| 6741 | Syndikatsprozess ist in Italien im Spätmittelalter das Amtshaftungsverfahren zur Überprüfung der Amtsführung eines podestà nach Ablauf seiner Amtsperiode. Lit.: Isenmann, M., Legalität und Herrschaftskontrolle (1200-1660), 2010 |
| 6742 | Syndikus (M.) Geschäftsführer, Rechtsberater |
| 6743 | Synodalstatut (N.) ist das in einer →Synode geschaffenes→Statut |
| 6744 | Synode (zu lat. synodus) ist die kirchliche Versammlung (Konzil), die auch Rechtsfragen entscheidet. Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 115; Richter, L., Geschichte evangelischer Kirchenverfassung, 1851, Neudruck 1970; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Närger, N., Das Synodalwahlsystem in den deutschen evangelischen Landeskirchen, 1988; Sieben, H., Die Partikularsynoden, 1990; Fischer, J./Lumpe, A., Die Synoden, 1997; Gresser, G., Die Synoden und Konzilien der Zeit des Reformpapsttums in Deutschland, 2004; Limmer, J., Konzilien und Synoden im spätantiken Gallien, 2004; Synod and Synodality, hg. v. Melloni, A. u. a., 2005; Partikuilarsynoden im späten Mittelalter, hg. v. Kruppa, N. u. a., 2006 |
| 6745 | Syrisch-römisches Rechtsbuch ist der spätantike oströmische Rechtstext wohl des 5. Jh.s, der nur in syrischen, ara-bischen, armenischen und koptischen Bearbeitungen erhalten ist. Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 39; Köbler, DRG 53; Selb, W., Zur Bedeutung des syrisch-römischen Rechtsbuchs, 1964; Selb, W./Kaufhold, H., Das syrisch-römische Rechtsbuch, 2002 |
| 6746 | Syssel ist die norwegisch-dänische Bezeichnung für Landschaften (z. B. Vendsyssel). Lit.: Rietschel, S., Untersuchungen zur Geschichte der germanischen Hundertschaft, ZRG GA 28 (1907), 342; Helle, K., Norge blir en stat, 1974 |
| 6747 | System ist das wissenschaftlich-rationale Gedankengefüge. Die systematische Betrachtung des Rechtes erfolgt in der frühen Neuzeit (seit dem 16. Jh. bzw. seit Leibniz [1646-1716] und Wolff [1679-1754]). Sie versteht die Geometrie als (unerreichbares) Vorbild.→Rechtssystem Lit.: Kaser § 2 III; Köbler, DRG 6, 159, 184, 187, 188; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 6 1989, 285; Savigny, F., System des heutigen römischen Rechtes, Bd. 1ff. 1840ff.; Schwarz, A., Zur Entstehung des modernen Pandektensystems, ZRG RA 42 (1921), 578; Seiler, H., Die Systematik der einzelnen Schuldverhältnisse, Diss. jur. Münster 1957 masch.schr.; Troje, H., Wissenschaftlichkeit und System in der Jurisprudenz des 16. Jahrhun-derts, (in) Philosophie und Rechtswissenschaft, 1969, 63; Canaris, C., Systemdenken und Systembegriff, 1969; Dießelhorst, M., Ursprünge des modernen Systemdenkens bei Hobbes, 1968; Dießelhorst, M., Zum Vermögensrechtssystem Samuel Pufendorfs, 1976; Björne, L., Deutsche Rechtssysteme im 18. und 19. Jahrhundert, 1984; Björne, L., Nordische Rechtssysteme, 1987; Dießelhorst, M., Naturzustand und Sozialvertrag bei Hobbes und Kant, 1988; Schröder, J., Die ersten juristischen „Systematiker“, FS S. Gagnér, 1996, 111; Lewinski, K. v., Deutschrechtliche Systembildung im 19. Jahrhundert, 2001 |
| 6748 | Szeged an der Mündung der Maros in die Theiß ist die auf antike Grundlagen zurückgehende, 1498 königliche Freistadt Ungarns werdende, 1542 an die Osmanen (Türken) und 1686 an Habsburg fallende Stadt. S. ist Sitz einer 1921 neugegründeten Universität. |
| 6749 | Szepter →Zepter |
| 6750 | Tablettes Albertini (45 im Jahr 1928 an der algerisch-tunesischen Grenze etwa 100 Kilometer von Tebessa) aufgefundene, unter vandalischer Herrschaft mit Tinte auf Holz aufgezeichnete, im Museum Algiers aufgewahrte, von Eugène Albertini zuerst bearbeitete, 1952 veröffentliche Privaturkunden der Jahre 493-496 n. Chr.) Lit.: Tablettes Albertini, hg. v. Saumagne, C. u. a., 1952; Weßel, H., Das Recht der Tablettes Albertini, 2003 |
