6901 | traditio (F.) cartae (lat.) Übertragung der Urkunde Lit.: Kroeschell, DRG 1; Recht und Schrift, hg. v. Classen, P., 1977 |
6902 | traditio (F.) per cartam (lat.) Übertragung durch (Übertragung einer) Urkunde Lit.: Kroeschell, DRG 1 |
6903 | Tradition ist das von Generation zu Generation übergebene Geistesgut bzw. im Frühmittelalter die Übergabe eines Gegenstands in körperlicher oder symbolischer Gestalt bzw. die sie verkörpernde →Urkunde. Einzelne Klöster und Hochstifte fassen die Traditionen in Traditionsbüchern zusammen. Lit.: Söllner §§ 12, 16; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 4, 81, 105, 212, 254; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 6 1989, 607; Redlich, O., Über bairische Traditionsbücher und Traditionen, MIÖG 5 (1884), 1; Grüner, F., Schwäbische Urkunden und Traditionen, MIÖG 33 (1912), 1; Entstehung und Wandel rechtlicher Traditionen, hg. v. Fikentscher, W. u. a., 1980; Molitor, S., Das Traditionsbuch, Archiv f. Diplomatik 36 (1990), 61; Michaels, R., Sachzuordnung durch Kaufvertrag, 2002; Die innovative Kraft der Tradition in der frühen Neuzeit, hg. v. Friedeburg, R. v. u. a., 2007 |
6904 | Traditionsbuch →Tradition |
6905 | Träger Lit.: Schott, C., Der Träger als Treuhandform, 1975 |
6906 | Traktat (M.) Abhandlung Lit.: Baesecke, G., Ein Auszug aus dem „Traktat über romanisch-fränkisches Ämterwesen, ZRG GA 55 (1935), 230, Beyerle, F., Das frühmittelalterliche Schulheft vom Ämterwesen, ZRG GA 69 (1952), 1; 402 |
6907 | Transactio (lat. [F.]) ist im römischen Recht als formlose Abrede, einen Streit oder eine Ungewissheit über ein Recht durch gegenseitiges Nachgeben zu beenden (→Vergleich), nur ein Fall des vereinbarten →Erlasses. Lit.: Kaser § 53 II 3c |
6908 | Transcriptio (lat. [F.]), transscriptio, ist im klassischen römischen Recht der beim nur kurzzeitig üblichen →Litteralkontrakt die →Obligation begründende Schriftakt. Lit.: Köbler, DRG 45 |
6909 | Translatio (F.) imperii (lat.) (Übertragung der Herrschaft) ist die Vorstellung von der Übertragung der von den Römern (und später oströmischen Griechen) innegehabten Weltherrschaft durch den Papst auf den fränkischen König (Karl den Großen 800). Sie lässt sich seit dem 11. Jh. er-kennen. Lit.: Köbler, DRG 109; Goez, W., Translatio imperii, 1958; Geschichtsschreibung und Geschichtsbewusstsein, hg. v. Patze, H., 1987 |
6910 | Transleithanien ist (1867-1918, nichtamtlich) die jenseits der Leitha gelegene ungarische Reichshälfte Österreich-Ungarns (Länder der Stephanskrone, Ungarn, Siebenbürgen, Kroatien-Slawonien, Fiume) im Gegensatz zu Cisleithanien/Zisleithanien. |
6911 | Transmissio (lat. [F.], Übersendung) ist im klassischen römischen Recht der Übergang der erbrechtlichen Befugnisse des den Erblasser überlebenden, aber vor dem Erbschaftserwerb versterbenden Berufenen auf seinen Erben, im spätantiken römischen Recht die Vererbung des Rechtes des Außenerben auf seine Erben. Lit.: Kaser § 72 IV |
6912 | Transport ist die Beförderung von Menschen oder Waren von einem Ort zu einem andern Ort. |
6913 | Transportvertrag ist der eine Beförderung betreffende →Werkvertrag. Lit.: Basedow, J., Der Transportvertrag, 1987 |
6914 | Transsilvanien →Siebenbürgen |
6915 | trans Tiberim vendere (lat.) über den Tiber verkaufen, d. h. in die Sklaverei geben Lit.: Kaser § 15 II 3 |
6916 | Tratte ist der gezogene (den Bezogenen zur Zahlung anweisende), seit etwa 1250 nachweisbare →Wechsel. |
6917 | Trauung (1353) ist die Form der →Eheschließung. Sie entwickelt sich aus gebräuchlichen Geschehnissen. Nach der Entstehung des Christentums nimmt dieses auf die T. Einfluss. Seit dem Hochmittelalter setzt die Kirche sich auf der Grundlage des Satzes, dass die Wil-lensübereinstimmung der Brautleute die →Ehe begründe (lat. consensus facit nuptias), für ein vorheriges Aufgebot (1215) und die Erfragung des Ja-Wortes durch den Priester ein. Seit 1875 erfolgt die weltliche Eheschließung im Deutschen Reich, für welche die Bezeichnung T. vermieden wird, vor dem →Standesbeamten (Zivilehe). Lit.: Hübner; Friedberg, E., Das Recht der Eheschließung, 1865; Sohm, R., Das Recht der Eheschließung, 1875; Friedberg, E., Verlobung und Trauung, 1876; Sohm, R., Trauung und Verlobung, 1876; Opet, O., Brauttradition und Konsensgespräch in mittelalterlichen Trauungsritualen, 1910; Wehrli, P., Verlobung und Trauung, 1933; Conrad, H., Die Grundlegung der modernen Zivilehe, ZRG GA 67 (1950), 336; Hemmer, R., Über das Beilager im germanischen Recht, ZRG GA 76 (1959), 292; Buchholz, S., Eherecht zwischen Staat und Kirche, 1981; Haibach, U., Familienrecht in der Rechtssprache, 1991; Siffert, R., Verlobung und Trauung, 2004; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010 |
6918 | Trennung (1486, Trennungsgrund 1819) ist die Auflösung einer bisherigen Einheit durch Aufteilung. Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010 |
6919 | Trennung von Justiz und Verwaltung →Gewaltenteilung |
6920 | Trennung von Staat und Kirche ist die von der Aufklärung geforderte Lösung der seit 380 n. Chr. bestehenden Verbindung von Staat und Christentum. Die T. v. S. u. K. wird 1789 in den Vereinigten Staaten, 1795 in Frankreich, 1848, 1919 bzw. 1949 in Deutschland und 1995 in Schweden zumindest im Grundsatz (anders z. B. Kirchensteuer) verwirklicht. Lit.: Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Campenhausen, A. v., Staatskirchenrecht, 3. A. 1996 |