Simms, Brendan, Die Briten und Europa. Tausend Jahre Konflikt und Konföderation. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2019. 397 S. Besprochen von Waldemar Hummer. |
Ganzen Eintrag anzeigen Simms, Brendan, Die Briten und Europa. Tausend Jahre Konflikt und Kooperation, Deutsche Verlags-Anstalt (2019), 397 S. Besprochen von Waldemar Hummer.
Im Zuge der aktuellen „Brexit-Debatte“ erscheint gegenwärtig eine Fülle von Publikationen, die sich mit dem Verhältnis des Vereinigten Königreichs (UK) mit Europa im Allgemeinen bzw. mit der Europäischen Union (EU) im Besonderen befasst. Eines der interessantesten Bücher ist in diesem Zusammenhang die gegenständliche Studie von Brendan Simms, Die Briten und Europa. Tausend Jahre Konflikt und Kooperation, deren englische Originalausgabe bereits 2016 unter dem Titel „Britain’s Europe. A Thousand Years of Conflict and Cooperation“ bei Allan Lane, London erschienen ist. Der Autor stützte sich dabei laut eigener Aussage weitgehend auf das Material eines früheren Artikels von ihm, nämlich „Scotland, the British Question and the European Problem. A Churchillian Solution“ (JCGEP 12/2014, S. 456ff.). Wie aus diesem Bezug sehr anschaulich hervorgeht, hatte Simms seine Publikation nicht erst unter dem Eindruck eines drohenden „Brexit“ verfasst, sondern wollte an sich die bereits früher nicht immer ganz konfliktfreien Beziehungen zwischen dem UK und Europa darstellen.
In seiner deutschen Übersetzung von Klaus-Dieter Schmidt wurde das Buch drei Jahre später von der Deutschen Verlags-Anstalt Anfang 2019 herausgebracht. Da der Autor in dieser Veröffentlichung aber unbedingt auch auf die mit dem „Brexit“ – der sich gerade zwischenzeitlich ereignet hatte – verbundenen Fragestellungen eingehen wollte, ersetzte er das bisherige Schlusskapitel der englischen Fassung seines Buches durch das nunmehrige Kapitel 10 mit dem Titel „Die Europäische Union verlassen, aber nicht Europa. Großbritannien und der Kontinent im Zeitalter des Brexit“ (S. 311ff.). Das Besondere an dieser Veröffentlichung ist daher der Umstand, dass ein ursprünglich über die Geschichte Großbritanniens bzw. des UK verfasstes Buch, diese seine Er |
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Zimmermann, Walter, Testamente und Erbstreitigkeiten von Kriemhild bis Cornelius Gurlitt. Beck, München 2019. X, 269 S. Besprochen von Reinhard Schartl. |
Ganzen Eintrag anzeigen Zimmermann, Walter, Testamente und Erbstreitigkeiten von Kriemhild bis Cornelius Gurlitt. Beck, München 2018. X, 269 S. Besprochen von Reinhard Schartl.
Der Verfasser, ehemals Vizepräsident des Landgerichts Passau und nach wie vor Honorarprofessor an der Universität Regensburg, ist bereits durch zahlreiche Veröffentlichungen unter anderem zum Erbrecht hervorgetreten. Er wendet sich mit dem zu besprechenden Buch an kunstgeschichtlich oder juristisch interessierte Leser. Nach einer Einführung geht er in 29 Kapiteln auf Testamente, Nachlassabwicklung und Nachlassstreitigkeiten meist bedeutender Menschen ein, beginnt allerdings mit der Erbteilung zwischen Kriemhild und ihren Brüdern Gunther, Gernot und Giselher im sagenhaften Nibelungenlied. Von den folgenden Kapiteln, die Vorgänge vom 14. Jahrhundert bis in die Gegenwart behandeln, sollen nur einige rechtsgeschichtlich und rechtswissenschaftlich bedeutsame Abhandlungen angesprochen werden (weitere Abschnitte betreffen unter anderem Erasmus von Rotterdam, Immanuel Kant, Johann Wolfgang von Goethe, Kaiser Franz Joseph von Österreich, Franz Kafka, Albert Einstein, Axel Springer). In dem Martin Luther betreffenden Kapitel geht Zimmermann ebenso wie im Vorwort in aller Kürze auf die Geschichte des aus dem römischen Recht stammenden Testaments und seiner Anerkennung im deutschen Reich ein. Ludwig van Beethovens „Heiligenstädter Testament“ (1802) hat zwar vorwiegend für die Musikgeschichte Bedeutung, weil der Komponist darin die Bedrängnis durch seine bereits fortgeschrittene Taubheit offenbarte. Im rechtlichen Sinne liegt aber auch ein Testament vor, mit dem er seine Brüder Carl und Johann zu Erben einsetzte. Dass es sich um einen an die Brüder gerichteten, aber niemals abgesandten Brief handelt, sieht Zimmermann ebenso als Frage der Verbindlichkeit der Verfügung an wie er auf Zweifel an der Testierfähigkeit Beethovens hinweist. Zu Recht ausführlich behandelt der Verfasser die letztwillige Verfügung des 1 |
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Belndorfer, Helene, Wegwerfen ist eine Sünde. Österreichische Konsumgeschichten aus beinahe hundert Jahren (= Damit es nicht verloren geht Sonderband). Böhlau, Wien 2018. 261 S., Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Belndorfer, Helene, Wegwerfen ist eine Sünde. Österreichische Konsumgeschichten aus beinahe hundert Jahren (= Damit es nicht verloren geht Sonderband). Böhlau, Wien 2018. 261 S., Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Nach dem Urknall ist in dem Universum vieles in unbegreiflicher Fülle entstanden und entsteht in gleicher Weise immer noch in unerklärlicher Vielfalt. Auf der Erde bildet sich ständig neues Leben und endet an dem Ende seiner Zeit in ebenso unverständlicher Art und Weise. Milliarden von Menschen stellen aus vorhandenen Gütern ähnlich viele oder noch mehr Waren her und nutzen alles, was ihnen taugt, nach ihren jeweiligen Bedürfnissen und Lüsten, um gleichzeitig alles zu verschwenden, was ihnen nicht oder nicht mehr gefällt.
Mit einem Teilaspekt dieses Gedankenbereichs beschäftigt sich das vorliegende Werk der 1957 in dem Hausruckviertel Oberösterreichs geborenen, in Vöcklabruck und an der Wirtschaftsuniversität Wien ausgebildeten und als Doktorin der Handelswissenschaften langjährig in dem mittleren Management internationaler Konzerne tätigen, danach ihre Liebe zu der Zeitgeschichte entdeckenden und in journalistischen Beiträgen und Büchern verwirklichenden Verfasserin. Es gliedert sich in ein Vorwort und eine Einleitung sowie acht Sachkapitel. Sie betreffen Sparen muss mit dem Zündholz anfangen, die gefürchteten Waschtage in dem Keller, das Konservieren mit Kälte und Dampf, Weihnachten und das gabenreiche Christkind, Lebensmittelmarken und Bezugsscheine, Hunger, Carepakete, Tauschhandel und die damit verbundene Figur, das Kraftfahrzeug und den Weg von dem Greißler mit Quargelsturz, Mehlspeise, Sauerkrautfass und Schmierseife bis zu dem Supermarkt der Gegenwart.
Nach dem Vorwort Günter Müllers will das Buch pointierte Einblicke in ein Feld des Alltagslebens vermitteln, das sich in den letzten Jahren grundlegend gewandelt und zugleich erheblich an gesellschaftlicher Bedeutung gewonnen hat. Das gelingt der Verfasserin in v |
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Bonnett, Alastair, Die allerseltsamsten Orte der Welt - aufsteigende Inseln, bodenlose Städte, abseitige Paradiese, aus dem Englischen von Wirthenson, Andreas. Beck, München 2019. 268 S., 11 Ill. Besprochen von Werner Augustinovic. |
Ganzen Eintrag anzeigen Bonnett, Alastair, Die allerseltsamsten Orte der Welt - aufsteigende Inseln, bodenlose Städte, abseitige Paradiese, aus dem Englischen von Wirthenson, Andreas. Beck, München 2019. 268 S., 11 Ill. Besprochen von Werner Augustinovic.
Der, „weil unsere Umwelt so flüchtig und unbeständig ist“, nach seinem eigenen Bekenntnis „an einer nostalgischen Sehnsucht nach verlorenen Orten“ leidende (S. 9), in Newcastle upon Tyne lehrende britische Sozialgeograph und Verfasser der gegenständlichen Schrift, Alastair Bonnett, hat seine Mitmenschen bereits 2015 mit einer Publikation zu den „seltsamsten Orten“ beschenkt, die ganz offenkundig den Nerv des Publikums getroffen und mittlerweile zahlreiche Auflagen erlebt hat. Da die Menge interessanter Lokalitäten auf dieser Welt an das Unerschöpfliche grenzen mag, dürfte es ihm nicht allzu schwer gefallen sein, das Korpus der 47 dort vorgestellten, „seltsamsten“ Orte nun um weitere 39, mit einem gesteigerten Superlativ nun als „allerseltsamst“ charakterisierte zu erweitern. Zu diesem Zweck habe er „eine nervöse Herde ungebärdiger Orte meiner Reisen und Forschungen hier in diesem Buch zusammengepfercht“, die erkennen lassen mögen, „dass die alte Vorstellung von Geografie als Kollationierung bekannter und eindeutiger Grenzen und etablierter, akzeptierter Fakten allmählich schwindet“ zugunsten der Wahrnehmung einer „Welt […] bruchstückhaft und in Auflösung begriffen“ (S. 264). Seine Topografie, die der Leser in fünf Abschnitten (ungebärdige Inseln, Enklaven und unsichere Nationen, utopische Orte, gespenstische Orte, versteckte Orte) erleben darf, ist wie mit einem roten Faden verbunden durch das Element der Spannung, die sich jeweils polar aufbaut. Spezifische Polaritäten bestehen etwa zwischen Natur und Kultur, zwischen Geschichte, Gegenwart und Zukunft, zwischen arm und reich, zwischen Freiheit und Sicherheit, zwischen Erde und Wasser oder zwischen der Horizontalen und der Vertikalen – also jenen Koordinaten, an denen |
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Verfassungsdenker. Deutschland und Österreich 1870-1970, hg. v. Lehnert, Detlef (= Historische Demokratieforschung 11). Metropol, Berlin 2017. 360 S. Besprochen von Karsten Ruppert. |
Ganzen Eintrag anzeigen Verfassungsdenker. Deutschland und Österreich 1870-1970, hg. v. Lehnert, Detlef (= Historische Demokratieforschung 11). Metropol, Berlin 2017. 357 S. Besprochen von Karsten Ruppert.
Juristen, Politikwissenschaftler und Historiker stellen in diesem Band Werke von Juristen (und einem Historiker) aus Deutschland und Österreich vor, soweit sich diese mit Problemen der Verfassung beschäftigten. Die ausgewählten Denker sind gewiss repräsentativ für den Zeitraum von 1870-1970, doch wird weder deren Auswahl noch die Wahl des Zeitraums begründet.
Das Buch wird eröffnet durch eine kompetente Einordnung des deutschen und österreichischen Verfassungsdenkens in diesem Zeitraum durch den Herausgeber. Allerdings erschweren die oft langen Schachtelsätze und eigentümlichen Wortprägungen („Habilitations-Österreicher“, „Kommentar-Spezialist“) das Verständnis. Detlef Lehnert schreckt auch vor Sätzen von acht Zeilen nicht zurück. Er kann auch nicht verbergen, dass er ein ausgewiesener Kenner des Werks von Hugo Preuß ist, indem er dessen Bedeutung und Wirkung in einem Maße in den Mittelpunkt stellt, das wohl nicht jeder nachvollziehen kann.
