4721 | Legalität (Wort in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt und in dem 18. Jh. aus dem Mittellateinischen aufgenommen sowie teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Gesetzmäßigkeit, Rechtmäßigkeit | |
4722 | Legalitätsprinzip (Wort in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, N.) ist der in dem 19. Jahrhundert entwickelte Grundsatz, dass die Staatsanwaltschaft, soweit nicht gesetzlich ein Anderes bestimmt ist, verpflichtet ist, wegen aller verfolgbaren Streitigkeiten einzu-schreiten, sofern zureichende tatsächliche Anhaltspunkte für eine solche Straftat vorliegen. Das Legalitätsprinzip wird seit etwa 1860 (Sundelin, P., Die Staatsanwaltschaft, 1860, 57) in Gegensatz zu dem bislang geltenden →Opportunitätsprinzip verlangt. 1877 wird das Legalitätsprinzip gesetzlicher Grundsatz, doch werden (1924, 1931) verschiedene Ausnahmen zugelassen. Als Legalitätsprinzip wird auch der in der Verwaltung in dem 19. Jahrhundert durchgesetzte Grundsatz verstanden, dass staatliche Vollziehung nur auf Grund e... | Richter, E., Die Entwicklung des Legalitätsprinzips, Diss. jur. Göttingen 1925; Hertz, F., Die Geschichte des Legalitätsprinzips, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1935; Schürer, K., Die Entwicklung des Legalitätsprinzips, Diss. jur. Hamburg 1965; Schroeder, F., Legalitäts- und Opportunitätsprinzip heute, FS K. Peters, 1974, 411; Roth, A., Kriminalitätsbekämpfung in deutschen Großstädten 1850-1914, 1997; Legalität, Legitimität und Moral, hg. v. Bruha, T. u. a., 2008; Dettmar, J., Legalität und Opportunität im Strafprozess, 2008; From the Judge’s Arbitrium to the Legality Principle, hg. v. Matyn, G. u. a., 2013 |
4723 | Legalservitut (F.) auf Gesetz beruhende Servitut (beispielsweise nachbarrechtliche Eigentumsbeschränkung) | |
4724 | Legat (Wort 1265 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, M.) Gesandter ( | Kroeschell, DRG 2 |
4725 | Legat (Wort 1494 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Vermächtnis | Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010 |
4726 | Legatum (lat. [N.]) ist das bereits in dem altrömischen Recht in vier Formen mögliche →Vermächtnis. | Kaser § 76; Köbler, DRG 23, 38; Köbler, LAW |
4727 | Legatum (N.) per damnationem (Damnationslegat) ist das wohl spätere Vermächtnis schon des altrömischen Rechtes, bei dem vielleicht der (lat.) familiae emptor (M.) (treuhänderischer Vermögenskäufer) dem Bedachten nur für eine bestimmte Geldsumme, später auch für andere Leistungen haften soll. | Kaser §§ 32, 33, 76; Köbler, DRG 23 |
4728 | Legatum (N.) per praeceptionem (lat.) ist schon in dem altrömischen Recht das Vorwegnahmevermächtnis zugunsten eines Miterben. | Kaser §§ 76; Köbler, DRG 23 |
4729 | Legatum (N.) per vindicationem (lat.) ist schon in dem altrömischen Recht das Vermächtnis, bei dem der Begünstigte (lat. [M.] legatarius) in dem Todesfall die Sache unmittelbar erwerben soll, so dass er sie von jedermann herausverlangen kann (Vindikation). | Kaser 28, 29, 76; Köbler, DRG 23 |
4730 | legatum (N.) sinendi modo (lat.) Zulassungsvermächtnis | Kaser § 76; Köbler, DRG 23 |
4731 | Legende (Wort 1270-1300 belegt, F.,) Lesung, Erklärung, Erzählung | |
4732 | leges (lat. [F.Pl.]) sind die Gesetze. (Sg.) →lex | Kaser §§ 2, 3, 9; Kroeschell, DRG 1, 2 |
4733 | leges (F.Pl.) barbarorum (lat.) Gesetze (Rechte) der germanisch/germanistischen Völker | Leges – Gentes – Regna. Zur Rolle von germanischen Rechtsgewohnheiten und lateinischer Schrifttradition bei der Ausbildung der frühmittelalterlichen Rechtskultur, hg. v. Dilcher, G. u. a., 2006 |
