7321 | Vieh ist die Gesamtbezeichnung für die unmittelbar nutzbaren Haustiere, die in den älteren Zeiten der wichtigste Vermögens-bestandteil sind. Dementsprechend besteht die ältere Wirtschaftsform außer in Ackerbau vor allem in Viehzucht. Im römischen Recht zählen Rinder, Pferde, Esel und Maultiere zu den (lat.) →res (F.Pl.) mancipi (handgreifbaren Sachen). Im mittelalterlich-neuzeitlichen Recht werden entgegen der deutschrechtlichen Regel „Augen auf, Kauf ist Kauf“ bestimmte Mängel (Hauptmängel) gewisser Haustiere innerhalb kurzer Fristen doch als Sachmangel anerkannt. Vieh-verstellung ist Einstellung von Vieh auf Zeit bei einem anderen. Lit.: Hübner; Köbler, DRG 13, 24, 67, 78, 166; Wackernagel, J., Die Viehverstellung, 1923; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff. |
7322 | Vierteilen ist die durch Zerreißen des lebenden Menschen in vier Teile vollzogene →Todesstrafe. Lit.: His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988 |
7323 | Vikar →vicarius |
7324 | villa (lat. F.) Hof, Dorf Lit.: Köbler, LAW; Grazianskij, N., Zur Auslegung des terminus „villa“ in der Lex Salica, ZRG GA 55 (1948), 368; Köbler, G., Vicus und thorf, (in) Das Dorf der Eisenzeit, hg. v. Jankuhn, H. u. a., 1977, 136: Villa, curtis, grangia, hg. v. Janssen, W. u. a., 1983 |
7325 | villicus (lat. M.) Verwalter, Meier, Dorfvorsteher Lit.: Kroeschell, DRG 1 |
7326 | Villikation (F.) Fronhof mit abhängigen Höfen in der →Grundherrschaft Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 96; Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, hg. v. Patze, H., Bd. 1f. 1983; Rösener, W., Strukturen der Grundherrschaft im frühen Mittelalter, 1989 |
7327 | Villingen Lit.: Fischer, T., Der Prozess vor dem Villinger Stadtgericht im 17. Jahrhundert, 2006 |
7328 | Vilsbiburg Lit.: Schwarz, G., Vilsbiburg, 1976 |
7329 | vinculum (lat. [N.]) Band |
7330 | Vindex (lat. M. Gewaltsager) ist im altrömischen Verfahren jemand, der für einen als Schuldknecht Ergriffenen (Schuldner) auftreten und die an diesen gelegte Hand wegschlagen kann, wodurch es zum Streit zwischen dem Verfolger (Gläubiger) und dem Dritten (v.) kommt, bei dessen Verlust durch den Dritten sich die Summe, gegen die der Ergriffene (Schuldner) ausgelöst werden kann, verdoppelt. Lit.: Kaser §§ 32 II, 81 III, 82 I; Söllner § 8; Köbler, DRG 20; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988 |
7331 | vindicatio (lat. F.) Gewaltandrohung, Herausgabeverlangen (z. B. in libertatem [in die Freiheit], in servitutem [in die Sklaverei], pignoris [des Pfandes], rei servitutis [der Sache der Servitut], ususfructus [des Nießbrauchs], pro parte [auf den Anteil]) Lit.: Kaser §§ 15 I, 16 I 28 III, 29 I, 31 III; Söllner § 9 |
7332 | vindicta (lat. F.) Stab (bei der Vindikation), Rache, Strafe Lit.: Kaser §§ 27 I 2, 81 II 1a; Köbler, DRG 29 |
