721 | Bautzen | Eide, Statuten und Prozesse, hg. v. Schwerhoff, G. u. a., 2002 |
722 | Bayer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch nicht bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt sowie wohl mit dem Indogermanischen verbindbar - 6. Jh. -, M.) ist der Angehörige des aus streitigen Grundlagen (Bojern, Alemannen, Walchen) erwachsenden, zu dem 6. Jahrhundert (Jordanes) erstmals genannten, zwischen Alpen und Donau siedelnden Volkes. Die Bayern geraten schon früh unter die Herrschaft der →Franken. Um 740 werden für die Bayern von Bonifatius Bistümer eingerichtet (Passau, Salzburg, Freising, Regensburg, Eichstätt). Vielleicht vor 743 zeichnen die Bayern nach dem Vorbild der Alemannen ihr Recht auf (→Lex Baiwariorum). Ihr dem bereits in dem 6. Jahrhundert nachweisbaren Geschlecht der Agilolfinger angehörender König Tassilo III. wird 788 von Karl dem Gro... | Kroeschell, DRG 1, 3; Köbler, Historisches Lexikon; Köbler, DRG 75, 131, 139, 192, 256; Monumenta Boica, ed. Academia Scientiarum Boica, Bd. 1ff. 1763ff.; Rosenthal, E., Geschichte des Gerichtswesens und der Verwaltungsorganisation Baierns, Bd. 1f. 1889ff.; Gutmann, F., Die soziale Gliederung der Bayern zur Zeit des Volksrechtes, 1906; Stölzel, A., Die Entwicklung der gelehrten Rechtsprechung, Bd. 1f. 1901ff.; Stowasser, O., Das Land und der Herzog in Bayern und Österreich, 1925; Spindler, M., Die Anfänge des bayrischen Landesfürstentums, 1937; Wörterbuch der bairischen Mundarten in Österreich, 1970ff. (2012 -eig); Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsge-schichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,2,1472,2634, 3,3,3697; Handbuch der bayerischen Geschi... |
723 | bayerisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt sowie wohl mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Bayern betreffend | |
724 | Bayerisches Landrecht (N.) von 1616 ist das von Herzog Maximilian (1597-1651) seinem Land →Bayern gegebene einheitliche →Landrecht. | Schuppenies, P., Die Bürgschaft im bayerischen Landrecht, Diss. jur. Mannheim 1975 |
725 | Bayerisches Oberstes Landesgericht (N.) ist das in Wahrung der Erinnerung an Bayern als unabhängigen deutschen Staat (1806-1871) beibehaltene, über mehreren bayerischen Oberlandesgerichten (München, Nürnberg, Bamberg) stehende oberste Gericht (Ober-appellationsgericht) der ordentlichen Gerichtsbarkeit in Bayern. Es geht auf das auf Grund eines kaiserlichen, von dem Reichskammergericht befreienden Privilegs an dem 17. 4. 1625 verfügte Revisorium (Revisionsgericht) Bayerns zurück, das 1809 durch das Oberappellationsgericht in München abgelöst wird. Eingerichtet wird es durch das bayerische Ausführungsgesetz zu dem Gerichtsverfassungsgesetz von dem 23. 2. 1879. Von dem 1. 4. 1935 bis 1. 1. 1948 war es aufgehoben. Ab 1. 1. 2005 ist es für Neueingänge durch die Oberlandesgerichte München, Nürnb... | Merzbacher, F., 350 Jahre Bayerisches Oberstes Landesgericht, (in) Recht - Staat - Kirche, hg. v. Köbler, G. u. a., 1989, 509; Das Bayerische Oberste Landesgericht, hg. v. Herbst, G., 1993; Demharter, J., 375 Jahre Bayerisches Oberstes Landesgericht, NJW 2000, 1154; Hettler, F., Das bayerische oberste Landesgericht, (in ) Bayern und Europa, 2005; Hirsch, G., Die Auflösung des bayerischen obersten Landesgerichts, NJW 2006, 3255 |
726 | Bayerisches Strafgesetzbuch (N.) von 1813 ist das von →Feuerbach erarbeitete Straf-gesetzbuch →Bayerns, das unter der Theorie des psychologischen Zwanges die wechsel-seitige Freiheit aller Bürger dadurch schützen will, dass es den Straftatbestand möglichst genau festlegt. | Feuerbach, P., Lehrbuch des gemeinen, in Deutschland geltenden peinlichen Rechts, 1801, 14. A. 1847; Schubert, G., Feuerbachs Entwurf zu einem Strafgesetzbuch für das Königreich Bayern, 1978 |
727 | Bayerische Zivilprozessordnung (F.) von dem 29. 4. 1869 ist das an dem 1. 7. 1870 den älteren (lat.) →Codex (M.) iuris Bavarici iudiciarii (von 1753) ablösende, bis 1879 geltende Zivilprozessgesetz →Bayerns. | http://www.koeblergerhard.de/Fontes/ZPOBayern1869.pdf, Bayerische Zivilprozessordnung, 1869 |
