| 6921 | Trennung von Tisch und Bett (lat. separatio a toro et mensa) ist im Kirchenrecht die tatsächliche Aufhebung der ehelichen Lebensgemeinschaft unter Aufrechterhaltung der rechtlichen Bindung. |
| 6922 | Tres conformes sententiae (lat. [F.Pl.]) sind drei gleichlautende Urteile, gegen dessen letztes nach römisch-kanonischem Recht keine →Appellation mehr erhoben werden kann. Lit.: Weitzel, J., Der Kampf um die Appellation, 1976, 169 |
| 6923 | Tres faciunt collegium (lat.). Drei bilden einen Verein. Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Marcellus, um 115-um 175, Digesten 50, 16, 85, zu Neratius, um 58/9-nach 133) |
| 6924 | trespass (engl. [N.]) Überschreitung, Friedensbruch, Angriff, Beschädigung |
| 6925 | Treue ist die innere feste Bindung eines Menschen an einen Menschen oder einen Gedanken. Es ist streitig, inwieweit die T. eine besondere germanisch-deutsche Eigenheit ist. Erhebliche Bedeutung kommt der T. im Lehnsverhältnis zu. Auch der Beamte steht zum Staat in einem besonderen Treueverhältnis. Lit.: Hübner; Kroeschell, DRG 2, 3; Puntschart, P., Schuldvertrag und Treuegelöbnis, 1896; Schwerin, C. v., Die Treueklausel im Treugelöbnis, ZRG GA 25 (1904), 323; Puntschart, P., Treuklausel und Handtreue im altdeutschen Gelöbnisrecht, ZRG GA 26 (1905), 165; Gierke, O. v., Die Wurzeln des Treuedienstvertrags, 1914; Hueck, A., Der Treuegedanke im modernen Privatrecht, 1947; Kienast, W., Untertaneneid und Treuevorbehalt, ZRG GA 66 (1948), 111; Kienast, W., Untertaneneid und Treuevorbehalt in Frankreich und England, 1952; Graus, F., Über die sog. germanische Treue, 1959; Rejewski, H., Die Pflicht zur politischen Treue, 1973; Eckhardt, U., Untersuchungen zu Form und Funktion der Treueleistung, 1976; Fikentscher, W., De fide et perfidia, 1969; Halmen, R., Staatstreue und Interessenvertretung, 1988; Nörr, D., Die Fides im römischen Völkerrecht, 1991; Kroeschell, K., Studien zum frühen und mittelalterlichen deutschen Recht, 1995, 157, 183; Zwissler, T., Treuegebot – Treuepflicht – Treuebindung, 2002; Schneider, N., Uberrima fides, 2004 |
| 6926 | Treubruch ist der Bruch der zugesagten oder erwarteten Treue. Lit.: Illmer, F., Treubruch, Verrat und Felonie im deutschen Strafrecht, 1937 |
| 6927 | Treuga (F.) Dei (mlat., Wort treuga am ehesten aus dem Burgundischen oder Westgotischen entlehnt) ist die durch die Gottesfriedensbewegung seit dem 10. Jh. angestrebte Waffenruhe Gottes. →Gottesfriede Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 101 |
| 6928 | Treuga (F.) Heinrici (lat.) ist ein wohl in Würzburg im Juli 1224 durch König Heinrich (VII.) erreichter →Landfriede (für das Reich?). Lit.: Gernhuber, J., Die Landfriedensbewegung, 1952 |
| 6929 | Treuhand (1663, Treuhänder 1350) ist das Rechtsverhältnis, bei dem ein Teil (Treuhänder) nach außen mindestens ein Vermögensrecht als eigenes Recht hat, dieses aber auf Grund einer schuldrechtlichen Abrede (Treuhandvertrag, Sicherungsvertrag) ganz oder teilweise im Interesse des anderen Teiles (Treugeber) ausüben soll. Die T. ist dem klassischen römischen Recht (als fiducia) bekannt (Vormund, Pfleger). Sie tritt in einzelnen Erscheinungsformen vielleicht auch im deutschen Recht (Affatomie, Testamentsvollstreckung, Lehnsträgerschaft) auf. Erst seit dem 19. Jh. wird daraus aber eine allgemeine Einrichtung entwickelt, die vom deutschen Bürgerlichen Gesetzbuch (1900) noch nicht aufgenommen wird. Dabei wird der treuwidrig handelnde Treuhänder dem Treugeber schadensersatzpflichtig, doch sind seine gutgläubigen Dritten gegenüber durchgeführten Verfügungen wirksam. Im englischen Recht ist der →trust bedeutsam. Lit.: Kaser §§ 11 III, 52 I 3, 54 I; Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 36, 213, 239; Schultze, A., Die langobardische Treuhand, 1895; Brünneck, W. v., Der Schlossglaube, ZRG GA 28 (1907), 1; Loening, O., Grunderwerb und Treuhand in Lübeck, 1907; Beyerle, F., Die Treuhand im Grundriss des deutschen Privatrechts, 1932; Otten, G., Die Entwicklung der Treuhand im 19. Jahrhundert, 1975; Schott, C., Der Träger als Treuhandform, 1975; Asmus, W., Dogmengeschichtliche Grundlagen der Treuhand, 1977; Scherner, K., Fiducia Germanorum, FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G., 1997; Itinera fiduciae, hg. v. Helmholz, R. u. a., 1998; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Itinera fiduciae, hg. v. Helmholz, R. u. a., 2013 |
