9001 | Werden | Hoederath, H., Hufe, Manse und Mark in den Quellen der Großgrundherrschaft Werden am Ausgang der Karolingerzeit, ZRG GA 68 (1951), 211; Brand, J., Geschichte der ehemaligen Stifter Essen und Werden während der Übergangszeit, Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen 86 (1971) |
9002 | Werfen ist das einen Gegenstand durch die Luft Schleudern. Es kann in dem Mittelalter rechtssymbolische Bedeutung haben. | Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 1f. 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994; Amira, K. v./Schwerin, C. Frhr. v., Rechtsarchäologie, 1943 |
9003 | Wergeld ist in dem Mittelalter die in Sachen (beispielsweise Vieh, Waffen, Geräte) erbrachte Ausgleichsleistung für die ausgleichspflichtige Tötung eines Menschen. Das Wergeld lässt sich bereits für die Germanen vermuten. Es fällt teilweise an die Verwandten des Getöteten, teilweise an den König (Friedensgeld). Es wird vermutlich ursprünglich in dem einzelnen Fall besonders ausgehandelt. In den Volksrechten erscheinen feste, von dem jeweiligen Stand abhängige Schillingbeträge (→Kompositionensystem beispielsweise bei einem fränkischen Freien 200 Schillinge d. h. 100 Rinder) als Rechnungseinheiten. Mit dem Aufkommen der peinlichen →Strafe seit dem 11. Jahrhundert verschwindet es allmählich. | Hübner; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 91, 119, 120; Köbler, WAS; Brunner, H., Sippe und Wergeld nach niederdeutschen Rechten, ZRG GA 3 (1882), 1; Vinogradoff, P., Wergeld und Stand, ZRG GA 23 (1902), 123; Jaekel, H., Weregildus, ZRG GA 28 (1907), 102; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, Neudruck 1964; Lintzel, M., Zur altsächsischen Rechtsgeschichte, ZRG GA 52 (1932), 294; Ganahl, K., Hufe und Wergeld, ZRG GA 53 (1933), 208; Stutz, U., J. Brissaud und Heinrich Brunners Erklärung des Römerwergeldes, ZRG GA 55 (1935), 287; Fenger, O., Fehde og mandebod, 1971; Bauer, K., Frühmittelalterliche Bußkataloge – Bewertungen des menschlichen Körpers und seiner Teile – eine Untersuchung anhand der Lex Salica, des Edictum Rothari und der Lex Saxonum, 2019 |
9004 | Werk (Wort bereits für das Indogermanische zu erschließen) ist das Ergebnis der auf einen neuen Erfolg gerichteten Tätigkeit des Menschen (beispielsweise Bauwerk, Kunstwerk). Bis 1965 entwicklten sich unterschiedliche Werke. Sie sind seit 1965 durch § 2 II UrhG gedanklich auf den von Edward Young in den Blick genommenen Inhalt (Prägung durch) persönliche geistige Schöpfung vereinheitlicht und dadurch zugleich für neuere Entwicklungen offengehalten. Während aber das (deutsche) Urheberrecht ausdrücklich das Verhältnis des Urhebers zu seinem Werk ordnet, betont das angelsächsische Copyright stärker die verbindende Stellung des Werkes zwischen Urheber und Öffentlichkeit. | Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Sommer.L., Die Geschichte des Werkbegriffs im deutschen Urheberrecht, 2017 |
9005 | Werkvertrag (Wort 1863) ist der gegenseitige Vertrag, in dem sich der Unternehmer verpflichtet, ein Werk für den Besteller gegen Entgelt herzustellen. Der Werkvertrag ist sachlich bereits dem römischen Recht als (lat.) locatio (F.) conductio operis (beispielsweise Herstellung einer Sache aus übergebenem Stoff, Reinigung einer Sache, Beförderung einer Sache, Unterrichtung eines Sklaven, conductor ist der zu Erfolg verpflichtete Hersteller, locator der Besteller des Werkes) bekannt. Danach erscheint der Werkvertrag wieder in der hochmittelalterlichen Stadt, in welcher der Unternehmer vielfach durch die Zunft eingeschränkt wird. Seit dem Spätmittelalter wird das römische Recht aufgenommen. In der Aufklärung wird der Werkvertrag aus der Verbindung mit der Miete gelöst und dem Dienstvertrag zu ... | Kaser § 42 I, IV; Söllner § 9; Hübner 584; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 45, 127; Riezler, E., Der Werkvertrag nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch, 1900; Rothenbücher, K., Geschichte des Werkvertrags, 1906; Benöhr, H., Das Gesetz als Instrument zur Lösung sozialpolitischer Konflikte, ZRG GA 95 (1978), 221; Schubert, W., Die Rechtsprechung des Reichsgerichts zum Werkvertrag, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 281; Fels, A., Die Sachmängelgewährleistung im Werkvertragsrecht des BGB, 2000; Büscher, M., Künstlerverträge in der Florentiner Renaissance, 2002; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010 |
9006 | Wert ist die zu dem Wohl eines Lebewesens beitragende Gegebenheit. Die angesehensten rechtlichen Werte können in der Gegenwart durch die Verfassung besonders geschützt. sein. Sie können zu einem Wertesystem zusammengefügt sein. | Wapler, F., Werte und das Recht, 2008 |
9007 | Wertheim | Der Lehenhof der Grafen von Wertheim, 1955; Zimmermann, K., Obrigkeit, Bürgertum und Wirtschaftsformen im alten Wertheim, 1975 |
9008 | Wertpapier (Wort 1853) ist die Urkunde, deren Innehabung Voraussetzung für die Geltend-machung des in ihr verbrieften Rechtes ist. Die erst von Heinrich Brunner zusammen-gefassten Wertpapiere erscheinen in Frühformen an oberitalienischen Handelsplätzen seit dem 12. Jahrhundert In dem Vordergrund steht dabei der →Wechsel. In der frühen Neuzeit gewinnt das Wertpapier allgemeinere Bedeutung. In der Mitte des 19. Jahrhunderts bildet es den ersten Ansatzpunkt zu der gesetzlichen Rechtsvereinheitlichung in dem Deutschen Bund (→Allgemeine Deutsche Wechselordnung). 1908 wird in dem Deutschen Reich auch der →Scheck Wertpapier. An dem Ende des 20. Jahrhunderts treten die nur noch elektronisch dokumentierten Rechte vor. | Hübner § 88; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 128, 167, 218, 272; Goldschmidt, L., Handbuch des Handelsrechts, 1864, 2. A. 1875, darin Universalgeschichte des Han-delsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, Neudruck 1957; Salvioli, G., I titoli al portatore, 1883; Neudruck 1957; Cordes, J., Begriffe und Arten der Wertpapiere, Diss. jur. Kiel 1898; Schultze-von Lasaulx, H., Beiträge zur Geschichte des Wertpapierrechts, 1931; Sedatis, L., Über den Ursprung der Wechselstrenge, 1967; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,686; Thieme, H., Zur wertpapierrechtlichen Funktion mittelalterlicher Urkunden, FS Eichler, H., 1977, 645; Abschied vom Wertpapier, hg. v. Kreuzer, K., 1988; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutsc... |
9009 | Wertsicherung ist die Sicherung des Wertes einer Geldforderung gegen die Geld-entwertung. Sie wird in dem Deutschen Reich seit 1914 bedeutsam. Seit 1934 werden dies-bezügliche Vertragsklauseln eingeschränkt. | Dürkes, W., Wertsicherungsklauseln, 10. A. 1992 |
9010 | Wertung | |
9011 | Wertungsjurisprudenz ist die seit 1930 bzw. seit der Mitte des 20. Jahrhunderts (Karl Larenz, Franz Wieacker, Heinrich Lange, Mittel und Ziel der Rechtsfindung in dem Zivilrecht, (in) Z. d. Ak. f. dt. R. 1936, 922) erkennbare Lehre, nach der Rechtssätze nicht mechanisch aus der Wirkung kausaler Interessen entstehen, sondern sich auf eine Wertung der an der Gesetzgebung Beteiligten gründen und bei der Auslegung objektiv-teleologische Kriterien (beispielsweise Gleichbehandlungsgrundsatz, Sachgemäßheit) heranzuziehen sind. Die Wertungsjurisprudenz setzt ein in der Gesamtrechtsordnung enthaltenes Wertesystem voraus. | Petersen, J., Von der Interessenjurisprudenz zur Wertungsjurisprudenz, 2001; Rückert, J., Vom „Freirecht“ zur freien „Wertungsjurisprudenz“, ZRG GA 125 (2008), 199 |
9012 | Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. | Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 100 (Henisch 1616, lat. prior tempore potior iure) |
9013 | Wesel | Stadtrechnungen von Wesel 1349-1450, bearb. v. Gorissen F., 1963; Weseler Edikte 1324-1600, bearb. v. Roelen, M. u. a., 2005 |
9014 | Wesenbeck, Matthaeus (Antwerpen 1531-Wittenberg 1586) wird nach dem Rechtsstudium in Löwen (Mudaeus), Paris und Löwen 1557 Dozent in Jena und 1569 Professor in Wittenberg. 1576 veröffentlicht er eine Sammlung seiner Rechtsgutachten, 1563 verfasst er einen Kommentar zu den Pandekten. Darin geht er synthetisch vor und bezieht die Rechtspraxis ein. | Stintzing, R./Landsberg, E., Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Bd. 1ff. 1880ff., Neudruck 1957, 1978; Dekkers, R., Het humanisme en de rechtswetenschap, 1938, 191; Lück, H., Ein Niederländer in Wittenberg, Jb. d. Zentrums f. Niederlande-Studien 1991, 199; Wittenberg. Ein Zentrum europäischer Rechtsgeschichte und Rechtskultur, hg. v. Lück, H. u. a., 2006 |
9015 | Westen | |
9016 | Westeuropäische Union (WEU) ist der an dem 17. 3. 1948 ursprünglich gegen Deutschland gerichtete, erweitert an dem 6. 5. 1955 in Kraft getretene Beistandsvertrag zwischen Groß-britannien, Frankreich, Belgien, Luxemburg, den Niederlanden, Deutschland und Italien mit einem Rat, einer Versammlung und einem Generalsekretariat als wichtigsten Organ. An dem 13. 11. 2000 werden die operativen Aufgaben auf die Europäische Union übertragen. | Fleuß, M., Die operationelle Rolle der Westeuropäischen Union, 1996; Birk, E., Der Funktionswandel der Westeuropäischen Union, 1999; Herrmann, A., Kriseninstrument WEU, 2015 |
9017 | Westfale ist der in dem Frühmittelalter (2. H. 8. Jahrhunderts) erkennbare Angehörige eines Teilstamms der Sachsen. Als rechtliche Besonderheit der Westfalen wird die Gütergemeinschaft hervorgehoben. 1180 wird Westfalen Territorialherzogtum des Erzbi-schofs von Köln, das 1815 teilweise an Preußen gelangt. | Köbler, Historisches Lexikon; Köbler, DRG 112, 256; Westfälisches Urkundenbuch, hg. v. Erhard, H., Bd. 1ff. 1847ff.; Lappe, J., Die Entstehung und Feldmarkverfassung der Stadt Werne, Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Altertumskunde Westfalens 76 (1917); His, R., Eine eigentümliche Klausel in westfälischen Schuldurkunden, ZRG GA 42 (1921), 481; Hömberg, A., Siedlungsgeschichte des oberen Sauerlandes, 1938; Klocke, F. v., Fürstenbergsche Geschichte, Bd. 1 1939; Hagemann, A., Von den mittelalterlichen Ständen Westfalens, ZRG GA 69 (1952), 328; Hagemann, A., Das westfälisch-niedersächsische Wappenbild, ZRG GA 69 (1952), 340; Deutsches Städtebuch, Bd. 3, 2 Westfälisches Städtebuch 1954; Wüllner, W., Zivilrecht und Zivilrechtspflege, 1964; Possel-Dölken, P., Das westfälische eheliche... |
9018 | Westfalen | Der Raum Westfalen, Bd. 1ff. hg. v. Aubin, H. u. a., 1931ff.; Süderländische Geschichtsquellen und Forschungen, hg. v. Dösseler, E., Bd. 1f. 1954f.; Westfalen – Hanse – Ostseeraum, Beiträge von Winterfeld, L. v. u. a., 1955; Haase, C., Die Entstehung der westfälischen Städte, 1960, 2. A. 1963; Wüllner, W., Zivilrecht und Zivilrechtspflege in den westlichen Teilen Westfalens am Ende des 18. Jahrhunderts, 1964; Klocke, F. v., Westfalen und Nordosteuropa, 1964; Hartlieb von Wallthor, A., Die landschaftliche Selbstverwaltung Westfalens, 1965; Hömberg, A., Zwischen Rhein und Weser, 1967 (Aufsätze); Klueting, H., Die Säkularisation im Herzogtum Westfalen 1802-1834, 1980; Ludwig Freiherr Vincke, hg. v. Behr, H. u. a., 1994; Fischer, S., Juristen in Westfalen im 19. Jahrhundert, 2012; Dröge, M., M... |
9019 | Westfälischer Friede ist der an dem 24. 10. 1648 in Münster unterzeichnete Vertrag von Münster (katholisch, zwischen Kaiser und Frankreich) und Osnabrück (evangelisch, zwischen Kaiser und Schweden), der den Dreißigjährigen Krieg beendet. Er bestätigt den Rechtsstand des Augsburger Religionsfriedens von 1555. Er schwächt das Reich, weil es umfangreiche Gebiete verliert (Elsass an Frankreich, Bremen, Verden und Vorpommern an Schweden) und ansonsten den etwa 300 nun vorhandenen Reichsgliedern verschiedener Größe und Bedeutung wesentliche Rechte (u. a. Bündnisrecht) zugesteht und damit die Möglichkeit des Gegensatzes und der Auseinandersetzung verstärkt. Durch Beschluss des Reichstags wird er 1654 Reichsgesetz. | Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 130; Pütter, S., Geist des westphälischen Friedens, 1795, Neudruck hg. v. Buschmann, A., 2010; Kürschner, T., Die Landeshoheit der deutschen Länder, 1938; Dickmann, F., Der westfälische Friede, 1959, 6. A. 1992; Acta pacis Westfalicae, hg. v. der Nordrhein-Westfälischen Ak. D. Wiss., Serie Iff. 1962ff. bis zum Ende der Projektförderung 2011 44 Editionsbände); Forschungen und Studien zur Geschichte des westfälischen Friedens, 1965; Scharpwinkel, K., Die westfälischen Eigentumsordnungen des 17. und 18. Jahrhunderts, Diss. jur. Göttingen 1965; Böckenförde, E., Der westfälische Friede, Der Staat 8 (1969), 449; Instrumenta pacis Westphalicae, hg. v. Müller, K., 2. A. 1966; Schubert, F., Die deutschen Reichstage, 1966; Hafke, H., Zuständigkeit in geistlichen ... |
9020 | westfränkisch →Frankreich | |