Nuhn (von Hersfeld), Johannes, Die „Wallensteiner Chronik“ mit Auszügen aus Nuhns „Chronologia“, bearb. v. Krafft, Otfried (= Veröffentlichungen der historischen Kommission für Hessen 7, Chroniken von Hessen und Waldeck 3). Historische Kommission für Hessen, Marburg 2013. XIV, 202 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Nuhn (von Hersfeld), Johannes, Die „Wallensteiner Chronik“ mit Auszügen aus Nuhns „Chronologia“, bearb. v. Krafft, Otfried (= Veröffentlichungen der historischen Kommission für Hessen 7, Chroniken von Hessen und Waldeck 3). Historische Kommission für Hessen, Marburg 2013. XIV, 202 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Johannes Nuhn (oder Nohen) wurde nach eigenen Angaben in Hersfeld am 25. Januar 1442 geboren , studierte seit 1461 in Erfurt, stand wohl bis 1475 im Dienste des Grafen Heinrich XI. von Henneberg-Schleusingen und hielt sich ab etwa 1480 (vielleicht als Erzieher) in der Nähe Landgraf Wilhelms II. von Hessen sowie Konrads von Wallenstein auf. Wohl schon um 1485 war er (als Johann Felker, den man nennet Nuen) Weltpriester in Hersfeld, wo er am Ende des Jahres 1523 mit anderen Priestern bei dem Hersfelder Pfaffensturm (im Alter von 81 Jahren) vertrieben wurde. Durch seine 1523 abgeschlossene Wallensteiner Chronik der zwischen Homberg an der Efze und Hersfeld auf den Burgen Wallenstein und Neuenstein ansässigen Adelsfamilie Wallenstein, eine Hessische Chronik, eine Chronologia und vermutlich eine Chronica und altes Herkommen ist er literarisch bedeutsam hervorgetreten.
Der Bearbeiter der beiden jüngeren und bisher weniger bekannten Werke Nuhns schloss sein Studium der mittleren und neueren Geschichte, der historischen Hilfswissenschaften und der Rechtsgeschichte in Marburg 1996 mit dem Magister Artium ab. 2003/2004 wurde er auf Grund der von Jürgen Petersohn betreuten Dissertation über Papsturkunde und Heiligsprechung - Die päpstlichen Kanonisationen vom Mittelalter bis zur Reformation promoviert. Seit 2006 ist er als akademischer Rat an der Universität Marburg tätig.
Sein mit 9 farbigen Bildtafeln versehenes Werk beschreibt nach einer kurzen Einführung die Wallensteiner Chronik und ihre fragmentarische Überlieferung sehr genau und gelangt insgesamt zu dem Ergebnis, dass der Verfasser sich an Hand der Wallensteiner mit grundsätzlichen politischen Fragen seiner Zeit auseinandersetzte. Der Edition auf den Seiten 59-97 folgt zwecks Vervollständigung des Eindrucks von Nuhns hstoriographischen Schaffens eine Untersuchung der Chronologia und ein Abdruck des das ausgehende Mittelalter (1353-1517) betreffenden Teiles, weil die an sich wünschenswerte Gesamtedition der von Augustus bis 1523 reichenden annalistischen Weltchronik nur mit ungleich größerem Aufwand zu leisten wäre. Ein Verzeichnis der verwendeten Quellen und Literatur sowie ein Register der erwähnten Personen und Orte schließen die begrüßenswerte erste wissenschaftlich-kritische Edition der ältesten Adelschronik Hessens und der Päpste, Kaiser, Hessen, Hersfeld und Fulda berührenden, einsichtigerweise auf einen bestimmten Zeitabschnitt beschränkten Chronologia, die zu neuen Erkenntnissen über den Verfasser und die Geschichtsschreibung seiner Zeit führen, vorteilhaft ab.
Innsbruck Gerhard Köbler