Die Wiederkehr der Folter? Interdisziplinäre Studien über eine extreme Form der Gewalt, ihre mediale Darstellung und ihre Ächtung, hg. v. Altenhain, Karsten/Görling, Reinhold/Kruse, Johannes. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2012. 379 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Die Wiederkehr der Folter? Interdisziplinäre Studien über eine extreme Form der Gewalt, ihre mediale Darstellung und ihre Ächtung, hg. v. Altenhain, Karsten/Görling, Reinhold/Kruse, Johannes. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2012. 379 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Nach dem Vorwort des vorliegenden kompakten Sammelbands, dem ein etwas schmälerer Sammelband über Folter vor Gericht zur Seite steht, scheint sich seit mehreren Jahren eine Erosion des gesellschaftlichen Konsenses über ein unbedingtes Folterverbot abzuzeichnen, indem in den visuellen Medien die Zahl der Folterdarstellungen steigt, Folter häufiger von positiv besetzten Figuren ausgeübt und sogar durch Effizienz legitimiert wird. Vor diesem Hintergrund wurde das von der Volkswagenstiftung im Rahmen der Förderlinie Schlüsselthemen der Geisteswissenschaften geförderte interdisziplinäre Forschungsprojekt die Wiederkehr der Folter? entwickelt. Der vorliegende Band stellt seine Zielsetzungen und bisherigen Erkenntnisse der Allgemeinheit zur Verfügung.
Er enthält außer einem einführenden Vorwort der Herausgeber insgesamt acht Beiträge. Sie setzen mit einer interdisziplinären Herleitung eines Folterbegriffs ein. Danach ist Folter eine staatlich oder parastaatlich veranlasste oder gebilligte Zufügung von seelischen und bzw. oder körperlichen Schmerzen und bzw. oder Leiden durch die eine Person (besser wäre wohl doch noch ein Mensch) in einer Bemächtigungslage ihrer Subjektivität beraubt wird oder beraubt werden soll.
Auf dieser Grundlage untersucht etwa Nicola Willenberg die deutsche juristische Diskussion des Folterverbots vom 19. Jahrhundert bis in die 1950er Jahre oder Elke Mühlleitner die (Nicht-)Wahrnehmung der Folter und ihrer Folgeerkrankungen aus medizinisch-psychologischer Perspektive zwischen 1945 und 2010. Julia Bee und Heike Lesch thematisieren das Verhältnis zwischen Folter und Film, während Heike Schmitt die Rettungsfolter problematisiert, Maximiliane Brandmaier mit Johannes Kruse ein systematischen Literaturüberblick zu bio-psycho-sozialen Folgen von Folter bietet und Mareike Hofmann die Begut...Achtung! aufgreift. Möge mit Hilfe der dabei vorgestellten vielfältigen Einsichten die gesamte Gesellschaft in ihrer unbedingten Abwehr jeglicher Folter bestmöglich gestärkt werden.
Innsbruck Gerhard Köbler