681 | Bankert (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch um 1363 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1323 an vierzehn Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise oder ganz mit dem Indogermanischen verbindbar, mhd. Banchart [M.] auf der Bank Gezeugter) ist die ältere deutsche Bezeichnung für das seit dem 8. Jahrhundert von der Kirche abgelehnte uneheliche Kind (oder →nichteheliche Kind). | Bückling, G., Die Rechtsstellung der unehelichen Kinder im Mittelalter, 1920; Leineweber, A., Die rechtliche Beziehung des nichtehelichen Kindes zu seinem Erzeuger in der Geschichte des Privatrechts, 1978; Illegitimität im Spätmittelalter, hg. v. Schmugge, L., 1994 |
682 | Bankrott (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch als 1457 aus dem Italienischen aufgenommen bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 15. Jahrhundert an drei Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das vollständige Scheitern des Unternehmers, das in dem Spätmittelalter bei den Bankinhabern zu dem Zerstören ihrer Bank (ital. banca rotta [F.] zerbrochene Bank) führt, wobei die Bezeichnung über das Niederländische und das Französische in dem 15. Jahrhundert in das Mittelhochdeutsche eindringt. Für die Abwicklung des Bankrotts setzt sich seit dem späteren 16. Jahrhundert das Verfahren des Konkurses und in der Bundesrepublik Deutschland seit 1. 1. 1999 das Verfhreen der In... | Meier, A., Die Geschichte des deutschen Konkursrechts, 2003; Schmitt, C., Säuberlich banquerott gemacht – Konkursverfahren aus Frankfurt am Main vor dem Reichskammergericht, 2016 |
683 | Bann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch vor 594 - bzw. 2. Viertel 9. Jh. - bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 779 [lateinisch] belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Möglichkeit eines Amtsträgers, Gebote und Verbote unter Anordnung gewichtiger Rechtsfolgen in dem Fall der Nichtbeachtung auszusprechen (mlat. bannus Gregor von Tours [538/539-594], Historiae 5, 26). In diesem Sinn kann bereits der jüdische Rabbi den uneinsichtigen Sünder zu einem Heiden erklären (vgl. Matthäus 18,15-17). Dementsprechend schließt das Christentum (Elvira 306) Sünder in bestimmten Fällen aus der kirchlichen Gemeinschaft (lat. [F.] excommunicatio Ausschluss aus der Gemeinschaft in dem 4./5. Jahrhundert gebildet) aus (nicht auch au... | Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 83, 130; Sickel, W., Zur Geschichte des Bannes, 1886; Koehne, C., Studien über die Entstehung der Zwangs- und Bannrechte, ZRG GA 25 (1904), 172; Eichmann, E., Acht und Bann, 1909; Eichholzer, E., Über Zwangs- und Bannrechte, 1914; Voltelini, H. v., Königsbannleihe und Blutbannleihe, ZRG GA 36 (1915), 290; Heck, P., Die Bannleihe im Sachsenspiegel, ZRG GA 37 (1916), 260; Ganahl, K., Der Fürbann im bayerischen Rechtsgebiet, ZRG GA 54 (1934), 257; Fehr, H., Zur Geschichte des Bannes, ZRG GA 55 (1935), 237; Wießner, H., Twing und Bann, 1935; Stutz, U., Zur Herkunft von Zwing und Bann, ZRG GA 57 (1937), 289; Siuts, H., Bann und Acht, 1959 (Diss. phil. Kiel 1956); Doskucil, W., Der Bann in der Urkirche, 1958; Scheyhing, R., Eide, Amtsgewalt und Bannleihe, 1960; Tie... |
684 | Banner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch um 1185 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1264/1269 [Basel, 1270 Hamburg] belegt und über das Französische und das Fränkische mit dem erschließbaren Germanischen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die vielleicht schon in germanischer Zeit als Zeichen möglicherweise auch für Mitteilungen dienende Fahne (Heerfahne, Gerichtsfahne). Seit dem 11. Jahrhundert werden Fahnen mit einem Fahnenwagen in die Schlacht gefahren. Seit Friedrich I. Barbarossa (1122-1190, König 1152) führt der König ein Banner mit schwarzem Adler auf gelbem Grund mit sich. | Amira, K. v./Schwerin, C. Frhr. v., Rechtsarchäologie, 1943, 34; 75 (Fünfundsiebzig) Jahre Reichsbanner Schwarz - Rot - Gold, red. v. Grimm, U., 1999 |
685 | bannitio (lat. [F.]) öffentliche Ladung | |
686 | Bannleihe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch nicht bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Vergabe (Leihe) eines Bannes durch den König. Sie wird 1149 zu Gunsten der Kirche sichtbar. In dem Sachsenspiegel ist die Bannleihe eine grundlegende Erscheinung der Gerichtsbarkeit, doch verliert die königliche Bannleihe mit dem Übergang der Gerichtsbarkeit auf die Landesherren ihre Bedeutung. | Scheyhing, R., Eide, Amtsgewalt und Bannleihe, 1960; Reynolds, S., Fiefs and Vassals, 1994 |
687 | Bannmeile (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1237 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1237 belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die örtlich auf eine (oder auch mehrere) Meilen festgelegte Reichweite eines →Bannes oder einer Herrschaftsgewalt. Seit dem Hochmittelalter werden insbesondere Burgen, Städte (beispielsweise Lechenich 1279 banmile sive bivanc), Märkte, Mühlen oder Brauhäuser mit einer Bannmeile ausgestattet, in deren Bereich Wettbewerb ausgeschlossen ist. In der Gegenwart beschreibt die Bannmeile eines Staatsorgans den räumlichen Bereich, in dem zu seinem Schutz keine Versammlungen abgehalten werden dürfen. | Kroeschell, DRG 1; Hirsch, H., Die Klosterimmunität seit dem Investiturstreit, 1913; Küchler, W., Das Bannmeilenrecht, 1964 |
688 | Bannwald (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1351 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1441 an elf Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der durch Bann des Königs oder sonstigen Herren der allgemeinen Nutzung entzogene Wald (7. Jahrhundert lat. [F.] silva regis, forestis, 1251 banholz, 1280 banforst). | Mantel, K., Wald und Forst in der Geschichte, 1990; Dasler, C., Forst und Wildbann, 2001 |
689 | Bannwein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch nicht bezeugt und ab 1111 in älteren deutschen Rechtsquellen belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) durch Bann in Wettbewerb geschützter Wein einer Herrschaft | |
690 | barbarus (lat. [M.]) plappernder (Nichtrömer) | Köbler, LAW; Rugullis, S., Die Barbaren in den spätrömischen Gesetzen, 1992 |
691 | Barbeyrac, Jean de (1674-1744), 1697-1710 Professor für alte Sprachen in Berlin, 1711-1717 für Geschichte und Naturrecht in Lausanne, 1717-1744 für öffentliches und privates Recht in Groningen, verbreitet naturrechtliches Gedankengut durch französische Übersetzungen von Werken Pufendorfs, Grotius’ und Cumberlands. | Othmer, S., Berlin und die Verbreitung des Naturrechts in Europa, 1970 |
692 | barfuß (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1100 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1370 an 14 Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.), bloßfüßig, vgl. 2. Samuel 15, 30, ältester vollständig erhaltener Lederschuh von dem Schnidejoch in den Alpen Berns auf 4300 v. Chr. datiert | |
693 | Bargilde →Biergelde | |
694 | Barock (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1876 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt sowie jenseits des Französischen und Portugiesischen in der weiteren Herkunft ungeklärt, M./N., Adjektiv barock 1759 aus dem Französischen und Portugiesischen aufgenommen sowie in der weiteren Herkunft ungeklärt) ist in der Kunstgeschichte die Zeit zwischen der Renaissance an dem Ende des 16. Jahrhunderts und dem Klassizismus ab etwa 1760/1770. | Methoden und Probleme der Alltagsforschung im Zeitalter des Barock, hg. v. Pickl, O. u. a., 1992 |
695 | Baron (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch um 1210 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt sowie über das Mittellateinische und Mittelfranzösische von ahd. baro (M.) Mann abgeleitet und mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar sowie in der weiteren Herkunft vielleicht ungeklärt, M.) Bezeichnung für Angehörigen einer Gruppe Adeliger (1595 für Freiherr). | |
696 | Barrister (M.) ist der vor Gericht (engl. [N.] bar) auftretende Anwalt des englischen Rechtes. | Kroeschell, DRG 3; Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; Baker, J., The Common Law Tradition, 2000 |
697 | Barschalk (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch nicht bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 804 belegt sowie in den Bestandteilen wohl über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist eine Bezeichnung für bestimmte Halbfreie in dem frühmittelalterlichen Bayern (8./9. Jahrhundert, auch 13. Jahrhundert). | Köbler, WAS; Janda, A., Die Barschalken, 1926; Mayer, T., Baar und Barschalken, FS I. Zibermayr, 1954, 143 |
698 | Bartholomäus de Capua ist ein in Capua an dem 12. 8. 1248 als Sohn eines Juristen geborener, in Neapel ausgebildeter und 1278 promovierter, 1328 verstorbener neapoli-tanischer Jurist (Glossen, Quästionen, Reden). | Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 499 |
699 | Bartholomäusnacht (F.) ist die Nacht (von dem 23. August) zu dem 24. August (1572), in der nach der Hochzeit (Bluthochzeit) des Protestanten Heinrich von Navarra mit Margareta von Valois in Paris und Umgebung mehr als 3000 Menschen (meistens Hugenotten) getötet werden. | |
700 | Bartolus de Saxoferrato (aus bäuerlicher Familie, Venatura bei Sassoferrato/Saxoferrato nahe Ancona in Umbrien 1313? oder 1314?-Perugia 13. 7. 1357, lat. [F.] lucerna iuris, Leuchte des Rechtes) lehrt nach dem in Perugia (1327 mit etwa vierzehn Jahren, Cinus de Sighibuldis) und Bologna (1330?, 1333?) betriebenen Rechtsstudium und der nach der Disputation von 1333 (baccalaureus) an dem 10. 11. 1334 in Bologna erlangten Promotion zu einem (lat.) doctor (M.) iuris civilis (Lehrer des weltlichen Rechtes) und einer Tätigkeit als Assessor des Podestà in Todi, Cagli und Pisa seit Winter 1338/1339 in Pisa und Perugia (1342) weltliches Recht. Neben vielleicht mehr als 400 gedruckten und weiteren rund 200 ungedruckten Gutachten (etwa vierundzwanzig je Jahr oder zwei je Monat) verfasst er bedeutende ... | Söllner § 25; Bartolus, Opera omnia, Drucke seit 1525; Savigny, F., Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter, 2. A. Bd. 3ff. 1834ff.; Woolf, C., Bartolus of Sassoferrato, 1913. Neudruck 2012; Bartolo da Sassoferrato, Bd. 1f. 1962; Merzbacher, F., Bartolo de Sassoferrato, (in) Recht - Staat - Kirche, hg. v. Köbler, G. u. a., 1989, 559; Kisch, G., Bartolus und Baldus, 1960; Cavallar, O. u. a., A Grammar of Signs, 1994; Lepsius, S., Der Richter und die Zeugen, 2003; Lepsius, S., Von Zweifeln zur Überzeugung, 2003; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 682; Bartolo de Sassoferrato nel VII centenario della nascità – diritto, politica, società, 2014 |