AAAKöbler, Gerhard, Die Häufigkeit der zur Darstellung des Altnordischen verwendeten Buchstaben
Köbler, Gerhard
Die Häufigkeit der zur Darstellung des Altnordischen verwendeten Buchstaben
Das Altnordische ist neben dem Gotischen, Altenglischen, Althochdeutschen, Altniederdeutschen (Altsächsischen, Altniederfränkischen) und Altfriesischen eine germanistische Einzelsprache. Sie tritt nach den ältesten, bis ins zweite nachchristliche Jahrhundert zurückreichenden Runeninschriften des Urnordischen im 12. Jahrhundert in schriftlicher Überlieferung hervor. Dabei betrifft die Aufzeichnung vor allem poetische und prosaische Literatur, daneben auch Rechtstexte. Die Grenze zum Neunordischen wird bei etwa 1500 gezogen.
Der durch die Quellen überkommene Wortschatz der verschiedenen altnordischen Einzelsprachen (altostnordisch = altdänisch, altschwedisch; altwestnordisch, altnorwegisch, altisländisch, altfaröisch) ist schon mehrfach lexikalisch erfasst worden. Die einzelnen Lexika sind aber insgesamt noch unzureichend. Am besten gibt wohl den Grundwortschatz Jan de Vries' Altnordisches etymologisches Wörterbuch, 2. A. Leiden 1962 wieder, das freilich auch, da zu spekulativ, als etymologisch nicht völlig zuverlässig eingeschätzt wird.
Immerhin ermöglicht es in Parallele zu entsprechenden Arbeiten zum Indogermanischen (1980, 2. A. 1982), Germanischen (1981), Gotischen (1981), Altniederdeutschen (2. A. 1982), Altfriesischen (1983), Altenglischen (1985) und Althochdeutschen (3. A. 1987) eine erste, nach dem altwestnordischen Altisländischen normalisierte streng alphabetisch geordnete Erfassung des Grundwortschatzes, der sich auf etwa 12000 Wörter schätzen lässt. Dabei beginnt der einzelne Artikel mit dem Lemma in einer normalisierten Hauptform und eventuellen Nebenformen, welche grundsätzlich auch als Verweise auf die Hauptform aufgenommen sind. Es folgt die Angabe der Sprache (an.). Dem ist eine grammatikalische Bestimmung des Wortes angefügt. Bei der anschließenden Ermittlung der Bedeutung ist ein Mittelweg zwischen ganz spezieller Bedeutung im einzelnen Kontext und allgemeiner, durch die Kontexte nicht immer gesicherter etymologisch ausgerichteter Bedeutung versucht worden. Im Anschluss hieran werden fremdsprachliche Wörter angeführt, welche formal oder inhaltlich das nationalsprachliche Wort beeinflusst haben (könnten). Weiter werden Hinweise auf nahestehende Wörter gegeben, wie etwa von Grundwörtern auf Komposita. Den Beschluss bildet meist ein Hinweis auf die einschlägige Seitenzahl de Vries'. Darüberhinaus sind, soweit vorhanden, lateinische Übersetzungsgleichungen angefügt, um deren altnordische Bestandteile das Material de Vries' auch erweitert ist.
Formal ist erschlossenes Material durch * und sind Homonyme durch (1), (2) usw., hapax legomena durch 1 kenntlich gemacht. Klammern und Fragezeichen deuten Unsicherheiten und Vorbehalte an. Erkennbare Teile von Wörtern sind durch Bindestriche abgesondert. Þ bzw. þ steht hinter t, ð hinter d, j hinter i, æ, ø, œ und ǫ hinter y.
In den 12443 erfassten Ansätzen und Verweisen sind 69496 Zeichen enthalten. Daraus errechnet sich eine durchschnittliche Ansatzlänge von 5,5851 Zeichen. Zur Darstellung des Altnordischen ist grundsätzlich das Buchstabensystem (Alphabet) des klassischen Lateinischen verwendet, das aber in bestimmten Hinsichten auf Besonderheiten des Altnordischen angepasst werden muss.
Ausgangspunkt sind also die 24 Zeichen des lateinischen Alphabets (a, b, c, d, e. f, g, h, i, k, l, m, n, o, p, q, r, s, t, u, v, x, y, z), wobei das q aber im Altnordischen nicht verwendet wird. Hinzu kommen als altnordische Sonderzeichen j, þ und w sowie æ, œ, ø, ǫ. Hieraus ergibt sich eine Gesamtzeichenzahl von 30 (23 + 7) Zeichen.
