3861 | Ius (N.) quaesitum (lat., gesuchtes Recht, gewünschtes Recht) ist in der frühen Neuzeit das subjektive, gerichtlich geschützte Recht, das eine Person durch einen Rechtsvorgang in dem Rahmen der bestehenden Rechtsordnung erlangt hat (beispielsweise Konzession). | Meyer, G., Der Staat und die erworbenen Rechte, 1895 |
3862 | Ius (N.) Quiritium (lat.) ist das (lat.) →ius (N.) civile der römischen Bürger (Quiriten). | Kaser § 22; Söllner § 9 |
3863 | Ius (N.) reformandi (Recht des Reformierens oder der Reformation) ist in dem neuzeitlichen Heiligen römischen Reich das Recht des Landesherrn bzw. Staates, die Religionsangelegenheiten rechtlich zu gestalten. Es wird in dem Augsburger Reichsabschied von 1555 und in dem Frieden von Münster und Osnabrück 1648 ausdrücklich anerkannt. Seit dem 19. Jahrhundert wird es zwecks Trennung von Staat und Kirche eingeschränkt. | Bonin, B. v., Die praktische Bedeutung des ius reformandi, 1902; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Scheider, B., Ius reformandi, 2001 |
3864 | Ius (N.) respondendi (lat., Recht des Antwortens) ist das von dem Prinzeps Augustus (27 v. Chr.-14 n. Chr.) einzelnen Rechtskundigen des römischen Rechtes verliehene Recht, in seinem Namen auf Anfragen zu antworten. | |
3865 | Ius (N.) reservatum (lat., reserviertes Recht oder vorbehaltenes Recht) ist in in dem Heiligen römischen Recht der frühen Neuzeit das (dem Kaiser) vorbehaltene Recht (beispielsweise Gesetzesinitiative in dem Reichstag, Adelsverleihung) in Gegensatz zu dem nur gemeinsam mit dem Reichstag ausübbaren (lat. [N,]) ius comitiale. Für das (lat.) ius reservatum limitatum (eingeschränktes Reservatrecht) bedarf der Kaiser der Zustimmung der Kurfürsten (beispielsweise Verhängung der Reichsacht, Einberufung des Reichstags, Erteilung von Münzrechten oder Zollrechten). Aus den Rechten des Monarchen wird in dem 19. Jahrhundert die Prärogative der Krone. | Pratje, J., Die kaiserlichen Reservatrechte, Diss. jur. Erlangen 1957 (masch.schr.) |
3866 | Ius Romanum allegans fundatam habet intentionem (lat.). Wer sich auf römisches Recht beruft, hat eine brauchbare Klagegrundlage. | Wiegand, W., Studien zur Rechtsanwendungslehre, 1977, 1; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 |
3867 | Ius (N.) spolii (lat.), Spolienrecht, ist der frühere Anspruch des Staates auf das bewegliche Vermögen verstorbener kirchlicher Würdenträger. | Prochnow, F., Das Spolienrecht, 1919; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972 |
3868 | ius (N.) strictum (lat.) strenges Recht, das durch (lat. [F.]) aequitas (Billigkeit) gemildert werden kann | |
3869 | ius (N.) terrae →Landrecht | |
3870 | ius (N.) territorii et superioritatis (lat.) Landeshoheit | |
3871 | Ius (N.) teutonicum (lat., deutsches Recht) ist in dem Mittelalter (12./13. Jahrhundert) das deutsche Recht als ein deutschen Siedlern von slawischen Fürsten gewährtes freieres Grundbesitzrecht in dem Osten des deutschen Sprachraums. | Kroeschell, DRG 1; Kötzschke, R., Die Anfänge des deutschen Rechtes, (in) Ber. ü. d. Verh. d. sächs. Akad. d. Wiss. Leipzig phil.-hist. Kl. 93 1941, H. 2 |
3872 | Ius (N.) tollendi (lat., Recht des Wegnehmens) ist in dem römischen Recht das Wegnahmerecht (beispielsweise des in dem Rechtsstreit unterlegenen Besitzers bezüglich nicht zu ersetzender, abtrennbarer Aufwendungen). | Kaser §§ 26, 27 |
3873 | Ius (N.) transitus (lat., Recht des Durchgangs) ist in dem Völkerrecht das Durchzugsrecht durch fremdes Staatsgebiet zu →Enklaven. | |
3874 | Ius (N.) utrumque (lat., beide Recht, jedes von beiden Rechten) ist seit dem 12. Jahrhundert eine Bezeichnung für das (lat.) ius (N.) canonicum und das (lat.) ius (N.) civile. Beide Rechte lehrt vielleicht als erster Bazianus (1197) in Bologna. Seit der Neuzeit betrifft das juristische Studium regelmäßig beide Rechte (→[lat.] doctor [M.] iuris utriusque), doch schwindet das kanonische (kirchliche) Recht an den juristischen Fakultäten in dem 20. Jahrhundert weitgehend. | Trusen, W., Anfänge des gelehrten Rechtes in Deutschland, 1962; Utrumque ius, hg. v. Schrage, E., 1992; Bellomo, M., Europäische Rechtseinheit, 2005 |
3875 | Ius (N.) vitae necisque (lat., Recht auf Leben und Tod) ist in dem römischen Recht das Recht des Herrn über Leben und Tod eines Menschen (beispielsweise lat. [M.] servus, untreue Ehefrau). | Kaser § 12, 58, 60; Söllner §§ 5, 8 |
3876 | iusiurandum ([lat.] N.) Eid | |
3877 | iussum (lat. [N.]) Geheiß (beispielsweise an einen Gewaltunterworfenen auf Erwerb einer Sache), Ermächtigung (beispielsweise an den Geschäftspartner eines Gewaltunterworfenen) | |
3878 | Iusta causa (lat. [F.], gerechter Grund) ist in dem römischen Recht der anerkannte Zuwendungszweck (beispielsweise Kauf, Mitgift) für die Übergabe (lat. traditio [F.]) einer Sache. Fehlt die iusta causa (der gerechte Grund), kann kein Eigentum übertragen werden. | Kaser § 24 IV; Söllner § 8; Köbler, DRG 40 |
3879 | Iustitia (lat. [F.]) ist die Gerechtigkeit. | Köbler, DRG 30; Kissel, O., Die Justitia, 1984, 2. A. 1997; Degen, B., Justitia ist eine Frau, 2008; Ostwaldt, L., Aequitas und Justitia, 2009; Schmoeckel, M., Die Jugend der Justitia, 2013 |
3880 | Iustitia est constans et perpetua voluntas suum cuique tribuendi (lat.). Gerechtigkeit ist der stetige und fortdauernde Wille, jedem das Seine zu geben. | Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007, 106, Nr. 195 (Pseudoulpian, 3./4. Jahrhundert, Institutionen 1, 1, pr.) |