Denk, Ulrike, Alltag zwischen Studieren und Betteln. Die Kodrei Goldberg - ein studentisches Armenhaus an der Universität Wien in der frühen Neuzeit (= Schriften des Archivs der Universität Wien 16). V&R unipress, Göttingen 2013. 545 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Denk, Ulrike, Alltag zwischen Studieren und Betteln. Die Kodrei Goldberg - ein studentisches Armenhaus an der Universität Wien in der frühen Neuzeit (= Schriften des Archivs der Universität Wien 16). V&R unipress, Göttingen 2013. 545 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Das vorliegende stattliche Werk ist die von Kurt Mühlberger angeregte und betreute, 2011 fertiggestellte und von der Universität Wien angenommene, mit einem prosopographischen Anhang (52 Amtsträger zwischen 1469 und 1764, 111 namentlich bekannte Scholaren zwischen 1514 und 1727) sowie einem hilfreichen Register versehene Dissertation der am Archiv der Universität Wien tätigen Verfasserin in einer leicht überarbeiteten Form. Sie gliedert sich außer in eine Einleitung, in welcher der Forschungsstand zu den im Titel ausgelassenen (zur Zahlung sämtlicher Kosten nicht fähigen) pauperes und die Quellen zur Kodrei Goldberg geschildert werden, und eine Zusammenfassung in drei Kapitel. Sie betreffen die Universität im Mittelalter und in der frühen Neuzeit unter besonderer Berücksichtigung Wiens, die Kodrei Goldberg und die Haltung der Obrigkeiten (Universität, Stadt und Landesfürst) gegenüber den zahlreichen pauperes.
Grundlage der Untersuchung ist das für die aus einer Stiftung der Barbara Kurz im Jahre 1469 entstandenen Kodrei (zu mhd. kote, Hütte) Goldberg sehr umfangreiche Quellenmaterial zum studentischen Leben, das vor allem aus dem 18. und 19. Jahrhundert im Universitätsarchiv Wien überliefert ist. Zu den Lebensumständen der nur selten namentlich bezeichneten Studenten finden sich dort zwar vergleichsweise nur wenige Stücke, doch gewähren sie der umsichtigen Verfasserin einen guten Einblick. Durch sorgfältige Auswertung gelingen ihr zahlreiche aufschlussreiche Einsichten.
So ergab sich etwa, dass die während des Aufenthalts an der Universität anfallenden Kosten ein Vielfaches des jährlichen Entgelts eines Handwerkergesellen betrugen. Dementsprechend waren die Scholaren auf Einkünfte aus Bettelei angewiesen. Da Betteln von der Obrigkeit aber seit dem 18. Jahrhundert eingeschränkt wurde, musste die Kodrei Goldberg (1735) den sonstigen Stiftungshäusern gleichgestellt werden.
Innsbruck Gerhard Köbler