7341 | Sächsischer Prozess ist die in →Sachsen in der frühen Neuzeit geltende Form des →Prozesses, die einige Besonderheiten bewahrt und weiterentwickelt. Der sächsische Prozess gründet sich auf das 1356 von dem Kurfürstentum →Sachsen erlangte (lat. N.) privilegium (N.) de non appellando (Nichtappellationsprivileg), sächsische Hofgerichtsordnungen von 1488, 1493, 1529, 1548 und 1550, die kursächsischen Konstitutionen von 1572 und die Prozess- und Gerichtsordnung von 1622. Er ist grundsätzlich mündlich. Der Beklagte kann bei Säumnis und Schlüssigkeit der Klage verurteilt werden. Eine Artikulation findet nicht statt. Die (lat.) litis contestatio (F.) (Streitbefestigung) ist einfache Klagebeantwortung. Das selbständige Beweisverfahren endet mit einem selbständig angreifbaren Beweisinterlokut (Beweis... | Carpzov, B., Processus iuris in foro Saxonico, 1657; Heimbach, C., Lehrbuch des sächsischen bürgerlichen Prozesses, 1852; Buchda, G., Die Rechtsmittel im sächsischen Prozess, ZRG GA 75 (1958), 274 |
7342 | Sächsisches Bürgerliches Gesetzbuch ist das an dem 2. 1. 1863 verkündete und an dem 1. 3. 1865 in Kraft getretene Bürgerliche Gesetzbuch für das Königreich →Sachsen. Es umfasst beginnend mit einem Allgemeinen Teil fünf Bücher mit 2620 Paragraphen. Durch das Bürgerliche Gesetzbuch des Deutschen Reiches wird es zu dem 1. 1. 1900 weitgehend abgelöst. | Beckhaus, F., Die gemeinrechtlichen Quellen zum Bürgerlichen Gesetzbuch für das Königreich Sachsen, 1866; Siebenhaar, E., Jahrbuch des sächsischen Privatrechts, 1872; Grützmann, P., Lehrbuch des königlich sächsischen Privatrechts, Bd. 1f. 1887ff.; Buschmann, A., Das Sächsische Bürgerliche Gesetzbuch, (in) JuS 20 (1980), 553; Ahcin, C., Zur Entstehung des bürgerlichen Gesetzbuchs für das Königreich Sachsen von 1863/1865, 1996 |
7343 | sächsisches Recht →Sachsenrecht | Studien zur Geschichte des sächsisch-magdeburgischen Rechts in Deutschland und Polen, hg. v. Willoweit, D. u. a., 1980 |
7344 | Sächsische Weltchronik ist die erste deutschsprachige Prosachronik. Als Verfasser scheidet wohl Eike von Repgow aus. Die Abfassungszeit (Magdeburg 1229, 1230?, 1260, Magdeburg vor 1276) ist umstritten. | Eckhardt, K., Zur sächsischen Weltchronik, ZRG GA 53 (1933), 311; Herkommer, H., Überlieferungsgeschichte der sächsischen Weltchronik, 1972; Menzel, M., Die sächsische Weltchronik, 1985; Wolf, J., Die sächsische Weltchronik, 1997; Das Buch der Welt, hg. v. Herkommer, H., 2000 |
7345 | sachverfolgend, Adj., reipersekutorisch (beispielsweise Klage auf Ausgleich eines Vermö-gensverlusts in dem römischen Recht mit dinglichen Ansprüchen (lat. [F.] actio in rem) und schuldrechtlichen Ansprüchen (lat. [F.] actio in personam) in Gegensatz zu pönal | |
7346 | Sachverhalt ist ein tatsächliches Geschehen (Sein). Dementsprechend ist der Sachverhalt als solcher zumindest so alt wie das Recht. Als rechtlicher Grundbegriff begegnet Sachverhalt anscheinend erst in dem späten 19. Jahrhundert, in dem es dem Tatbestand gegenübergestellt wird. | Köbler, G., Etymologisches Rechtswörterbuch, 1995 |
