7621 | Senatusconsultum Trebellianum (56/57 n. Chr.) ist der römische Senatsbeschluss, der den fideikommissarischen Nachfolger eines Erben so stellt, dass die dem Erben und gegen den Erben möglichen Klagen dem Nachfolger und gegen den Nachfolger unmittelbar als (lat.) →actiones (F.Pl.) utiles erteilt werden. | Kaser § 78 II 2 |
7622 | Senatusconsultum ultimum ist der römische Senatsbeschluss, in dem die Konsuln aufge-fordert werden, bei einem Aufstand zu der Wiederherstellung der Ordnung auch außeror-dentliche Mittel anzuwenden (erstmals 121 v. Chr. angewendet). | |
7623 | Senatusconsultum Vellaeanum (46 n. Chr.) ist der römische Senatsbeschluss, der Frauen verbietet, in dem Interesse Dritter Verbindlichkeiten (beispielsweise Bürgschaften) einzugehen. | Kaser § 57 V; Söllner § 15; Köbler, DRG 44; Medicus, D., Zur Geschichte des Senatusconsultum Velleianum, 1957; Lehner, O., Senatus consultum Velleianum – die Wiederkehr einer antiken Rechtsfigur, ZRG GA 105 (1988), 270 |
7624 | Senckenberg, Heinrich Christian (Frankfurt am Main 1704-Wien 30. 6. 1768), Arztssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Gießen, Halle, Leipzig, Gießen und Göttingen 1736 ordentlicher Professor in Göttingen, 1738 in Gießen und 1751 Reichshofrat. Zu seinen rechtsgeschichtlichen Arbeiten zählen wichtige Quellensammlungen (beispielsweise Neue und vollständige Sammlung der Reichsabschiede, 1747ff.). | Kriegk, G., Die Brüder Senckenberg, 1869; Stintzing, R./Landsberg, E., Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Bd. 1ff. 1880ff., Neudruck 1957, 1978 |
7625 | Send (M.) →Sendgericht | |
7626 | Sendeve (1297) (Sendvermögen) ist eine spätmittelalterliche nördliche →Handels-gesellschaft, bei der Gut, das der Geber einem anderen Kaufmann gegen Vergütung, Gewinnanteil oder sonstige Gegenleistung (mit)gibt, allein auf Gewinn und Gefahr des Gebers reist. Das Sendevegeschäft steht der →Kommission nahe. | Kroeschell, DRG 2; Goldschmidt, L., Goldschmidt, L., Handbuch des Handelsrechts, 1864, 2. A. 1875, darin Universalgeschichte des Handelsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, Neudruck 1957; Rehme, P., Geschichte des Handelsrechts, 1913; Ebel, W., Lübisches Kaufmannsrecht, 1951, 83 |
7627 | Sendgericht (zu lat. [M.] synodus) ist das in dem Frühmittelalter aus dem Bischof als Richter und aus Sendschöffen als Urteilern gebildete kirchliche Gericht für die Rüge und Verhandlung aller unrechten Taten, die nach christlicher Ansicht Sünde sind. Das Sendgericht geht seit dem 11. Jahrhundert von dem Bischof auf die Pfarrer über. Seit dem 12. Jahrhundert wird es allmählich durch den kirchlichen Einzelrichter eingeschränkt, in dem 17. Jahrhundert endgültig beseitigt. | Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 115; Koeniger, A., Die Sendgerichte in Deutschland, 1907; Koeniger, A., Quellen zur Geschichte der Sendgerichte in Deutschland, 1910; Kohl, W., Das Laiensendgericht in der mittelalterlichen Stadt Speyer, 1950; Niederhöfer, K., Die Rezeption des römischen Rechtes in der Reichsstadt Speyer, 1949; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Kerff, F., Libri paenitentiales, ZRG KA 75 (1989) 23; Spieß, P., Rüge und Einung, 1988; Becker, I., Geistliche Parteien und die Rechtsprechung im Bistum Konstanz, 1998; Lauterbach, K., Sendgericht, Missat und Feme im Werk des sogenannten oberrheinischen Revolutionärs, ZRG GA 118 (2001), 185 |
7628 | Seneschall (lat.-afrk. senescalcus) ist in dem fränkischen Reich der für die Verpflegung zuständige Truchsess (Altknecht). In Frankreich besteht das Amt an dem Königshof bis 1191. | Köbler, DRG 83; Schubert, P., Die Reichshofämter, MIÖG 34 (1913), 427; Latzke, I., Hofamt, Erzamt und Erbamt, Diss. phil. Frankfurt am Main 1970; Rösener, W., Hofämter, DA 45 (1989), 485 |
7629 | senex (lat. [M.]) Alter, senes (M.Pl.) Senat | |
7630 | senior (lat. [M.]) Älterer, Herr | Kroeschell, DRG 1; Köbler, LAW; Ehrismann, G., Die Wörter für Herr im Althochdeutschen, Z. f. d. W. 7 (1905), 173 |
