1081 | Codex Urnammu ist der 1948 entdeckte sumerische Rechtstext des Königs Urnammu von Lagusch (Ur) (um 2100 v. Chr.), von dem wenigstens 40 Bestimmungen (über Mord, Raub, falsche Anschuldigung, Ehebruch, Vergewaltigung, Ehe, Scheidung, Hexerei, Körperverletzung, Miete, Arztbehandlung, Darlehen, Erbe, Sklaven, Wasserdiebstahl und Vernachlässigung von Land) in fünf Abschriften in Nippur, Ur und Sippar erhalten sind. Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/CodexUrNamu.pdf; Wesel, U., Geschichte des Rechts, 3. A. 2006 |
1082 | Codice civile →Italienisches Recht |
1083 | Codicillus (lat. [M.] Büchlein, grundsätzlich Plural codicilli verwendet) ist im klassischen römischen Recht die letztwillige Verfügung, die entweder als Bestandteil eines →Testaments zählt oder (außerhalb eines Testaments) nur Fideikommisse und fideikommissarische Freilassungen (nicht dagegen Erbeinsetzungen und Enterbungen) enthalten darf. Durch die so genannte Kodizillarklausel eines Testaments kann der Erblasser bestimmen, dass eine als Testament unwirksame Erklärung wenigstens als c. gelten soll. Lit.: Kaser § 68; Söllner §§ 15, 17; Köbler, DRG 38 |
1084 | Código (M.) civil (span.) ist das spanische Zivilgesetzbuch von 1888/1889, das maßgeblich von Manuel Alonso Martínez (1827-1891) geprägt wird. Es vereinheitlicht das Privatrecht, belässt aber mit dem Mittel seiner Subsidiarität landschaftliche, auf den Foralrechten (fueros) beruhende Unterschiede im Verhältnis zu →Kastilien. |
1085 | Código (M.) de comercio (span.) →Handelsgesetzbuch |
1086 | Código (M.) do processo civil (portug.) ist das portugiesische Zivilprozessgesetzbuch des Jahres 1939, das maßgeblich von José Alberto dos Reis geprägt wird. |
1087 | Coemptio (lat. [F.]), Zukauf, ist im römischen Recht eine der (lat. [F.]) Manzipation nachgeformte Handlung zur Begründung der Hausgewalt (lat. [F.] manus) des Hausvaters über die Frau unter Zahlung eines symbolischen Kaufpreises zwecks Ehe-schließung. |
1088 | Coercitio (lat. [F.]) ist im altrömischen Recht die allgemeine, Unrechtstaten verfolgende magistratische Zuchtgewalt. Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein; Söllner § 6; Köbler, DRG 18, 20 |
1089 | cognati (lat. [M.Pl.]) Blutsverwandte, →Verwandte |
1090 | cognitio (F.) Erkenntnis →cognitio (F.) extra ordinem |
1091 | Cognitio (F.) extra ordinem (lat., Erkenntnis außer der Ordnung) ist im klassischen römischen Recht das außerordentliche Verfahren, das durch allmähliche behördliche Verfestigung die altrömische Gerichtsver-fassung und das zugehörige Formularverfahren ersetzt. →Kognitionsverfahren Lit.: Kaser §§ 80, 87; Söllner §§ 14, 15, 16; Köbler, DRG 34; Köbler, LAW |
1092 | cognitor (lat. [M.]) Prozessvertreter →Stellvertreter |
1093 | Coimbra am Mondego beruht auf römischer Grundlage (Conimbriga bzw. Aeminium). 878/1064 wird es den Mauren entzogen (im 12./13. Jh. Hauptstadt →Portugals). Die 1290 in Lissabon gegründete Universität wird 1308 nach C. verlegt (1338-1354, 1377-1537 nochmals Lissabon). Lit.: Almeida, A./Brandao, M., A Universidade de Coimbra, 1937; Merêa, P., Sôbre as origens do concelho de Coimbra, Revista Portuguesa de história 1 (1940), 49 |
1094 | Coing, Helmut (Celle 28. 02. 1912-Kronberg im Taunus 15. 08. 2000) wird nach dem Studium der Rechtswissenschaft in Kiel, München, Göttingen und Lille in Göttingen 1935 promoviert (Wolfgang Kinkel) und in Frankfurt am Main 1938 habilitiert (Erich Genzmer). 1940 wird er außerordentlicher Professor in Frankfurt am Main, nach Kriegsdienst und Kriegsgefangenschaft 1948 ordentlicher Professor. Von 1964 bis 1980 ist er Direktor des von Erich Genzmer (für das Mittelalter) geplanten Max-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte in Frankfurt am Main. Lit.: Coing, H., Die Frankfurter Reformation von 1578, 1935; Coing, H., Die Rezeption des römischen Rechtes in Frankfurt am Main, 1939; Studien zur europäischen Rechtsgeschichte, hg. v. Wilhelm, W., 1972; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschicht, hg. v. Coing, H., 1973ff.; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Luig, K., Helmut Coing, (in) Juristen im Portrait, 1988, 215ff.; Simon, D., Zwischen Wissenschaft und Wissenschaftspolitik, NJW 2001, 1029ff. |
