8981 | Weistum ist das durch mündliche Erklärung (Weisung) meist alter Männer als bestehend erwiesene (gezeigte) Gewohnheitsrecht. Nach dem Vorbild des (lat.) Pactus (M.) legis Salicae (Einung des salfränkischen Rechtes) nimmt man an, dass große Teile der →Volksrechte als Weistum zu der Schriftform gefunden haben. Seit dem Hochmittelalter werden verallgemeinernd die ländlichen und dörflichen Rechtsquellen als Weistümer (oder auch anders) bezeichnet. Ihre Aufzeichnung findet vor allem in Spätmittelalter und Frühneuzeit statt. Ihr Inhalt kann auf bewusster Setzung, Vereinbarung oder gewohnheits-mäßiger Anerkennung beruhen. Die Setzung kann durch einen Herrn oder die Betroffenen geschehen. Sie kann als Privileg oder mit allgemeiner Geltungskraft erfolgen. Die moderne Erforschung der Weistümer beginn... | Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 101, 102, 104; Weistümer, hg. v. Grimm, J., Bd. 1ff. 1840ff.; Österreichische Weistümer, Bd. 1ff. 1870ff.; Die Weistümer der Rheinprovinz, Bd. 1ff. 1900ff.; Fehr, H., Die Rechtsstellung der Frau, 1912; Kurkölnische Weistümer, hg. v. Aubin, H. u. a., Bd. 1ff. 1913ff.; Badische Weistümer und Dorfordnungen, Bd. 1ff. 1917ff.; Patzelt, E., Entstehung und Charakter der Weistümer in Österreich, 1924, Neudruck 1979; Wießner, H., Sachinhalt und wirtschaftliche Bedeutung der Weistümer, 1934; Finsterwalder, P., Beiträge zur Kenntnis oberelsässischer Weistümer, ZRG GA 56 (1936), 380; Zimmermann, F., Die Weistümer und der Ausbau der Landeshoheit in der Kurpfalz, 1937; Gehring, P., Um die Weistümer, ZRG GA 60 (1940), 261; Oberösterreichische Weistümer, Bd. 1ff. 1939ff.;... |
8982 | Weißrussland (Belarus) | Handbuch der Geschichte Weißrusslands, hg. v. Beyrau, D. u. a., 2001 |
8983 | Welcker, Karl Theodor (Oberofleiden in Oberhessen 29. 3. 1790-Heidelberg 10. 3. 1869), Pfarrerssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Gießen und Heidelberg 1813 Professor in Gießen, 1814 in Kiel, 1816 in Heidelberg, 1819 in Bonn und 1822 in Freiburg im Breisgau. 1831 fordert er die Bildung eines deutschen Parlaments. Zusammen mit →Rotteck veröffentlicht er von 1834 an das den Liberalismus prägende Staatslexikon. 1848 ist er Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung. | Wild, K., Karl Theodor Welcker, 1913; Böhringer, A., Die Rechtslehre Karl Theodor Welckers, Diss. jur. Tübingen 1952; Müller-Dietz, H., Das Leben des Rechtslehrers und Politikers Karl Theodor Welcker, 1968; Schöttle, R., Politische Freiheit für die deutsche Nation, 1985; Staatslexikon, 8. A. 2017ff. |
8984 | Welfe ist der Angehörige eines bayerischen, schwäbischen oder fränkischen, vielleicht seit der Mitte des 8. Jahrhunderts nördlich des Bodensees begüterten, 819 erstmals sicher nachweisbaren Geschlechts (1070-1138, 1156-1180 Herzog von Bayern, 1137-1180 durch Lothar von Supplinburg – kurz auch - auch Herzog von Sachsen). Der bekannteste Welfe ist →Heinrich der Löwe (1129-1191), der als Vetter und Gegner Kaiser Friedrichs I. Barbarossa 1180 die Herzogtümer Bayern und Sachsen verliert. Von 1198 bis 1218 ist der Welfe Otto IV. Gegenkaiser der Staufer. Den Welfen bleibt das Eigengut Braunschweig-Lüneburg (1235 Herzogtum, 1692 Kurfürstentum, 1714 zugleich König von Großbritannien bis 1901) bis 1866 (Lüneburg bzw. Hannover, dann an Preußen) bzw. 1918 (Braunschweig, dann Ende der Monarchie).... | Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 94; Köbler, Historisches Lexikon; Historia Welforum, hg. v. König, E., 1938; Diederich, A., Staufer und Welfen, 1938; Diestelkamp, B., Welfische Stadtgründungen und Stadtrechte des 12. Jahrhunderts, ZRG GA 81 (1964), 164; Kleinau, H., Die von Werle, 1971; Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen, 1987; Die Welfen und ihr Braunschweiger Hof, hg. v. Schneidmüller, B., 1995; Hasse, C., Die welfischen Hofämter und die welfische Ministerialität in Sachsen, 1995; Hechberger, W., Staufer und Welfen, 1996; Schneidmüller, B., Die Welfen, 2000, 2. A. 2014; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Welf IV., hg. v. Bauer, D. u. a., 2004; Quellen zur Geschichte der Welfen, hg. v. Becher, M., 2006; Lilienthal, A., Die Fürstin und die Macht, 2007; Staufer & Welfen, hg. v. H... |
8985 | Welser ist der Angehörige eines frühneuzeitlichen, frühkapitalistischen Handelshauses in Augsburg (1614 Bankrott infolge von Staatsbankrotten Spaniens, Frankreichs und der Niederlande) und Nürnberg mit verschiedenen europäischen und amerikanischen Faktoreien. | Die Welser, hg. v. Häberlein, M. u. a., 2002; Stromer von Reichenbach, W., Welser Augsburg und Welser Nürnberg, 2002; Rechnungsfragmente der Augsburger Welser-Gesellschaft (1496-1551), hg. v. Geffcken, P. u. a., 2014 |
8986 | Welt ist die den Menschen in Raum und Zeit umfassende, wohl einen Beginn und auch ein Ende einschließende Gesamtheit des Seines. | Westad, O., The Global Cold War, 2005WBG Weltgeschichte, hg. v. Demel, W. u. a., 2009; Die Welt 1000-1250, hg. v. Schottenhammer, A. u. a., 2011; Osterhammel, J., Die Verwandlung der Welt, 2009; Mirow, J., Weltgeschichte, 2009; Nolte, H., Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts, 2009; MacGregor, N., Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten, 2011; Atlas der Weltbilder, hg. v. Markschies, C. u. a., 2011; The Oxford Handbook of the Atlantic World c. 1450-c. 1850, hg. v. Canny, N. u. a., 2011; Schröder, I., Das Wissen von der ganzen Welt – Globale Geographien und räumliche Ordnungen Afrikas und Europas 1790-1870, 2011; Komlosy, A., Globalgeschichte, 2012; Conrad, S., Globalgeschichte, 2013; Vermessung der Oikumene, hg. v. Heuss, K. u. a., 2013; Geschichte der Welt – 1350-1750, hg. v. Akira, I. u. ... |
8987 | Welthandelsorganisation (World Trade Organization, WTO) ist die 1995 aus dem General Agreement on Tariffs and Trade erwachsene internationale Organisation für den Welthandel (Verhandlungsforum, Handelsorganisation). | Beise, M., Die Welthandelsorganisation (WTO), 2001; Schmoeckel, M., Rechtsgeschichte der Wirtschaft, 2008 |
8988 | Weltkrieg ist der die gesamte Welt erfassende, mit durchschlagskräftigeren Artilleriegeschützen, Maschinengewehren, ölgetriebenen Unterseebooten, Panzern und Flugzeugen (sowie chemischen Kampfstoffen und in dem Jahre 1945 Atombomben der Vereinigten Staaten von Amerika auf Hiroshima und Nagasaki) geführte, möglicherweise – aber unwahrscheinlicherweise - zu Beginn in dem Ergebnis noch offene Krieg (1914-1918 mit zwei Millionen toten deutschen Soldaten, 1939-1945 mit 2,75 Millionen toten deutschen Soldaten zwischen Juni 1944 und Mai 1945). | Köbler, DRG 173, 223, 244; Hattenhauer, H., Europäische Rechtsgeschichte, 1992, 2. A. 1994, 3. A. 1999, 4. A. 2004; Der erste Weltkrieg, hg. v. Michalka, W., 1994; Stolleis, M., Der lange Abschied vom neunzehnten Jahrhundert, 1997; Achter Mai 1945 – Befreiung oder Kapitulation?, hg. v. Schröder, R., 1997; Overmans, R., Deutsche militärische Verluste im zweiten Weltkrieg, 1999; Kriegsende 1919, hg. v. Duppler, J., 1999; Borchard, M., Die deutschen Kriegsgefangenen in der Sowjetunion, 2000; Strachan, H., The first World war, Bd. 1 2001; Müller, K., Oktroyierte Verliererjustiz nach dem ersten Weltkrieg, Archiv des Völkerrechts 39 (2001), 201; Pöhlmann, Markus, Kriegsgeschichte und Geschichtspolitik - Der erste Weltkrieg, 2002; Salewski, M., Der erste Weltkrieg, 2. A. 2004; Enzyklopädie des er... |
8989 | Weltliches Recht (lat. ius [N.] civile) ist das für weltliche Angelegenheiten geltende bzw. das von weltlichen Kreisen geschaffene Recht in Gegensatz zu dem Kirchenrecht (lat. ius [N.] canonicum). | Köbler, DRG 106; Köbler, G., Das Recht im frühen Mittelalter, 1971 |
