1281 | Chor (M.) Land →Chorbischof | |
1282 | Chorbischof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch Neufassung A-F als um 1150 aus dem Mittellateinischen aufgenommen bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen an sieben Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Landbischof) ist in dem oströmischen Reichsteil der ursprünglich gleichberechtigte Gehilfe des städtischen Bischofs für das Landgebiet der Diözese. Seit der Mitte des 8. Jahrhunderts erscheint unter angelsächsischem Einfluss ein Chorbischof in dem Westen, der seit dem 9. Jahrhundert aber wieder schwindet (Konzil von Metz 888). | Gottlob, T., Der abendländische Chorepiskopat, 1928, Neudruck 1963; Müller, J., Gedanken zum Institut der Chorbischöfe, FS K. Pennington, 2006, 77ff. |
1283 | Chorherr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch Neufassung A-F 1253 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1276 an dreizehn Stellen nelegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der (Kanoniker bzw.) Kleriker, der Mitglied eines an einer Kirche bestehenden Kapitels (mit Sitz in dem Chor) ist. Ansätze zu einer solchen Gemeinschaft zeigen sich schon bei Bischof Eusebius von Vercelli (um 283-371). Das Frühmittelalter entwickelt hierfür besondere Regeln bzw. canones (beispielsweise Chrodegang von Metz um 755 [lat.] F. regula canonicorum, Regel der kanoniker, Konzil von Aachen 816). Die frühhochmittelalterliche Kirchenreform führt zu der stärkeren Regulierung (gregorian... | Schieffer, R., Die Entstehung von Domkapiteln in Deutschland, 1976; Lawrence, C., Medieval Monasticism, 2. A. 1989, 163; Crusius, I., Studien zum weltlichen Kollegiatstift in Deutschland, 1985; Die Stiftskirche in Südwestdeutschland, hg. v. Lorenz, S. u. a., 2003 |
1284 | Chrenecruda (afrk. „reine Erde“?) ist die in Titel 58 des salfränkischen Volksrechts (Pactus legis Salicae, 507-511?) erwähnte, den leistungsunfähigen Wergeldschuldner betreffende →malbergische Glosse, die sich auf ein vielleicht neu geschaffenes, nur kurze Zeit bezeugtes oder vielleicht auch aus einer magischen Zauberhandlung übernommenes Formalverhalten bezieht. | Gierke, J., Chrene cruda und Spatenrecht, ZRG GA 28 (1907), 290; Goldmann, E., Chrenecruda-Studien zum Titel 58 der Lex Salica, 1931; Schmidt-Wiegand, R., Chrenecruda, FS G. Schmelzeisen, 1980, 252 |
1285 | Christ (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch Neufassung A-F nach 1100 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen [angelsächsisch und] ab 1276 an sieben Stellen belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) an den Religionsstifter Jesus Christus glaubender Mensch | |
1286 | Christentum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch Neufassung A-F um 1180 bezeugt und in älteren deutshen Rechtsquellen – Als Ansatz – nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit des christlichen Glaubens und seiner (in der Gegenwart etwa 2,2 Milliarden) Anhänger. Unter Fortführung jüdischer Vorstellungen des alten Testaments geht das Christentum davon aus, dass sein Stifter Jesus Christus (um 4 v. Chr. – um 30 n. Chr.) als Sohn Gottes durch seinen Tod an dem Kreuz die Menschen von ihrer Sündigkeit erlöst hat. Die daran anknüpfenden Gedanken (Urchristentum 30-150 n. Chr.) breiten sich in dem römischen Reich wegen ihrer Anziehungskraft auf ärmere Gesell... | Söllner §§ 19, 20, 21; Köbler, DRG 51, 68, 99, 146; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 1 1972, 772; Bultmann, R., Das Urchristentum im Rahmen der antiken Religionen, 1949, 4. A. 1976, 6. A. 