728 | Bayern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt sowie wohl mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das von den Bayern (→Bayer) bewohnte Gebiet. Seit 1255 wird das mit dem (lat. [N.]) privilegium minus (kleineren Privileg) von 1156 bei der Abteilung Österreichs als eigenes Territorialherzogtum erkennbare, 1180 an die Grafen von Wittelsbach (Wittelsbacher, Otto I.) verlehnte, 1214 um die Pfalzgrafschaft bei Rhein erweiterte, durch die Ausbildung der Hochstifte Augsburg, Passau, Freising, Regensburg und Salzburg aber geschmälerte Land Bayern mehrfach geteilt (1255 Oberbayern mit Pfalzgrafschaft, Niederbayern, bis 1346). 1329 werden in dem Hausvertrag von Pavia (aus Oberbayern) Oberpfalz (im Nordgau) und Pfalz einer eigenen Lin... | http://www.koeblergerhard.de/Fontes/LandesordnungBayern1516.htm; Kreittmayr, W., Anmerkungen über den Codicem Maximilianeum Bavaricum Civilem, Bd. 1ff. 1791ff.; Schreiber, F., Maximilian der Gute, 1863 (1727-1777); Riezler, S. v. Geschichte Bayerns, Bd. 1ff. 1880ff., Neudruck 1964; Gengler, H., Beiträge zur Rechtsgeschichte Bayerns, 1889; Wohlhaupter, E., Hoch- und Niedergericht in der mittelalterlichen Gerichtsverfassung Bayerns, 1929; Wüstendörfer, M., Das baierische Strafrecht des 13. und 14. Jahrhunderts, 1942; Historischer Atlas von Bayern, hg. v. d. Kommission für bayerische Landesgeschichte, Teil Altbayern Heft 1ff. 1950ff., Teil Franken 1951ff., Teil Schwaben 1952ff.; Rall, H., Kurbayern in der letzten Epoche der alten Reichsverfassung, 1952; Lieberich, H., Zur Feudalisierung der G... |
729 | Beamte →Beamter | |
730 | Beamtenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch nicht bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die sich als Rechtsgebiet seit dem 19. Jahrhundert entwickelnde Gesamtheit der →Beamten betreffenden Rechtssätze (Ansätze in dem 17. Jahrhundert und in einem Reichshofratsprozess von 1776, in dem der Reichshofrat seinen Schutz einem ohne gerichtliches Urteil entschädigungslos und unehrenhaft entlassenen Beamten gewährt). | Bader, K., Die Rechtsprechung des Reichshofrats und die Anfänge des territorialen Beamtenrechts, ZRG GA 65 (1947), 363; Dold, I., Die Entwicklung des Beamtenverhältnisses im Fürstentum Fürstenberg, 1961; Rejewski, H., Die Pflicht zur politischen Treue im preußischen Beamtenrecht, 1973 |
731 | Beamter, Beamte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1336 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen unter Beamte 1552 belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, aus Beamteter, M.) in dem beamtenrechtlichen Sinn ist, wer unter Aushändigung einer Urkunde bei einer juristischen Person des öffentlichen Rechtes in das Beamtenverhältnis als ein öffentliches Dienstverhältnis und Treueverhältnis berufen worden ist. Insofern gibt es vor dem in dem Mittelalter entstehenden Territorialstaat keine eigentlichen Beamten, sondern nur Amtsträger. Für diese setzt sich in dem fränkischen Reich das Lehnsprinzip durch. Vielleicht seit dem 13. Jahrhundert (bzw. der ausgehenden Stauferzeit) wird der belehnte Adelige durch den festbesoldeten, abs... | Köbler, DRG 151, 197, 217, 225, 233, 258; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 7 1992, 1; Gönner, T., Der Staatsdienst, 1808; Kamptz, K. u. a., Über die Entschädigungsberechtigung der Staatsdiener bei Aufhebung ihrer Stellen, 1808; Isaacsohn, S., Geschichte des preußischen Beamtentums, Bd. 1ff. 1874ff., Neudruck 1962; Cohn, W., Das Zeitalter der Hohenstaufen in Sizilien, 1925; Bader, K., Die Rechtsprechung des Reichshofrates und die Anfänge des territorialen Beamtenrechts, ZRG GA 65 (1947), 363; Wyluda, E., Lehnrecht und Beamtentum, 1969; Rejewski, H., Die Pflicht der politischen Treue im preußischen Beamtenrecht (1850-1918). 1973; Wunder, B., Privilegierung und Disziplinierung, 1978; Hattenhauer, H., Geschichte des Beamtentums, 1980, 2. A. 1993; Schimetschek, B., Der österreichische Beamte, ... |
732 | Beati possidentes (lat. [M.Pl.]) die glücklichen Besitzenden (sind in einem Rechtsstreit auf Grund der bloßen Tatsache des Besitzes gegenüber einem nicht besitzenden Kläger bereits in einem tatsächlichen Vorteil). | Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Euripides 485/480-406 v. Chr.) |
733 | Beaumanoir, Philippe de Rémi, Herr (Seigneur) von (um 1247-7. 1. 1296), nachgeborener Sohn des bailli (Amtmanns) des Gâtinais, wird nach dem Studium des Rechtes in Orléans und vielleicht Bologna 1279 bis 1283 bailli der Grafschaft Clermont in Beauvaisis in der Île-de-France Frankreichs bei Paris. Zwischen 1280 und 1283 verfasst er (rund sechzig Jahre nach dem Sachsenspiegel Eikes von Repgow) Li livres des coustumes et des usages de Beauvoisins (Coutumes de Beauvaisis, Gewohnheitsrecht, Rechtsbuch), die teils das Bestehende bewahren, teils aber auch verändern. Später erhält er hohe königliche Ämter. | Köbler, DRG 103; Philippe de Beaumanoir, Coutumes de Beauvaisis, hg. v. Salmon, A., Bd. 1f. 1899, Neudruck 1970; Bordier, H., Philippe de Remi, sire de Beaumanoir – jurisconsulte et poète national du Beauvaisis, 1246-1996, 1980; Actes du colloque international Philippe de Beaumanoir et les coutumes de Beauvaisis, 1283-1983, hg. v. Bonnet-Laborderie, P., 1983 |
734 | Beaumont bei Reims ist die freie Siedlung, mit deren Recht viele Orte in dem Westen des deutschen Reiches bewidmet werden. →Loi de Beaumont | Kroeschell, DRG 1, 221; Bonvalot, E., Le tiers état d’après la charte de Beaumont, 1884 |
735 | Bebenhausen | Das Bebenhäuser Urbar von 1356, bearb. v. Wille, W. 2015 |
736 | Bebenburg → Lupold von Bebenburg | |
737 | Beccaria, Cesare Graf von, eigentlich Bonesana (Mailand 15. 3. 1738-Mailand 28. 11. 1794), nach dem Rechtsstudium in Parma (1754-1758) 1768-1771 Professor der Kameralistik in Mailand, danach in dem Dienst der Lombardei Österreichs, verfasst 1764 zunächst anonym das Werk (it.) Dei delitti e delle pene (Von den Verbrechen und den Strafen). Darin verlangt er in übertreibender Abgrenzung von dem zeitgenössischen Strafrecht die Durchsetzung des Grundsatzes (lat.) nulla poena sine lege (keine Strafe ohne Gesetz), die regelmäßige Ersetzung der Todesstrafe durch lebenslängliche Zwangsarbeit, die Abschaffung der Folter, die Öffentlichkeit der Strafgerichtsverhandlung, das Verbot der Willkür bei Strafverfolgung, die Beachtung der Nützlichkeit gegenüber der bloßen Vergeltung sowie die Bekämpfung des ... | http://koeblergerhard.de/Fontes/BeccariaCesareDeiDelittiEDellePene1764.htm; Köbler, DRG 158; Beccaria, Gesamtausgabe in 16 Bänden, Bd. 1ff. 1984ff; Cesare Beccaria, hg. v. Deimling, G., 1989; Weis, E., Cesare Beccaria (1738-1794), 1992; Beccaria et la culture juridique des lumières, hg. v. Porret, M., 1998; Edizione nazionale delle opere di Cesare Beccaria, Bd. 3 Scritti economici, hg. v. Gaspari, G., 2014; Di Renzo Villata, G., Beccaria und die Anderen – Zur Strafrechtswissenschaft der frühen Neuzeit, 2016 |
738 | Bedarf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch um 1222 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen 1221-1224? belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) | Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010 |
739 | Bede (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch um 850 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 belegt sowie über bitten und Bitte über das Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem deutschen Mittelalter die in dem Hinblick auf eine bestimmte Notlage von einem Herrn (durch Bitte) erbetene und von den Betroffenen durch Zustimmung bewilligte, in ihrer Höhe vermögensabhängige →Abgabe in Geld seit etwa dem 11. Jahrhundert. Innerhalb der als Einheit bedepflichtigen Stadt trifft die Bede als Umlage den Bürger. Später wird die (erbetene) Bede von der (angeordneten) Steuer verdrängt (beispielsweise Bayern 1292, 1295, 1304, 1309). | Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 113; Zeumer, K., Die deutschen Städtesteuern, 1878; Waas, A., Vogtei und Bede, 1919; Erler, A., Bürgerrecht und Steuerpflicht, 1939, 2. A. 1963; Schomburg, W., Lexikon der deutschen Steuer- und Zollgeschichte, 1992; Simon, T., Grundherrschaft und Vogtei, 1995; Schubert, E., Fürstliche Herrschaft und Territorium im Mittelalter, 1996 |
740 | bedingen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch um 1250 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 11. Jh. belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) einschränken, vereinbaren | |