8990 | Weltraum ist der die Erde umgebende Teil der Welt. | Reinke, N., Geschichte der deutschen Raumfahrtpolitik, 2004 |
8991 | Weltrecht ist das für die gesamte Welt geltende Recht. | Zitelmann, E., Die Möglichkeit eines Weltrechts, 1888, Neudruck 2013; One Law for All?, hg. v. Kirmse, S., 2012 |
8992 | Welzel, Hans (Artern/Unstrut 25. 3. 1904-Andernach 5. 5. 1977) wird nach dem Rechtsstudium in Jena 1937 Professor in Göttingen und 1952 in Bonn. Er entwickelt für das Strafrecht den finalen Handlungsbegriff, der den Vorsatz als subjektiven Tatbestand zu dem (objektiven) Tatbestand in dem engeren Sinn zieht. In seiner Rechtsphilosophie fordert er für die Rechtsgeltung die Anerkennung des Menschen als verantwortliches Wesen und den Bezug auf Vernunft, Gewissen und demokratische Diskussion. | Welzel, H., Naturrecht und materiale Gerechtigkeit, 1951, 4. A. 1962; Gössel, K., Wer-tungsprobleme des Begriffs der finalen Handlung, 1966; Kaufmann, A., Strafrechtsdogmatik, 1982; Sticht, O., Sachlogik als Naturrecht?, 2000; Lebendiges und Totes in der Verbrechenslehre Hans Welzels, hg. v. Frisch, W. u. a., 2015; Stopp, H., Hans Welzel und der Nationalsozialismus, 2018 |
8993 | Wende (M.) ist die ältere Sammelbezeichnung für den →Slawen an der deutschen Nord-ostgrenze. | Hugelmann, K., Die Rechtsstellung der Wenden im deutschen Mittelalter, ZRG GA 58 (1938), 214; Die Slawen in Deutschland, hg. v. Herrmann, E., 1970; Oschlies, W., Die Sorben, 1972; Herrmann, J., Der Wendenkreuzzug von 1147, 2011 |
8994 | Wenger, Leopold (Obervellach/Kärnten 4. 9. 1874-21. 9. 1953), Bauernsohn, wird nach dem Rechtsstudium in Graz 1902 außerordentlicher Professor, dann ordentlicher Professor in Wien (1904), Graz (1905), Heidelberg (1908), München (1909) und Wien (1935). Beeinflusst von Ludwig Mitteis wendet er sich der Papyrologie zu und versteht als sein Forschungsgebiet umfassend die antike Rechtsgeschichte. Innerhalb des römischen Rechtes bietet er eine grundlegende Zusammenfassung über „Die Quellen des römischen Rechtes“ (1953). | Kaser, M., Leopold Wenger, ZRG GA 71 (1954), XIII |
8995 | Wenzel | |
8996 | Wenzelskrone ist die auf König Wenzel I. (1230-1253) zurückgehende Krone des Königs von Böhmen. Länder der W. sind (unter den Habsburgern) Böhmen, Mähren, Schlesien und die Lausitz. | |
8997 | Wer A sagt, muss auch B sagen. | Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, 1996, 25 (Pistorius 1716) |
8998 | Werböczy, Stephanus (um 1458-1541) wird nach einem (nicht gesicherten) Studium in dem Ausland (Krakau 1492) (1492 Amtsträger des Königs von Ungarn, nach Adoption durch Mihály Szobi) Protonotar hoher ungarischer Gerichte (1502) und schließlich Kanzler eines Gegenkönigs. 1514 veröffentlicht er eine Zusammenfassung des in Ungarn unter Rezeption römischen Rechtes geltenden Gewohnheitsrechts ([lat.] Tripartitum opus [N.] iuris consuetudinarii inclyti regni Hungariae. Dreiteiliges Werk des Gewohnheitsrechts des ruhmreichen Königreichs Ungarn). Obwohl das die Interessen des Adels sichernde, von dem Landtag wohl gebilligte Werk nie in Kraft tritt, gilt es teilweise bis 1945 gewohnheitsrechtlich. | Fraknói, V., Werböczy, 1899; Zlinszky, J., Werböczy jog forrástana, (in) Jogtudományi Közlöny, 1993, 374; Tanulmányok Werbőczy Istvánról, hg.v. Hamza, G., 2001; Werböczy, S., The Customary Law of the renowned kingdom of Hungary in three parts, 1517, hg. und übers. v. Bak, J. u. a., 2006 |
8999 | werben | |
9000 | Werbung ist die den Verbraucher bewusst zu Konsum ohne Rücksicht auf dadurch entstehende Schäden auch der Allgemeinheit verleitende Anpreisung von Waren (wie alkoholische Getränke, Zigaretten, Kraftfahrzeuge, Rauschgift, Reisen) durch Hersteller vor allem seit dem 19. Jahrhundert. | Rücker, M., Wirtschaftswerbung unter dem Nationalsozialismus, 2000; Ilgen, V./Schindelbeck, D., Am Anfang war die Litfaßsäule, 2006 |