| 6581 | Primogenitur (Wort um 1254 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und ab 1620 selten in älteren deutschen Rechtsquellen belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Erstgeburt, Erstgeburtsrecht (sachlich Ansätze in Flandern, Brabant, Savoyen 1252, Henneberg 1310, Hessen 1311, Katzenelnbogen 1331, Bayern 1341, Holland 1347, Braunschweig 1351, Goldene Bulle für Kurfürstentümer 1356, Württemberg 1361, Lippe 1368, Hanau 1375, Baden 1380) | Schulze, H., Das Recht der Erstgeburt, 1851; Sicherer, H. v. Secundogenitur und Primogenitur, 1887; Pasold, A., Geschichte der reußischen Landesteilungen, 1934; Der dynastische Fürstenstaat, hg. v. Kunisch, J., 1982; Höldrich, H., Das Erstgeburtsrecht beim Adel, 1992; Kurschius, M., Primogenitur im Hause Brandenburg, 2011 |
| 6582 | Princeps (Wort nicht –als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen belegt, lat. [M.]) ist in dem klassischen römischen Recht der von Augustus (63 v. Chr.-14 n. Chr.) angenommene Titel und in dem germanisch-deutschen Bereich der Erste, Große oder Fürst. | Söllner § 14; Köbler, DRG 29, 30, 69, 71, 83, 311; Weber, W., Princeps – Studien zur Geschichte des Augustus, 1936; Kelly, J., Princeps iudex, 1957; Koller, H., Die Bedeutung des Titels „princeps“ in der Reichskanzlei, MIÖG 68 (1960), 75; Bleicken, J., Prinzipat und Dominat, 1978; Meister, J., Der Körper des Princeps, 2012 |
| 6583 | Princeps legibus solutus est (lat.) ist die lateinische Formulierung des Satzes, dass der Fürst nicht an die Gesetze gebunden ist. In Rom gibt es sachlich eine Freistellung von Gesetzen bereits in vorchristlicher Zeit. In Digesten 1. 3. 31 wird die auf Ulpian (170?-223) zurückgeführte Formel princeps legibus solutus (der Prinzeps selbst ist nicht an die [von ihm als Augustus geschaffene] Ehegesetzgebung gebunden) aus dem Sachzusammenhang gelöst von Justinian übernommen. Kaiser Friedrich II. greift hierauf 1245 wieder zurück. Dem folgen Rudolf von Habsburg 1282 oder der König von Frankreich, so dass →Baldus den König in dem Königreich dem Kaiser gleichstellen kann. In der frühen Neuzeit ist die Bedeutung umstritten. Teils hält man in Anschluss an Jean →Bodin (1576) an der Formel fest, teils... | Kroeschell, DRG 3; Wyduckel, D., Princeps legibus solutus, 1979; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Vespasian, 69-79, Ulpian, um 170-223, Digesten 1, 3, 31); Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999; Princeps legibus solutus, hg. v. Maffi, A., 2016 |
| 6584 | Prinz (Wort ab um 1230 in älteren deutschen Rechtsquellen belegt und über das Mittelniederdeutsche aus dem Altfranzösischen und mittelbar dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Fürstensohn, Prinz, Fürst | |
| 6585 | Prinzeps (Wort in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, M.) →princeps, Prinzipat | |
| 6586 | Prinzgemahl (Wort in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) | Rassow, P., Der Prinzgemahl, 1950 |
| 6587 | Prinzip (Wort erste Hälfte 19. Jh. aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie teilweise mit dem Indogermannischen verbindbar, N.) Grundsatz | Prinzipienthorie und Theorie der Abwägung, hg. v. Klatt, M., 2013; Die Grenzen des Prinzips, hg. v. Hölkeskamp, K. u. a., 2019 |
| 6588 | Prinzipalkommissar (Wort ab vor 1531 in älteren deutschen Rechtsquellen belegt und in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem Heiligen römischen Reich der seit dem 15. Jahrhundert erscheinende Vertreter des Kaisers auf dem an wechselnden Orten abgehaltenen Reichstag und seit der Einrichtung des immerwährenden (ständig tagenden) Reichstages in Regensburg (1663). | Moser, J., Deutsches Staatsrecht, Bd. 44 1751, 145; Hellwig, K., Die Rechtsstellung des kaiserlichen Prinzipal- und Konkommissars am Reichstag, 1955; Bussi, E., Il diritto pubblico del Sacro romano impero, Bd. 2 1959, 9 |
| 6589 | Prinzipat (Wort 1306 und 1730 in älteren deutschen Rechtsquellen belegt und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M., N.) ist in dem römischen Recht die sich langsam entwickelnde Herrschaft des (lat.) princeps (Ersten, Augustus 27 v. Chr.-14 n. Chr.) von dem Ende der Republik bis zu dem allmählichen Übergang zu dem Dominat in dem dritten Jahrhundert. | Söllner §§ 14, 19; Dulckeit/Schwarz/Waldstein §§ 25ff.; Köbler, DRG 32; Schönbauer, E., Wesen und Ursprung des römischen Prinzipats, ZRG RA 47 (1927), 264; Kornemann, Doppelprinzipat und Reichsteilung, 1930; Nörr, D., Imperium und Polis, 2. A. 1969; Volkmann, H., Zur Rechtsprechung im Prinzipat des Augustus, 2. A. 1969; Prinzipat und Kultur, hg. v. Kühnert, B. u. a., 1995 |
| 6590 | Prinzregent (Wort in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, M.) ist der regierende →Prinz. | Schamari, H., Kirche und Staat, Bd. 1f. 1983 |
| 6591 | Prior (Wort ab 1264 in älteren deutschen Rechtsquellen belegt und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Erster, Stellvertreter, Abt | |
| 6592 | Prior tempore potior iure (lat.). Wer zuerst kommt, hat das bessere Recht. | Kaser § 31 III 3; Wacke, A., Wer zuerst kommt, mahlt zuerst, JA 1981, 94; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 |
| 6593 | Priorität (Wort ab 1562 in älteren deutschen Rechtsquellen belegt und über das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) zeitliche Abfolge und Beachtung der zeitlichen Abfolge für die Stellung einesvon mehreren Rechten (beispielsweise Grundsatz in dem Grundbuchrecht) | |
| 6594 | Prise (Wort ab 1435 in älteren deutschen Rechtsquellen belegt und über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Beute | Böhringer, K., Das Recht der Prise, Diss. jur. Fankfurt am Main 1970 |
| 6595 | Pristavel (Wort Pristabel ab 1375 nicht sehr häufig in älteren deutschen Rechtsquellen belegt, M.) slawischer Ortsvorsteher, Fischereiaufseher (1375-1907) | Schall, H., Der Pristavel und die Städtenamen Pritzwalk und Pasewalk, (in) Jahrbuch für brandenburgische Landesgeschichte 10 (1959), 81; Vogel, W., Der Verbleib der wendischen Bevölkerung, 1960, 83; Warnatsch, S., Geschichte des Klosters Lehnin 1180-1542, 2000, 273f. |
| 6596 | Pritzwalk | Graf, A., Die Ortsnamen des Kreises Pritzwalk, 1957; Urkunden der Stadt Pritzwalk in Regesten (1256-1703), hg. v. Neitmann, K., 2007 |
| 6597 | privat, Adj. (Wort ab 1496 nicht häufig in älteren deutschen Rechtsquellen belegt und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar), besondere in Gegensatz zu allgemein, öffentlich, staatlich | Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Leisner, W., Staatsferne Privatheit in der Antike - Horaz, 2012; Vincent, D., Privacy, 2016 |
| 6598 | Privatautonomie (Wort in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt und in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der Grundsatz, dass der Einzelne berechtigt ist, seine Lebensverhältnisse in dem Rahmen der Rechtsordnung eigenverantwortlich zu gestalten. Die Privatautonomie ist innerhalb des menschlichen Zusammenlebens der Ausgangspunkt menschlichen Lebens. Sie wird mit zunehmender Verstaatlichung eingeschränkt und des-wegen in der Aufklärung als allgemeiner Grundsatz (lat. autonomia [F.] privata) hervorgehoben und von dem Liberalismus betont. In dem römischen Recht ist demgegenüber die Vertragsfreiheit durch die Typengebundenheit der Klagansprüche eingeschränkt. | Köbler, DRG 214, 270; Bydlinski, F., Privatautonomie und objektive Grundlagen des verpflichtenden Rechtsgeschäfts, 1967; Püls, J., Parteiautonomie, 1995; Hartenstein, O., Die Privatautonomie im internationalen Privatrecht als Störung des europäischen Entscheidungseinklangs, 2000; Autonomie im Recht, hg. v. Bumke, C. u. a., 2017; Latzel, C., Verhaltenssteuerung, Recht und Privatautonomie, 2020 |
| 6599 | Privatdozent (Wort ab Mitte 18. Jh. - aber nicht in älteren deutschen Rechtsquellen - belegt und aus dem Lateinischen des Altertums gebildet sowie in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der nach erfolgreichem Studium ohne amtlichen Auftrag an einer Hochschule lehrende Mensch, der nach Möglichkeit eine vergütete Amtsstellung anstrebt und überwiegend auch erreicht. | Busch, A., Die Geschichte des Privatdozenten - eine soziologische Studie zur großbetrieblichen Entwicklung der deutschen Universitäten, 1959 |
| 6600 | Privatfürstenrecht (Wort - nicht als Ansatz - 1786 in älteren deutschen Rechtsquellen mit 16 Archivzetteln belegt und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das den Fürsten als Privatperson betreffende Recht, das nach älteren Ansätzen bei Grotius und Pufendorf in dem 18. Jahrhundert als eigenes Rechtsgebiet erkannt wird. Es betrifft sachlich vor allem Erbrecht (beispielsweise Promogenitur) und Familienrecht (beispielsweise Familienfideikommiss), persönlich nach 1806 die Standesherren. Es endet in Deutschland mit dem Übergang zu der Republik (Art. 109 II WRV). | Struve, B., Jurisprudentiae heroicae, Bd. 1ff. 1743ff.; Mayer, C., Allgemeine Einleitung ins Privatfürstenrecht, 1783; Rehm, H., Modernes Fürstenrecht, 1904; Albers, B., Begriff und Wirklichkeit des Privatfürstenrechts, 2001; Mizia, R., Der Rechtsbegriff der Autonomie und die Begründung des Privatfürstenrechts, 1995; Gottwald, D., Fürstenrecht und Staatsrecht im 19. Jahrhundert, 2009 |