| 6930 | Treuhandanstalt ist die zum 1. 6. 1990 1990 nach dem Beitritt der →Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland geschaffene, zum 31. 12. 1994 aufgelöste Anstalt zur Überführung von Volkseigentum in Privateigentum (7984 volkseigene Betriebe, 53,8 Prozent Privatisierungen, 39,6 Prozent Stilllegungen, 13,1 Prozent Rückgaben an frühere Berechtigte). Lit.: Köbler, DRG 249; Laabs D., Der deutsche Goldrausch |
| 6931 | Treu und Glauben ist der Verhaltensmaßstab, der das Verhalten eines redlich und anständig denkenden Menschen zugrunde legt. Er ähnelt der (lat.) →bona fides (F.), die im römischen Recht für bestimmte Schuldverhältnisse zu beachten ist. T. u. G. lassen sich quellenmäßig seit dem Spätmittelalter belegen. Innerhalb des deutschen Bürgerlichen Gesetzbuchs (1900) entwickelt sich T. u. G. zu einem allgemeinen Rechtsgrundsatz. Lit.: Söllner §§ 8, 9, 12, 18; Kroeschell, 20. Jh.; Köbler, DRG 240, 270; Wendt, O., Die exceptio doli generalis, AcP 100 (1906), 1; Wieacker, F., Zur rechtstheoretischen Präzisierung des § 242, 1956; Nesemann, K., Herkunft, Sinngehalt und Anwendungsbereich der Formel „Treu und Glauben“ in Gesetz und Rechtsprechung, Diss. jur. Göttingen 1959; Strätz, H., Treu und Glauben, 1974 |
| 6932 | Trialismus ist in Österreich im 19. Jh. die erfolglose Bestrebung, neben Österreich und Ungarn (1867) einen dritten, aus Böhmen, Mähren und Südslawien bestehenden Staatsteil zu schaffen (z. B. 1871 Böhmische Fundamentalartikel). Lit.: Baltl/Kocher |
| 6933 | Trianon (bei Paris) ist der Ort des 1920 das Königreich Ungarn aufteilenden Friedensvertrags. |
| 6934 | Tribonian (?-541/3?, oder um 545?) ist der aus Kleinasien (Pamphylien) stammende griechischsprachige, unter →Justinian zu hohen Ämtern (533-535 Kanzleileiter, 529-533 und 535-542 Justizminister bzw. quaestor sacri palatii) aufsteigende, oströmische Rechtskundige. Er ist 528/529 Mitglied der Kommission für den →Codex, seit 530 Mitglied einer Kommission für die →Digesten. Außerdem verfasst er mit zwei anderen Rechtslehrern die →Institutionen. Lit.: Söllner § 22; Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 43; Köbler, DRG 53; Kübler, P., Geschichte der Quellen und Literatur des römischen Reichs, 2. A. 1912, 366; Honoré, A., Tribonian, 1978 |
| 6935 | tribunicia postestas (lat. [F.]) tribunizische Gewalt |
| 6936 | tribunus (M.) plebis (lat.) Volkstribun Lit.: Köbler, DRG 18; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988 |
| 6937 | tribus (lat. [F.]) Abteilung der Bürgerschaft Roms (Volksversammlung) |
| 6938 | tributum (N.) capitis (lat.) Kopfsteuer Lit.: Köbler, DRG 32 |
| 6939 | Tridentinum (lat. [N.]) ist das in Trient zwischen 1545 und 1563 tagende 19. allgemeine Konzil der katholischen →Kirche. Es versteht sich als (Gegen-)Reformkonzil und stärkt die Stellung des Bischofs. Es bestätigt u. a. die Unauflöslichkeit der Ehe und schreibt eine bestimmte Eheschließungsform vor. Allgemein sieht es das Kirchenrecht normativ als Rechtsordnung mit dem Papst als alleinigem Gesetzgeber. Lit.: Das Weltkonzil von Trient, hg. v. Schreiber, G., Bd. 1f. 1951; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Jedin, H., Geschichte des Konzils von Trient, Bd. 1ff. 1949ff.; Das Konzil von Trient und die Moderne, hg. v. Prodi, P. u. a., 2001 |
| 6940 | Trient an der Etsch, das 24 v. Chr. an die Römer übergeht, ist seit dem späten 4. Jh. Sitz eines Bischofs, der 1004/1027 Grafenrechte erhält. 1185ff. findet sich dort →Bergrecht. 1803 fällt das Hochstift an →Tirol, 1919 mit Südtirol an →Italien. Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Voltelini, H. v., Die ältesten Statuten von Trient, Archiv für österreichische Geschichte 92 (1902), 83; Il Trentino, hg. v. Mozzarelli, C. u. a., 1985; Hägermann, D./Ludwig, K., Europäisches Montanwesen, 1986; Bellabarba, M., La giustizia ai confini, 1996; Das Konzil von Trient und die Moderne, hg. v. Prodi, P. u. a., 2001; Curzel, E., I canonici e il Capitolo della cattedrale di Trento, 2001; Bettoti, M., La nobilità trentina, 2002; Lorandini, C., Famiglia e impresa, 2006 |