Ewald Grothe bespricht mit Otto Hintze den einzigen Historiker, der Aufnahme gefunden hat, weil dessen institutionengeschichtliche und vergleichende verfassungsgeschichtliche Studien bis heute Maßstäbe gesetzt haben. Denn sie waren meist methodisch interdisziplinär und thematisch länderübergreifend wie epochenübergreifend. Grothe arbeitet vor allem biografischen Motive für diesen Weg zur historischen Verfassungssystematik heraus. Die handwerklichen Voraussetzungen dafür habe Hintze in Gustav Schmollers Schule der historischen Staatswissenschaften und bei der Edition der Acta Borussica erworben. Den Untergang des Kaiserreichs habe Hintze als einen Verlust erfahren, den er wissenschaftlich verarbeitete, indem er sich den Strukturen und Institutionen des als bürokratischen Großbetrieb verstandenen Staates zuwendete; |
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Darnstädt, Thomas, Verschlusssache Karlsruhe – Die internen Akten des Bundesverfassungsgerichts. Piper, München 2018. 419 S. Angezeigt von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Darnstädt, Thomas, Verschlusssache Karlsruhe – Die internen Akten des Bundesverfassungsgerichts. Piper, München 2018. 419 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Der Mensch hat seit seiner Entstehung wie andere Lebewesen sein Gehirn für die möglichst vorteilhafte Verarbeitung von Sinnesreizen und darüber hinaus seit der Entwicklung der Sprache ein Lautsystem zu der den Mitmenschen verständlichen Äußerung seiner Überlegungen. Damit hat sich für ihn die Möglichkeit ergeben, die Äußerung seiner Gedanken von seinen Gedanken selbst zu trennen und etwas Anderes zu sagen als er denkt. Dementsprechend sind auch seine Mitmenschen daran interessiert, zu erfahren, ob er etwas Anderes sagt als er denkt, wobei interne Akten ein Hilfsmittel für die Annäherung an das grundsätzlich zumindest derzeit noch nicht sicher erkundbare Denken eines Menschen sein und dementsprechend für die an der Kenntnis der wahren Wirklichkeit Interessierten bilden können.
Mit einem Teilaspekt dieses menschlichen Erfahrungsbereichs beschäftigt sich das vorliegende Werk des in Goslar 1949 in dem Jahre der Schaffung des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland als Sohn eines Journalisten und Dramaturgen und einer Schriftstellerin geborenen, in Frankfurt am Main in der Rechtswissenschaft ausgebildeten, mit einer Dissertation über Gefahrenabwehr und Gefahrenvorsorge an Hand der Struktur und Bedeutung der Prognosetatbestände in dem Recht der öffentlichen Sicherheit und Ordnung promovierten und nach der zweiten juristischen Staatsprüfung als Redakteur für den Spiegel tätigen sowie durch Bücher über den Polizeistaat, Justizirrtümer und den Prozess gegen die nationalsozialistischen Hauptkriegsverbrecher hervorgetretenen Verfassers. Nach einer Einleitung über die Frage, wie 24 Richter die Demokratie in Deutschland neu erfanden, erörtert er unter Verwendung früher streng verschlossener, nunmehr unter zeitlichen Einschränkungen zugänglicher interner Unterlagen des Bundesverfassungsgericht |
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Assmann, Jan, Achsenzeit. Eine Archäologie der Moderne. Beck, München 2018. 352 S. Besprochen von Karsten Ruppert. |
Ganzen Eintrag anzeigen Assmann, Jan, Achsenzeit. Eine Archäologie der Moderne. Beck, München 2018. 352 S.
Der Psychiater, Psychologe und Philosoph Karl Jaspers hat immer wieder seine wissenschaftlichen Erkenntnisse popularisiert und mit dezidierten Stellungnahmen die Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland bis zu seinem Tode im Jahre 1969 begleitet. Mit einer Jüdin verheiratet, wurde er in der Zeit des Nationalsozialismus zwangspensioniert, erhielt Publikationsverbot und musste ständig um das Leben seiner Frau fürchten. Enttäuscht über den Wiederaufbau der deutschen Universitäten nach dem Zweiten Weltkrieg nahm er 1948 einen Ruf an die Universität Basel an. Das erste Werk, das er danach veröffentlichte, war die geschichtsphilosophische Betrachtung „Vom Ursprung und Ziel der Geschichte“ im Jahre 1949. Darin vertritt er die These, dass es in der Geschichte der Menschheit eine „Achsenzeit“ gegeben habe, in der sich der Übergang vom „Mythos“ zum „Logos“ vollzogen habe. Der Mensch sei sich des „Seins im Ganzen, seiner selbst und seiner Grenzen“ (Jaspers) bewusst geworden. Nach Jaspers Ansicht habe diese Ära nicht nur die „Grundkategorien hervorgebracht, in denen wir bis heute denken,“ sondern er will hier auch schon den Übergang zum Monotheismus sehen, indem er glaubt, dass in dieser Ära auch die „Ansätze der Weltreligionen geschaffen“ wurden, „aus denen die Menschen bis heute leben“. Mit einem Satz: „Es entstand der Mensch, mit dem wir bis heute leben.“ Dieser ausgezeichnete Abschnitt der Weltgeschichte scheint ihm „rund um 500 vor Christus zu liegen, in dem zwischen 800 und 200 stattfindenden geistigen Prozeß.“ Der entscheidende Beleg für diese These ist dem Philosophen die Tatsache, dass in diesem großzügig bemessenen Zeitraum in unterschiedlichen Kulturen unabhängig voneinander weise Männer aufgetreten sind, die vergleichbare Lehren vertreten hätten. So in China Konfuzius und Laotse, in Indien die Upanischaden und Buddha, im Iran Zarathustra, in Palästina die Prophet |
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Zgonjanin, Andrej, Der Umgang mit Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien. Promedia, Wien 2018. 256 S. Besprochen von Werner Augustinovic. |
Ganzen Eintrag anzeigen AugustinovicZgonjaninderumgangmitkriegsverbrec20190311 Nr. 16876 ZIER 9 (2019) 88. IT
Zgonjanin, Andrej, Der Umgang mit Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien. Promedia, Wien 2018. 256 S. Besprochen von Werner Augustinovic.
Als in den 1990er-Jahren der jugoslawische Staat in einer Reihe von Sezessionskriegen zerbrach, zeigte sich die interessierte Öffentlichkeit schockiert über das Ausmaß an barbarischer Grausamkeit, welches das Agieren der involvierten Akteure kennzeichnete und das mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa endgültig überwunden schien. Im Zentrum der Kritik standen dabei oft einseitig die Vertreter der serbischen Seite, deren nationale Bestrebungen zur Schaffung eines ethnisch homogenen Großserbiens, denen nur durch robuste Militärschläge der NATO Einhalt geboten werden könne, oft als Wurzel allen Übels dargestellt wurden. Dass diese asymmetrische Positionierung, welche die Realität des Geschehens nur unzureichend erfasst, möglicherweise auch das Agieren des am 25. Mai 1993 durch die Resolution 827 des UN-Sicherheitsrats zum Zweck der Verfolgung schwerer Verletzungen des humanitären Völkerrechts ins Leben gerufenen International Criminal Tribunal for the Former Yugoslavia (ICTY) geprägt hat, zeigt die aktuelle Studie Andrej Zgonjanins. Der 1982 in Zürich geborene Verfasser studierte Geschichte und Wirtschaftswissenschaften und hat seinen Fokus primär auf die Militärgeschichte gerichtet.
Die Untersuchung widmet sich in erster Linie dem Verhalten höherer Befehlshaber, insbesondere der Generalität, in Konfrontation mit Kriegsverbrechen an verschiedenen Schauplätzen der postjugoslawischen Kämpfe. Thematisiert werden das Massaker von Vukovar an mindestens 194 kroatischen Kriegsgefangenen im November 1991 im Verantwortungsbereich des Befehlshabers der Operationsgruppe Süd (OG Süd), des Obersten der Jugoslawischen Volksarmee (JNA) Mile Mrkšić, die Morde in der Krajina an insgesamt knapp 1200 serbis |
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Die Akten des Kaiserlichen Reichshofrats (RHR). Serie II Antiqua, hg. v. der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und dem Österreichischen Staatsarchiv, Band 5 Karton 425-516, hg. v. Sellert, Wolfgang, bearb. v. Rasche, Ulrich. Erich Schmidt, Berlin 2018. 528 S. Besprochen von Bernd Schildt. |
Ganzen Eintrag anzeigen Die Akten des Kaiserlichen Reichshofrats (RHR). Serie II Antiqua, hg. v. der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und dem Österreichischen Staatsarchiv, Band 5 Karton 425-516, hg. v. Sellert, Wolfgang, bearb. v. Rasche, Ulrich. Erich Schmidt, Berlin 2018. 528 S. Besprochen von Bernd Schildt.
Erfreulicherweise schreiten die Erschließungsarbeiten der Akten des Kaiserlichen Reichshofrats weiter zügig voran. In dem vorliegenden fünften Band der Serie Antiqua wurden 616 Akten aus den Kartons 425-516 mit den Klägerbuchstaben N-O verzeichnet. Damit sind nunmehr 4.597 der geschätzten 16.000 Akten dieses Bestandes (ca. 29 %) erschlossen. Die Verzeichnung folgt mit einigen bestandsspezifischen Modifizierungen den bereits für die Alten Prager Akten" (APA) gültigen und sich an den Verzeichnungsrichtlinien für das Reichskammergericht orientierenden Kategorien: 1. Aktenserie, 2. Signatur, 3. Historischer Findbehelf (allerdings wurde die Praxis, Einträge in durch Neuverzeichnung obsolet gewordener Findbehelfe nachzuweisen, eingestellt, da solche für die Serie "Antiqua" ohnehin nicht vorliegen), 4. Kläger(in)/Antragsteller(in)/Betreff, 5. Beklagte(r)/Antragsgegner(in), 6. Laufzeit, 7. Reichshofratsagenten, 8. Verfahrensgegenstand – zeitgenössische Formulierung, 9. Verfahrensgegenstand – moderne Beschreibung, 10. Vorinstanzen, 11. Entscheidungen, 12. Enthält, 13. Bemerkungen (Altsignatur, Überlieferungs-, Ordnungs- und Erhaltungszustand), 14. Umfang (Folien). Inhaltlich stimmt das gedruckte Inventar – abgesehen von der fortlaufenden Nummerierung – mit der Verzeichnung im Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchiv überein. Eine leichte Abweichung ergibt sich insoweit, als innerhalb der Buchstabengruppen im gedruckten Inventar die alphabetische Anordnung nicht nur für die jeweiligen Anfangsbuchstaben sondern durchgängig auch für die folgenden Buchstaben erfolgt, während sich bei der |
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Price, Simon/Thonemann, Peter, Die Geburt des klassischen Europa. Eine Geschichte der Antike von Troja bis Augustinus, aus dem Englischen von Hartz, Cornelius. Wissenschaftliche Buchgesellschaft/Theiss, Darmstadt 2018. 448 S., 31 Abb., 34 Kart., 31 Taf. Besprochen von Werner Augustinovic. |
Ganzen Eintrag anzeigen Price, Simon/Thonemann, Peter, Die Geburt des klassischen Europa. Eine Geschichte der Antike von Troja bis Augustinus, aus dem Englischen von Hartz, Cornelius. Wissenschaftliche Buchgesellschaft/Theiss, Darmstadt 2018. 448 S., 31 Abb., 34 Kart., 31 Taf. Besprochen von Werner Augustinovic.
Die antike Welt der Griechen und Römer bildet den Kern humanistischer Bildung, und dementsprechend Legion ist die Zahl der Monographien, die ihre Geschichte thematisieren und aus denen Theodor Mommsens berühmte mehrbändige, 1902 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnete „Römische Geschichte“ (1854 – 1885) herausragt. Es ist also ein mutiges Unterfangen, den Zeitraum von der ägäischen Bronzezeit im 2. vorchristlichen Jahrtausend bis zu Augustinus im 5. nachchristlichen Jahrhundert auf nur 400 Druckseiten zu durchmessen. Da bleibt kein Platz für das detailreiche Ausbreiten von Ereignisgeschichte, und somit muss an solides Vorwissen angeknüpft werden, das der Leser idealer Weise mitbringt und einbringt. Das vorliegende Werk ist 2010 unter dem Originaltitel „The Birth of Classical Europe. A History from Troy to Augustine“ in London erschienen, schon im Folgejahr verstarb mit dem Oxforder Althistoriker Simon Price der ältere und prominentere der beiden Verfasser, der sich, wie mittlerweile auch sein junger Kollege und Ko-Autor Peter Thonemann, um die Erforschung der Geschichte Kleinasiens und des Hellenismus besonders verdient gemacht hat.
Die Darstellung folgt zwar dem traditionellen chronologischen Ordnungsmuster, nimmt dabei aber schwerpunktmäßig drei Komplexe genauer unter die Lupe: die antike Erinnerungskultur, also die Frage, wie die Völker jener Zeit mit ihrer Vergangenheit umgingen, denn „dass sich die Griechen Gedanken über ihre Vergangenheit machten, war von zentraler Bedeutung für die Art und Weise, wie sie sich selbst definierten (ganz gleich, ob der Schluss, zu dem sie dabei kamen, faktisch richtig war oder nicht)“ (S. 11); sodann die Frag |
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Breit, Johannes, Das Gestapo-Lager Innsbruck-Reichenau – Geschichte – Aufarbeitung – Erinnerung. Tyrolia, Innsbruck 2017. 200 S. Angezeigt von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Breit, Johannes, Das Gestapo-Lager Innsbruck-Reichenau – Geschichte – Aufarbeitung – Erinnerung. Tyrolia, Innsbruck 2017. 200 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Das Verhältnis des Menschen zu seinen Mitmenschen kann ganz unterschiedlich gestaltet sein und von der Verzehrung in Hingabe bis zu der Vernichtung in Hinrichtung reichen. Zwecks Wahrung einzelner, vielfach als allgemein dargestellter Interessen kann in diesem weiten Rahmen eine geheime Staatspolizei aus vielfach fähigen und harten, dem Staat oder seinem jeweiligen Führer aus Überzeugung dienenden, selbst vor brutalsten Maßnahmen nicht zurückschreckenden Bediensteten zusammengesetzte (geheime) politische Polizei geschaffen werden. Sie bekämpft die tatsächlichen oder behaupteten Gegner des Staates auch mit an beliebigen Orten eingerichteten Lagern.
Mit einem besonderen Aspekt dieser Gegebenheiten beschäftigt sich in Erinnerung an seinen 2004 verstorbenen Großvater die vorliegende Untersuchung des Filmemachers und für die Dissertation Serbien zwischen 1941 und 1944 betrachtenden Historikers Johannes Breit, der 2008 mit einem Film über das Lager Reichenau in Innsbruck mit dem Titel „Es ist besser, nicht zu viel um sich zu schauen – Das Arbeitserziehungslager Innsbruck-Reichenau 1941-1945“ hervortrat. Sein schlankes, um viele Abbildungen bereichertes Werk gliedert sich nach einer Einleitung in sieben Abschnitte. Sie betreffen die Zwangsarbeit in der Wirtschaftspolitik der 1930er-Jahre und nach 1941, Arbeitserziehungslager, das Lager Reichenau, Häftlinge und Lageralltag, das Lagerpersonal, die Befreiung und anschließende Prozesse sowie die Nachkriegsgeschichte und das Gedenken.
Sorgfältig legt der Verfasser dar, dass das in dem August 1941 in dem Auftrag des Reichssicherheitsahauptamts Berlin in Zusammenarbeit mit dem Landesarbeitsamt Innsbruck errichtete Lager nacheinander als Auffanglager für italienische Zivilarbeiter, als Arbeitserziehungslager und Durchgangslager für Juden |
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Stöckl, Alexandra, Der Principalkommissar – Formen und Bedeutung sozio-politischer Repräsentation im Hause Thurn und Taxis (= Thurn und Taxis Studien N. F. 10). Pustet, Regensburg 2018. 280 S. Besprochen von Ulrich-Dieter Oppitz. |
Ganzen Eintrag anzeigen Stöckl, Alexandra, Der Principalkommissar – Formen und Bedeutung sozio-politischer Repräsentation im Hause Thurn und Taxis (= Thurn und Taxis Studien N. F. 10). Pustet, Regensburg 2018. 280 S. Besprochen von Ulrich-Dieter Oppitz.
Die im September 2017 an der Universität Regensburg abgeschlossene Dissertation betreuten die Historiker Albrecht P. Luttenberger, dessen Gebiet die frühneuzeitliche Reichsgeschichte war, und Jörg Oberste, ein Mittelalterhistoriker. Unter Beschränkung auf die Tätigkeit der drei Fürsten aus dem Hause Thurn und Taxis als Prinzipalkommissare will die Verfasserin den politisch-institutionsgeschichtlichen Ansatz mit dem kulturalistisch-zeremonial-geschichtlichen Ansatz verschränken (S. 17). Für sie eignete sich das Amt des Prinzipalkommissars für diesen Ansatz gut, denn sie sieht in dem Amt eine Synthese aus einem politischen Amt mit kultureller Inszenierung. Die Verfasserin legt ihrer Studie die Mikrofiche-Edition des Bestandes der Akten der Prinzipalkommission des Immerwährenden Reichstages von 1663 – 1806 zugrunde. Ergänzend zog sie Akten der Prinzipalkommission heran, die Personalsachen betrafen. Aus dem Fürst Thurn und Taxis Zentralarchiv wurden ergänzend Akten ausgewertet, insbesondere solche der Generalkasse. Die Zeremonialprotokollbücher zeigen ab 1773 die zeremoniellen Verfahrensweisen auf. Im folgenden Kapitel beschreibt sie die Einrichtung des Amtes eines kaiserlichen Prinzipalkommissars nach Einrichtung des immerwährenden Reichstags (1663). Der Prinzipalkommissar, der ‚Kaiserliche Höchstansehnliche Principal-Commissarius bei der allgemeinen Reichsversammlung‘, war der ständige Vertreter des Kaisers, der nicht mehr in Person an allen Sitzungen des Reichstages teilnehmen konnte. Kaiser Leopold I. erschien im Dezember 1663 in Regensburg und blieb bis zum 5. Mai des folgenden Jahres. Bei seiner Abreise nach Wien betraute er Guidobald Graf von Thun und Hohenstein, den Fürsterzbischof von Salzburg, mit der ‚hochansehnli |
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Schlesinger, Paul, alias Sling, Richter und Gerichtete. Gerichtsreportagen aus der Weimarer Zeit. Regenbrecht, Berlin 2018. 352 S. Besprochen von Albrecht Götz von Olenhusen. |
Ganzen Eintrag anzeigen Schlesinger, Paul, alias Sling, Richter und Gerichtete. Gerichtsreportagen aus der Weimarer Republik. Regenbrecht, Berlin 2018. 352 S. Besprochen von Albrecht Götz von Olenhusen.
Paul Schlesinger (1878-1928) gehörte mit seinen bis heute unvergessenen Gerichtsreportagen zu den herausragenden Reportern der Weimarer Republik. Der Sammelband der Stücke, die vor allem in der Vossischen Zeitung seit 1921 erschienen, wurde schon 1929 mit einem Vorwort Gustav Radbruchs von Robert M. W. Kempner ediert. 1969 erschien das unvergängliche Werk erneut.
Sling gehört in die Reihe der bedeutenden Gerichtsreporter, die seitdem weit über das Feuilleton hinaus das Genre des literarischen Journalismus ungemein belebt und bis in die Gegenwart maßgeblich geprägt haben. Die jetzt mögliche Re-Lektüre seiner die Flüchtigkeit der Presse überlebendenTexte zeigt, dass sie nichts von ihrer schon damals sichtbaren Stärke, Strahlkraft und kritischen Perspektive aufs Strafsystem verloren haben. Sie sind zugleich neben der tiefsinnigen Reflektion der Justiz der Weimarer Zeit auch rechtshistorisch wichtige Quellen – nicht allein für zahlreiche Sensationsprozesse. Sling konnte selbst die kompliziertesten Wirtschaftsverfahren durchsichtig, lebensnah und lesbar schildern.
Gerhard Mauz, langjähriger Gerichtsreporter des SPIEGEL, und zahlreiche seiner gleichermaßen berühmten Nachfolger und Zeitgenossen der Zunft, gingen bei Sling in die Lehre. Sein durchaus selbstkritisches Selbstverständnis lief darauf hinaus, die seelischen Beweggründe der Beteiligten zu suchen – mit „Trauer, Empörung, Furcht, Mitleid, Verachtung, Heiterkeit, Spottlust, Liebe und Hass“. Und mit einem untrüglichen psychologischen Feingefühl für die wichtigen Zwischentöne und die gesellschaftlichen Hintergründe, das alle Schlagworte und pauschalen Urteile oder Begriffe wie Klassenjustiz oder politische Justiz vermied, aber doch die sozialen Bedingungen klarer durchscheinen ließ als manche soziologisc |
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Jakob, Karl Georg, Assu is gween. – Fürther Erinnerungen. Am Wald – D 85702 Eichstätt, 2018. 76 S., Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Jakob, Karl Georg, Assu is gween – Fürther Erinnerungen. Am Wald – D 85072 Eichstätt, 2019. 76 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Wahrscheinlich entstand die Welt aus dem Nichts und wächst mit unheimlicher Geschwindigkeit weiter, bis sie vielleicht irgendwann wieder in ein neues Nichts zusammenfällt, wobei jedes einzelne Stück dieses totalen Universums aus unvorstellbar vielen Teilen bestehen kann, deren letzte Kleinheit sich womöglich selbst in der Gegenwart dem Verständnis auch der klügsten Wesen noch entzieht. Die kurzen Zeiten des unerklärlichen Lebens von Leib und Seele, von Körper und Geist, von Verstand und Gefühl schwingen in der bunten Folge des Handelns und Behandeltwerdens, des Nehmens und Gebens, des Sehens und Hörens, des Tastens und Spürens zwischen klarster Erinnerung und gnädigem Vergessen. Weil er sich selbst am meisten liebt, hält der Einzelne seit Tausenden von Jahren auch sein Werden und Sein in dafür erfundenen Bildern und Zeichen für sich und seine Mitmenschen fest, damit er auch noch nach seinem unausweichlichen Ende überall und jederzeit besehen und verstanden werden kann.
Unter dem nur den Franken leicht verständlichen Titel Assu is gween beschreibt der in Fürth an dem 9. November 1938 geborene, von den Musen geküsste Mediziner Karl Georg Jakob mit redaktioneller Unterstützung seiner lieben Anne sein Werden und Wachsen in fünf kurzen eindringlichen Kapiteln. Sie betreffen die Familie mit Mama und Papa, Bruder und Schwester, Opa und Oma, Tante und Onkel, Nachbarn und Freundinnen, Freunden und Lehrern, den grausamen Krieg und den unglücklichen Tod, wobei einige einfache Bilder den Weg des kleinen Karle von der Geburt über die Schönheit bis zu dem Studium der Medizin in der weiten Welt der Erwachsenen begleiten und beleuchten. Die Reise des schicken Jacques durch die eigene Zeit folgt dabei den allgemeinen natürlichen Bahnen und ist doch zugleich höchstpersönlich, indem alle subjektiven Tore der Einsicht weit geöffnet werden, |
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Bäuml, Maria Magdalena, Kulturpolitik gegen die Krise der Demokratie – Das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus 1926 – 1933 (= Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 168). Beck, München 2018. IX, 340 S. Besprochen von Ulrich Dieter Oppitz. |
Ganzen Eintrag anzeigen Bäuml, Maria Magdalena, Kulturpolitik gegen die Krise der Demokratie – Das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus 1926 – 1933 (= Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 168). Beck, München 2018. IX, 340 S. Besprochen von Ulrich Dieter Oppitz.
Die im Wintersemester 2013/2014 an der Universität in München angenommene Dissertation entstand unter Betreuung Ferdinand Kramers. Die Arbeit beschreibt die Periode, in der Franz Xaver Goldenberger das bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus leitete. Die Arbeit knüpft an eine Studie Lydia Schmidts an, welche die Zeit des Amtsvorgängers Franz Matt behandelte. In der Arbeit ist bewusst ein eher klassischer, organisationsgeschichtlicher Zugang gewählt worden. Ein Überblick über die Geschäftsverteilung zeigt die Organisation unter den Zwängen der Staatsvereinfachung und der Finanznot, die zu Reaktionen auf Sparmaßnahmen führte. Die Finanznot ergab sich aus der unzulänglichen Finanzausstattung Bayerns nach der Steuerreform Mathias Erzbergers, welche die Ausstattung der Länder zugunsten des Reiches verringert hatte. Im nächsten Kapitel wird die personelle Ausstattung des Ministeriums beschrieben und die schwierige Nachfolge nach dem Rücktritt Matts im Detail dargestellt. Wenig verwunderlich ist, dass zu diesem Zeitpunkt der frühere Ministerpräsident Eugen von Knilling nicht berücksichtigt wurde, schließlich war der amtierende Ministerpräsident Held angetreten, um die Situation Bayerns, die durch seine Amtsvorgänger beschädigt worden war, zu verbessern. Unter den Kandidaten, die genannt wurden, befanden sich respektable Personen, von denen jedoch manche angesichts der unsicheren Versorgung von ausscheidenden Ministern auf die Ehre einer Ernennung verzichteten. Waren vor Held die Ministerpräsidenten aus dem Kreis der Beamten genommen worden, weil Politiker aus den Fraktionen sich nicht bereitfanden, so wurde auch mit Goldenberger ein Abteilungsleiter des Ministeriums und nicht |
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Geschichte und Zukunft des Urheberrechts, hg. v. Meder, Stephan. Göttingen. v & r 2018. 222 S. Besprochen von Albrecht Götz von Olenhusen. |
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Der gehaltvolle Sammelband mit den Beiträgen zur jüngsten Tagung des Arbeitskreises „Geschichte und Zukunft des Urheberrechts“ 2017 an der Leibniz-Universität Hannover vermittelt interdisziplinäre Forschungen zum Immaterialgüterrecht im Schnittpunkt von Rechtsgeschichte, Kulturgeschichte und Kunstgeschichte. Die Zäsur zu dem bisher seit Beginn von Manfred Rehbinder (Zürich) souverän geleiteten Kreis von vor allem Rechtshistorikern und Urheberrechtlern wird deutlich bei Betrachtung seiner eindrucksvollen Übersicht über die Breite und Tiefe der Erträge aller Tagungen von 1986 bis 2015 mit ihrer sinnvollen Verschränkung von historisch basierter Theorie und Praxis.
Zu den in diesen Jahren immer wieder mit brillanten Vorträgen herausragenden Autoren zählen Renate Frohne und Ludwig Gieseke, in diesem Band vertreten mit zwei Beiträgen zur Frühgeschichte des Urheberrechts. Stephan Meder, Leiter der Tagung, wies an einer aufschlussreichen Quelle nach, wie bei Leibniz der Gedanke der Billigkeit der Vermittlung von Eigenwohl und Gemeinwohl auf dem Hintergrund des von Naturrecht und Aufklärung bestimmten Optimierungsdenkens sich ausprägte.
Detaillierte Untersuchungen ebenfalls für die frühe Neuzeit lieferten Norbert Flechsig mit einer Studie über die ediktalische Privilegienerteilung zu Beginn des 16.Jahrhunderts und Klaus Neuenfeld mit einer engagierten Neuauflage der bekannten Pohlmann-Bappert-Debatte zum strittigen Geschichtsbild des Urheberrechts vor allem im musikalischen Urheberrecht des Privilegienzeitalters. Die berechtigte rechtshistorisch-methodisch-archivalische Kritik an Pohlmanns polemisch-pointierten Thesen wird, wie Elmar Wadle gezeigt hat, wohl künftig durch weitere eingehende und breiter angelegte archivalische Studien belegt, differenziert oder widerlegt werden müssen, welche die Fü |
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Fischer, Ulrich, Kurt Weill und das Urheberrecht. LIT, Berlin 2018. 91 S. Besprochen von Albrecht Götz von Olenhusen. |
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Der Verfilmungsvertrag über die „Dreigroschenoper“ von Bertolt Brecht und Kurt Weill war für den bis dahin reinen E-Musik-Verleger Universum Wien ein absolutes Novum. So wie die Oper selbst sollte auch der Film von G. W. Pabst 1930/1931 Stürme der Entrüstung und des Beifalls hervorrufen. Der geplante internationale Großfilm durch die Nero-Film mit Hilfe von Tobis und Warner-Brothers entfesselte schon in der Vorphase der Produktion einen heftigen Diskurs über Qualitätsansprüche an den deutschen Film. Im Prozess, den Brecht und Kurt Weill im Herbst 1930 schließlich gegen die Nero in zwei Klagen begannen, standen sich die Positionen der Autoren und der Filmwirtschaft diametral gegenüber. Der Prozess, den Brecht dann post festum in den „Versuchen“ 1931 kritisch aufarbeitete, sollte eigentlich zum Prüfstein für Autorenrechte, droit moral versus kapitalistische Filmwirtschaft, werden. Im neuen Mackie-Messer-Spiel-Film (SWR 2018) wird dieser als Musterverfahren konzipierte Casus scheinbar doku-historisch aufgegriffen. Doch wird sein mit hohem schauspielerisch-finanziellem Anspruch und Aufwand vorgelegtes Ergebnis trotz aller Werbeanstrengungen inzwischen mehr als ambivalent und mehrheitlich eher enttäuschend beurteilt.
Ulrich Fischer, als Jurist und Publizist durch zahlreiche fundierte Studien u. a. zu Bertolt Brecht hervorgetreten, hat eine rechtshistorisch und urheberechtlich akzentuierte Spezialstudie zu Weills Prozess gegen die Nero vorgelegt. Sie entstand parallel zu der Studie des Rezensenten über beide Verfahren (vgl. die Arbeit in der Festgabe für Martin Vogel, Tübingen, ZGE 2017, 224). Fischers Fokus liegt auf Kurt Weills erfolgreicher Klage. Brecht unterlag bekanntlich.
Während Brechts Verfahren zu einer ungleich höheren Resonanz in den Jahrzehnten nach 1931 bis heute in der Germanistik, der Literatur-, Film- |
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Weiss, Sabine, Maximilian I. - Habsburgs faszinierender Kaiser. Tyrolia, Innsbruck 2018. 400 S., 303 Abb. Besprochen von Werner Augustinovic. |
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Weiss, Sabine, Maximilian I. Habsburgs faszinierender Kaiser. Tyrolia, Innsbruck 2018. 400 S., 303 Abb. Besprochen von Werner Augustinovic.
Am 12. Januar 2019 hat sich der Todestag Kaiser Maximilians I. zum fünfhundertsten Mal gejährt. Mit der Ära dieses populären habsburgischen Herrschers hat sich insbesondere der in Osttirol geborene, einst an der Universität Graz als Professor für österreichische Geschichte wirkende Hermann Wiesflecker (1913 – 2009) zeit seines langen Forscherlebens befasst. Zahlreiche von ihm betreute Dissertationen erforschten die Grundlagen für sein fünfbändiges Standardwerk „Kaiser Maximilian I. Das Reich, Österreich und Europa an der Wende zur Neuzeit“ (1971 – 1986), auf das auch der vorliegende, großformatige und prächtig illustrierte Jubiläumsband im Wesentlichen aufbaut. Er soll, so die Verfasserin Sabine Weiss, eine ehemalige Studentin, dann editorische Mitarbeiterin Hermann Wiesfleckers und unter anderem Verfasserin einer Lebensgeschichte Bianca Maria Sforzas (2010), Maximilians zweiter Gemahlin, aber nicht „eine Biographie im üblichen Sinn“ darstellen, sondern „diejenigen Ereignisse seines bewegten Lebens herausstreichen, die zukunftsweisend waren: die Weitung des Horizonts über Österreich hinaus bis nach Amerika und Südostasien, die Begründung der Donaumonarchie bis nach Südosteuropa, die jahrhundertelange Verknüpfung Österreichs mit dem Kaisertum des Hauses Habsburg, die Wien zur Kaiserstadt machte und noch heute für den Tourismus von entscheidender Bedeutung ist“ (S. 8). Die intensive Auseinandersetzung mit den Quellen habe dabei auch neue Erkenntnisse zutage gefördert, so die Identifikation der Begleiter Maximilians in dem Relief an dem Prunkerker unter dem „Goldenen Dachl“ in Innsbruck als seine Tiroler Vorläufer Friedrich III. und Sigismund der Münzreiche, oder die Erkenntnis, dass ihm die Fresken der Südtiro |
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Detzer, Jens Harry, Faber und Castell – eine passende Verbindung? Das Problem von unebenbürtiger Heirat und die Zulassung standesherrlicher Schiedsgerichte am Beispiel der Gerichtsprozesse zwischen Wolfgang Graf zu Castell-Rüdenhausen und den Häuptern beider Linien zu Castell (= Studien zur Geschichtsforschung der Neuzeit 97). Kovač, Hamburg 2018. 200 S., Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler. |
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Vermutlich hat der Mensch vergleichbar mit vielen Tieren schon in den frühesten Gesellschaften eine einfache Rangfolge entwickelt, in deren Rahmen wohl die körperliche Kraft eine besondere Bedeutung hatte. Mit der Entstehung höherer Kulturstufen könnten besserer Verstand und Innehabung von Sachgütern hinzugetreten sein, so dass bereits in den Hochkulturen des Altertums Stände ausgebildet werden konnten, unter denen die höheren Stände die niederen Stände unterdrückten und teilweise dadurch ausbeuteten, dass sie sie als Sklaven den Sachen gleichstellten. Zu dem Schutz des höheren Standes wurde in Rom das conubium gebildet und in dem Mittelalter Ebenburt, deren Verletzung nachteilige Folgen nach sich zog.
Mit einem besonderen Teilaspekt dieser allgemeinen Problematik beschäftigt sich die vorliegende, auch ungedruckte Quellen einbeziehende Untersuchung des in Bayreuth geborenen, in Würzburg ab 2010 in Geschichte und europäischer Ethnologie ausgebildeten, ab 2014 als studentische Hilfskraft an dem Lehrstuhl Dietmar Grypas tätigen und in dem Masterstudium Geschichte mit Schwerpunkt fränkische Landesgeschichte sowie Adelsgeschichte und Wirtschaftsgeschichte in dem 19. Jahrhundert vertiefenden und zuletzt als wissenschaftlicher Mitarbeiter in dem Forschungskolleg Franken an dem Institut für fränkische Landesgeschichte in Thurnau an dem Promotionsprojekt Der Verein der deutschen Standesherren und die standesherrlichen Beamtenkonferenzen wirkenden Verfassers. Seine schlanke Untersuchung gliedert sich nach einer Einleitung über Forschungsfrage und Forschungs |
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Heimann, Sebastian, Metastrukturen europäischer Rechtskultur (= Schriften zur Rechts- und Staatsphilosophie 23). Kovač, Hamburg 2018. XLVIII, 211 S. Angezeigt von Gerhard Köbler. |
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Inhalt der vorliegenden Arbeit ist die Auseinandersetzung mit dem Begriff der europäischen Rechtskultur und die Frage, was eine Auseinandersetzung mit diesem Begriff leisten kann. Deswegen stellt der Verfasser an den Anfang seiner Untersuchungen auch die Frage, was sie nicht leisten kann. In diesem Rahmen hält er es für möglich, dass aufgezeigt werden kann, dass ein kultureller Kern europäischer Rechtstradition an sich gerade nicht greifbar ist, da er uns in seiner ganzen anthropologischen Unverfügbarkeit entgegentritt.
Entstanden ist die Arbeit in den Jahren 2012 bis 2014 aus einer 2010 in dem Fachbereich Rechtsgeschichte und Rechtsphilosophie der Universität Kiel an dem Lehrstuhl Meyer-Pritzl abgelegten Schwerpunktbereichsarbeit, welche die Frage der Urbarmachung der Thesen der historischen Rechtsschule für eine europäische Privatrechtsvereinheitlichung in dem 21. Jahrhundert aufwarf und dabei die ontologischen Thesen Martin Heideggers auf die Rechtstheorie Friedrich Carl von Savignys projizierte. Die in dem Laufe der Zeit aus diesem philosophischen Ansatzpunkt erwachsene Arbeit gliedert sich in insgesamt zwölf Kapitel. Sie betreffen nach der Einführung über Aufbau, Gang und Ziel der Untersuchung die Europäische Union in ihrem rechtspolitischen Zustand, den rechtspolitischen Gegenstand Europäische Union, das Grünbuch der Kommission und das GEK, performantes Recht als möglichen heuristischen Shortcut, Kultur und Anthropologie in dem Rahmen des Art, 114 AEUV, die Herkunft des reduktiven Denkens mit Platons langem Schatten, die Kontingenz des Daseins, die Freilegung des genuin „Politischen“ in dem Recht mit Savigny Thesen zu dem internationalen Privatrecht als rechtlich-praktischer Rezeption der Vorrangfunktion der Ontologie, Machiavelli und die Selbstgewahr |
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Handbuch der hessischen Geschichte, Band 5 Grundlagen und Anfänge hessischer Geschichte bis 900, hg. v. Böhme, Horst Wolfgang/Dobiat, Claus (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 63). Historische Kommission für Hessen, Marburg 2018. X, 728 S. Angezeigt von Gerhard Köbler. |
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Nach dem kurzen Vorwort der beiden früher in Mainz und Marburg tätigen Herausgeber behandelt der hier vorgelegte Band einen unermesslich langen Zeitabschnitt, der sich von dem ersten Auftreten des Menschen in dem hessischen Raum vor 300000 Jahren bis zu dem Beginn des frühen Mittelalters in der Zeit der merowingischen und karolingischen Könige erstreckt. Er umfasst damit die viele Jahrtausende währenden Perioden von der Steinzeit bis zu der Eisenzeit, die knapp 300 Jahre der Herrschaft der Römer und die anschließenden 500 Jahre bis zu der Christianisierung. Räumliche Grenzen dieses überwiegend kalkarmen Gebiets sind dabei Wetterau, Rhön und Diemel.
Gegliedert ist der 1986 geplante, durch zahlreiche Hindernisse erschwerte und verzögerte Band dementsprechend in fünf zeitliche Abschnitte. Sie betreffen Hessens Vorgeschichte von der Steinzeit bis zur Eisenzeit und damit bis 50 v. Chr. (Claus Dobiat und Frank Verse), frühe „Germanen“ in Hessen (Michael Meyer, 247), Hessen in römischer Zeit (Margot Klee, 271), Hessen in den Jahrhunderten zwischen Spätantike und frühem Mittelalter (3. – 8. Jahrhundert, Horst Wolfgang Böhme, 471) und Hessen im frühen Mittelalter (Matthias Hardt 635). Ein Ortsregister von Aachen bis Zwesten schließt den gewichtigen durch zahlreiche Abbildungen veranschaulichten Band örtlich benutzerfreundlich auf.
Ausgangspunkt ist nach vorangestellten Überlegungen über die Genese eines archäologisch-historischen Bewusstseins die Entstehung des homo sapiens sapiens in Ostafrika vor etwa 200000 Jahren, der vor rund 45000 oder 43000 Jahren Europa erreichte. Auf einer Mainterrasse in Kelsterbach bei Groß-Gerau wurde dann 1952 in Schot |
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Patel, Kiran Klaus, Projekt Europa. Eine kritische Geschichte. Beck, München 2018. 463 S., 12 Abb., 6 Tab., 3 Kart. Angezeigt von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Patel, Kiran Klaus, Projekt Europa. Eine kritische Geschichte. Beck, München 2018. 463 S., 12 Abb., 6 Tab., 3 Kart. Angezeigt von Gerhard Köbler.
In der Geschichte des Universums haben sich seit dem Urknall die verschiedensten Gegebenheiten entwickelt, zu denen auch die Galaxien mit dem Sonnenplaneten Erde gehören, dessen Bewohner bisher ohne wesentlichen Erfolgen nach ähnlichem Leben geforscht haben. Auf der damit bisher aus menschlicher Sicht einzigartigen Erde haben Wasser und Land eine bisher von dem Menschen im Grunde noch nicht veränderte, aber doch auf Grund unterirdischer Plattenverschiebungen geschichtlich erheblich unterschiedliche Abgrenzung erfahren. Dabei ist in dem Westen des großen Kontinents Eurasien eine Halbinsel entstanden, die trotz unklarer Grenze gegenüber dem Hauptteil Asien einen zusammenfassenden Namen Europa erhalten hat.
Mit diesem Europa als einem aktuellen politischen Projekt beschäftigt sich das vorliegende Werk des in Villingen 1971 in einer deutsch-britischen Familie geborenen, in Freiburg im Breisgau und Berlin seit 1992 in Geschichte ausgebildeten, in Berlin 2001 bei Heinrich August Winkler über Soldaten der Arbeit – Arbeitsdienste in Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika zwischen 1933 und 1945 promovierten, 2002 zu einem Juniorprofessor an der Humboldt-Universität in Berlin ernannten und nach Tätigkeiten an der Harvard University und in Florenz seit 2011 als Professor für europäische und globale Geschichte in Maastricht wirkenden Verfassers. Es gliedert sich nach einem Prolog in acht Abschnitte. Sie betreffen Europa und europäische Integration, Frieden und Sicherheit, Wirtschaftswachstum und Wohlstand, Partizipation und Technokratie, Werte und Normen bürokratisches Monster oder nationales Instrument, Desintegration und Dysfunktionalität sowie die Gemeinschaft und ihre Welt.
Dabei folgt der Verfasser keinem rein chronologischen Ansatz, sondern verbindet Ungleichzeitigkeiten und V |
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Assmann, Aleida, Der europäische Traum. Vier Lehren aus der Geschichte. Beck, München 2018. 207 S. Angezeigt von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Assmann, Aleida, Der europäische Traum. Vier Lehren aus der Geschichte. Beck, München 2018. 207 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Möglicherweise ist die Geschichte des Traumes besonders eng mit dem Menschen verbunden, wenngleich vielleicht auch bei Tieren während des Schlafes unbewusste Vorgänge in dem Gehirn ablaufen können. Jedenfalls hat der Mensch seit langem in dem Unterbewusstsein vielfältige Träume, von denen die Angstträume ihm Furcht einflößen, weshalb er positive Träume von idealen Zuständen durchweg vorzieht. Sie bieten ihm Befreiung von Schrecken und Not sowie Hoffnung auf Glück und Seligkeit.
Mit einem Teilaspekt dieses Fragenkreises beschäftigt sich das vorliegende, schlanke, mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels ausgezeichnete Werk der in Gadderbaum bei Bielefeld 1947 als Tochter eines Theologen geborenen, in Heidelberg und Tübingen in Anglistik und Ägyptologie ausgebildeten, mit Jan Assmann verheirateten, in Heidelberg 1977 mit einer Dissertation über die Legitimität der Fiktion in der Anglistik promovierten, 1992 in Heidelberg in der neuphilologischen Fakultät habilitierten und 1993 für Anglistik und allgemeine Literaturwissenschaft nach Konstanz berufenen, auf Grund ihrer vielfältigen Forschungen über kulturelles Erinnern und Vergessen gastweise vor allem in den Vereinigten Staaten von Amerika tätigen Verfasserin. Der aktuelle Band gliedert sich in zwei Teile. Dabei steht an dem Beginn die Frage, ob man aus der Geschichte lernen kann, für die der zweite Teil Fallbeispiele bietet.
In diesem Rahmen sieht die Verfasserin vier Lehren aus der Geschichte bezüglich der Friedenssicherung, der (Wieder-)Herstellung von Rechtsstaatlichkeit oder des Umbaus von Diktaturen in Demokratien, der historischen Wahrheit und des Aufbaus einer deutschen Erinnerungskultur und der Wiederentdeckung der Menschenrechte. Die Fallbeispiele betreffen den 8. und 9. Mai, die europäische Erinnerung an den ersten Weltkrieg, die deutsch |
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Namen und Wörter – Theoretische Grenzen – Übergänge im Sprachwandel, hg. v. Bergmann, Rolf/Stricker, Stefanie (= Germanistische Bibliothek 64). Winter, Heidelberg 2018 262 S. 17 Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Namen und Wörter – Theoretische Grenzen – Übergänge im Sprachwandel, hg. v. Bergmann, Rolf/Stricker, Stefanie (= Germanistische Bibliothek 64). Winter, Heidelberg 2018 262 S. 17 Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Die Sprache den Menschen besteht aus Lauten und Wörtern, in deren Rahmen die Sprachwissenschaft seit längerer Zeit Namen und Wörter unterscheidet. Hieraus haben sich zwei gegensätzliche Vorstellungen entwickelt. Aus einer Sicht sind Namen keine Wörter und aus anderer Sicht sind Namen Wörter, wobei dann einerseits eine Unterscheidung zwischen Namen und Wörtern notwendig ist, aus der anderen Seite dagegen nicht.
Nach der Einleitung der Herausgeber des vorliegenden Bandes gehen die in ihm versammelten Beiträge auf Vorträge bei der Tagung Namen und Wörter zurück, die mit Unterstützung des Zentrums für Mittelalterstudien und der internen Forschungsförderung der Otto-Fridrich-Universität Bamberg in Bamberg von dem 5. bis 7. Oktober 2017 stattgefunden hat und der Würdigung des 80. Geburtstags Rolf Bergmanns dienen. Dabei wurden insgesamt 16 Referate vorgetragen. Sie sind insgesamt in die vier Bereiche begriffliche und terminologische Aspekte, Onymisierung und Deonymisierung, Namen und Wörter in der Lexikographie sowie graphische Unterscheidung von Wörtern und Namen gegliedert.
Dabei beginnt Damaris Nübling mit der Abgrenzung von Gattungseigennamen und reinen Eigennamen an Hand der fragenden Untersuchung vom Oden- in den Schwarzwald, von Eng- nach Irland? In der Folge werden Wochentagsbezeichnungen, Monatsbezeichnungen und Festtagsbezeichnungen als terminologisches Problem, die Stellung von Ereignisnamen wie kalter Krieg in dem onymischen System des Deutschen, der kreative Sprachgebrauch der Reformationszeit in dem Spannungsfeld zwischen Proprialisierung und Deonymisierung, Namenwerdung, Namenbildung und Namengebung, das Problem der Abgrenzung von Name und Appellativ in historischen Quellen, der Name der Stadt Basel, Name und W |
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Schönegger, Josef, Innsbruck im historischen Kartenbild von den Anfängen bis 1904 (= Veröffentlichungen des Innsbrucker Stadtarchivs N. F. 60 = Veröffentlichungen des Tiroler Landesarchivs 21). Wagner, Innsbruck 2018 412 S., 62 Abb., 86 Kart. Angezeigt von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Schönegger, Josef, Innsbruck im historischen Kartenbild von den Anfängen bis 1904 (= Veröffentlichungen des Innsbrucker Stadtarchivs N. F. 60 = Veröffentlichungen des Tiroler Landesarchivs 21). Wagner, Innsbruck 2019. 412 S., 62 Abb., 86 Kart. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Kaum hatte der Mensch die Sprache als Mittel der Verständigung mit seinen Mitmenschen entwickelt, begann er auch, seine Gedanken in Bildern darzustellen, aus denen sich anschließend durch allmähliche Abstraktion die Schrift ergab, die letztlich zu den Buchstaben führte, mit deren Hilfe sich in der Gegenwart jede Vorstellung in rund zwei Dutzend Zeichen festhalten lässt. Eine auf dieser Grundlage mögliche Technik der geistigen Weltbeherrschung wurde auf diesem mühsamen Weg auch die Landvermessung, auf deren Grundlage die Landkarte als technisches Abbild der natürlichen Weltwirklichkeit gelingen konnte. In zahlreichen kleineren und größeren Schritten entstand dabei die Kartographie, die jeden beliebigen Ausschnitt der Erdoberfläche zeichnerisch in seiner jeweiligen aktuellen Gestalt festhalten und zwischenmenschlich einigermaßen dauerhaft vermitteln kann.
Mit einem Teilaspekt dieses allmählichen technischen Höhenflugs beschäftigt sich die vorliegende Veröffentlichung des in Lienz in Osttirol 1943 geborenen, in Innsbruck in Mathematik, Physik, Astronomie und Psychologie ausgebildeten, erste Erfahrungen mit Computern bereits in den 1960-er Jahren bei der Erstellung kybernetischer Verhaltensmodelle an dem Rechner der Universität Innsbruck sammelnden, in seiner folgenden beruflichen Tätigkeit bei dem Amt der Tiroler Landesregierung maßgeblich an der Programmierung von Anwendungen in dem Bereich der Computerkartographie (tiris) beteiligten, in Zusammenhang mit der Präsentation historischer Kartenwerke Alttirols in dem Internet 2015 mit wegweisenden Studien über historische Karten und Pläne beginnenden Verfassers. Ursprüngliches Ziel war dabei nach dem kurzen, mit Karl Schlöge |
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Faszination Schwert – Große Sonderausstellung im Landesmuseum Württemberg 13. Oktober 2018 – 28. April 2019 Altes Schloss Stuttgart, hg. v. Landesmuseum Baden-Württemberg (= Archäologie in Deutschland, Sonderheft 14). Wissenschaftliche Buchgesellschaft/Theiss. Darmstadt 2018. 112 S., Abb. Besprochen von Werner Augustinovic. |
Ganzen Eintrag anzeigen Faszination Schwert – Große Sonderausstellung im Landesmuseum Württemberg 13. Oktober 2018 – 28. April 2019 Altes Schloss Stuttgart, hg. v. Landesmuseum Baden-Württemberg (= Archäologie in Deutschland, Sonderheft 14). Wissenschaftliche Buchgesellschaft/Theiss. Darmstadt 2018. 112 S., Abb. Besprochen von Werner Augustinovic.
