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Scheubel, Beatrice, Bismarck’s Institutions. A Historical Perspective on the Social Security Hypothesis (= Beiträge zur Finanzwissenschaft 31). Mohr (Siebeck), Tübingen 2013. XVI, 280 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

Scheubel, Beatrice, Bismarck’s Institutions. A Historical Perspective on the Social Security Hypothesis (= Beiträge zur Finanzwissenschaft 31). Mohr (Siebeck), Tübingen 2013. XVI, 280 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der in Schönhausen in der Altmark 1815 geborene Otto von Bismarck wurde nach dem Studium der Rechtswissenschaft in Göttingen und Berlin und einer kürzeren Tätigkeit im Staatsdienst 1839 Landwirt. 1849 stieg er für die Konservative Partei in der zweiten Kammer Preußens zum Abgeordneten auf und wurde nach diplomatischen Tätigkeiten in Sankt Petersburg und Paris mit dem Amt des Ministerpräsidenten Preußens betraut. Gleichwohl begründete er 1881 die weltweit vorbildliche Sozialversicherung des Deutschen Reiches, verband dies aber mit der Vorstellung, dass durch diese staatliche Fürsorge die Arbeiter von der Hinwendung zu sozialistischen oder sozialdemokratischen Parteien abgehalten werden könnten.

 

Die vorliegende Arbeit ist die von Hans-Werner Sinn betreute, 2012 angenommene Dissertation der 1984 geborenen, in München und Warwick in Wirtschaftswissenschaft ausgebildeten Verfasserin. Sie gliedert sich in insgesamt sechs Kapitel. Zunächst geht die Autorin auf den Zusammenhang zwischen Geburtenrate und Familie ein, verfolgt dann den Rückgang der Geburtenhäufigkeit in Deutschland, schildert danach Bismarcks Rentensystem, wendet sich daraufhin der Beziehung der sozialen Sicherheit zur Geburtenrate und der Verbindung von Pension und Geburtenrate zu und nimmt am Ende einen Ausblick auf die Zukunft vor. Zahlreiche Übersichten sichern ihre aus dem reichen statistischen Material gewonnenen vielfältigen Einsichten ab.

 

Im Mittelpunkt der interessanten und aufschlussreichen Untersuchung steht dabei der seit dem Ende des 19. Jahrhunderts (mit allmählich weltweiter Ausdehnung) erkennbare Rückgang der Geburtenrate. Nach der ansprechenden Erkenntnis der Verfasserin geht dieser Vorgang vor allem auf die Schaffung sozialer Sicherheit durch die Politik Otto von Bismarcks zurück. Veranschaulicht wird dies in der bedauerlicherweise einer deutschen Zusammenfassung entbehrenden Studie auch durch zwei Schwarz-Weiß-Abbildungen einer fränkischen Familie, die im Jahre 1892 drei Kinder und im Jahre 2011 zwei Kinder zeigen und dabei einen Satz Konrad Adenauers von 1957 vor dem Durchbruch der medikamentösen Empfängnisverhütung (Kinder kriegen die Leute immer) einem Ausspruch Theodor Heuss’ von 1955 (Die größte Revolution unseres Jahrhunderts ist die veränderte Stellung der Frau) gegenübersetzen.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler