1181 | Burgwerk (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch Neufassung A-F nicht bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1158 belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in dem Frühmittelalter die beispielsweise in dem Edikt von Pîtres von 864 behandelte Verpflichtung zu der Unterhaltung von Burgen und ähnlichen Befestigungsanlagen. In dem Hochmittelalter begegnet hauptsächlich die Befreiung hiervon. | Schlesinger, W., Burgen und Burgbezirke (in) Mitteldeutsche Beiträge zur deutschen Verfassungsgeschichte des Mittelalters, 1961, 158ff. |
1182 | Büro (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch Neufassung A-F 1741 als aus dem Französischen aufgenommen bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht belegt sowie nach EDEL in dem 17. Jahrhundert aus altfranzösisch bure, burel, lat. burra, F., zottiges Gewand und vielleicht der idg. Wurzel *bʰer- (3), V., ritzen, schneiden, spalten, reiben gebildet, N.) Arbeitszimmer, leitender Ausschuss | |
1183 | Bürokratie (Wort um 1750 von Vincent de Gournay gebildet und nach Grimm Deutsches Wörterbuch Neufassung A-F 1790 aus dem Französischen aufgenommen sowie in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, F.) ist die durch hauptberuflich tätiges, fachlich ausgebildetes Personal bzw. durch Trennung von Amt und Person bzw. durch Regelgebundenheit und durch Schriftlichkeit aller wesentlichen Amtsvorgänge gekennzeichnete Verwaltungsgestaltung. Sie wird gedanklich in der Mitte des 18. Jahrhunderts erfasst. Der frühe Liberalismus lehnt die Bürokratie ab, Max Weber versachlicht die Bedeutung des Wortes. | Weber, M., Wirtschaft und Gesellschaft, 5. A. 1986; Wunder, B., Geschichte der Bürokratie in Deutschland, 1986; Süle, T., Preußische Bürokratietradition, 1988; Treichel, E., Der Primat der Bürokratie, 1991; Heindl, W., Gehorsame Rebellen, 1991; Herrschaftsverdichtung, Staatsbildung, Bürokratisierung, hg. v. Hochedlinger, M. u. a., 2011; Kneucker, R., Bürokratische Demokratie – demokratische Bürokratie – Ein kommentar zu Struuktur, Gestalt und System der bürokratie in Europa, 2019 |
1184 | Bursche (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch Neufassung A-F um 1450 bzw. 1454 bezeugt und nach EDEL mit mlat. bursa, F. Geldbeutel, lat. byrsa, F., Fell und dem Griechischen des Altertums verbindbar sowie in der weiteren Herkunft unklar und vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) junger Mann | |
1185 | Burschenschaft (Wort nach Grimm Deutsches Wörterbuch Neufassung A-F 1792 [1791?] bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen teilweise über das Lateinische und Griechische des Altertums und teilweise über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der in dem frühen 19. Jahrhundert (1813/1815) neben die älteren Landsmannschaften tretende, national und liberal ausgerichtete Zusammenschluss (Verbindung) von Studenten (1811 von Jahn, F./Friesen, K., Ordnung zu der Einrichtung von Burschenschaften entworfen, in dem Gasthaus Grüne Tanne an der Saale in Jena an dem 12. 6. 1815 unter Niederlegung der landsmannschaftlichen Fahnen Urburschenschaft mit Einsatz für einen deutschen Einheitsstaat gegründet, 1819 Verbot der Bursch... | Bayer, E., Die Entstehung der deutschen Burschenschaft, 1883; Quellen und Darstellungen zur Geschichte der Burschenschaft, hg. v. Haupt, H., Bd. 1ff. 1910ff.; Brunck, H., Die deutsche Burschenschaft, 1999; Roeseling, S., Burschenehre und Bürgerrecht, 1999; ein großes Ganzes, hg. v. Brunck, H. u. a., 2011; Schermaul, S., Der Prozess gegen die Leipziger Burschenschaft 1835-38, 2015; Deutschland immer gedient zu haben ist unser höchstes Lob. Zweihundert Jahre deutsche Burschenschaften. Eine Festschrift, hg. v. Lönnecker, H., 2015; Rode, F., Die Universitätsburschenschaften im Kaiserreich (1871-1918), 2020 |
1186 | Bursprake (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch Neufassung A-F nicht bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen unter Bauersprache eingeordnet sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Hamburg 1270, F.) ist in Norddeutschland in dem Hochmittelalter und Spätmittelalter (in dem Mittelniederdeutschen) die Versammlung der Nachbarn in Stadt und Land. Buraprake kann auch das dort verlesene oder geschaffene Recht bezeichnen (beispielsweise Lübeck, Wismar). Verschiedentlich gewinnt die Bursprake gerichtliche Befugnisse. | Bolland, J., Zur städtischen Bursprake im hansischen Raum, ZLGA 36 (1956), 96 |
1187 | Bußbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch Neufassung A-F nicht bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1398 an drei Stellen belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das ein System kirchlicher →Bußen für Sünden enthaltende Buch ([→lat.] →Paenitentiale, liber paenitentialis). Es erscheint seit dem 6. Jahrhundert in Irland und England ([lat.] Iudicia [N.Pl.] Cummeani, Kolumban, (lat.) Liber [M.] de poenitentiarum mensura taxantium, Theodor von Canterbury, [lat.] Canones [M.Pl.]), bald danach mit der irischen Mission auf dem Festland (rund 400 Handschriften, u. a. Buch 19 von →Burchard von Worms, Decretum). In dem 13. Jahrhundert tritt an die Stelle des Bußbuchs die (lat.) Summa (F.) confessorum (Summe der Bekenner) der →Beichtstuhljurisprudenz... | Kroeschell, DRG 2; Wasserschleben, E., Die Bußordnungen der abendländischen Kirche, 1851; Schmitz, H., Die Bußbücher und die Bußdisziplin der Kirche, 1888; Schmitz, H., Die Bußbücher und das kanonische Bußverfahren, 1898; Finsterwalder, P., Die Canones Theodori Cantuarienses, 1929; Spindler, E., Das altenglische Bußbuch, 1934; Bieler, L., The Irish Penitential, 1963; Vogel, C., Les libri poenitentiales, 1978; Kottje, R., Die Bußbücher Halitgars von Cambrai und des Hrabanus Maurus, 1980; Körntgen, L., Studien zu den Quellen der frühmittelalterlichen Bußbücher, 1993; Kottje, R., Bußbücher in mittelalterlichen Bibliotheksverzeichnissen, (in) Sacris erudiri 45 (2006), 305ff.; Meens, R., Penance in Medieval Europe 600-1200, 2014 |
1188 | Buße (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch Neufassung A-F 790/802 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 881 belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist ursprünglich der Ausgleich eines Unrechtserfolgs durch eine Leistung an den Verletzten oder seine Angehörigen zu dem Zweck der Besserung seiner Lage. Sie ist dem römischen Recht als die Geldsumme bekannt, mit der anfangs (in festen Sätzen) das vergeltende Racherecht des Verletzten etwa bei Körperverletzung oder Sachbeschädigung abgelöst wird (lat. [F.] poena). Die (lat. [F.]) lex Aquilia de damno (aquilisches Gesetz über den Schaden, [vielleicht] von 286 v. Chr.) stellt auf den Wert der beschädigten Sache ab. In der jüdisch-christlichen Kirche ist die Buße die Abwendung vo... | Kaser §§ 35, 50; Söllner § 8; Hübner; Kroeschell, DRG 1, 43ff., 2, 207ff.; Waechter, C. v., Die Buße bei Beleidigungen und Körperverletzungen, 1874; Dochow, A., Die Buße im Strafrecht und Strafprozess, 1875; Dohna, A. zu, Die Stellung der Buße im reichsrechtlichen System des Immaterialgüterschutzes, 1902; Pappenheim, M., Scheinbuße und Selbsturteil, ZRG GA 29 (1908), 334; His, R., Geschichte des deutschen Strafrechts bis zur Karolina, 1928, Neudruck 1967, 95; Weisweiler, J., Buße, ZRG GA 51 (1931), 541; Vogel, C., Le pécheur et la pénitence, 1969; Rüping, H., Geldstrafe und Buße, Z. f. s. ges. StW 85 (1973), 672; Hattenhauer, H., Über Buße und Strafe, ZRG GA 100 (1983), 53; Bader, K., Zum Unrechtsausgleich und zur Strafe im Frühmittelalter, ZRG GA 112 (1995), 1ff.; Mansfield, M., The Humil... |
1189 | Bußgeld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch Neufassung A-F 1377 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1380 viermal belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die an den Staat zu erbringende Geldleistung für eine Ordnungswidrigkeit. | |
1190 | Bussi, Emilio (13. 4. 1904-Rom 14. 11. 1997) wird nach dem Studium des Rechtes in Modena 1933 in Mailand für italienische Rechtsgeschichte habilitiert, 1940 Professor in Cagliari, 1958 in Modena und widmet sich zunächst dem gemeinen Recht (La formazione dei dogmi di diritto nel diritto comune, Bd. 1f. 1937ff.), danach dem Heiligen Römischen Reich der frühen Neuzeit (Il diritto pubblico del Sacro Romano Impero, Bd. 1f. 1957ff.) | Dilcher, G., Nachruf ZRG GA 116 (1999), 707ff. |
1191 | Buteil (Wort in Worms 1111 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, Sb.) ist in dem Frühmittelalter eine grundherrschaftliche Abgabe bei einem Erbfall. Sie besteht teils in der Hälfte des Viehes, teils in dem so genannten →Besthaupt. Sie schwindet schon an dem Ende des Frühmittelalters. | Hübner 676; Kroeschell, DRG 1, 2 |
1192 | Büttel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch Neufassung A-F 1253 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 3. Viertel 9. Jh. belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der gebietende Mensch, insbesondere der Gerichtsdiener. Er lädt, verhaftet, pfändet, urteilt gelegentlich und vollstreckt häufig eine Strafe. Wegen seines niedrigen Ansehens wird die Bezeichnung Büttel in dem 19. Jahrhundert aufgegeben. →Gerichtsvollzieher | Kroeschell, DRG 1, 2; Angstmann, E., Der Henker in der Volksmeinung, 1928; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953; Peters, W., Bezeichnungen und Funktionen des Fronboten, 1991; Metzke, H., Zur lokalen und sozialen Mobilität der Amts- und Gerichtsdiener im 17./18. Jahrhundert, ZRG GA 113 (1996), 412; Pauser, J., Der Zwettler Gerichtsdiener, 2002 |
1193 | Butzbach | Bachmann, B., Die Butzbacher Stadtrechnungen im Spätmittelalter, 2011 |
1194 | Bützow ist von 1760 bis 1789 Sitz einer von Rostock abgeteilten Universität. | Asche, M., Von der reichen hansischen Bürgeruniversität zur armen mecklenburgischen Landeshochschule, 2000, 2. A. 2008 |
1195 | Buxtehude | Schindler, M., Buxtehude, 1959 |
1196 | Bynkershoek (Bijnkershoeck), Cornelis van (Middelburg/Seeland 29. 5. 1673-Den Haag 16. 4. 1743) wird nach dem Rechtsstudium in Franeker Anwalt in Den Haag und 1704 Richter des Hoge Raad van Holland en Zeeland (1723 Präsident). In seiner Dissertation (lat.) De dominio maris (1703, Über das Eigentum an dem Meer) begründet er für den Landesherrn das Eigentum vor der jeweiligen Küste, soweit es beispielsweise in einer Dreimeilenzone mit Waffen beherrscht wird. Seine (lat.) Observationes (F.Pl., Beobachtungen) zu vielen Verfahren sind seit 1923 veröffentlicht. | Star Numan, O., Cornelis van Bynkershoek, 1869; Krikke, A./Faber, S., Cornelis van Bynkershoek, (in) Zestig juristen, 1987, 141; Bergh, C. van den, Der Präsident Cornelis van Bijnkershoek, Zs. f. europ. Privatrecht 3 (1995), 423 |
1197 | byzantinisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch Neufassung A-F 1845 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, Adj.) Byzanz betreffend | |