Die Fertigkeit des Menschen, Metall zu gewinnen und zu verarbeiten, versetzte ihn nicht zuletzt in die Lage, leistungsfähigere Waffen herzustellen, unter denen das Schwert in vielfältiger Form über einen langen Zeitraum eine besondere Bedeutung erlangte. Heute steht die einst allgegenwärtige Hieb- und Stichwaffe hauptsächlich noch als markantes Symbol und ikonographisches Element in Verwendung. Eine bis Ende April 2019 geöffnete Sonderausstellung des Landesmuseums Württemberg im Alten Schloss in Stuttgart hat sich daher dieses Themas angenommen und will mit dem Schwerpunkt auf Mitteleuropa die Vielfalt der Bereiche vorstellen, die sich dieses Ende des 4. Jahrtausends v. Chr. in der Osttürkei erstmalig archäologisch nachgewiesene Artefakt nach und nach in der Kulturgeschichte der Menschheit zu erobern vermochte. Der vorliegenden Publikation kommt wohl die Funktion eines gedruckten Begleiters zu, der die Ausstellungsbesucher mit seinen reichhaltigen Illustrationen (jede Doppelseite wurde mit mindestens einer, meist jedoch mit zwei oder mehreren qualitativ hochwertigen Abbildungen geschmückt) animiert und es ihnen ermöglicht, sich vorbereitend oder nachbereitend kompetent in das Thema einzulesen. Die einzelnen Beiträge wurden in der Mehrzahl von wissenschaftlichen Mitarbeitern des Landesmuseums Württemberg sowie auch von Mitgliedern des wissenschaftlichen Beirats (Sven Kommer – RWTH Aachen; Barbara Krug-Richter – Universität des Saarlandes, Saarbrücken [ohne eigenen schriftlichen Beitrag]; Thomas Rudolph – McKinsey & Company, Stuttgart; Stefanie Samida – Heidelberg School of Education; Bettina Uppenkamp – Hochschule für bilde |
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Pannen, Sabine, Wo ein Genosse ist, da ist die Partei! Der innere Zerfall der SED-Parteibasis 1979-1989 (= Kommunismus und Gesellschaft 7). Christoph Links Verlag, Berlin 2018. 359 S. Besprochen von Bernd Schildt. |
Ganzen Eintrag anzeigen Pannen, Sabine, Wo ein Genosse ist, da ist die Partei! Der innere Zerfall der SED-Parteibasis 1979-1989 (= Kommunismus und Gesellschaft 7). Christoph Links Verlag, Berlin 2018, 359 S. Besprochen von Bernd Schildt.
Fast dreißig Jahre nach der friedlichen Revolution, in deren Folge die Deutsche Demokratische Republik trotz ihres institutionell durchaus noch intakten Repressionsapparates und einem Mitgliederbestand der Staatspartei Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) von rund 2,3 Millionen sang- und klanglos untergegangen war, wissen wir inzwischen, dass der Erfolg der sie tragenden Bürgerrechtsbewegung auch im Zusammenhang mit der Hilflosigkeit und zunehmend wohl sogar Ohnmacht der SED-Führung gegenüber den sich überschlagenden Ereignissen des Jahres 1989 gesehen werden muss. Wieso leisteten die personell deutlich von Parteimitgliedern dominierten bewaffneten Organe der DDR allen voran die doch so allmächtige Staatssicherheit und auch die Polizei praktisch keinen Widerstand, warum blieb die Nationale Volksarmee in den Kasernen und weshalb erwiesen sich auch die Kampfgruppen (als es letztlich darauf ankam) nicht als Stützen des Systems? Diese Problematik ist – jedenfalls in der breiten Öffentlichkeit – bislang kaum thematisiert worden.
Sabine Pannen geht in der überarbeiteten Fassung ihrer Berliner Dissertation von 2017 der eigentlich schon seinerzeit naheliegenden Frage nach, weshalb im Herbst 1989 auch unter den SED-Mitgliedern eine stetig wachsende Mehrheit nicht mehr bereit war, die Parteiherrschaft durch das Politbüro und dessen zentralen Machtapparat anzuerkennen, geschweige denn zu stützen. In den Blick genommen werden insoweit folgerichtig die („einfachen“) Mitglieder der einstigen Staatspartei. Ausgangspunkt ist dabei die These, dass es sich bei dem, nicht zuletzt an den Massenaustritten erkennbaren Loyalitätsentzug um keine spontane Reaktion der Parteibasis, sondern einen letzten Schritt in einem längeren und sehr vie |
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Conze, Eckart, Die große Illusion. Versailles 1919 und die Neuordnung der Welt. Siedler, München 2018. 559 S., Abb., 2 Kart. Besprochen von Werner Augustinovic. |
Ganzen Eintrag anzeigen Conze, Eckart, Die große Illusion. Versailles 1919 und die Neuordnung der Welt. Siedler, München 2018. 559 S., Abb., 2 Kart. Besprochen von Werner Augustinovic.
Mit dem Hundertjahrjubiläum des Endes des Ersten Weltkriegs 1918 sind auch die dem Waffengang folgenden Pariser Friedensverträge erneut verstärkt in den Fokus der wissenschaftlichen Betrachtung gerückt. Obwohl Versailles als die den Verhandlungen mit dem Deutschen Reich zugewiesene Lokalität bekanntlich neben Trianon, Neuilly, St. Germain und Sèvres nur eine unter mehreren Örtlichkeiten war, an denen die Sieger den Besiegten ihre Bedingungen oktroyierten, steht gerade dieser Name oft als Synonym für den Gesamtkomplex der Verträge. Das ist kein Zufall, denn aus einer retrospektiven Perspektive liegt das Augenmerk weitgehend auf der deutschen Geschichte und insbesondere auf dem Phänomen des Nationalsozialismus, dessen mit dem Scheitern der Weimarer Republik einhergehender Aufstieg in dem Topos vom Kampf gegen das „Diktat von Versailles“ ein wirkmächtiges Instrument zu bemühen vermochte. Aus dem Blick geraten bei einer solchen Betrachtung allerdings stets sowohl die noch im Ersten Weltkrieg wurzelnden Ursachen für die unglückselige Art und Weise, wie sich die Friedensverhandlungen schließlich gestalteten, als auch die Auswirkungen, die sie aus einer über Deutschland und Europa hinausgehenden, globalen Sicht zeitigten. Eckart Conze, Inhaber des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Marburg, spürt – ohne die deutschen Belange dabei aus den Augen zu verlieren – dieser erweiterten Thematik nun in seinem jüngsten Werk nach. Den Titel lehnt er – wie es zuvor schon in ähnlicher Weise Fritz Fischer oder Oron Hale taten – an den Bestseller „The Great Illusion“ (1910) des britischen Publizisten, Unterhausabgeordneten und späteren Friedensnobelpreisträgers Norman Angell an und konstatiert fragend: „Paris war im Jahr 1919 der Ort einer großen Illusion. Es war die Illusion, nach |
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Oberkofler, Gerhard, Friedensbewegung und Befreiungstheologie. Marxistische Fragmente zum Gedenken an den Friedenskämpfer Daniel Berrigan SJ (1921-2016) (= Hochschulschriften 42). trafo, Berlin 2016. 131 S. Angezeigt von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Oberkofler, Gerhard, Friedensbewegung und Befreiungstheologie. Marxistische Fragmente zum Gedenken an den Friedenskämpfer Daniel Berrigan SJ (1921-2016) (= Hochschulschriften 42). trafo, Berlin 2016. 131 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Der Mensch ist seit seinen ersten Anfängen auf Grund des angeborenen, das Überleben sichernden Egoismus in vielfältigen Interessengegensätzen mit seinen Mitmenschen gefangen. So wie schon Kain Abel erschlagen hat, so ringen seit lamgem Menschen mit anderen um Macht und Herrschaft. Gelegentlich versuchen Einzelne eine Befriedung, ohne dass sie ihnen immer gelingt.
Dem Gedenken an den in Virginia in Minnesota an dem 9. Mai 1921 geborenen und in New York City an dem 30. April 2016 gestorbenen Jesuiten, Schriftsteller und Friedenskämpfer Daniiel Berrigan widmet sich der vorliegende schlanke Band Gerhard Oberkoflers. Er gliedert sich in insgesamt acht Abschnitte. Sie betreffen die Voraussetzungen für ein Gespräch aus der verschiedenen Sicht von Christen und Marxisten in der Friedensbewegung, das radikale Christentum, die Verbrennung von Personlakten statt Kindern, das Theaterstück über den Prozess gegen die an dem 17. Mai 1968 Einberufungsbefehle zu dem Vietnamkrieg öffentlich verbrennenden Neun von Catonsville, die immer wieder einmal gefasste Hoffunung, das Nachdenken über das Verhältnis von christlichem Glauben zu Gewalt und zu den revolutiionären Volksbewegungen, den mit den Interessen der Vereinigten Staaten von Amerika abgestiimmten Angriff des Vatikans auf die Theologie der Befreiung wegen ihrer marxistischen Analysen und die Anfänge der Pflugscharbewegung.
Überzeugend weist der Verfasser darauf hin, dass die Kirchenhierarchie, die er als von dem herrschenden System korrumpiert ansieht, mit ihren Anhängern die Friedensbewegung und die Befreiungstheologie wegen ihrer Berührungen mit dem Marxismus ablehnen. Demgegenüber sieht er vor allem in dem Leben und in den Werken Daniel Berrigans eine fruc |
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Die Neuorganisation der Bildungsverwaltung in Österreich, hg. v. Bußjäger, Peter/Schramek, Christoph (= Institut für Föderalismusforschung – Schriftenreihe Band 126). New academic press, Wien 2018. VII, 127 S. Angezeigt von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Die Neuorganisation der Bildungsverwaltung in Österreich, hg. v. Bußjäger, Peter/Schramek, Christoph (= Institut für Föderalismusforschung – Schriftenreihe Band 126). New academic press, Wien 2018. VII, 127 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Von allen bekannten Lebewesen der Erde ist der Mensch anscheinend das entwicklungsfähigste oder zumindest eines der entwicklungsfähigsten, weswegen es in dem Laufe der Geschichte die meisten Lebewesen deutlich zurückgedrängt hat. Dabei war anfangs die Bildung außer auf die natürlichen Anlagen vor allem auf die mitmenschliche Umgebung beschränkt, die auf jeden Menschen mehr oder weniger stark einwirken konnte. Schon seit den Hochkulturen des Altertums sind dabei Einrichtungen wie die zunächst freiwillige Schule oder Zielsetzungen des entstehenden Staates hinzugetreten, die in der Neuzeit in dem Wettstreit um die weltweite Vorherrschaft weniger über andere sehr stark an Gewicht gewonnen haben.
In Österreich stellt nach dem kurzen Vorwort der beiden Herausgeber des von dem Institut für Föderalismus in Innsbruck verantworteten schmalen Bandes das Bildungsreformgesetz des Jahres 2017 vor allem die Vollziehung des Bildungswesens auf neue rechtliche Grundlagen. Die dadurch eingetretenen Neuerungen wurden in dem Rahmen der von dem Institut für Föderalismus durchgeführten Tagung über die Neuorganisation der Bildungsverwaltung in Österreich in <Linz an dem 31. Januar 2018 betrachtet und mit vergleichbaren Entwicklungen in Deutschland und in der Schweiz verglichen. Der vorliegende Sammelband vereinigt einen Großteil der - teilweise überarbeiteten – Vorträge der Tagung, in deren Mittelpunkt die Überführung der Aufgaben der 2019 nach mehr als 150 Jahren abgeschafften Landesschulräte auf die gleichalterigen Bezirkshauptmannschaften stand.
