| 6721 | Sunnis (lat.-afrk. [F.]) ist (das auf) Wahrheit (beruhende Hindernis für das Erscheinen vor Gericht). |
| 6722 | supan (slaw. [M.]) Führer, Dorfmeister Lit.: Vilfan, S., Rechtsgeschichte der Slowenen, 1968; Hardt, M., Der Supan, ZOF 39 (1990), 161 |
| 6723 | superficies (lat. [F.]) Erbbaurecht (zuerst auf öffentlichen, später auch auf privaten Grundstücken eingeräumtes, vererbliches und veräußerliches entgeltliches be-schränktes dingliches Recht an fremden Grundstücken) |
| 6724 | Superficies solo cedit ist die bereits bei Gaius (um 160 n. Chr.) belegte römische Rechtsregel, nach der das Recht am Grundstück die Rechtsverhältnisse an den auf ihm errichteten Dingen (superficies, Überbau, Oberfläche, Bauwerke, Pflanzen) bestimmt, so dass dem Grundstückseigen-tümer auch der etwa vom Erbbauberechtigten errichtete Überbau gehört, wobei allerdings das Eigentum des Grundeigentümers durch das beschränkte dingliche Recht des Erbbauberechtigten sehr eingeschränkt ist und der Erbbauberechtigte durch Interdikte und eine (lat.) actio (F.) in rem geschützt wird. Der Rechtsregel widersprechen das →Stockwerkseigentum und das →Wohnungseigentum. Lit.: Kaser §§ 26 III 3, 30 II 2; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Gaius, um 120-180, Institutionen 2 § 73); Biermann, J., Superficies solo cedit, Ih. Jb. f. d. Dogm. 34 (1895), 169; Meincke, J., Superficies solo cedit, ZRG RA 88 (1971), 136; Rainer, J., Superficies und Stockwerkseigentum, ZRG RA 106 (1989), 327; Kohl, G., Stockwerkseigentum, 2007 |
| 6725 | Superflua non nocent (lat.). Überflüssige Worte schaden nicht. Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Augustinus, 354-430, De civitate Dei 4, 27) |
| 6726 | Supplik (F.) Bittschrift Lit.: Hülle, W., Das Supplikenwesen in Rechtssachen, ZRG GA 90 (1973), 194; Suppliche e <>. Politica, amministrazione, giustizia in Europa (secoli XIV-XVIII) a cura di Nubola, C. u. a., 2002; Bittschriften und Gravamina, hg. v. Nubola, C. u. a., 2005 |
| 6727 | Supplikation ist die Einreichung einer Bittschrift. Im spätantiken römischen Recht ist die formfreie (lat. F.) supplicatio ad principem (Bittschrift an den Kaiser) ein Rechtsmittel gegen Urteile des Ap-pellationsgerichts. Mit der Aufnahme des gelehrten Prozessrechts wird die S. seit dem Spätmittelalter im Heiligen römischen Reich als Rechtsmittel eingeführt (z. B. 1600 gegen Endurteile der Obergerichte). Seit dem 18. Jh. übernimmt die S. teilweise die Aufgaben der →Revision. Im 19. Jh. verdrängt die Revision die S. Lit.: Köbler, DRG 56, 155; Hülle, W., Das Supplikationswesen in Rechtssachen, ZRG GA 90 (1973), 194; Suppliche e <>, hg. v. Nubola, C. u. a., 2002; Rehse, B., Die Supplikations- und Gnadenpraxis in Brandenburg-Preußen, 2008 |
| 6728 | Supplikationsausschuss ist der für Bittschriften zuständige Ausschuss eines Gremiums (z. B. des Reichstags des Heiligen römischen Reiches von 1521 bis zum frühen 17. Jh.). Lit.: Neuhaus, H., Reichstag und Supplikationsausschuss, 1977 |
| 6729 | Surrogation (F.) Ersetzung Lit.: Welle, A., In universalibus pretium succedit in locum rei, res in locum pretii. Eine Untersuchung zur Entwicklungsgeschichte der dinglichen Surrogation bei Sondervermögen, 1987; Hawellek, J., Die persönliche Surrogation, 2010 |
