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Dillinger, Johannes, Kinder im Hexenprozess. Magie und Kindheit in der frühen Neuzeit. Steiner, Stuttgart 2013. 264 S., 10 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

Dillinger, Johannes, Kinder im Hexenprozess. Magie und Kindheit in der frühen Neuzeit. Steiner, Stuttgart 2013. 264 S., 10 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der Hexenprozess interessiert die allgemeine Öffentlichkeit seit seinen Anfängen sehr. Stand dabei in der vergangenen Gegenwart vor allem der sichtbare Ausgang in der Form der qualvollen Hinrichtung im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, so sind es in der anschließenden wissenschaftlichen Forschung vor allem Ausmaß, Herkunft und einzelne besonderen Facetten. Zu ihnen gehört auch die Einbeziehung der Kinder, wie sie der Verfasser in seiner vorliegenden Darstellung sachkundig vornimmt.

 

Geboren in Saarlouis 1968, wurde er nach dem zwischen 1989 und 1995 in Tübingen und Norwich in England durchgeführten Studium von Geschichte, katholischer Theologie und Pädagogik 1998 in Trier mit der Dissertation Böse Leute - Hexenverfolgungen in Schwäbisch-Österreich und Kurtrier im historischen Vergleich (von etwa 1300 Hexenverfolgungen) promoviert. Im Jahre 2006 wurde er auf Grund einer Schrift über Die politische Repräsentation der Landbevölkerung in Neuengland und Europa in der frühen Neuzeit habilitiert. Die neue Studie greift thematisch auf den Ausgangspunkt des Jahres 1994 über Hexenprozesse in Horb verdichtend und weiterführend zurück.

 

Gegliedert ist sie in vier Abschnitte über Fragen und Kontexte der Kinderhexen, Bedingungen der Kinder in ihrer Zeit, Fallstudien (Anna Maria Hauber Roßwälden bei Esslingen 1663, Maria Ostertegin Ellwangen 1613, Maria Ulmerin Rottenburg am Neckar 1594-1608, Hans Douck Schwerin 1643, Johann Gottlieb Adami Annaberg 1713, Andree Vorsthofer Henndorf bei Salzburg 1678, Franz Schneider Sigmaringen 1668 und AltjeAhlers Sankt Margarethen bei Itzehoe 1694) und Muster und Strukturen. Im Ergebnis stuft der Autor die Kinderhexenprozesse grundsätzlich als starke Hexenprozesse ein, die regionale Verfolgswellen ebenso eröffnen wie abschließen konnten. Wenn sein Buch, so erklärt er am Ende seiner eindringlichen Darlegungen, über die historischen Debatten hinaus ein wenig dazu beitragen könnte, dass mit Kindern und ihren Äußerungen verantwortungsvoller umgegangen würde, hätte es viel erreicht.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler