Weis, Stefanie, Leben und Werk des Juristen Karl Hermann Friedrich Julius Geiler (1878-1953). Ein Rechtswissenschaftler in Zeiten des Umbruchs. Kovač, Hamburg 2013. 387 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Weis, Stefanie, Leben und Werk des Juristen Karl Hermann Friedrich Julius Geiler (1878-1953). Ein Rechtswissenschaftler in Zeiten des Umbruchs. Kovač, Hamburg 2013. 387 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Die vorliegende Untersuchung ist die von Klaus-Peter Schroeder angeregte und betreute, im Wintersemester 2012/2013 von der juristischen Fakultät der Universität Heidelberg angenommene Dissertation der Verfasserin. Sie steht in dem größeren Zusammenhang der Forschungen Klaus-Peter Schroeders über die Heidelberger juristische Fakultät im 19. und 20. Jahrhundert (2010). Nach dem Vorwort ist es vor allem seiner Geduld geschuldet, dass die Arbeit in der vorliegenden Form beendet werden konnte.
Gegliedert ist die auch auf umfangreiche ungedruckte Quellen gegründete Studie außer in eine Einleitung und einen Schluss in die beiden Teile Leben und Veröffentlichungen. Geiler wurde in Schönau im Schwarzwald am 10. August 1878 morgens um 3.45 Uhr als Sohn eines Amtsrichters und seiner Frau Anna Maria Amalia (Piristi) geboren und wurde nach dem Studium der Rechtswissenschaft in Freiburg im Breisgau, Berlin und Heidelberg 1904 Rechtsanwalt in Mannheim, wo er an der Gründung der Handelshochschule teilnahm. Von 1907 an konnte er dort lehren, von 1908 an am Kommentar zum Handelsgesetzbuch von Düringer und Hachenburg mitarbeiten sowie 1910 bei Heinsheimer promovieren, woraufhin er 1919 zum nebenamtlichen Professor in Mannheim ernannt wurde, nach der Habilitation in Heidelberg (24. 01. 1921) auf Grund bereits veröffentlichter Schriften zum nichtetatmäßigen außerordentlichen Honorarprofessor in Heidelberg, 1928 zum ordentlichen Honorarprofessor in Heidelberg.
1936 sah er sich zur Trennung von seinem langjährigen jüdischen Sozius Lindeck gezwungen und hatte eigene Schwierigkeiten bei der Zulassung als Rechtsanwalt wegen seiner jüdischen Ehefrau (und verlor 1939 seine Honorarprofessur und Lehrbefugnis), doch gelang am 25. Oktober 1937 die Gründung der Sozietät Geiler, Zutt, Schilling. Von 1945 bis 1947 wurde Geiler Ministerpräsident in Hessen, 1947 Professor der Universität Heidelberg. Seine am Ende aufgeführten etwa 100 Arbeiten betreffen Handelsrecht, Gesellschaftsrecht, Wirtschaftsrecht, Genossenschaftsrecht, Konzernrecht, Kartellrecht, Aktienrecht und Steuerrecht sowie Völkerrecht, sind aber einigermaßen zeitbezogen, so dass Geiler trotz seines erfolgreichen praktischen Wirkens weitgehend in Vergessenheit geraten ist, aus der ihn die sorgfältige Untersuchung der Verfasserin erfreulicherweise zumindest literarisch wieder erweckt hat.
Innsbruck Gerhard Köbler