| 6730 | Suspension (F.) Aufhebung (z. B. eines Grundrechts gemäß dem Staatsgrundgesetz über die allgemeinen Rechte der Staatsbürger, Gesetz vom 5. 5. 1869) |
| 6731 | suspensiv (Adj.) verzögernd, aufschiebend (z. B. Veto) |
| 6732 | Suum cuique (lat.). Jedem das Seine. Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Gellius, um 120-um 180, Noctes Atticae 13, 24, 1, zu Cato, 234-149 v. Chr.); Macke, P., Jedem das Seine, 2012 |
| 6733 | Suzeränität (F.) Herrschaft des Lehnsherrn über Lehnsmannen im Gegensatz zur →Souveränität des Landesherrn über Untertanen. |
| 6734 | Svarez (Schwartz), Carl Gottlieb (Schweidnitz 27. 2. 1746-Berlin 14. 5. 1798), Advokatensohn, wird nach dem Rechtsstudium in Frankfurt an der Oder (Johann Samuel Friedrich Böhmer, Wolffschüler Joachim Geog Darjes) 1765 Auskultator und 1771 Oberamtsregierungsrat. 1780 wechselt er mit dem Großkanzler Carmer nach Berlin. Dort bereitet er unter steter Berücksichtigung des heimischen Rechtes das →Allgemeine Landrecht (1794) Preußens vor. Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 140; Stölzel, A., Carl Gottlieb Svarez, 1885; Kleinheyer, G., Staat und Bürger im Recht, 1959; Svarez, C., Vorträge über Recht und Staat, hg. v. Conrad, H. u. a., 1960; Koselleck, R., Preußen zwischen Reform und Revolution, 3. A. 1981; Schwennicke, A., Die Entstehung des preußischen Allgemeinen Landrechts, 1993; Carl Gottlieb Svarez: Gesammelte Schriften, hg. v. Krause, P., Bd. 1ff. 1996ff.; Kern, B., Carl Gottlieb Svarez, JuS 1998, 1085; Karst, T., Der Einfluss von Carl Gottlieb Svarez auf die preußische Gesetzgebung, ZRG GA 120 (2003), 180; Kuhli, M., Carl Gottlieb Svarez und das Verhältnis von Herrschaft und Recht im aufgeklärten Absolutismus, 2012 |
| 6735 | Svod zakonov ist die in →Russland 1832 durch Michail Michailovic →Speranskij erreichte Zusammenfassung aller geltenden Gesetze. Lit.: Schultz, L., Russische Rechtsgeschichte, 1951; Raeff, M., Michail Speranskij, 1957 |
| 6736 | Symbol (N.) Sinnbild, Zeichen Lit.: Handbuch der Symbolforschung, hg. v. Herrmann, K., 1941; Kocher, G., Zeichen und Symbole des Rechts, 1992; Becker, U., Lexikon der Symbole, 1992; Althoff, G., Die Macht der Rituale, 2003, 2. A. 2012; Wetzel, C., Das große Buch der Symbole, 2008; Schürmann, M., Iurisprudentia Symbolica, 2011; Reichel, P., Glamu und Elend deutscher Selbstdarstellung, 2012 |
| 6737 | Symon Vicentius ist der 1222 in Padua nachweisbare Jurist, der Glossen, Kommentare, Repetitiones, Quaestiones und die Schrift De iudiciali missione in possessione (Von der richterlichen Einweisung in den Besitz) verfasst. Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 310 |
| 6738 | Synallagma (N.) Übereinkunft, gegenseitige Abhängigkeit von Vertragsleistungen, wechselseitige Verpflichtungen, bei den der Gläubiger zugleich Schuldner einer Verpflichtung ist und der Schuldner zugleich Gläubiger Lit.: Kaser § 38 IV 3; Benöhr, H., Das sogenannte Synallagma, 1965; Rückert, J., Vom casus zur Unmöglichkeit, ZNR 1984, 40; Ernst, W., Die Einrede des nichterfüllten Vertrags, 2000 |
| 6739 | Syndikat (N.) Kartell Lit.: Kroeschell, DRG 3 |
| 6740 | Syndikatsklage ist im gelehrten Recht die Klage gegen den unrichtig urteilenden →Richter (→Rechtsbeugung). |