Die Häufigkeit ihrer Verwendung hat mich schon von Beginn meiner Beschäftigung mit dieser Sprache besonders interessiert. Ich habe aber in der Literatur hierzu bislang keine besonderen genauen Angaben vorgefunden. Deswegen habe ich sie mit Hilfe eines von Josef Schönegger freundlicherweise für mich entwickelten Sortierprogramms selbst ermittelt.
Dieses gelangt unter der in der elektronischen Datenverarbeitung selbverständlichen Vereinzelung aller 30 Buchstaben (z. B. a, b, c, d usw.) und 60 Buchstabenvarianten (z. B. a, á, à usw.) zu folgenden Erkenntnissen:
Asc
Hex
Zeichen
Häufigkeit
97
61
a
7458
65
41
A
5
257
101
ā
768
230
0
æ
603
98
62
b
1022
66
42
B
29
384
180
ƀ
3
99
63
c
5
100
64
d
1325
68
44
D
13
240
00F0
ð
1768
101
65
e
2968
69
45
E
17
275
113
ē
154
102
66
f
1982
70
46
F
13
103
67
g
3106
71
47
G
27
104
68
h
1443
72
48
H
36
105
69
i
5131
73
49
I
4
299
012B
ī
580
298
012A
Ī
4
106
006A
j
1319
74
004A
J
4
107
006B
k
3306
108
006C
l
4622
76
004C
L
4
109
006D
m
1725
77
004D
M
10
110
006E
n
4495
78
004E
N
14
111
006F
o
979
79
004F
O
9
333
014D
ō
702
339
153
œ
365
248
00F8
ø
134
491
01EB
ǫ
713
112
70
p
1197
114
72
r
8205
82
52
R
27
115
73
s
4074
83
53
S
25
116
74
t
3391
84
54
T
2
254
00FE
þ
493
222
00DE
Þ
3
117
75
u
1573
363
016B
ū
522
362
016A
Ū
2
117,815
0075,032F
u̯
1
118
76
v
1525
86
56
V
17
119
77
w
29
120
78
x
57
121
79
y
1010
89
59
Y
4
563
233
ȳ
331
122
007A
z
142
Hieraus lassen sich folgende Häufigkeiten ermitteln
Zeichen
Varianten
Häufigkeit
Prozent
A
a A ā æ
8834
12,70%
(a
aA ā [ohne æ]
8231
11,8 %)
(ae
æ
603
0,9 %)
B
b B ƀ
1054
1,50%
C
c
5
0,00%
D
d D ð
3106
4,50%
E
e E ē
3139
4,50%
F
f F
1995
2,90%
G
g G
3133
4,50%
H
h H
1479
2,10%
I
i I ī Ī
5719
8,20%
J
j J
1323
1,90%
K
k
3306
4,80%
L
l L
4626
6,70%
M
m M
1735
2,50%
N
n N
4509
6,50%
O
o O ō œ ø ǫ
2902
4,20%
(o
o O ō [ohne œ, ø, ǫ]
1690
2,4 %)
(œ
œ
365
0,5 %)
(ø
ø
134
0,2 %)
(ǫ
ǫ
713
1,0 %)
P
p
1197
1,70%
R
r R
8232
11,80%
S
s S
4099
5,90%
T
t T
3393
4,90%
Þ
þ Þ
496
0,70%
U
u ū Ū
2097
3,00%
V
u̯ v V
1543
2,20%
W
w
29
0,00%
X
x
57
0,10%
Y
y Y ȳ
1345
1,90%
Z
z
142
0,20%
Summe (ohne Sonderzeichen)
69495
100%
Ordnet man die Buchstaben nach ihren Häufigkeiten, so entsteht folgende Reihung
A
a A ā æ
8834
12,70%
R
r R
8232
11,80%
(a
aA ā
8231
11,8 %)
I
i I ī Ī
5719
8,20%
L
l L
4626
6,70%
N
n N
4509
6,50%
S
s S
4099
5,90%
T
t T
3393
4,90%
K
k
3306
4,80%
E
e E ē
3139
4,50%
G
g G
3133
4,50%
D
d D ð
3106
4,50%
O
o O ō œ ø ǫ
2902
4,20%
U
u ū Ū
2097
3,00%
F
f F
1995
2,90%
M
m M
1735
2,50%
(o
o O ō
1690
2,4 %)
V
u̯ v V
1543
2,20%
H
h H
1479
2,10%
Y
y Y ȳ
1345
1,90%
J
j J
1323
1,90%
P
p
1197
1,70%
B
b B ƀ
1054
1,50%
(ǫ
ǫ
713
1,0 %)
(ae
æ
603
0,9 %)
Þ
þ Þ
496
0,70%
(œ
œ
365
0,5 %)
Z
z
142
0,20%
(ø
ø
134
0,2 %)
X
x
57
0,10%
W
w
29
0,00%
C
c
5
0,00%