1998; Moeller, B., Geschichte des Christentums in Grundzügen, 1965, 10. A. 20118. A. 2004; Biondi, B., Il diritto romano cristiano, 1952ff.; Plöchl, W., Geschichte des Kirchenrechts, Bd. 1ff. 1953ff., 2. A. 1960ff.; Christentum, Säkularisation und modernes Recht, hg. v. Lombardi-Vallauri, L. u. a., 1981; Deschner, K., Kriminalgeschichte des Christentums, Bd. 1ff. 1988ff., (Band 10 2013).; Die Geschichte des Christentums, hg. v. Mayeur, J. u. a., Bd. 8 1992, Bd. 10 1999; Geschichte des Christentums, hg. v. McManners, J., 1993; Andresen, C./Ritter, A., Geschichte des Christentums, Bd. 1ff. 1993ff.; Crossan... |
1287 | Chronik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch Neufassung A-F als um 800 aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt sowie in der weiteren Etymologie unklar, F.) zeitlich geordnete Aufzeichnung (Eusebius [um 325], Hieronymus [um 378], Paulus Orosius [417], Isidor von Sevilla [um 627], Regino von Prüm (907), Frutolf von Michelsberg (1099?), Kaiserchronik [1140/1150], Otto von Freising (1132-1157), sächsische Weltchronik [um 1230?], Magdeburger Weichbildchronik [1235-1250], Martin von Troppau [vor 1278], Hartmann Schedel, Weltchronik, 1493) | Schmidt, H., Die deutschen Städtechroniken, 1958; Krüger, K., Die Universalchronik, 1976ff.; Schwäbische Chroniken der Stauferzeit, 1978; Schmale, F., Funktion und Formen mittelalterlicher Geschichtsschreibung, 1985; Sprandel, R., Chronisten als Zeitzeugen, 1994; Van Houts, E., Local and Regional Chronicles, 1995; Naß, K., Die Reichschronik des Annalista Saxo, 1996; Hauptwerke der Geschichtsschreibung, hg. v. Reinhardt, V., 1997; Goetz, H., Geschichtsschreibung und Geschichtsbewusstsein im hohen Mittelalter, 1999; Städtische Geschichtsschreibung im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit, 2000; Die Chroniken Bertholds von Reichenau und Bernolds von Konstanz 1054-1100, hg. v. Robinson, I., 2003; Hessische Chroniken zur Landes- und Stadtgeschichte, hg. v. Menk, G., 2003; Ebendorfer, Thomas... |
1288 | Chronologie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch Neufassung A-F 1568 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht bezeugt sowie aus dem Griechischen des Altertums gebildet und teilweise in der weiteren Herkunft unklar sowie teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das geordnete Wissen um die Zeit (Zeitkunde). In der Chronologie wird die Zeit der Jahre vielfach von einem mythischen Beginn an gezählt (beispielsweise von der angeblichen, zeitlich unbekannten Schöpfung an oder von dem angeblichen Gründungsdatum Roms [753 v. Chr.]). Julius Caesar geht dabei (46 v. Chr.) von drei Jahren zu 365 Tagen und einem Jahr von 366 Tagen, einem Jahresbeginn an dem ersten Januar und 12 Monaten aus. Die Rechnung der Jahre nach Christi Geburt leitet sich von Eusebius von Caesarea (frühes... | Grotefend, H., Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit, 1891ff., Neudruck 1970; Grotefend, H., Taschenbuch der Zeitrechnung, 1898, 14. A. 2007; Rühl, F., Chronologie des Mittelalters und der Neuzeit, 1897; Mahler, E., Handbuch der jüdischen Chronologie, 1919, Neudruck 1967; Sonntag, R., Studien zur Bewertung von Zahlenangaben in der Geschichtsschreibung des frühen Mittelalters, 1987; Brincken, A. v. d., Historische Chronologie des Abendlandes, 2000; Bäbler, B., Archäologie und Chronologie, 2004 |
1289 | Chur | Casparis, H., Der Bischof von Chur als Grundherr, 1910; Jecklin, F., Die Churer Waisenpflege, 1920; Deplazes, L., Reichsdienste und Kaiserprivilegien, 1973 |
