1021 | Chamave →Ewa Chamavorum |
1022 | Chambéry in den Voralpen gelangt 1232 an Savoyen. 1761 erhält es eine Universität. |
1023 | Champagne ist die südwestlich vor den Ardennen liegende Landschaft. Sie fällt 486 n. Chr. von den Römern an die Franken und wird 814 Grafschaft. Diese wird 1314/1361 Krondomäne Frankreichs. Unter Rückgriff auf eine um 1253 entstandene Sammlung der Usages de C. und Einfügung verschiedener höchstgerichtlicher Urteile der Jahre 1270 bis 1295 verfasst wahrscheinlich Guillaume de Châtelet zwischen 1295 und 1300 den Ancien coutumier de C. Lit.: Portejoie, P., L’ancien coutumier de Champagne, 1956; Bur, M., La formation du comté de Champagne, 1977 |
1024 | Chancengleichheit ist die in der zweiten Hälfte des 20. Jh.s aus dem Gleichheitsgrundsatz entwickelte Vorstellung, dass in bestimmten Wettbewerbslagen C. hergestellt werden müsse. Lit.: Bender, R./Schumacher, R., Erfolgsbarrieren vor Gericht, 1980 |
1025 | Charisma (N.) Heil, Ausstrahlungskraft Lit.: Das Charisma, hg. v. Rychterova, P., 2008 |
1026 | Charivari (N.) Durcheinander, Wirrwarr, Katzenmusik (Volksbrauch) |
1027 | Charta der Grundrechte der Europäischen Union ist die mit dem Inkrafttreten des Vertrags von Lissabon am 1. 12. 2009 in ihrer überarbeiteten Fassung vom 12. 12. 2007 den Gemeinschaftsverträgen der europäischen Gemeinschaften bzw. der Europäischen Union rechtlich gleichgestellte und damit rechtsverbindliche, neben den ungeschriebenen, als allgemeine Rechtsgrundsätze des Unionsrechts fortgeltenden Unionsgrundrechten geltende Charta der Grundrechte in der Europäischen Union im Sinne eines formellen Sytems europäischer Wertnormen. Diese objektive europäische Werteordnung nimmt am Anwendungsvorrang des Gemeinschaftsrechts Teil. Die letzverbindliche Kon-trollzuständigkeit hat der Europäische Gerichtshof. Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/ChartaderGrundrechtederEU2010.pdf |
1028 | Charta der Vereinten Nationen →Vereinte Nationen |
1029 | Charte constitutionelle (frz. [F.] Verfassungsurkunde) ist die oktroyierte(, bis Juli 1830 geltende) Verfassung des Jahres 1814 in Frankreich. |
1030 | Chartepartie (aus [lat.] carta [F.] partita, geteilte Urkunde) ist im Seehandelsrecht seit dem Hochmittelalter die Urkunde über die (teilweise) Befrachtung eines Schiffes (vgl. ADHGB von 1861). Lit.: Goldschmidt, L., Handbuch des Handelsrechts, 1864, 2. A. 1875, darin Universalgeschichte des Han-delsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, Neudruck 1957; Lewis, W., Das deutsche Seerecht, 1883; Wattenbach, W., Das Schiffswesen im Mittelalter, 1896, Neudruck 1958; Scrutton, T., The contract of affreightment, 1939; Morisset, J., Der Frachtvertrag in der Ordonnance de la marine von 1681, 1996; Landwehr, G., Das Seerecht der Hanse (1365-1614), 2003 |
1031 | checks and balances Kontrollen und Ausgleiche durch Gewaltenteilung in der Verfassung |
1032 | Chemnitz →Hippolithus a Lapide Lit.: Das Chemnitzer Bleichgericht und die dortigen Bleichen vor 500 Jahren, ZRG GA 25 (1904), 345; Schlesinger, W., Die Anfänge der Stadt Chemnitz, 1952 |