Insgesamt enthält das Werk sechs Referate, wobei Peter Bußjäger zu Beginn einen einführenden Überblick über verfassungsrechtliche und organisationsrechtliche Fragen des |
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Pünder, Tilman, In den Fängen des NS-Staates – Staatssekretär Dr. Hermann Pünder 1944/1945. Aschendorff. Münster 2018. 244 S. Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Pünder, Tilman, In den Fängen des NS-Staates – Staatssekretär Dr. Hermann Pünder 1944/1945. Aschendorff. Münster 2018. 244 S. Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Der in Trier an dem 1. April 1888 geborene Hermann Josef Pünder wurde nach der Schule in Münstereifel, dem Studium der Rechtswissenschaft in Freiburg im Breisgau, Berlin und London sowie der Dissertation in Jena über die Haftung für die unerlaubten Handlungen des Vorstandes in der Lehre vom nichtrechtsfähigen Verein (1911) 1919 Regierungsrat in dem Reichsfinanzministerium. Mit dem parteilosen Reichskanzler Hans Luther wechselte er 1925 als Ministerialrat mit der Amtsbezeichnung Ministerialdirektor in die Reichskanzlei, wo er zu einem Staatssekretär und Leiter der Reichskanzlei aufstieg und dies von 1926 bis 1932 auch unter den Reichskanzlern Wilhelm Marx, Hermann Müller und Heinrich Brüning blieb. Da er mit dem Reichskanzler Franz von Papen nicht zusammenarbeiten wollte und konnte, wurde er in dem Oktober 1932 Regierungspräsident in Münster, verlor diese Stellung aber nach Ablehnung des Eintritts in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei unter Adolf Hitler ab Juli 1933 stufenweise bis 15. März 1934 und wirkte ab 1939 in dem Wehrkreiskommando VI in Münster.
Nach dem Vorwort des vorliegenden Werkes des Sohnes Tilman Pünder ist die Quellenlage über den Lebensweg seines Vaters vergleichsweise gut. Schon früh hatte er seine Papiere als Vorlass dem Bundesarchiv übergeben und nach dem Tode in Fulda an dem 3. Oktober 1976 war sein Nachlass an das historische Archiv in Köln gelangt, nachdem das über die Politik in der Reichskanzlei geführte Tagebuch schon in der frühen Nachkriegszeit als Geschichtsquelle verfügbar geworden war. Zusätzlich zu zwei sein Leben und Schaffen erforschenden Dissertationen und der Autobiographie „Von Preußen nach Europa“ (1968) will der Verfasser auf Grund einer Anregung seines Sohnes Hermann Pünder an Hand bisher noch nicht ausgewerteter bzw. neu auf |
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Die Akten des Kaiserlichen Reichshofrats (RHR). Serie II Antiqua, hg. v. der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und dem Österreichischen Staatsarchiv, Band 5 Karton 425-516, hg. v. Sellert, Wolfgang, bearb. v. Rasche, Ulrich. Erich Schmidt, Berlin 2018. 528 S. Angezeigt von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Die Akten des Kaiserlichen Reichshofrats (RHR). Serie II Antiqua, hg. v. der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und dem Österreichischen Staatsarchiv, Band 5 Karton 425-516, hg. v. Sellert, Wolfgang, bearb. v. Rasche, Ulrich. Erich Schmidt, Berlin 2018. 528 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Der Reichshofrat bzw. anfangs königlicher oder kaiserlicher Hofrat ist der nach mittelalterlichen Vorläufern (an dem 13. 12.) 1497 begründete Hofrat (für Rechtssachen aus Reich und Erbländern und Gnadensachen) des Königs bzw. des Kaisers des Heiligen römischen Reiches in Wien (1559 Reichshofrat, Ordnung von dem 3. 4. 1559). Er wird zunächst zur obersten Regierung und Justizbehörde bestimmt und übt die nie endgültig und umfassend festgelegten Reservatrechte des Kaisers aus. Er entwickelt sich aber allmählich zu einem mit dem Reichskammergericht konkurrierenden Gericht des ihn allein besetzenden und finanzierenden Kaisers (in dem 18. Jahrhundert ganz überwiegend Reichshöchstgericht).
Der vorliegende Band führt die moderne Verzeichnung seiner Akten fort auf der Grundlage der bereits erschienenen vier Bände der Serie Antiqua und enthält nach dem einführenden Vorwort des verdienstvollen Herausgebers 616 in 92 Kartons in dem Haus-, Hof- und Staatsarchiv verwahrten Akten mit den Anfangsbuchstaben der Kläger von N bis O wie etwa Nürnberg, Oettingen, Oldenburg oder Ostfriesland. Er hat bereits unmittelbar bei seinem Erscheinen das Interesse eines besonders sachkundigen Rezensenten erweckt. Deswegen genügt an dieser Stelle ein allgemeiner Hinweis.
Das Inventar beginnt mit einer aktenmäßig unvollständigen Klage der Stadt Nürnberg gegen Markgraf Georg Friedrich I. von Brandenburg-Ansbach und Brandenburg-Bayreuth von 1581 wegen der Ernteschäden durch die Wildfuhr und übertriebener Maßnahmen zu Bewahrung der landesherrlichen Jagdrechte. Es endet in der Nummer 616 mit einem Streit u |
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Die Ämter und ihre Vergangenheit. Ministerien und Behörden im geteilten Deutschland 1949-1972, hg. v. Creuzberger, Stefan/Geppert, Dominik. Schöningh, Paderborn 2018. 213 S. Angezeigt von Gerhard Köbler. |
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In einem auch von der Dimension Zeit geprägten Gegebenheit hat wohl alles angesichts der relativen Vorgegebenheit der Zeit von einem nicht genau bekannten Ausgangspunkt wie etwa dem Urknall bis zu einem nicht genau bekannten Endpunkt wie der Verschmelzung des Planeten Erde mit der Sonne eine Vergangenheit, eine Gegenwart und eine Zukunft. In diesem Rahmen leben Menschen von ihren Anfängen zusammen mit ihren Mitmenschen. Auf Grund des ihnen vorgegebenen Selbsterhaltungstriebs bekämpft dabei der eine den anderen aus ihm möglicherweise bewussten Überlegungen, während der eine wie der andere gleichzeitig den einen oder anderen fördert und begünstigt, weshalb es zu Herrschaft, Kampf und Tod auf der einen Seite und Kooperation, Kollusion und Korruption auf der anderen Seite kommen kann.
Vor allem für die Vergangenheit lässt sich dies, soweit Quellen verfügbar sind, wissenschaftlich durchaus erforschen. Für Deutschlands Geschichte wirkt dabei der braune Fleck der Jahre zwischen 1933 und 1945 samt seinen Grundlagen wie Folgeerscheinungen vor allem nach dem Tode der jeweiligen Akteure reizvoll und interessant, auch wenn nicht wirklich gesichert ist, dass der Mensch aus der Geschichte immer die optimalen Schlüsse zieht. Der vorliegende, aus dem in dem März 2016 veranstalteten 28. Rhöndorfer Gesprächen unter Förderung durch die Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus hervorgegangen ist, widmet sich diesem vielleicht menschlichsten aller Gegenstände in insgesamt zehn Beiträgen.
Dabei bieten die beiden in Rostock und Bonn wirkenden Herausgeber unter dem Titel „das Erbe des NS-Staats als deutsch-deutsches Problem zunächst eine Einführung in den Gegenstand. Auf dieser weitgespannten Grundlage werden danach Konrad Adenauers Umgang mit der national |
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Pfaffendorf, Rüdiger, Die Strafbarkeit grenzüberschreitender Verletzungen von Rechten am geistigen Eigentum innerhalb der Europäischen Union. Berliner Wissenschaftsverlag, Berlin 2018. 284 S. Angezeigt von Albrecht Götz von Olenhusen. |
Ganzen Eintrag anzeigen Pfaffendorf, Rüdiger, Die Strafbarkeit grenzüberschreitender Verletzungen von Rechten am geistigen Eigentum innerhalb der Europäischen Union. Berlin: BWV 2018. 284 S. Angezeigt durch Albrecht Götz von Olenhusen.
Die leitende Forschungsfrage dieser Arbeit, mit welcher der Verfasser 2016 an der Humboldt-Universität Berlin promoviert worden ist (Betreuer Martin Heger, HU Berlin), ist die Herausarbeitung der weitreichenden Strafbarkeitslücken bei grenzüberschreitenden Verletzungen von Rechten am geistigen Eigentum innerhalb der Europäischen Union. Das Zusammenwirken von Territorialitätsprinzip und Grundsatz ne-bis-in-idem verhindern eine vollständige strafrechtliche Erfassung. Diese Lücken sind bisher zwar schon bekannt, aber bisher noch nirgends so deutlich aufgezeigt worden.
Die Reichweite des deutschen Strafrechts ist danach höchst begrenzt. Die Straftatbestände erfassen nur die Verletzung von nationalen Schutzrechten und von Unions-Schutzrechten. Verletzungen ausländischer Schutzrechte sind demnach nicht im Normbereich. Denn deutsche Gerichte wenden deutsches Strafrecht an. Die Straftatbestände, abstrakte Gefährdungsdelikte, verlangen teilweise Erfolge. Grenzüberschreitende Verletzungen erfolgen heute meist mittels des Internets. Insoweit ist die Arbeit besonders aktuell.
Der Verfasser untersucht die Kollisionen zwischen Unionsrecht und nationalem Recht. Die Strafnormen knüpfen an die zivilrechtlichen Normen des jeweiligen Schutzrechts an. Das erschwert die Strafbarkeit theoretisch wie praktisch erheblich. Die Schutzwirkung ist auf das Gebiet Deutschland beschränkt. Unionsmarken, Gemeinschaftsgeschmacksmuster und Sortenschutzrecht können nur auf dem Territorium der Europäischen Union verletzt werden.
Die positivrechtliche Rechtslage hat Konsequenzen für die Bestimmung der Handlungsorte und Erfolgsorte. Im Ergebnis weist die Studie treffend nach, dass die §§ 7, 9 StGB mit dem Unionsrecht nicht vereinbar sind.
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Jenß, Johannes, Die „Volksgemeinschaft“ als Rechtsbegriff – Die Staatsrechtslehre Reinhard Höhns (1904-2000) im Nationalsozialismus (= Rechtshistorische Reihe 475). Lang, Frankfurt am Main 2017. 387 S. Angezeigt von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Jenß, Johannes, Die „Volksgemeinschaft“ als Rechtsbegriff – Die Staatsrechtslehre Reinhard Höhns (1904-2000) im Nationalsozialismus (= Rechtshistorische Reihe 475). Lang, Frankfurt am Main 2017. 387 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Das Deutsche Reich war auch unter dem Reichskanzler Adolf Hitler ein Staat, in dem eine Vielzahl rechtlicher Regelungen galt, neu geschaffen oder auch aufgehoben wurde. Zu ihnen zählten auch Normen, die den Staat als solchen betrafen und von daher Staatsrecht waren. Mit ihnen beschäftigten sich auch zu dieser Zeit Wissenschaftler, die das damalige Staatsrecht darstellten und aus ihrer Sicht zu verstehen und nach Möglichkeit auch zu gestalten versuchten wie beispielsweise Reinhard Höhn.
Mit der Staatsrechtslehre Reinhard Höhns unter dem besonderen Aspekt der Volksgemeinschaft beschäftigt sich die vorliegende, von Rudolf Meyer-Pritzl betreute und stets unterstützte, von Helmut Borsch durch Überlassung zahlreicher Dokumente und Materialien geförderte, in dem Wintersemester 2013 angenommene und an dem 3. Februar 2017 durch mündliche Prüfung abgeschlossene Dissertation des in Kiel in der Rechtswissenschaft ausgebildeten und später in dem Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus als Leiter der Koordinierungsstelle tätigen Verfassers. Sie gliedert sich nach einer Einleitung in den Untersuchungsgegenstand, den Forschungsstand und die benutzten Quellen in zwei Sachteile. Sie betreffen das Leben und Wirken Reinhard Höhns einerseits und die Volksgemeinschaft als Rechtsbegriff andererseits.