1095 | Coke, Sir Edward (Mileham/Norfolk 1. 2. 1552-Stoke Poges 3. 9. 1634), Norfolker Landadligensohn, wird nach dem Rechtsstudium in Cambridge (Trinity College) und der praktischen Ausbildung in Clifford’s Inn und Inner Temple in London 1578 Anwalt, 1589 Parlamentsmitglied, 1592 Kronanwalt und 1594 Justizminister (Attorney General, Generalstaatsanwalt). Zunächst entschiedener Anhänger des Königs, behauptet er seit 1606 als Chief Justice of the Court of Common Pleas (1613 Privy Councillor, Vorsitzender von King’s Bench) die Unterordnung des Monarchen (bzw. dessen Chancery, Star Chamber und High Commission) unter das (von der Vernunftkonzeption geprägte) common law und wird deswegen schließlich 1616 entlassen. Seit 1620 verstärkt er aus dem Parlament heraus den Widerstand gegen den König (1622/1623 in Haft, am 7. 6. 1628 Annahme der Beschwerden des Parlaments wegen rechtswidriger Besteuerungen, Zwangsanleihen und Verhaftungen durch den König). Daneben veröffentlicht er nach einer umfassenden Sammlung von Entscheidungen (Reports, 1600-1615, Ausgangspunkt der doctrine of precedent) und einer Sammlung von Einträgen (A Book of Entries, 1614) seit 1628 seine vierbändigen Institutes, die das erste Lehrbuch des neuzeitlichen →common law bilden. Davon stellt das als Commentary upon Littleton(´s Tenures) gestaltete erste Buch (Coke upon Littleton) eine Rechtsgrundlegung (Enzyklopädie) dar. Die weiteren drei Bücher (1641) begründen verfassungsmäßig den Vorrang von Parlament und Recht im Staat (im Wege der Politiserung des Rechtes und der Verrechtlichung der Politik). Im Ergebnis verdrängen Cokes Reports und Institutes in kurzer Zeit die in Law French abgefassten älteren Year Books (Jahrbücher) und Rechtsdarstellungen. Lit.: Johnson, C., Life of Sir E. Coke, 1837; Block, H., E. Coke, 1929, Neudruck 1992; Mosse, G., The Struggle for Sovereignty in England, 1950; Thorne, S., Sir Edward Coke, 1957; Bowen, C., The Lion and the Throne, 1957; Beauté, J., Un grande juriste anglais, 1975; Hostettler, J., Sir E. Coke, 1997; Boyer, A., Sir E. Coke and the Elizabethean Age, 2003 |
1096 | Collatio (F.) bonorum (lat., Vergleich der Güter) ist im klassischen römischen Recht die Verrechnung des Vorausempfangs (Abfindung, Mitgift) eines Hauserben mit seinem Erbteil vor dem Prätor. Lit.: Kaser § 65, 73; Köbler, DRG 37, 59 |
1097 | Collatio (F.) legum Mosaicarum et Romanarum (lat., Benennung im 16. Jh.)) ist die spätantike, unter dem Titel (lat.) lex (F.) Dei quam praecepit Dominus ad Moysen (Gesetz Gottes, das der Herr Moses gebot,) in drei Handschriften überlieferte Schrift eines unbekannten Verfassers (des späten 4. Jh.s?), die Stellen der Bibel mit Stücken des →Gaius, der Spätklassiker, des →Codex Gregorianus und des →Codex Hermogenianus mit dem Ziel des Nachweises der Übereinstimmung vergleicht. Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 39; Söllner §§ 5, 16; Schulz, F., Geschichte der römischen Rechtswis-senschaft, 1961, 394; Frakes, R., Compiling the Collatio Legum Mosaicarum et Romanorum, 2011 |
1098 | Collectio (F.) Anselmo dedicata ist die vielleicht in Mailand (oder Reims) um 900 von einem unbekannten Verfasser geschaffene, fast 2000 Kapitel (vor allem aus den pseudoisidorichen Dekretalen) enthaltende, systematische Sammlung von Kirchenrecht. Lit.: Zechiel-Eckes, K., Quellenkritische Anmerkungen zur Collectio Anselmo deidicata, (in) Recht und Gericht in der Kirche und Welt, hg. v. Hartmann, W., 2007 |
1099 | Collectio (F.) Danieliana ist eine in einer Berner, früher François Daniel gehörigen Handschrift überlieferte Kirchenrechtssammlung, die eine Frühform der Capitula Angilramni enthält. Lit.: Schon, K., Unbekannte Texte aus der Werkstatt Pseudoisidors. Die Collectio Danieliana, 2006 |
1100 | Collectio Francofurtana ist eine wohl am Ende des 12. Jh.s im nördlichen Frankreich (Champagne) etstandene, mehr als 700 Kapitel umfassende in vier Handschriften bezeugte Dekretalensammlung. Lit.: Die Collectio Francofurtana, hg. v. Landau, P./Drossbach, G., 2008 (Edition hat ziemliche Mängel) |