1033 | China (u. a. 1983/1984 in Zhangjiashan im Grab M 247 mehr als 1000 Bambusleisten aus dem 2. Jh. v. Chr. entdeckt mit 70 Prozent Rechtstexten und 227 Bambusleisten mit einem Textkorpus Zouyanshu) (1271-1291 Aufenthalt Marco Polos aus Venedig im mongolischen China, um 1900 starker Einfluss des deutschen Rechtes) (1978 offizielle Übernahme westeuropäischen Rechtes begonnen, anfangs angloamerikanisch, später auch deutsch) Lit.: Senger, H. v., Kaufverträge im traditionellen China, Diss. jur. Zürich 1970; Köbler, G., Rechtschinesisch, 2001; Recht und Rechtsgeschichte Chinas, 2002; Lexikon der chinesischen Literatur, hg. v. Klöpsch, V. u. a., 2004; Seyock, B., Auf den Spuren der Ostbarbaren, 2004; Kim, C., Deutscher Kulturimperialismus in China, 2004; Yangwen, Z., The Social Life of Opium in China, 2005; Falkenhausen, L. v., Chinese Society in the Age of Confucius, 2006; Dabringhaus, S., Geschichte Chinas 1279-1949, 2. A. 2009; Schoettli, U., China, 2007; China, hg. v. Staiger, B. u. a., 2006; Schmidt-Glintzer, H., Kleine Geschichte Chinas, 2008; Höllmann, T., Das alte China, 2008; Schmieder, F., Marco Polo (1254-1324), 2009; Weiers, M., Geschichte Chinas, 2009; Lei, Y., Auf der Suche nach dem modernen Staat, 2010; Ostasiatisches Strafrecht, hg. v. Hilgendorf, E., 2010; Kangying, L., The Ming Maritime Policy in Transition. 2010; Kroll, S., Normgenese durch Re-Interpretation. China und das europäische Völkerrecht, 2012; Zhang, Q., The Constitution of China, 2012; Simon, K-. Civil Society in China, 2013 |
1034 | Chirographum (lat.-gr. [N.] Handgeschriebenes) ist in der römischen Antike die (eigenhändig geschriebene, subjektiv gefasste) Papyrusurkunde. Von England (Mitte 9. Jh.) aus wird c. später zur Bezeichnung für die in zwei Ausfertigungen auf einem danach zerschnittenen Blatt hergestellte Urkunde über ein mehrseitiges Rechtsgeschäft (854/855?, Saint Bertin 944, Trier 967). Seit dem 14. Jh. wird das c. bei siegelführenden Beteiligten durch die Siegelurkunde, im Übrigen durch die Urkunde öffentlicher Notare zurückgedrängt, bleibt aber bis zum 18. Jh. in Gebrauch. →Chartepartie Lit.: Kaser §§ 7, 40; Köbler, DRG 43; Köbler, LAW; Redlich, O., Die Privaturkunde des Mittelalters, 1911; Bresslau, H., Handbuch der Urkundenlehre, Bd. 1, 2. A. 1912, 699; Trusen, W., Chirographum und Teilurkunde im Mittelalter, Archival. Z. 75 (1979), 233; Parisse, M., Remarques sur les chirographes, AD 32 (1986), 546ff.; Anglo-Saxon Manuscripts and their Heritage, hg. v. Pulsiano, P. u. a., 1998 |
1035 | Chlodwig (Chlodowech, 466-511), merowingischer König der Franken (482-511) Lit.: Ewig, E., Die Merowinger und das Frankenreich, 1988, 3. A. 1997 |
1036 | Chorbischof (Landbischof) ist im oströmischen Reichsteil der ursprünglich gleichberechtigte Gehilfe des städtischen Bischofs für das Landgebiet der Diözese. Seit der Mitte des 8. Jh.s erscheint unter angelsächsischem Einfluss ein C. im Westen, der seit dem 9. Jh. aber wieder schwindet (Konzil von Metz 888). Lit.: Gottlob, T., Der abendländische Chorepiskopat, 1928, Neudruck 1963; Müller, J., Gedanken zum Institut der Chorbischöfe , FS K. Pennington, 2006, 77ff. |
1037 | Chorherr ist der (Kanoniker bzw.) Kleriker, der Mitglied eines an einer Kirche bestehenden Kapitels (mit Sitz im Chor) ist. Ansätze zu einer solchen Gemeinschaft zeigen sich schon bei Bischof Eusebius von Vercelli (um 283-371). Das Frühmittelalter entwickelt hierfür besondere Regeln bzw. canones (z. B. Chrodegang von Metz um 755 regula canonicorum, Konzil von Aachen 816). Die frühhochmittelalterliche Kirchenreform führt zur stärkeren Regulierung (gregorianische Reform). Im 12. Jh. werden Empfehlungen des heiligen Augustinus besonders aufgegriffen (Augustinerchorherr). Lit.: Schieffer, R., Die Entstehung von Domkapiteln in Deutschland, 1976; Lawrence, C., Medieval Monasticism, 2. A. 1989, 163; Crusius, I., Studien zum weltlichen Kollegiatstift in Deutschland, 1985; Die Stiftskirche in Südwestdeutschland, hg. v. Lorenz, S. u. a., 2003 |
1038 | Chrenecruda (afrk. „reine Erde“?) ist die in Titel 58 des salfränkischen Volksrechts (Pactus legis Salicae) erwähnte, den leistungsunfähigen Wergeldschuldner betreffende →malbergische Glosse, die sich auf ein vielleicht neu geschaffenes, nur kurze Zeit bezeugtes oder vielleicht auch aus einer magischen Zauberhandlung übernommenes Formalverhalten bezieht. Lit.: Gierke, J., Chrene cruda und Spatenrecht, ZRG GA 28 (1907), 290; Goldmann, E., Chrenecruda-Studien zum Titel 58 der Lex Salica, 1931; Schmidt-Wiegand, R., Chrenecruda, FS G. Schmelzeisen, 1980, 252 |
1039 | Christentum ist die Gesamtheit des christlichen Glaubens und seiner Anhänger. Unter Fortführung jüdischer Vorstellungen des alten Testaments geht das C. davon aus, dass sein Stifter Jesus Christus als Sohn Gottes durch seinen Tod am Kreuz die Menschen von ihrer Sündigkeit erlöst hat. Die daran anknüpfenden Gedanken (Urchristentum 30-150 n. Chr.) breiten sich im römischen Reich so rasch aus, dass der Staat seit dem 2. Jh. und entschieden seit der Mitte des 3. Jh.s das C. verfolgt, ohne dass der gewollte Erfolg erreicht wird. Durch das Toleranzedikt Kaiser Konstantins (311) wird das C. gleichberechtigter Kult, durch Kaiser Theodosius I. 380 Staatsreligion. Seit dem Ausgang des Altertums greift das C. vor allem auf die germanischen Völker über (im 5. und 6. Jh. Bischofskirchen in den Bischofsstädten, während z. B. im Rheinland die Zeugnisse für die ländlichen Gebiete noch spärlich bleiben (Flonheim nordwestlich Alzeys) und Belege für Heidentum noch reichlich zu finden sind. Spaltungen (1054 und 1517) führen zu den besonderen Bekenntnissen der Katholiken, Orthodoxen und Protestanten. In der Neuzeit verbreitet sich das C. mit der Entdeckung neuer Länder und der Gewinnung von Kolonien über die ganze Erde, doch bedeutet die französische Revolution von 1789 eine Wende zu Säkularisierung.. Bereits kurz nach seiner Entstehung entwickelt das C. in Anlehnung an römisches Recht ausgeprägte rechtliche Regeln (→kirchliches Recht), die in vielen Hinsichten das weltliche Recht mitgestalten. Lit.: Söllner §§ 19, 20, 21; Köbler, DRG 51, 68, 99, 146; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 1 1972, 772; Bultmann, R., Das Urchristentum im Rahmen der antiken Religionen, 1949, 4. A. 1976, 6. A. 1998; Moeller, B., Geschichte des Christentums in Grundzügen, 1965,, 10. A. 20118. A. 2004; Biondi, B., Il diritto romano cristiano, 1952ff.; Plöchl, W., Geschichte des Kirchenrechts, Bd. 1ff. 1953ff., 2. A. 1960ff.; Christentum, Säkularisation und modernes Recht, hg. v. Lombardi-Vallauri, L. u. a., 1981; Deschner, K., Kriminalgeschichte des Christentums, Bd. 1ff. 1988ff.; Die Geschichte des Christentums, hg. v. Mayeur, J. u. a., Bd. 8 1992, Bd. 10 1999; Geschichte des Christentums, hg. v. McManners, J., 1993; Andresen, C./Ritter, A., Geschichte des Christentums, Bd. 1ff. 1993ff.; Crossan, J., Der historische Jesus, 1994; Drobner, H., Lehrbuch der Patrologie, 1994, 2. A. 2004, 3. A. 2011; Fontes christiani, hg. v. Brox, N. u. a., 1995ff.; Winkelmann, F., Geschichte des frühen Christentums, 1996; Glaser, F., Frühes Christentum im Alpenraum, 1997; Barton, P., Geschichte des Christentums in Österreich und Südostmitteleuropa, 1997; Padberg, L. v., Die Christianisierung Europas, 1998; Lang, B., Heiliges Spiel, 1998; Gnilka, J., Die frühen Orden, 1999; Lexikon der christlichen Antike, hg. v. Bauer, J. u. a., 1999; Metzler Lexikon christlicher Denker, hg. v. Vinzent, M., 2000; Die Geschichte des Christentums, hg. v. Pietri, L., Bd. 3 2000; Lee, A., Pagans and Christians in Late Antiquity, 2000; Mission und Christianisierung am Hoch- und Oberrhein, hg. v. Berschin, W. u. a. 2000; Lüdemann, G., Das Urchristentum, 2002; Jensen, A., Frauen im frühen Christentum, 2002; Die Alemannen und das Christentum, hg. v. Lorenz, S. u. a., 2003; Koch, S., Rechtliche Regelung von Konflikten im frühen Christentum, 2003; Tamcke, M., Das orthodoxe Christentum, 2004; Hasenfratz, H., Die antike Welt und das Christentum, 2004; Zschoch, H., Die Christenheit im Hoch- und Spätmittelalter, 2004; Hasenfratz, H., Die antike Welt und das Christentum, 2004; Bonifatius, hg. v. Felten, F., 2004; The Spread of Christianity in the first four Centuries, hg. v. Harris, W., 2005; Angenendt, A., Toleranz und Gewalt, 2006; Markschies, C., Das antike Christentum, 2006; Seebaß, G., Geschichte des Christentums, Bd. 3 2006; Engberg, J., Impulsore Chresto, 2007; Terrien, M., La christianisation de la région rhénane du IVe au milieu du VIIIe siècle, 2007; Fonti per la storia della cristianizzazione dei Germani, hg. v. Mico, N. de u. a., 2007; Judge, E., The First Christians in the Roman World, 2008 (Aufsätze); Habermas, R., Mission im 19. Jahrhundert, HZ 287 (2008), 629; Gender and Christianity in Medieval Europe, hg. v. Bitel, L., 2008; The Oxford Handbook of Early Christian Studies, hg. v. Ashbrook, S. u. a., 2008; Koch, D., Bilder aus der Welt des Urchristentums, 2009; Cook, J., Roman Attitudes Toward the Christians, 2010; Erinnerungsorte des Christentums, hg. v. Markschies, C. u. a., 2010; Athanasius Handbuch, hg. v. Gemeinhardt, P., 2011; Hume, D., The Early Christian Community, 2011; Wendt, H., Die missionarische Gesellschaft, 2011; Lange, C., Eine kleine Geschichte des Christentums, 2012; Leppin, V., Geschichte des mittelalterlichen Christentums, 2012; Brunner, K., In Freiheit glauben, 2013; Schwertmission, hg. v. Kamp, H. u. a., 2013; Koch, D., Geschichte des Urchristentums, 2013 (ca. 30 n. Chr.-150 n. Chr.); Schlögl, R., Alter Glaube und moderne Welt - Europäisches Christentum im Umbruch 1750-1850, 2013 |
1040 | Chronik (F.) zeitlich geordnete Aufzeichnung (Eusebius [um 325], Hieronymus [um 378], Paulus Orosius [417], Isidor von Sevilla [um 627], Regino von Prüm, Frutolf von Michelsberg, Kaiserchronik [1140/1150], Otto von Freising, sächsische Weltchronik [um 1230?], Magdeburger Weichbildchronik [1235-1250], Martin von Troppau) Lit.: Schmidt, H., Die deutschen Städtechroniken, 1958; Krüger, K., Die Universalchronik, 1976ff.; Schwäbische Chroniken der Stauferzeit, 1978; Schmale, F., Funktion und Formen mittelalterlicher Geschichtsschreibung, 1985; Sprandel, R., Chronisten als Zeitzeugen, 1994; Van Houts, E., Local and Regional Chronicles, 1995; Naß, K., Die Reichschronik des Annalista Saxo, 1996; Hauptwerke der Geschichtsschreibung, hg. v. Reinhardt, V., 1997; Goetz, H., Geschichtsschreibung und Geschichtsbewusstsein im hohen Mittelalter, 1999; Städtische Geschichtsschreibung im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit, 2000; Die Chroniken Bertholds von Reichenau und Bernolds von Konstanz 1054-1100, hg. v. Robinson, I., 2003; Hessische Chroniken zur Landes- und Stadtgeschichte, hg. v. Menk, G., 2003; Ebendorfer, Thomas, Chronica regum Romanorum, hg. v. Zimmermann, H., 2003; Von Fakten und Fiktionen, hg. v. Laudage, J., 2003; Die Reichschronik des Annalista Saxo, hg. v. Naß, K., 2006; Encyclopedia of thje Medieval Chronicle, hg. v. Dunphy, G., Bd. 1f. 2010; Nuhn (von Hersfeld), J., Die „Wallensteiner Chronik“, hg. v. Krafft, O., 2013 |