7347 | Sachverständiger ist der Mensch, der auf einem Gebiet besonderes Wissen hat, das er (einem Gericht in einem Rechtsstreit) zu Verfügung stellen kann. Der Sachverständige ist sachlich bereits dem Altertum bekannt. In der frühen Neuzeit gewinnt er wieder an Gewicht. In der Regel erwirbt der Sachverständige, als welcher sich grundsätzlich jedermann frei selbst für irgendetwas (wie beispielsweise Altarkunde) bezeichnen darf, sein Wissen aus einer ausgeübten beruflichen Tätigkeit. | Kaser §§ 84 I 2c, 87 II 6; Köbler, DRG 202; Jessnitzer, K., Der gerichtliche Sachverständige, 2. A. 1963, 10. A. 1992;Bernet, M., Der Beizug von gerichtlichen Sachverständigen im alten Zürich, 1967; Olzen, D., Richter und Sachverständige, ZRG GA 97 (1980), 164; Poppen, E., Die Geschichte des Sachverständigenbeweises im Strafprozess, 1984; Franck, L., Juristen und Sachverständige, 2013; Delafontaine, R., Historians as Expert Judicial Witnesses in Tobacco Litigation, 2015; Raschew, G., Richter, Sachverständige, Handelskammern, 2015 |
7348 | Sachwalter | Winterberg, H., Der Sachwalter, ZRG GA 83 (1966), 295 |
7349 | Sack | |
7350 | Säcken ist der Vollzug der Todesstrafe durch Ertränken in einem zugebundenen Sack, wie er sich vor allem in dem römischen Altertum findet. | Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964 |
7351 | sacramentum (lat. [N.]) Eid | |
7352 | Sacra Rota (F.) Romana (lat.) →Rota | Kroeschell, DRG 2 |
7353 | sacrum imperium (lat. [N.]) heiliges Reich | |
7354 | sacrum imperium (lat. [N.]) Romanum Heiliges römisches Reich | |
7355 | Sage ist die mündliche Überlieferung eines möglichen vergangenen, nicht sicher bezeugten, in manchen Fällen aber vielleicht tatsächlich so oder so ähnlich abgelaufenen Geschehens. | Ruoff, W., Eine späte Rechtssagenbildung, ZRG GA 92 (1975), 201; http://www.sagen.at; Bacher, M., Das Recht in den Sagen Obwaldens, 2011 |
7356 | Saint Bertin | Coopland, G., The abbey of Saint-Bertin, 1914 |
7357 | Saint Denis | Sonzogni, D., Le chartrier de l‘abbaye de Saint-Denis en France, Pecia 2 (2003), 9 (bis 987 267 Stücke); Leistenscheider, E., Die französische Königsgrablege Saint-Denis, 2008 |
7358 | Saint-German, Christopher (um 1460-1540) wird nach der rechtswissenschaftlichen Ausbildung in Oxford und der rechtspraktischen Ausbildung an Inner Temple Inn of Court Anwalt. 1528 verfasst er den (lat.) Dialogus (M.) de fundamentalis legum et de conscientia (engl. Dialogues between a Doctor of Divinity and a Student of the Common Law, 1530/1, Zwiegespräch zwischen einem Lehrer und einem Studenten des gemeinen Rechtes). Darin behandelt er die Ursprünge des kanonischen Rechtes und des englischen Rechtes und ermittelt die trotz der gegenseitigen Ausschließlichkeit bestehenden gemeinsamen Grundgedanken. | Simpson, A., Biographical Dictionary of the Common Law, 1984; Coquillette, D., The Civilian Writers of Doctors’ Common, 1988 |
7359 | Saint Germain en Laye westlich von Paris ist der Ort des ohne unmittelbare Beteiligung Österreichs an den Verhandlungen geschaffenen Vertrags zwischen den (insgesamt 17 Assozierten und) Alliierten des ersten Weltkriegs und Österreich von dem 10. 9. 1919 mit 381 Artikeln, in dem →Österreich auf den →Anschluss an das →Deutsche Reich und die allgemeine Wehrpflicht verzichten muss und Gebiete (beispielsweise Ostgalizien, Südtirol, Trentino, Triest, Istrien u. a. ) verliert, aus denen beispielsweise Ungarn, die Tschecho-slowakei, Polen und Jugoslawien entstehen. | Köbler, DRG 220; Baltl/Kocher; Kleinwachter, F., Von Schönbrunn bis St. Germain, 1964; Hundert Jahre Staatsvertrag von St. Germain – Der Rest ist Österreich, hg. v. Raffeiner, A., 2020 |
7360 | Saint-Simon, Claude Henri de (1760-1825) ist ein bedeutsamer Vertreter des frühen Sozialismus in Frankreich. | Köbler, DRG 179 |