7333 | Vindikation (1756, lat. F. vindicatio) ist seit dem altrömischen Recht das Herausgabeverlangen. Zur Zeit der Zwölftafelgesetze (451/50 v. Chr.) fasst der Kläger in Gegenwart des Beklagten vor dem Gerichtsmagistrat den tatsächlich oder symbolisch vorhandenen streitigen Gegenstand an, berührt ihn mit einem Stab (lat. F. vindicta, festuca) und erklärt in einer festen Formel, dass der Gegenstand ihm gehöre. Der Beklagte, der den Gegenstand verteidigen will, muss dieses Vorgehen auf ihn bezogen wiederholen. In der Folge wird dann eine Summe gesetzt und die (lat.) →legisactio (F.) sacramento durchgeführt. Nach Aufgabe der geschichtlich entstandenen Besonderheiten entwickelt sich hieraus der Herausgabeanspruch des Eigentümers gegen den nichtbesitzberechtigten Besitzer. Lit.: Köbler, DRG 24, 212; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010 |
7334 | Vindikationslegat (N.) ist das auf unmittelbaren Rechtserwerb (und deshalb mögliche →Vindikation) des Vermächtnisnehmers gerichtete →Vermächtnis im Gegensatz zum (nur) schuldrechtlich wirkenden →Damnationslegat. Lit.: Köbler, DRG 23 |
7335 | Vinding Kruse, Frederik (1880-1963) wird nach dem Rechtsstudium Professor in Kopenhagen. Er wirkt maßgeblich bei der 1927 erfolgten Einführung eines neuen Grundbuchsystems in Dänemark mit. Sein wichtigstes Werk befasst sich mit dem Eigentum (Ejendomsretten, Bd. 1ff. 1929ff.). Lit.: Tamm. D., Retsvidenskaben in Danmark, 1992, 184 |
7336 | Vinnius, Arnold (Monster bei Den Haag 4. 1. 1588-Leiden 1. 9. 1657) wird nach dem Rechtsstudium in Leiden (1603 Gerard Tuningius [Schüler Hugo Doneaus]) 1612 oder 1613 promoviert und nach langer Wartezeit als Rektor der Lateinschule in Leiden 1633 außerordentlicher und 1636 ordentlicher Professor in Leiden. Unter dem durch seinen Lehrer vermittelten Einfluss Hugo →Doneaus (Donellus) veröffentlicht er 1618 einen Institutionen-kommentar seines Lehrers Tuningius, 1624 bzw. 1631 Iurisprudentiae contractae … libri III (drei Bücher zusammengezogener Rechtswissenschaft), 1642 einen Kommentar zu den Institutionen und 1646 eine Ausgabe der Institutionen mit Anmerkungen. In seinem Kommentar bietet er mit großem Erfolg eine philologisch-historische Erklärung des Textes mit vielen Angaben zum einheimischen geltenden Recht, so dass er als erster eleganter Jurist angesehen wird. Lit.: Feenstra, R./Waal, C., Seventeenth-century Leyden law Professors, 1975, 24, 52; Ahsmann, M., Collegia en colleges, Diss. jur. Leiden 1990, 18; Vinnius, A., Institutionenkommentar Schuldrecht, übers. v. Wille, K., 2005 |
7337 | Virginia Bill of Rights ist die von George Mason (1725-1792) entworfene und am 12. 6. 1776 vom Konvent der nach Unabhängigkeit strebenden englischen Kolonie Virginia verabschiedete Menschenrechts-erklärung, die als älteste formelle →Verfassung der Welt angesehen wird. Lit.: Köbler, DRG 191 |
7338 | Virilstimme ist die Einzelstimme eines Mitglieds im Heiligen römischen Reich bzw. im Deutschen Bund im Gegensatz zu der mehrere Mitglieder vereinenden →Kuriatstimme. Lit.: Köbler, DRG 148; Köbler, Historisches Lexikon; Domke, W., Die Virilstimmen im Reichsfürstenrat, 1882; Willoweit, D., Deutsche Verfassungsgeschichte, 5. A. 2005, § 24 II 2 |
7339 | Vir (M.) inluster (lat.) ist ein spätantik-frühmittelalterlicher hervorhebender Titel. Lit.: Wolfram, H., Intitulatio I, 1967 |
7340 | virtus (M.) Mannhaftigkeit, Tugend |