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Gehm, Britta, Die Hexenverfolgung im Hochstift Bamberg und das Eingreifen des Reichshofrates zu ihrer Beendigung. Olms, Hildesheim 2000, IV, 362 S., 2. Aufl. 2012, Neudruck 2013. Besprochen von Gerhard Köbler.

Gehm, Britta, Die Hexenverfolgung im Hochstift Bamberg und das Eingreifen des Reichshofrates zu ihrer Beendigung. Olms, Hildesheim 2000, IV, 362 S., 2. Aufl. 2012, Neudruck 2013. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Dass Menschen (ohne Geräte) durch die Luft fliegen und sich in Tiere verwandeln können, ist im Gegensatz zur der Tatsache, dass Menschen giftige Getränke herstellen können, bisher nicht erwiesen. Gleichwohl kennt bereits das Altertum die besondere Figur der Hexe. Im Heiligen römischen Reich bildeten sich vielleicht im frühen 15. Jahrhundert entsprechende Vorstellungen aus, die zu einer grausamen Verfolgung zahlreicher missliebiger Menschen führten.

 

Zwecks konkreter Betrachtung einzelner Ausschnitte eines in seiner Gesamtheit kaum fassbaren Vorgangs sind bisher zahlreiche Einzeluntersuchungen erarbeitet worden, die zusammengenommen zu einer deutlichen Verringerung der tatsächlichen Gesamtzahl der Opfer geführt haben. Eine bedeutsame Einzelstudie hat in diesem Zusammenhang Britta Distler (unter ihrem Mädchennamen) im Jahre 1999 in ihrer von Günter Jerouschek in Jena betreuten Dissertation vorgelegt. Ihre dabei gewonnenen Erkenntnisse haben - nach Ansicht der Verfasserin durch die Tausendjahrfeier des Bistums Bamberg 1007 beflügelt - bewirkt, dass die eine chronologische Liste der Prozessopfer (S. 292-362) enthaltende Arbeit in einer zweiten Auflage veröffentlicht werden konnte und sich auch für diese ein zusätzlicher Nachdruck als vorteilhaft und notwendig erwiesen hat.

 

Gegliedert ist die Untersuchung nach einer sachkundigen Einführung in Forschungsstand und Forschungsziel in drei Teile. Sie betreffen die Entwicklungen vor dem Verfolgungsbeginn im Hochstift, die Prozessführung von 1595 bis 1630 und das Ende der Hexenprozesse. Insgesamt kann dabei die Verfasserin in sorgfältiger Auswertung der verfügbaren Quellen zeigen, das die eigentliche Verfolgungszeit nur wenige Jahrzehnte währte und durch das Eingreifen des Reichshofrats im Jahre 1629 in Sachen Peter Fürst einem nahen Ende zugeführt werden konnte, wenngleich der Irrweg einer Hexenverfolgung von mit Verstand begabten Menschen eigentlich niemals hätte beschritten werden und schon gar nicht von einer die menschliche Nächstenliebe in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen stellenden Heilslehre gefördert hätte werden dürfen.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler