| 5921 | Oberpräsident (Wort ab 1658 als Präsident des Geheimen Ragtes und sechsmal ab 1676 in älteren deutschen Rechtsquellen belegt, M.) ist der leitende Beamte der zivilen Provinzialverwaltung (zwischen 4 und 12 Provinzen) in Preußen von 1806 bis (1933 bzw.) 1945 mit drei unterschiedlichen Funktionen. | Bodelschwingh, E. v., Leben des Oberpräsidenten Freiherrn von Vincke, 1853; Kube, H., Die geschichtliche Entwicklung der Stellung des preußischen Oberpräsidenten, Diss. jur. Berlin 1939; Die preußischen Oberpräsidenten 1815-1945, hg. v. Schwabe, K., 1985 |
| 5922 | Oberrat (Wort beispielsweise in Würzburg seit 1391 für Berater belegt, M.) | |
| 5923 | Oberrechnungskammer (Wort nicht - als Ansatz - in älteren deutschen Rechtsquellen belegt, F., 1802) ist die sich seit 1713 entwickelnde Zentralbehörde des Rechnungswesens in Preußen (Sachsen 1707 Oberrechenkammer). Die Oberrechnungskammer ist selbständig und unabhängig. Sie wird 1869 zu dem →Rechnungshof des Norddeutschen Bundes. | 250 Jahre Rechnungsprüfung, hg. v. Bundesrechnungshof, 1964; Bachmann, M., Der Bundesrechnungshof, 1967, 90; Die Kontrolle der Staatsfinanzen, hg. v. Zavelberg, H., 1989 |
| 5924 | Oberschlesien →Schlesien | |
| 5925 | oberste, Adj. (Superlativ von obere) | |
| 5926 | Oberste Justizstelle ist das auf erste Ansätze des Jahres 1501 zurückgehende, an dem 1. 5. 1749 von Maria Theresia als Landesherrin eingerichtete Höchstgericht (mit Präsidenten, Vizepräsidenten, Senaten und Räten) Österreichs (oberste Revisionsinstanz in Justizsachen und oberste Justizverwaltungsbehörde), das 1848 zu dem Justizministerium einerseits und zu dem Obersten Gerichtshof andererseits wird. Die oberste Justizstelle wendet subsidiär gemeines Recht an. Mit ihr wird die Rechtsprechung aus der Verwaltung in der obersten Instanz ausgesondert | Kocher, G., Die Zivilgesetzgebung und die Oberste Justizstelle bis zum ABGB, FS H. Baltl, 1978, 309; Kocher, G., Höchstgerichtsbarkeit und Privatrechtskodifikation, 1979; Maasburg, F. v., Geschichte der obersten Justizstelle in Wien, 1879, 2. A. 1891; Ratsprotokolle Oberste Justizstelle Tyrol-Vorarlberg. Senat 1814-1844, Bd. 1 hg. v. Faistenberger, C., red. v. Niedermayer, M., 2003; Olechowski, T., Gerichtsvielfalt in Wien, (in) Beiträge zur Rechtsgeschichte Österreichs 2 (2016), 1ff. |
| 5927 | Oberster Gerichtshof für die britische Zone ist der von 1948 bis 1950 für die britische Besatzungszone des Deutschen Reiches eingerichtete oberste Gerichtshof. | Kroeschell, 20. Jahrhundert; Zimmermann, R., Der oberste Gerichtshof für die britische Zone, (in) ZNR 3 (1981), 158; Oberster Gerichtshof für die Britische Zone (1948-1950) Nachschlagewerk, hg. v. Schubert, W., 2010; Das Wirken des Obersten Gerichtshofs für die Britische Zone aus Anlass des 65. Jahrestages nach Abschluss seiner Tätigkeit, hg. v. dem Präsidenten des Oberlandesgerichts Köln, 2015; Grieß, M., „Im Namen des Rechts“, 2015; Ohlenroth, J. Der Oberste Gerichtshof für die Britische Zone und die Aufarbeitung von NS-Unrecht, 2020 |
| 5928 | Oberster Gerichtshof ist seit 21. 8. 1848 das der obersten Justizstelle folgende oberste Gericht der ordentlichen Gerichtsbarkeit Österreichs (1850 oberster Gerichts- und Kassationshof, 1918 oberster Gerichtshof, 1938 aufgelöst, 1945 wiedererrichtet). | Festschrift zur Hundertjahrfeier des österreichischen Obersten Gerichtshofs 1850-1950, 1950 |
| 5929 | Oberstes bayerisches Landesgericht s. Bayerisches oberstes Landesgericht | |
| 5930 | Oberstes Gericht ist das Höchstgericht der →Deutschen Demokratischen Republik seit 1949. | Kroeschell, 20. Jahrhundert; Oberstes Gericht der DDR - Höchstes Organ wahrhaft demokratischer Rechtsprechung, hg. v. d. Obersten Gericht, 1970; Arnold, J., Das Oberste Gericht der DDR, 1989; Höchstrichterliche Rechtsprechung in der frühen Bundesrepublik, hg. v. Fischer, C. u. a., 2015; Lingelbach, G., „… es soll schnell und richtig urteilen …!“ – zu Aufgaben, Zuständigkeiten und Spruchpraxis des Obersten Gerichts der Deutschen Demokratischen Republik, 2015 |
| 5931 | Obertribunal (Wort - als Ansatz - in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, N., 1772) ist das 1703 als Oberappellationsgericht preußischer Landesteile geschaffene, in dem 19. Jahrhundert zu dem höchsten Gericht Preußens aufsteigende Gericht, das 1877/1879 weitgehend in dem Reichsgericht aufgeht. | Starke, W.., Darstellung der bestehenden Gerichtsverfassung in dem preußischen Staate, 1839; Sonnenschmidt, F., Geschichte des königlichen Obertribunals zu Berlin, 1879; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege sweit 1500, 1953; Schubert, W., Die Aufhebung des Berliner Obertribunals im Juni 1879, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 419; Schmüser, S., Die Anwendung der Vorschriften des Allgemeinen Landrechts für die preußischen Staaten über die eheliche Gütergemeinschaft in der Praxis des Königlichen (Geheimen) Obertribunals in der Zeit von 1837 bis 1879, 2007; Mund, W., Das preußische Ehescheidungsrecht in der Judikatur des Berliner Obertribunals von 1835-1879, 2008 |
| 5932 | Oberverwaltungsgericht (OVG, Wort - als Ansatz - in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, N.) ist das Obergericht der Verwaltungsgerichtsbarkeit seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, das später in dem süddeutschen Bereich Verwaltungsgerichtshof genannt wird. | Die Rechtsgerundsätze des königlich preussischen Oberverwaltungsgerichts, 1895, hg. v. Parey, F., Neudruck 1920, 2021; Pauly, S., Organisation, Geschichte und Praxis der Gesetzesauslegung des königlich preußischen Oberverwaltungsgerichts 1875-1933, 1987; Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum des sächsischen Oberverwaltungsgerichts, hg. v. Reich, S., 2002; Ackermann, C., Die Bedeutung der Rechtsprechung des preußischen Oberverwaltungsgerichts, 2012; Ohse, T., Die Bedeutung der Rechtsprechung des preußischen Oberverwaltungsgerichts zur polizeilichen Verantwortlichkeit für unsere heutige Dogmatik, 2017 |
| 5933 | Obervormundschaft (Wort ab 1656 in älteren deutschen Rechtsquellen belegt, F.) ist die aufsichtliche Stellung der Obrigkeit bzw. Kirche über den →Vormund, wie sie sich sachlich seit der karolingischen Zeit entwickelt und in dem Vormundschaftsgericht endet. | Kraut, T., Die Vormundschaft, Bd. 1 1835; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff. |
| 5934 | oblatio (lat. [F.]) Gabe, Opfer, Spende (beispielsweise auch von Kindern in ein Kloster) | Kaser § 37 II 1; Seidl, J., Die Götterverlobung von Kindern, 1872; Laske, W., Das Problem der Mönchung, 1973; Lahaye-Geusen, M., Das Opfer der Kinder – Ein Beitrag zur Liturgie- und Sozialgeschichte des Mönchtums im hohen Mittelalter, 1991; Brückner, T., Lehnsauftragung 2011 |
| 5935 | Obligatio (lat. [F.]) ist seit dem altrömischen Recht die schuldrechtliche Verpflichtung zwischen zwei Beteiligten (bzw. das Schuldverhältnis) mit den Inhalten (lat.) dare (geben), facere (tun einschließlich unterlassen) oder praestare (einstehen). Die obligatio geht vermutlich auf den Ausgleich von Unrechtserfolgen (später sog. [lat.] delicta [N.Pl.]) zurück. Das bei ihnen zunächst regelmäßig bestehende Racherecht des Verletzten oder seiner Verwandtschaft wird in dem Interesse der Allgemeinheit allmählich eingeschränkt und durch die Hingabe von Vermögensgegenständen (Sühneleistung) einverständlich abgelöst. Sobald eine Leistung durch den Verursacher, seine Verwandten oder Gentilen üblich und in dem Rahmen eines vielleicht nach griechischem Vorbild erstellten festen Katalogs von Vergleichs... | Kaser §§ 4 I 2, 32 I, 33 I, 38 IV, 56 I, 61, 84; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 26, 42, 62; Kuntze, J., Die Obligation, 1856; Levy, E., Weströmisches Vulgarrecht, 1956; Watson, A., The Law of Obligations, 1965; Hochstein, R., Obligationes quasi ex delicto, 1971; Zimmermann, R., The Law of Obligations, 1992; Hartung, G., Die Naturrechtsdebatte – Geschichte der Obligatio vom 17. bis 20. Jahrhundert, 1998, 2. A. 1999; Albers, G., Perpetuatio obligationis – Leistungspflicht trotz Unmöglichkeit im klassischen Recht, 2019 |
| 5936 | obligatio alternativa (lat. [F.]) Wahlschuld | |
| 5937 | Obligatio (F.) civilis (lat.) ist in dem römischen Recht die auf (lat.) ius (N.) civile gegründete, mit (lat.) actio (F.) civilis (Zivilklaganspruch) ausgestattete →obligatio. | Kaser § 33 II; Zimmermann, R., The Law of Obligations, 1992 |
| 5938 | obligatio (F.) ex contractu (lat.) Verbindlichkeit aus Vertrag | Kaser § 38 I |
| 5939 | obligatio (F.) ex delicto (lat.) Verbindlichkeit aus Delikt | Kaser §§ 38 I, 50 I |
| 5940 | obligatio (F.) ex variis causarum figuris (lat.) Verbindlichkeit aus verschiedenen Gründen | Kaser § 38 I 2; Köbler, DRG 62 |