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Siebels, Volker, Ernst Landsberg (1860-1927). Ein jüdischer Gelehrter im Kaiserreich (= Beiträge zur Rechtsgeschichte des 20. Jahrhunderts 68). Mohr (Siebeck), Tübingen 2011. XI, 233 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

Siebels, Volker, Ernst Landsberg (1860-1927). Ein jüdischer Gelehrter im Kaiserreich (= Beiträge zur Rechtsgeschichte des 20. Jahrhunderts 68). Mohr (Siebeck), Tübingen 2011. XI, 233 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der Verfasser wurde 1942 geboren und studierte vermutlich wie andere Angehörige seines Jahrgangs im normalen Studiengang Rechts- und Staatswissenschaften. Zwischen 1969 und 2007 war er mit unterschiedlichen Aufgaben bei der deutschen Lufthansa AG tätig. Nach seiner Pensionierung im Jahre 2007 erfüllte er sich wohl einen Lebenstraum, nahm ein Promotionsstudium an der Universität Köln auf und legt nunmehr seine gelungene Dissertation vor.

 

Aufgebaut ist die Untersuchung chronologisch. Deswegen folgen der kurzen Einleitung die Abschnitte (vermögende) Familie und Jugend (1860-1876), Studentenjahre und Referendarzeit (1876-1883), Habilitation und erste Lehrtätigkeit (1883-1885), Habilitation für Strafrecht, Studienreise nach Italien, Ernennung zum außerordentlichen Professor, Ende der Forschung im Bereich des mittelalterlichen römischen Rechts (1885-1888), Ablehnung des Rufs nach Königsberg, das furtum des bösgläubigen Besitzers, die Quaestionen des Azo (die eigenltich zur Forschung im Bereich des mittelalterlichen römischen Rechts gehören könnten und korrekter anscheinend als die questiones des Azo zu zitieren wären) (1888-1890), Beginn der Arbeit am Lebenswerk, Bemühen um eine Honorarprofessur, etatmäßiges Extraordinariat (1890-1896), Hochzeit, Familie der Braut, Herausgabe des ersten Halbbands der dritten Abteilung der Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Geburt des Sohnes Erich Adolf (1896-1899), persönliches Ordinariat, Geburt des Sohnes Paul Ludwig, Paul Silverberg übernimmt die väterlichen Unternehmen, Lehrbuch des BGB, Dekan (1899-1910), Herausgabe des zweiten Halbbands der dritten Abteilung der deutschen Rechtswissenschaft, politische Tätigkeit, Wahl zum Rektor, Verlust eines Sohnes, Kriegsende (1910-1918) und Neuaufbau, politische Tätigkeit nach 1918, Jubiläumsprofessur, Abitur des Sohnes Paul Ludwig, Verleihung des Ordinariats Zitelmann, Strafverteidigung, Tod (1918-1927). Dem schließen sich am Ende eine Zusammenfassung und ein Epilog an.

 

Insgesamt arbeitet der Verfasser in kurzen Absätzen und vielfach ausgreifend auf Zeitgenossen überzeugend die besondere Lebensleistung Landsbergs heraus, die in der Vervollständigung der Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft des 1883 plötzlich in den Bergen verunglückten Lehrers Roderich Stintzing besteht. Sie ist ein bis heute nicht ersetztes Standardwerk. Zugleich macht der Verfasser aber auch sehr deutlich, dass Landsberg trotz aller Anerkennung wegen seiner Eigenschaft als Jude in seinem Fortkommen in vielen Hinsichten benachteiligt wurde.

 

Innsbruck                                                        Gerhard Köbler