1198 | Byzantinisches Recht (Wort byzantinisch in Grimm Deutsches Wörterbuch Neufassung A-F 1845 bezeugt) ist das in Ostrom (Byzanz, 326/330 Konstantinopel) gepflegte römische Recht in griechischer Sprache auf der Grundlage der Kompilationstätigkeit Kaiser Justinians (527-565). Wichtigste Werke sind Theophils Paraphrase der Institutionen, Nomos georgikos (Ende 9. Jahrhundert), Nomos nautikos (Ende 9. Jahrhundert), Eisagoge (um 900), Prochiron 907, eparchikon biblion (nach 907), Ekloge ton nomon (941), 113 Novellen Kaiser Leons VI., Basiliken (888?) mit Scholien (11. Jahrhundert) und Kurzfassungen (beispielsweise synopsis Basilicorum 10. Jahrhundert), Peira (Mitte 11. Jahrhundert), Nomokanones, Tipukitos (12. Jahrhundert), Hexabiblos (14. Jahrhundert, endgültig erst durch das Zivilgesetzbuch Griec... | Ius Graeco-Romanum, hg. v. Zachariae von Lingenthal, H. v., Bd. 1ff. 1856ff.; Zachariae von Lingenthal, H. v., Geschichte des griechisch-römischen Rechtes, 3. A. 1892; Jus Graeco-Romanum, hg. v. Zepos, J. u. a., Bd. 1ff. 1931ff.; Wenger. L., Die Quellen des römischen Rechtes, 1953; Simon, D., Rechtsfindung am byzantinischen Reichsgericht, 1973; Beck, H., Nomos, Kanon und Staatsräson in Byzanz, 1981; Van der Wal, N. u. a., Historiae iuris graeco-romani delineatio, 1985; Schminck, A., Studien zu mittelbyzantinischen Rechtsbüchern, 1986; Simon, D., Die Epochen der byzantinischen Rechtsgeschichte, Ius commune 15 (1988), 73ff.; Das Eparchenbuch Leons des Weisen, hg. v. Koder, J., 1991; Burgmann, L. u. a., Repertorium der Handschriften des byzantinischen Rechts, Bd. 1f. 1995ff.; Letsios, D., Nom... |
1199 | Byzanz ist die nach einem sagenhaften Gründer Byzas benannte, 326/330 von dem römischen Kaiser Konstantin von Byzantion in Konstantinopel umbenannte Stadt an dem Bosporus, die 395 Hauptstadt des östlichen Teiles des römischen Weltreichs wird und damit zugleich für das von hier aus beherrschte (oströmische) Reich. Der von Kaiser Justinian (527-565) unternommene Versuch, die weströmischen Gebiete zurückzugewinnen, bleibt ohne nachhaltige Wirkung in dem seit Herakleios (610-641) verstärkt griechisch geprägten Land. Vielmehr wird das byzantinische Reich, das um 800 etwa 10 Millionen Einwohner gehabt haben könnte, in der Folge von Persern, Arabern und Bulgaren nachhaltig bedroht und verliert nach der kirchlichen Trennung der griechisch-orthodoxen Kirche von der katholischen Kirche (1054) 1176 i... | Zachariae von Lingenthal, K., Geschichte des griechisch-römischen Rechtes, 3. A. 1892; Neudruck 1955; Krumbacher, K., Geschichte der byzantinischen Literatur, 1897; Ball, H., Byzantinisches Christentum, hg. v. Wacker, B., 2011; Karajannis, C., Die Zentralverwaltung des mittelbyzantinischen Reiches, 1949; Ohnsorge, W., Das Zweikaiserproblem im früheren Mittelalter, 1947; Wenger, L., Die Quellen des römischen Rechtes, 1953; Pieler, P., Byzantinische Rechtsliteratur, (in) Handbuch der Altertumswissenschaft, XII, 5, 2, 1978, 343; Ohnsorge, W., Abendland und Byzanz, 1979 (Aufsätze); Beck, H., Das byzantinische Jahrtausend, 2. A. 1994; Winkemann, F., Byzantinische Rang- und Ämterstruktur, 1985; Simon, D., Epochen der byzantinischen Rechtsgeschichte, Ius commune 15 (1988), 73; Schreiner, P., Byza... |
1200 | Caccialupus, Johann Baptista ist ein in San Severino in der Mark Ancona um 1420 geborener, in Perugia ausgebildeter, seit 1452 in Siena lehrender Jurist (Tractatus de modo studendi in utroque iure, Traktat über die Art des Studierens in beiden Rechten, De modis arguendi, Über die Arten des Erörterns, consilia, Gutachten). | Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 849 |