. 1 1913. |
4411 | Pellworm (Insel). P. an der schleswigschen Nordseeküste ist ein Rest der am 11. 11. 1634 durch eine Sturmflut zerstörten Insel Strand. Es unterstand den Grafen von Holstein. Bis 1867 hatte es weitgehende Selbstverwaltung. Über Preußen kam es 1946 an Schleswig-Holstein. | Hansen, K., Chronik von Pellworm, 3. A. 1954. |
4412 | Penig (Herrschaft). Die Herrschaft P. mit der Stadt P. an der Zwickauer Mulde nordwestlich von Chemnitz gehörte als Lehen Sachsens den Grafen von Schönburg-Glauchau und kam 1806 zu Sachsen. | Wolff 422. |
4413 | Perényi (Reichsfürst). Das ungarische Adelsgeschlecht P. erscheint erstmals im 13. Jahrhundert und erlangte wichtige Landesämter. 1517 wurde Emerich von P., Palatin von Ungarn, zum Reichsfürsten erhoben. | Klein 175; Bak, J., Perényi, LexMA 6 1993, 1884. |
4414 | Perfmark (Mark an der Perf links der Lahn südlich Biedenkopfs, Berenebere marcha) | Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen im frühmittelalterlichen Deutschland, 1961, IV, 3f., 8, V, 2 Berenebere marcha. |
4415 | Perg (Hochfreie). P. an der Naarn wird erstmals 1050 als Burg (Perga) erwähnt. Es wurde Hauptort des Machlandes (Marchlandes) (Mühlviertel). 1191/1194 erwarben die Babenberger als Herzöge von Steiermark durch Erbvertrag die Güter der sich seit etwa 1100 nach P. nennenden Hochfreien von P. | Eibensteiner, F./Eibensteiner, K., Das Heimatbuch von Perg, 1933; Hintermayer-Wellenberg, M., Die Herren von Perg und die Herren von Machland, Jb. d. oberöst. Musealvereins 150 (2005), 35. |
4416 | Pergon (Bergen bzw. Berg) | Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, IV, 10. Pergon pagus, zum Ortsnamen Berg bei Steinhöring bei Ebersberg |
4417 | Perneck s. Berneck bzw. Zott von Berneck | |
4418 | Pernstein, (Herrschaft). S. Bernstein | |
4419 | Perrenot de Granvelle (Reichsfürst). Aus bescheidener Ausgangslage stieg Nicolaus Perrenot Seigneur de Granvelle zum Minister Karls V. empor. 1530 erwarb er den Ritterstand und den Palatinat für seine Person. Sein Enkel heiratete eine natürliche Tochter Rudolphs II. 1620 wurde er zum Reichsfürsten erhoben. | Klein 147. |
4420 | Persen (Herrschaft). Die Herrschaft P. gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über das Hochstift Trient zum österreichischen Reichskreis. | Wolff 47; Wallner 714 ÖsterreichRK 2. |