| 6751 | Tacitus, Gaius (?) Publius (?) Cornelius (um 55/56-116/120 n. Chr.), aus wahrscheinlich ritterlichem, südgallisch-norditalienischem Haus, wird 88 Prätor und 97 Konsul. Er gilt als letzter lateinischer Klassiker ([lat.] Historiae [Geschichten], Annales [Annalen], Agricola, Dialogus de oratoribus [Dialog über die Redner]). Seine Schrift (lat.) De origine et situ Germaniae (Über den Ursprung und die Lage Germaniens, um 98 n. Chr.) bietet relativ ausführliche, aber wohl tendenziös gefärbte Nachrichten über die →Germanen. Lit.: Die Germania des Tacitus, hg. v. Much, R. u. a., 3. A. 1967; Syme, R., Tacitus, 2. A. 1979; Tacitus, hg. v. Pöschl, V., 2. A. 1986; Vielberg, M., Pflichten, Werte, Ideale, 1987; Beiträge zum Verständnis der Germania des Tacitus, hg. v. Jankuhn, H. u. a., 1989; Schmal, S., Tacitus, 2005; Dialogus de oratoribus, hg. v. Flach, D., 2005; Tacitus, Annalen - lateinisch-deutsch, 2010; Tacitus, Germanis - lateinisch-deutsch, 4. A. 2011 |
| 6752 | Tafelgut ist das der Versorgung des reisenden deutschen Königs im Mittelalter dienende →Königsgut. Ein in einer Abschrift von 1165/74 überliefertes Tafelgüterverzeichnis lässt sich vielleicht zeitlich auf 1138, 1152/1153 oder um 1165 (Aachen) bestimmen. Lit.: Das Tafelgüterverzeichnis des römischen Königs, hg. v. Brühl, C. u. a., 1979; Göldel, C., Servitium regis, 1997 |
| 6753 | Tagebuch ist das mehr oder weniger tägliche Aufzeichnungen von Geschehnissen enthaltende Buch. Lit.: Die Diarien und Tagezettel des Kardinals Ernst Adalbert von Harrach (1598-1667), hg. v. Keller, K. u. a., 2010 |
| 6754 | Tagelöhner ist der freie, gegen Tagelohn tätige Landarbeiter. Er ist insbesondere vom Spätmittelalter bis ins 19. Jh. von Bedeutung. Seine Rechtsstellung ist schwach. Lit.: Knapp, T., Die Bauernbefreiung, 1887; Firnberg, H., Lohnarbeiter und freie Lohnarbeiter, 1935, Neudruck 1978; Simon, S., Die Tagelöhner und ihr Recht im 18. Jahrhundert, 1995 |
| 6755 | Tagessatzsystem ist das nach skandinavischem Vorbild unterschiedliche Vermögensverhältnisse berücksichtigende System zur Bestimmung der Höhe einer Geldstrafe im späteren 20. Jh. Lit.: Kroeschell, 20. Jh. |
| 6756 | Tagsatzung ist vom 14. Jh. bis 1848 das gemeinsame Organ der schweizerischen →Eidgenossen. Lit.: Joos, R., Die Entstehung und rechtliche Ausgestaltung der eidgenössischen Tagsatzung, Diss. Zürich 1925; Müller, R., Die eidgenössische Tagsatzung, Diss. Zürich 1948; Hunziker, G., Das Archiv der Tagsatzungsperiode 1814-1848, 1980; Jucker, M., Gesandte, Schreiber, Akten, 2004 |
| 6757 | Tagung „Das Judentum in der Rechtswissenschaft“ in Berlin vom 3./4. Oktober 1936 ist eine nationalsozialistische Aktion von Juristen gegen das Judentum. Vor mehr als 100 Teilnehmern sprechen Hans Frank, Carl Schmitt, Johann von Leers, (M. Mikorey,) K. Klee, Karl Siegert, Edgar Tatarin-Tarnheyden, Norbert Gürke, Theodor Maunz, Erich Jung, Otto Rilk, Hans Würdinger, Horst Bartholomeyczik und Horst Müller (sowie Wilhelm Rath). Nach einem Vorschlag Prof. Naendrups geloben die Teilnehmer unter Leitung Carl Schmitts alles zu tun, was Hans Frank von ihnen gefordert hatte. Die meisten Vorträge sind zwischen November 1936 und dem Ende des Jahres 1937 im Deutschen Rechts-Verlag in Berlin erschienen. Lit.: Göppinger, H., Juristen jüdischer Abstammung im „Dritten Reich“, 2. A. 1990, 153 |
| 6758 | Taiding ([N.] aus tageding) ist in Süddeutschland im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit die Gerichtsversammlung. Im T. wird das →Weistum ermittelt und vorgetragen. Lit.: Kroeschell, DRG 2; Die salzburgischen Taidinge, hg. v. Siegel, H., 1870 |
| 6759 | Talar →Robe |
| 6760 | Taler ist die nach dem durch Silberbergbau berühmten Ort Joachimsthal benannte deutsche →Münze der frühen Neuzeit (1518/25). 1908 wird der T. zu Gunsten der Mark außer Kraft gesetzt. Er lebt im Dollar fort. Lit.: Rittmann, H., Deutsche Geldgeschichte 1484-1914, 1975; North, M., Von Aktie bis Zoll, 1995 |