Dabei zeigt der Verfasser detailliert, wie der in Gräfenthal in Thüringen an dem 29. Juli 1904 als Sohn eines Amtsanwalts geborene, 1922 in den Deutsch-völkischen Schutz- und Trutzbund eintretende, ab 1923 Rechtswissenschaft studierende, in Jena 1929 auf Grund einer Dissertation über die Stellung des Strafrichters in den Gesetzen der französischen Revolutionszeit promovierte, Artur Mahraun eng ver |
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Maltzahn, Ruprecht Freiherr von, Das Versammlungsgesetz vom 24. Juli 1953 – Vorgeschichte, Gesetzgebungsverfahren sowie spätere Änderungen (= Rechtshistorische Reihe 474). Lang, Frankfurt am Main 2017. 528 S. Angezeigt von Gerhard Köbler. |
Ganzen Eintrag anzeigen Maltzahn, Ruprecht Freiherr von, Das Versammlungsgesetz vom 24. Juli 1953 – Vorgeschichte, Gesetzgebungsverfahren sowie spätere Änderungen (= Rechtshistorische Reihe 474). Lang, Frankfurt am Main 2017. 528 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Die Versammlung ist die Zusammenkunft mehrerer Menschen ohne eine besondere Veranstaltung. Sie war selbverständlich seit Entstehung des Menschen völlig frei, konnte aber nach der Entstehung des Staates diesem und den ihn lenkenden Oberhäuptern dadurch gefährlich werden, dass auf den Versammlungen gemeinschaftliche Meinungen gebildet werden konnten, die sich auch gegen den Staat oder dessen Oberhaupt richten und ihn oder es in seinem Bestand gefährden konnten. Aus diesem Grunde versuchte der Staat, die Versammlung einer vorbeugenden rechtlichen Regelung zu unterwerfen.
Mit einem besonderen Teilaspekt dieser allgemeinen Problematik beschäftigt sich die von Werner Schubert betreute, von Maximilian Schroth motivierte und in dem Wintersemester 2016/2017 von der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Kiel angenommene Dissertation des in Heidelberg und Münster in der Rechtswissenschaft ausgebildeten und danach bei Linklaters als managing associate tätigen Rechtsanwalts. Sie gliedert sich unter Verwendung von Quellen aus den zuständigen Ministerien, aus dem Bundestag und dem Bundesrat nach einer Einleitung in insgesamt acht Sachteile. Diese betreffen die Geschichte des Versammlungsrechts in Deutschland von dem Reichsvereinsgesetz von 1908 über die Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus und der alliierten Besatzung bis 1948, die Entstehung des Versammlungsgesetzes bis zu dem Regierungsentwurf von dem 9. Mai 1950, die Beratungen zu dem Regierungsentwurf in dem Bundesrat in dem Mai 1950, die Behandlung des Regierungsentwurfs in dem Bundestag Deutschlands zwischen Juni 1950 und Mai 1953, die Beratung des von dem Bundestag verabschiedeten Gesetzes im Bundesrat in dem Mai 1953, die Beratung |
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Hentschel, Volker, Wieder nichts Neues über Hitler – aber alles, was man über ihn weiß (und wert ist, gewusst zu werden,) auf 248 Seiten. Nebst einer Betrachtung der land- und weitläufigen Hitler-Biografik. Aschendorff, Münster 2018. 248 S. Besprochen von Werner Augustinovic. |
Ganzen Eintrag anzeigen Hentschel, Volker, Wieder nichts Neues über Hitler – aber alles, was man über ihn weiß (und wert ist, gewusst zu werden,) auf 248 Seiten. Nebst einer Betrachtung der land- und weitläufigen Hitler-Biografik. Aschendorff, Münster 2018. 248 S. Besprochen von Werner Augustinovic.
Der Radikalität, mit der das nationalsozialistische Regime in den etwas über zwölf Jahren seiner kurzlebigen Herrschaft mit für unantastbar gehaltenen Werten brach und einen Strudel der Vernichtung in Gang setzte, der ohne Beispiel ist, ist es wohl zuzuschreiben, dass an ihm und vor allem an seinem herausgehobenen „Führer“ Adolf Hitler auch im achten Jahrzehnt nach dem Kriegsende ungebrochen ein starkes sowohl wissenschaftliches wie allgemeines öffentliches Interesse besteht. Während die Zeitgenossen zumindest auf den Eindruck des unmittelbar persönlich Erlebten zurückgreifen konnten, ist es für die in der Sicherheit einer gefestigten Demokratie aufgewachsenen Nachgeborenen noch schwieriger, einen verstehenden Zugang zum Phänomen des seinerzeitigen „Zivilisationsbruchs“ zu finden. Die historische Grundlagenforschung hat zwar die Ereignisgeschichte in den wesentlichen Bereichen sehr präzise geklärt, aber die darüber hinausgehende, prekäre Gretchenfrage, wie das Unvorstellbare damals möglich wurde, verlangt immer wieder von neuem nach befriedigenden Deutungen. Hier hat sich insbesondere der biographische Ansatz als ein vielversprechendes heuristisches Werkzeug erwiesen, denn welcher Weg könnte wohl zielführender sein, bestimmte Handlungen von Menschen verstehend zu deuten, als jener, der sich um die Ausleuchtung ihrer Lebensumstände, Persönlichkeitsstrukturen und situativen Verhaltensweisen bemüht? Die boomende Täterforschung ist ein Beispiel für die Fruchtbarkeit dieses Ansatzes, die nicht versiegende Hitler-Biographik ein weiteres. Um zu neuen Einsichten zu gelangen, müssen von den Verfassern oft theoretische Modelle eingeführt und ganz spezifische Bereiche unter Vernachläss |
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Whistleblower – Enthüllungen zu Krebsmittel-Panschereien und illegalen Waffengeschäften. Whistleblower-Preis 2017. Mit einem Geleitwort v. Prantl, Heribert, hg. v. Deiseroth, Dieter/Graßl, Hartmut. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018. 227 S. Besprochen von Albrecht Götz von Olenhusen. |
Ganzen Eintrag anzeigen Whistleblower – Enthüllungen zu Krebsmittel-Panschereien und illegalen Waffengeschäften. Whistleblower-Preis 2017. Mit einem Geleitwort v. Prantl, Heribert, hg. v. Deiseroth, Dieter/Graßl, Hartmut. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018. 227 S. Besprochen von Albrecht Götz von Olenhusen.
„Whistleblower sind keine Verräter, sie leiden aber oft am schlechten Ruf, den Denunzianten und Wichtigtuer haben.“ Heribert Prantl plädiert damit in seinem Geleitwort für ein Whistleblower-Gesetz und für die praktizierte Verantwortung des Widerstands im Alltag. Dieter Deiseroth, bis 2015 Richter am Bundesverwaltungsgericht, und Hartmut Graßl, Hamburger Meteorologe und Klimaforscher, beide auch in der Jury zur Vergabe des Whistleblower-Preises, haben diese Dokumentation herausgegeben. In Teil A enthält sie die Begründungen des Preises 2017 an Martin Powell, Maria-Elisabeth Klein und Carl Dündar. Teil B dokumentiert die Preisverleihung vom 1. 12. 2017 in Kassel, Teil C bietet die Dokumente zu den Aktionen der Preisträger und deren Folgen. In Teil D werden Konsequenzen für die staatliche Apothekenaufsicht genannt. Es schließen sich Forderungen zur Beseitigung der Strafbarkeit des Verrates illegaler Staatsgeheimnisse und Initiativen zur Schutzverbesserung für Whistleblower an (E, F).
Martin Porwoll und Maria-Elisabeth Klein sind Preisträger 2017, weil sie 2016 den Verdacht enthüllten über illegale Panschereien mit Antikrebsmitteln in Bottrop (Nordrhein-Westfalen). Can Dündar veröffentlichte 2015 und danach ein illegales sog. Staatsgeheimnis: der Geheimdienst der Türkei, die türkische Armee und damit die türkische Regierung lieferten 2014 Waffen nach Syrien an terroristische Dschihadisten (s. die eindrucksvolle und besonders lesenswerte Laudatio von Michael Lüders auf Dündar, S. 69 ff.).
Wie schwer sich das geltende Recht, besonders das Arbeitsrecht mit Whistleblowern seit jeher tut, wird u. a. aus Dieter Deiseroths Äußerungen und Publikationn d |
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dRezensionen und Anzeigen zu Bd. 112 (1995) |
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(der/die Erstgenannte - vor dem Doppelpunkt - ist stets der/die Rezensent/in) |
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Stübig, Rikwa, Höxters Weg in den Nationalsozialismus. Lokale Traditionen und politisches Verhalten in einer westfälischen Kleinstadt (= Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen 32). Lax, Hildesheim 1992. 207 S. 452 Besprochen von Fred Bär. ZRG 112 (1995) |
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Peters, Wilfried, Späte Reichspublizistik und Frühkonstitutionalismus. Zur Kontinuität von Verfassungssystemen an nord- und mitteldeutschen Konstitutionalismusbeispielen (= Europäische Hochschulschriften Reihe II Rechtswissenschaft 1421). Lang, Frankfurt am Main-Berlin-Bern-New York-Paris-Wien 1993. 162 S. 336 Besprochen von Hermann Baltl. ZRG 112 (1995) |
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Krüger, Jürgen, Blindheit und Königtum. Die Blindheit des Königs Georg V. von Hannover als verfassungsrechtliches Problem (= Rechtshistorische Reihe 108). Lang, Frankfurt am Main-Berlin-New York-Paris-Wien 1992. 271 S. 227 Besprochen von Heide Barmeyer. ZRG 112 (1995) |
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Baum, Wilhelm, Kaiser Sigismund, Hus, Konstanz und Türkenkriege. Styria, Graz-Wien-Köln 1993. 335 S., Abb., Karten, Stammtafeln.303 Besprochen von Friedrich Battenberg. ZRG 112 (1995) |
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Reinle, Christine, Ulrich Riederer (ca. 1406-1462). Gelehrter Rat im Dienste Kaiser Friedrichs III. (= Mannheimer Historische Forschungen 2). Palatium im J & J Verlag, Mannheim 1993. 609 S. 418 Besprochen von Friedrich Battenberg. ZRG 112 (1995) |
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Barth, Rüdiger E., Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Thorbecke, Sigmaringen 1990. 219 S. 49 Besprochen von Thomas Bauer. ZRG 112 (1995) |
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Die Eisen- und Stahlindustrie im Dortmunder Raum. Wirtschaftliche Entwicklung, soziale Strukturen und technologischer Wandel im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Dascher, Otto/Kleinschmidt, Christian. Gesellschaft für Westfälische Wirtschaftsforschung e.V. Vertrieb Linnepe Verlagsgesellschaft, Hagen 1992. 589 S. 130 Besprochen von Hans-Peter Benöhr. ZRG 112 (1995) |
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Mémoires de la Société pour l'Histoire du Droit et des Institutions des anciens pays bourguinions, comtois et romands, Bd. 50. Ed. Universitaires de Dijon au siège de la Société Faculté de Droit et de Science Politique de Dijon. Dijon 1993. 193 S. 438 Besprochen von Theodor Bühler. ZRG 112 (1995) |
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Sammel-Anzeige Aegidius Tschudi, Chronicon Helveticum. 2. Registerbd. zum 4.-5. Teil (sog. Reinschrift von 1315-1370) und zum 2. Erg.Bd. (sog. Urschrift von 1315 bis 1370 (= Quellen zur Schweizer Geschichte Bd. VII/R 2). Bearb. von Bernhard Settler. Krebs, Basel 1986. 86 S. dto., (= Quellen zur Schweizer Geschichte Bd. VII/8). Basel 1990. 875 S. und 3 Tafeln.dto., 3. Registerbd. zum 6.-8. Teil (sog. Urschrift von 1371-1418) (= Quellen zur Schweizer Geschichte Bd. VII/R 3). Basel 1993. 173 S. dto., (= Quelle |
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Picard, Eve, Germanisches Sakralkönigtum? Quellenkritische Studien zur Germania des Tacitus und zur altnordischen Überlieferung (= Skandinavistische Arbeiten 12). Winter, Heidelberg 1991. 243 S. 285 Besprochen von Franz Dorn. ZRG 112 (1995) |