1290 | Cicero, Marcus Tullius (Arpinum 3. 1. 106-bei Formiae 7. 12. 43 v. Chr.), aus der Ritterschicht (eques) seines Geburtsorts stammender, 104 v. Chr. nach Rom gelangender und dort römisch-griechisch erzogener Schüler des Mucius augur und des Mucius Scaevola, ist nicht nur ein machtbewusster und ehrgeiziger, beweglicher, aber mit Vorsicht zu benutzender und kaum an die tatsächliche Macht gelangter Politiker (63 v. Chr. Konsul), sondern in erster Linie der bedeutendste Gerichtsredner und politische Schriftsteller der römischen Antike, der vor allem das griechische Rechtsdenken aufgreift und weitergibt. Insbesondere der Schrift De officiis (Von Pflichten) gelingt die Vermittlung der Natur-rechtsidee an die spätere Zeit. | Söllner §§ 7, 9, 11, 12; Köbler, DRG 17; Wieacker, F., Cicero als Advokat, 1965; Gelzer, M., Cicero, 1969, 2. A. 2014; Mitchell, T., Cicero, 1991; Fuhrmann, M., Cicero und die römische Republik, 1989, 4. A. 1997; Marcus Tullius Cicero, Die Prozessreden, hg. v. Fuhrmann, M., 1997; Kurczyk, S., Cicero und die Inszenierung der eigenen Vergangenheit, 2006; Res publica und Demokratie, hg. v. Richter, E. u. a., 2007; Fox, M., Cicero’s Philosophy of History, 2007; Lintott, A., Cicero as Evidence, 2008; Bringmann, K., Cicero, 2010, 2. A. 2014; Pina Polo, F., Rom, das bin ich, 2010; Pflüger, H., Ciceros Rede pro Q. Roscio comoedo, 2013; Schermann, E., Cicero und das Geld, 2015; Cicero’s Law, hg. v. du Plessis, P., 2016 (ordnet Cicero als Rechtskenner ein) |
1291 | Cinus (de Sighibuldis) da Pistoia (Pistoia 1270-1336/1337), Sohn eines Notars, wird nach dem Studium des weltlichen Rechtes in Bologna Anhänger des deutschen Königs Heinrich VII. Nach der Promotion (1314) schließt er sich der päpstlichen Partei an und wird Professor in Siena (1321-1323, 1324-1326), Perugia (1326-1330, 1332-1333), Neapel (1330-1331) und Bologna (1333-1334). Sein Hauptwerk ist der um 1312 bis 1314 verfasste Kommentar zu dem Codex, neben dem Glossen, quaestiones, consilia und ein Traktat De successione ab intestato stehen. | Savigny, F. v., Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter, 2. A. 1834ff., 6, 7; Chiapelli, L., Vita e opere, 1881; Libertini, V., Cino da Pistoia, 1974; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 633 |
1292 | Cisleithanien (Zisleithanien) ist die nichtamtliche Bezeichnung der Länder Österreichs diesseits des Flusses Leitha (Niederösterreich, Oberösterreich, Steiermark, Kärnten, Krain, Küstenland, Dalmatien, Salzburg, Tirol, Vorarlberg, Böhmen, Mähren, Schlesien, Galizien und Bukowina [im Gegensatz zu Transleithanien]), die bis 1915 als die im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder umschrieben und dann als Kaisertum Österreich benannt werden. | Zöllner, E., Der Österreichbegriff, 1988 |
1293 | Civilian ist in dem englischen Recht die Bezeichnung für den in dem römischen Recht (civil law) ausgebildeten Juristen. | The Civilian Tradition and Scots Law, hg. v. Carey Millar, D. u. a., 1997 |
1294 | civis (lat. [M.]) Bürger | Kaser; Köbler, G., Civis und ius civile im deutschen Frühmittelalter, Diss. jur. Göttingen 1964 |
1295 | civis (M.) Romanus (lat.) römischer →Bürger | |
1296 | civitas (lat. [F.]) Völkerschaft, Bürgerschaft, Stadt | Rietschel, S., Die civitas auf deutschem Boden, 1894, Neudruck 1978; Brühl, C., Palatium und civitas, 1975 |
1297 | civitas [F.] imperii (mlat.) Reichsstadt | |
1298 | clam (lat.) heimlich | |
1299 | clausula (lat. [F.]) Klausel | |
1300 | clausula (lat. [F.]) arbitraria Ermessensklausel des römischen Rechtes (beispielsweise auf Herausgabe einer Sache) in der Klageformel | |