7631 | sententia (lat. [F.]) Satz, Urteil | Kaser § 84 II |
7632 | Sententiae (F.Pl.) Pauli (lat.) (Urteile des Paulus) ist der Neme eines Auszugs aus echten Schriften des →Paulus von dem Ende des 3. Jahrhunderts. | Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 39; Köbler, DRG 52 |
7633 | separatio (lat. [F.]) Trennung (beispielsweise quoad torum et mensam, von Tisch und Bett) | |
7634 | Separatio (F.) bonorum (lat.) ist die Gütertrennung zwischen Nachlass des Erblassers und Vermögen des Erben, die in dem klassischen römischen Recht zwecks Haf-tungsbeschränkung nur ausnahmsweise erreicht werden kann. →Erbenhaftung | Kaser § 74 II, 1, 2; Köbler, DRG 37 |
7635 | Sequester (lat. [M.]) ist in dem römischen Recht der Verwahrer (Fremdbesitzer) einer in einem Rechtsstreit befangenen Sache. Er hat Interdiktenbesitz. Von ihm kann die siegreiche Partei Herausgabe der Streitsache aus der Sequestration verlangen. | Kaser §§ 19 IV 2d, 39 III 3 |
7636 | Serbien ist das von Morava und Vardar entwässerte südwesteuropäische Gebiet, in das während der oströmischen Herrschaft seit dem 5./6. oder 7. Jahrhundert →Slawen einwandern. Um 1180 wird es von Ostrom bzw. Byzanz unabhängig und 1217 unter päpstlicher Krönung Stefans des Erstgekrönten Königreich, in dem Stephan Dušan 1349 ein wichtiges Gesetz schafft. Nach der Schlacht auf dem Amselfeld (1389) wird es von den Osmanen (Türken) abhängig und 1459 Teil des osmanischen Reiches. 1838 wird Serbien autonom, 1878 durch den Berliner Kongress unabhängig. 1918 wird es Teil →Jugoslawiens, von dem sich 1991 selbständige Einheiten ablösen (beispielsweise Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina). Sein Recht ist demnach nacheinander römisch, slawisch, türkisch, sozialistisch und westlich geprägt. Das Lebe... | Temperley, H., History of Serbia, 1917, Neudruck 1970; Dolenc, M., Dušanov zakonik (Das Gesetzbuch Dušans), 1925; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,5,332; Cirkovic, S., I serbi, 1992; Calic, M., Sozialgeschichte Serbiens, 1994; Jäger, F., Bosniaken, Kroaten, Serben, 2001; Tomić, Y., La Serbie du prince, 2003; Sundhaussen, H., Geschichte Serbiens 19.-21. Jahrhundert, 2007; Schanes, D., Serbien im ersten Weltkrieg, 2011; Hausleitner, M., Die Donauschwaben 1868.1948, 2014; Paths to Belongings, hg. v. Docea, V., 2016; Konflikt und Koexistenz, hg. v. Simon, T., 2017 |
7637 | Sergeevic, Vasilij Ivanovic (1832-1910) wird nach dem Rechtsstudium 1871 Professor in Moskau und 1872 in Sankt Petersburg. Mit Aufgaben und Methoden der Staatswissen-schaften begründet er 1871 ausgehend von der historischen Schule und von dem deutschen Positivismus das russische Staatsrecht. Von 1883 an legt er rechtsvergleichend geprägte Forschungen zu der Geschichte des russischen Rechtes und russische Rechtsaltertümer (1890ff.) vor. | Grothusen, K., Die historische Rechtsschule Russlands, 1961 |
7638 | servitium (lat. [N.]) Dienst, Leistung | Heusinger, B., Servitium regis, 1922; Taxae pro communibus servitiis, hg. v. Hoberg, H., 1949; Brühl, C., Fodrum, gistum, servitium regis, 1968; Metz, W., Das servitium regis, 1978; Göldel, C., Servitium regis, 1997 |
7639 | Servitus (lat. [F.]) ist schon in dem altrömischen Recht die →Dienstbarkeit (lat. [N.] iter [Pfad], [M.] actus [Trift], [F.] via [Weg], [M.] aquaeductus [Wasserleitung]). Sie betrifft zunächst das Feld, dann auch das Gebäude. Ein Personalservitut ist der →Nießbrauch. Als servitus iuris Germanici (deutschrechtliche Dienstbarkeit) versteht die frühe Neuzeit die ein Tun beinhaltende Dienstbarkeit. | Kaser §§ 7 II 2, 22 II 1, 22 II, 28; Köbler, DRG 26, 41, 61; Bund, E., Begriff und Einteilung der Servituten, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1956; Lee, J., Die servitus, Diss. jur. Bonn 1998 |
7640 | Servitut (Wort 1513, F., N.) →servitus, →Dienstbarkeit | Bund, E., Begriff und Einteilung der Servituten, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1956; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010 |