4734 | Leges (F.Pl.) Edwardi confessoris (lat., Gesetze Edwards des Bekenners) ist ein vermutlich um 1130 lateinisch geschriebenes Buch vielleicht eines Geistlichen französischer Herkunft, das angeblich die Darlegung der Gesetze König Eduard des Bekenners (1042-1066) in dem Jahre 1070 durch zwölf Geschworene enthält. Sein Inhalt dürfte von der Rechtswirklichkeit abweichen. | Liebermann, F., Über die Leges Edwardi Confessoris, 1896; Plucknett, T., Early English Legal Literature, 1958; Wormald, P., The Making of English Law, 1999; Greenberg, J., The Radical Force of the ancient Constitution – St. Edward’s „Laws“ in Early Modern Political Thought, 2001 |
4735 | leges (F.Pl.) fundamentales (grundlegende Gesetze), als Vorläufer der Verfassung Frankreich 1574/1576 lois fondamentales, in dem Heiligen römischen Reich an der Wende zu dem 17. Jahrhundert und gesetzlich 1636 (darunter Wahlkapitulationen uund Goldene Bulle von 1356 sowie alle bedeutenden Reichsabschiede | Lemaire, A., Les lois fondamentales de la monarchie française, 1907; Gough, J., Fundamental law in English constituional law, 1955, 2. A. 1961; Mohnhaupt, H., Von den leges fundaamentales zur modernen Verfassung in Europa, (in) Ius Commune 25 (1998), 121; Mohnhaupt, H., Reichsgrundgesetze als Verfassung im System des Ius publicum, (in) Gli inizi del diritto pubblico, hg. v. Dilcher, G. u. a., 2011 |
4736 | Leges (F.Pl.) Henrici Primi (lat., Gesetze Heinrichs I.) ist ein lateinisches, systematisches, jedoch nicht besonders überzeugend gelungenes Rechtsbuch des in England unter König Heinrich I. (1100-1135) geltenden Rechtes (Gerichtsverfassung, Kirche, Strafe, Verfahren, Lehen, Grundstücke) vielleicht eines französischen Geistlichen in Wessex (Winchester?) um 1115 (1108-1118). Vielleicht stammt von dem Verfasser auch der so genannte (lat. [M.]) →Quadripartitus (Viergeteiltes). | Liebermann, F., Ein ungedrucktes Vorwort zu den Leges Henrici I., ZRG GA 3 (1882), 127; Plucknett, T., Early English Legal Literature, 1958; Leges Henrici Primi, hg. v. Downer, L., 1972; Korte, G., Untersuchungen zu Inhalt, Stil und Technik angelsächsischer Gesetze, 1974; Keyser, R., „Agreement Supersedes Law, and Love Judgment, (in) Law and History Review 30 (2012), 37 |
4737 | leges (F.Pl.) Iuliae iudiciorum privatorum (lat.) →lex Iulia iudiciorum | Kaser §§ 80 II 4b, 82 III 2b; Söllner § 9 |
4738 | Leges (F.Pl.) Langobardorum (lat.) sind die Gesetze der Langobarden, durch die seit 643 das →langobardische Recht als Gesetz festgelegt wird. →Volksrecht | Köbler, DRG 82; Leges Langobardorum, hg. v. Bluhme, F., 1868, Neudruck 1925; Tamassia, N., Römisches und westgotisches Recht in Grimowalds und Liutprands Gesetzgebung, ZRG GA 18 (1897), 148; Köbler, G., Wörterverzeichnis zu den Leges Langobardorum, 1977 |
4739 | Leges (F.Pl.) Romanae (lat.) sind die Rechtsaufzeichnungen der germanisch/germa-nistischen Völker für die in ihrem Gebiet lebenden Römer (Lex Romana Visigothorum, Lex Romana Burgundionum). | Buchner, R., Die Rechtsquellen, 1953 |
4740 | Leges (F.Pl.) Upstallsbomicae (lat.) ist der 1617 von Siccama verwendete Name für die an dem 18. 9. 1323 von den Vertretern der friesischen Landschaften auf dem Upstallsbom bei Aurich beschlossenen, wohl nur kurzfristig wirksamen Rechtssätze (u. a. Bußen, Wergelder, Friedensgelder, Strafen) auf der Grundlage von vielleicht bis in das 11. Jahrhundert zurückreichenden gemeinfriesischen Beschlüssen. | Richthofen, K., Untersuchungen über friesische Rechtsquellen, Bd. 1 1880, 250; Heck, P., Altfriesische Gerichtsverfassung, 1894, 361; Gerbenzon, P., Apparaat voor de studie van oudfries recht, Teil 1f. 1981 |