Ferguson, Niall, Der Niedergang des Westens. Wie Institutionen verfallen und Okonomien sterben, aus dem Engl. übers. v. Schmidt, Klaus-Dieter. Propyläen, Berlin 2013. 201 S., graph. Darst. Besprochen von Gerhard Köbler.
Ferguson, Niall, Der Niedergang des Westens. Wie Institutionen verfallen und Ökonomien sterben, aus dem Engl. übers. v. Schmidt, Klaus-Dieter. Propyläen, Berlin 2013. 201 S., graph. Darst. Besprochen von Gerhard Köbler.
Wie Erdinneres und umhüllendes Universum so ist auch die Erdkruste mit den darauf befindlichen Gesellschaften der Menschen in zeitlichem Wandel, dessen Geschichte in groben Umrissen ermittelt und dessen Zukunft nicht sicher vorhergesehen werden kann. Dabei haben sich nacheinander das römische Weltreich, das Reich der Franken, die Großmächte Europas (vor allem England) und die Vereinigten Staaten von Amerika führende Stellungen erarbeitet. In die Zukunft gerichtet befürchtet der Verfasser angesichts des allgemein zu beobachtenden Verfallens von Institutionen und Sterbens von Ökonomien einen Niedergang des Westens.
Der 1964 in Glasgow geborene , in Oxford in Geschichte ausgebildete Autor wurde 1989 auf Grund einer Dissertation über Business and Politics in the German Inflation (Hamburg 1914-1924) promoviert. Nach Tätigkeiten an der Oxford University und der Stanford University wechselte er 2004 nach Harvard. Auf Grund seiner Untersuchungen zur europäischen Wirtschaftsgeschichte wurde er gleichzeitig als einer der 100 einflussreichsten Menschen der Welt eingestuft, eine für Historiker durchaus ungewöhnliche Auszeichnung.
Das im Original 2012 unter dem Titel The Great Degeneration in den Penguin Books erschienene Werk beruht auf den 2012 von BBC Radio 4 ausgestrahlten Reith Lectures. Es gliedert sich nach einer kurzen Einleitung, in der die Gründe dafür dargelegt werden, warum Institutionen scheitern, in vier Kapitel über den menschlichen Bienenstock (Englands), die darwinistische Wirtschaft, die Landschaft des Rechtes (im viktorianischen England), an deren Ende die Herrschaft der Rechtsanwälte steht, und zivile und unzivile Gesellschaften. Am Ende erklärt er das geringere Wachstum des Westens aus den demokratischen Defiziten des ersten Kapitels, der regulatorischen Fragilität des zweiten Kapitels, der Herrschaft der Rechtsanwälte des dritten Kapitels und der unzivilen Gesellschaft des vierten Kapitels und vermisst bei dem Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika in der Gegenwart das Fehlen jeglichen Zukunftsprojekts, so dass er wehmütig auf den frohen, zuversichtlichen Morgen von 1989 zurückblickt, als der Westen wirklich gesiegt zu haben schien und im Gegensatz zur gegenwärtigen Degeneration eine große Regeneration ihren Anfang nahm.
Innsbruck Gerhard Köbler